4.1 Linearer und Nonlinearer Schnitt

Der heutige Schnitt wird im Videobereich ausschließlich am Computer vollzogen. In den Zeiten, als Video ein analoges Medium war und Camcorder elektromagnetische Impulse auf Band aufzeichneten, war es nur möglich, einen Film zu schneiden, indem man die einzelnen Szenen in der gewünschten Reihenfolge auf ein anderes Band analog kopierte. Abgesehen davon, dass es bei diesem Verfahren zu Verlusten in der Bild- und Tonqualität kam, konnte man einmal in eine bestimmte Reihenfolge kopierte Szenen nachträglich nicht mehr verändern. Da der Schnitt also darin bestand, die gewünschten Szenen in der richtigen Reihenfolge aneinander zu reihen, spricht man in diesem Zusammenhang vom linearen Schnitt.

Eine Menge Vorteile

Mit der Einführung digitaler Camcorder und der Nachbearbeitung am Computer hat sich das entscheidend geändert. Das hat den Vorteil, dass die Aufnahmen digital aufgezeichnet werden. Da dies genau genommen nur die Aufzeichnung einer Kombination aus Nullen und Einsen ist, ergeben sich theoretisch keinerlei Kopierverluste, da selbst nach der fünften Kopie eine Eins immer noch eine Eins und eine Null immer noch eine Null ist.

Der wichtigere Vorteil liegt jedoch in der Freiheit, die man beim Anordnen der Szenen erhält. Nun muss man nämlich nicht mehr die Szenen eine um die andere aneinander reihen. Es ist zu jedem Zeitpunkt möglich, Szenen auszutauschen und zu verlängern oder zu verkürzen, sofern man sie vorher gedreht hat. Es muss technisch gesehen nicht mehr in der chronologischen Reihenfolge des Films geschnitten werden. Deshalb spricht man hier vom nonlinearen Schnitt.

4.1.2 Der Rechner

Grundsätzlich ist jeder handelsübliche noch einigermaßen halbwegs aktuelle Computer in der Lage, mit Videodateien umzugehen. Allerdings gilt vor allem bei hochauflösendem Video: Je mehr Performance desto besser. Wollen Sie die Formate HDV oder AVCHD bearbeiten, so stellt eine CPU mit 3–4 GHz schon die absolute Untergrenze dar. Noch besser geeignet sind moderne Dual- oder Quad-Prozessoren, wie sie heutzutage gängigerweise verbaut werden. Was den Speicherplatz anbelangt, gilt grundsätzlich auch: Je mehr Sie davon haben, desto besser und komfortabler können Sie damit arbeiten. Dazu benötigt Ihr Rechner noch eine Firewire-Schnittstelle (auch: IEEE 1394) und am besten einen USB2-Anschluß. Diese Anforderungen gehören aber schon seit geraumer Zeit zu jedem Standard-Rechner. Für die Ausgabe auf DVD benötigen Sie einen DVD-Brenner (ebenfalls Standard); noch besser wäre ein Blu-ray-DVD-Brenner, da sich dieser für die Ausgabe von hochauflösenden Videos eignet.

Wollen Sie aber im nach wie vor gebräuchlichen Standardformat, wie zum Beispiel MiniDV es bietet, filmen, genügt Ihnen durchaus ein Computer, der auf dem Gebrauchtmarkt für unter zweihundert Euro zu haben ist.

4.1.3 Die Software

Die Softwarehersteller sind fleißig. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass es mehrere Dutzend Programme gibt, mit denen Sie Videos bearbeiten können. Dabei reicht die Preisspanne der angebotenen Software von gratis bis hin zu mehreren tausend Euro. Für die Software gilt in der Regel erst einmal das Gleiche wie für den Camcorder: Die beste ist die, mit der Sie am besten zurechtkommen. Manche der angebotenen Lösungen erfordern eine lange Einarbeitungszeit. Wenn Sie diese Zeit nicht haben oder nicht investieren wollen, werden Sie selten zu guten Schnittergebnissen kommen. Da kann die Software noch so gut sein.

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Abb. 4.02 Software zur Videobearbeitung gibt es wie Sand am Meer. Doch die Unterschiede in Leistungsumfang und Preis sind gravierend. Man sollte vorher wissen, was man braucht.

Erst mal testen

Wenn Sie mit Schnitt-Software noch gar keine Erfahrungen gemacht haben, sollten Sie von dem Angebot Gebrauch machen, dass Ihnen jeder Hersteller von Software in der Regel bietet. In diversen Fachzeitschriften sind oft Testversionen entsprechender Software beigelegt. Diese Testversionen sind meistens im Funktionsumfang nicht eingeschränkt. Lediglich die Nutzungsdauer ist zeitlich limitiert; in der Regel auf 30 Tage. Dieser Zeitraum reicht für umfangreiche Tests und erste Erfahrungen aus. Zumindest bis man sich zu einer Kaufentscheidung durchgerungen hat. Die Testversionen von diversen Schnittprogrammen lassen sich auch von den Internet-Seiten der Hersteller herunterladen.

Ein Schnittprogramm, das leicht zu bedienen ist und den Einsteiger nicht überfordert, sollte auch noch die Ansprüche des fortgeschrittenen Cutters befriedigen können, denn wenn Sie sich erst einmal mit der Materie intensiv befasst haben, werden Sie rasch Fortschritte machen. Doch das stellt kein Problem dar. Die gängigsten Einsteigerlösungen bieten einen Funktionsumfang, der in den meisten Fällen weit über das hinausgeht, was Sie brauchen, um Ihre Filme professionell und anspruchsvoll zu bearbeiten. Viele enthalten Spielereien, die zwar einmal ganz nett anzusehen sind, die aber für die erweiterte Praxis völlig unbrauchbar sind. Zahlreiche Effektblenden oder auch die Möglichkeit, einen Film automatisch vom Rechner schneiden zu lassen, zählen meiner Meinung nach dazu.

Zu den gängigen Einsteiger-Lösungen, die auch dem ambitionierten Hobbyisten genügen, zählen die weitverbreiteten und ausgereiften Programme Adobe Premiere Elements, Magix Video deLuxe (15), Pinnacle Studio plus und Corel Ulead VideoStudio Plus. Sie kosten alle um die hundert Euro und spielen in derselben Liga. Eine Bewertung dieser Programme würde keinen Sinn machen, da sie sich in ihrem Funktionsumfang und in Teilen ihres Workflows und ihrer Bedienlogik unterscheiden. Testen Sie hier einfach und schauen Sie, mit welcher Software Sie am besten zurechtkommen.

4.1.4 Der Schnittmonitor

Betrachtet man den reinen Schnitt, so ist es egal, welchen Monitor Sie benutzen. Aber spätestens wenn Sie aktiv in das Bild eingreifen und Parameter wie Farbe, Helligkeit, Kontrast oder den Gammawert bearbeiten wollen, kommen Sie mit einem alten Monitor, dessen Farben nicht kalibriert sind, in Schwierigkeiten und es vergeht Ihnen der Spaß am Bearbeiten, da Sie nur schwer beurteilen können, wie Ihr späteres Ergebnis auf dem Fernsehgerät aussieht. Eine gewisse Größe sollte Ihr Schnittmonitor deshalb haben. 22 Zoll im Weitscreen-Format sind durchaus komfortabel und in der Anschaffung nicht mehr zu teuer.

Wenn Sie zudem die Möglichkeit haben, ein Fernsehgerät an den Rechner anzudocken (das funktioniert meistens über die Kameravorschaufunktion, die Programme wie z. B. Magix Video deLuxe bieten, aber auch über geeignete Hardware am Rechner) , haben Sie bestmögliche Bildkontrolle und können bei der Bearbeitung Veränderungen im Bild besser beurteilen.