Warum nicht?

»… und wie so oft hatte ich die Nase dort hineingesteckt, wo ich es nicht hätte tun sollen. Ich war unerfahren, das ist wahr, aber man konnte nicht so leicht erkennen, dass etwas faul war an der Sache. Wenn jemand einen Detektiv beauftragt, eine Villa zu überwachen, kann man eigentlich davon ausgehen, dass er die Villa schützen will. Aber so war es nicht.

Ich war ein Spielstein in dieser ganzen Geschichte. Ein Zeuge.

Der Hausherr hätte sagen können: Es sind ein paar Rowdys eingedrungen, sie haben angefangen, alles zu zertrümmern, haben mich geschlagen, das kann auch der Mann bestätigen, den ich zur Überwachung der Villa angestellt habe. Und die ›Rowdys‹ hätten ihn und mich misshandelt, vor allem mich, und dann wären sie geflüchtet und hätten einen Haufen Sachen mitgenommen. Einschließlich gewisser Unterlagen und Fotografien … ein einfacher, nahezu perfekter Plan.

Bis auf ein Detail.

Ich habe zufällig gesehen, was in dieser Villa geschah.

Ich hätte Zeitung lesend am Ausgang stehen und auf das Ende der Nacht warten sollen. Aber ich war, wie bereits gesagt, noch unerfahren. So hat dieser ganze Skandal, über den auch die Zeitungen berichtet haben, begonnen. Im Grunde war es gut so: Ohne diesen Zwischenfall hätte niemand etwas bemerkt. Dennoch hätte ich mich klüger verhalten sollen. Stattdessen war ich ziemlich unüberlegt und bin ganz schön in Schwierigkeiten geraten.

Im Augenblick ist mir vor allem wichtig, über diesen Keller zu sprechen. Ich erinnere mich nur bruchstückhaft an das, was in den vorangegangenen Stunden geschehen war. Aber ich war auch ziemlich übel zugerichtet. Abgesehen von den Schlägen spürte ich die Last der Demütigung und den Mangel an Nahrung.

Ich weiß nicht, wie sich Jean Salviati Zugang verschafft hatte. Ich weiß nur, dass er sich, nachdem er durch das Fenster gekrochen war, Zeit nahm, sein Werkzeug wieder einzuordnen. Ich beobachtete ihn erstaunt von meiner Ecke aus. Er war ruhig. Er schloss die Tasche, schaltete die Taschenlampe an und inspizierte ohne Eile die Umgebung.

Bis das Licht auf mich fiel.

Er sieht mich, tritt näher und fragt: ›Wer bist du?‹ Ich erwidere: ›Wer bist du?‹

Da begann alles. Ich war kurz davor, mich geschlagen zu geben. Er hatte offenbar begriffen, dass es sich nicht um die übliche Villa eines pensionierten Geschäftsmannes handelte. In diesem Augenblick hatte er zwei Möglichkeiten: entweder sofort zu fliehen oder zu begreifen, in welche Schwierigkeiten er geraten war, und dann zu fliehen. In jedem Fall war er nach den Regeln seines Handwerks genötigt, innerhalb von zwei Minuten die Flucht zu ergreifen. Wenn man vom Diebstahl lebt, muss man eisern sein. Es genügt eine kleine Unachtsamkeit, und du bist am Ende.

Das hat Jean mir später erzählt. Um mir sein Zögern in den ersten Sekunden zu erklären. Ich erinnere mich, dass er zuerst mich angesehen und dann den Blick zum Fenster gehoben hat, durch das er hereingekommen war. Ich habe nichts gesagt. Ich konnte nicht mehr denken, hatte keine Hoffnung mehr.

Jean hat sich neben mich auf den Kellerboden gesetzt.

An diesem Punkt hatte ich offenbar an Klarheit zurückgewonnen. Vielleicht hat mich die Tatsache, einen Ausweg zu sehen, wachgerüttelt.

Ich sag zu ihm: ›Nein.‹

Er begreift nicht. Ich sag also: ›Tut mir leid, wenn ich ohne diese Fotos gehe, ist es aus mit mir.‹ Er sieht mich an, mindestens ein paar Sekunden. In diesem Augenblick kam es mir vor wie Minuten, ach, was sag ich, jede Sekunde wog wie eine Stunde. Ich bleib stumm. Er späht noch immer zum Fenster. Dann wirft er einen Blick auf die Kellertür.

Am Ende steht er auf und sagt: ›Warum nicht?‹«