Der Bericht von Alev Temple und Carson Ammons, dem Zeitungsreporter, der sie auf der Straße nach Baschkale und nach Baku begleitet hatte, erschien später in Buchform: Augenzeugenberichte und Fotos von jenen Grausamkeiten, die im Namen des Osmanischen Reiches an den Armeniern verübt wurden.
Dieses Buch, aber auch viele andere, darunter der Zeitzeugenbericht Geschändetes Armenien, der einem amerikanischen Film mit Anna Q. Nilsson als Grundlage diente, gingen in die internationale Literatur ein, die sich diesem düsteren Kapitel der Geschichte widmet. Oft wurde diesen Berichten vorgeworfen, die Schilderungen seien doch «reichlich übertrieben» oder gar «sensationslüsterne Lügen». Carson Ammons hat darauf stets geantwortet: Mögen die Leser selbst die Wahrheit herausfinden.
*
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs entstand mit Unterstützung des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson die Republik Armenien. Der junge Staat sah sich von Anfang an den Drohungen seitens seiner Nachbarn ausgesetzt. Der Einmarsch der Roten Armee führte zum Sturz der Regierung, Armenien wurde in die Sowjetunion gezwungen.
Als die Sowjetunion 1991 auseinanderbrach, war Armenien der erste Staat außerhalb des Baltikums, der sich wieder für unabhängig erklärte.
*
1920 marschierte die Rote Armee auch bis Baku. Alle Anlagen dort kamen unter sowjetische Leitung, alle früheren Eigentümer verloren ihren Besitz. Die Ölfelder unterstanden fortan der UdSSR.
Wie schon zuvor innerhalb der Triple Entente geplant, wurden die Provinzen Basra und Bagdad und später noch Mossul zu einem neuen Staat zusammengeschlossen – als Pufferzone und Marionettenstaat im Interesse der Briten, die sich damit den Zugriff auf die Ölfelder von Basra sicherten und ihren Handelsweg nach Indien und in den Orient schützten.
Dieses Staatsgebilde nannte man den Irak.
*
In einer Ansprache vom 22. August 1939 soll Adolf Hitler Bedenken gegen seinen Plan, Polen auszulöschen, mit einem Hinweis auf die Vernichtung der Armenier beiseitegewischt haben; auch davon rede doch inzwischen niemand mehr.
1942 prägte Raphael Lempkin, ein Jurist polnischer Herkunft, den Begriff «Genozid» – teilweise auch mit Bezug auf die im Osmanischen Reich verübten Verbrechen am Volk der Armenier.
*
Was das blutige Gefecht auf der schmalen Landzunge an der Ostküste der Halbinsel Abscheron im Jahr 1915 angeht, so hatte John Lourdes tatsächlich für alle Fälle einen Rettungsplan gefasst.
Im Rücken des gestrandeten Tankers hatte er eine Handvoll Ruderboote versteckt. Ein Dutzend Mann hatten das Inferno überlebt. Sie flohen ins Wasser und bestiegen die Boote, von Feuer und Rauch vor allen Blicken verborgen. Unter den Zwölfen befanden sich ein Priester mit Namen Malek und ein junger Mann aus Texas, dessen Berichte über den Vorfall 1937 unter den verloren geglaubten Akten der Creel-Kommission entdeckt wurden – und auf denen dieses Buch beruht.