»Sie haben sie nie wiedergesehen?«, fragte Jona.
»Nein«, sagte Lord Fulton.
»Jede ihrer Geschichten ist so anders. Als ob sie jedes Mal ein anderer wären … Verstehen Sie, was ich meine?«
»Jede Liebe ist auch anders, jede Begegnung«, sagte er.
»Sie wissen so viele Dinge. Die greisen Männer, die schlafenden Frauen zusehen in … in …«
»Kyoto«, sagte er.
»Glauben Sie, dass es die Frauen in Kyoto wirklich gibt, oder ist das ausgedacht?«
»Ich weiß es nicht«, sagte er.
In dem Moment ging die Türe des Reisbüros auf. Eine Gruppe – vier ältere Damen – trat ein. Jona nickte ihnen zu.
»Lord Fulton. Jetzt muss ich auflegen. Ich habe Kunden … Catania«, sagte sie, »die Hotels …«
»Ich melde mich am Dienstag«, sagte er.
»Das ist eine Verabredung«, sagte Jona.
»Das ist eine Verabredung«, bestätige er, »und ich freue mich.«
»Ich mich auch«, sagte Jona. Sie legte auf und wandte sich den vier Damen zu.
»Guten Tag. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Was für ein Geschäft ist das hier?«, fragte eine der vier.
»Ein Reisebüro.«
»Ah … Also, kann man hier nichts kaufen?«
»Doch. Reisen.«
»Sie haben keine Souvenirs? Wir sind aus Plymouth. Wir sind zum ersten Mal in Bath. Maggies Geburtstagsreise.«
Eine andere der Damen winkte. »Ich bin Maggie.«
»Alles Gute zum Geburtstag«, sagte Jona.
»Das Bild«, fragte die Erste und deutete auf das Porträt des Gottes, »das ist nicht zu verkaufen?«
»Nein.«
»Wer ist das?«, fragte die Dame.
»Der Gott Vishnu. Der Erhalter. Immer dann, wenn das Chaos überhandzunehmen droht, steigt er herab und rettet uns.«
»Den könnten wir gut gebrauchen«, sagte Maggie und lachte.
Am Abend klopfte Jona an Muriels Tür.
»Ich habe eine neue Geschichte«, sagte sie.
»Komm rein. Mike ist bei seinem Vater, und Lance ist krank.«
Muriel mixte zwei Gin Tonic.
»Lass hören«, sagte sie und reichte Jona ein Glas.
Und Jona erzählte.
»Er hat sie nie wiedergesehen«, schloss sie die Geschichte.
Muriel runzelte die Stirn. »Ein Romantiker, dein guter Lord …«
»Ja«, sagte Jona. »Und das gefällt mir irgendwie. Glaubst du an die Liebe auf den ersten Blick?«
Muriel überlegte. »Auf gewisse Weise ja. Aber … Der … Der Anfang ist leicht, was danach kommt, das ist das Schwere. Blake, Mikes Vater: Als ich ihn kennengelernt habe … Er hat mich von den Socken gehauen. Wirklich. Großartiger Anfang. Und jetzt bete ich jeden Abend, dass er vom Bus überfahren wird. Oder ins Koma fällt und erst wieder aufwacht, wenn Mike achtzehn ist.« Sie lachte. »Wahrscheinlich nicht gut fürs Karma, solche Gebete. Und Lance, es … Ich kann mir eine Zukunft mit ihm vorstellen. Und doch … Mike ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Wenn Lance nicht mit mir zusammen sein will, weil ich Mike habe, dann ist Lance nicht der tolle, kluge, lustige, großzügige, warmherzige Mann, für den ich ihn halte. Und … Ich … ich habe Angst, dass … Ich weiß auch nicht.«
Jona nickte.
»Aber ich werde es tun«, sagte Muriel, »und dann fährst du nach Schottland und besuchst den Lord.«
Jona nickte.