Die Sonne war bereits seit einiger Zeit untergegangen. Citos Büro wurde vom Licht der Lampe auf seinem Schreibtisch erhellt. Wie so oft saß der junge Politiker noch spät in seinem Büro an der Spitze des Central Towers. Doch an diesem Abend war er nicht wirklich bei der Sache. Er las den gleichen Satz bereits zum dritten Mal, ohne dass ihm der Inhalt im Gedächtnis blieb. Seine Gedanken hingen an der letzten Nacht. Cito schnaubte nachdenklich. Vor seinen Augen verschwammen die Worte auf dem Papier.
Samantha Moore. General Titus hatte ihn nicht erst auf sie aufmerksam machen müssen. Bereits seit einiger Zeit waren ihm ihre Erfolge in den Missionen aufgefallen. In den Gründungsfamilien raunte man sich hinter vorgehaltener Hand zu, dass man ihr Team engagierten sollte, um die wirklichen Raritäten von der Erde zu besorgen. Als Cito sie dann in der Arena gesehen hatte, wusste er, dass sie für sein Vorhaben die ideale Kandidatin war. Bei ihren Talenten und mit dem General als Unterstützer war ihre Karriere im Militär eine beschlossene Sache. Gemeinsam mit Citos Einfluss in der Politik war ihm der Sitz im Oberen Kreis so gut wie sicher! Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. Sams Aussehen war ein großer Bonus obendrauf. Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Ihm hatte gefallen, dass sie genau wusste, was sie wollte. Vertieft in schmutzige Erinnerungen, hörte er erst beim zweiten Mal das Klopfen an seiner Tür.
»Herein!« Seine Stimme klang leicht gereizt. Er fühlte sich ertappt.
Das nervöse Gesicht seines Assistenten schob sich durch den Türspalt. »Entschuldigen Sie die Störung, Berater Cito.«
»Ja ja! Schon gut. Was gibt es?« Er winkte den jungen Mann herein.
Mit einem Räuspern trat dieser an den wuchtigen Schreibtisch aus Marmor heran. »Mich hat eben durch einen Kontakt im Militär eine beunruhigende Nachricht erreicht.«
Die aufrichtige Besorgnis in der Stimme des Mannes ließ Cito aufhorchen. Sein Assistent war niemand, den man schnell aus der Ruhe brachte. Cito lehnte sich in seinem Stuhl zurück, legte das Papier zur Seite und blickte sein Gegenüber erwartungsvoll an.
»Bei einem Einsatz heute auf der Erdoberfläche gab es einen Vorfall. Ein Leutnant gilt seitdem als vermisst.«
»Welcher Leutnant?«
»Samantha Moore.«
Citos Augenbraue wanderte in die Höhe und seine Stirn kräuselte sich. »Was genau ist passiert?«
»Leider wusste mein Kontakt nicht mehr. Aber ich dachte, dass die Information vielleicht wichtig für Sie sei … Ich könnte versuchen, mehr herauszufinden.« Das Gesicht des jungen Mannes bekam hektische, rote Flecken.
Der Berater schürzte nachdenklich die Lippen. Als sein Assistent erneut zum Sprechen ansetzte, hob er seinen Zeigefinger und blickte ihn unter zusammengezogenen Augenbrauen an. »Lassen Sie es gut sein. Danke, dass Sie mich informiert haben.«
Der junge Mann verstand, dass das Gespräch damit beendet war. Er nickte Cito zu, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand wieder.
In Gedanken versunken stand Cito auf und trat an die Fensterfront seines Büros. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und ließ seinen Blick in die Ferne schweifen. Gegen den dunklen Nachthimmel zeichneten sich die unzähligen Schornsteine von Pantalleria ab. Der Rauch der riesigen Öfen kitzelte ihm in der Nase. Er wusste noch genau, wie es war, die Hitze der Maschinen auf seiner Haut zu spüren. Unwillkürlich fuhr er sich durchs Gesicht. Er hatte sich geschworen, nie wieder dorthin zurückzukehren!
Citos Geschick mit Menschen hatte ihm den Zugang zu den Gründungsfamilien verschafft. Scharfsinn, Charme und gutes Aussehen hatten dafür gesorgt, dass er letztendlich die Position des Beraters des Oberen Kreises eingenommen hatte. Und genau diese Fähigkeiten ließen bei der Neuigkeit seine Alarmglocken schrillen. Er konnte es nicht anderen Leuten überlassen, dafür zu sorgen, dass sich die Angelegenheit klärte. Samantha musste nach Elysium zurückkehren. Sie war zu wichtig für seinen Plan. Er knirschte mit den Zähnen. Und wenn etwas anderes als Zufall dahinterstecken sollte, war es umso wichtiger, dass er wusste, was es war. Entschlossen schnaubte er. Er musste mehr erfahren.
Wenige Augenblicke später hatte er den Hörer seines Telefons in der Hand. Mit ruhiger Stimme wies er seinen Assistenten an: »Holen Sie mir General Titus ans Telefon.«
Es dauerte ein paar Minuten, bis der schmale Apparat auf Citos Schreibtisch ein leises Läuten von sich gab.
»Ich höre.«
»General Titus für Sie, Berater Cito.« Die Stimme seines Assistenten klang stumpf aus der Hörmuschel. Ihr folgte ein leises Klicken und das Atmen des älteren Mannes war zu hören.
»General Titus! Ich störe Sie nur ungern zu dieser späten Stunde.« Cito massierte sich mit seiner freien Hand die Schläfen.
»Ich habe Ihren Anruf erwartet. Sie haben von dem Vorfall mit Leutnant Moore gehört?«
»Ja, ich wurde vor wenigen Minuten informiert. Aber leider nicht sehr detailliert.«
»Es waren fremde Aktivitäten am äußeren Rand des nördlichen Stützpunktes registriert worden. Leutnant Moore und ihr Team hatten dem nachgehen sollen. Es schien ein normaler Einsatz zu sein. Moore war auf ein oder mehrere fremde Subjekte getroffen. Da ihr Team selbst ausgeschwärmt war, um die Lage zu sondieren, hatte sie allein die Verfolgung aufnehmen müssen. Ihr Team hatte ihre Spuren verfolgt, doch diese waren irgendwann abgebrochen und Leutnant Moore war verschwunden.«
Die Bereitwilligkeit des Generals, so viele Details zu teilen, überraschte Cito. Es hatte Monate gedauert, bis er den Eisblock für sich hatte gewinnen können. Und auch jetzt noch war sich Cito nie ganz sicher, ob er sein Verbündeter oder sein Feind war. Er musste die Redseligkeit des Mannes ausnutzen. »Gab es Kampfspuren? Blut?«
»Aufgrund des Regens konnten keine Spuren gesichert werden. Jedoch gehen wir davon aus, dass sie noch am Leben ist, da keine Leiche gefunden wurde. Es bestand zu mindestens einer fremden Person Sichtkontakt.«
»Dann gehen Sie davon aus, dass sie entführt wurde?«
»Ja, das ist bei der aktuellen Informationslage anzunehmen.«
Cito konnte sich ein skeptisches Schnauben nicht verkneifen. Seine Hand griff fester um den Hörer. Das ergab keinen Sinn. Einer der besten Leutnants der Divisionen, von einem Fremden entführt?
Dem General war Citos Skepsis nicht entgangen und ein leises Knurren drang durch die Leitung zu ihm. »Hören Sie, Berater Cito. Ich verstehe, dass es Ihnen wichtig ist, dass Leutnant Moore gesund und munter zurückkehrt. Glauben Sie mir, dass mir dies ebenfalls ein Anliegen ist. Daher lassen Sie mich und meine dafür ausgebildeten Leute ihren Job machen.«
Cito bleckte unwillkürlich die Zähne bei dem eisigen Ton in Titus’ Stimme. Nicht nur die Augen des Generals, sondern auch seine Zunge konnte schneiden. Cito würde sich in seiner Gegenwart besser im Griff haben müssen.
»Wir sind dabei, das Signal von Moores Ortungschip zu lokalisieren. Sobald wir ihren genauen Standort kennen, werden wir sie wieder nach Hause holen. Darauf gebe ich mein Wort! Sobald ich Neuigkeiten habe, melde ich mich bei Ihnen.« Mit diesen Worten legte der General auf.
Nachdenklich ließ Cito den Hörer auf den Apparat zurückgleiten. Das Gespräch hatte das flaue Gefühl in seiner Magengrube verstärkt. Er wurde den Eindruck nicht los, dass der General ihm etwas verschwieg. Cito schnalzte mit der Zunge und ließ seine flachen Hände auf die Marmorplatte vor ihm sausen. Wenn der General ihm nicht alles erzählte, musste er sich seine Informationen anderswo beschaffen. Erneut griff er zum Hörer und wählte die Durchwahl seines Assistenten.
»Was kann ich für Sie tun?«
»Rufen Sie meinen Wagen!« Vielleicht konnte Sams Team Cito weiterhelfen.
Der Chauffeur steuerte die Limousine durch die erleuchteten Straßen von Calaris in Richtung Procida. Kurze Zeit später hielt das dunkle Gefährt vor dem Gebäude der Divisionen. Nach einem Gespräch mit dem Pförtner führte der junge Politiker seine Schritte in Richtung des Clusters.
In der Kneipe war an diesem Abend mitten in der Woche nicht viel los. Die Blicke der wenigen Anwesenden richteten sich auf ihn, als Cito eintrat. Sein blauer Anzug fiel zwischen den grauen Trainingsanzügen deutlich auf. Mit einem Räuspern löste Cito seine rote Krawatte und stopfte den feinen Stoff in seine Hosentasche. Nachdem er die obersten Knöpfe seines Hemds geöffnet hatte, steuerte er schnurstracks auf die Bar zu. Mehr konnte er jetzt nicht mehr an seinem Outfit ändern.
Die skeptisch hochgezogenen Augenbrauen des Barmanns erwarteten ihn am Tresen.
»Entschuldigen Sie, ich bin auf der Suche nach Maggie, Alex und Rob. Mir wurde gesagt, sie wären hier.« Cito bemühte sich um ein möglichst unschuldiges Lächeln.
Der bullige Mann lehnte mit verschränkten Armen an einem Regal voller Gläser. Er untersuchte mit seiner Zunge die Zwischenräume seiner Zähne und musterte den Politiker von oben bis unten. »Und wer genau möchte das wissen?«
Mit einem noch breiteren Lächeln legte Cito seine flache Hand auf die Brust. »Mein Name ist Cito. Ich stelle Untersuchungen im Fall von Leutnant Samantha Moore an.«
»Ach ja? Wieso genau?«
»Nicht nur als Berater des Oberen Kreises, sondern auch als ein enger Freund von Samantha ist es mir ein Anliegen, herauszufinden, was passiert ist.«
Bei der Erwähnung das Oberen Kreises legte sich die Stirn des Mannes in noch tiefere Falten. Seine Finger gruben sich in seine mächtigen Oberarme und sein Schnauben klang eher besorgt als beruhigt. Vielleicht hätte Cito seine Position nicht erwähnen sollen? Als er zu einem weiteren Beschwichtigungsversuch ansetzen wollte, registrierte er, wie sich in seinem Rücken eine Frau näherte. Sie trat neben ihn an den Tresen. »Lass gut sein, Angus!«
Durch ihr Erscheinen entspannte sich die Haltung des Barmanns etwas. Seine verschränkten Arme lösten sich und er ließ sich nach vorne an den Tresen fallen. Dennoch ließ der Mann Cito keine Sekunde aus den Augen. »Sicher?«
Die junge Frau lächelte den Bullen an und wies dann mit dem Daumen über ihre Schulter nach hinten. »Wir kümmern uns schon um ihn. Bringst du uns noch eine Runde? Geht natürlich auf unseren Herrn Berater.«
Cito hörte den leicht spöttischen Unterton. Doch er war dankbar für ihre Hilfe und daher nickte er zustimmend. »Ich nehme auch eins.«
Der Barmann hob zweifelnd eine Augenbraue, machte sich jedoch daran, vier Gläser zu füllen. »Na, wenn du meinst, Maggie!«
»Kommen Sie!« Die junge Frau mit roter Lockenmähne deutete Cito an, ihr an den Tisch zu folgen.
An diesem saßen zwei Männer. Ein großer, muskelbepackter Kerl und ein schlankes, drahtiges Schlitzohr mit wild funkelnden Augen. Die Frau ließ sich auf einen der freien Stühle am Tisch fallen und nahm die gefüllten Gläser vom Barmann in Empfang.
Wie selbstverständlich, setzte sich Cito zu den dreien an den Tisch. Er ergriff das Glas, das Maggie ihm hinhielt, und nahm einen großen Schluck. Die aufmerksamen Blicke am Tisch waren ihm durchaus bewusst.
»Warum suchen Sie nach Sam?« Der drahtige Kerl blaffte ihn unverwandt an. Seine Augen funkelten Cito böse über den Rand seines Glases an.
»Alex!« Die junge Frau stieß ihm ihren Ellbogen in die Seite.
Ihre Kollegen nannten sie also Sam. Ein wichtiges Detail, das er sich merken musste. Mit einem ergebenen Seufzen hob Cito beschwichtigend beide Hände in die Höhe. »Schon in Ordnung! Ich kann mir vorstellen, dass ihr einen anstrengenden Tag hattet und bei uns allen die Nerven ein wenig blank liegen.«
Ein entschuldigendes Lächeln legte sich auf die Lippen der Frau. »Sie meinten, Sie wären auf der Suche nach uns?«
»Dann seid ihr Rob, Alex und Maggie?«
Die junge Frau deutete auf das Schlitzohr neben sich. »Das ist Alex und der Muskelprotz ist mein Bruder Rob. Und ich bin Maggie.«
Mit einem Nicken in die Runde nahm Cito einen weiteren Schluck. Obwohl das Bier scheußlich schmeckte, verzog er keine Miene. Die Suche nach Samanthas Team war einfacher gewesen als gedacht. »Ich bin froh, dass ich euch gefunden habe. Ich habe gerade erst diese fürchterliche Neuigkeit erhalten.«
»Und jetzt sollen wir gemeinsam Händchen halten?« Wieder ging Maggies Stoß in Alex’ Seite. Der junge Mann hielt sich die Rippen und funkelte sie wütend an.
Mit geschürzten Lippen schüttelte Cito den Kopf. Er schloss die Augen und atmete tief durch. »Es klang danach, als wäre Sam in Schwierigkeiten. Ich bin ein Mann mit großem Einfluss auf den Inseln. Ich werde ihr helfen können. Aber dazu muss ich wissen, was genau passiert ist.«
Langsam hob er seine Lider und blickte Sams Teamkollegen in die Augen. Dabei zog er fast schmerzlich seine Augenbrauen zusammen. Er wusste, was er zu spielen hatte.
Rob ließ sich tiefer in seinen Stuhl sinken und versenkte seine Nase in der Schaumkrone seines Biers. Unschlüssig schnaubte er.
Alex funkelte Cito weiterhin böse an und hantierte nervös mit seinem halbleeren Bierglas herum. »Warum wollen Sie Sam helfen?«
»Das mit Sam und mir ist noch frisch. Ich kann euch aber versichern, dass mir ihr Wohlergehen und vor allem ihre Rückkehr auf die Inseln am Herzen liegen.«
Erwartungsvoll blickte Maggie zu dem drahtigen Mann neben ihr. Sie schien bereits von Cito überzeugt geworden zu sein. Doch Alex’ Mundwinkel zuckten verächtlich. »Ich vertraue diesen Anzugträgern nicht.«
»Er ist ein Berater des Oberen Kreises. Wenn jemand Sam helfen kann, dann er. Ist es dann nicht egal, aus welchen Gründen er es tut?«
Nachdenkliches Schweigen breitete sich am Tisch aus. Die drei tauschten unschlüssige Blicke aus.
Cito blinzelte erschrocken, als Rob sein leeres Glas auf den Tisch knallen ließ. »Maggie hat Recht. Reden wir mit ihm.«
Alle Blicke richteten sich auf Alex, der Cito mit zusammengekniffenen Augen musterte. Doch schließlich schnalzte er mit der Zunge und mit einem gereizten »Meinetwegen!« lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.
Der Berater atmete innerlich auf. Er musste bei den dreien auf der Hut sein. Er könnte ihr Vertrauen leicht wieder verspielen, wenn er nicht aufpasste.
Zufrieden schnaubte Maggie, nickte den beiden Männern zu und wandte sich dann an Cito. »Wir wurden vom Commander des Stützpunktes für einen Außeneinsatz angefordert. Eine der Wachen am nördlichen Tor hatte ungewöhnliche Aktivitäten auf einer der Außenkameras gesehen.«
»Wisst ihr, was dies für Aktivitäten waren?«
»Nicht genau. Sam meinte, die Bilder waren nicht eindeutig. Sie waren jedoch auffällig genug, um dem einmal nachzugehen. Bei den Koordinaten der Sichtung konnten wir auf den ersten Blick nichts finden. Auf Sams Befehl hin sind wir ausgeschwärmt und haben die Umgebung untersucht. Als wir dann entsprechend des Protokolls zum Treffpunkt zurückkamen, war sie bereits verschwunden. Über Funk reagierte sie nicht auf unsere Rufe.«
»Irgendjemand muss sie auf der Kreuzung überrascht haben. Sie hätte ansonsten dort auf uns gewartet oder unsere Unterstützung angefordert.« Rob unterbrach Maggie. Wut stand dem jungen Mann ins Gesicht geschrieben. Seine große Hand umklammerte sein Bierglas so fest, dass Cito nur darauf wartete, dass es zersprang.
»Wir haben nach Spuren gesucht. Nach irgendeinem Anhaltspunkt, was sein könnte. Doch nichts!« Theatralisch warf die Frau ihre Hände in die Luft und blies sich eine Locke aus dem Gesicht.
»Was meinst du mit ‚Nichts‘?«
»Na, keine Spur von ihr! Keine Hinweise, was passiert sein könnte oder wo sie hin ist. Der Regen hat jegliche Abdrücke weggespült.« Alex knurrte Cito über den Tisch hinweg an.
»Meinen Informationen nach wird von einem fremden Subjekt gesprochen.«
»Als wir nach Sam suchten, ist Rob auf eine unbekannte Person gestoßen. Doch der Mann war zu weit entfernt, als dass wir die Verfolgung hätten aufnehmen können.«
»Dieser Bastard!« Robs Hand umklammerte immer noch sein Glas.
»Wir haben die gesamte Region nach ihr abgesucht, doch wir haben nichts gefunden. Keine Leiche, kein Blut, keine Hinweise auf einen Kampf.« Maggie musterte ihren Bruder besorgt. Sie griff über den Tisch hinweg und nahm ihm vorsichtig den Krug aus der Hand.
»Nach meinen Informationen geht das Militär davon aus, dass sie entführt wurde …« Cito war noch nicht fertig.
»Das haben unsere Vorgesetzten auch gesagt.« Maggies Augenbrauen zogen sich tief über ihren Augen zusammen und ihre Lippen kräuselten sich. Cito hörte die Skepsis in ihrem Ton. Als er daraufhin einen Blick in die Runde warf, sah er in allen drei Gesichtern wenig Zustimmung zu dieser Annahme. Er stützte sich mit beiden Ellbogen auf die Tischplatte vor ihm und beugte sich zu ihnen. »Unter uns: Ich glaube nicht an eine Entführung. Wir wissen doch alle, wie talentiert Sam ist. Wer sollte es schaffen, sie zu entführen? Vor allem, wenn dieser Entführer allein ist.« Während Cito sprach, huschte Maggies Blick zu den anderen Männern. Seine Worte schienen Anklang in der Runde zu finden.
»Allerdings kann ich mir bei bestem Willen nicht vorstellen, was stattdessen passiert sein könnte. Es ergibt alles keinen Sinn!« Ergeben schüttelte er den Kopf und ließ ihn dann hängen. Er seufzte und schwieg. Seine Frage ließ er bewusst unausgesprochen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit durchbrach Maggies zögerliche Stimme das Schweigen am Tisch. »Es würde Sinn ergeben, wenn sie freiwillig mitgegangen ist.«