E r musste dringend pissen.
Fan Min warf die Bettdecke zurück. Er war völlig verschwitzt. Im anderen Bett lag seine dicke Frau, von ihren Schlaftabletten fast komatös, und schnarchte wie eine Kettensäge am Stamm einer Eiche.
Der Ölmanager wälzte sich aus dem Bett, setzte die Brille auf und schlurfte zum Badezimmer. Das linke Bein hatte sich verkrampft, weshalb er humpelte. Mit dem Handrücken wischte er sich die laufende Nase ab, rieb die Hand am Pyjama trocken und stieß die Tür auf, die er hinter sich ins Schloss kickte.
Der Bewegungsmelder schaltete das Licht ein, aber die Birne schien viel zu schwach zu leuchten; er nahm sich vor, sie von einem der Bediensteten austauschen zu lassen. Das Atmen fiel ihm schwer. Er beugte sich vor und hob den Toilettendeckel hoch. Ihm wurde plötzlich schwindelig.
Habe ich ein Grippevirus eingefangen?, fragte er sich.
Er fummelte am Schlitz seiner Pyjamahose, fischte seine schlaffe Männlichkeit heraus und wartete darauf, dass der Urin zu fließen anfing. Inzwischen rann ihm der Schweiß über den Rücken, und die Nase lief noch stärker. Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Endlich tröpfelte ein wenig Urin in die Toilettenschüssel, aber seine Hand zitterte so stark, dass er die gelbe Pisse überall verspritzte.
Ein lauter Furz entwich seinem Gedärm. Doch der Darmwind ging in einen kurzen, heftigen Schleimausstoß über, und der Raum begann sich zu drehen …
Ein scharfer Schmerz stach in seine Brust. Fan Min schrie, aber kein Ton kam heraus. Er bekam keine Luft mehr. Verzweifelt versuchte er, sich an dem Wandregal über der Toilette festzuklammern, aber das Regal brach aus der Halterung. Fan Min stürzte auf den Boden, wobei sein Kopf hart auf dem Rand des Marmorwaschtischs aufschlug. Blut quoll aus der großen Platzwunde. Der Kosmetikspiegel und die Parfümflaschen zersplitterten auf dem Fliesenboden.
Er presste die Hände auf sein sterbendes Herz, während er in der immer größer werdenden Lache aus Urin und Blut wild um sich schlug. Sein Blickfeld verengte sich, das fahle Licht wich einer zunehmenden Dunkelheit. Mit schäumendem Mund kämpfte er ein letztes Mal um Atemluft, doch vergeblich.
Der Lärm von zersplitterndem Glas und klirrendem Metall riss Fan Mins Frau aus ihrem von den Pillen verursachten Tiefschlaf.
Stöhnend wälzte sie sich aus dem Bett, verfluchte ihren idiotischen Mann und humpelte auf arthritischen Knien zum Badezimmer.
Sie klopfte an die Tür und rief seinen Namen. Keine Antwort.
Sie drehte den Türknauf; die Tür war nicht abgeschlossen. Sie schob sie auf, aber die Tür gab kaum nach.
Jetzt geriet sie in Panik, rief ihn noch einmal und drückte stärker gegen die Tür, die sich nun fast widerwillig eine Handbreit aufschieben ließ.
Durch den Spalt entdeckte sie Fan Min auf dem Boden, mit dem Rücken zur Tür. Adrenalin schoss in ihre wabbligen Arme. Sie quetschte ihren massigen Bauch in den Türspalt, bis er sich so weit geöffnet hatte, dass sie ein Bein hindurchschieben konnte. Ihr nackter Fuß klatschte auf den nassen Boden, Urin und Blut spritzten auf. Aber erst, als die scharfen Glasscherben in ihre Fußsohle schnitten, begann sie panisch zu schreien.