D ie TechWorld-Konferenz fand in einem hoch aufragenden Glasturm statt, der ein Hotel und ein Konferenzzentrum beherbergte und im Londoner Stadtteil Canary Wharf nahe der Themse lag.
Gavin trug einen eilends in der Savile Row erworbenen Anzug. Er saß zusammen mit Clark und Adara hinten in einem gemieteten Van. Midas saß am Steuer. Dom und Ding waren noch in Tschechien und hielten den alten Gangster unter Verschluss, bis der Einsatz beendet war und er wieder freigelassen wurde – eine Entscheidung, die Clark nicht gutheißen konnte, aber auch nicht anfocht, da er nicht darüber zu befinden hatte.
Jack und Foley waren bereits im Hotel. Foley war mit ihrem hastig zusammengestellten Team die Nacht durchgeflogen und am frühen Morgen mit ihrem Regierungsjet eingetroffen.
»Du schwitzt ja wie ein Weltmeister«, sagte Adara und tupfte Gavins fülliges Gesicht mit seinem Taschentuch ab. »Du könntest einen Kurzschluss im Mikro verursachen.«
»Echt?«
»Nur ein Scherz«, sagte Adara. »Alles wird gut gehen.«
»Hör mal, Gav. Für jemanden wie dich ist das doch ein Kinderspiel«, sagte Clark im Bemühen, seinen Mann zu beruhigen. »Ein Hochhaus voller Computer-Genies, die sich über Bits und Bytes auslassen. Und so viele kostenlose Cocktail-Würstchen und Limos, wie du dir nur wünschen kannst.«
»Nur … ich bin eigentlich kein Feldagent.«
»Aber du wolltest immer einer werden. Und du bist doch schon einige Mal mit uns draußen gewesen. Du schaffst das schon«, versicherte ihm Adara.
»Aber diesmal ist es sehr, sehr wichtig. Und ich bin nicht der IT -Support der Mission, sondern die Mission.«
»Und du wirst sie fertigmachen«, sagte Clark.
Gavin erbleichte.
»Nur bildlich gesprochen. Hier geht es bloß um IT und um IT -Fachleute. Keine Kanonen, keine Schläger. Okay?«
»Okay.«
»Wir behalten dich die ganze Zeit im Auge«, sagte Adara und rückte seine Krawattennadel zurecht, in die eine Miniatur-Videokamera und ein Mikrofon eingebaut waren. »Und wir sind nie weiter als ein Stockwerk entfernt.«
Clark sah auf die Uhr. »Es wird Zeit.«
Gavin ging in dem Hotelzimmer auf und ab, das die Leute des Tschechen gemäß CHIBI s Anweisungen für die Konferenz reserviert hatten. Punkt 20 Uhr sollte CHIBI s Bevollmächtigter kommen. Gavin sollte sich mit dem verschlüsselten Kennwort des Tschechen ausweisen und ihm dann einen Umschlag mit dem Gebot des Tschechen überreichen.
Die technische Seite des Treffens bekümmerte Gavin nicht. Die war nicht schwieriger, als einen Zwanzigdollarschein aus einem Geldautomaten zu ziehen. Cool zu bleiben, das war die Herausforderung. Als wäre er wirklich ein schlimmer Finger und kein schwitzender, fetter Technikfreak, der einen auf Spion machte.
Gavin machte seine Atemübungen und versuchte, an seinen Lieblingsstrand zu denken. Als es an die Tür klopfte, fiel er fast in Ohnmacht.
»Komm schon, Gav, du packst das«, flüsterte er vor sich hin.
Er öffnete die Tür.
Er hätte sich fast in die Hose gemacht.
»Äh, bitte, treten Sie ein.«
CHIBI lächelte und kam herein. Gavin schloss die Tür.
»Stimmt was nicht?«
»Nein, alles in Ordnung.«
»Sie haben etwas für mich?«
»Ja.«
Er zog den USB -Stick des Tschechen aus der Hosentasche und steckte ihn in das Lesegerät in CHIBI s Hand.
»Ausgezeichnet. Und das Gebot?«
»Das Gebot? Aber natürlich.« Er griff in die Tasche und überreichte den versiegelten Umschlag.
CHIBI wandte sich zum Gehen und öffnete die Tür.
Draußen stand wutentbrannt Mary Pat Foley.
Sie gab Amanda Watson eine saftige Ohrfeige.
»Du verräterisches Miststück!«