F oley flog mit derselben Boeing C-40B, die sie am Vortag vom 89. Airlift Wing auf der Joint Base Andrews geliehen hatte, wieder zurück.
Die C-40B war die militärische Ausführung des Business-Jets 737 – 700, und wie die viel größere Air Force One des Präsidenten bot sie den 15 Cyberwar-Experten, die sie nach London gebracht hatte, die Möglichkeit zu verschlüsseltem Datenverkehr. Zusammen mit der eilends zusammengestellten Arbeitsgruppe bei der NSA hatten sie es geschafft, die drei Algorithmus-Schlüssel mit dem Virus zu bauen, zu testen und bereitzustellen, das Foley brauchte, um ihren Spionage-Coup durchzuführen, nämlich in die nachrichtendienstlichen Computersysteme der Chinesen, Russen und Iraner einzudringen.
Die Cyberwar-Experten – überwiegend Männer und Frauen zwischen zwanzig und vierzig – waren auf offensive Cyberoperationen spezialisiert. Mehrere zählten zu den Spitzenleuten verschiedener Cyber-Mission-Teams der Streitkräfte, die gemeinsam dem U.S. Cyber Command zuarbeiteten.
Der einzige Neuzugang auf der Passagierliste war Amanda Watson, in Handschellen und von zwei Personenschützern Foleys bewacht.
Watson versuchte Foley davon zu überzeugen, dass die Kenntnisse, die sie besaß, in fünf Jahren für fremde Regierungen vollkommen nutzlos sein würden.
Foley entgegnete, dass auf Hochverrat die Todesstrafe stehe.
Darauf beschrieb Watson detailliert das Geheimportal, das sie in die IC -Cloud eingebaut hatte und das sich mit dem von ihr versteigerten Algorithmus-Schlüssel öffnen ließ. Unter Aufsicht von Foleys besten Cyberkriegern führte sie im Flugzeug sogar eine erfolgreiche Demonstration durch.
Foleys bestes und letztes Angebot waren dreißig Jahre in einem Bundesgefängnis mit offenem Vollzug und der Möglichkeit zu gemeinnütziger Arbeit. Sie gab zu bedenken, dass das allemal besser sei als ein unangemeldeter Besuch John Clarks mitten in der Nacht.
Watson willigte ein.
»Direktorin Foley? Sie werden es nicht glauben«, sagte Sergeant Molly Honk, in deren Brille sich das blaue Leuchten des Computerbildschirms spiegelte. Ihr Babybauch war unter ihrem Kampfanzug für Schwangere kaum zu sehen.
»Was ist denn?«
Die kleine dreiundzwanzigjährige Air-Force-Soldatin strahlte. »Wir sind schon im iranischen Hauptrechner drin.«
»Die haben keine Zeit verschwendet«, rief Foley und dann, an den Steward neben der Bordküche gewandt:
»Ihr habt nicht zufällig Champagner an Bord?«
Die G550 von Hendley Associates flog fast dieselbe Route und nur knapp sechs Minuten hinter Foleys Maschine.
Das Campus-Team besprach die Ereignisse der letzten Tage, tauschte Erfahrungen aus und diskutierte über mögliche weitere Aktionen, doch es war schwer, ohne hieb- und stichfeste Fakten Details festzulegen.
Fakten, die plötzlich zugänglich wurden, als Gavin aus dem hinteren Teil des Flugzeugs neben der Bordküche »Meine Güte!« rief.
Seit drei Stunden über den Laptop des Tschechen gebeugt und über das verschlüsselte Bordsystem via Satellit mit dem von ihm selbst eingerichteten Rechnernetz verbunden, war Gavin soeben auf eine Daten-Goldmine gestoßen.
»He, Jack! Komm mal rüber und sieh dir das an. Ich glaube, ich habe endlich eine Antwort auf deine Frage gefunden.«
Jack schlurfte nach hinten, ließ sich in den Sitz neben Gavin fallen und scrollte durch die Seiten mit Kontonummern, Einzahlungen und Quittungen. Dann klopfte er dem IT -Direktor auf die weiche, runde Schulter.
»Gavin Biery, unser Computer-Genie.«
Gavin strahlte vor Stolz.
Den restlichen Flug brachten die beiden damit zu, ein Dokument zu erstellen, das den Capitol Hill wie ein schweres Erdbeben erschüttern würde.