Es war diesig im Zimmer, mir war furchtbar heiß und ich hatte extremen Durst. Ich wollte unbedingt diese Wärmequelle ausmachen, auch das Atmen fiel mir schwer.
Fenrir lag halb auf mir, meine Zunge war dick und mein Mund staubtrocken. Was zur Hölle? Als ich mich bewegte, regte er sich. Ich bemerkte, dass er immer noch in mir war. Er stützte sich im selben Augenblick mit einem Arm ab, den er wie eine Pranke neben mir ins Laken krallte, löste unsere Verbindung. Fast wollte ich flehen, dass er in mir bleiben sollte, lächerlich. Das Verlustgefühl, als Fen wortlos aus mir glitt und sich erhob, war nicht in Worte zu fassen.
Fen. Ich mochte die Abkürzung seines Namens, die ich ihm spontan verpasst hatte und die seither nonstop in meinem Kopf umherschwirrte. Wahrscheinlich nannten ihn seine Vertrauten längst so, es hatte Fen zumindest nicht gestört und er hatte mich nicht korrigiert.
Er blieb jedoch bei mir. Stellte sich vor das Bett, spreizte mit seinen Händen meine Beine, hielt die Knie weit auseinander. Ich wollte sie instinktiv zusammenpressen, denn ich spürte, wie ich wieder auslief, die Laken einsaute. Doch er genoss dieses Bild, als sein Samen und meine Essenz aus mir rannen.
»Scham, Soley, wirst du hier in meinem Haus ablegen. Alles von dir gehört mir, und wenn ich mir deine verführerische Pussy ansehen will, während mein Sperma aus dir läuft, dann wirst du stillhalten und meinen Blick genießen.«
Gott, hatte er das eben wirklich gesagt? Ich lief rot an.
Da hörte ich das Vibrieren eines Smartphones. Fen verzog sein Gesicht, fluchte etwas auf, wahrscheinlich, Russisch. Warum er in Schweden lebte, aber stets in einer fremden Sprache seine Telefonate und Gespräche auf den Gängen führte, hatte sich mir noch nicht erschlossen.
Mein Herz pochte heftig gegen meinen Brustkorb. Er ließ meine Knie los, ging nackt, wie er war, zu der breiten Kommode neben dem Bett. Darauf lag sein Smartphone. Er schenkte dem Display einen kurzen Blick und nahm den Anruf an. Sprach wieder auf Russisch, klang verstimmt.
Wie lange hatten wir in diesem Bett gelegen? Ich war komplett durchgeschwitzt, alles an mir klebte. Als ich Richtung Fenster blickte, offenbarte es sich mir, dass es bereits später Nachmittag sein musste. Puh.
Das Gespräch dauerte länger. Ohne Fens Körper fröstelte ich plötzlich. Aber ich würde mich einfach waschen gehen. Wo das Bad war, wusste ich ja.
Vorsichtig drehte ich mich aus dem Bett, berührte mit den Füßen den kühlen Fliesenboden. Mir war bisher gar nicht aufgefallen, dass er verschiedene Designmixe als Böden hatte. War bestimmt einem Innendesigner eingefallen. Der ganze Raum war eine Mischung aus warmen Farben und kühler Dominanz. Eben typisch Fenrir. Ich fluchte, als ich aufstand, zwischen meinen Beinen fühlte sich alles an wie aufgerieben.
Langsam tappte ich Richtung Bad, doch Fen hielt im Vorbeigehen mein Handgelenk fest. Ich blieb an Ort und Stelle. Er fixierte mich so stark mit seinen tiefblauen Augen, diese Blautöne machten mich fertig, welche Farbe war das? Ein tiefes Blau wie das dunkle Meer oder ein kristallartiges Blau, das von der Sonne geküsst war? Es überforderte mich, ich vergaß beinahe, zu atmen, nur durch diese Überlegungen. Wartete ab, bis er fertig mit Telefonieren war.
»Wo willst du hin, malen’koye solnyshko ?«
Durch seine wohl angeborene Autorität wurde ich wieder ganz klein. Manchmal nahm mir diese Dominanz noch mein Selbstbewusstsein, auch wenn ich jeden Tag besser darin wurde, ihm die Stirn zu bieten.
»Mich waschen.«
Daraufhin ließ er mein Handgelenk los, ich rieb es mir aus Reflex. Seine Kraft unterschätzte ich wohl, aber ich war gewarnt. Wenn man Fen verärgerte, konnte das den eigenen Untergang bedeuten.
Im Bad war ich dann doch dankbar, kurz allein zu sein. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, ihn so zu reizen und dann doch nachzugeben?
Erschöpft lehnte ich meinen Kopf gegen die Fliesen der Dusche. Nur schnell all den Schweiß abwaschen, dann … keine Ahnung. Mein Kopf war wie leergefegt. Ich hatte immer noch Durst, legte meinen Kopf in den Nacken, als das Wasser aus dem Regenbrauseduschkopf auf mich prasselte, öffnete meinen Mund, fing die noch kühlen Tropfen auf, es erfrischte mich herrlich, fühlte sich gut an. Dann wusch ich mich, schnell, darauf bedacht, einfach sauber zu werden. Meine Haare waren verheddert, da würde ich auch mit den Shampoos, die aneinandergereiht in edlen Flacons in der Mauernische standen, nicht viel verbessern können, aber ich bemühte mich. Normalerweise wusch ich meine Haare nicht zweimal hintereinander, aber ich hatte ein furchtbares Nest auf dem Kopf, es musste sein.
Nach der Dusche trocknete ich mich ab. War erleichtert, dass ich immer noch allein war. Er bedrängte mich nicht, gab mir so etwas wie Privatsphäre.
Als ich aus dem Bad trat, bemerkte ich, dass ich unerwartet völlig auf mich allein gestellt war. Sein Apartment war leer, keine Spur von ihm, nur sein Geruch hing noch in der Luft. Auf dem zerwühlten Bettzeug lag eine hastig hingekritzelte Nachricht auf einem edel wirkenden, gestärkten Papierbogen.
Bin in 12 Stunden zurück, es geht dich zwar wenig an, aber meine Brüder brauchen mich. Du kannst dich im Gebäude frei bewegen, wenn du Hunger oder Durst hast, du weißt, wo die Küche ist, und alle werden dir dienen.
Fen hatte eine schöne Handschrift, aber das war ein mieser Abgang gewesen. Immer tauchte er auf und verschwand wieder, als wäre er eine Art Geist.
Auf jeden Fall wünschte ich mir einen Föhn, danach würde ich fragen, wenn mir die Haushälterin begegnete. Oder Martha. Egal wer, denn ich musste meine Haare dringend in Ordnung bringen. Ich drehte mich, nackt, wie ich war, zum Spiegel, seufzte dabei resigniert über mein eigenes Spiegelbild. Ich sah wirklich durchgefickt aus, das hatte auch die Dusche nicht reparieren können.
Mein Magen knurrte. Also suchte ich in seinem begehbaren Kleiderschrank auf der Seite, wo er meine neuen Sachen untergebracht hatte, nach Klamotten, in denen ich mich hinaustrauen konnte.
Obwohl es mitten im Sommer war, war es nie brütend heiß in diesem Teil der Welt. Schweden hatte ein kühles Klima, für mich war es angenehm, warm genug. Um die zwanzig Grad. Ich wählte ein kurzes doppellagiges, beinahe bauchfreies Top, die engere Schicht war grau, das kürzere darüberliegende Top hatte die Farbe meiner Augen, und eine bequeme schwarze Haremshose. Auf Unterwäsche verzichtete ich, ich hatte Angst, einen String oder Ähnliches an meiner gepeinigten Mitte nicht zu ertragen, und die Auswahl in den Schubladen passte eher zu einer Pornodarstellerin als zu mir. Sachen aus praktischer Baumwolle würde ich hier nicht finden. Dann tappte ich weiter. Im Bereich, wo die Schuhe standen, verdrehte ich innerlich die Augen. Was für ein Scheiß. War klar. Fünfzehn Paar High Heels für … keine Ahnung was? Wozu sollte ich hier am Arsch der Welt an einem See solche Schuhe brauchen? Aber natürlich wusste ich, was er sich dabei in seinem kranken Hirn zusammengedacht hatte. Egal. Ich wühlte herum, dann fand ich zarte Riemchensandalen, zwar mit Glitzer, aber überaus bequem und vor allem flach. Gott sei Dank. Und sie passten perfekt.
So fühlte ich mich gewappnet, anderen Menschen zu begegnen. Und hoffte auf weitere Gespräche mit dem Personal, vielleicht sah ich auch die liebe Martha wieder, für mehr Informationen aus der Welt der Morgonstirnas.