Ich erwachte spät an diesem Morgen. Griff mir instinktiv zwischen meine Beine, alles fühlte sich aufgescheuert an. Es war zu viel gewesen.
Fen stand neben dem Bett, verfolgte meine Bewegungen. Ging wortlos ins Bad, kehrte mit einer schmucklosen weißen Tube zurück. »Spreiz deine Beine.«
»Nein, bitte. Das gestern …«
»Ich will dich nicht ficken, das ist ein hautregenerierendes Gel. Du musst dich erholen. So etwas wie gestern Nacht bist du einfach nicht gewohnt, wir sind zu weit gegangen.«
Obwohl ich ihn mittlerweile gut kannte, verdrehte ich meine Augen, zerrte aber das Laken von meinen Beinen, die sich nach Muskelkater anfühlten, spreizte sie brav. Mitfühlend setzte er sich auf die Bettkante, rutschte hoch, zwischen mich. Ich zischte, ich ertrug dort heute keine Art von Dehnung.
»Gleich, malen’koye solnyshko.«
Er sagte es so voller Wärme, ich entspannte mich, als er großzügig Gel aus der Tube drückte, damit meine malträtierte Pussy verwöhnte. Es tat wirklich gut.
»Dreh dich auf den Bauch.«
Ohne zu rebellieren, tat ich, was er verlangte, auch an meinem Anus trug er das Gel auf. Es kühlte herrlich und gleichzeitig fühlte ich mich dort wohler, gesünder.
»Danke.«
Ich drehte mich wieder seitlich, er zog das Laken über mich. »Soley, das gestern …«
»Es war geil, aber einfach viel, unerwartet viel. Und das mit den Runen …« Nachdenklich berührte ich die Stelle an meinem Bauch, wo mich Liam mit dem ersten Symbol gezeichnet hatte. Jetzt war alles weggewaschen, nichts erinnerte mehr an dieses kleine Ritual.
»Erklärst du uns nicht für bekloppt, weil wir auf Runen vertrauen? Das kann man auch als alten Aberglauben abtun.«
»Nein. Ich mag die Symbolik dahinter.«
»Woher kennst du Runen?« Er war wirklich interessiert an meiner Antwort.
»Wir hatten so ein Steine-Runenspiel, als ich Kind war. Sie faszinierten mich schon damals, aber ich hätte nie gedacht, dass ich welche an meinem Körper tragen würde. Schade, dass sie weg sind.«
»Ich kann dich jeden Tag bemalen.« Dabei schenkte er mir einen verruchten Blick, er stellte sich bestimmt wieder verdorbene Dinge vor.
»Klingt vielversprechend. Ihr alle?«
Das entlockte ihm ein Lächeln, aber er schwenkte vom Thema ab. »Meine Brüder wollen heute Autorennen gegen mich fahren. Oft sind sie …«
»… noch verspielt?«
Darauf lachte er so befreit. »Ja, bloß sind unsere Matchbox-Autos größer.« Fen sah mich voller Zuneigung an, ich liebte seinen Blick an mich, der sollte nie vergehen. »Hast du Lust, zuzusehen? Ist mal was … anderes.«
»Das klingt gut. Vor allem, weil ich eine Pause brauche.« Erschöpft schloss ich die Augen. Als sich die Matratze abermals senkte, öffnete ich sie wieder.
»Ich bringe dir Frühstück und später fahren wir los?«
»Ja.«
»Wünsche?«
»Nein. Einfach einmal alles.«
Das brachte ihn zum Lachen. Es gefiel mir enorm, dass er sich so um mich sorgte. Obwohl mir alles wehtat, war ich zutiefst befriedigt, es ging mir gut.
Es. Ging. Mir. Gut. Denn …
… drei Männer begehrten mich. Eine Situation, die man sich in den kühnsten Träumen kaum ausmalen durfte, und für mich war es die Realität. Herrlich. So könnte es für immer sein. Ich empfand für jeden von ihnen Zuneigung.
Diesem Trugbild gab ich mich nur zu gern hin. Früher oder später würde unsere kleine Traumblase platzen. Das echte Leben holte einen immer ein. Darauf war Verlass.
Fen schloss die Tür, ich gab mich nochmals einem Dämmerschlaf hin. Erst, als ich den frischgebrühten Kaffee roch und die Geräusche hörte, die das volle Tablett beim Gehen verursachte, war ich bereit, mich einem neuen Tag zu stellen. Ein Frühstück im Bett half dabei enorm, war beinahe kitschig. Fen kuschelte sich an mich, fütterte mich und ich ihn. Es war so ungezwungen, ab und an musste ich ein paar Tränen wegblinzeln. Dunkelheit zog an meinem Glück, an dieser Beziehung. Warum nur ließ ich zu, dass mich solche Gefühle ängstigten? Ich war im Haus der Morgonstirnas, mir konnte nichts Böses geschehen.
Mein großer böser Wolf merkte natürlich, dass ich nachdenklich war, aber ich beschwichtigte ihn mit den Worten, dass ich mich verausgabt habe, das ließ er gelten. Ich wollte nicht, dass er mich wegen meiner trüben Gedanken auslachte.
Seine gute Laune steckte mich normalerweise an, aber heute fiel es mir schwer, aus diesem Tief herauszukommen. Ein Nachmittag auf dem Land mit schnellen Autos und allen drei Jungs würde mich ablenken, ich war mir sicher.