Wenn wir die Grundlagen der Dressur oder irgendeiner anderen Pferdesportart lernen, ist es sehr wichtig, uns auf das zu besinnen, was Natürlichkeit ausmacht, denn mit so einem aufregenden Ziel vor Augen verfallen wir leicht wieder in eine direktere oder raubtierartige Denkweise.
Um natürlich zu sein, muss ich mein Ego aufgeben, um besser für mein Pferd zu sein. Ich muss meinen Verstand verlieren und mich wieder meinen Sinnen zuwenden.
Natürlichkeit bedeutet für mich:
·Sich bewusst zu sein, dass Menschen von Natur aus Raubtiere sind, während Pferde von Natur aus Beutetiere sind.
·Kommunikation, Psychologie und Verständnis zu benutzen anstatt Angst, Mechanik und Gewalt.
·Den Unterschied zwischen „Tu das“ und „Lass uns das tun“.
Es ist das, was den Vorgesetzten vom Führenden unterscheidet.
·Mein Ego aufzugeben, um für mein Pferd besser zu sein.
Meinen Verstand zu verlieren, um mich wieder meinen Sinnen zuzuwenden.
·Alles aus Sicht des Pferdes zu betrachten. In dem Maß, wie die Dressuraufgaben für das Pferd schwieriger werden, müssen wir uns fragen: „Warum sollte es das für uns tun?“
·Zu verstehen, dass scheinbar ganz spezifische Probleme in der psychischen Gesamtverfassung des Pferdes begründet liegen können.
·Zu verstehen, dass das, was ich in meinem Pferd sehe, zu einem großen Teil durch meine Gegenwart und meinen Einfluss auf das Pferd entsteht.
Nun, es wäre eine Sache, natürliche Prinzipien zu haben und zu beschließen, einfach nur mit seinem Pferd auf der Koppel zu sitzen. Aber Sie haben sich entschieden, dass Sie die Ärmel hochkrempeln und Dressur reiten wollen. Toll! Sie müssen nur wissen, dass das eine Herausforderung ist – für dieses Ziel müssen Sie übernatürlich sein!
Ich habe beobachtet, dass Pferde geistig außerordentlich frei werden, wenn man auf natürliche Weise mit ihnen spielt. Sie sind offen und neugierig. Sie fühlen sich wohl in unserer Welt, weil wir uns ihnen in der ihren angeschlossen haben. Aber es muss uns auch klar sein, dass wir manche ihrer natürlichen Reflexe verändern müssen. „Erst wegrennen und später nachdenken“ mag ihnen in der Wildnis gute Dienste leisten, aber in unserer Umwelt ist das gefährlich. Es ist wichtig, immer im Kopf zu behalten, dass manche schwierigen Verhaltensweisen schlicht so zu erklären sind, dass diese Pferde sich wie perfekte Pferde benehmen. Es ist unsere Aufgabe, Strategien zu finden, die dem Pferd helfen, sich wirklich ausreichend sicher, selbstbewusst und physisch vorbereitet zu fühlen, um in unserer Welt zu leben und unser Gewicht zu tragen. Die Alternative ist, ein ängstliches, verunsichertes Pferd durch Zwang und Schmerzen zu beherrschen. Ich denke nicht, dass irgendjemand von uns das möchte, aber ich denke auch, dass wir es nicht immer merken, wenn unsere Pferde Angst haben und Zwang empfinden.
Einer der Schlüssel ist, so mit dem Pferd zu spielen, dass es Auswahlmöglichkeiten hat. Wenn wir es richtig anfangen, wird es sich für das entscheiden, was wir anstreben, ohne sich je gefangen oder hilflos zu fühlen. Es sind diese Art von Übungen, die uns große Geduld abverlangen, während wir darauf warten, dass das Pferd seine Meinung ändert.
Führungsqualitäten:
·Können Sie die Beziehung zu Ihrem Pferd an die oberste Stelle Ihrer Prioritätenliste setzen?
·Es darf Ihnen nichts ausmachen, Ihre Komfortzone zu verlassen, damit Sie Ihr Pferd unterstützen können, wenn es seine verlassen hat.
·Sie sollten in der Lage sein, den Ursprung aller aufkommenden negativen Emotionen aufzuspüren und dieselben zu beseitigen. Aber halten Sie auch Ihre Liebe und Dankbarkeit für Ihr Pferd nicht zurück.
·Können Sie stark und selbstbewusst sein, ohne zornig zu werden?
Können Sie sanft sein, ohne vage und wischiwaschi zu werden?
Stärkere Kommunikation:
·Machen Sie es Ihrem Pferd so leicht wie möglich, Sie zu verstehen.
·Werden Sie Meister darin, Sensibilisierung und Desensibilisierung auseinanderzuhalten.
·Lernen Sie, konsequent zu sein, damit Ihr Pferd Ihre Absicht vorausahnt, und Abwechslung zu benutzen, damit es Ihnen nichts vorwegnimmt.
·Achten Sie darauf, Ihre Gedanken und Absichten klar durch Ihre Körpersprache auszudrücken, damit Ihr Pferd Sie lesen kann und nicht nur Ihre Werkzeuge.
·Stellen Sie sicher, dass Sie Ihrem Pferd eine Antwort geben können, wenn es eine Frage stellt.
Fähigkeit, Entspannung zu vermitteln:
·Stellen Sie sicher, dass Ihr Pferd jederzeit und überall kilometerweit erkennen kann, wenn Sie ihm Entspannung signalisieren.
Querdenken:
·Sie sollten von einem großen Problem ablassen können, um die kleineren anzugehen und zu beseitigen, die zu dem größeren beitragen.
·Kommunizieren Sie kleine Aufgaben so klar, dass Ihr Pferd später eine große Aufgabe erfüllt und denkt, es war seine Idee.
·Beißen Sie sich nicht durch Probleme durch, wenn Sie dabei von Ihrem Ego oder von Frustration geleitet sind.
·Bemerken Sie schnell und loben Sie sofort, wenn Ihr Pferd Ihnen etwas Positives anbietet, auch wenn Sie es gar nicht dazu aufgefordert hatten … vielleicht denkt ES ja, dass Sie das von ihm wollten.
„Natürlich“ ist nicht so sehr etwas, das man tut, sondern eher etwas, das man ist. Es ist unbedingt erforderlich, an diesen Punkt zu gelangen. Jeder Lernprozess fühlt sich gezwungen, steif und theoretisch an. Aber um ein hohes Niveau zu erreichen, muss man die Informationen verarbeiten und durch sich selbst wieder zum Ausdruck bringen. Vertrauen Sie auf Ihre Intuition, verstehen Sie Ihre Gefühle, lassen Sie Ihr Ich los und erlauben Sie den Fertigkeiten, die Sie geübt haben, durch Sie hindurchzufließen. Und schärfen Sie Ihre Sinne für das Feedback, das Sie vom Pferd bekommen.
Wenn Sie natürliche Techniken anwenden und dann anfangen, zusätzlich Dressurtechniken zu benutzen – dann werden Sie nur eine Menge Techniken ausführen und alles wird sehr schnell unnatürlich.
Ich betone das an dieser Stelle, denn wenn Sie natürliche Techniken anwenden und dann anfangen, zusätzlich Dressurtechniken zu benutzen, werden Sie nur eine Menge Techniken ausführen und alles wird sehr schnell unnatürlich, vor allem, wenn Sie die körperlichen Anforderungen an Ihr Pferd erhöhen.
Sie werden Übernatürliches leisten müssen, sowohl hinsichtlich Ihrer Führungsqualitäten, Ihrer Kommunikationsfähigkeiten und Ihrer Gabe, Entspannung zu vermitteln, als auch hinsichtlich Ihrer Selbstbeherrschung, die verhindert, dass Sie wie ein Raubtier denken.
Das mag den Eindruck erwecken, als müsste man eine Menge im Kopf behalten, aber seien Sie versichert: Sie und Ihr Pferd können sich mit immer weniger Stress grundlegend verändern, indem Sie natürlichen Prinzipien folgen und diese durch die Dressur vertiefen. Die Ergebnisse werden die Übungseinheiten immer besser gelingen lassen und Sie werden eins mit Ihrem Pferd werden.
Wenn Sie Lücken in Ihren Grundlagen finden, so ist das ein Geschenk. Jetzt ist die Gelegenheit, sie zu füllen. Sie werden oft feststellen, dass ein Teilbereich Ihrer Grundlagen zwar gut genug war für das, was Sie früher getan haben, aber für manche dieser Übungen nicht ausreicht. Sie müssen sich ständig um die Verbesserung Ihrer Grundlagen kümmern. Es handelt sich dabei nicht unbedingt um etwas, das Sie einmal kapieren und dann für immer parat haben. Sie müssen Ihre Grundlagen pflegen. Wie in jeder Beziehung können die Herausforderungen, denen Sie begegnen, die Beziehung entweder stärken oder schwächen, je nachdem, wie viel Sorgfalt unterwegs angewandt wird. Wenn Sie Ihre Basis und Ihre Grundlagen nicht aktiv verbessern, dann werden sie schwächer. Ihre Grundlagen sind immer entweder im Wachstum begriffen oder sie verfallen.
Zusammenfassung
·Sie müssen sich selbst und Ihre Natürlichkeit auf ein hohes Niveau bringen, wenn Sie Dressur reiten. Sie müssen übernatürlich sein.
·Natürlich ist nicht etwas, das Sie tun, sondern es ist etwas, das Sie sind.
·Wenn wir natürlich handeln, bedienen wir uns der Psychologie, der Kommunikation und des Verstehens anstatt der Angst, der Mechanik und der Gewalt.
Wenn Sie ein gut gerittenes Dressurpferd sehen, dann wird Ihnen auffallen, dass es seinen Körper ungewöhnlich frei bewegt. Das Wort Dressur kommt aus dem Französischen und bedeutet einfach „Training“. Genauso wie Natural Horsemen davon überzeugt sind, dass natürlich die einzige Art und Weise ist, wie man mit dem Pferd zusammen sein kann, so sind Dressurreiter ebenso leidenschaftlich der Überzeugung, dass Dressur die einzige Art und Weise ist, ein Pferd zu reiten. Schauen wir uns einige Definitionen von Dressur an, dann werden Sie verstehen, warum:
Egon von Neindorff in seinem Vorwort zu Walter Zettls Buch sagt: „Dressur in Harmonie bedeutet also, eine Aufgabe gemeinsam so zu lösen, dass Reiter und Pferd Freude bei der Arbeit haben. Nur dann kann die wunderbar natürliche Losgelassenheit gefühlt werden, die jeder Reiter in seiner täglichen Arbeit sucht.“
Walter Zettl, Autor von Dressur in Harmonie sowie einer Videoreihe mit dem Titel A Matter Of Trust (Eine Frage des Vertrauens), sagt: „Das Ziel aller Reiterei ist die harmonische Einheit von Reiter und Pferd. Unter Harmonie verstehe ich die Verschmelzung von Balance, Zielrichtung und athletischem Ausdruck.“
Nuno Oliveira schreibt in seinem Buch Gedanken über die Reitkunst: „Reitkunst bedeutet das vollkommene Einvernehmen zwischen dem Reiter und seinem Pferd. Diese Harmonie erlaubt dem Pferd, ohne Verspannungen in seinen Muskeln oder Gelenken zu arbeiten, was ihm ermöglicht, alle Lektionen sowohl mit geistiger und körperlicher Freude als auch geschmeidig und taktrein auszuführen.“
Wenn Sie die Geschichte der Dressurreiterei nachlesen, werden Sie feststellen, dass diese Art zu reiten Veränderungen durchgemacht hat, die ihren Ursprung haben in der Politik, der Mode, dem Typ der jeweils gerittenen Pferde und dem Teil der Welt, in dem sie praktiziert wurde. Sie haben vielleicht von den Unterschieden zwischen Turnierreiterei und klassischer Reiterei gehört oder von denen zwischen „französischer“, „deutscher“ und „holländischer“ Dressur. Jetzt fragen Sie sich vielleicht, wie die vorliegenden Materialien ins Bild passen. Meine Antwort lautet, dass die Wahrheit immer in der Mitte liegt. Es gibt bestimmte Ziele in der Dressur, die von allen Varianten geteilt werden. Die Wege, die zu diesen Zielen führen, die verwendeten Mittel und die Schwerpunkte werden sich von System zu System unterscheiden, je nach Geschichte, dem vorherrschenden Pferdetyp und der Einstellung der Reiter, die das jeweilige System praktizieren. Anstatt mich durch die Unterschiede durchzukämpfen, konzentriere ich mich lieber auf die gemeinsamen Ziele, die Fäden, die alle Methoden miteinander verbinden. Dann bemühe ich mich, die Kommunikation und die Beziehung zu meinem Pferd aufzubauen, die notwendig sind, um diese Ziele zu erreichen. Viele Systeme können erfolgreich funktionieren, solange die dahinterstehende Absicht positiv ist, wenn die Kommunikation klar ist und die „Zutaten“ gut vorbereitet sind. Die Informationen in diesem Buch helfen Ihnen, gut vorbereitet bei einem ausgezeichneten Lehrer anzukommen. Ich werde Ihnen auch Hinweise geben, woran Sie einen hervorragenden Lehrer erkennen können.
Das Regelwerk der Fédération Equestre Internationale für Dressur beschreibt den Zweck der Dressur folgendermaßen:
„Das Ziel der Dressur ist, dass sich das Pferd durch eine harmonische Ausbildung zu einem glücklichen Athleten entwickelt, der gelassen, locker, geschmeidig und beweglich ist, dabei aber auch selbstbewusst, aufmerksam und willig, und der somit ein vollkommenes Einvernehmen mit seinem Reiter erreicht“ (Artikel 401, Regelwerk der FEI).
Beachten Sie die ersten beiden Adjektive: glücklich und harmonisch. Weitere Adjektive sind: gelassen, locker, geschmeidig, beweglich, selbstbewusst, aufmerksam, willig. Und das Endziel: vollkommenes Einvernehmen.
Das sind hehre Ziele. Wir sollten niemals vergessen, dass alles, was letztendlich auf Kosten von Glück, Harmonie und Verständnis erreicht wird, den Anforderungen der Dressur nicht genügt.
Befassen wir uns mit dem Wort Athlet: Um einen vierbeinigen Athleten zu schaffen, müssen wir den Arbeitswillen des Pferdes erhalten. Athleten geben ihr Bestes, weil sie es wollen. Jemand, der hart arbeitet, ohne es zu wollen, ist ein Sklave. In der Definition heißt es nicht „gehorsam“, sondern „willig“. Weil die Dressur dem Körper des Pferdes große Aufmerksamkeit schenkt, wird leicht die Psyche des Pferdes vergessen.
Das Handbuch der United States Equestrian Federation (Reiterliche Vereinigung der USA) sagt darüber hinaus, dass diese Eigenschaften, die als Ziele der Dressur aufgelistet sind, sichtbar werden in: „… der Freiheit und Regelmäßigkeit der Gänge, der Harmonie, Leichtigkeit und Zwanglosigkeit der Bewegungen, der Leichtigkeit der Vorhand und dem Engagement der Hinterhand, die in einem lebhaften Schwung ihren Ursprung nehmen, sowie der Akzeptanz des Gebisses bei konstanter Durchlässigkeit und ohne jede Verspannung oder Widerstand.“
Das Ziel jeglicher Dressur sollte sein, dass Pferd und Reiter eine harmonische Einheit bilden. Dann kräftigt das gymnastizierende Training das Pferd und macht es geschmeidig, wodurch es in die Lage versetzt wird, die folgenden Grundbausteine der Dressur zu erlangen:
·Losgelassenheit
·Takt
·Anlehnung
·Schwung
·Geschmeidigkeit
·Geraderichtung
·Versammlung
Versammlung ist ein Fachausdruck in der Dressur, der einen Zustand beschreibt, in dem die Tritte des Pferdes kürzer und kraftvoller sind. Das Pferd scheint sich „bergauf“ zu bewegen. Die Silhouette des Pferdes ist von Genick bis Schweif verkürzt, obwohl der Hals ungehindert aus dem Widerrist aufsteigt. Die Bergaufhaltung kommt aus dem Körper, nicht nur vom hohen Hals. Im „Dressurland“ wird in der Regel davon ausgegangen, dass wir als Reiter das Pferd versammeln müssen. Die Vorstufe zur Versammlung ist das „Arbeitstempo“, worauf sich dieses Material konzentriert. Von dieser harmonischen Verbindung ausgehend kümmern wir uns um die Psyche und die Gefühle des Pferdes, um herauszufinden, wie viel körperliche Versammlung das Pferd auf natürliche Weise anbieten kann. So können wir Versammlung durch klare Führung anstatt durch physische Gewalt erzielen.
Wir sollten niemals vergessen, dass alles, was letztendlich auf Kosten von Glück, Harmonie und Verständnis erreicht wird, den Anforderungen der Dressur nicht genügt.
Die oben aufgelisteten Grundbausteine werden auch als „Skala der Ausbildung“ bezeichnet, denn obwohl sie alle eng miteinander im Zusammenhang stehen, stellen sie die grundlegende Abfolge dar, in der beim traditionellen Dressurtraining vorgegangen wird. Sie können sie als eine Art Checkliste benutzen, um die Qualität der Lektionen zu beurteilen, die sie reiten. (Wenn Sie zum Beispiel ein Schenkelweichen im Trab reiten, können Sie sich fragen: „Ist mein Pferd noch losgelassen, bleibt der Takt erhalten? Wie gut ist die Anlehnung am Zügel?“ …) Sie können die Skala in leicht veränderter Reihenfolge in anderen Handbüchern finden, aber das bestätigt nur, wie sehr sich diese Grundbausteine gegenseitig bedingen und dass bestimmte Pferde zu bestimmten Zeiten an anderen Elementen arbeiten müssen als andere. Die „Skala der Ausbildung“ ist die Leitlinie der modernen Trainingssysteme im Reitsport weltweit. Die einzelnen Elemente werden durch Übungen und Lektionen mit steigendem Schwierigkeitsgrad auf die Probe gestellt und weiter ausgebaut.
Auf jedem Turnierrichterprotokoll steht unten der allgemeine Eindruck. Er wird getrennt von den in der Aufgabe verlangten Lektionen bewertet, und die hierfür vergebenen Wertnoten zählen doppelt, wodurch ihre Bedeutung gegenüber den Lektionen hervorgehoben wird. Das zeigt, dass die Art und Weise, wie der Ritt ausgeführt wurde, genauso wichtig (oder noch wichtiger) ist als die Ausführung einer bestimmten Lektion.
Der allgemeine Eindruck beinhaltet:
·Gangarten (Freiheit und Regelmäßigkeit)
·Schwung (Vorwärtsdrang, Elastizität der Tritte, Geschmeidigkeit des Rückens, Engagement der Hinterhand)
·Durchlässigkeit (Aufmerksamkeit und Selbstbewusstsein, Harmonie, Leichtigkeit und Zwanglosigkeit der Bewegungen, Akzeptanz des Gebisses, Leichtigkeit der Vorhand)
·Reiter (Sitz und Haltung, Korrektheit und Effektivität der Hilfen)
Wir erkennen also bereits einen roten Faden, der sich von den absolut klassischen Quellen bis hin zu den stark turnierorientierten Quellen durchzieht: Der wichtigste Aspekt der Dressur ist die Qualität des Reitens und der Gänge, unabhängig von bestimmten Lektionen.
Die Eigenschaften, auf die bei der Dressur besonderer Wert gelegt wird, kommen schon bei der Basisarbeit vor und gehen entweder verloren oder werden gefestigt, wenn wir die schwierigeren Lektionen reiten, die wir gedanklich oft mit der Dressur verbinden. Es ist äußerst wichtig, dass Sie den Unterschied zwischen dem eigentlichen „Wesen“ der Dressur und den Dressurlektionen verstehen. Wenn Sie die Grundlagen geschaffen haben, können Sie sie auf dem Weg nach oben mitnehmen. Die unter „allgemeiner Eindruck“ bewerteten Punkte können Ihnen ebenfalls als Checkliste zur Selbstkontrolle dienen. Üben Sie das Beobachten und Bewerten von Pferden hinsichtlich dieser vier Kriterien.
Die Eigenschaften, auf die bei der Dressur besonderer Wert gelegt wird, kommen schon bei der Basisarbeit vor und gehen entweder verloren oder werden gefestigt, wenn wir die schwierigeren Lektionen reiten, die wir gedanklich oft mit der Dressur verbinden. Es ist äußerst wichtig, dass Sie den Unterschied zwischen dem eigentlichen „Wesen“ der Dressur und den Dressurlektionen verstehen. Wenn Sie die Grundlagen geschaffen haben, können Sie sie auf dem Weg nach oben mitnehmen.
Diese Grundlagen erfordern ausgezeichnete:
·Partnerschaft
·Bewegungsmechanik
·Kommunikation und Führung
Ich möchte Ihnen die Werkzeuge an die Hand geben, die Sie brauchen, um die genannten Grundlagen auf einem hohen Qualitätsniveau zu erreichen, sodass Sie sie während des ganzen Trainingsprozesses beibehalten können. Wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, ist diese Qualität wie bei allen Künsten schwer zu beschreiben. Wir müssen weiter um das Thema herumtanzen, um ein gutes Bild zu bekommen.
Die Lektionen, die am häufigsten mit Dressur in Verbindung gebracht werden (wie Seitengänge, Gangverstärkungen, fliegende Wechsel, Pirouetten), wurden entwickelt, um die Partnerschaft und die Bewegungsmechanik zu verbessern und zu testen. Manche elementaren Lektionen und Übungen sind gut für alle Pferde (etwa die grundlegenden Übungen zu Balance, Geschmeidigkeit und Energie in diesem Buch), während andere hauptsächlich für den Dressurspezialisten geeignet sind (etwa fliegende Wechsel von Sprung zu Sprung und ganze Pirouetten im Galopp).
Es gibt ein Sprichwort: „Dressur eignet sich für alle Pferde, aber nicht alle Pferde eignen sich für die Dressur.“ Das bedeutet schlicht und einfach, dass Dressurarbeit jedem Pferd helfen kann, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten optimal zu entwickeln, man aber nicht von jedem Pferd erwarten sollte, dass es ein Dressurspezialist auf hohem Niveau wird.
In den Dressuraufgaben der unteren Klassen reiten Sie gerade Linien, große Zirkel, Handwechsel und einfache Übergänge, wobei Eigenschaften wie Takt, Losgelassenheit, Leichtigkeit und Geschmeidigkeit aufrechterhalten werden müssen. In den oberen Klassen sind die Lektionen und Hufschlagfiguren sehr viel schwieriger, aber noch immer wird erwartet, dass Takt, Losgelassenheit und so weiter erhalten bleiben und sogar noch verbessert werden.
Bei Turnieraufgaben werden die Lektionen nicht nur von Klasse zu Klasse schwieriger, sondern man hat auch immer weniger statt mehr Zeit, sie vorzubereiten. Das testet die Qualität der Vorbereitung beziehungsweise den Bereitschaftszustand von Mensch und Pferd. Bei der Dressur kommt es also auf das optimale Gleichgewicht, die optimale Harmonie und die optimale Kommunikation an, die Voraussetzungen für die Ausführung aller Lektionen sind.
Bei der Dressur wird Wert gelegt auf:
·die Qualität der Gangarten
·die allgemeine Bereitschaft, die Übungen auszuführen
·die Qualität der Gangarten während der Übungen
·Präzision/Korrektheit der Übungen
Bei optimalen Bedingungen erreicht ein erfahrener Reiter mit einem talentierten Pferd nach sechs bis acht Jahren Grand-Prix-Reife. Es ist also leicht nachvollziehbar, wie uns Werkzeuge für eine starke Beziehung zu unserem Pferd einen Nutzen für die Dressur bringen können!
Was ist nun aber Dressur? Wie Sie sehen, ist das nicht leicht zu beschreiben. Es geht dabei nicht darum, einen Sprung zu überwinden oder eine Kuh aus der Herde herauszutreiben. Vielleicht ist das der Grund, warum so viele Schüler und Pferde in traditioneller Dressurausbildung desorientiert und frustriert sind.
Damit wir hier nicht zu technisch werden, machen wir uns ein Bild davon, wie es aussieht, wenn ein Pferd dressurmäßig geritten wird.
Stellen Sie sich mehrere Pferde vor, die mit ihren Reitern einfach über eine große Wiese traben. Eines davon ist ein Reiningpferd, eines ein Vielseitigkeitspferd, eines ein Jagdpferd, eines ein Western-Pleasure-Pferd, eines ein Distanzpferd und eines ist dressurmäßig ausgebildet. Wir könnten nun telefonieren und ich könnte Sie fragen: „Woher wissen Sie, welches Pferd das Dressurpferd ist? Wie sieht es aus?“ Denken Sie einen Moment darüber nach, welche Wörter Sie verwenden würden, um zu beschreiben, was Sie sehen. Kümmern Sie sich nicht um die richtige Terminologie. Schreiben Sie einfach die Wörter auf, die Ihnen gerade einfallen, wichtig ist nur, dass sie Ihnen passend erscheinen. Vertrauen Sie auf Ihre Intuition – Sie wissen mehr, als Sie denken. Auf meiner Liste stehen zum Beispiel die folgenden Wörter:
Eigenschaften eines Dressurpferdes:
·Stolz
·Losgelassen
·Vorausschauend
·Aktiv
·Taktmäßig
·Federnd
·Kraftvoll
·Schwerelos
·Im Gleichgewicht
·Leicht
·Geschmeidig
·Zentriert
·Eifrig
·Schwebend
·Potenzielle Energie
·Schwung
·Gleitend
·Harmonisch
·Frei
·Aufmerksam
·Sensibel
·Konzentriert
·Fleißig
·Versammelt
·Selbsthaltung
·Bergauf
·Elastisch
·Selbstbewusst
·Sein Körper ist mein Körper
Schließen Sie die Augen, sehen Sie Ihren Traum und schreiben Sie Ihre Liste … jetzt!
Einige dieser Wörter sind Fachausdrücke, andere fallen mir einfach so ein. Lassen Sie dieses Bild eine Zeit lang in Ihrem Kopf umherschweben und genießen Sie es!
Ich behaupte, dass die meisten dieser Eigenschaften das Ergebnis von drei Schlüsselfaktoren sind, die in einer dynamischen Beziehung zueinander stehen. Viele der aufgelisteten Wörter lassen sich beschreiben als eine Kombination aus:
Entspannung | Energie | Balance |
---|
Abbildung 1:
A) Auf der Vorhand:
·Ungesunde Bewegungsmechanik
·Massenträgheit
·Schwere Vorhand
·Energie geht in den Boden
B) Arbeitstempo:
·Gesunde Bewegungsmechanik
·Horizontales Gleichgewicht
·Freie Vorhand
·Energie kann vorwärtsfließen
C) Versammlung:
·Gesunde Bewegungsmechanik
·Antrieb aus der Hinterhand
·Bergaufgleichgewicht
·Energie besitzt Tragkraft
Abbildung 2:
Ungesunde Versammlung:
·Gespannte, verkürzte Oberlinie
·Gedehnte Unterlinie, schwache Bauchmuskeln
Abbildung 3:
Gesunde Versammlung:
·Aktive Bauchmuskeln
·Oberlinie frei und dehnbar, auch wenn sie sich verkürzt
Zum Beispiel entsteht Kraft, wenn man Energie mit Entspannung kombiniert. Versammlung ist viel Energie gepaart mit einer ausbalancierten Bergaufhaltung und einem entspannten Rücken. Wenn diese drei Faktoren für dieses Pferd an diesem Tag und für diese Anforderung vollkommen harmonisch zusammenspielen, erleben wir unseren besten Moment. Wir werden uns in diesem Material noch eingehend mit dieser Dynamik beschäftigen.
In der Dressurreiterei gibt es den Begriff Durchlässigkeit. Er beschreibt das Gefühl, dass jede Hilfe ungehindert durch den Körper und Geist des Pferdes hindurchgeht und sich nach außen hin ohne Widerstand ausdrückt.
Abbildung 1 zeigt ein Pferd mit schlechter Bewegungsmechanik, das auf der Vorhand geht (A), ein Pferd im Arbeitstempo mit gesunder Bewegungsmechanik (B) und ein höher aufgerichtetes Pferd im Gleichgewicht mit gesunder Bewegungsmechanik (C). Die Pfeile zeigen Ihnen, wohin die Energie fließt. Der Unterschied zwischen Abbildung 1A und 1B mag nicht sehr groß erscheinen, aber die Haltung ist deutlich anders. Ich habe den Unterschied absichtlich nicht sehr extrem gezeichnet, weil ich möchte, dass Sie Feinheiten wahrnehmen. Würden Sie das Pferd in Abbildung 1A beobachten, dann würden Sie es vielleicht mit Adjektiven wie „abgehackt“, „schwer“ oder „flach“ beschreiben. Wenn Sie im Vergleich das Pferd in Abbildung 1B betrachteten, würden Sie wahrscheinlich sagen, dass 1B sich „leichter“, „weicher“, „freier“ bewegt. Das erste Pferd mag „glücklich“ und natürlicherweise auf der Vorhand sein. Die Probleme fangen erst an, wenn wir auf ihm sitzen und es ihm schwerer machen, seinen Rücken zu entspannen und das Gewicht von der Vorhand wegzubringen. Wenn wir uns nicht bemühen, einen gesünderen Bewegungsablauf zu entwickeln, bevor wir versuchen, dieses Pferd zu versammeln, dann wird die ungesunde Haltung in Verbindung mit unserem Gewicht und den Anforderungen schwerer Lektionen zu mehr Problemen und Stress führen.
Abbildung 2 zeigt das, was dabei herauskommt, wenn Sie versuchen, ein Pferd in eine „versammelte“ Haltung zu zwingen, das noch nicht die Gelegenheit hatte, unter dem Reiter eine losgelassene Haltung und eine gesunde Balance zu finden.
Abbildung 3 zeigt das Idealbild eines weit ausgebildeten Dressurpferdes. Hier trägt die Hinterhand das Gewicht, die Vorhand ist leicht und die Wirbelsäule ist eine Kombination aus Feder und Gummiband; sowohl fähig sich zu runden als auch sich zu dehnen. Die wichtigste Zutat, die den Unterschied zwischen Abbildung 2 und 3 ausmacht, ist eine freie, gedehnte Wirbelsäule und eine Gelegenheit, sich „loszulassen“. Abbildung 4 zeigt die Verkörperung dieser fehlenden Zutat. So sieht ein losgelassenes Pferd aus, das sich mental, emotional und physisch im Gleichgewicht befindet.
Was sich in dem statischen Bild schwer erkennen lässt, ist, dass die Hinterbeine aktiv sind und weit genug untertreten, um den Körper zu tragen (obwohl spitzere Winkel in den Gelenken der Hinterbeine oft Ausdruck von Aktivität sind). Auch der Widerrist des Pferdes ist noch immer leicht und beweglich. Man kann an einem statischen Bild auch nicht erkennen, dass die Oberlinie geschmeidig ist und sich harmonisch und effizient an- und abspannen kann. Die Oberlinie ist nicht immer straff gespannt, sondern sie dehnt und entspannt sich wie ein ziehharmonikagefaltetes Gummiband.
Jemand erzählte mir einmal, dass das perfekte Dressurpferd wie eine weiße Leinwand sei. Es gibt keine „perfekte Haltung“, die unabhängig ist von der Bewegungsdynamik des Pferdes. Wir werden im Folgenden sehen, wie wichtig diese Erkenntnis ist. Bei der Dressur geht es mehr um die Art und Weise, wie eine Lektion ausgeführt wird, als um die Lektion selbst. Präzision bei der Ausführung der Lektionen ist wertvoll, sofern sie zu einer verbesserten Bewegungsmechanik führt, vor allem in den unteren Klassen. Es geht hier mehr um das „Video“ als um die „Fotografie“. Leider ist der runde, aufgewölbte Hals eines der am leichtesten erkennbaren Merkmale eines Dressurpferdes, und das ist es, was viele Leute herzustellen versuchen. In Wirklichkeit ist das eine sehr natürliche Haltung für das Pferd, wenn sein Körper und sein Geist von einem guten Reiter geführt werden.
Diese „runde“ Oberlinie ist ein Bestandteil guter Bewegungsmechanik, der durch geschicktes Reiten erreicht und erhalten werden muss. Sie ist der Bestandteil, der oft am schnellsten auf viele verschiedene Weisen verloren geht, aber nur durch geschicktes Reiten hergestellt und erhalten werden kann. Wenn Sie die üblichen Reitsportkataloge durchblättern, werden Sie allerlei Ausrüstungsgegenstände finden, mit denen Sie Ihr Pferd ausstatten können, um zu versuchen, es bestenfalls dazu zu „ermutigen“ und schlimmstenfalls dazu zu zwingen, diese Haltung einzunehmen.
Stellen Sie sich hin (nachdem Sie das gelesen haben) und legen Sie Ihre Hände auf Ihren Lendenbereich, dicht an der Wirbelsäule. Gehen Sie normal und fühlen Sie, wie Ihre Rückenmuskeln sich dehnen und zusammenziehen. Jetzt tun Sie so, als ob Sie Rückenschmerzen hätten – verspannen Sie sich, machen Sie ein Hohlkreuz und schützen Sie Ihren Rücken. Gehen Sie wieder ein paar Schritte und konzentrieren Sie sich auf den Unterschied, den Sie mit Ihren Händen fühlen, und darauf, wie es Ihren Gang beeinflusst, also die Art und Weise, wie Sie sich bewegen. Sie werden auch feststellen, dass es schwieriger ist zu atmen, wenn Sie Ihren Rücken schützen. Ein dehnbarer Muskel ist stärker und gesünder als ein verkrampfter Muskel.
Abbildung 4:
Losgelassene Haltung:
·Aktive Bauchmuskeln
·Oberlinie maximal gedehnt
·Entspannt, ruhig fließende Energie
·Schultern und Hüften schwingen frei
Abbildung 5:
Nehmen wir ein Pferd mit schlechter Bewegungsmechanik, finden seinen „Sweet Spot“, an dem es sich loslassen kann, und gymnastizieren es dann auf geschickte Art und Weise, dann erhalten wir ein Pferd in gesunder Versammlung.
Die dehnbare Haltung in Abbildung 4 ist gesund für Ihr Pferd und bereitet es auf den Dressursport vor. Sie ermöglicht es dem Rücken, auch im verkürzten Rahmen der Versammlung noch frei und locker zu schwingen. Die Kraft in der Versammlung kommt aus dem Versammeln eines bereits freien, geschmeidigen, gedehnten Körpers. Wir dehnen, damit die Oberlinie locker und frei bleibt, wenn wir versammeln. Wenn wir immer nur verkürzen und kräftigen, wird der Rücken stark und fest. Wenn wir immer nur dehnen, wird das Pferd nicht die tragfähigen Muskeln entwickeln, die es für eine Bergaufhaltung braucht. Wenn wir versuchen, die Dehnung zu erzwingen (durch Rollkurtechniken oder die übertriebene Manipulation des Genicks während der „Versammlung“), dann ist der Rücken zwar gedehnt, aber mehr wie die Membran einer Trommel – fest gespannt.
Wie viel Zeit ich darauf verwende, meine Pferde zu dehnen, oder ob ich nur kontrolliere, ob das Gefühl der Dehnung vorhanden ist, hängt vom jeweiligen Pferd und seinen Bedürfnissen ab. Manchmal können sie ihr Gleichgewicht erst dann finden, wenn sie sich dehnen können, und manchmal können sie sich erst dann dehnen, wenn sie besser im Gleichgewicht sind. Das wird ein Teil Ihrer Ausbildungsreise mit Ihrem Pferd sein. Wenn ein Pferd leicht Übergänge von der Dehnungshaltung in die Versammlung ausführen kann, dann ist es ihm auch möglich, in der Versammlung dehnungsbereit zu bleiben und in Dehnung das Gleichgewicht zu halten. Das Reiten von Übergängen zwischen Lektionen und Gangarten wird mir zeigen, wie athletisch und ausbalanciert mein Pferd wirklich ist.
In der Dressurreiterei gibt es den Ausdruck Losgelassenheit. Er steht für Entspannung gepaart mit Geschmeidigkeit und Elastizität. Die Losgelassenheit wird durch das „Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen“ überprüft. Das Pferd sollte dabei seine Oberlinie dehnen und gleichzeitig im Gleichgewicht bleiben, sich konzentrieren und die Verbindung zum Reiter aufrechterhalten. Das zeigt, dass auch während vermehrt versammelnder Arbeit die Dehnungsbereitschaft noch vorhanden ist. Ein Pferd, das die Zügel aus den Händen des Reiters kaut, darf nicht verwechselt werden mit einem Pferd, das an den Zügeln zieht oder sich auf die Zügel legt. Mehr davon wird in Teil II unter „Reiten in Anlehnung am Zügel“ besprochen.
In der Dressur sind die Gangarten im sogenannten Arbeitstempo das Erste, was erreicht werden muss (Abbildung 1B). Dabei liegt die Trittlänge zwischen dem versammelten und starken Gangmaß. Das Arbeitsgangmaß besitzt Energie und Schwung mit Ruhe, ohne Eile. Das Gleichgewicht liegt in der Mitte, nicht auf der Vorhand, aber auch nicht „bergauf“ wie in der Versammlung. Auch wenn ein Pferd die oberen Klassen erreicht, bleibt das Arbeitstempo die Ausgangsbasis und wird oft zum Aufwärmen oder Abwärmen geritten.
Wenn ein Pferd leicht Übergänge von der Dehnungshaltung in die Versammlung ausführen kann, dann ist es ihm auch möglich, in der Versammlung dehnungsbereit zu bleiben und in Dehnung das Gleichgewicht zu halten.
Zusammenfassung
·Die Schlüssel zu gesunder Bewegungsmechanik sind ein aktives Hinterbein, eine freie, dehnbare, losgelassene Oberlinie und Gelassenheit.
·Es gibt eine dynamische Beziehung zwischen Entspannung, Balance und Energie.
·Versammlung gelingt am besten, wenn man einen bereits freien, entspannten und geschmeidigen Körper und Geist versammelt.
·Dressur ist kein statisches Ziel, sondern ein dynamischer Prozess.
·Dressur ist das, was sowohl zwischen als auch in den Lektionen passiert.
·Wichtige Eigenschaften in der Dressur sind:
·Freiheit und Regelmäßigkeit der Gänge
·Aktivität der Hinterhand bei entspanntem Rücken
·Leichtigkeit der Vorhand, spielerische Bewegungen
·Selbstvertrauen
·Akzeptanz der Anlehnung
·Der korrekte Sitz des Reiters und die Effektivität der Hilfen
·Die Lektionen selbst können die dressurmäßigen Grundlagen sowohl fördern als auch auf die Probe stellen.
·Die Dressur strebt nach einem optimalen Bereitschaftszustand.
·Korrekte Bewegungsmechanik ist essenziell.
·Der Reiter muss ebenfalls sportlich trainiert sein.
·Das Arbeitstempo ist die Ausgangsbasis, von der aus wir zulegen, versammeln oder dehnen.
·Das Ziel der Dressur ist:
·Ein glücklicher vierbeiniger Athlet
·Harmonische Ausbildung
·Ein Pferd, das gelassen, entspannt, geschmeidig und beweglich ist
·Ein Pferd, das selbstbewusst, aufmerksam und willig ist
·Perfektes Einvernehmen zwischen Pferd und Mensch
Diese Eigenschaften müssen Ihnen bewusst sein, wenn Sie sie verwirklichen wollen.
Beobachten und Visualisieren ist genauso wichtig wie das Üben.
Die Grundsätze natürlicher Dressur
·Balance fühlt sich gut an.
·Pferde und Menschen streben von Natur aus nach Harmonie, wenn sie die Gelegenheit dazu haben.
·Die Grundlagen der Dressur sind für das Pferd da, sonst hat sie keinen Zweck – betrachten Sie es aus Sicht des Pferdes.
·Die mentale, emotionale und physische Entwicklung sind gleich wichtige Wege zu unserem Ziel.
·Die Dressur kann nur so gut sein wie die Partnerschaft, die Bewegungsmechanik, die Kommunikation und das reiterliche Können zusammengenommen.
·Alles entsteht aus der Entspannung und kehrt zu ihr zurück.
·Eigenschaften der Dressur kann man im Zusammenspiel von Entspannung, Energie und Balance finden.
·Auch der Mensch muss mental, emotional und physisch „versammelt“ sein.
·Freestyle innerhalb der Finesse.
·Denken Sie an die natürlichen Motivatoren des Pferdes.
·Isolieren, trennen und neu zusammensetzen.
·Präzision und Spiel im Gleichgewicht.
Erklärungen im Einzelnen:
Balance fühlt sich gut an. Am Anfang geht es beim Dressurreiten nur darum, negative Spannung abzubauen, das Gleichgewicht des Pferdes mit uns auf seinem Rücken wiederherzustellen und eine effiziente Bewegungsmechanik zu erreichen. Das wird sich für das Pferd angenehm anfühlen, wenn wir es gut machen! Echtes Gleichgewicht braucht nicht mit Gewalt aufrechterhalten zu werden.
Pferde und Menschen streben von Natur aus nach Harmonie, wenn sie die Gelegenheit dazu haben. Es gibt nichts Schöneres oder Natürlicheres als Tiere, die sich synchron bewegen. Pferde bewegen sich in Herden, und Menschen fühlen sich von denjenigen angezogen, die ihnen in ihren Augen ähnlich sind. Der erste Schritt, um uns unsere Pferde in mentaler, emotionaler und physischer Harmonie näherzubringen, besteht darin, in Harmonie auf sie zuzugehen. Wir sind dafür verantwortlich, unseren Pferden zu beweisen, dass wir mit ihnen harmonieren können. Wenn wir zunächst ihnen folgen, dann werden sie uns später bereitwilliger folgen.
Die Grundlagen der Dressur sind für das Pferd da, sonst hat sie keinen Zweck – betrachten Sie es aus Sicht des Pferdes. Gute Bewegungsmechanik, Harmonie und Balance fühlen sich gut an, aber je anspruchsvoller die Lektionen werden, desto weniger offensichtlich ist ihr Zweck für das Pferd, und es wird sie nur deshalb ausführen, weil wir es von ihm verlangen und weil es dazu in der Lage ist. Damit dies für das Pferd eine positive Erfahrung wird, müssen wir lernen, wie die hierzu notwendige und geeignete Führung aussieht. Für Cuttingpferde oder Springpferde ist der Zweck ihres Tuns viel offensichtlicher. Je geschickter wir Übungen aufbauen, die ein klar erkennbares Ziel oder einen offensichtlichen Zweck haben, desto williger wird das Pferd seine athletischen Fähigkeiten verbessern.
Die mentale, emotionale und physische Entwicklung sind gleich wichtige Wege zu unserem Ziel.
Der starke Wille, eine Lektion auszuführen, schafft eine ausgezeichnete Bewegungsmechanik, und eine ausgezeichnete Bewegungsmechanik schafft eine größere Leichtigkeit und Bereitschaft zur Ausführung der Lektion. Wir wollen Pferde, die bereit, willig und befähigt sind.
Die Dressur kann nur so gut sein wie die Partnerschaft, die Bewegungsmechanik, die Kommunikation und das reiterliche Können zusammengenommen.
Es liegt in unserer Verantwortung, uns um all diese Aspekte zu kümmern.
Alles entsteht aus der Entspannung und kehrt zu ihr zurück. Energie ohne Entspannung ist Verspannung. Energie mit Entspannung ist Kraft und Begeisterung. Wenn das Pferd nicht zur Entspannung zurückkehren kann, bauen wir Verspannungen auf. In der Bewegung können Verspannung und Nervosität kaschiert werden. Daher ist es von zentraler Bedeutung, dass wir überprüfen, ob unser Pferd innerhalb einer Trainingseinheit jederzeit ruhig und still stehen bleiben kann. Auf diese Weise lässt sich die wahre Gelassenheit des Pferdes beurteilen.
Eigenschaften der Dressur kann man im Zusammenspiel von Entspannung, Energie und Balance finden. Diese drei Eigenschaften beeinflussen einander gegenseitig.
Auch der Mensch muss mental, emotional und physisch „versammelt“ sein. Wir müssen mindestens ebenso bereit, willens und fähig sein, Leistung zu erbringen, wie wir das von unseren Pferden erwarten. Ausgleichssport und Trockenübungen sind wertvoll, um uns auf unser Pferd vorzubereiten. Reiten ist eine sportliche Betätigung, die klares Denken und endlose Geduld erfordert.
Freestyle innerhalb der Finesse. Die Zügel sind Kommunikationsmittel, mit deren Hilfe wir uns in erster Linie über die Anlehnung verständigen. Wenn wir uns selbst und unseren Pferden beweisen, dass wir die Zügel nicht brauchen, um anzuhalten, die Geschwindigkeit zu regulieren oder zu wenden, dann haben wir die größten Chancen, beim Reiten in Anlehnung Selbsthaltung und Leichtheit zu erlangen und aufrechtzuerhalten. Die Herausforderung besteht darin, die Zügel nicht zu Kontrollzwecken zu verwenden, auch wenn wir in Anlehnung reiten.
Denken Sie an die natürlichen Motivatoren des Pferdes. Pferde werden motiviert durch Sicherheit, Wohlbefinden, Spiel und Futter, in dieser Reihenfolge.
Isolieren, trennen und neu zusammensetzen. Die Eigenschaften, die Sie gleichzeitig haben möchten, sollten Sie erst getrennt voneinander üben, dann zeitnah aufeinanderfolgend, und schließlich sollten Sie direkt von einer zur anderen übergehen können. Die Fähigkeit, sie miteinander zu kombinieren, wird sich von selbst einstellen. Wenn Sie neue Fähigkeiten mit Ihrem Pferd entwickeln, sollten Sie: die verschiedenen Optionen vorbereiten, um das Thema herumtanzen, und wenn Ihr Pferd neue Bewegungsabläufe und Fähigkeiten anbietet, sollten Sie diese erkennen, akzeptieren und das Pferd dafür belohnen.
Das Prinzip des Isolierens, Trennens und neu Kombinierens ist unglaublich effektiv. Es ist ein Werkzeug, das ich ständig gebrauche. Es ist ausschlaggebend, dass Sie sich über die einzelnen Eigenschaften mit dem Pferd verständigen können, und dann, wenn das gut genug klappt, damit herumspielen, indem Sie von einer Eigenschaft zur anderen übergehen. Dabei werden Sie ein paar Tritte entdecken, wo während des Übergangs von einer Eigenschaft zur anderen zwei Eigenschaften gleichzeitig existieren. Zum Beispiel: Wenn Sie eine fleißige Vorwärtsbewegung und daraus einen Übergang zum Rückwärtsrichten üben, wird Ihr Pferd bald mit nach hinten verlagertem Gewicht vorwärtsgehen und beim Rückwärtsrichten vorwärtsdenken.
Häufig wird der Fehler gemacht, dass man dem Pferd immer mehr Hilfen gibt, je komplizierter die Lektionen werden. Mit dieser Technik wird es unnötig werden, Ihr Pferd mit Hilfen zu bombardieren (siehe auch den Essay „9 + 1 Dialoge“ in Teil III).
Präzision und Spiel im Gleichgewicht. Präzision entsteht, wenn Sie in der Lage sind, jede Hufschlagfigur in jeder beliebigen Haltung zu reiten, und auswählen können, was Sie aufrechterhalten möchten. Präzision entsteht nicht durch Steifheit und Einschränkung. Das freie Spielen vergrößert Ihr Repertoire an Möglichkeiten, unter denen Sie auswählen können, als ob Sie mehr Farben auf Ihrer Palette hätten. Wenn ausgezeichnete Reiter präzise sind, kann das absolut ruhig und exakt aussehen. Aber wenn wir das nachahmen wollen, ohne Geschmeidigkeit, Losgelassenheit und Spiel, dann werden wir steif. Das Paradoxe ist, dass die absolut ruhige Haltung aus Beweglichkeit entsteht. Wenn Sie versuchen, Unbeweglichkeit nachzuahmen, werden Sie steif, was zu ungleichmäßigen, unkoordinierten und ungenauen Bewegungen führt. Präzision ist dann am wichtigsten, wenn Sie bereits positive Reaktionen etabliert haben.
Wenn Sie ein Gefühl anstreben, statt einer Beschreibung in einem Buch, und davon ausgehen, dass Dressur (vor allem die Grundlagen) für das Pferd etwas Angenehmes ist, müssen Sie sich und dem Pferd zutrauen, beurteilen zu können, was sich am besten anfühlt. Das wird nur passieren, wenn Sie eine Basis und eine Partnerschaft mit Ihrem Pferd haben, in der es sich frei und sicher genug fühlt, um sich mitzuteilen. Sie als Horseman müssen also Ihr Gefühl schulen, und Ihr Pferd muss sich trauen, zu experimentieren.
Wenn Dressur nicht zu einem Wohlgefühl führt, hat sie aus Sicht des Pferdes keinen Zweck. Sich wohlfühlen bedeutet nicht immer, stillzustehen. Man kann sich auch während einer körperlichen Aktivität wohlfühlen, wenn dabei Balance und Harmonie erreicht werden.
In meinem ersten Jahr im Parelli-Center in Colorado hatte ich drei Pferde dabei. Pat Parelli sorgte dafür, dass mir nicht viel Zeit zum Dressurreiten blieb. Er ließ mich hauptsächlich an den Rindern arbeiten, sechs Stunden täglich. Ein Pferd war eine äußerst impulsive Warmblutstute. Sie war schnell, ausdauernd und hatte sehr wenig Selbstdisziplin. Pat ließ uns eine Übung machen, bei der eine Kuh aus einem Gatter hinausrannte. Wir mussten hinterhergaloppieren und dann auf halbem Weg zum Gatter anhalten und ruhig stehen bleiben. Oh … und wir durften unsere Zügel nicht benutzen. Diese Stute ging immer auf die Kuh los, rannte sie über den Haufen und versuchte, sie zu beißen. Sie dabei zu stoppen war äußerst schwierig, ob mit oder ohne Zügel. Pat änderte die Übung für sie ab. Wir schlossen das Tor und meine neue Aufgabe bestand darin, der Kuh um die Bahn zu folgen. Ich durfte die Zügel nicht benutzen, es sei denn, um die Stute daran zu hindern, die Kuh rechts oder links zu überholen. Nach nur wenigen Runden fing sie an, hinter der Kuh (die sehr erleichtert war!) von selbst abzubremsen. Sie fiel in einen Trab und blieb hinter dem Schwanz der Kuh, anstatt sie in den Widerrist zu beißen.
Das war das erste Mal, dass ich fühlte, wie die Stute sich selbst parierte (sich ausbalancierte). Dieser Lernerfolg prägte sich ihr und mir ein und läutete den Beginn einer neuen Etappe in ihrer Dressurausbildung ein.
Mit einem anderen Pferd ritten wir spazieren und kamen oben auf einem sehr steilen, langen Abhang aus losem Erdreich und Geröll an. Die Aufgabe war, geradeaus hinunterzureiten und dabei das „Hocken“ zu üben, das bedeutet im Grunde, sich zusammenzukauern und das Pferd aufzufordern, dasselbe zu tun. Der Abhang und das lose Geröll ermöglichen es dem Pferd, sich buchstäblich hinzusetzen, mit den Sprunggelenken sehr weit unter dem Körper. Seine Hufe graben sich ein und rutschen. Das ging alles sehr ruhig und langsam vor sich und sehr gerade (man darf auf diesem Abhang nicht schief werden!). Diese Übung half dem Pferd enorm, sich bewusst zu werden, was es alles mit seiner Hinterhand anfangen kann, und sie lehrte mich eine Menge über die Bewegungsmöglichkeiten einer engagierten Hinterhand.
Diese Erfahrungen haben meinen Horizont erweitert hinsichtlich der Wege, auf denen man das Pferd dazu veranlassen kann, das fehlende bewegungsmechanische Puzzleteil zu finden, ohne es ihm durch direkte Hilfen zu sagen.
Auch wenn wir unsere Pferde zu einem besseren Gleichgewicht und einer besseren Bewegungsmechanik hinführen, müssen wir sie dabei zu einem gewissen Grad in Ruhe lassen. Möchte man einem Kind das Fahrradfahren beibringen, muss man das Fahrrad loslassen. Man bleibt nahe dran, damit man verhindern kann, dass das Kind auf die Nase fällt, wenn es sein Gleichgewicht verliert. Aber man muss loslassen. Man vertraut darauf, dass das Kind fühlt, wie es sich am besten ausbalancieren kann, und man führt es so heran, dass es in der Lage ist, seine Balance zu finden und zu fühlen. Wenn man nicht loslässt, dann wird es sie nicht finden, und man muss das Fahrrad immer festhalten. Mit Pferden ist es genauso. Gleichgewicht und Harmonie fühlen sich gut an, vor allem für das Pferd. Pferde können ganz sicher spüren, dass sie sich im Gleichgewicht befinden, und dieses auch selbst erhalten, aber nur, wenn wir sie „loslassen“. Wir müssen das hierzu nötige Vertrauen von Anfang an aufbauen. Wir müssen sie führen, so gut wir können, und bereit sein einzugreifen, wenn sie das Gleichgewicht verlieren. Anstatt den äußeren Schenkel anzulegen, um zu verhindern, dass die Kruppe ausfällt, setzen Sie sich so hin, wie es der Lektion entspricht, und wenn die Kruppe ausfällt, erinnern Sie Ihr Pferd daran, in der Spur zu bleiben. Dann kehren Sie zur Neutralposition für diese Lektion zurück. Führen Sie, aber halten Sie sich dabei wie ein Geist so weit wie möglich im Hintergrund. Äußern Sie eine Bitte und kehren Sie zur Neutralposition zurück, sobald Sie eine Antwort erhalten haben. Unterscheiden Sie zwischen der Haltung, die Sie einnehmen müssen, um klar mitteilen zu können, welche Lektion Sie reiten wollen, und allen anderen Hilfen, die Sie brauchen, falls die ersten Hilfen nicht funktionieren. Die Neutralposition in der Selbsthaltung ist etwas, das irgendwo zwischen gar keine Informationen geben (sodass das Pferd sich fragt, was es tun soll) und jeden Schritt bestimmen (sodass es sich hilflos fühlt) angesiedelt ist.
Die Neutralposition in der Selbsthaltung ist etwas, das irgendwo zwischen gar keine Informationen geben (sodass das Pferd sich fragt, was es tun soll) und jeden Schritt bestimmen (sodass es sich hilflos fühlt) angesiedelt ist.
Ich sehe oft, dass Reiter Schwierigkeiten mit der Selbsthaltung haben, weil:
·die Balance schon zu Anfang nicht stimmt. Es gibt von vornherein zu viel Spannung.
·die ersten Hilfen nie durchkamen. Man kann das überprüfen, indem man auf neutral umschaltet. Dazu gibt man mit den Zügeln oder Schenkeln für einen Moment nach, um zu sehen, was dann auseinanderfällt. Wenn das Pferd nur ein wenig mehr Energie aufwendet, um einer Hilfe nachzugeben oder eine Aufgabe zu erfüllen, während die restliche Energie in Widerstand oder in das Sich-Entziehen gesteckt wird, dann wird man Schwierigkeiten mit echter Selbsthaltung haben.
·die Gelassenheit fehlt. Halten Sie an und geben Sie die Zügel hin. So fällt Ihrem Pferd die Selbsthaltung am leichtesten. Überprüfen Sie, ob es sich mit Ihnen auf seinem Rücken mental, emotional und physisch im Gleichgewicht befindet. Dezente Mängel in der Selbsthaltung können durch Bewegung kaschiert werden, aber im Halten kommen sie zum Vorschein.
Erinnern wir uns an die übertriebene Darstellung (Abbildung 4) des Pferdes, das mit einer freien, dehnbaren Oberlinie geht, während es Fleiß und Gleichgewicht beibehält.
So sieht ein Pferd aus, das zu 100 Prozent losgelassen ist – mental, emotional und physisch. Diese Haltung kenne ich von Pferden, die etwas wirklich verstanden haben, willig sind und sich ausbalanciert fühlen. Ist das nicht toll? Diese zur Vorbereitung auf die Dressur äußerst wichtige und schwer zu erreichende Eigenschaft wird vom Pferd freiwillig angeboten, wenn es sich loslässt und damit für unsere Vorschläge öffnet.
Wenn das Pferd zwar in die gewünschte Richtung geht, aber nur als reflexhafte Reaktion, handelt es sich um Flucht. Es bewegt sich instinktiv, um einem Druck zu entkommen oder ihn zu vermeiden, was nicht unbedingt etwas mit Kommunikation oder Verständnis zu tun hat. Flucht ist, als würde man sich vor etwas ducken, von dem man gleich getroffen wird. Nachgeben ist, wenn das Pferd Ihre Anfrage fühlt oder sieht, sie versteht und sie umsetzt. Nachgeben ist, wenn Sie Ihr Kind bitten, das Geschirr zu spülen, und es sagt: „Oh, ja, in Ordnung“, und spült dann ab. „Losgelassen“ ist, wenn eine gewisse Freiheit die Bewegungen kennzeichnet, weil das Pferd versteht und den mental, emotional und physisch harmonischen Weg sucht. Ihr Kind hat bezüglich des Geschirrabwaschens „losgelassen“, wenn es in dem Moment mit dem Abwasch beginnt, in dem Sie an diese Tätigkeit denken!
Es gibt viele Ausrüstungsgegenstände, die entworfen wurden, um das Pferd zu ermutigen oder leider auch zu zwingen, diese „losgelassene“ Haltung einzunehmen (Schlaufzügel, Ausbinder und andere). In kundigen Händen können sie effektive Werkzeuge sein, aber allzu oft werden sie missbraucht, um ein Pferd zu „fixieren“. Sie funktionieren nicht ganzheitlich. Die losgelassene Haltung hat mit Kraft zu tun, aber auch mit Vertrauen und Verletzlichkeit. Wenn Ihr Pferd Ihnen nicht vertraut, dann erzwingen Sie lediglich eine äußere Form. Nur geschicktes Reiten kann eine wahrhaft losgelassene Haltung hervorbringen.
Das Gefühl, ein losgelassenes Pferd zu haben, ist eine der tollsten Erfahrungen, die man machen kann. Wenn meine Pferde diese Haltung suchen und finden, während sie unaufhörlich im Dialog mit mir bleiben, fühle ich mich auf überwältigende Weise geehrt und privilegiert, weil sie sich mir so vollständig öffnen. Ich hatte Schüler, die zu Tränen gerührt waren, als sie das mit demselben Pferd erreichten, mit dem sie bereits seit Jahren Dressurunterricht genommen hatten. Bewegungsmechanisch gesehen ist es die Fähigkeit, diese gedehnte Haltung einzunehmen, die es den Muskeln erlaubt, in der Versammlung frei und locker zu bleiben. Wenn Pferde immer versammelt werden, dann wird ihre Muskulatur dauerhaft fest und kurz. Jeder andere Sportler wärmt sich mit Dehnungsübungen auf. Ein gedehnter Muskel hat mehr Kraft als ein verspannter. Während der Versammlung wollen wir, dass die Wirbelsäule dehnbar bleibt und dehnungsbereit ist, wenn das Pferd vermehrt untertritt und mehr Gewicht auf die Hinterbeine verlagert.
Apropos Beseitigung des Negativen: Michelangelo sah seine Bildhauerei nicht als einen Schöpfungsakt. Er sagte, die Statue sei schon im Stein enthalten. Es sei nur die Aufgabe des Bildhauers, sie zu sehen und freizulegen, indem er vorsichtig das überflüssige Material entferne. So sehe ich die Pferde. Ich kann das schöne Dressurpferd sehen, das in jedem Pferd steckt. Wenn ich alles entferne, das es zurückhält, dann kann ich es freilegen!
Eines meiner Hauptziele ist, dass Sie erkennen, was funktioniert und was nicht. Wenn wir jene Faktoren beseitigen können, die unseren Zielen zuwiderlaufen, können wir anfangen, die angeborene Leichtigkeit und Freiheit des Pferdes zum Vorschein zu bringen. Manche dieser Faktoren haben vielleicht auf den ersten Blick nichts mit Dressur zu tun, aber sie üben dennoch einen starken Einfluss auf Ihren Fortschritt aus.
Liste der Faktoren, die mein Pferd daran hindern, sich loszulassen:
·Emotionale Verspannung bei Pferd oder Mensch
·Angst
·Physische Verspannung oder Schmerz bei Pferd oder Mensch
·Widersprüchliche Hilfen
·Kein klares Bild von dem, was ich erreichen möchte
·Dickköpfig auf meiner Vorstellung beharren
·Unaufmerksamkeit
·Das Pferd versteht einen Teil der Kommunikation nicht
·Widerstand
·Das Pferd kann sich nicht entspannen
·Reflexhafte Reaktion statt Antwort
·Kritische Einstellung
·Schlecht passende Ausrüstung oder Kleidung
·Impulsivität oder Mangel an Energie
·Unausbalancierter, schiefer oder falscher Sitz
·Unklare Körpersprache
·Frustration
·Ungeduld
·Unausbalanciertes Pferd
·Eilen
·Unerkannte Müdigkeit des Pferdes
·Störung des Pferdes durch den Reiter
·Mensch oder Pferd erfüllen ihre Verpflichtungen nicht
·Desensibilisierung für meine Hilfen
·Konzentrationsmangel/Ablenkung
·Mangelnde Konsequenz
·Reiter hört dem Pferd nicht zu
·Unsicherheit, wenn andere zuschauen
·Zu viel selbst auferlegter Erfolgsdruck
·Der Gedanke, dass das Pferd es „für mich tun muss“
Die Liste ließe sich noch ewig fortführen! Hoffentlich lerne ich im Lauf der Zeit besser die Handlungsmuster zu ändern, die mich behindern, und neue Probleme zu erkennen, wenn sie auftreten.
Nun zu einem positiveren Blickwinkel: Lassen Sie uns überlegen, was Ihrem Pferd aktiv dabei helfen kann, Ihre Vorstellung von Dressur zu erfüllen. Hier ist eine Liste der Dinge, die Sie erreichen möchten!
Liste der Faktoren, die meinem Pferd erlauben, sich loszulassen:
·Geduld
·Das Gefühl, endlos viel Zeit zu haben
·Im richtigen Moment aufhören können
·Konzentration auf Geraderichtung und Gleichgewicht
·Die Fähigkeit, mir eine klare Vorstellung von meinem Ziel zu machen
·Mich selbst gesund, sportlich und beweglich halten
·Das Pferd versteht alle meine Hilfen
·Das Pferd ist zum Nachgeben bereit
·Das Pferd hat das Gefühl, dass es seine Sache richtig macht und nicht bestraft oder gezwungen wird
·Klare Kommunikation
·Ausgleichssport
·Fehler verzeihen
·Präzise sein, aber nicht kritisch
·Meinen Sitz korrigieren, bevor ich die Haltung des Pferdes korrigiere
·Konzentration
·Nicht davon ausgehen, dass die Ausrüstung Tag für Tag gleich gut passt
·Nur an mein Pferd denken
·Anhalten und nachdenken, wenn es schwierig wird
·An meine eigene Schiefe denken
·Freestyle-Reiten, freies Spiel und Spiel am Seil so miteinander kombinieren, dass Finesse entsteht
·Das Spielerische nicht vergessen!
·Dinge aus Sicht des Pferdes betrachten
·Konsequenz in der Ausbildung, damit das Pferd wirklich versteht
·Mehr Zeit darauf verwenden, eine Beziehung aufzubauen
·Flexibel denken; nicht jedes Problem darf frontal angegangen werden
·Finden Sie die Wurzel des Problems und korrigieren Sie es dort
Ich schlage vor, die drei Listen (1. Eigenschaften eines Dressurpferdes aus dem Kapitel „Der Traum vom Dressurreiten“, 2. Faktoren, die mein Pferd daran hindern, sich loszulassen, und 3. Faktoren, die meinem Pferd erlauben, sich loszulassen) irgendwo aufzuhängen, sodass Sie sie immer vor Augen haben und sie fortlaufend ergänzen können.
Im Allgemeinen konzentriere ich mich gern zuerst auf die Faktoren, die aktiv gegen mich arbeiten. Wenn wir erst mal aus dem Negativen herauskommen, wird sich das Positive schneller einstellen. Es ist, als würde man die Bremse lösen, die den eigenen Fortschritt zurückhält.
Dressur auf natürliche Weise zu betreiben, bedeutet dass Sie Ihrem Pferd jede Gelegenheit geben, sich mental, emotional und physisch zu versammeln und leicht zu werden, sodass es bereit, willig und befähigt ist, alles zu tun, was Sie von ihm verlangen.
Respekt beruht auf Gegenseitigkeit und hat nichts mit Angst zu tun. Es geht um die Klarheit der Gedanken, geistige Flexibilität und Grenzen.
Mentale Versammlung bedeutet, dass es ein Einverständnis und gegenseitigen Respekt gibt. Es geht hier um Bereitschaft. Respekt hat nichts mit Angst zu tun, … es geht dabei um die Klarheit der Gedanken, Offenheit für neue Vorschläge und Grenzen. Es geht darum, inwiefern unsere Pferde dazu bereit sind, uns ihren Geist zur Verfügung zu stellen.
Emotionale Versammlung bedeutet Willigkeit. Es geht hier um Schwung, aber nicht um Impulsivität. Ausgewogener Schwung ist vorhanden, wenn der Vorwärtsdrang gleich groß ist wie die Bereitschaft anzuhalten. Dann zeigt das Pferd Selbstregulierung. „Negative Gefühle“ haben ihren Ursprung in Angst, während „positive Gefühle“ von Selbstvertrauen herrühren. (Ich habe Anführungszeichen gesetzt, weil auch sogenannte negative Gefühle durchaus ihre Berechtigung haben und dem Pferd in der Natur zum Überleben dienen. Wir nennen sie nur negativ, weil sie in unserer Welt meist gegen unsere unmittelbaren Ziele arbeiten oder weil sie für ein Pferd, das in unserer Umwelt lebt, gefährlich sind.) Wovor wir uns jedoch hüten müssen, ist, unseren Pferde alle Emotionen wegzunehmen. Wo soll sonst Begeisterung herkommen? Einige meiner fantastischsten Ritte hatte ich auf Pferden mit positiven Emotionen, Pferden, die sehr stolz auf sich waren und genug Selbstbewusstsein besaßen, es auch zu zeigen! Emotionale Versammlung bedeutet Offenheit für neue Situationen. Es geht hierbei um das Selbstbewusstsein unserer Pferde und darum, wie sehr sie bereit sind, uns ihr Vertrauen zu schenken.
Physische Versammlung bezieht sich auf die Form des Pferdes (die Last auf der Hinterhand tragend mit leichter, aufgerichteter Vorhand), aber auch auf die Geschmeidigkeit (Offenheit für neue Haltungen ohne Verspannung oder Steifheit). Hierbei geht es darum, inwieweit unsere Pferde in der Lage sind, uns ihren Körper zur Verfügung zu stellen.
Jede dieser Arten von Versammlung ist ein Tor zur nächsten, zum Beispiel:
·Sie können die Emotionen des Pferdes verändern, indem Sie es zum Nachdenken bringen.
·Ein Pferd wird seinen Körper anders einsetzen, wenn es motiviert ist, eine Lektion auszuführen.
·Gelassenheit erlaubt einem Pferd zu denken.
·Ein verängstigtes Pferd kann den Eindruck erwecken, als ob es „alles vergessen hätte, das es je gelernt hat“.
·Man kann den Körper eines Pferdes so reiten, dass es geistig Anteil nimmt, oder so, dass es dies nicht tut (beherrschen).
·Man kann den Körper eines Pferdes so reiten, dass es ruhiger oder nervöser wird.
Fallen Ihnen spezifische Beispiele dafür ein, wie die mentale, emotionale und physische Versammlung einander gegenseitig beeinflussen?
Ein ängstlicher Geist kann nicht in einem entspannten Körper existieren.
Edmund Jacobsen
„Vor dem Schenkel“, „mehr Pferd vor Ihnen“, „die Sprunggelenke in den Händen fühlen“, das alles sind Beschreibungen eines bestimmten Gefühls, das zustande kommt, wenn ein Pferd frei aus der Hinterhand vorwärtsgeht, anstatt sich mit der Vorhand nach vorn zu ziehen. Das Gegenteil würde man als „hinter dem Schenkel“ oder „verhalten sein“ beschreiben. „Vor dem Schenkel“ bedeutet nicht, dass man ständig mit Schenkeldruck reiten soll; es ist vielmehr das Gefühl, auf der Hinterhand des Pferdes zu sitzen und sich mitnehmen zu lassen. Es heißt auch nicht, dass das Pferd impulsiv ist. Ich habe es erlebt, dass Schüler diesen Begriff dahingehend missverstanden haben, dass sie ihr Pferd herumjagen und mit ihren Schenkeln ständig Druck ausüben müssen. Das führt aber nur dazu, dass das Pferd immer weniger tun will!
Sie werden dieses Gefühl bekommen, wenn Sie ein Pferd haben, das:
·auf die leichteste Hilfe energisch antritt.
·sich im Gleichgewicht befindet.
·sich frei fühlt, sich zu bewegen.
·bei all dem noch immer geschlossen und im Dialog mit dem Reiter ist (nicht impulsiv).
Manchmal sehe ich Schüler des Natural Horsemanship, die ihr Pferd so gut an sich „kleben“ haben, dass sie etwas von der Frische verlieren, die sie brauchen, um vor dem Schenkel zu sein und frei vorwärtszugehen. Denken Sie daran, dass ein Lebewesen nicht wirklich bei Ihnen ist, bis es frei ist – und dennoch bei Ihnen bleibt!
In der Dressur wird großer Wert auf die Freiheit der Bewegungen gelegt, aber wir müssen uns bewusst sein, dass Präzision und Versammlung leicht zu einer Einengung und Behinderung für das Pferd werden können. Durch die Art und Weise, wie wir den Körper reiten, nehmen wir sehr großen Einfluss auf den Geist und die Emotionen. Wenn ein Pferd Platzangst hat und fliehen möchte, können wir ihm zeigen, dass es völlige Freiheit in seinem Körper finden kann. Dann wird es auch nicht das Bedürfnis haben, woandershin zu entkommen. Verspannungen/Steifheiten im Körper können genauso zwangsjackenartig wirken wie Druck von außen. Durch die Übungen, die in diesem Material beschrieben werden, können wir das Pferd daran erinnern, dass es bei uns in Sicherheit ist, indem wir ihm die offenen Türen in seinem Körper zeigen. An diesen Orten des Wohlbefindens, bei uns und in sich selbst, wird es sich immer selbstbestimmt und frei fühlen – sogar in der Versammlung oder unter Druck.
Wenn wir den Körper des Pferdes so ansprechen können, dass er allen Vorschlägen losgelassen gegenübersteht, dann können wir Verspannungen, Widerstand, Engegefühl und Steifheiten beseitigen.
Mentale, emotionale und physische Versammlung beeinflussen sich eindeutig gegenseitig und sind gleichermaßen wichtig.
Zusammenfassung
Die Grundsätze natürlicher Dressur sind:
·Balance fühlt sich gut an.
·Pferde und Menschen streben von Natur aus nach Harmonie, wenn sie die Gelegenheit dazu haben.
·Die Grundlagen der Dressur sind für das Pferd da, sonst hat sie keinen Zweck – betrachten Sie es aus Sicht des Pferdes.
·Die mentale, emotionale und physische Entwicklung sind gleich wichtige Wege zu unserem Ziel.
·Die Dressur kann nur so gut sein wie die Partnerschaft, die Bewegungsmechanik, die Kommunikation und das reiterliche Können zusammengenommen.
·Alles entsteht aus der Entspannung und kehrt zu ihr zurück.
·Eigenschaften der Dressur kann man im Zusammenspiel von Entspannung, Energie und Balance finden.
·Auch der Mensch muss mental, emotional und physisch „versammelt“ sein.
·Freestyle innerhalb der Finesse.
·Denken Sie an die natürlichen Motivatoren des Pferdes.
·Isolieren, trennen und neu zusammensetzen.
·Präzision und Spiel im Gleichgewicht.
Es ist möglich, Ihrem Pferd zu zeigen, dass es völlige Freiheit in seinem Körper finden kann. Dann wird es auch nicht das Bedürfnis haben, woandershin zu entkommen.
Selbsthaltung bedeutet, dass das Pferd sein eigenes Gleichgewicht aufrechterhält. Pferd und Reiter müssen beide in der Lage sein, sich selbstständig auszubalancieren. In der Dressur sind wir dafür verantwortlich, unser Pferd zu führen, aber wir müssen es auch in Ruhe lassen. Wir müssen darauf vertrauen, dass es sein Gleichgewicht halten kann, wenn es sich dabei tatsächlich um ein reelles Gleichgewicht handelt.
Loslassen ist, wenn die Bewegungen frei sind, weil das Pferd uns versteht und den mental, emotional und physisch harmonischen Weg sucht. Die damit verbundene Haltung schließt viele der flüchtigsten und wichtigsten Eigenschaften der dressurmäßigen Haltung mit ein.
Es ist wichtig, die Faktoren zu identifizieren, die Ihr Pferd daran hindern, sich loszulassen, und dann diejenigen Faktoren hinzuzufügen, die die Losgelassenheit in Ihrem Pferd herstellen.
„Vor dem Schenkel“ ist ein bestimmtes Gefühl, das zustande kommt, wenn ein Pferd aus der Hinterhand frei vorwärtsgeht.
Mentale, emotionale und physische Versammlung sind gleich wichtige Faktoren bei der Ausbildung eines Pferdes, das bereit, willig und befähigt ist. Physische Versammlung kann beim Pferd Platzangst und Engegefühl auslösen, es sei denn, wir bilden es so aus, dass es die Gelegenheit und die Fähigkeit hat, die Freiheit in seinem Körper zu finden.
Stellen Sie sich die Grundlage, die Sie sich mit Ihrem Pferd geschaffen haben, als einen Rahmen vor, in den alles andere eingefügt wird. Stellen Sie sich eine große viereckige Leinwand vor. Alles, was Sie auf dieser Leinwand schaffen, wird Kunst sein. Wenn Sie die Leinwand verlassen, ist es nicht länger Kunst, sondern nur Farbe auf dem Boden. Diese Grundlage ist Ihr Spielfeld, der Ort, an dem sich ein Bestandteil der Harmonie befindet: die Harmonie innerhalb der Partnerschaft.
Parelli lehrt Liebe, Sprache, Führung und Leichtigkeit. Stellen Sie sich diese Dinge als die vier Ecken (Säulen) Ihrer Grundlage vor: Partnerschaft (Liebe), Kommunikation (Sprache), Führung und Leichtigkeit.
Das ist, im Prinzip, Ihre Voraussetzung für die Dressur. Sie müssen über eine ausreichend große Leinwand verfügen, um Ihre Kunst zu schaffen. Es gibt kein Patentrezept dafür. Es kommt immer ein wenig auf die jeweilige Pferd-Mensch-Kombination an. Je stabiler, breiter und tiefer die Grundlage, desto größer ist Ihr Spielfeld.
Abbildung 6:
Das „Spielfeld“, das Ihre Grundlage bildet, wird ständig größer und steht für die Harmonie innerhalb der Partnerschaft.
Partnerschaft: Es kümmert die Pferde nicht, wie viel Sie wissen, bis sie wissen, wie sehr Sie sich kümmern.
Kommunikation: Die Sprache des Pferdes sprechen – im Dialog.
Führung: Basiert auf gegenseitigem Respekt und gegenseitigem Vertrauen.
Leichtigkeit: Eine Art Leichtherzigkeit (Spaß und Neugier) und auch eine physische Leichtigkeit.
Wie Sie sehen können, wird Ihr Spielfeld dann die größte Fläche haben, wenn alle vier Säulen gleich stark sind. Jede dieser Säulen lässt sich unendlich ausbauen. Alles, was innerhalb dieser Leinwand passiert, bewegt sich in einem Umfeld von Harmonie, Ruhe, Partnerschaft und Dialog. Alles, was über die Grundlagen Ihres Pferdes hinausgeht, bewegt sich in einem Bereich von Konflikt und Reaktion. Wir wollen mit einem großen Spielfeld anfangen, und wenn wir gut spielen, dann bleibt es erhalten. Wenn wir hervorragend spielen, dann können wir es immer weiter ausdehnen. Wenn wir schlecht spielen, können wir die Partnerschaft ruinieren, die wir einst besaßen.
Wie Sie sich erinnern werden, sagte ich, dass die Eigenschaften der Dressur viel mit dem Zusammenspiel von Balance, Energie und Entspannung zu tun haben. Innerhalb unserer Grundlagenleinwand müssen wir also in der Lage sein, ein hohes Kommunikationsniveau in Bezug auf all diese Themen zu erreichen.
Ich sagte ebenfalls, dass es für jedes Pferd eine bestimmte Kombination dieser Elemente gibt, die an dem betreffenden Tag die „beste“ ist, um seine beste Dressurleistung zu erreichen.
Im „Sweet Spot“ sind wir dann, wenn wir für unser momentanes Ziel die richtige Kombination von Entspannung, Energie und Balance gefunden haben. Je besser wir uns über all diese Themen verständigen können, desto größer ist unsere Chance, diesen „Sweet Spot“ zu erreichen, und desto mehr Möglichkeiten und Spielraum hat unser Pferd.
Was ist also der „Sweet Spot“? Er verändert sich, je nachdem, was man an dem betreffenden Tag erreichen will. Er ist die beste Version der Übung, die Sie gerade reiten. Wenn Ihr Pferd sich nicht optimal anfühlt, obwohl es mental/emotional in guter Verfassung ist und die Grundlagen des Nachgebens vorhanden sind (zum Beispiel mit der Kruppe oder der Schulter weichen, seitwärts übertreten, vorwärts- und rückwärtsgehen), dann ist das Problem wahrscheinlich in der Balance, der Energie oder der Entspannung des Pferdes zu finden. Es ist dann schön, wenn man dem Pferd Vorschläge machen kann, sodass es in die Lage versetzt wird, mehr Harmonie zu finden. Je besser wir uns über Balance, Energie und Entspannung verständigen können und je weniger Angst wir vor dem Experimentieren haben (siehe auch „Frei spielen“ in Teil III), desto mehr Gelegenheiten haben wir, den „Sweet Spot“ zu finden. Wenn wir unser lebendiges Bild von der Dressur aufrechterhalten können, wenn wir immer äußerst aufmerksam bleiben und auf unsere Intuition vertrauen, werden wir ihn erkennen. Aber denken Sie daran: Damit wir uns mit ihnen über Balance, Energie und Entspannung verständigen können, müssen sich unsere Pferde in einer positiven mentalen/emotionalen Verfassung befinden und die Grundlagen des Nachgebens müssen vorhanden sein.
Abbildung 7:
Den „Sweet Spot“ haben Sie dann erreicht, wenn Sie die richtige Kombination von Entspannung, Energie und Balance für die Lektion gefunden haben, die Sie gerade reiten. Der „Sweet Spot“ steht für die Harmonie innerhalb des Körpers.
Anfangs ist es nicht so wichtig, ob dieser „Sweet Spot“ genau der richtige Punkt für Ihr Pferd ist. Worauf es ankommt, ist, dass er sich für Sie und Ihr Pferd angenehm anfühlt und dass Sie wissen, wie Sie ihn im Dialog finden können. Bei 100 Prozent Partnerschaft können Sie das Ziel auch dann zu 80 Prozent treffen, wenn Sie allein arbeiten. Von da aus wird es ein Dressurprofi viel leichter haben, Ihnen einen anderen Punkt vorzuschlagen, den Sie anvisieren können. Anders gesagt, eine Bewegungsmechanik, die durch Gewalt oder mit großer Spannung erreicht wird, ist nicht so wertvoll wie gute Kommunikation und Harmonie, auch wenn die Bewegungsmechanik hier noch nicht ganz „korrekt“ ist. Durch gute Kommunikation und Harmonie werden Sie langfristig gesehen mehr erreichen. Wenn Sie mit demselben Pferd im selben Moment zu zehn verschiedenen (gleich gut ausgebildeten) Profis weltweit gehen könnten, dann hätte jeder von ihnen etwas andere Prioritäten, abhängig von seiner individuellen Erfahrung, den Pferden, die er reitet, und seiner Persönlichkeit. Jeder von ihnen würde Sie Ihr Pferd anders reiten lassen. Alle haben recht, also hat keiner recht – nur Ihr Pferd kann mit letzter Sicherheit entscheiden, was richtig ist. Der Schlüssel ist, mit vielen verschiedenen Kombinationen spielen zu können. Dann haben Sie die beste Chance, das zu finden, wonach Sie suchen. Entwickeln Sie Ihr eigenes Gefühl. Haben Sie Vertrauen in sich.
Nach dieser Vorrede gebe ich Ihnen nun zwei konkrete „Sweet Spots“, die Sie anpeilen können. Als Erstes geht es um die losgelassene Haltung des Pferdes, über die wir bereits gesprochen haben. Die Haltung, in der das Pferd bei gleichbleibendem Fleiß und im Gleichgewicht seine Oberlinie dehnt. Nachdem ich von meinem Pferd genügend Antworten bezüglich Balance, Energie und Entspannung bekommen habe, ist mein erstes Ziel, einen Punkt zu finden, der so angenehm ist, dass das Pferd die losgelassene Dehnungshaltung der Wirbelsäule einnimmt. Ich meine, dass ein Pferd seine Gründe hat, wenn es diese Haltung nicht leicht anbietet. Oft reicht es aus, eine gute Grundlage zu haben und Entspannung, Energie und Balance anzusprechen, um diese Gründe zu beseitigen. Daher nehme ich mir das Dehnen vor und suche Ansätze dafür in jeder Übung, die ich reite. (Kann ich die Dehnung durch mehr Energie auslösen? Kann ich das Gleichgewicht so verändern, dass die Dehnung zustande kommt?) Wenn das Pferd die Dehnung zum ersten Mal anbietet, dann tut es das oft noch sehr diskret und es ist leicht zu übersehen. Später wird es dann zu einer eindeutigen Bewegung, die dem Pferd mehr Kraft verleiht. Diese losgelassene Wirbelsäule wird ein wichtiger Bestandteil der Versammlung in Losgelassenheit sein, und je mehr das Pferd lernt, wie es von selbst zu dieser Haltung finden kann, desto größer ist die Chance, dass es sie auch unter dem Druck der dressurmäßigen Arbeit beibehalten kann.
Der zweite „Sweet Spot“ ist der in den Arbeitstempi. Hierbei geht es um den Schritt, Trab und Galopp, aus dem man das Pferd dehnen und später versammeln kann. Der „Sweet Spot“ befindet sich jeweils da, wo das Pferd seinen Takt, sein Gleichgewicht, seine Leichtigkeit und die harmonische Verbindung beibehalten kann. Den „Sweet Spot“ in allen Gangarten haben Sie wirklich gefunden, wenn Sie nahtlose Übergänge von einer zur anderen ohne Qualitätsverlust reiten können.
Bei der Suche nach dem „Sweet Spot“ stoßen Sie vielleicht an die Grenzen Ihrer Fähigkeiten, sich mit Ihrem Pferd über Entspannung, Energie oder Balance zu verständigen. Wenn Sie beim Fordern von Energie ein gewisses Maß überschreiten, wird Ihr Pferd vielleicht nervös. Vielleicht verwirren oder frustrieren manche Ihrer Vorschläge für eine Veränderung der Balance das Pferd. Das bedeutet, dass Sie an die Grenze Ihrer Grundlage gestoßen sind. In diesem Moment können Sie sich dafür entscheiden, zu einfacheren Anforderungen zurückzukehren oder weiterzumachen und so auf die nächsthöhere Ebene zu gelangen. Anders gesagt, Sie können Ihre Grundlagen so erweitern, dass Ihr Pferd sich verbessern kann. Das, was Sie wählen, wird zu einem Teil Ihrer Reise. Einen Tipp habe ich für Sie: Entscheiden Sie sich für etwas und bemühen Sie sich zu 100 Prozent darum. Wenn sich herausstellt, dass es nicht die beste Wahl war, können Sie jederzeit umdisponieren. Aber wenigstens sind Sie dann um eine Erfahrung reicher.
Dieser „Sweet Spot“ ist ein weiterer Bestandteil von Harmonie:
Harmonie innerhalb des Körpers.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Dehnungshaltung ist, dass sie ein Loslassen in der Bewegung darstellt. Da es sich um einen Moment vollkommener Freiheit im Gleichgewicht handelt, lernen die Pferde diese Haltung zu schätzen und zu genießen, so wie Ruhephasen oder eine Belohnung. Die Dehnungshaltung ist eine Möglichkeit, mentale, emotionale oder physische Verspannung in der Bewegung aufzulösen. Sie wird dadurch zu einem effektiven Werkzeug, um Leistungsbereitschaft zu erlangen. Das Pferd kann lernen, die „Stille zwischen den Tönen“ sogar in der Bewegung zu finden.
Wir schauen uns später einige Übungen genauer an, die das begünstigen. Doch jetzt wenden wir uns erst mal wieder dem großen Ganzen zu.
Nehmen wir an, wir haben eine tolle Grundlage und Partnerschaft mit unserem Pferd. Wir können uns mit ihm über Entspannung, Energie und Balance verständigen und wir sind in der Lage, den „Sweet Spot“ zu erfühlen, der am besten mit unserer Vorstellung von Dressur übereinstimmt. Wenn wir gemeinsam danach gesucht haben und gesagt haben: „Ja, das ist es!“, dann haben wir einen Zustand der Harmonie und Leichtigkeit gefunden, in dem wir uns gemeinsam vorwärtsbewegen können. Dieser Zustand der Harmonie und Leichtigkeit – das Pferd fühlt ihn, Sie fühlen ihn und Sie beide fühlen ihn gemeinsam: Das ist wahre Harmonie.
Abbildung 8:
Nehmen Sie den „Sweet Spot“ mit sich, wenn Sie gymnastische Übungen für Flexibilität, Mobilität und Versammlungsfähigkeit reiten. Dies ist die Harmonie in der Gymnastik.
Abbildung 9:
Die Aufwärtsspirale des Erfolgs
Jetzt können wir diesen „Sweet Spot“ mitnehmen und eine Reihe verschiedener gymnastizierender Übungen reiten, um die gymnastischen Fähigkeiten des Pferdes weiter auszubauen. Sie werden diese Reihe mehr als einmal durchlaufen. Die Übungen für Flexibilität, Mobilität und Versammlungsfähigkeit werden zum dritten Bestandteil der Harmonie: die Harmonie in der Gymnastik.
Harmonie hat viele Bestandteile und es ist wichtig, dass wir daran denken, ständig danach zu suchen und sie durch unser Reiten zu fördern, sodass alles, was wir tun, zur Leichtigkeit beiträgt. Stellen Sie sich vor, Sie schauen die Abbildungen 6, 7 und 8 von der Seite an, sodass Sie die Tiefe erkennen können (Abbildung 9). Während wir immer weiter mit unseren Pferden spielen, können wir die verschiedenen gymnastizierenden Übungen viele Male durchlaufen. Wir nehmen dabei den „Sweet Spot“ mit und bauen unsere Grundlagen stetig aus. Aus der in Abbildung 9 dargestellten Perspektive können wir die Aufwärtsspirale des möglichen Erfolgs sehen. Jetzt ist Ihre Grundlage nicht mehr nur ein zweidimensionales Spielfeld, sondern auch ein dehnbarer Behälter, der große Mengen von Harmonie und Leichtigkeit fassen kann. Die Übungen sind kein geschlossener Kreislauf, sondern eine Aufwärtsspirale des Erfolgs.
Jetzt ist Ihre Grundlage nicht mehr nur ein zweidimensionales Spielfeld, sondern auch ein dehnbarer Behälter, der große Mengen von Harmonie und Leichtigkeit fassen kann.
Flexibilität ist Dehnbarkeit. Sie umfasst die seitliche Biegung und die Dehnung der Oberlinie.
Das Wechseln der Biegung und das Vorwärts-abwärts-Dehnen auf einer konstanten Hufschlaglinie oder auf wechselnden Linien sind Flexibilitätsübungen (zum Beispiel Schlangenlinien mit Wechsel der Biegung und Handwechsel). Flexibilitätsübungen führen zu größerer Geschmeidigkeit des Pferdes. Geschmeidigkeit bedeutet Flexibilität, aber auch Biegsamkeit. Für mich ist ein Pferd geschmeidig, wenn es sich leicht biegen und stellen lässt und sich bereitwillig dehnt und wieder aufnehmen lässt. Ein flexibles Pferd wird auch mobiler sein.
Mobilität ist die leichte Manövrierfähigkeit der Vorhand und Hinterhand in Bezug auf eine konstante oder sich ändernde Hufschlaglinie.
Mobilitätsübungen (Seitengänge) verbessern die Geraderichtung des Pferdes.Das Geraderichten passiert nicht nur auf geraden Linien. Die Geraderichtung ist der Zustand zwischen allen möglichen Positionen, die nicht gerade sind! Wenn ein Pferd wirklich geradegerichtet ist, dann trägt es sich selbst, wobei seine Hüften und Schultern aufeinander ausgerichtet sind. So kann es einen gleichmäßigeren Takt halten. Takt ist ein Indikator für Gleichgewicht. Daher ist es logisch, dass eine Verbesserung der Mobilität zu einer Verbesserung der Balance führt und damit auch zu einem klareren, gleichmäßigeren Takt. Die Verbesserung der Mobilität führt zu einem besseren Gleichgewicht, weil Sie und das Pferd die Gelegenheit haben, verschiedene Ausrichtungen von Hüften und Schultern auszuprobieren, und diejenige auswählen können, die für das Pferd am angenehmsten ist. Einem sehr beweglichen Pferd wird es leichter fallen, sich zu versammeln.
Das Geraderichten passiert nicht nur auf geraden Linien. Die Geraderichtung ist der Zustand zwischen allen möglichen Positionen, die nicht gerade sind!
Takt beschreibt die Abfolge und das Timing der Tritte einschließlich der Schwebephase, sofern diese vorhanden ist. (Zum Beispiel: Der Schritt ist ein Viertakt ohne Schwebephase, der Trab ist ein Zweitakt mit einer Schwebephase zwischen den einzelnen Takten, und der Galopp ist ein Dreitakt, dem eine Schwebephase folgt.) Es gibt viele Quellen, die die Gangarten im Detail beschreiben.
Versammlung ist, wenn das Pferd sich „bergauf“ trägt, wobei die Hinterhand mehr untertritt und mehr Kraft und Leichtigkeit vorhanden sind.
Versammelnde Übungen verbessern sowohl die Tragkraft und die Aktivität der Hinterhand als auch die Leichtigkeit der Vorhand. Sie erhöhen die Kadenz, verlängern also die Zeit, über die sich die Pferdebeine in der Luft befinden.Kadenz wird auch als Ausdruck, Federkraft und Elastizität definiert. Sie kommt von allein, wenn man ein Pferd gymnastiziert und versammelt, das sich bereits frei in seinem Körper bewegt. Übungen wie Übergänge, insbesondere vom Rückwärtsrichten in den Schritt, Trab und Galopp, bereiten das Pferd schließlich für die Piaffe und die Galopppirouette vor. Übergänge innerhalb der Gangarten, von längeren zu kürzeren Tritten, helfen ebenfalls bei der Entwicklung der Versammlung. Ein versammeltes Pferd besitzt einen höheren Grad an Leichtigkeit und ist flexibler. Wir haben also eine Umdrehung auf der „Aufwärtsspirale des Erfolgs“ zurückgelegt.
Die Aufwärtsspirale des Erfolgs funktioniert auch in umgekehrter Richtung: Ein Pferd, das leicht ist, kann sich besser versammeln, und ein Pferd, das sich versammeln kann, ist mobiler. Ein mobileres Pferd ist flexibler, und ein flexibles Pferd hat eine größere Chance, leicht zu werden.
Versammlung ist ein Fachausdruck, der ein Pferd beschreibt, das sich mit mehr Gewicht auf der Hinterhand trägt und dadurch seine Vorhand entlastet und aufrichtet. Die Tritte sind kürzer, erhabener und kraftvoller. Das Pferd soll gut mit seinem ganzen Körper arbeiten und nicht nur mit steifem Rücken seinen Hals hochrecken. Der Begriff Versammlung wird oft falsch verwendet.
Versammlung wird in Turnieraufgaben erst ab Klasse L verlangt. Voraussetzung ist ein sehr gutes Arbeitstempo. Ein Pferd im Arbeitstempo geht fleißig, aber ruhig, mit einer Trittlänge zwischen dem versammelten und dem Mitteltempo. Es ist sehr wichtig, dass wir zunächst unser Arbeitstempo finden, das unseren Ausgangspunkt für die Versammlung darstellt.
Wenn Sie sich vorbereiten und sich die Zeit nehmen, alle Bestandteile zum Funktionieren zu bringen, haben Sie die Möglichkeit, sich in diese positive Feedbackschleife einzuklinken, sodass alles, was Sie mit Ihrem Pferd tun, alles andere unterstützt, was Sie tun. Wenn ein Bestandteil fehlt, Sie das aber einfach ignorieren oder es nicht merken und Ihr Pferd für Ihre mangelnde Aufmerksamkeit bestrafen, kann aus der Aufwärtsspirale sehr leicht eine abwärtsführende Spirale werden, wo alles schwieriger wird. Die Probleme verschlimmern sich gegenseitig, und die Wurzel des Übels ist so tief verschüttet und so verworren, dass Sie sie nicht mehr finden können. So weit soll es nicht kommen!
In diesen gymnastischen Übungen für Flexibilität, Mobilität und Versammlung (die alle zur Leichtigkeit führen) liegen die Genialität und die Kunst der Dressur.
Die Zügel sind als Kommunikationsmittel, nicht als Zwangsmittel gedacht. Wenn wir mit einem Gebiss reiten, dürfen wir nie vergessen, dass es sich in einem sehr intimen Körperteil befindet (im Maul!). Wie bei anderen intimen Verbindungen können auch hier Verletzungen und Missbrauch sehr tief gehen. Deswegen werden Pferde in vielen Reittraditionen mit Hackamores statt mit Gebissen angeritten.
„Es ist ein großer Fehler, sich bei der ersten Lektion der Trense zu bedienen. Fast immer rühren die Widersetzlichkeiten in dem Fall von dem Zwang, den das Eisen bei dem Jungpferd hervorruft, welches man ihm in den Mund gestopft hat. Nichts ist besser als das einfache Stallhalfter, seitlich ausgebunden.“
~ Nuno Oliveira
Wir müssen uns dessen völlig bewusst sein, dass wir es mit dem empfindlichsten Körperteil des Pferdes zu tun haben (bestehend aus Laden, Lippen und Zunge), der mit einem von besonders vielen Nervensträngen umgebenen Gelenk verbunden ist (Kiefergelenk). Wird dieses zu starkem Druck ausgesetzt, ruft das in aller Regel emotionale Reaktionen hervor. Das Kiefergelenk ist mit dem beweglichsten Teil des Pferdes (dem Hals) verbunden, der wiederum mit dem Körperteil des Pferdes verbunden ist, der von Natur aus das größte Gewicht trägt (die Vorhand). Nun verbinden wir das alles mit dem Körperteil, den der Mensch am meisten benutzt, um sich festzuhalten und auszubalancieren (die Hände), und dann wird uns gesagt, wir sollen in Leichtigkeit reiten! Das ist eine echte Herausforderung!
Nehmen Sie einen Freund bei der Hand und ziehen Sie ihn begeistert mit sich herum, mit den Worten: „Komm mit hier rüber!“ Dann ändern Sie die Richtung und sagen: „Jetzt komm hier rüber!“, wie ein Kind in Disneyland. Wiederholen Sie das ein paarmal. Dann sagen Sie ihm, dass Sie ihn jetzt am Ohr packen werden und dasselbe noch mal tun. Strecken Sie die Hand nach seinem Ohr aus und beobachten Sie den Ausdruck auf seinem Gesicht. Höchstwahrscheinlich haben Sie gerade gesehen, wie er sein Gesicht verzogen hat oder seinen Kiefer und/oder Hals verspannt hat, oder vielleicht ist er auch ein Stück nach hinten ausgewichen. (Zerren Sie Ihren Freund nicht wirklich am Ohr herum. Die Drohung reicht zur Veranschaulichung normalerweise aus!) Aus diesem Grund würde ich einen „Fehler“ lieber mit der Hackamore machen als im Maul meines Pferdes. Wenn ein Pferd Schmerzen in seinem Maul befürchtet, wird es Schutzmechanismen entwickeln, die der Reiter als Verspannung oder Widerstand empfinden könnte.
Pferde, die als „hart im Maul“ bezeichnet werden, sind oft die sensibelsten. Ein Pferd kann seine ganze Kiefer-, Hals- und Schulterregion verspannen, um sein Maul vor tatsächlichem oder erwartetem Druck zu schützen. Ist dieses Verhaltensmuster erst einmal zur Gewohnheit geworden, müssen wir zehnmal härter arbeiten, um das Vertrauen unseres Pferdes zurückzugewinnen, indem wir ihm beweisen, dass wir unser Privileg nicht wieder missbrauchen werden.
Jedes Problem, egal, ob es beim Pferd oder beim Menschen liegt, wird sich in den Zügeln äußern, wenn mit Zügeln geritten wird. Jedes Anlehnungsproblem wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das übrige Pferd negativ beeinflussen, wenn die Zügel da sind – so lange, bis Sie Ihre Technik beherrschen. Es erscheint daher logisch, dass wir die Zügel nur zur Feinabstimmung der Anlehnung und für leichte Biegungen des Halses verwenden dürfen und nicht zum Beherrschen des Pferdes oder um dessen Beine zu bewegen. Dann haben wir die besten Aussichten, bei anstehendem Zügel Harmonie und Leichtigkeit zu erreichen. Zügel können als Adjektive verwendet werden, nicht als Verben.
Nachdem sie von diesen Herausforderungen gehört haben, fragen mich Schüler manchmal, warum wir überhaupt ein Gebiss verwenden wollen. Meine Antwort ist, dass das Reiten mit einer harmonischen Verbindung zum Maul ein unglaublich tolles Gefühl sein kann. Es stellt eine weitere Stufe der Verfeinerung der Kommunikation dar.
Hier ist ein Vergleich:
Stellen Sie sich vor, Sie gehen zum Tanzen aus und ein schrecklich schlechter Tänzer (keine Balance, kein Taktgefühl, kann nicht führen – oder folgen, wenn Sie ein Mann sind) fordert Sie zum Tanz auf … Wenn Sie auf Distanz tanzen, dann fühlt es sich nicht so schlimm an. Sie können noch immer für sich selbst gut tanzen und Sie haben bessere Aussichten, Harmonie und Selbsthaltung zu finden (Ihre eigene Balance zu halten). Aber wenn Sie eng mit dieser Person tanzen und zum Beispiel einen Foxtrott probieren wollen, könnte das furchtbar werden, weil Sie einander schubsen, sich aneinander abstützen und sich gegenseitig behindern. In dieser Situation wäre es äußerst schwierig, Selbsthaltung zu bewahren.
Jetzt stellen Sie sich vor, dass ein toller Tänzer kommt! Es kann zwar Spaß machen, mit dieser Person auf Abstand zu tanzen, aber Sie wissen, dass es am schönsten ist, wenn Sie eng tanzen. Die Selbsthaltung Ihres Tanzpartners hilft Ihnen, die Ihre zu finden, und die fein abgestimmte Kommunikation in dieser engen Verbindung verleiht Ihnen das Gefühl, als ob Sie beide ein einziges Geschöpf wären, das über den Boden gleitet!
Ich nahm fast vier Jahre lang Tanzunterricht. Beim Üben von Tänzen, bei denen wir eine enge Verbindung durch unsere Arme herstellen mussten, waren mein Partner und ich oft sehr frustriert. Ich hatte das Gefühl, dass er sich auf mich stützte, er hatte das Gefühl, dass ich mich auf ihn stützte, und wir verkrampften beide unsere Arme. Um uns zu helfen, ließ unser Lehrer meinen Partner und mich die Tanzschritte einzeln üben: Er übte seine und ich meine. Zusätzlich versuchten wir, unsere Verbindung beim Tanz und unsere Haltung im Stand und in ganz, ganz einfachen, gleichmäßigen Tanzschritten zu verbessern. Als wir beide unsere eigenen Schritte gut konnten, machten wir sie zusammen, aber ohne einander zu berühren, dann mit Körperkontakt, aber ohne Armkontakt. Zuallerletzt stellten wir die Verbindung durch die Arme her, und selbst dann war es eine Herausforderung, sie nicht negativ einzusetzen, indem wir uns aufeinander stützten. Als jeder von uns seine Selbsthaltung gefunden hatte, konnten unsere Arme die Verbindung festigen und verbessern. Von diesem Punkt an wurde das, was uns vorher die größten Schwierigkeiten bereitet hatte, auf magische Weise zu einem Geschenk. Die Verbindung war am besten, wenn wir unsere Arme positiv benutzen konnten. Seine Führung war für mich klarer und ich fühlte mich für ihn schwerelos an, anstatt wie eine Schubkarre mit einem platten Reifen. Wir konnten alle Tanzschritte ohne Arme ausführen und benutzten sie erst, als wir beweisen konnten, dass wir sie nicht brauchten.
Das ist mein Bild für die Dressur mit Anlehnung am Gebiss. Untersuchen Sie Ihre Verbindung mit Ihrem Pferd vor dem Hintergrund dieses Vergleichs einmal genauer. Das ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Je besser Sie ohne Zügel reiten können, desto besser stehen Ihre Chancen, Dressur in Leichtheit zu reiten.
Ein Gebiss im Maul ist nicht notwendig, um die Bewegungsmechanik, Haltung und Kommunikation zu erzielen, die notwendig sind, um alle Dressurlektionen zu reiten. Ich habe Pferde gesehen, die in Freiheit passagierten, in der Box piaffierten und pirouettenartige Galoppsprünge in der Ecke ihres Paddocks vollführten. Alles in der perfekten Haltung, wie sie nur ein Pferd in Freiheit einnehmen kann (wobei „perfekt“ bedeutet: so, wie es für das Pferd sinnvoll ist). Ich habe alle Dressurlektionen ohne Zügel geritten und habe anderen Leuten dabei zugeschaut, und ich habe genug von dem gesehen, was ein Pferd alles in Freiheit tun kann, um zu wissen, dass nur die Kommunikationsfähigkeit uns einschränkt und nicht das, wozu das Pferd für sich allein in der Lage ist. Wenn wir im Kontakt mit dem Pferdemaul sind, tragen wir die Verantwortung, die Zügel nur zur positiven Kommunikation zu gebrauchen.
Freestyle-Reiten (reiten ohne den Einsatz der Zügel) ist ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung von Mensch und Pferd. Wenn Sie sich ohne Zügel mit Ihrem Pferd über die Richtung, das Weichen der Kruppe und der Vorhand, das Seitwärts- und Rückwärtsgehen, die Geschwindigkeitsregulierung und das Anhalten verständigen können, dann haben Sie eine wunderbare Basis aus Vertrauen und Leichtigkeit. Was wir lernen, ist, dass man seitliche Biegung, Dehnung und Gewichtsverlagerung auf die Hinterhand nur aus dem Sitz heraus herstellen kann. Man kann alle Dressurlektionen auch ausführen, ohne Beizäumung zu verlangen. Wenn wir es gut ausbilden, wird unser Pferd seine Haltung der von uns angestrebten erstaunlich weit annähern. Am Ende habe ich das Gefühl, dass ich das Gebiss nur hinhalte, als würde ich meine Hand ausstrecken und sagen: „Darf ich zum Tanz bitten?“ Und das Pferd sagt „Ja“, indem es sein Maul in meine Hand legt.
Je besser Sie ohne Zügel reiten können, desto besser stehen Ihre Chancen, Dressur in Leichtheit zu reiten.
Doch selbst wenn Ihnen und Ihrem Pferd beim Freestyle-Reiten vieles gelingt, so ist es trotzdem notwendig, die Kunst des Reitens mit Zügeln zu üben, um sie zu verbessern. Es ist einfach, mit „leichter Hand“ zu reiten, wenn gar keine Anlehnung da ist, aber können Sie auch mit Anlehnung leicht sein? Der Schlüssel liegt darin, das Freestyle-Reiten zu beherrschen, ebenso wie die Kommunikation mittels der Zügel und die Kunst des Freestyle-Reitens innerhalb der Finesse, wobei man die Zügel hält und sie nur zur Verständigung über die Verbindung des gesamten Körpers verwendet, nicht zum Lenken, zur Geschwindigkeitsregulierung und so weiter.
Die „Zügel“ sind zu diesem Zeitpunkt einfach das Führseil, das unten am Halfter befestigt ist (nicht an den Seiten). Ich benutze Seil und Halfter, die Parelli anbietet. Sie sind aus Segelseil gemacht und sind „lebendig“, leicht, und man hat viel Gefühl damit, im Gegensatz zu normaler Baumwolle oder Leder, die „tot“, schwer und stumpf sein können. Ich habe damit selbst noch nie Schwierigkeiten gehabt, Lektionen, weiche Biegung oder Ausrichtung der Hüften und Schultern zu erreichen, weil die wahre Geraderichtung aus dem Körper kommt.
Ein Gebiss im Maul ist nicht notwendig, um die Bewegungsmechanik, Haltung und Kommunikation zu erzielen, die notwendig sind, um alle Dressurlektionen zu reiten.
Mit dem Halfter und den beiden Zügeln (das bezeichne ich als „Hackamore“) fange ich das Grundlagentraining und dann die Dressurausbildung an. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich nie ein Gebiss brauche, und mein Pferd mir die Erlaubnis gegeben hat, eines zu verwenden, indem es mir zeigt, dass es das Tragen des Gebisses akzeptiert, dann suche ich die bequemste Trense für die Form seines Mauls. Ich danke ihm für diese Ehre, und meine Aufgabe ist es nun, so zu reiten, dass ich dieses Privileg nicht ausnutze. Kann ich mit derselben Harmonie reiten, die ich mit der Hackamore hatte, obwohl ich ein Stück Metall in sein Maul gelegt habe, das mit meinen Händen verbunden ist?Ich reite mit der Trense nur, wenn das Pferd sich mit dem Halfter toll anfühlt. Wenn das Pferd sich mit der Trense nicht noch besser anfühlt als mit dem Halfter, dann reite ich nicht gut, das Gebiss ist unbequem oder ich habe das Pferd nicht richtig vorbereitet. Während der ganzen Ausbildung, sogar auf weit fortgeschrittenen Pferden, reite ich alle neuen oder schwierigen Lektionen mit dem Halfter/der Hackamore, sodass der Fehler nicht im Maul gemacht wird, wenn das Pferd aus dem Gleichgewicht kommt.
In den höheren Dressurklassen wird die Kandare benutzt und die Philosophie dafür ist die gleiche: Kann ich dieselbe Harmonie beibehalten, die ich mit dem Halfter und der Trense habe, auch wenn sich jetzt zwei Gebisse im Maul meines Pferdes befinden? Mit zwei verschiedenen Gebissen kann ich noch feiner und genauer mit meinem Pferd kommunizieren, aber dafür ist das Risiko des Missbrauchs auch viel, viel größer. Wenn mein Pferd fabelhaft auf Trense geht und die Kandare akzeptiert, hat es mir die Erlaubnis gegeben, damit zu kommunizieren. Wenn Sie jemals das Gefühl haben, dass Sie die Trense oder die Kandare brauchen, dann sollten Sie sie auf gar keinen Fall benutzen. Meine eigene Regel ist, dass ich nie ein Gebiss oder Sporen verwende, bis ich mir sicher bin, dass ich sie überhaupt nicht brauche. So wie das Gebiss dienen die Sporen der Verfeinerung von etwas, das schon gut funktioniert. Es ist wie das Schreiben mit einem spitzen Bleistift. Ich kann mich präziser mitteilen, aber wenn Sie das Wort, das ich schreibe, nicht verstehen, dann spielt es keine Rolle, wie präzise die Handschrift ist. Ich habe selbst seit vier Jahren keine Kandare mehr benutzt. Das ist ein Ausdruck meiner Selbstdisziplin und des Gefühls, dass meine Pferde mir schon alles anbieten, was ich mir nur wünschen kann. Diese Ausrüstungsgegenstände sind jedoch an und für sich nicht schlecht, und ich benutze sie, wenn ich es für sinnvoll halte.
Viele Dressurreiter lehnen es ab, ohne Anlehnung zu reiten, weil sie oft Pferde sehen, die sich nicht selbst tragen und sich ungesund bewegen. Aber wenn Sie den unglaublichen Wert erkennen, den es hat, Vertrauen aufzubauen, Kommunikation durch den Sitz zu entwickeln und emotionale Fitness durch Freestyle-Reiten zu erlangen, dann werden Sie feststellen, dass das unbezahlbar ist. Es ist genau wie mit den Tanzstunden. Ist ein gesunder Bewegungsmechanismus wichtig? Absolut. Das Aufregende an Dressage Naturally ist, dass Sie als Schüler lernen, mit gesunder Bewegungsmechanik zu reiten und Ihr Pferd dahin zu bringen, dass es Sie selbst sucht, egal, ob Sie die Zügel kurz nehmen oder ob Sie die Zügel im Stall zurückgelassen haben.
Es ist alles eine Sache des Gleichgewichts: auf mentaler, emotionaler und physischer Ebene, wobei alle drei gleichberechtigt nebeneinanderstehen.
In Teil II schauen wir uns die Vorteile des Freestyle-Reitens noch einmal an und lernen Strategien, um eine harmonische Verbindung mit den Zügeln herzustellen.
Zusammenfassung
Die Grundsätze natürlicher Dressur sind:
·Balance fühlt sich gut an.
·Pferde und Menschen streben von Natur aus nach Harmonie, wenn sie die Gelegenheit dazu haben.
·Die Dressur ist für das Pferd da, sonst hat sie keinen Zweck – betrachten Sie es aus Sicht des Pferdes.
·Die mentale, emotionale und physische Entwicklung sind gleich wichtige Wege zu unserem Ziel.
·Die Dressur kann nur so gut sein wie die Partnerschaft, die Bewegungsmechanik, die Kommunikation und das reiterliche Können zusammengenommen.
·Alles entsteht aus der Entspannung und kehrt zu ihr zurück.
·Eigenschaften der Dressur kann man im Zusammenspiel von Entspannung, Energie und Balance finden.
·Auch der Mensch muss mental, emotional und physisch „versammelt“ sein.
·Freestyle innerhalb der Finesse.
·Denken Sie an die natürlichen Motivatoren des Pferdes.
·Isolieren, trennen und neu zusammensetzen.
·Präzision und Spiel im Gleichgewicht.
Selbsthaltung ist, wenn Pferd und Reiter sich so im Gleichgewicht befinden, dass sie sich nicht aufeinander abstützen oder aneinander festhalten müssen. Dieses Gleichgewicht ist eine Kombination aus Vertrauen und Bewegungsmechanik.
Wenn ein ausbalanciertes Pferd mental, emotional und physisch losgelassen ist, wird es von Natur aus eine elastische Dehnungshaltung einnehmen, in der es sich frei bewegen kann. Es kann hilfreich sein, zuerst sein Bestes zu tun, um alle Faktoren zu beseitigen, die diese Losgelassenheit behindern.
Ihre Grundlagen schaffen ein Spielfeld, auf dem Sie Ihre gesamte weitere Ausbildung durchführen können. Die Säulen dieses Fundaments sind die Liebe, Sprache, Führung und Leichtigkeit, die im Parelli-Programm gut beschrieben sind. Die Entwicklung einer ausgezeichneten Verständigung mit Ihrem Pferd über Entspannung, Energie und Balance wird Ihnen und Ihrem Pferd helfen, jederzeit den „Sweet Spot“ zu finden, an dem diese drei Dinge am besten zusammenspielen. Dieser „Sweet Spot“ ist ein Ort der Leichtigkeit, Ungezwungenheit, Harmonie und Kraft.
Sie und Ihr Pferd können nun innerhalb dieses „Sweet Spots“ Übungen für Flexibilität, Mobilität und Versammlung reiten, um Geschmeidigkeit, Geraderichtung, Kadenz und Leichtigkeit zu entwickeln.
Die Zügel sollen der Verständigung über eine Verbindung durch den ganzen Körper sowie über spezifische Biegungen von Hals und Genick dienen. Ein Gebiss ist für diese grundlegende Verständigung nicht nötig. Verwenden Sie kein Gebiss, bis Sie das Gefühl haben, dass Sie keines brauchen. Je besser Sie mit Ihrem Pferd ohne Zügel kommunizieren können, desto größer ist die Chance, dass Sie die wahre Selbsthaltung finden (Freestyle innerhalb der Finesse).