Zulegen und starke Tempi sind einfach eine Erweiterung des Raums, den das Pferd mit jedem Tritt überquert. Das Zulegen kommt aus dem Arbeitstempo, wobei das horizontale Gleichgewicht erhalten bleibt. Starke Tempi kommen aus der Versammlung und in ihnen sollte sich die vermehrte Bergaufbalance eines versammelten Pferdes zeigen. Beide sind gekennzeichnet durch eine höhere Kadenz und eine maximale Verlängerung der Tritte, ohne Verlust von Takt und Gleichgewicht. Es gibt darüber hinaus Mitteltempi, die die Eigenschaften und das Gleichgewicht der starken Tempi haben, aber nicht die volle Trittlänge.
Abbildung 44:
(Oben): Arbeitstrab
(Unten): Zulegen im Trab
Abbildung 45:
(Oben): Versammelter Trab
(Unten): Starker Trab
Im Allgemeinen ist die Ausbildung so aufgebaut, dass Gleichgewicht, „Dehnbarkeit“ und allgemeine Geschmeidigkeit zuerst in den Arbeitstempi entwickelt werden und dann ein Zulegen von guter Qualität geübt wird, bevor man anfängt zu versammeln (denn Versammlung bedeutet wirklich ein großes Pferd auf kleinem Raum). Mittel- und starke Tempi werden in dem Maß entwickelt, wie die Versammlungsfähigkeit und die Bergaufbalance des Pferdes sich entwickeln.
Wie gut das Zulegen ist, hängt von der Qualität der Gangart ab, der es entspringt. Wir wollen, dass unsere Pferde wie eine Feder vorwärtsspringen und sich wieder zusammenziehen können wie ein Bungeeseil! Wenn im Arbeitstempo alles gut geht, ist das Zulegen schon darin enthalten und wartet nur darauf, dass die Tür geöffnet wird und es sich entfalten kann. Wenn die folgenden Elemente gut klappen, kann das Zulegen sich auf natürliche Weise entwickeln:
·Arbeitstempo von guter Qualität (freie Vorwärtsbewegung, Gleichgewicht, entspannter Rücken)
·Bereitwilligkeit/Eifer, sich mehr anzustrengen, wenn darum gebeten wird
·Geraderichtung
·Kraft
·Fähigkeit, die Balance anzupassen
·Fähigkeit des Reiters, der Bewegung zu folgen
Es ist sehr wichtig, dass Sie in der Lage sind, einen Übergang vom Arbeitstempo zum Zulegen und zurück zu reiten. Die Übergänge sind ein guter Maßstab für die Qualität des Zulegens und des Arbeitstempos. Wie bei allen Dressurübungen kommt es vor allem darauf an, dass man den Takt der Gangart beibehält und verbessert, während man die Lektion reitet. Am Ende bleibt der Takt der Gangart immer gleich, wenn man einen Übergang vom Arbeitstempo zum Zulegen und zurück reitet. Auf manchen Pferden, die sehr viel Schubkraft besitzen, fühlt es sich sogar so an, als ob sie langsamer würden, wenn sie zulegen.
Wir verzeihen und erlauben den Taktverlust des Pferdes während des Lernprozesses, aber wir versuchen dennoch immer, den Takt zu erhalten, und reiten dementsprechend. Das erfordert sehr sportliches, geschmeidiges Reiten in den Tempoverstärkungen aufgrund des größeren Raumgriffs. Schauen Sie sich die Übungen für den hohen und tiefen Balancepunkt und den sportlichen Sitz noch einmal an, bevor Sie hiermit spielen.
Hier ist mein Bild:
Ich kann mein Pferd in einem gleichmäßigen Arbeitstempo reiten. Ich habe das Gefühl, dass immer genug Energie für mehr Bewegung in der respektvollen, ausbalancierten Verbindung mit meinem Pferd steckt. Mein Pferd will vorwärtsgehen und ist leicht an meiner Hand. Wenn ich das Zulegen vorbereite, kontrolliere ich nur, ob diese Eigenschaften vorhanden sind. Ich erlaube das Zulegen eher, als dass ich es anfordere, indem ich aktiver sitze, bereit, mit meinen Hüften mit der Bewegung mitzuschwingen, und indem ich mit meinen Händen nachgebe, wenn mein Pferd zulegt. Meine Anlehnung erlaubt das Dehnen des Halses und folgt der Bewegung, ohne die Verbindung aufzugeben. Wenn ich wieder zum Arbeitstempo zurückkehren will, verändere ich meinen Sitz und halte meinen Rücken ruhig. Ich reite die Energie noch immer nach vorn, auch wenn ich das Tempo zurücknehme. Die Hinterbeine treten weiterhin aktiv unter. Das Pferd und ich verlieren nie den Takt oder die Balance und können den ersten Tritt des Arbeitstrabs vorwärtsreiten, als ob das Zulegen nie stattgefunden hätte.
·Häufig auftretende Probleme beim Zulegen:
·Das Pferd fällt in eine höhere Gangart. Für gewöhnlich wegen:
·Gleichgewichtsverlust
·Missverständnis
·Steifheit/Verspannung
·vorangegangenem unzulänglichem Arbeitstempo
·Unfähigkeit des Reiters, die größere Bewegung zu sitzen
·Das Tempo wird schneller. Für gewöhnlich wegen:
·Gleichgewichtsverlust
·Kräftemangel
·Steifheit/Verspannung
·vorangegangenem unzulänglichem Arbeitstempo
·Unfähigkeit des Reiters, die größere Bewegung zu sitzen
·Das Pferd lässt sich nicht leicht zurückführen. Für gewöhnlich wegen:
·Gleichgewichtsverlust
·Kräftemangel
·Steifheit/Verspannung
·Impulsivität
Sie können hiervon ableiten, dass Sie größere Erfolgschancen beim Zulegen haben, wenn Sie die folgenden Dinge verbessern:
·Kraft des Pferdes
·Gleichgewicht des Pferdes
·Ihre Balance
·Ihre Fähigkeit, mit den Hüften mitzuschwingen
·Geschmeidigkeit
·die Qualität des Arbeitstempos
Bitte traben Sie leicht, wenn Sie Mühe haben, den Gang Ihres Pferdes auszusitzen! Machen Sie es ihm leichter. Das Zulegen wird angenehmer werden, je geschmeidiger Ihr Pferd im Rücken bleiben kann und je besser es sein Gleichgewicht behält.
Im Schritt und Galopp kann man ebenfalls zulegen. Im Schritt sprechen wir eigentlich nicht vom Zulegen. Es gibt einen freien Schritt, einen versammelten Schritt, einen Mittelschritt und einen starken Schritt. Mittelschritt und Arbeitsschritt sind identisch. Im Anfangsstadium ist es am besten, wenn man Übergänge in den freien Schritt und zurück ausführen kann. Im freien Schritt dehnt sich das Pferd vorwärts für den maximalen Übertritt (wenn der Hinterfuß über den Abdruck des Vorderfußes hinaustritt) und Raumgriff, während Entspannung, Takt und Tempo beibehalten werden.
Starker Schritt und versammelter Schritt werden in Turnieraufgaben erst ab der Klasse M gefordert.
Der Schritt ist die anfälligste Gangart für Taktunreinheiten. Die häufigste Ursache ist allgemeine Verspannung oder dass der Reiter sein Pferd übereilt, wodurch die Schritte kürzer werden und es entweder anfängt, Pass zu gehen oder zu traben. Ein langer, freier Schritt fühlt sich manchmal so an, als ob das Tempo langsamer würde. Energie mit Entspannung ist das A und O, da jegliche Verspannung die freie Dehnung unmöglich macht.
Das Zulegen im Galopp ist gekennzeichnet durch den guten Takt und die Kraft der Galoppsprünge. Achten Sie auf die Balance. Es muss sich noch immer wie ein durchgesprungener Galopp anfühlen, nicht wie irgendein Gerenne. Wie bei jedem Zulegen sollte die Aktivität von der Hinterhand ausgehen, die die Vorhand wegschiebt, und nicht von der Vorhand, die zieht und nach vorn fällt.
→Übung 40: Bergaufreiten im Gelände ohne Tempoveränderung
Eine natürliche Methode, um zu spüren, wie das Zulegen sich anfühlen soll, ist, bei gleichbleibendem Tempo einen leichten Hügel hinaufzutraben. Viele Pferde schieben dann mehr und man fühlt das energische Auffußen des untertretenden Hinterbeins. Bauen Sie durch diese Übung allmählich Kraft auf und entwickeln Sie ein Gefühl dafür. Achten Sie darauf, dass Ihr Pferd fit genug für diese Übung ist.
→Übung 41: Zulegen im Trab – „Geh, aber bleib im Trab“
Reiten Sie einen Zirkel (zwischen 20 und 40 Meter Durchmesser). Wenn Ihr Pferd sich im Trab bestmöglich anfühlt, bitten Sie es um „mehr“ und lassen Sie das auch zu. Sollte Ihr Pferd aber in den Galopp fallen, sagen Sie ihm einfach: „Danke, kannst du jetzt wieder traben?“, während Sie den Vorwärtsknopf gedrückt lassen. Auf diese Weise ist alles, was Sie ihm sagen, ein „Ja“. Wenn Sie zu Ihrem Pferd „Halt“ oder „Nein“ sagen, wenn es in den Galopp fällt, dann fühlt es sich vielleicht entmutigt. Aus seiner Sicht haben Sie ihm erst gesagt „Geh“ und dann „Geh nicht“.
Es ist wichtig, Ihrem Pferd das Gefühl zu geben, dass es in Ordnung ist, wenn es etwas ausprobiert, einen Fehler macht und es dann noch einmal versucht. Dann wird es nach der Lösung des Rätsels suchen: „Wie gebe ich mehr und bleibe dabei im Trab?“ Und wie immer sollten Sie sich selbst überprüfen, damit Sie Ihr Pferd nicht zum Galoppieren veranlassen, indem Sie Ihr Gewicht nach vorn werfen oder mit dem Sitz nach vorn schieben und damit Verspannung erzeugen.
Das Zulegen ist etwas, das ich in unregelmäßigen Abständen immer wieder kontrolliere, und wenn mein Training gut läuft, entwickelt es sich auf natürliche Weise. Ich lege oft nur für wenige Tritte zu und führe das Pferd wieder zurück. Wenn die Übergänge funktionieren, kann man immer noch weitere Tritte hinzufügen. Ich lege auch oft im Gelände zu, vor allem wenn das Pferd es anbietet. Einige der besten Tempoverstärkungen habe ich während der Wegstrecken beobachtet, die Teil der Geländestrecke bei Vielseitigkeitsprüfungen sind. Die Wegstrecken dienen dazu, das Pferd zwischen den anstrengenden Phasen der Prüfung locker, geschmeidig und entspannt zu halten. Sie werden im Trab geritten. Diese Pferde gingen kraftvoll und effizient und benutzten ihre Gangart, um an ein Ziel zu gelangen.
In der Bahn ist dieses Bild schwer zu verwirklichen. Daher ist es vielleicht einfacher, es im Gelände zu tun, wo mehr Platz ist und der Wunsch größer ist, einen festen Rhythmus zu finden. Dann übertragen wir das Bild auf das Training in der Bahn!
Im Folgenden beschreibe ich einige meiner Lieblingsübungen in der Bahn, um das Pferd zu aktivem Zulegen anzuspornen, sowie eine Übung für nach vorn gerichtete Übergänge zurück zum Arbeitstempo.
→Übung 42: Engagiertes Zulegen im Trab fördern – die Schleuder
1.Gehen Sie ganze Bahn und reiten Sie die kurzen Seiten wie einen halben Zirkel (reiten Sie nicht tief in die Ecken).
2.Traben Sie im Arbeitstempo an der langen Seite entlang und legen Sie auf der abgerundeten kurzen Seite zu.
3.Kehren Sie am Anfang der nächsten langen Seite zum Arbeitstempo zurück.
Üben Sie dies, bis das Pferd sich anstrengt. Diese Übung ist eine Herausforderung für das Gleichgewicht des Pferdes. Tadeln Sie es nicht, wenn es in den Galopp fällt. Ihr Ziel ist, dass es sich anstrengt. Falls Ihr Pferd angaloppiert, reiten Sie weiter vorwärts; es sollte Ihnen nur gelingen, Ihr Pferd in den Trab zurückzuführen, ohne „Ho“ zu sagen. Wenn Ihr Pferd sich richtig Mühe gibt, machen Sie Folgendes:
4.Wenn Sie auf der kurzen Seite großes Engagement spüren, setzen Sie das Zulegen danach fort, aber reiten über die Diagonale.
5.Ruhepause
Beim Geradeausreiten auf der Diagonalen sollte dem Pferd das Zulegen viel leichter fallen. Wenn es sich ohnehin schon anstrengt, wird es des Öfteren das Gefühl haben, dass seine Beine plötzlich von allein gehen. Anfangs spürt man vielleicht nur ein paar Tritte des Zulegens zu Beginn der Diagonale, aber wenn Ihr Pferd an Kraft gewinnt, wird es auch länger durchhalten. Später, wenn Ihr Pferd die Übung gut beherrscht, können Sie die kurze Bahnseite zur Vorbereitung benutzen, um „die Feder zu spannen“. Ihr Pferd wird erwarten, dass es sich an der kurzen Seite anstrengen muss. Sie bitten es aber, einen Augenblick damit zu warten, bis Sie zur Diagonalen oder zur nächsten langen Seite kommen. Dann fühlt es sich eher so an, als würde man eine Tür öffnen und das Zulegen herauslassen, als dass man versucht, etwas aus dem Nichts herzustellen. Die Antizipation des Pferdes kann die notwendige Energie erzeugen.
Es kommt häufig vor, dass Pferde ihr Gleichgewicht verlieren, wenn sie das erste Mal versuchen, die Tritte zu verlängern. Manchmal sind Pferde einfach impulsiv und fangen an „wegzurollen“. In dem Fall kann ein wohlplatzierter Übergang ins Rückwärtsrichten das Pferd daran erinnern, bei Ihnen zu bleiben, und er wird Sie zudem davon abhalten, Ihr Gewicht zu weit nach vorn zu verlagern. Wenn das Pferd beim Zulegen wirklich die Anlehnung aufgibt und nicht mehr zuhört (oder ich die Kontrolle verliere), dann reite ich oft auf eine schöne, solide Wand zu. In der Nähe der Wand reite ich einfach den Übergang zum Arbeitstempo so, wie ich es gern hätte, ohne das Pferd nach rechts oder links abwenden zu lassen, und die Wand macht den Rest der Arbeit. Wenn Ihr Pferd jedoch einfach auf die Vorhand fällt und Massenträgheit statt Gleichgewicht benutzt, dann kann die folgende Übung helfen.
→Übung 43: Entwickeln der Balance beim Zulegen und Einfangen
Befolgen Sie die Schritte 1 bis 3 von Übung 42, aber an den langen Seiten können Sie:
·Schulterherein reiten (normal oder Konterschulterherein), dann stellen Sie Ihr Pferd wieder gerade und legen daraus zu.
·Kruppeherein reiten. Der Schlüssel liegt darin, vorwärts in den Seitengang hineinzureiten.
Denken Sie mehr daran, den Seitengang einzuleiten, als mit dem Zulegen aufzuhören.
·Übergänge ins Rückwärtsrichten an den langen Seiten hinnehmen.
Wenn Ihr Pferd beim Zulegen mit mehr Selbstbewusstsein vorangeht, aber am Ende das Gleichgewicht verliert, dann nutzen Sie den Platz in der Bahn, indem Sie eine Figur reiten, die dem Pferd hilft, sich selbst auszubalancieren, obwohl Sie beim Reiten weiterhin vorwärtsdenken. Wenn das Pferd auch nach dem Zulegen noch im Gleichgewicht ist, dann:
·fand auch das Zulegen im Gleichgewicht statt.
·war die Hinterhand ausreichend aktiv und bereit, unterzutreten und das Pferd zu tragen.
·war Ihr Pferd nicht impulsiv.
·waren Sie in der Lage, dem Pferd während des Zulegens harmonisch zu folgen.
·haben Sie das Ende des Zulegens klar kommuniziert.
→Übung 44: Aufbau eines ausbalancierten, vorwärtsgerichteten Zurückführens aus dem Zulegen
Verlängern Sie die Tritte auf der Diagonalen. Wenn Sie bei der Bande angelangt sind, leiten Sie eine 10-Meter-Volte ein. Denken Sie daran, Ihren „Sweet Spot“ auf der Volte zu finden. Sie können Ihre Balance/Energie durch Beantworten der Frage überprüfen, ob Sie am Ende der Volte gleichermaßen leicht rückwärtsrichten oder angaloppieren könnten.
Es folgt eine Lieblingsübung meiner Lehrerin Anne Gribbons, um Kraft und Gleichgewicht beim Zulegen zu entwickeln:
→Übung 45: Aus dem Schulterherein zum Tritte-Verlängern auf dem Zirkel
1.Reiten Sie einen 20-Meter-Zirkel an einem Ende der Bahn.
2.Reiten Sie Schulterherein an der „geschlossenen“ Seite des Zirkels (die Hälfte, die näher an der Wand ist).
3.Verlängern Sie die Tritte auf der „offenen“ Seite (die Hälfte, die der Mitte der Bahn näher ist).
4.Reiten Sie einen Übergang ins Schulterherein auf der geschlossenen Zirkelseite.
5.Wiederholen Sie die Übung.
Abbildung 1:
A. Auf der Vorhand
·Ungesunde Bewegungsmechanik
·Massenträgheit
·Schwere Vorhand
·Energie geht in den Boden
B. Arbeitstempo
·Gesunde Bewegungsmechanik
·Horizontales Gleichgewicht
·Freie Vorhand
·Energie kann vorwärtsfließen
C. Versammlung
·Gesunde Bewegungsmechanik
·Antrieb aus der Hinterhand
·Bergaufgleichgewicht
·Energie besitzt Tragkraft
Mit Versammlungsfähigkeit ist die Fähigkeit des Pferdes gemeint, mehr Gewicht mit der Hinterhand aufzunehmen. In der Versammlung sind die Tritte aktiv, aber höher und kürzer als beim Zulegen oder dem Mittel- oder starken Tempo. Die Haltung ist vorn mehr aufgerichtet. Bei der Suche nach dem natürlichen „Sweet Spot“ Ihres Pferdes und bei den Flexibilitäts- und Beweglichkeitsübungen sind Sie sehr wahrscheinlich im sogenannten Arbeitstempo geritten.
Es ist wichtig, bequeme Arbeitsgänge von guter Qualität finden zu können, weil die Versammlung aus ihnen entwickelt wird und auch wieder zu ihnen zurückkehrt. Versammlung muss schrittweise gymnastisch entwickelt werden. Obwohl sie das Pferd letztlich in die optimale bewegungsmechanische Balance bringt, ist es doch immer eine Herausforderung, sie zu erzielen und über längere Zeit zu erhalten. Der Schlüssel ist, dass man zunächst fühlt, wenn das Pferd „versammelter“ ist als vorher. Versammlung stellt sich allmählich ein, Schritt für Schritt, Tag für Tag ein bisschen mehr. Man kann für kurze Zeit in hohem Maß versammeln, mit dem Gedanken, dass man etwas durch Übertreibung lehren kann, aber die eigentliche Kunst, die zu einem glücklichen, starken, athletischen Pferd führen wird, ist die gymnastische Entwicklung der Versammlung durch kleine spezifische Schritte, über einen langen Zeitraum hinweg. Die versammelnden Übungen sind vergleichbar mit dem Einzahlen monatlicher Raten auf ein Sparkonto, bei dem die Zinsen wöchentlich angehäuft werden. Das ist einer der Gründe, warum ich davon spreche, Versammlungsfähigkeit zu erzielen und nicht Versammlung. Auf die Gefahr hin, klischeehaft zu klingen: Der Weg ist wichtiger als das Ziel. Man spricht sowohl in Klasse L als auch später im Grand Prix von Versammlung, aber es gibt einen großen Unterschied zwischen diesen beiden Enden des Spektrums. Es ist unmöglich, innerhalb kurzer Zeit vollkommene Versammlung zu erreichen. Es ist besser, sich die stetige Verbesserung der Versammlungsfähigkeit des Pferdes zum Ziel zu setzen, wobei man sich darauf konzentriert, die bereits vorhandenen harmonischen Eigenschaften zu verbessern.
Wichtige Vorbedingungen für die Versammlung, die nach der Grundausbildung gegeben sein sollten, sind:
·Der „Sweet Spot“ natürlicher Harmonie ist gefunden (entspannt, energisch, ausbalanciert). Das Pferd ist:
·gelassen
·„vor dem Schenkel“
·auf der Hufschlaglinie ausgerichtet
·Geschmeidigkeit (entwickelt durch Flexibilitätsübungen)
·Geraderichtung (entwickelt durch Mobilitätsübungen)
Sie können Versammlung als denselben energischen, freien Trab betrachten, der nur in einen höheren, kürzeren Raum umgelenkt wird. Hierbei könnte das Pferd sich eingeengt und gefangen, gebunden und festgehalten vorkommen, es sei denn, wir reiten die Versammlung so, dass es sich immer noch frei und kraftvoll fühlt und dass es diese Energie in kürzere, höhere und kadenziertere Tritte lenkt.
Wie bereits erwähnt, wird Versammlung ab den Dressuraufgaben der Klasse L verlangt und zieht sich durch alle Klassen bis hin zum Grand Prix. In Klasse L wird ein viel niedrigerer Versammlungsgrad erwartet als im Grand Prix. Der dahinterstehende Gedanke ist, dass das Pferd in Klasse L versammelt genug sein muss, um die verlangten Lektionen zeigen zu können, wie Schulterherein und Schritt-Galopp-/Galopp-Schritt-Übergänge. Im Grand Prix, zum Beispiel, muss es versammelt genug sein für 15 Einerwechsel. Es ist eine gute Idee, sich die Dressuraufgaben einmal anzuschauen. Sie können Ihnen ein Leitfaden für die Reihenfolge und die Priorität der Lektionen sein sowie für die Erwartungen, die in verschiedenen Ausbildungsabschnitten gestellt werden können.
Ich bespreche in diesem Buch absichtlich nicht die hohe Versammlung. Worauf es ankommt, ist, dass Sie Ihr Pferd auf die Versammlung vorbereitet haben und dass Sie seine Versammlungsfähigkeit vergrößern, anstatt es in eine bestimmte Form zu zwängen. Sie müssen lernen, wie Sie Ihr Pferd von der Vorhand wegbringen können, durch eine Kombination von direkten Hilfen, um das augenblickliche Gleichgewicht zu verbessern (die physische oder mentale halbe Parade, direkte Dialoge, um das Gewicht mehr auf die Hinterhand zu bringen oder das Hinterbein zu aktivieren, damit es tragen kann), und durch das Reiten von Übungen, die seine Versammlungsfähigkeit langfristig verbessern. Der Ausdruck „versammelt“ wird oft fälschlicherweise verwendet, um das Reiten in Anlehnung oder mit kurzen Zügeln zu beschreiben. Es gibt jedoch viele Arten, ein Pferd mit kurzen Zügeln zu reiten, die nichts mit Versammlung zu tun haben. Wenn Sie im „Arbeitstempo“ keine harmonische Verbindung mit Ihrem Pferd haben, dann sollten Sie nicht versuchen, Versammlung zu erreichen. Sie können allerdings Übungen reiten, die die Versammlungsfähigkeit Ihres Pferdes verbessern. Ein Dressurpferd auf L-Niveau kann wahrscheinlich schon ein gleichmäßiges „Arbeitstempo“ einhalten und ist dabei ausbalanciert genug, um Übergänge guter Qualität sowie10-Meter-Volten im Trab und 15-Meter-Zirkel im Galopp zu bewältigen; es kann im Trab und Galopp zulegen und kann vorwärts- und seitwärtsweichen (Schenkelweichen), wobei der Takt der Gangart erhalten bleibt.
Wenn Sie im „Arbeitstempo“ keine harmonische Verbindung mit Ihrem Pferd haben, dann sollten Sie nicht versuchen, Versammlung zu erreichen.
Hier ist mein Bild:
Wenn ich eine versammelnde Haltung annehme (durch Strecken der Wirbelsäule, wobei die Lendenregion beweglich bleibt), macht mein Pferd dasselbe. Ich fühle, dass die Hinterbeine den Antrieb für das ganze Pferd liefern. Ich kann auch fühlen, wie sich der Pferderücken unter meinem Sitz bewegt und wie der Widerrist sich vor mir anhebt. Mein Pferd trägt sich selbst und akzeptiert die Anlehnung mit den Zügeln respektvoll und selbstbewusst. Es fühlt sich an, als ob ich auf den Hinterbeinen sitze, weil sie aktiv untertreten und das ganze Pferd tragen.
Falls mein Pferd auf die Vorhand fallen sollte, kann ich das Gleichgewicht wiederherstellen, indem ich entweder die Vorhand aufrichte oder die Hinterhand mehr untertreten lasse, je nachdem, was fehlt. Ich kann auch einen Übergang reiten, der das Gleichgewicht wiederherstellt. Ich kenne Übungen, die Versammlung erfordern und verbessern. Wenn ich diese Übungen mit meinem Pferd reite, versteht es, was verlangt wird, und hat die Gelegenheit, sich mehr zu versammeln.
Betrachten Sie Versammlung mehr als eine Frage der Balance denn als eine Frage des „Rahmens“. Wenn ich ein Pferd mehr versammeln möchte, will ich, dass es mehr bergauf geht, sich zusammenschiebt und sich trägt. Ich selbst muss ebenfalls eine tragende Haltung einnehmen, bei der meine Wirbelsäule sich nach oben und unten streckt. Mein Hals ist aufrecht und leicht, meine Lendenwirbelsäule ist flach und geschmeidig, meine Hüftgelenke können sich öffnen. Meine Beine lassen sich von der Schwerkraft nach unten ziehen. Ich möchte mir diese Haltung aufsparen für die Augenblicke, in denen ich sie von meinem Pferd erwarte.
Die halbe Parade
Während der vorausgehenden Balanceübungen haben Sie begonnen, sich mit Ihrem Pferd über das Heben und Tragen der Vorhand zu verständigen, wobei es lebhaft und energisch bleibt. In diesem Abschnitt werde ich die Reihe von Aktionen erklären, die man zusammen als halbe Parade bezeichnet. Ich werde Ihnen ebenfalls einige Übungen zeigen, die Ihr Pferd dazu veranlassen können, sich mehr und mehr zu versammeln.
Wenn Sie Bücher gelesen oder beim Dressurunterricht zugehört haben, dann haben Sie von der halben Parade gehört. Sie besteht aus einer Kombination von Hilfen, die dazu dienen, das Gleichgewicht wiederherzustellen und das Pferd zu versammeln. Ich verwende den Begriff absichtlich nicht oft, weil das Wort „Parade“ die Leute zu sehr an das Anhalten oder Zurückhalten des Pferdes denken lässt. Ich habe beobachtet, dass dieser Ausdruck so häufig missbraucht und missverstanden wurde, dass viele Schüler, Lehrer und Pferde dafür desensibilisiert sind. Für mich handelt es sich eher um das Herstellen eines neuen Gleichgewichts und ich verwende diese Ausdrucksweise da, wo andere von halben Paraden sprechen. Ich konzentriere mich lieber auf das Ergebnis der halben Parade und das Gefühl für das, was das Pferd braucht, um sich wieder auszubalancieren, als auf eine programmierte Reihe von Hilfen.
Die halbe Parade ist jedoch eine wichtige Dynamik. Die United States Dressage Federation definiert die halbe Parade in ihrem Glossar der Richterausdrücke als: „… eine momentane Zunahme von Versammlung oder Einwirkung, die die Aufmerksamkeit vergrößert und das Gleichgewicht des Pferdes verbessert“.
Um das Pferd wieder auszubalancieren, müssen die Hinterbeine aktiv genug untertreten, die Vorhand muss leicht genug sein, um angehoben zu werden, und die Wirbelsäule muss geschmeidig und locker genug sein, um dies zuzulassen. Sie haben in den Übungen zu Entspannung, Energie und Balance bereits damit gespielt, sich einzeln über diese drei Themenbereiche zu verständigen, und nun wollen Sie sie so kombinieren, dass das Pferd sich mehr versammelt als noch einen Tritt zuvor. Mit kombinieren meine ich nicht, dass Sie Ihr Pferd mit vielen Hilfen erschlagen. Auch wenn vieles auf einmal schiefgeht, gibt es immer eine Sache, die die Wurzel des Problems darstellt. Diese wollen wir zuerst ansprechen. Dann ist der Rest einfacher. Falls wir das Pferd an das Aktivieren der Hinterhand und an das Aufrichten der Vorhand erinnern müssen, dann geschieht das immer noch durch eine Abfolge von Hilfen und nicht durch alle auf einmal.
Falls das Pferd bereits sehr aktiv mit der Hinterhand ist …
… müssen Sie ihm nur vorschlagen, seine Vorhand aufzurichten und zu tragen. Dazu stellen Sie sicher, dass Ihr Sitz angemessen ist (Ihr Oberkörper befindet sich mit seinem Gewicht über Ihren „Hanken“) und dass Sie Ihr Pferd durch Anheben der Zügel unterstützen können, bis Sie fühlen, dass die Vorhand sich aufrichtet. Sobald Sie dieses Ergebnis bekommen, gehen Ihre Hände zurück in die Neutralposition. Sie können auch einen Übergang reiten oder eine Mobilisierung, die die Schultern leichter und geschmeidiger macht, wie beispielsweise ein Rückwärtsrichten oder ein Schulterherein. Wenn Sie dies klar und regelmäßig ausführen, dann haben die Hinterbeine des Pferdes Platz zum Untertreten, da die Vorderbeine aus dem Weg sind und das Pferd in der Lage ist, sein Gleichgewicht zu halten, solange seine Ausdauer und Konzentration dies erlauben.
Überlegungen für dieses Pferd:
In dem Moment, in dem Sie die Vorhand aufrichten wollen, ist es völlig in Ordnung und auch ganz normal, dass das Pferd möglicherweise „über den Zügel“ kommt oder seine Nase hochstreckt und etwas hässlich aussieht. Das ist okay. Versuchen Sie nicht, in dem Moment seinen Kopf herunterzuziehen. Wenn es sein Gleichgewicht wiedergefunden hat, wird es wahrscheinlich wieder weich werden, und wenn nicht, dann ist normalerweise nur ein kleiner Hinweis nötig, damit das Pferd sein Genick wieder lockert. Geht das Pferd sowieso schon sehr auf der Vorhand und Sie fügen dann nur Energie hinzu, wird es wahrscheinlich nur noch viel stärker auf die Vorhand fallen. Es ist auch in Ordnung, wenn Sie in dem Moment, wo Sie die Vorhand beeinflussen (beispielsweise wenn Sie einen Übergang ins Rückwärtsrichten reiten), etwas Vorwärtsenergie verlieren. Wenn die Energie vorher kein Problem war, können Sie darauf vertrauen, dass sie hinterher auf Sie warten wird.
Falls das Pferd auf die Vorhand gefallen ist, weil die Hinterbeine träge geworden sind …
… ist es wichtig, die Energie zu aktivieren. Vergewissern Sie sich nochmals, dass Sie in einer Haltung sitzen, die die Versammlung unterstützt, aber treten Sie aufs Gaspedal, bis das Pferd frei und unverzüglich vorwärtsspringt. Das allein birgt die Möglichkeit, es wieder auszubalancieren (denken Sie an ein Motorboot; wenn es beschleunigt, wird der Bug angehoben). Hier ein übertriebenes Beispiel: Wenn Sie das nächste Mal jemand sehr schwerfällig und in sich zusammengesunken gehen sehen, schleichen Sie sich an ihn heran und kneifen Sie ihn kräftig in den Hintern. Dann beobachten Sie seine lebhafte Bergaufhaltung. Das meine ich natürlich nicht ernst, aber Sie können sich diese Dynamik gut vorstellen!
Einige Überlegungen für das gerade beschriebene Pferd:
Wenn Sie nur die Vorhand anheben, könnten Sie allein dadurch schon mehr Engagement der Hinterhand erreichen, einfach weil die Vorhand nun aus dem Weg ist. Aber in den meisten Fällen wird es dem Pferd sehr schwerfallen, diese Haltung beizubehalten, wenn seine Hinterhand hinten herausfällt, und es wird folglich noch weniger motiviert sein. Erinnern Sie sich an die Energieübungen von früher und vergewissern Sie sich, dass seine Antwort auf die Bitte um Energie losgelassen ist. Sie drücken Ihre Schenkel nicht an, um das Pferd in Bewegung zu halten.
In dem Moment, wo Ihr Pferd Energie aufbringt, verliert es vielleicht zunächst die Versammlung. Möglicherweise rennt es, wechselt die Gangart und/oder reckt den Hals nach oben. Das ist in Ordnung, solange Sie die fehlende Zutat hinzugefügt haben, die es langfristig wieder ins Gleichgewicht bringen wird. Später können Sie alles wieder glätten.
Bitte denken Sie daran, dass Sie in diesem Stadium nichts festhalten wollen. Sie wollen Vorschläge machen, dem Pferd erlauben, etwas auszuprobieren, und dann neutral sitzen, um zu spüren, wie das Pferd sich anfühlt. Sie werden die Vorhand zu weit aufrichten, sodass Sie in die „genau richtige“ Position hineingleiten können. Sie werden enormen Aktivitätsschub anfordern, sodass Sie ins „genau richtige“ Maß hineingleiten können. In diesem „genau richtigen“ Moment sind Sie in einer aktiven Neutralposition, ohne zu halten und ohne Zwang. Es ist in diesem Stadium wertvoller, mehr Versammlung anzufordern, sie zu erreichen und dann das Pferd wieder daraus zu entlassen und sich dehnen zu lassen, bevor es sie verliert. Am Anfang frage ich mein Pferd nur: „Würdest du dich für mich mehr versammeln?“
Sie können einen höheren Versammlungsgrad über einen längeren Zeitraum hinweg aufrechterhalten, wenn Ihr Pferd Ihnen vermittelt, dass es das mühelos jederzeit kann. Anfangs reite ich nur einige wenige Tritte hier und da, um die Versammlungsfähigkeit zu testen. Dann mehr und mehr. Sie können 10 Minuten versammelte Arbeit, verteilt über einen Zeitraum von 60 Minuten, reiten, bevor Sie 10 Minuten am Stück versammelt reiten.
Lassen Sie die Übung für sich arbeiten
Eine Bergaufbalance kommt zustande, wenn man eine bestimmte Abfolge von Übungen in guter Qualität reitet. Zum Beispiel, wenn Sie einen Übergang vom Galopp zum Trab reiten und dann unmittelbar anschließend Beweglichkeitsübungen für die Schultern, wird das Pferd seine Vorhand erleichtern müssen. Sie dachten, Sie würden eine Beweglichkeitsübung reiten, aber Sie haben den zusätzlichen Vorteil erhalten, dass Ihr Pferd eine bessere Bergaufbalance erreicht hat (wenn es auf die Beweglichkeitsübung anspricht!). Sie üben vielleicht häufiger flüssige Übergänge ins Rückwärtsrichten, und nun stellen Sie fest, dass Ihr Pferd etwas leichter antrabt, elastischer, mit mehr Energie. Oder Sie können sich folgende Aufgabe stellen: Reiten Sie einen Übergang ins Rückwärtsrichten, dann lassen Sie in jeder Ecke die Vorhand übertreten oder machen eine Hinterhandwendung, gefolgt von einem Übergang in den Trab oder Galopp. Schon bald werden Sie feststellen, dass Ihr Pferd zu einem ausbalancierteren Trab oder Galopp übergeht. Es wird geistig und körperlich darauf vorbereitet sein, die nächste Ecke auf dieselbe Weise zu nehmen. Wenn Sie auf die Ecke zureiten, fühlen Sie, wie Ihr Pferd sich vorbereitet. Diese Aufgabe erfordert, dass es sich ein wenig versammelt und nicht nur durch die Ecken rennt. Beobachten Sie genau, wenn das passiert, denn es ist eine Gelegenheit, mehr über Ihr Pferd zu lernen und darüber, was sein Körper tun muss, um Sie mit Leichtigkeit zu tragen. Sie wollen Ihr Pferd nicht mit starken Hilfen in der Versammlung festhalten müssen. Sie können es intelligenter angehen.
Versammlung ist das Nonplusultra der Balance. Wenn Sie also wissen, wo Ihr Pferd aus dem Gleichgewicht kommt, und Sie etwas vorschlagen können, das eine gegenteilige Bewegung erfordert, dann haben Sie eine größere Chance, die Mitte zu erreichen. Und denken Sie daran: Die Wahrheit liegt immer in der Mitte.
Wenn Sie diese versammelteren Momente erzielen, werden Sie eine Verbesserung der Kadenz Ihres Pferdes feststellen (die klar unterscheidbaren Takte als Resultat der vergrößerten „Federkraft“). Sie werden ebenfalls einen höheren Grad an Leichtigkeit und Mühelosigkeit der Bewegung bemerken. Wenn Ihr Pferd leichtfüßiger ist, werden die Flexibilitäts- und Mobilitätsübungen leichter gelingen und die weitere Versammlung wird leichter. Nun befinden Sie sich in der Aufwärtsspirale des Erfolgs.
Versammlung ist das Nonplus-ultra der Balance. Wenn Sie also wissen, wo Ihr Pferd aus dem Gleichgewicht kommt, und Sie etwas vorschlagen können, das eine gegenteilige Bewegung erfordert, dann haben Sie eine größere Chance, die Mitte zu erreichen. Und denken Sie daran: Die Wahrheit liegt immer in der Mitte.
Übergänge
Ein aus der Sicht der Dressurreiterei qualitativ hochwertiger Übergang wird von der Hinterhand eingeleitet, von der des Pferdes und der Ihren! Das trifft auch dann zu, wenn es sich um einen Übergang in eine niedrigere Gangart handelt, wie vom Galopp zum Trab. Ein ausgezeichneter Übergang erfordert:
·Vorbereitung. Vergewissern Sie sich, dass Sie im „Sweet Spot“ der Gangart sind, die Sie reiten.
·Geduldige Antizipation. Können Sie Ihr Pferd genau bis zur Grenze des Übergangs bringen, sodass Sie die nächste Gangart schon fühlen können, während Sie noch die gegenwärtige Gangart reiten?
·Timing. Sie müssen die Hilfen zu einem Zeitpunkt geben, zu dem das Pferd am meisten bereit ist, und Sie müssen sie dem Rhythmus der Gangart anpassen.
·Nach vorn gerichtete Aktivität. Sie müssen anfangen, die nächste Gangart zu reiten, anstatt die gegenwärtige Gangart zu stoppen.
·Erhaltung des Gleichgewichts. Reiter und Pferd müssen in der Lage sein, ihre Haltung von Oberkörper beziehungsweise Vorhand beizubehalten, während die Hinterhand den Übergang initiiert.
Übergänge zu reiten ist eine tolle Methode, um die Versammlungsfähigkeit Ihres Pferdes zu verbessern. Aber Übergänge wirken sich nur dann positiv auf die Bewegungsmechanik aus, wenn dabei Qualität angestrebt wird. Früher, bei den grundlegenden Energieübungen, sind wir Übergänge zwischen den Gangarten geritten, während wir uns darauf konzentrierten, ein bestimmtes Energielevel beizubehalten. Hoffentlich haben Sie erkannt, dass Sie selbst bei Übergängen in eine niedrigere Gangart so reiten müssen, dass das Energielevel erhalten bleibt. Energie und Gangart sind im Grunde zwei verschiedene Themen. Wir haben auch über das „Vorwärtsreiten zur Anlehnung“ gesprochen und darüber, dass man das Pferd „vor dem Schenkel“ haben muss. Alle diese Dinge kommen zusammen, wenn wir Übergänge benutzen, um unsere Pferde weiter auszubilden. Es geht hier nicht darum, einfach von einer Gangart in die andere zu gelangen (obwohl das natürlich die Voraussetzung ist!), sondern um gleichbleibende Qualität in allen Bereichen, auch während wir die Gangart wechseln. Können Sie im „Sweet Spot“ bleiben, wenn Sie von einer Gangart in eine andere wechseln? Die Qualität ist das Ziel. Wenn Sie einfache Aufgabenstellungen oder Übergänge in hoher Qualität reiten, dann können Sie die Versammlungsfähigkeit Ihres Pferdes verbessern, ohne stärkere Hilfen zu verwenden. Ein Übergang in die Piaffe (Trab auf der Stelle in Bergaufgleichgewicht, eine Dressurlektion der obersten Klasse; das Extrembeispiel der Versammlung) ist nur ein energischer Übergang in den Trab mit sehr kurzen Tritten, gelassen und mit dem Gewicht auf der Hinterhand. Wenn Sie ausgezeichnete Übergänge in den Trab, ausgezeichnete Übergänge zur Entspannung und ausgezeichnete Übergänge zur Gewichtsverlagerung auf die Hinterhand beherrschen, dann haben Sie bereits die Zutaten für eine Piaffe. Die Piaffe ist eine gymnastische Herausforderung und eine Herausforderung an die Kraft, aber sie muss sich nicht kompliziert anfühlen!
→Übung 46: Übergang von einem „Sweet Spot“ zum anderen
1.Finden Sie den „Sweet Spot“, an dem sich Energie und Balance in einer Gangart am besten anfühlen.
2.Stellen Sie sich den „Sweet Spot“ in der nächsten Gangart bildlich vor.
3.Vergewissern Sie sich, ob Sie in der gegenwärtigen Gangart noch immer im „Sweet Spot“ sind.
4.Bereiten Sie die nächste Gangart vor.
5.Vergewissern Sie sich, ob Sie in der gegenwärtigen Gangart noch immer im „Sweet Spot“ sind.
6.Reiten Sie die neue Gangart, wobei die Priorität darin besteht, auch hier den „Sweet Spot“ zu erreichen.
7.Wiederholen Sie die Übergänge zwischen den Gangarten, bis Sie von einer zur anderen fließen können, indem Sie die nächste Gangart vorbereiten, während Sie die gegenwärtige reiten.
Zuerst sollten Sie sich sehr viel Zeit nehmen, um das Vorbereiten der nächsten Gangart zu üben, während Sie noch die gegenwärtige Gangart reiten. Wenn Ihre Vorbereitung verlässlich klappt, reiten Sie den Übergang in die neue Gangart, sobald Sie sich im „Sweet Spot“ befinden. Und sobald Sie in der neuen Gangart wieder im „Sweet Spot“ sind, reiten Sie den nächsten Übergang. Je besser Ihr Koordinationsvermögen wird, desto mehr Übergänge in Folge werden Ihnen gelingen. Dadurch werden Ihr Koordinationsvermögen und das Ihres Pferdes noch weiter gefördert. Auch die Balance Ihres Pferdes wird sich verbessern und seine Kraft wird zunehmen.
Wenn Sie diese Übung schon richtig gut beherrschen, versuchen Sie die Tritte zu zählen. Beispielsweise: zehn Tritte im Trab, fünf Tritte im Schritt oder acht Galoppsprünge und acht Trabtritte.
Nehmen Sie sich die Zeit, Pferde in Übergängen zu beobachten, und fragen Sie sich: „Wo hat der Übergang im Pferdekörper angefangen?“ Es gibt einen Muskel, der vom Kopf zum Unterarm verläuft. Er wird Brachiozephalus genannt, was übersetzt „Arm“ (brachio) und „Kopf“ (zephalus) bedeutet. Pferde fangen Bewegungen bewegungsmechanisch oft gewohnheitsmäßig mit dem Kopf an. Sie benutzen buchstäblich ihren Kopf, um den Unterarm hochzuheben und den Rest des Körpers hinterherzuziehen, gewöhnlich mit einem hohlen Rücken und schiebenden Hinterbeinen. Häufig tritt das Problem auf, dass ein Pferd beim Angaloppieren seinen Kopf hochreißt oder vom Schritt in den Trab hüpft. Solche Pferde haben den Reflex oder den Wunsch verloren, ihre Aktivität aus der Hinterhand zu schöpfen. Man könnte versuchen, den Kopf dieser Pferde zu stabilisieren oder herunterzuhalten, aber sie werden weiterhin diese auseinandergefallene Bewegungsmechanik zeigen. Das ändert sich erst, wenn sie sich unmittelbar aus der Hinterhand aktivieren können, mit einem geschmeidigen Rücken und einer geschmeidigen Oberlinie, die es der Hinterhand erlauben, unterzutreten und die Schultern anzuheben. Wenn Sie Ihr Pferd so vorbereiten, dass es sich losgelassen und ausbalanciert im „Sweet Spot“ befindet, und dann Übergänge aus der Hinterhand initiieren, wird sich seine Versammlungsfähigkeit verbessern. Übergänge von dieser Qualität gelingen, wenn die fünf am Anfang dieses Abschnitts genannten Anforderungen erfüllt sind.
Das Angaloppieren
Wenn wir die gymnastischen Fähigkeiten unseres Pferdes verbessern, wird sich die Balance in allen Übergängen positiv verändern. Insbesondere beim Angaloppieren werden enorme Unterschiede feststellbar sein zwischen dem ersten Angaloppieren mit einem jungen Pferd und dem, wie man es mit dem weit ausgebildeten Pferd tut. Ein junges Pferd galoppiert man oft an, indem man es in den Galopp „kippt“. Man trabt an der langen Seite der Bahn entlang, und kurz vor der ersten Ecke stellt man das Pferd mit der Nase leicht nach außen, nimmt die innere Hüfte nach vorn und gibt die Galopphilfe. Durch den gewählten Ort des Übergangs und die Halsstellung wird das Körpergewicht ins Bahninnere „gekippt“, was das Pferd dazu veranlasst, mit dem inneren Beinpaar einen größeren Schritt zu machen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Diese Methode ist sehr effektiv, da sie verhindert, dass die äußere Schulter ausfällt, und dazu führt, dass das Pferd auf der gewünschten Hand anspringt. Allerdings wird das Gewicht auf die innere Schulter verlagert und eine korrekte Biegung ist nicht möglich (vergleiche Abbildung 46).
Im nächsten Stadium möchte man in der Lage sein, so anzugaloppieren, dass das Pferd in Bewegungsrichtung gestellt ist (rechts gestellt im Rechtsgalopp und umgekehrt). Auf dem Zirkel sollte das Pferd galoppieren können, ohne die wunderbare Biegung und Geraderichtung zu verlieren, die wir entwickelt haben. Daher brauchen wir eine Methode, die es erlaubt, den Galopp anzufordern, ohne die Rippen des Pferdes nach innen und sein Gewicht auf die innere Schulter zu werfen. Und wir sollten sicherstellen, dass das Angaloppieren aus der Hinterhand erfolgt.
Abbildung 46:
Angaloppieren, Phase 1:
Das Gewicht fällt in die Bewegungsrichtung. Das Pferd ist gegen die Bewegungsrichtung gestellt.
Abbildung 47:
Angaloppieren, Phase 2:
Die innere Schulter ist leichter, das Pferd ist in die Bewegungsrichtung gestellt.
Ein großes Problem bei den fliegenden Wechseln ist es, wenn das Pferd vorn umspringt, aber hinten zu spät wechselt. Manchmal passiert dies, weil es den Wechsel vorausahnt und vorn zu früh umspringt, bevor wir die richtige Balance hergestellt haben. In jedem Fall liegt es höchstwahrscheinlich daran, dass die Schultern zu schwer sind, nach innen fallen und das Pferd mit sich ziehen, anstatt dass die Aktivität aus der Hinterhand kommt und die Vorhand bereits die Haltung für den neuen Galopp eingenommen hat. Wenn das Pferd außerdem fühlt, dass die Schultern schwer und im Weg sind, dann wird dies den Raumgriff der Hinterhand einschränken.
Wir müssen also eine Möglichkeit finden, die Galopphilfe zusätzlich zu dem zu geben, was wir bereits tun, um Biegung und Geraderichtung zu erhalten. Wenn Sie eine schöne Biegung haben, aber dann Ihre Rippen und die Ihres Pferdes nach innen werfen, arbeiten Sie gegen die korrekte Biegung und Geraderichtung. Als Reiter müssen Sie jetzt in der Lage sein, die eigentliche Galopphilfe von der Hilfe für die Biegung zu trennen. In der für den Galopp typischen Sitzposition wird die innere Hüfte vorgeschoben. Das ist also die Hilfe. Wenn ich vollkommen für den Galopp vorbereitet bin und links angaloppieren will, lasse ich meinen rechten Gesäßknochen entspannt sinken und bringe meine linke Hüfte nach vorn. Es ist so, als würde ich sagen: „Und, Galopp.“ Das „Und“ steht für das entspannte Absenken des äußeren Gesäßknochens, „Galopp“ für die innere Hüfte, die angespannt und vorgebracht wird. Der äußere Schenkel kann sich etwas nach hinten bewegen und, falls nötig, zusätzlich eine leichte Hilfe geben. Manche Leute konzentrieren sich auch auf eine Hilfe vom inneren Schenkel am Gurt, um das Pferd am Hereinfallen zu hindern. Je nach Buch oder Lehrer mag das ein wenig anders vermittelt werden, aber immer gleich ist, dass die innere Hüfte nach vorn kommen muss.
Simulation:
Für den Linksgalopp: Stellen Sie sich so hin, dass Sie beide Füße gleichmäßig belasten. Dann verlagern Sie Ihr Gewicht mehr auf das linke Bein und bringen Ihre linke Hüfte nach vorn. Halten Sie auch Ihre Arme so, wie Sie das im Linksgalopp tun würden. Stellen Sie sich vor, Sie reiten einen Zirkel auf der linken Hand, und lassen Sie Ihren Brustkorb dorthin zeigen, wo Sie auf dem Zirkel hinreiten würden. Sie werden wahrscheinlich feststellen, dass es sich schon nach Linksgalopp anfühlt, aber auch Ihre Rippen werden nach links schieben (also rechts gebogen sein) und es fühlt sich etwas unbequem an, die Zirkellinie entlang nach links zu schauen.
Jetzt stellen Sie sich wieder mit gleich viel Gewicht auf beiden Füßen hin. Dann verlagern Sie Ihr Gewicht auf das rechte Bein und bringen Ihre linke Hüfte nach vorn. Lassen Sie Ihre Arme auch diesmal den Linksgalopp widerspiegeln. Sie werden wahrscheinlich feststellen, dass Sie jetzt eine Linksbiegung in Ihrem Körper beibehalten können, Ihre Rippen fallen nicht nach innen und es fällt Ihnen leichter, Ihren Oberkörper in die Bewegungsrichtung zu drehen (entlang der Zirkellinie auf der linken Hand).
Wenn Sie sehr konzentriert üben, eine ausgezeichnete Biegung und Geraderichtung herzustellen und diese beizubehalten, während Sie den Galopp vorbereiten, ausführen und weiterreiten, dann werden Ihnen Galoppübergänge mit ausgezeichneter Bewegungsmechanik gelingen. Im Folgenden finden Sie einige Übungen, um die nötige Stellung, Balance und Geschmeidigkeit beim Angaloppieren zu entwickeln:
→Übung 47: Grundposition zum Angaloppieren in Phase 2
1.Traben Sie auf der linken Hand in Linksbiegung. Vergewissern Sie sich, dass Sie eine Pferdebreite Platz zwischen sich und der Wand haben.
2.Lassen Sie die Schulter nach rechts weichen (leicht, aber deutlich), wobei die Linksbiegung beibehalten wird.
(Sie sind jetzt in einer Kruppehereinstellung, aber Sie sind durch ein Nach-außen-Weichen der Schultern in diese Position gekommen.)
3.Galoppieren Sie an und reiten Sie dann geradegerichtet auf der Hufschlaglinie
(Sie müssen die Kruppehereinstellung nicht beibehalten).
Abbildung 48:
Zirkel vergrößern zum Angaloppieren:
Das schwarze Pferd zeigt den Moment des Angaloppierens.
Diese Stellung ist effektiv, weil:
·durch sie die Pferdeschultern mobilisiert und geschmeidig sind.
·das Gewicht von der inneren Schulter weg verlagert wurde. Die Schultern „warten mit ihrem Gewicht“.
·das innere Hinterbein jetzt viel Platz zum Untertreten hat, weil Sie die Vorhand aus dem Weg geräumt haben.
Sie können diese Stellung aus vielen Übungen heraus einnehmen. Die folgenden Ideen werden Ihnen und Ihrem Pferd wichtige Bausteine an die Hand geben, die Sie später für die fliegenden Wechsel brauchen werden. Zum Beispiel:
→Übung 48: Zirkel vergrößern, daraus angaloppieren
Sie verkleinern und vergrößern den Zirkel (Übung 27 im Abschnitt über Flexibilität) und am Ende des Vergrößerns lassen Sie die Vorhand ein wenig weiter nach außen gehen als die Hinterhand und geben in diesem Moment die Galopphilfe. Reiten Sie dann weiter auf Ihrem Zirkel und parieren Sie durch in den Trab. Verkleinern und vergrößern Sie den Zirkel noch mal und galoppieren Sie daraus erneut an. Dies ist eine gute Übung, um Ihr Angaloppieren geschmeidiger werden zu lassen. Sie wird Ihnen helfen, die seitliche Balance Ihres Pferdes zu verbessern.
→Übung 49: Viereck vergrößern, daraus angaloppieren
Sie vergrößern das Viereck (Übung 30 aus dem Abschnitt über Flexibilität) und am Ende des Übertretens erlauben Sie der Vorhand etwas mehr seitwärtszugehen als der Hinterhand und galoppieren daraus an. Nach dem Angaloppieren reiten Sie geradeaus. Dies ist eine gute Übung, um sicherzustellen, dass Sie und Ihr Pferd sich nicht angewöhnen, beim Angaloppieren immer abzuwenden. Reiten Sie die Übung zu Ende und parieren Sie durch zum Trab, bevor Sie die Hand wechseln.
Abbildung 49:
Viereck vergrößern, daraus angaloppieren:
Das schwarze Pferd zeigt den Moment des Angaloppierens.
→Übung 50: Schlangenlinie, daraus angaloppieren
Reiten Sie eine Schlangenlinie im Trab. Beim Überqueren der Mittellinie lassen Sie die Schultern nach außen weichen, galoppieren an und reiten die Figur weiter. Vergleiche Abbildung 21 („Genauere Betrachtung des Handwechsels“) im Abschnitt über Flexibilität. Das Angaloppieren kommt nach der Verschiebung und vor der Wendung in die neue Richtung. Die Parade zum Trab erfolgt nach dem Bogen, wenn Sie die Mittellinie wieder überqueren.
Abbildung 50:
Kurze Diagonale mit Rückwärtsrichten, daraus angaloppieren:
1.Halbe Volte zur Mitte der langen Seite hin.
2.Dort Übergang zum Rückwärtsrichten, Schultern weichen lassen und entspannen.
3.Angaloppieren und geradeaus weiterreiten.
→Übung 51: Kurze Diagonale mit Rückwärtsrichten, daraus angaloppieren
1.Reiten Sie im Trab oder Galopp eine halbe Volte auf die Mittellinie, gefolgt von einer kurzen Diagonalen zur Mitte der langen Seite hin. Zielen Sie auf den zweiten Hufschlag.
2.Dort angekommen, reiten Sie einen Übergang zum Rückwärtsrichten, lassen die Schultern nach außen weichen und entspannen sich.
3.Galoppieren Sie sofort aus dieser Position an (vergleiche Abbildung 50). Diese Übung wird Kraft und Selbsthaltung beim Angaloppieren fördern, weil wir alle Massenträgheit wegnehmen! Sie wird auch eine Möglichkeit etablieren, um Spannung in dem Moment aufzulösen, wo es möglicherweise große Anspannung gibt (der Moment des fliegenden Wechsels).
Sie können diese Übung auf der DVD anschauen.
Wenn Ihnen diese Mobilisierung gut gelingt (die Schultern verschieben, sodass das Gewicht von der inneren Schulter weggenommen wird), können Sie sie jederzeit überall anwenden. Die obigen Beschreibungen sind Übertreibungen. Beim Reiten von fliegenden Wechseln ist die Verschiebung sehr geringfügig. Denken Sie daran, dass dies hier für Pferde gedacht ist, die dazu neigen, auf die innere Schulter zu fallen, die hinten zu spät umspringen oder nicht durchspringen. Zuerst nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie benötigen, um die richtige Position zu finden, sich zu entspannen und dann klar anzugaloppieren. Nach und nach werden Sie und Ihr Pferd darin so koordiniert und schnell sein, dass Sie den Ablauf buchstäblich „im Flug“ ausführen können. Die Gewichtsverlagerung und die Umstellung passieren, während Sie noch auf dem bisherigen Fuß galoppieren. In der Schwebephase wird das Pferd auf die neue Hand umspringen (ein fliegender Wechsel). Das wird funktionieren, wenn das Angaloppieren bereits so gut gelingt, dass die Zeitspanne zwischen Ihrer Hilfe und dem zu 100 Prozent willigen Angaloppieren kürzer ist als die Schwebephase.
Wenn drei Sekunden zwischen Ihrer Galopphilfe und dem tatsächlichen Angaloppieren liegen, dann können Sie unmöglich von Ihrem Pferd verlangen, dass es seine Galoppade „im Flug“ wechselt. Nehmen Sie sich die Zeit, um die Zutaten für den fliegenden Wechsel bis zur Exzellenz zu verfeinern, und Sie werden es später leichter haben.
Abbildung 51:
Angaloppieren Phase 3:
Pferd in Schultervorstellung. Schattiertes Pferd zeigt die Stellung vor Einleiten des Schultervor.
In der letzten Phase des Angaloppierens ist man in der Lage, den Galopp mit einem leichten Gefühl von Schultervor zu beginnen. Schultervor ist wie ein Schulterherein, nur ohne die Biegung im Körper. Diese Stellung kann im Galopp eine echte Herausforderung sein und sie ist ein Maßstab für die Kraft und das Gleichgewicht des Pferdes. Zwar kann das Nach-außen-Verlagern der Schultern es dem Pferd erleichtern, mit seinem Hinterbein unterzutreten und sich zu biegen, doch das Endziel besteht darin, dass die Hinterhand wirklich tragend unter die Last tritt. Dazu muss das Hinterbein unter dem Körper landen, und weil der Galopp eine asymmetrische Gangart ist (und weil die Pferdehüften breiter sind als die Vorhand), muss man das Pferd oft in einer leichten Schulterhereinstellung (Schulterherein links im Linksgalopp und umgekehrt) reiten, um dies zu erreichen und um das Pferd wirklich geradezurichten.
In diesem Stadium kommt es auf Präzision an. Zu viel Abstellung oder eine unstete Linie wird das Angaloppieren sehr erschweren.
Kontergalopp
Im Kontergalopp befindet sich das führende Beinpaar des Pferdes auf der Außenseite der Wendung (rechte Hand im Linksgalopp und umgekehrt). Kontergalopp ist daher eine Balanceübung, denn die Basis des Pferdes ist nicht so stabil, wie wenn die führenden Beine sich auf der Innenseite der Wendung befänden. Um im Gleichgewicht zu bleiben, muss die gesamte Hinterhand des Pferdes aktiver sein. Deshalb ist der Kontergalopp eine ausgezeichnete Möglichkeit, um das äußere Hinterbein zu kräftigen. „Außen“ bezieht sich hier auf das Bein auf der Außenseite des Pferdes (das linke Hinterbein im Rechtsgalopp).
Die drei Schlüssel zum Kontergalopp sind:
·Den Galopp genauso erhalten wie im Handgalopp: Die Stellung bleibt dieselbe. Das Pferd sollte zumindest die zweite Phase der Galopparbeit beherrschen. Es sollte in der Lage sein, eine leichte Stellung in die Richtung des Galopps (Rechtsstellung im Rechtsgalopp) anzunehmen. Vergessen Sie aber nicht, dass es geistiger und körperlicher Flexibilität bedarf, um eine Stellung beibehalten zu können.
Vergewissern Sie sich, dass Ihr Pferd geschmeidig ist und Sie sich mit ihm darüber verständigen können, dass es die Stellung beibehält, um die Sie es bitten.
·Ausrichtung auf die Hufschlaglinie: Viele Probleme beginnen damit, dass der Reiter sich so sehr abmüht, das Pferd auf die Hand einzustellen, auf der er sich gerade befindet, dass er, wenn er beispielsweise auf der rechten Hand reitet, den Pferdehals zu stark nach rechts abbiegt und auch selbst zu sehr nach rechts schaut, obwohl er linksherum wendet. Das Ergebnis ist, dass das Pferd auf der linken Hand fast in eine Schulterherein-rechts-Stellung gerät oder auf die linke Schulter fällt. Jetzt wird die seitliche Balance im Kontergalopp auf die Probe gestellt, was noch schwieriger ist! Erinnern Sie sich an das Prinzip, dass sich die Geraderichtung irgendwo zwischen all den schiefen Positionen befindet. Nutzen Sie diese Idee, um herauszufinden, wie Sie Ihr Pferd im Kontergalopp geraderichten können. Sinnvollerweise tun Sie das aber erst dann, wenn Sie diese Art der Gymnastik im Trab und im Handgalopp schon gut beherrschen.
Sie können die Kontergaloppstellung während der Trabarbeit üben – das kann sehr hilfreich sein!
·Allmähliches Steigern der Anforderungen für den Kontergalopp: Je enger die Wendung, desto schwieriger ist sie für das Pferd. Üben Sie das verlässliche Angaloppieren auf beiden Händen in beide Richtungen. Dann können Sie anfangen, Ihren Galopp und Ihre Bewegungsrichtung beliebig zu kombinieren.
Ich finde, dass Reiter den Kontergalopp oft viel komplizierter machen, als er ist. Konzentrieren Sie sich vorerst nur auf die drei gerade genannten Schlüssel. Die folgenden Übungen werden Ihre Fähigkeiten für den Kontergalopp schulen.
→Übung 52: „Kontergalopp“ im Trab
Reiten Sie Schlangenlinien und Handwechsel, während Sie dieselbe Stellung beibehalten. Fangen Sie zum Beispiel auf der rechten Hand mit Rechtsstellung an. Reiten Sie eine große Schlangenlinie, aber behalten Sie die Rechtsstellung die ganze Zeit bei. Versuchen Sie, das Gefühl des Ausbalanciertseins und der Geraderichtung auf der Hufschlaglinie nicht zu verlieren. Es sollte sich nicht wie ein Seitengang anfühlen.
Üben Sie dies, bis Sie alles in hoher Qualität beibehalten können. Nur die Richtung ändert sich.
Erinnern Sie sich an Übung 32, Variante 2, aus dem Abschnitt über Flexibilität. Es lohnt sich, sie zu wiederholen, wenn Sie am Kontergalopp arbeiten möchten.
Abbildung 52:
Halbe Volte zum Kontergalopp:
Halbe Volte im Galopp, zum Hufschlag zurückkehren und im Kontergalopp
weiterreiten, Parade aus dem Galopp an der kurzen Seite der Bahn.
→Übung 53: Übergänge in den Handgalopp und in den Kontergalopp
Diese Übung testet die Klarheit Ihrer Kommunikation bezüglich des Galopps, ohne die physische Anstrengung, die der Kontergalopp bedeutet. Sie wollen überprüfen, ob Sie sich mit Ihrem Pferd klar darüber verständigen können, auf welcher Hand es angaloppiert, und dass es nicht einfach automatisch den Handgalopp wählt.
·Nutzen Sie die ganze Bahn im Schritt oder Trab.
·Üben Sie, abwechselnd rechts und links anzugaloppieren. Sie können die Art der Vorbereitung wählen, die Ihr Pferd am besten in die jeweilige Galoppstellung bringt, wobei das Endziel darin besteht, auf einer geraden Linie zu bleiben.
·Parieren Sie zu einer niedrigeren Gangart durch, bevor Sie zur Ecke kommen.
·Reiten Sie dies auf beiden Händen.
Wenn diese Übung gut gelingt, können Sie anfangen, im Kontergalopp durch eine Ecke zu reiten, bevor Sie durchparieren.
→Übung 54: Erste Sprünge im Kontergalopp
1.Galopp linke Hand.
2.Am Ende der langen Seite eine halbe 10-Meter-Volte reiten und Mitte der langen Seite auf den Hufschlag zurückkehren.
3.Kontergalopp durch die erste Ecke der kurzen Seite.
4.Parade zum Trab oder Schritt an der kurzen Seite.
5.Auf der anderen Hand wiederholen.
→Übung 55: Den Kontergalopp weiterentwickeln
1.Galopp linke Hand.
2.Auf der kurzen Seite eine 10-Meter-Volte beginnen.
3.Nach einer halben Volte auf der rechten Hand einen 20-Meter-Zirkel (oder größer) anlegen.
4.Nach einem halben Zirkel eine 10-Meter-Volte auf der linken Hand reiten.
5.Auf der anderen Hand wiederholen.
Denken Sie daran, dass alle Leitlinien für das Finden der Balance auch im Kontergalopp zutreffen: Das beste Gleichgewicht liegt irgendwo zwischen allen Möglichkeiten. Bleiben Sie flexibel, bleiben Sie mobil und reiten Sie mit Präzision, sodass Ihr Pferd in der besten Balance bleiben kann. Erhöhen Sie die Anforderungen des Kontergalopps nur, wenn Ihr Pferd Ihnen signalisiert, dass es dazu bereit ist. Der Kontergalopp ist selten besser als die Qualität des Handgalopps während der Lernphase. Am Ende wird die Entwicklung eines ausgezeichneten Kontergalopps auch zu einem verbesserten Handgalopp führen.
Abbildung 53:
Erste Sprünge im Kontergalopp auf der Schlangenlinie
Vorbereitung für die fliegenden Galoppwechsel
Fliegende Galoppwechsel sind eine schwierige Lektion, weil man im Unterschied zum Schulterherein, der Versammlung oder den Tempoverstärkungen nicht viele Sprünge hintereinander hat, in denen man damit spielen kann. Fliegende Wechsel sind das Ergebnis von:
·guter Vorbereitung
·klaren Anweisungen
·ausgezeichnetem Timing
Am einfachsten stellt man sich den fliegenden Wechsel als ein Angaloppieren vor. Eine wichtige Voraussetzung für fliegende Wechsel ist also, dass das Angaloppieren im Allgemeinen zuverlässig und sehr gut klappt. Mit sehr gut meine ich, dass es keine Verwirrung darüber gibt, auf welcher Hand galoppiert wird, und dass Ihr Pferd ausbalanciert und nicht über die Geschwindigkeit angaloppiert. Das lässt sich durch Reiten von Schritt-Galopp-Übergängen prüfen. Können Sie aus dem Schritt angaloppieren, sodass der erste Sprung bereits ein guter Galoppsprung ist? Kann das Pferd sofort in einen energischen und ausbalancierten Galopptakt einspringen? Hier ist noch ein Test: Wenn Sie im Schritt oder Trab reiten und das Angaloppieren vorbereiten, wie viel Zeit vergeht zwischen dem Moment der Hilfe und der tatsächlichen Ausführung? Ist die Zeitspanne kürzer als die Schwebephase im Galopptakt Ihres Pferdes? Damit Ihr Pferd „im Flug“ angaloppieren kann, muss ihm das innerhalb einer Schwebephase gelingen.
Was ebenfalls sicher klappen sollte, ist die Mobilisierung der Pferdeschultern. Sie wird durch die zuvor beschriebenen Mobilitätsübungen und Übungen zum Angaloppieren erreicht. Zum Beispiel möchte ich vor dem Angaloppieren rechts kurz überprüfen, ob ich die Schultern ein wenig nach links verschieben (um eine Rechtsstellung herzustellen) und dort warten lassen kann, während ich die Hinterhand zum Angaloppieren auffordere.
Pferde wechseln hinten meist zu spät, wenn:
·sie ihre Schultern auf die neue Seite werfen, bevor man die eigentliche Hilfe gegeben hat.
·sie den Wechsel nicht mit einem ausreichend aktivierten Hinterbein beginnen.
·sie generell aus der Balance gekommen sind.
·das Timing des Reiters falsch ist.
·der Reiter nicht im Gleichgewicht sitzt.
Übergänge vom Schritt zum Kontergalopp, zurück zum Schritt und dann zum Handgalopp können das Pferd auf die Idee bringen, dass die Handwechsel im Galopp ein Spiel sind. Reiten Sie den Kontergalopp gut genug, um sicher zu sein, dass Sie insgesamt einen gut ausbalancierten Galopp haben oder dass das Pferd ihn lange genug erhalten kann, um den fliegenden Wechsel vorzubereiten. Drillen Sie es nicht im Sinne von: „Wage es ja nicht, umzuspringen …“, denn später wollen Sie ja den Wechsel haben. Wie viel Kontergalopp Sie reiten wollen und wann Sie das tun, ist von Pferd zu Pferd individuell sehr verschieden.
Was die Vorbereitung des Pferdes vom Boden aus angeht, lege ich großen Wert auf die Qualität des Angaloppierens. Meine liebste bewegungsmechanische Übung zum Angaloppieren ist es, das Pferd vom gedehnten, völlig entspannten Schritt durch Veränderung meiner Haltung zum versammelten Schritt und daraus zum Galopp übergehen zu lassen und wieder zurück zur Entspannung. Es gehören viele Zutaten dazu, dies zu erreichen, aber wenn Sie die Übungen aus diesem Buch bis hierher beherrschen, dann haben Sie alles, was Sie brauchen. Beobachten Sie Ihr Pferd genau: Welcher Körperteil des Pferdes galoppiert zuerst, wenn Sie den Galopp anfordern? Haben Sie vor Ihrem inneren Auge, dass der äußere Hinterfuß zuerst springen muss. Und wenn Sie schon mal beim Beobachten sind: Wo nimmt das Angaloppieren in Ihrem Körper seinen Anfang? Führen Sie mit der inneren Hand, der Hand mit dem Seil? So würden Sie dem Pferd mitteilen, dass es den Galopp mit seinem Kopf beginnen soll. Wenn ich am Boden stehe und den Rechtsgalopp vorschlagen möchte, verlagere ich mein Gewicht nach hinten und spanne dann meine linke Gesäßhälfte an, um meine rechte Hüfte nach vorn zu schieben. Das funktioniert genauso, wenn ich reite.
Ich warte mit den fliegenden Wechseln in der Regel so lange, bis ich wirklich gut vorbereitet bin. Erlauben Sie die Wechsel, die Ihr Pferd von sich aus anbietet. Wenn Ihr Pferd umspringt, weil es im Galopp unausbalanciert ist, dann ist das in Ordnung. Es zeigt Ihnen nur, dass Sie noch mehr Hausaufgaben im Galopp machen müssen. Ich warte lieber länger, denn es ist schwer, schlechte Angewohnheiten beim fliegenden Galoppwechsel abzustellen – er dauert nur einen Sekundenbruchteil. Das Beste, was Sie tun können, ist vorbereiten, klar sein, ein ausgezeichnetes Timing haben, ein starkes inneres Bild haben und hoffen!
Die Versammlungsdynamik
„Du bist frei, wenn du dich in deinem Geschirr wohlfühlst.“
~ Robert Frost
Meiner Erfahrung nach entwickeln manche Pferde viel mehr Selbstvertrauen, wenn sie versammelter geritten werden, während bei anderen das Selbstvertrauen schwindet. Die Pferde, die Selbstvertrauen verlieren, fühlen sich wahrscheinlich „zusammengehalten“. Das bedeutet nicht, dass sie oder ihre Reiter körperlich schwer sind, es bedeutet nur, dass die Pferde nicht die Freiheit in ihrem Körper fühlen. Sie fühlen sich sicher, solange sie umherschauen können, aber sobald wir mit mehr Versammlung reiten, fühlen sie sich gefangen. Ich habe herausgefunden, dass es diesen Pferden hilft, viele Übergänge von der Versammlung zum langen Zügel zu reiten. Vergewissern Sie sich auch, dass Sie eine starke, aber unemotionale Führungspersönlichkeit sind. Wenn man bei diesen Pferden frustriert oder ungeduldig wird, verschlimmert man ihre Nervosität nur. Der Schlüssel ist, sich genug Zeit zu nehmen, um wirklich sicher zu sein, dass die Entspannungs-, Energie- und Balanceübungen so gut funktionieren, dass alle zur vollkommenen Entspannung des Körpers und zur Dehnung führen.
Da die Versammlung eine Kombination aus einem aktiven Hinterbein, einer Bergaufbalance und einer leichten Vorhand ist, sollten Sie sich über jeden dieser Bestandteile einzeln gut mit Ihrem Pferd verständigen können, bevor Sie von ihm erwarten, dass es alle auf einmal beibehält. Alle vorherigen Übungen zur Entspannung, Energie und Balance bilden die Grundlage für die Versammlungsfähigkeit Ihres Pferdes. Und auch die Flexibilitäts- und Mobilitätsübungen sind eine gute Vorbereitung. Wenn Sie gründlich geübt haben, dann ist Ihr Pferd wahrscheinlich bereits ausbalancierter, als es war, bevor Sie sich mit diesem Material beschäftigten. Wenn es noch größere Löcher in der Ausführung der vorausgegangenen Übungen gibt, dann wird das Versammeln schwieriger werden.
Auf natürlichem Weg stellt sich Versammlung ein, wenn Sie und Ihr Pferd dafür bereit sind. Wird das äußere Erscheinungsbild der Versammlung zu früh fabriziert, dann wird es falsch sein. Ich sehe oft Pferde, die einfach vorn kurz und hoch geritten sind, ohne die entsprechende Bewegungsmechanik in ihrem Körper oder das aktive Hinterbein, um dies zu unterstützen. Üben Sie mit Ihrem Pferd so, dass es mehr bergauf geht, und versuchen Sie dann, das länger beizubehalten.
Vergessen Sie nicht: Wenn Sie zwei oder mehr Eigenschaften verbessern möchten, etwa Bergaufbalance und Entspannung, dann reiten Sie eine Übung, die eine Bergaufbalance herstellt (auch wenn Sie dabei etwas von der Qualität des „Sweet Spots“ verlieren), und kehren Sie dann zu Ihrem bequemen „Sweet Spot“ gesunder Bewegungsmechanik zurück (auch wenn das nicht bergauf ist). Lassen Sie Ihr Pferd also mehr bergauf gehen und kehren Sie dann zur Komfortzone des „Sweet Spots“ zurück. Sie werden bald einen „Sweet Spot“ finden, der sich mehr bergauf anfühlt, sowie eine Bergaufbalance, die losgelassener und harmonischer ist. Sie können auch Ihren „Sweet Spot“ behalten, indem Sie einfachere versammelnde Übungen reiten und diese für sich arbeiten lassen.
Es gibt drei Wege, den Grad der Versammlung zu erhöhen:
·Sie fordern das Pferd in diesem Moment dazu auf, sich mehr zu versammeln. Sie werden dafür Ihre direkten Hilfen (direkte Kommunikation) benutzen. Sie setzen also eine Gruppe von Hilfen zum Herstellen eines neuen Gleichgewichts oder eine halbe Parade ein. Innerhalb von einem oder zwei Tritten wird Ihr Pferd versammelter sein.
·Sie reiten eine Übung, die das Pferd in ein neues Gleichgewicht bringt. Sie vermitteln Ihrem Pferd damit direkt, dass es etwas tun soll, das indirekt Versammlung erzeugt. Hier muss man entscheiden, wann man um was bittet.
Wenn Ihr Pferd zum Beispiel auf die Vorhand fällt, können Sie entweder ein Schulterherein verlangen oder einen Übergang, der zu neuer Balance im Bergauf führt, sofern er ausgezeichnet geritten wird.
·Sie reiten ständig so, dass die Kraft und die Versammlungsfähigkeit des Pferdes im Lauf der Zeit immer weiter zunehmen. Sie investieren jeden Tag ein bisschen in die ausgezeichnete Bewegungsmechanik Ihres Pferdes, indem Sie einfache Übungen in hoher Qualität reiten. Im Lauf der Zeit wird eine starke Veränderung eintreten.
Idealerweise wenden wir immer eine Kombination von allen eben beschriebenen Möglichkeiten an.
Probieren Sie die folgenden Übungen aus, um die Versammlungsfähigkeit Ihres Pferdes zu verbessern, indem Sie die Übungen für Übergänge, Verlagern des Gewichts nach hinten und Beweglichkeit der Vorhand miteinander kombinieren.
→Übung 56: Die Ecken zur Verbesserung der Versammlungsfähigkeit nutzen
Dies ist eine Übung, die ich in der Ausbildung von Pferden sehr früh einsetze. Ich nehme sie dann mit und verfeinere sie, wenn wir Fortschritte machen. Die Grundidee ist, dass man gerade in jede Bahnecke hineinreitet und dort anhält. Dann richtet man rückwärts und bleibt einen Moment lang ruhig stehen. In diesem Stadium benutze ich nur meinen Körper, nicht die Zügel, was eine ausgezeichnete Übung für sehr junge Pferde ist.
Darauf aufbauend kann man in jeder Ecke:
1.Rückwärtsrichten
2.Die Vorhand weichen lassen
3.Rückwärtsrichten
4.Wieder vorwärts anreiten
Wenn das Pferd anfängt, die Schritte vorauszuahnen, werden Sie die folgenden Vorteile spüren:
·Das Pferd hat genug Selbstvertrauen, um tief in die Ecken zu gehen.
·Das Pferd bereitet sich selbst vor, indem es das Gewicht über die Hinterbeine bringt.
·Das Pferd erleichtert die Schultern, weil es das Weichenlassen der Vorhand vorausahnt.
·Entspannung und Ruhe in der Lektion.
Sie können dieses Thema mit der folgenden Übung weiterführen, um die Versammlungsfähigkeit und „mentale halbe Paraden“ zu entwickeln.
Gehen Sie in eine Reitbahn und teilen Sie diese in ein Gitternetz auf. In einem Dressurviereck stellen Sie sich Linien vor, die die einander gegenüberliegenden Buchstaben verbinden. Tun Sie dies für die Länge und Breite der Bahn und nehmen Sie die Mittellinie und die beiden Viertellinien dazu. Der Raum wird nun aussehen wie ein Gitternetz aus Linien, die sich im rechten Winkel kreuzen. Stellen Sie sich vor, dass Sie an jeder Kreuzung mehrere Auswahlmöglichkeiten haben. Sie könnten:
·geradeaus weiterreiten
·rückwärtsrichten
·nach rechts abwenden
·nach links abwenden
·die Vorhand weichen lassen/Hinterhandwendung rechts
·die Vorhand weichen lassen/Hinterhandwendung links
·in eine andere Gangart übergehen
Üben Sie eine dieser Möglichkeiten, bis Sie sicher sind, dass Ihr Pferd sie vorausahnt. Dann gehen Sie zu einer anderen Möglichkeit über und üben diese konsequent. Wenn Sie und Ihr Pferd einige der möglichen Varianten gut beherrschen, können Sie anfangen, sie miteinander zu kombinieren. Lesen Sie in Teil III den Essay über „Antizipation: Wie man einen hohen Grad an Sensibilität erreicht“.
Achten Sie darauf, dass Sie Haltung annehmen, wenn Sie sich einer Kreuzung nähern, um Ihr Pferd wissen zu lassen, dass Sie … etwas … tun wollen. Der Hintergedanke ist, dass Ihr Pferd sehr aufmerksam sein muss, um auf jede der Möglichkeiten gefasst zu sein. Achten Sie darauf, ob Sie bei Zureiten auf eine der Kreuzungen das Gefühl haben, dass Ihr Pferd fragt: „Was machen wir jetzt?“ Das ist genau das, was wir uns wünschen! Diese Frage ist mit einer bestimmten Haltung verbunden, einer Haltung athletischer Bereitschaft. Der Tennisspieler, der ausbalanciert genug ist, um den Aufschlag mit der Vorhand oder der Rückhand zu erwidern, ist in eben dieser athletischen Bereitschaftshaltung.
Dies ist auch eine Übung, die ohne Zaumzeug geritten werden kann, oder zumindest ohne die Zügel zu benutzen. Sie können geschickt aus den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten wählen und diese Übung so reiten, dass sowohl der Geist als auch der Körper Ihres Pferdes in ein athletisches Gleichgewicht gebracht werden. Wenn Ihr Pferd besser für Linkswendungen vorbereitet ist, dann verbringen Sie mehr Zeit mit Rechtswendungen, bis es sein Gleichgewicht dahingehend ändert, dass es für beides gleich gut vorbereitet ist. Wäre ich Trainerin eines Tennisspielers und sähe, dass mein Schüler lieber mit der Vorhand schlägt, dann würde ich ihm Bälle auf seine Rückhand zuspielen und umgekehrt. Sie können dasselbe mit Ihrem Pferd machen. Durch die Auswahl dessen, was Sie von ihm verlangen, können Sie ein besseres physisches Gleichgewicht und eine scharfe Aufmerksamkeit für Ihre Hilfen erreichen.
→Übung 58: Jetzt zukünftige Pirouetten vorbereiten
Sie können diese Übung im Schritt, Trab oder Galopp reiten
1.Reiten Sie parallel zur Bande (auf dem dritten Hufschlag in entspannter Haltung). Achten Sie darauf, dass Ihre Haltung wirklich nicht versammelt ist, sodass das Pferd dafür sensibilisiert wird, wenn Sie zu einer versammelten Haltung wechseln.
2.Gehen Sie zu einer versammelten Haltung über und bitten Sie Ihr Pferd rückwärtszutreten. Ziel ist, dass das Pferd sein Gewicht mühelos nach hinten verlagern kann.
3.Wenn das Gewicht hinten ist, reiten Sie einen Übergang zu einem Weichenlassen der Vorhand in Richtung Bande. Wenden Sie nicht, bevor Sie fühlen, dass das Gewicht des Pferdes hinten ist. Denken Sie daran, dass dies im Idealfall geschieht, ohne dass die Füße tatsächlich zurücktreten. Ziel ist die Leichtigkeit und Beweglichkeit der Vorhand.
4.Nach dem Weichenlassen der Vorhand geben Sie Ihrem Pferd Zeit zum Entspannen und Nachdenken.
Wie immer vergewissern Sie sich, dass keine aufgestaute Spannung vorhanden ist. Erlauben Sie jeglicher Anspannung, sich aufzulösen. Wenn Sie sicher sind, dass Ihr Pferd in der Wendung entspannt ist, können Sie sofort wieder im Schritt, Trab oder Galopp anreiten, ohne zu verweilen. Dies wird verfeinert werden bis zu dem Punkt, wo man gar nicht mehr anhält.
5.Reiten Sie energisch vorwärts. Achten Sie dabei auf Qualität. Es geht nicht um Geschwindigkeit, sondern um fleißiges, losgelassenes Antreten.
6.Wiederholen Sie die Übung auf der anderen Hand.
Sie werden wissen, dass diese Übung ihren Zweck erfüllt hat, wenn:
·Ihr Pferd die Übung vorausahnt, sein Gewicht nach hinten verlagert und die Vorhand erleichtert, sobald Sie Ihre Haltung ändern.
·Ihr Pferd sich nach der Wendung vollkommen entspannen kann.
·Ihr Pferd mühelos und frei wieder antritt.
Wenn Sie fühlen, dass Ihr Pferd sich bereit macht und sein Gewicht verlagert, sobald Sie Ihre Haltung verändern, und Sie sicher sind, dass die Wendung mit entspannter Aktivität gelingen wird, dann braucht Ihr Pferd sie nicht auszuführen! Danken Sie ihm einfach nur dafür, dass es Ihnen mitgeteilt hat, bereit, willig und befähigt zu sein, und reiten Sie geradeaus weiter, während Sie seine verbesserte Bergaufhaltung für ein paar Tritte genießen! Dann entspannen Sie sich und entlassen Ihr Pferd aus der Haltung, bevor es sie nicht länger beibehalten kann (was vielleicht anfangs nur ein paar Tritte dauert). Erinnern Sie sich, dass Sie ein versammeltes, besser ausbalanciertes Pferd daran erkennen, dass es sich in einem athletischen Gleichgewicht befindet – bereit, alles zu tun. Wenn Sie die Bereitschaft Ihres Pferdes fühlen, dann müssen Sie sich nicht immer „auszahlen“ lassen. Fragen Sie nur: „Würdest du das tun?“ Und wenn Ihr Pferd „Ja“ sagt, danken Sie ihm. So werden Sie ein vertrauensvolles und eifriges Pferd ausbilden.
Anfangs benutzen Sie diese Übung als Motivation, damit Ihr Pferd athletischer wird und seine Balance verändert. Das wichtigste Ergebnis in diesem Moment ist die Bereitschaft, es zu versuchen. Diese Übung sollten Sie auch mal ohne Zaumzeug ausprobieren, ohne einen bestimmten „Rahmen“ von Ihrem Pferd zu verlangen. Es kann tun, was nötig ist, um sich auszubalancieren. Nehmen Sie sich Zeit. Später werden Sie die Früchte ernten. Sie werden ein Pferd haben, das bereit und willig ist, schwierigere, verfeinerte Versionen dieser Übung auszuführen. Zum Beispiel:
1.Trab entlang der langen Seite
2.Neues Gleichgewicht finden (halbe Parade)
3.Hinterhandwendung (180 Grad)
4.Übergang zum Trab
5.Wiederholen
Oder:
1.Kontergalopp auf der Viertellinie, parallel zur langen Seite (oder etwa 5 Meter von der Bande entfernt)
2.Bergaufbalance des Pferdes verbessern (also halbe Parade, Gleichgewicht verbessern)
3.Halbe Pirouette im Galopp (Richtung Wand)
4.Selbsthaltung erhalten, das Pferd dazu einladen …
5.… geradeaus an der langen Seite entlang weiterzugehen
Das Ziel beim Reiten mit Zügeln ist, dass die Zügel nur als Verbindung dienen und dass die Verbindung eine Quelle der Klarheit und verfeinerter Kommunikation ist, die das Gefühl in jeder Lektion noch verbessert.
→Übung 59: Herausforderung auf der Schlangenlinie
Versuchen Sie Folgendes im Trab und Galopp:
1.Stellen Sie sich eine Karte vor mit Zirkeln/Volten von 10 bis 15 Metern Durchmesser, die einander berühren. Die Kreise sollen klein genug sein, um das Pferd dazu zu motivieren, sich zu versammeln, aber groß genug, dass das Pferd sich zutraut, sich frei auf ihnen zu bewegen. Sie müssen auf Ihr Pferd hören.
2.Reiten Sie die Schlangenlinie, und immer zwischen den Bögen reiten Sie einen Übergang zum Schritt.
Sie können auch Übergänge zum Rückwärtsrichten einbauen, um Ihr Pferd weiter zu fordern und zu fördern. Können Sie auch einen Übergang zu vollkommener Entspannung reiten und dabei bereit bleiben für den neuen Übergang?
3.Wechseln Sie die Hand auf den neuen Kreisbogen und reiten Sie einen Übergang zum Trab oder Galopp (Galoppwechsel, wenn Sie galoppieren). Achten Sie auf die Qualität und die Mühelosigkeit beider Übergänge. Können Sie einen weichen, vorwärtsgerichteten Übergang in den Schritt und innerhalb von drei Schritten einen klaren Übergang in die neue Gangart reiten?
4.Machen Sie weiter, bis Sie und Ihr Pferd das Koordinationsvermögen und das Timing entwickeln, um die Übergänge weich auszuführen. Lassen Sie die Übung für sich arbeiten. Achten Sie nur darauf, dass sie weiche, leicht verständliche Übergänge reiten und den „Sweet Spot“ beibehalten.
Hoffentlich haben Sie jetzt eine Vorstellung von der Art von Übungen, die die Versammlungsfähigkeit verbessern. Es gibt viele, viele Übungen dafür. Experimentieren Sie ruhig auch mit versammelnden Übungen aus anderen Quellen.
Zusammenfassung:
Versammlungsfähigkeit ist die Fähigkeit des Pferdes, mehr Gewicht mit den Hinterbeinen zu tragen und die Vorhand zu erleichtern. In der Versammlung werden die Tritte kürzer und höher durch ein aktives, engagiertes Hinterbein. Um Versammlung zu erzielen, brauchen wir ein Pferd, das Folgendes kann:
·das Hinterbein aktivieren,
·die Vorhand leichter werden lassen,
·die Oberlinie geschmeidig machen und lockern,
·sich selbst tragen …
und ein Pferd:
·auf dem ein Mensch sitzt, der sich selbst tragen kann.
Über die ersten vier Eigenschaften müssen wir uns zu einem hohen Grad getrennt verständigen können, bevor wir von unserem Pferd erwarten können, sie miteinander zu kombinieren. Je geschmeidiger und geradegerichteter das Pferd ist, desto erfolgreicher werden die Versammlungsübungen gelingen.
Der Versammlungsgrad nimmt zu, wenn sich die dressurmäßige Ausbildung des Pferdes verbessert.
Übungen zur Versammlungsfähigkeit schließen oft viele Übergänge zwischen den Gangarten und innerhalb der Gangarten (wie Tempoverstärkungen) ein. Kontergalopp ist eine Herausforderung für die Balance des Pferdes, die erfordert, dass es mehr untertritt und sich daher der Versammlung nähert.
Die Versammlung ist eine potenziell beengende Situation für ein Pferd, es sei denn, es wird so geritten, dass es sich innerhalb der Versammlung frei fühlt. Die Freiheit kommt vom Losgelassensein gegenüber den Vorschlägen des Reiters und der Fähigkeit, die gedehnte, losgelassene Haltung innerhalb der Versammlung zu finden.
Höhere Versammlungsgrade können zwar für kurze Momente erhalten werden, aber im Allgemeinen verbessert sich die Versammlung in diesem Anfangsstadium durch eine langfristige Investition in gymnastische Übungen.
Sie werden eine verbesserte Versammlungsfähigkeit Ihres Pferdes daran erkennen, dass es in der Lage ist, die Übungen zur Versammlungsfähigkeit, Mobilität und Geschmeidigkeit müheloser mit mehr Kraft, Kadenz und größerer Taktreinheit auszuführen.
Noch eine Anmerkung zur Gymnastizierung
Es lohnt sich zu wiederholen, dass das Ausführen gymnastizierender Übungen vergleichbar ist mit regelmäßigen Einzahlungen auf ein Sparkonto. Man zahlt jeden Tag ein wenig ein und nach langer Zeit beginnt es, eine ordentliche Summe zu werden – und dann bringt es auch einträgliche Zinsen!
Man muss geduldig, fleißig und beständig sein, um sein Pferd zum Athleten zu machen. Behalten Sie beim Entwickeln der Gangarten die folgenden Punkte im Gedächtnis:
·Der Schritt ist die Gangart, die am leichtesten ruiniert wird und am schwierigsten zu verbessern ist. Die Erhaltung des Schritttaktes ist die höchste Priorität. Die häufigste Ursache für einen Taktverlust im Schritt ist (emotionale und/oder physische) Verspannung. Die zweithäufigste Ursache ist ein Mangel an Energie. Der erfolgreichste Weg, den Schritt zu verbessern, ist daher, alle negative Spannung zu beseitigen und dem Pferd dann einen Zielort zu geben. Am effektivsten verbessert und erhält man den Schritt also, wenn man ihn in Ruhe lässt. Tragen Sie zur Gelassenheit Ihres Pferdes bei und machen Sie mit ihm lange Spaziergänge, wohin es ihm gefällt.
·Der Trab ist die am leichtesten zu verbessernde Gangart. Es gibt für das Pferd eine riesige Auswahl von Möglichkeiten im Trab. Ein Grand-Prix-Turnierpferd kennt acht verschiedene Trabvarianten.
·Der Galopp kann verbessert werden, aber meist nicht so leicht wie der Trab. Der Galopp ist eine äußerst gymnastizierende Gangart. Wenn der Galopp sich verbessert, dann verbessern sich die anderen Gangarten meist ebenfalls. Durch seine asymmetrische Natur gehört etwas mehr Können dazu, das Pferd im Galopp auszubalancieren (im Vergleich mit den anderen Gangarten), aber wenn ich als erfahrene Reiterin vor der Herausforderung stünde, alle Gangarten zu verbessern, indem ich nur mit einer spiele, dann würde ich den Galopp wählen. Ich benutze den Galopp oft, um das Pferd elastisch zu machen, bevor ich schwierige Trabübungen reite.
Zusammenfassung von Teil I und Teil II:
Natural Horsemen zu sein bedeutet, dass wir versuchen, alles aus der Perspektive des Pferdes zu sehen. Wir sind an einer Partnerschaft mit dem Pferd interessiert, und wie jede Beziehung wächst auch diese durch Herausforderungen. Dressurreiter zu sein bedeutet, dass wir daran interessiert sind, die optimale Bewegungsfreiheit und Balance des Pferdes zum Vorschein zu bringen, und wie in jedem Sport entwickeln sich diese Eigenschaften durch gymnastische Herausforderungen.
Als Schüler von Dressage Naturally wollen wir das Dressurwissen nutzen, um unser Pferd gymnastisch zu fördern, während wir die Partnerschaft nicht nur erhalten, sondern stärken. Zu diesem Zweck müssen wir eine Grundlage haben, ein „Spielfeld“, das groß genug ist (und ausgedehnt werden kann), um diese Herausforderung zu unterstützen. Wir müssen bereits die Prinzipien der Sensibilisierung für die Hilfen und der Desensibilisierung gegen bedeutungslose Bewegungen und Empfindungen verstehen. Wir müssen erkennen, wann ein Pferd aus Angst reagiert und wann aus Verständnis heraus. Wir müssen wissen, wie man ein Pferd schafft, das emotional positiv gestimmt und nicht impulsiv ist. Wir müssen die mentale, emotionale und physische Losgelassenheit erkennen.
Wir müssen danach streben, das Pferd von allen Einschränkungen in seinem Körper zu befreien, alle Ursachen für Verspannungen, Steifheiten, Widerstände oder mangelndes Gleichgewicht zu beseitigen. Dann suchen wir nach dem „Sweet Spot“, der die beste Kombination von Entspannung, Energie und Balance für das jeweilige Pferd darstellt. Wir gehen dabei davon aus, dass das Pferd diesen Punkt fühlen kann und ihn schließlich von sich aus suchen wird. Von diesem auf natürliche Weise ermittelten „Sweet Spot“ ausgehend, können wir das Pferd weiter fordern und fördern. Wir nutzen dafür spezifische Flexibilitäts-, Mobilitäts- und versammelnde Übungen (die wahre Reitkunst), die darauf abzielen, die Geschmeidigkeit, den Takt, das Gleichgewicht, die Kadenz, die Bewegungsfreiheit und Leichtigkeit der Bewegungen zu verbessern. Wir verstehen, dass wir sportlichere, konzentriertere und präzisere Reiter werden müssen, um dieses Ziel zu erreichen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass Präzision nur eine Wahlmöglichkeit unter allen anderen ist, und je freier wir mit unseren Möglichkeiten spielen, desto leichter wird das optimale Ziel zu erreichen sein.
Denken Sie immer an die natürlichen Motivatoren des Pferdes: Sicherheit, Wohlbefinden, Spiel und Futter. Wenn ein Pferd Angst oder Stress empfindet, dann ist die höchste Priorität, diesen Zustand zu beenden. Wenn es sich wieder sicher fühlt, dann sorgen Sie dafür, dass es sich wohlfühlt, lassen Sie es entspannen und nachdenken, damit es lernt, Dinge auszuprobieren. Betrachten Sie die Dinge aus Sicht des Pferdes: Was hat es davon, wenn es sich Ihnen zuliebe anstrengt? Werden Sie so viel nehmen, wie es Ihnen gibt? Werden Sie mehr nehmen? Wenn Sie immer nehmen, wenn das Pferd gibt, dann schaltet es in den „Energiesparmodus“ und hält sich zurück. Bemühen Sie sich, es davon zu überzeugen, dass ihm alles umso leichter fallen wird, je mehr es sich anstrengt. Wenn Ihr Pferd sich sicher und wohl genug fühlt, um etwas auszuprobieren, dann denken Sie daran zu spielen. Machen Sie sich interessant und fordern Sie Ihr Pferd, langweilen Sie es nicht. Versuchen Sie die Waage zu halten zwischen Beständigkeit und Abwechslung, damit Ihr Pferd weiterhin Fragen stellt und an dem interessiert ist, was Sie tun. Belohnen Sie Ihr Pferd, wenn es gelassen, eifrig und aufmerksam mitmacht. Geben Sie ihm ein Leckerli, wenn Sie eine bestimmte Leistung belohnen wollen. Futter wird ein Pferd nicht dazu motivieren, etwas zu tun, vor dem es Angst hat oder was es nicht versteht, aber es kann ihm zeigen, dass es etwas getan hat, das Sie wirklich gut fanden, und es wird froh sein, dass es dies getan hat!
Die mögliche Bestleistung ist von Pferd zu Pferd individuell verschieden. Deshalb müssen wir sicherstellen, dass wir die Veränderungen, die das Pferd auf dem Weg zum „Ideal“ an sich vornimmt, immer erkennen. Nicht jedes Pferd kann das beste Dressurpferd sein, aber durch Dressage Naturally kann jedes Pferd den Rahmen seiner individuellen Möglichkeiten voll ausschöpfen.
Nicht jedes Pferd kann das beste Dressurpferd sein, aber durch Dressage Naturally kann jedes Pferd den Rahmen seiner individuellen Möglichkeiten voll ausschöpfen.
Weil die Qualität der Gänge in der Dressur eine große Rolle spielt, wird man dem Pferd gegenüber leicht überkritisch. Es ist äußerst wichtig, dass wir Horsemen fühlen, wenn ein Pferd das tut, was wir von ihm verlangen. Das bedeutet, wenn ein Pferd sein Bestes gibt, mit der besten Bewegungsmechanik geht, die sein Exterieur zulässt, und so weiter … dann ist es immer noch hervorragend, auch wenn es nicht so weit untertritt, so elastisch oder „bergauf“ geht wie andere Pferde. (Das bedeutet aber ebenfalls, dass ein Pferd, das mit perfekter Bewegungsmechanik geboren wurde, aber verspannt, impulsiv und unsensibel ist, weit davon entfernt ist, hervorragend zu sein, auch wenn es dennoch fabelhaft aussieht.)
Der nächste Teil enthält Essays für den Erfolg. Sie behandeln Themen, von denen ich glaube, dass sie Ihnen helfen werden, wenn Sie sich durch die Übungen durcharbeiten. Ich fände es sinnvoll, wenn Sie sie von Zeit zu Zeit neu lesen würden, damit sie Ihnen dabei helfen, auf dem richtigen Weg zu bleiben, oder Sie bei der Problemanalyse unterstützen, wenn Sie denken: „Ich wende die Technik richtig an – warum funktioniert es nicht?“