»
W
ir haben kein Kondom genommen«, war das Erste, das ich Geistreiches hervorbrachte, nachdem Cal uns irgendwie auf die Couch gezogen hatte und die Scheiben wieder aussahen, als wären sie richtige Mauern.
Was war das bitte schön gewesen?
Seit wann machte es mich an, wenn ich erstens andere Menschen beim Trockenfick beobachtete und zweitens, wenn ich anschließend Sex mit einem Mann hatte, den ich normalerweise hinter Gitter bringen würde?
Okay, er hatte nichts Weltbewegendes auf dem Kerbholz, das Gefängnis rechtfertigen würde, aber ... sinnbildlich gesprochen war das so.
»Ich bin sauber«, kam seine Stimme gedämpft, denn er hatte den Arm über das Gesicht gezogen. »Ich wurde erst letzte Woche getestet.«
»Ich nehme die Pille«, sagte ich. »Danke, dass du gefragt hast, Arsch.«
Er grinste bei meinen Worten. »Sorry, Babe ... aber daran habe ich nun wirklich nicht gedacht, als du dich vor mir gefingert hast.«
»Ich sagte doch, du bist der Teufel.«
»Aber ein Teufel, der es schafft, dich ziemlich anzuheizen und über dich selbst und deine Lust hinauszuwachsen, oder?«
Damit hatte er recht. Und ich hasste es, dass er recht hatte.
»Ach, halt die Klappe!« Seufzend stand ich auf, um meinem String zu suchen. Er lag am Boden neben uns. Zerrissen! »Und bring mich von diesem schmuddeligen Ort weg!«, wies ich ihn an, hob das Stückchen Stoff auf und warf es ihm an den Kopf. »Du schuldest mir ein neues Höschen.«
»Dieses Ding«, erklärte er, setzte sich auf und roch an meinem String, »darf sich nicht Höschen nennen.«
»Ach so?«, fragend hob ich eine Braue. »Wie sagst du dann dazu?«
»Folterinstrument.«
»Ich bin sicher, du kennst dich mit Foltern aus!«, zischte ich und strich mein Kleid glatt. Das hier war doch alles nur ein böser Traum. Als ich auf Cal im Auto gewartet hatte, quetschte ich seinen Fahrer ein wenig aus. Er erzählte mir ziemlich freizügig, dass das hier Cals Laden sei, aber alles seriös und ohne Drogen oder Geldwäsche ablief. Na ja und was passierte, wenn man das einer Anwältin erzählte? Sie wollte es ganz genau wissen. Also verließ ich, entgegen seiner
Einwände, der seines Fahrers und nachdem meine Internetrecherche nicht gerade Positives zutage gefördert hatte, das Auto und ging in diesen ... diesen Club. Cal Elias Denton hatte mir offensichtlich nicht alles über sich erzählt, weshalb ich die Wahrheit selbst herausfinden wollte. Nun, das war mir gelungen. Glückwunsch!
Okay, um bei der Wahrheit zu bleiben, er hatte mich nicht angelogen. Er hatte es nicht erzählt und ich hatte nicht gefragt. Und beim Anblick dieses Striplokals mit dem bezeichnenden Namen ›Underground‹ und dieser blonden Tussi, die ihm so vertraut ihre Titten präsentierte, knallten bei mir die Sicherungen durch. Deshalb wollte ich von diesem Mistkerl
eine Erklärung. Und niemals – wirklich niemals – hätte ich erwartet, dass diese Erklärung damit endete, meine Ader für Voyeurismus zu entdecken und Sex mit dem Teufel persönlich zu haben.
Verdammt!
»Komm, Babe!«, flüsterte er und gab mir einen beinahe zärtlichen Kuss auf meinen Scheitel. Meine Frisur war völlig ruiniert und ich zog die einzelnen Haarnadeln heraus, ließ sie in meiner Tasche verschwinden und schüttelte meine Haare aus, bis sie halbwegs öffentlichkeitstauglich waren. »Ich bring dich nach Hause.«
»Du wirst um weitere Antworten nicht herumkommen, Cal!«, erklärte ich eindringlich. »Das ist dir klar, oder?«
»Ist es, ja.« Er nickte und sah dabei so ... Ach, Scheiße!
»Und wenn du nicht bereit bist, mir diese zu geben, dann ist diese ... diese Angelegenheit«, ich fuchtelte völlig bescheuert mit meiner Handtasche zwischen uns hin und her, »hiermit erledigt.«
Er hielt einen Augenblick inne, als er sich seine Hose über den knackigen Hintern zog. Dann schloss er sie mit aller Ruhe, als hätte ich ihm gerade nicht in irgendeiner Form die Pistole auf die Brust gesetzt, zog den Ledergürtel durch die Schlaufe und zog ihn zu. Mit beiden Händen fuhr er sich durch sein Haar, aber es brachte nichts außer noch mehr Unordnung. Mit aller Zeit der Welt ging er zu seinem Schreibtisch, griff nach seinem Handy und dem Jackett, welches er zuvor dort abgelegt hatte, und bewegte die Maus an seinem Computer, der nun zum Leben erwachte. Ich erkannte, dass er einen Blick auf sein E-Mail-Programm warf, scheinbar zufrieden war und mich lächelnd ansah.
»Ich weiß.«
»Dann darfst du mich jetzt nach Hause bringen.« Ja, ich klang wie eine Diva, aber ich konnte nicht anders. Egal, wie gigantisch der Sex mit ihm war, ich konnte und ich wollte
wissen, was hinter diesem Mann steckte. Denn ich hatte definitiv vor, meine Zeit hier zu genießen, bestenfalls mit ihm, doch dann war Ehrlichkeit das oberste Gebot. Ich konnte mich als Vertreterin des Rechts wohl kaum mit einem Gangster einlassen.
»Du bist zu großzügig, Scarlett«, sagte er lachend und wir verließen sein Büro über einen versteckten Gang, was mein Vertrauen nicht gerade schürte.
»Da soll ich durchgehen?«, fragte ich und schüttelte den Kopf. »Du willst meine Leiche verschwinden lassen. Du bist wirklich einer von den Bösen, oder?«
Cal pfiff durch die Zähne und grinste amüsiert. Eine zweite Tür öffnete sich, der Raum dahinter war hell erleuchtet. Der vermeintliche Gang war nur ein kleiner Zwischenraum, der zur Tiefgarage führte. Außerdem waren wir nicht allein. Da standen Frauen und Männer, ein paar Kerle von der Security. Ich erkannte sie an dem dunklen Einheitsoutfit und der übertrieben schwarzen Sonnenbrille.
»Eine Tiefgarage, natürlich«, murmelte ich vor mich hin. Cal lachte dunkel und legte mir wieder die Hand auf den Rücken, als wir zum Range Rover liefen.
»Sorry, Boss!«, murmelte der Fahrer und hielt uns die Tür auf. »Die Frau ist echt flink wie ein Wiesel.«
»Als hätten Sie sich Mühe gegeben, mich aufzuhalten!«
Cal lachte wieder, er war scheinbar bester Laune. »Schon in Ordnung«, sagte er zu meiner Verwunderung und offensichtlich auch zu der des Fahrers.
»Ich wusste doch, du bist ein Arschloch.«
»Und warum bin ich das jetzt schon wieder?«
»Wo darf es hingehen, Boss?«, fragte der Fahrer.
»Ins Bellagion
, James.«
»James? Ernsthaft? Dein Fahrer heißt James? Du erfüllst echt jedes Klischee eines arroganten Gangsters.«
»Ich breche keine Gesetze, Scarlett«, erklärte er gelassen
und tippte auf seinem Handy herum. »Allen anderen, die so etwas behaupten, würde ich für ihre Lügen die Zunge herausschneiden.«
»Oh! Dann habe ich ja Glück, dass du keine Gesetze brichst. Schwere Körperverletzung ist natürlich ein Kavaliersdelikt!« Ich winkte mit meiner Hand ab. Sarkasmus und Ironie. Ja, ich war sauer, ich hasste Lügen, natürlich tat ich das. Denn welche Frau oder welcher Mann wollte schon gern belogen werden? Und doch ... ein Teil von mir, den ich bisher selbst kaum kannte, genoss es. Hier bei ihm, gerade weil er dunkel und verrucht und ein kleines bisschen schmutzig war, konnte ich so sein, wie ich sein wollte. Konnte fluchen, zickig sein und ihn anmachen, weil ich genau wusste, ganz tief in meinem Herzen, er verstand diese Art von Sarkasmus.
Zum einen war das natürlich reiner Selbstschutz und zum anderen spürte ich in diesem Strudel der dunklen Welt, von der ich heute Abend eine reale Kostprobe erhalten hatte, diese Art Verbundenheit, wie ich sie sonst nur im Gerichtssaal empfand.
Es war seltsam. Mehr als seltsam! Aber jetzt wollte ich nicht weiter darüber nachdenken. Das konnte ich morgen immer noch tun, wenn ich allein auf meiner Dachterrasse saß und mit meinen Mädels skypte. Oder ab Montag im Büro, wenn ich Jim, meinem sexuellen Fehltritt aus dem letzten Jahr, begegnete. Vegas war doch immer für eine Überraschung gut. Ich wusste schon, warum ich diese Stadt hasste.
Cal antwortete mir nicht mehr, tippte weiter auf seinem Telefon herum und steckte es erst wieder weg, als wir in die Tiefgarage des Hotels fuhren. Wir parkten auf dem ersten Deck in einem Areal, das mit einer Schranke abgesperrt war. ›James‹ öffnete mir die Tür. Ich hatte das Gefühl, ich sollte mich bei ihm entschuldigen, also tat ich das auch.
»Sie wissen hoffentlich, dass meine abfällige Bemerkung nicht gegen Sie oder Ihren Namen gerichtet war, James,
sondern nur gegen diesen Mistkerl hier.« Ich deutete mit dem Daumen hinter mich, grinste unseren Fahrer an und rollte die Augen. Und James erlaubte sich ein schnelles, aber herzliches Lächeln. Sicher war Cal ein richtiger Arschloch-Chef und seine Angestellten durften nichts, nicht mal Spaß haben.
»Kommst du?«, fragte Cal und hielt die Türen des Fahrstuhls offen.
»Ich bin erstaunt, dass du selbst die Tür geöffnet hast«, zickte ich ihn weiter an. »Sonst hast du doch für alles einen Angestellten, Herr Stripclub-Millionär.«
Cals Kiefer mahlten aufeinander. Ich sah es deutlich und war zufrieden.
»Nur weil ich dich ficke und den Spaß an deiner Muschi noch nicht verloren habe, heißt das nicht, dass du hier sagen kannst, was du willst, Püppchen.« Er griff hart in meinen Nacken und zog mich an sich. Unsere Nasenspitzen berührten sich fast und um die Wahrheit zu sagen, turnte mich das schon wieder an. Ich liebte es, ihn zu reizen, seine und auch meine Grenzen auszutesten, waren sie doch sonst in meinem Leben starr abgesteckt.
»Pass auf, dass ich dir nicht in die Eier trete.«
»Pass du lieber auf, dass ich dir nicht meinen Schwanz samt Eiern in den Rachen schiebe, damit du die Klappe hältst!«, knurrte er.
Ich wollte gerade zu einer schlauen Antwort ansetzen, als er seine Lippen auf meine drückte und mich fest, beinahe brutal küsste.
Dieser Mann war heiß.
Leidenschaftlich.
Und wenn ich es nicht ganz verkackte, dann war er die nächsten Monate meine Herausforderung auf dem Weg der ekstatischen Lust.
Der Fahrstuhl öffnete sich mit einem PLING!
und ich stellte sehr wohl fest, dass der Chef scheinbar einen Privataufzug
hatte, denn hier war keiner dieser aufmerksamen Hotelangestellten und auch nicht diese nervige Musik.
»Das darf so was von nicht wahr sein!« Ich drehte mich einmal im Kreis, als wir in dem Palast angekommen waren, der ganz offensichtlich sein Penthouse war. »Du kriegst den Hals echt nicht voll genug, oder?«
Er lachte bitter, warf sein Jackett auf einen der edlen Sessel im Eingangsbereich und riss sich die Krawatte vom Hals. Sie landete auf dem Boden, neben seinen Schuhen und Socken. Die Nacht war scheinbar noch nicht vorbei.
Fuck! Ich war so was von am Arsch.
»Was machst du da?«, fragte ich und schaute mich staunend um. Meine Absätze klackerten auf dem polierten Marmor.
»Mich ausziehen?« Er formulierte diese Aussage als Frage, und das hasste ich. Diese Art der Rhetorik vermittelte mir immer das Gefühl, als wäre ich unterbelichtet und hätte keine Ahnung. Es gab Kollegen bei Gericht, die das perfekt draufhatten.
»Ich will Antworten.«
»Und die kann ich dir nicht nackt geben?«, scherzte er, öffnete die Knöpfe seines Hemdes und streifte es sich über die Schultern. Zugegeben, seine nackte Brust lenkte mich ab. »Du starrst!«, wies er mich auf das Offensichtliche hin und öffnete seine Hose. »Entspann dich, Scarlett! Ich will nur in den Pool. Mir ist heiß, ich bin sauer und ich werde für deine Fragen definitiv einen kühlen Kopf brauchen.«
»Ich werde nicht mitkommen!«, rief ich ihm hinterher, als er bereits den langen Flur durchschritt.
»Doch, zieh dich aus! Du kriegst deine Antworten, aber nur in meinem Pool. Nackt!«
»Was mach ich hier eigentlich?«, flüsterte ich mir selbst zu, als ich in Windeseile die hohen Schuhe von den Füßen kickte, das Kleid danebenschmiss und ihm nackt, denn meinen String hatte er in seinem Büro in eine Schublade gelegt, nachging.
Hoffentlich waren hier keine Angestellten, die ihn doch sonst umschwärmten wie Bienen den Honig.
Seine Suite war ähnlich geschnitten wie meine. Meine! Na ja, ich fand den Weg auf die Terrasse und verstand die Welt nicht mehr. Der Blick in die Nacht war atemberaubend, in der Ferne sah man nichts außer die stillen Lichter von Las Vegas funkeln. Auf einem Tisch zwischen einer gemütlich wirkenden Sitzgruppe stand eine große Schale mit buntem Obst, daneben ein Champagner-Kühler und zwei Gläser. Um uns brannten zahllose Kerzen. Das Bild, das sich mir bot, hätte man als romantisch beschreiben können, nur wusste ich es schließlich besser. Der Kerl war ein Bastard, obgleich ein heißer Bastard, aber ein Gesetzesbrecher der übelsten Sorte. Mein Instinkt sagte mir, dass es anders war, als es schien, aber die Anwältin beharrte darauf, dass ich mit so jemandem nichts zu tun haben wollte. Milliardär hin oder her, an seinem Geld klebte aller Wahrscheinlichkeit nach Blut.
»Kommst du jetzt rein oder willst du weiter dort stehen und mich anstarren?«
»Du interessierst mich doch gar nicht«, setzte ich ihm entgegen, auch wenn sich mein Blick tatsächlich gerade auf ihn gelegt hatte, wie er nackt am äußeren Rand des Infinity-Pools im Wasser stand, hinter ihm das überwältigende Panorama des nächtlichen Vegas.
»Beweg jetzt deinen Arsch hier rein, Scarlett! Ich sage es nicht noch mal!« Seine Stimme wechselte von liebevoll und sinnlich zu dunkel und dominant. Und verdammt, ich liebte es! Meine Haut begann zu kribbeln und mein Herzschlag beschleunigte sich. Wie von selbst setzten sich meine Beine in Bewegung und ich stieg langsam die breite Treppe in den Pool. Seiner war größer und besser beleuchtet als meiner. Was nicht hieß, das meiner mickrig war. Meiner! Na ja ...
»Komm her, Babe!«, sagte er wieder mit dieser dunklen, besitzergreifenden Stimme und ich folgte seiner Aufforderung.
»Sag nicht Babe zu mir«, schimpfte ich. »Ich heiße Scarlett.«
»Du stehst drauf, wenn ich Babe sage«, setzte er selbstbewusst entgegen. »Deine Augen nehmen dann diesen verträumten Ausdruck an.«
»Tun sie nicht!«
»Scarlett«, sprach er nun mit distanzierter Stimme. »Du musst nicht und du sollst nicht einen auf knallharte Anwältin machen. Ich bin mir sicher, du kannst das sein. Vor Gericht hast du dein Pokerface und Selbstbewusstsein ganz bestimmt perfektioniert, aber bei mir kannst du auch einfach mal Frau sein. Okay? Ich kümmere mich um dich, achte und beschütze dich. Du kannst also aufhören, die taffe Lady zu sein und dich fallenlassen. Ich werde schon niemandem verraten, wie sehr du es genießt, Grenzen zu übertreten und mit Gangstern zu spielen.« Seine Worte und sein Lächeln wärmten mein Herz, doch es war mir nicht möglich, einfach so alles, was mich ausmachte, hier im Wasser dieses Pools abzustreifen wie ein Kleidungsstück. »Und jetzt komm her zu mir, genießen wir die Aussicht und stell mir deine Fragen. Ich verspreche dir, ehrlich zu antworten. Okay?«
Nachdenklich legte ich den Kopf schief, meine Haare waren sowieso schon nass und mein Make-up nach dieser Sexeskapade in seinem Büro ohne jeden Zweifel völlig hinüber. Langsam, ohne diese Entscheidung bewusst getroffen zu haben, setzte ich einen Fuß vor den anderen, bis ich bei ihm war. Er zog mich vor seinen Körper und hielt mich zwischen dem dicken Glas des Infinity-Pools und seinem Körper beschützt gefangen.
»Also?«, brach er schließlich das Schweigen. »Was willst du wissen?«
»Warum hast du mich angelogen?«, platzte es aus mir heraus. »Nein, Moment«, fügte ich leise hinzu und entgegen meiner Skepsis lehnte ich mich entspannt in seine Umarmung. »Wieso hast du mir nur eine Teilwahrheit erzählt?«
»Aha! So klingt es doch gleich viel besser, oder?« Ich spürte ihn an meiner Wange lächeln. »Siehst du unter uns die Lichter dieser mächtigen Stadt? Spürst du den Sog, wie sie uns immer tiefer und weiter für sich einnimmt?«
Ich schüttelte langsam den Kopf.
»Doch, du spürst es. Sei ehrlich!«
»Ich verstehe nicht, was das damit zu tun hat, dass du mir nicht alles erzählt hast.«
»Warte ab, ich erkläre es dir«, sagt er und seine Ruhe übertrug sich auf mich. »Las Vegas ist mächtig. Noch mächtiger sind die Menschen darin, die etwas zu sagen haben. Und ob ich es will oder nicht, ich habe etwas zu sagen. Nicht gerade wenig. Mein Nachname hat es mir in die Wiege gelegt, auch wenn ich mich für einen anderen Weg entschieden hätte. Ich bin hier eine ... sagen wir mal ... große Nummer und habe irgendwann festgestellt, wenn ich eine anständige Frau wie dich beeindrucken will, ist es kein großes Plus, wenn ich sage: Hey, ich bin Cal Denton, ich bin Milliardär, das Bellagion
gehört mir und ich besitze eine Reihe Stripclubs und Escort-Unternehmen.«
Ich lächelte zögerlich, die Worte aus seinem Mund klangen so plausibel. So normal. So echt. »Hm, da könnte was dran sein.«
»Nur weil ich es nicht gleich erzählt habe, macht es das nicht weniger real, Scarlett.«
Ich seufzte tief und legte meine Hand auf seine, die auf dem Beckenrand ruhte.
»Du warst vorhin ganz schön wütend, hm?«
»Ja«, sagte ich und fühlte den Zorn wieder aufwallen. »Und du hast nicht fair gespielt.«
»Mag sein, aber es hat geholfen, dich zu besänftigen. Du hättest mich in meinem Büro niemals angehört.«
»Vermutlich nicht, nein. Aber du hast es auch nicht verdient, dass ich dir zuhöre.« Es fiel mir schwer, die passenden Worte
zu finden, trotzdem sprach ich weiter. »Ich bin Anwältin, Lügen zu hassen, halt nein«, korrigierte ich mich und hob die Hand. Sein Schmunzeln sah ich, als ich meinen Kopf drehte und über die Schulter sah, »wenn mir jemand nicht die ganze Wahrheit erzählt, gehört zu meinem Wesen. Es ist mein Job, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Das gehört zu mir
.«
»Ja, das verstehe ich. Irgendwann hätte ich dir alles gesagt.«
»Hättest du nicht.«
»Nein, vermutlich nicht. Denn die wenige Zeit, die ich mit dir habe, will ich lieber anders nutzen.« Er küsste mich auf die zarte Haut hinter meinem Ohr, aber ich wollte mich jetzt nicht ablenken lassen und schob meine Finger vor seine Lippen.
»Die Kleidung in meinem Schrank, kommt sie von dir?«
Ich hörte ihn schwer schlucken. »Müssen wir das besprechen?«
»Ja, müssen wir.«
»Okay, die Kleidung kommt von mir.«
»Also ist das nicht Standard, wenn jemand in der Suite wohnt?«
»Nein! Wer hat dir denn das erzählt?«
»Dieser Page, der mir die Suite gezeigt hat.«
»Heilige Scheiße, nein! Ich bin doch kein Zuhälter.«
»Na ja, ich kenne mich in der Escort-Branche nicht sonderlich aus, aber es fühlt sich ein wenig so an.« Wieder heftete sich mein Blick auf die Skyline vor uns. Millionen von Lichter und Farben, eine sanfte Brise wehte uns entgegen. Es war wirklich traumhaft. »Und wenn die Kleidung extra für mich gekauft wurde – gutes Auge für meine Größe übrigens –, dann frage ich mich, woher du wusstest, wer ich bin?« Dieser Gedanke war mir ganz plötzlich gekommen. Cal versteifte sich hinter mir.
»Ich wusste es nicht. Na ja, nicht als wir uns die beiden Male in New York gesehen haben.« Er wurde unruhig ... fing
sich aber gleich wieder. Vermutlich konnte er es nicht ausstehen, wenn man ihn ausquetschte. »Als ich dann in meinem Jet zurück nach Hause saß, habe ich dich anhand der Dinge, die ich wusste, überprüfen lassen. Und das war echt schwer.«
»Du hast mich überprüfen lassen?«
»Scarlett, ich habe ein Unternehmen in meinem Besitz, das wirklich viele, viele Zahlen wert ist. Deshalb lasse ich jeden checken, mit dem ich zusammen bin.«
»Aber sie konnten nichts finden, oder?«
»Nein, jedenfalls nicht am Anfang. Erst als eine New Yorker Anwaltskanzlei anrief und nach einem Zimmer für eine Anwältin fragte, die längere Zeit bleiben würde, ließ ich den Namen, der uns gegeben wurde, prüfen.«
»Zufall also?«
»Was sonst? Du warst es. Bo ...«
»Wer ist Bo?«, fragte ich dazwischen und konnte es beinahe kaum glauben, was er mir erzählte.
»Mein engster Vertrauter und Chef meiner Security. Wenn ich nicht in der Stadt bin und er mich nicht gerade begleitet, vertritt er mich, und das macht er gut.«
»Du vertraust ihm.«
»Natürlich. Ansonsten würde ich ihm nicht dein Leben anvertrauen. Auf jeden Fall, als er in mein Büro kam und sich einfach meine Tastatur schnappte, um deinen Namen einzugeben, traute ich meinen Augen kaum.«
»Wie süß!«, neckte ich ihn und er kniff mich in die Pobacke.
»Da strahlte mir dein Gesicht entgegen, auch wenn ich das Lächeln nicht so kannte, sondern eher das stumme ›O‹, das dein Mund formt, wenn du kommst.«
»Wieso hast du dann im Buchladen so getan, als wüsstest du nicht, wer ich bin?«
»Babe ... du hast ein kluges Köpfchen, sieh mal die Fakten. Ich ficke dich zweimal in deiner Stadt, kenne nicht deinen
Namen und weiß auch sonst nichts über dich. Dann schenkt mir Kamerad Zufall den Tipp, dass du hier auftauchen wirst, und ich soll einfach zu dir gehen und sagen: ›Ach übrigens, ich weiß, wie du heißt, ich habe dich gesucht und scheinbar durch Zufall auch gefunden. Außerdem bin ich Cal Denton – ja richtig, der
Denton, und mir gehört der Schuppen hier. Wir wünschen einen wunderbaren Aufenthalt im Bellagion
.‹?«
Ich lachte und warf dabei den Kopf zurück. Er bettete ihn an seiner Schulter und streichelte sanft meine Wange. »Okay, das wäre echt irgendwie ... stalkermäßig«
»Weißt du, wie schwer es mir fiel, dich durch die Eingangshalle stolzieren zu sehen und mich nicht sofort auf dich zu stürzen?«
»Ich stolziere nicht!«
»Doch, tust du. Alle Männer, alle Frauen haben dich bewundernd angesehen und ich konnte einfach nicht anders, als mir zu denken, ich muss diese Frau wiederhaben. Mein Schwanz sah das übrigens genauso.«
»Dein Schwanz, der im Übrigen äußerst talentiert ist, hat eine eigene Meinung? Wow! Ich bin beeindruckt.«
»Hey, beleidige ihn nicht! Er wollte gerade anfangen, dich glücklich zu machen.«
»Ich habe Fragen. Also ist dieser Körper« ich strich mit beiden Händen über die Wasseroberfläche, »vorerst Speergebiet! Und dass ich angeblich stolzieren soll, ignoriere ich jetzt einfach mal.«
»Du stolzierst sogar, wenn du allein bist.«
»Was?« Wieder drehte ich mich zu ihm, so weit seine Umarmung es zuließ.
Cal senkte verschämt den Blick. »Beim Versuch, dich zu stalken, habe ich mir fast das Genick gebrochen.«
»Ich verstehe nicht?«
»Deine Dachterrasse ist auf der anderen Seite von dieser hier und ein Stockwerk tiefer. Wenn man dort hinten«, er
deutete auf die Ecke links von uns, »steht und sich richtig streckt, kann man auf deine Terrasse sehen. So glaubte ich, aber es klappte nicht, und das hat mich wahnsinnig gemacht.«
»Keine Kameras in meiner Suite?«
»Würde dich das anmachen, wenn du wüsstest, ich könnte dich sehen ... oder ... uns könnten meine Angestellten zusehen?«
»Nein!«, warf ich barsch dazwischen.
»Sicher?«, fragte er und grinste süffisant. »Es hat dich heute ganz schön angemacht, dass du jemandem zugucken konntest.«
»Ich weiß.« Meine Stimme klang fremd.
»Das ist nichts, wofür man sich schämen muss. Für mich ist das in Ordnung. Ich finde das auch ziemlich geil. Und solange ich mit dir ins Bett gehe, wünsche ich mir, dass du alles auslebst, was du möchtest. Und wenn das bedeutet, du willst, dass uns jemand zusieht, dann wäre das doch okay.«
»Würdest du wollen, dass dir jemand zusieht?«
»Sicher, dass du die Antwort hören möchtest?«
Nervös strich ich mir eine nasse Haarsträhne von der Wange. »Ja, ich denke schon.«
»Es wäre nicht das erste Mal, und ich finde es extrem heiß.« Er platzierte einen Kuss auf meiner Schulter. »Aber darüber können wir ein anderes Mal sprechen.«
»Wie kann es sein, dass du zu mir so weich sein kannst und dort draußen dieses Arschloch bist?«
»Es ist mein Job, ein Arschloch zu sein. Ein gottloser Wichser, der sich nimmt, was er will. Was denkst du, wie die Welt der Stripper funktioniert? Dort ist nichts rosa und fluffig, sondern düster, kalt und rau.«
»Also bist du eigentlich nicht so?«
»Lass dich nicht von den Lichtern blenden, Las Vegas ist eine Illusion. Ich bin ein Arschloch, wenn ich es sein muss ... oder wenn es um zickige Diven geht, die glauben, sie müssten
den Aufstand proben.«
»Haha!« erwiderte ich mürrisch. »Das war vollkommen zu Recht.«
»Soll ich dir noch ein Geheimnis verraten?« Er biss mir ins Ohrläppchen. »Es macht mich unheimlich an, wenn du so bist. Mein Schwanz ist seitdem nicht mehr zur Ruhe gekommen.«
»Ich habe keine Ahnung, was mit mir los war. Ich sah dich mit dieser Barbie ... und dann dieser Club ... ich weiß nicht, da sind mir irgendwie die Sicherungen durchgebrannt.«
»Welche Barbie?«
»Na, diese blonde Tussi, die dir ihre Titten ins Gesicht drücken wollte.«
»Jenny?«
»Keine Ahnung, wie auch immer diese Tussi heißt.«
»Ihr Name ist Jenny. Und sie hat sich nur bei mir bedankt.«
»Schläfst du mit ihr oder den anderen?«
»Bitte?«
»Die Stripperinnen! Fickst du sie?«
Ich spürte seinen glühenden Blick. In meinem Unterleib prickelte es, auch wenn ich es gar nicht wollte, denn die Vorstellung, dass er eine andere Frau haben könnte, solange ich hier in der Stadt war und wir beide ausgingen und Sex hatten, war schrecklich. Klar, dass ich es niemals laut aussprechen würde, aber es fühlte sich einfach nur scheiße an.
»Und wenn es so wäre?«, antwortete er ausweichend. In mir zog sich alles zusammen. Das hier war nur Sex, verdammt! Ich sollte echt mal locker bleiben. Konnte ich aber nicht.
»Beantworte die Frage! Fickst du sie?«
»Für heute ist Schluss mit den Fragen, Babe. Heute ... ficke ich nur dich.«