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Yeongdo, Busan, Korea

Die Geschichte hat uns im Stich gelassen, aber was macht das schon.

Um die Jahrhundertwende beschlossen ein älterer Fischer und seine Frau, Mieter aufzunehmen, um etwas hinzuzuverdienen. Die beiden waren in dem Fischerdorf Yeongdo auf der gleichnamigen fünf Meilen breiten Halbinsel vor der Hafenstadt Busan geboren und aufgewachsen. In ihrer langen Ehe gebar die Frau drei Söhne, von denen nur Hoonie, der älteste und schwächste, überlebte. Hoonie kam mit einer Gaumenspalte und einem verkrüppelten Fuß zur Welt, doch er hatte breite Schultern, einen kräftigen Körperbau und eine leuchtende Gesichtshaut. Auch als junger Mann blieb ihm das sanfte, nachdenkliche Wesen erhalten, das er als Kind gehabt hatte. Wenn Hoonie seinen entstellten Mund mit der Hand bedeckte, was er gewohnheitsmäßig tat, wenn er Fremde traf, ähnelte er seinem freundlich aussehenden Vater, denn sie beide hatten große, strahlende Augen. Er hatte pechschwarze Augenbrauen und eine dauerhaft gebräunte Haut von der Arbeit im Freien. Wie seine Eltern war auch Hoonie kein geschickter Redner, und manch einer kam irrtümlich zu dem Schluss, dass es ihm, weil er nicht flüssig sprach, an Verstand mangelte, doch das war nicht der Fall.

Im Jahr 1910, als Hoonie siebenundzwanzig Jahre alt war, wurde Korea von Japan annektiert. Der Fischer und seine Frau, sparsame und zählebige Bauern, ließen sich nicht ablenken von inkompetenten Adeligen und korrupten Herrschern, die ihr Land an Diebe verloren hatten. Als die Miete für ihr Haus wieder einmal erhöht wurde, gaben sie ihr Schlafzimmer auf und schliefen in dem Vorraum, der von der Küche abging, um noch mehr Logiergäste aufnehmen zu können.

Das Holzhaus, in dem sie seit über drei Jahrzehnten zur Miete wohnten, war mit einer Fläche von knapp fünfzig Quadratmetern nicht groß. Papierene Schiebetüren teilten das Innere in drei bequeme Zimmer, und der Fischer selbst hatte das undichte Glasdach durch rötliche Tonziegel ersetzt, was seinem Vermieter, der prunkvoll in einer Villa in Busan lebte, zupass kam. Mit der Zeit wurde die Küche in einen Anbau im Gemüsegarten verlegt, damit die großen Kochtöpfe und die faltbaren Esstische, die an der gemauerten Außenwand an Haken hingen, Platz hatten.

Sein Vater bestand darauf, dass Hoonie bei dem Dorflehrer in beiden Sprachen, Koreanisch und Japanisch, genügend lesen und schreiben lernte, damit er das Hauptbuch des Logierbetriebs führen konnte, gut im Kopfrechnen war und auf dem Markt nicht betrogen wurde. Nachdem er das gelernt hatte, nahmen seine Eltern ihn aus der Schule. Als Jugendlicher arbeitete Hoonie beinahe ebenso gut wie ein erwachsener Mann mit zwei gesunden Beinen; er war geschickt mit den Händen und konnte schwere Lasten tragen, aber schnell gehen oder gar laufen konnte er nicht. Hoonie und sein Vater waren im Dorf dafür bekannt, dass sie niemals Wein tranken. Der Fischer und seine Frau zogen ihren einzigen Sohn, den Dorfkrüppel, zu einem klugen und fleißigen Mann heran, denn sie wussten nicht, wer sich seiner annehmen würde, wenn sie einmal tot waren.

Wenn es möglich war, dass zwei Eheleute ein und dasselbe Herz teilten, dann war Hoonie dieses stetig schlagende Organ. Ihre anderen Söhne hatten sie verloren – der Jüngste starb an Masern, und der Mittlere, ein Tunichtgut, wurde in einem unsinnigen Unfall von einem Bullen aufgespießt. Außer, dass Hoonie zur Schule und zum Markt ging, behielt das alte Ehepaar ihn nah bei sich, und als Hoonie ein junger Mann war, musste er zu Hause bleiben und sich um seine Eltern kümmern. Ihrem Sohn etwas abzuschlagen, wäre ihnen unerträglich gewesen, doch sie liebten ihn zu sehr, als dass sie ihn verwöhnten. Die Bauern wussten, dass ein verzärtelter Sohn in einer Familie mehr Schaden anrichten konnte als ein toter, und achteten darauf, ihm nicht zu sehr nachzugeben.

Andere Familien im Land waren nicht mit derart vernünftigen Eltern gesegnet, und wie es in Ländern, die von Angreifern oder von der Natur hart gebeutelt werden, nicht ungewöhnlich ist, war das Leben der Schwachen – der Alten, der Witwen und Waisen – auf der kolonialisierten Halbinsel so verzweifelt wie eh und je. Für jeden Haushalt, wo das Essen für einen mehr reichte, gab es Massen von Menschen, die bereit waren, einen ganzen Tag für eine Schüssel Gerstenbrei zu arbeiten.

Im Frühling 1911, zwei Wochen vor Hoonies achtundzwanzigstem Geburtstag, kam die rotwangige Ehevermittlerin aus der Stadt und suchte Hoonies Mutter auf.

Hoonies Mutter ging mit der Ehevermittlerin in die Küche; sie mussten sich leise unterhalten, weil in den vorderen Zimmern die Logiergäste schliefen. Es war später Vormittag, und die Bewohner, die über Nacht mit den Fischerbooten draußen gewesen waren, hatten ihr warmes Essen gegessen, sich gewaschen und schlafen gelegt. Hoonies Mutter gab der Ehevermittlerin eine Tasse kalten Gerstentee, unterbrach aber ihre Arbeit nicht.

Natürlich ahnte die Mutter, was die Frau wollte, aber sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Hoonie hatte seine Eltern nie um eine Ehefrau gebeten. Es war undenkbar, dass eine anständige Familie ihre Tochter einen Menschen mit körperlichen Gebrechen heiraten lassen würde, denn solche Missbildungen traten in der nächsten Generation unvermeidlich wieder auf. Sie hatte ihren Sohn nie mit einem Mädchen sprechen sehen; die meisten Dorfmädchen mieden ihn, und Hoonie war zu klug, um sich etwas zu wünschen, das er nicht haben konnte – jeder in seiner Situation hätte seine Wünsche den Umständen angepasst.

Das komische kleine Gesicht der Ehevermittlerin war rundlich und rosa. Ihre schwarzen Kieselsteinaugen sprangen aufmerksam umher, und sie achtete darauf, nur freundliche Dinge zu sagen. Sie leckte sich die Lippen, als hätte sie Durst. Hoonies Mutter hatte das Gefühl, dass die Frau sie beobachtete und jede Einzelheit im Haus registrierte und die Küche mit ihren wachen Augen ausmaß.

Die Ehevermittlerin hingegen hätte große Mühe gehabt, Hoonies Mutter einzuschätzen, eine stille Frau, die von morgens bis abends arbeitete und alles erledigte, was für diesen und den nächsten Tag nötig war. Sie ging nur selten zum Markt, weil sie für nutzlose Plauderei keine Zeit hatte, und schickte stattdessen Hoonie zum Einkaufen. Während die Ehevermittlerin sprach, blieb der Mund der Mutter still und unbewegt, ein bisschen wie der solide Kieferntisch, auf dem sie die Radieschen in Würfel schnitt.

Die Ehevermittlerin schnitt das Thema als Erste an. Sicher, da war das Pech mit dem Fuß und der gespaltenen Lippe, aber Hoonie war offensichtlich ein guter Junge – gebildet und stark wie ein Joch Ochsen! Hoonies Mutter sei mit einem so feinen Sohn gesegnet, sagte die Ehevermittlerin. Sie machte ihre eigenen Kinder schlecht: Keiner ihrer Jungen sei belesen oder an Handel interessiert, dennoch seien sie nicht missraten. Ihre Tochter habe zu früh geheiratet und wohne jetzt zu weit entfernt. Alle führten gute Ehen, so die Einschätzung der Ehevermittlerin, aber ihre Söhne seien träge. Ganz anders dagegen Hoonie. Nach dieser Ansprache betrachtete die Ehevermittlerin die Frau mit der olivbraunen Haut, deren Gesicht unbewegt blieb, und versuchte zu erkennen, ob sich Interesse regte.

Hoonies Mutter hielt den Kopf gesenkt und führte das Messer mit Geschick – jeder Radieschenwürfel war glatt und präzise geschnitten. Als sich ein stattlicher Haufen weißer Würfel auf dem Schneidebrett angesammelt hatte, kippte sie ihn mit einer einzigen Bewegung in die Schüssel. Hoonies Mutter hörte den Worten der Ehevermittlerin so genau zu, dass sie insgeheim befürchtete, gleich vor Anspannung zu zittern.

Um die finanzielle Lage des Haushalts einzuschätzen, hatte die Ehevermittlerin das Haus umrundet, bevor sie hereingekommen war. Der äußere Eindruck bestätigte das, was die Nachbarn über die Lage sagten, nämlich, dass sie solide sei. Im Gemüsegarten konnten die weißen Radieschen, die nach dem ersten Frühlingsregen dick und rund geworden waren, aus der braunen Erde gezogen werden. Schellfisch und Tintenfisch hingen ordentlich an einer Wäscheleine zum Trocknen in der milden Frühlingssonne. Neben dem Schuppen war ein gemauerter Stall mit drei schwarzen Schweinen. Die Ehevermittlerin zählte sieben Hühner und einen Hahn im Garten. Im Haus selbst war der Wohlstand der Familie noch offensichtlicher.

In der Küche standen Stapel von Reis- und Suppenschalen auf stabilen Borden, und von den Deckenbalken hingen Zöpfe mit weißem Knoblauch und roten Chilischoten. In der Ecke neben dem Waschbecken stand ein großer geflochtener Korb voller frisch ausgegrabener Kartoffeln. Das behagliche Aroma von Gerste und Hirse, die in dem schwarzen Dampfkochtopf garten, zog durch das kleine Haus.

Nachdem sich die Ehevermittlerin von der soliden Lage des Logierhauses in einem zunehmend in die Armut abgleitenden Land überzeugt hatte, glaubte sie, dass auch Hoonie ein gesundes Mädchen zur Frau haben konnte, und wagte den nächsten Schritt.

Das Mädchen war von der anderen Seite der Insel, jenseits des dichten Walds. Ihr Vater war Pachtbauer, einer von vielen, die im Zuge der kürzlich von den Kolonialherren durchgeführten Landvermessungen seinen Pachtvertrag verloren hatte. Der Witwer, der mit vier Töchtern geschlagen war und keine Söhne hatte, konnte seine Familie nur von dem ernähren, was er im Wald sammelte, von den Fischen, die er nicht verkaufen konnte, oder von den gelegentlichen barmherzigen Gaben seiner ähnlich wie er verarmten Nachbarn. Der Vater, ein anständiger Mann, hatte die Ehevermittlerin gebeten, Ehemänner für seine unverheirateten Töchter zu finden, denn es war besser, dass noch unberührte Frauen heirateten, ganz gleich wen, statt dass sie um Essen betteln mussten zu Zeiten, in denen alle Hunger litten und Tugend ein teures Gut war. Das Mädchen, Yangjin, war die jüngste der vier Töchter und würde sich am leichtesten verheiraten lassen, da sie zu jung war, um aufzubegehren, und am meisten gewöhnt war, mit wenig Essen auszukommen.

Yangjin sei fünfzehn Jahre alt und sanft und zart wie ein neugeborenes Kalb, sagte die Ehevermittlerin. »Keine Mitgift, versteht sich, so, wie auch der Vater keine großen Geschenke erwarten würde. Ein paar Legehennen, vielleicht, und Baumwolle für Yangjins Schwestern; sechs oder sieben Sack Hirse, damit sie über den Winter kommen.« Als sie keinen Protest bei der Aufzählung der Geschenke hörte, wurde sie kühner und sagte: »Vielleicht eine Ziege. Oder ein kleines Schwein. Die Familie hat nur wenig, und die Brautpreise sind stark gesunken. Das Mädchen braucht auch keinen Schmuck.« Die Ehevermittlerin lachte leise.

Mit einer Drehung des Handgelenks streute Hoonies Mutter Salz über die Radieschen. Die Ehevermittlerin konnte nicht ahnen, wie aufmerksam die Mutter zugehört hatte und dass sie jetzt überlegte, was die Frau wollte. Die Mutter hätte viel darum gegeben, wenn sie mehr als den geforderten Brautpreis hätte bieten können. Sie war überrascht, welche Vorstellungen und Hoffnungen in ihrer Brust erwachten, aber ihr Gesicht blieb konzentriert und verschlossen; trotzdem, die Ehevermittlerin war nicht dumm.

»Was würde ich nicht darum geben, wenn ich eines Tages einen Enkelsohn hätte«, sagte die Ehevermittlerin zum Abschluss ihrer Offerte und betrachtete das faltige braune Gesicht der Logierhausbetreiberin. »Ich habe eine Enkeltochter, aber keine Enkelsöhne, und das Mädchen weint so viel.«

Die Ehevermittlerin fuhr fort. »Ich erinnere mich, als ich meinen ältesten Sohn im Arm gehalten habe. Wie glücklich ich war! Er war weiß wie ein Korb mit frischen Neujahrsreiskuchen – weich und saftig wie warmer Teig. Und so verführerisch, dass man reinbeißen wollte. Na, und jetzt ist er einfach nur ein großer Tölpel«, sagte sie, weil sie glaubte, ihrer Prahlerei etwas Abwertendes hinzufügen zu müssen.

Hoonies Mutter lächelte, zum ersten Mal, das Bild war einfach zu lebendig. Welche ältere Frau sehnt sich nicht danach, ihr Enkelkind auf dem Arm zu halten? Ein Gedanke, der vor diesem Besuch undenkbar gewesen war. Sie biss die Zähne aufeinander, um sich zu beruhigen, nahm die Rührschüssel und schüttelte sie, damit sich das Salz verteilte.

»Das Mädchen hat ein schönes Gesicht. Keine Pockennarben. Und sie ist auch nicht so dunkel. Sie ist gut erzogen und gehorcht ihrem Vater und ihren Schwestern. Zwar ist sie schmächtig, aber sie hat starke Hände und Arme. Und sie muss etwas auf die Rippen bekommen, aber das werden Sie verstehen. Es sind schwierige Zeiten für die Familie.« Die Ehestifterin lächelte mit Blick auf den Kartoffelkorb, als wollte sie sagen, hier könne das Mädchen sich richtig satt essen.

Hoonies Mutter stellte die Schüssel auf die Arbeitsfläche und wandte sich zu ihrem Gast um.

»Ich werde mit meinem Mann und meinem Sohn sprechen. Für eine Ziege oder ein Schwein ist kein Geld da. Vielleicht können wir zusammen mit den anderen Dingen Baumwolle für den Winter schicken. Ich muss das fragen.«

 

Bräutigam und Braut lernten sich an ihrem Hochzeitstag kennen, und Yangjin war von Hoonies Gesicht nicht abgestoßen. In ihrem Dorf waren drei Menschen so auf die Welt gekommen. Sie hatte Rinder und Schweine damit gesehen. Ein Mädchen, das in ihrer Nähe lebte, hatte zwischen der Nase und der gespaltenen Lippe eine erdbeerfarbene Wucherung, und die anderen Kinder nannten sie Erdbeere, was dem Mädchen nichts ausmachte. Als der Vater zu Yangjin gesagt hatte, ihr Bräutigam habe das Gleiche wie Erdbeere, dazu noch ein verkrüppeltes Bein, hatte sie nicht geweint. Er hatte gesagt, sie sei ein braves Mädchen.

Hoonie und Yangjin wurden in aller Stille miteinander vermählt, und hätte die Familie den Nachbarn nicht kleine Beifußkuchen geschickt, hätte man ihr Knauserigkeit vorgeworfen. Selbst die Logiergäste waren erstaunt, als die Braut am Tag nach der Hochzeit das Frühstück servierte.

Als Yangjin schwanger wurde, war sie besorgt, dass ihr Kind mit Hoonies Missbildungen auf die Welt kommen würde. Ihr erstes Kind wurde mit einer Gaumenspalte geboren, hatte aber gesunde Beine. Weder Hoonie noch seine Eltern waren enttäuscht, als die Hebamme ihnen den Jungen zeigte. »Macht es dir etwas aus?«, fragte Hoonie seine Frau, und sie sagte Nein, denn es machte ihr nichts aus. Wenn Yangjin mit ihrem Erstgeborenen allein war, fuhr sie ihm mit dem Zeigefinger um den Mund und küsste ihn; sie hatte nie jemanden so geliebt wie ihr Baby. Im Alter von sieben Wochen starb es an einem Fieber. Ihr zweites Kind, auch ein Junge, hatte ein perfektes Gesicht und gesunde Beine, aber auch dieses Baby starb vor der Baek-il-Feier an Durchfall und Fieber. Ihre noch unverheirateten Schwestern gaben dem schwachen Milchfluss die Schuld und rieten Yangjin, zu einem Schamanen zu gehen. Hoonie und seine Eltern wollten davon nichts wissen, aber als Yangjin das dritte Mal schwanger war, suchte sie einen auf. Dann war ihr während der Schwangerschaft unwohl, und sie begann, sich damit abzufinden, dass auch dieses Baby sterben könnte. Ihr drittes Kind starb an Pocken.

Ihre Schwiegermutter ging zu einem Herbalisten und braute einen Heiltee. Yangjin trank die Tasse bis auf den letzten braunen Tropfen aus und entschuldigte sich für die hohen Kosten. Nach jeder Geburt kaufte Hoonie seiner Frau Algen für Suppe auf dem Markt, um ihre Gebärmutter zu heilen; und nach jedem Kindstod kaufte er süße, noch warme Reiskuchen vom Markt, gab sie ihr und sagte: »Iss das nur. Du musst wieder zu Kräften kommen.«

Drei Jahre nach der Eheschließung starb Hoonies Vater, wenige Monate darauf seine Frau. Nie hatten Yangjins Schwiegereltern ihr Mahlzeiten oder Bekleidung verweigert. Niemand hatte sie je geschlagen oder gescholten, auch als es ihr nicht gelang, ihnen einen lebenden Erben zu schenken.

Schließlich brachte Yangjin ihr viertes Kind zur Welt, Sunja, das einzige Mädchen, und es gedieh. Als es drei wurde, konnten die Eltern endlich wieder die Nächte durchschlafen, ohne ständig nachzusehen, ob das kleine Wesen auf der Strohmatratze neben ihnen noch atmete. Hoonie schnitzte seiner Tochter Püppchen aus Maiskolben und verzichtete auf seinen Tabak, um ihr Süßes zu kaufen. Die drei aßen alle Mahlzeiten zusammen, obwohl die Logiergäste wollten, dass Hoonie sich zu ihnen an den Tisch setzte. Hoonie liebte sein Kind, so, wie seine Eltern ihn geliebt hatten, aber es war ihm unmöglich, ihm etwas zu verweigern. Sunja war ein durchschnittlich hübsches Mädchen, das oft und hell lachte, aber in den Augen ihres Vaters war sie eine Schönheit, und er staunte über ihre Vollkommenheit. Nur wenige Väter in der Welt vergötterten ihre Töchter so, wie Hoonie das tat, der anscheinend nur dafür lebte, sein Kind zum Lächeln zu bringen.

In dem Winter, als Sunja dreizehn Jahre alt wurde, starb Hoonie still an Tuberkulose. Bei seinem Begräbnis waren Yangjin und ihre Tochter untröstlich. Am nächsten Morgen stand die junge Witwe von ihrem Strohlager auf und ging wieder an die Arbeit.