Kapitel 23

 

Mrs. File war eine mollige, fröhliche und nette Frau, deren graues Haar einen langen Zopf bildete. Sie trug eine altmodische Brille und duftete nach Veilchen. Man hatte ihr die Leitung über das Institut auf Juram Fünf übertragen, bis Ersatz für Voltmer gefunden wurde. Ramsey erwähnte Kirk gegenüber ein Gerücht: Vielleicht sollte Mrs. File auf Dauer Leiterin des Projekts werden. Was die Bewunderung des Kinderpsychologen für Voltmers Werk betraf … Sie ließ rasch nach, als er hörte, auf welche Weise man Pal und die übrigen Kleinlinge missbraucht hatte.

Die neue Direktorin und ihre Mitarbeiter empfingen die Gruppe von der Enterprise im Freizeitraum, der nun einen ganz anderen Eindruck vermittelte: Die Farben wirkten weitaus fröhlicher, und Licht strömte durch breite Fenster. Natürliches Licht, nicht zu hell. Bei unserem letzten Besuch war hier alles grau, und zwar in jeder Hinsicht, dachte Jim.

Er hatte nun das Gefühl, sich an einem ganz anderen Ort aufzuhalten – was nicht zuletzt an den Kindern im großen Raum lag. Sie riefen laut, lachten und quiekten, während sie auf dem Boden spielten, miteinander rauften, große Türme aus Bauklötzen und anderen Dingen bauten, mit Gummibändern zwischen den kleinen Tischen und Stühlen Brücken konstruierten.

Einige hockten an den Fenstern und sahen nach draußen, blickten über Moos und Farn hinweg. Während des Krieges der Erwachsenen war jene Landschaft verwüstet und in ein Ödland verwandelt worden, doch jetzt erhob die Natur wieder Anspruch darauf. Kirk erinnerte sich: Mehrere hundert Kilometer trennten das Institut von der Ruinenstadt, in der die Kinder viele Jahrhunderte überlebt hatten.

Er sah sich um und musterte die Kleinlinge nacheinander. Bei manchen erinnerte er sich an die Namen und auch daran, wie sie bei der ersten Begegnung ausgesehen hatten: schmutzig, in Lumpen gekleidet. Zunächst brachten sie den Großen von der Enterprise Argwohn entgegen, und nur ganz langsam gaben sie ihr Misstrauen auf. Eigentlich grenzte es an ein Wunder, dass sie trotz allem imstande waren, Erwachsenen zu vertrauen und vergnügt zu spielen, während ›Große‹ in der Nähe weilten – Personen, die ihnen so viel Leid beschert hatten. Die kindliche Entschlossenheit, zu leben und zu lieben, fuhr es Kirk durch den Sinn. Ein blondes Mädchen hatte ihm unmittelbar nach seiner Ankunft die Arme um die Beine geschlungen, und einige der anderen Kinder grüßten ihn respektvoll. Sie schienen ihn wiederzuerkennen.

Spock stand mit auf den Rücken gelegten Händen vor Mrs. File und erklärte ihr, wie Rhea Pal gerettet hatte. Die entsprechenden Informationen stammten aus dem Gedächtnis des Jungen: Seine Apathie zum betreffenden Zeitpunkt hatte ihn nicht daran gehindert, alles zu beobachten.

»Ja, Rhea war sehr mutig und begabt«, sagte die Direktorin. »Dass ausgerechnet sie sterben musste … Ihr Tod kommt einem enormen Verlust gleich.«

Kirk ließ seinen Blick durch den Freizeitraum wandern und entsann sich an den Tod eines anderen Kleinlings, eines anderen Mädchens, das ebenfalls sehr mutig und begabt gewesen war. Ein etwa dreizehn Jahre alter Junge mit sommersprossigem Gesicht schien seine Gedanken zu lesen, trat an Kirk heran und fragte mit vorwurfsvoll klingender Stimme: »Du bist Miris Großer, nicht wahr? Sie meinte, eines Tages würdest du zurückkehren und sie mitnehmen. Aber du bist nicht gekommen.«

»Tomi«, sagte Mrs. File hastig, »vielleicht kannst du den Kindern dort drüben dabei helfen, aus den Gummibändern eine Hängematte zu bauen.« Sie schickte Tomi zu einigen kleineren Jungen, wandte sich dann wieder an Kirk.

»Wissen Sie, Captain … Miri hat oft von Ihnen gesprochen, aber ich glaube, sie fühlte sich hier recht wohl. Nächstes Jahr wollte sie an einem besonderen Lehrgang teilnehmen, um selbst zu unterrichten. Captain, Ihr Einfluss auf sie und die anderen Kinder war ausschließlich positiver Natur.«

Kirk wusste, was Mrs. File mit diesem Hinweis bezweckte: Er sollte die Worte des Jungen nicht zum Anlass nehmen, sich verletzt zu fühlen. Sie konnte nicht ahnen, dass Tomi damit eine kaum verheilte Wunde aufgerissen hatte. Jim drehte den Kopf und sah, dass Flint bei einigen Kindern saß und sich von ihnen einen großen grünen Hut aufsetzen ließ, mit dem er ganz und gar nicht würdevoll aussah. Dieser Anblick trug kaum dazu bei, die Stimmung des Captains zu verbessern.

»Nun, äh … Ich nehme an, der Stuhl im ›Behandlungszimmer‹ ist inzwischen demontiert worden, oder?«

Mrs. Files Miene verfinsterte sich. »Ja, natürlich, Captain. Und ich versichere Ihnen: Weder ich noch meine Kollegen hatten eine klare Vorstellung davon, was Dr. Voltmer mit jenem Apparat anstellte. Obwohl wir manchmal Verdacht schöpften. Nun, jetzt haben wir eine Erklärung für das oft so widersprüchliche Verhalten der Kinder. Voltmer dürfte inzwischen in Starbase Zwölf eingetroffen sein, und dort wird man ein Verfahren gegen ihn einleiten. Die Anklage lautet auf Verstoß gegen das ärztliche Berufsethos, Fälschung von Aufzeichnungen und vielleicht auch Kindesmisshandlung.«

Kirk dachte an Voltmers fleischiges Gesicht, an sein schmeichlerisches Lächeln. Er stellte sich vor, wie jener Mann vor einen Untersuchungsausschuss der Föderation trat und stumm zuhörte, während man ihm die Anklage vorlas. Diese Gedanken bereiteten Kirk eine gewisse Zufriedenheit.

Mrs. File wandte sich an Spock. »Ihr Bericht in Hinsicht auf die Manipulationen von Pals Bewusstsein hat uns sehr geholfen.« Und an Kirks Adresse gerichtet: »Mir scheint, die Kleinlinge sind Ihnen und Ihren Leuten erneut zu Dank verpflichtet, Captain.«

Jim sah zu Pal, der in einer Ecke saß und in Gesellschaft einiger Mädchen mit Steinen spielte, die in allen Farben des Spektrums schimmerten. »Geben Sie gut auf die Kinder acht«, sagte er zur Direktorin und klappte seinen Kommunikator auf. »Mr. Scott … Treffen Sie Vorbereitungen für den Retransfer der Landegruppe.«

 

McCoy hatte einige interessante und informative Gespräche mit den Therapeuten und Spezialisten des Instituts geführt. Er zweifelte nicht daran, dass Pal jetzt in guter Obhut war. Man fragte die Kinder nach ihren Erfahrungen auf dem Stuhl – Voltmer hatte es immer vermieden, sie darauf anzusprechen. Darüber hinaus sorgte Spocks Bericht für die Einleitung offizieller Ermittlungen.

Einige der Dinge, die er von Mrs. File gehört hatte, wollte Leonard mit Jim besprechen. Doch als er von der Krankenstation aus einen internen Kom-Kanal zur Brücke öffnete, stellte er fest, dass sich der Captain von Spock vertreten ließ. Die Enterprise flog zu Flints privater Welt, damit das uralte Genie in die Einsamkeit zurückkehren konnte, um seine schöpferische Arbeit fortzusetzen.

Die Tatsache, dass sich Kirk nicht im Kontrollraum befand, weckte Unbehagen in McCoy. Er wusste inzwischen, dass Spock mit dem Captain gesprochen hatte – Jim schien daraufhin zu akzeptieren, dass er sich kaum mehr daran erinnerte, was bei der ersten Begegnung mit Flint geschehen war. Anschließend fand er wenigstens zu einem Teil seiner Ruhe zurück. Doch während des Aufenthalts im Institut auf Juram Fünf wirkte er noch immer niedergeschlagen und kummervoll. McCoy beauftragte Schwester Chapel, sich um die Patienten in der Krankenstation zu kümmern, brach auf und begann mit der Suche nach Kirk.

Er war weder in seinem Quartier noch im Freizeitraum oder der Sporthalle. Auch in der Bibliothek, im botanischen Garten und in der Messe hielt Leonard vergeblich nach ihm Ausschau. Schließlich fand er ihn im Panoramasaal. Dunkelheit herrschte in der großen Kammer, und kühle Luft wehte wie in einem leeren Stadion. Die Wände bestanden aus breiten hohen Fenstern und gewährten Ausblick aufs Universum: immerwährende Nacht, Sterne, das gewaltige Feuerrad der Galaxis. Dieser Raum diente gewissermaßen als Amphitheater für den Kosmos.

Eine einzelne Gestalt stand dort, wie ein Gladiator in einer gewaltigen Arena. Mit der linken Hand stützte sich Kirk an einem Fenster ab, und in der rechten hielt er ein großes Glas, das rigelianischen Whisky enthielt. McCoy näherte sich langsam, und das Geräusch seiner Schritte hallte durch den ganzen Saal.

»Veranstaltest du eine private Party, Jim? Oder kann hier jeder versuchen, seinen Kummer zu ertränken?«

Kirk starrte auch weiterhin in den Weltraum. »Jetzt hast du mich ertappt, nicht wahr, Pille?«

»Sieht ganz danach aus. Es gibt einige Dinge, die ich mit dir erörtern wollte, aber sie haben Zeit.«

Der Captain drehte den Kopf. »Nein, ich bin ganz Ohr. Heraus damit.«

McCoy kratzte sich am Kinn. »Nun, auf Juram Fünf habe ich mit Mrs. File gesprochen. Unter anderem über die Frage, wie schnell die Kleinlinge altern. Sie meinte, dass die Kinder von jetzt an selbst entscheiden, ob sie Kinder bleiben oder innerhalb relativ kurzer Zeit zu ›Großen‹ werden wollen. Die neue Direktorin wies darauf hin, eine erstaunlich große Anzahl von Jungen und Mädchen hätte den Wunsch geäußert, jetzt erwachsen zu werden. Pal gehört zu ihnen.«

Kirk dachte darüber nach. »Und wie beurteilte Mrs. File Pals Zustand?«

»Sie sagte, es ginge ihm jetzt besser als vor der Entführung durch jene Kleinlinge, die mit der Sperling flohen. Spocks Mentalverschmelzung hat offenbar einen großen Teil des von Voltmer angerichteten Schadens behoben.«

»Gut, gut.« Kirk trank einen Schluck Whisky.

McCoy rang mit sich selbst, gab sich einen inneren Ruck und erzählte auch den Rest. »Was die Kleinlinge betrifft, die mit ›normaler‹ Geschwindigkeit aufwachsen möchten … Derzeit prüft man die Möglichkeit, sie der Verantwortung von Pflegefamilien zu übergeben, damit sie eine andere Umwelt kennenlernen. Immerhin kann das Institut nur begrenzte Stimuli bieten. Und Flint …«

Kirk musterte den Arzt.

»Flint hat mir gegenüber Interesse daran gezeigt, Pal zu adoptieren. Er will dem Jungen beim Übergang von der Unsterblichkeit zum Altern helfen. Nun, damit kennt er sich aus …«

»Flint?«, wiederholte Kirk. »Flint möchte ein Kind großziehen, auf seinem kalten, traurigen Planeten?«

»Ich habe ihn beim Spiel mit einigen Jungen und Mädchen beobachtet, Jim. Ob du's glaubst oder nicht: Er kann durchaus lustig sein.«

»Ja, ich habe ihn ebenfalls gesehen. Ist er durch seine plötzliche Alterung senil geworden? Möchte er, dass Pal seine zweite Kindheit mit ihm teilt? Geht es ihm darum?« Kirk hörte die bittere Boshaftigkeit in seiner Stimme, und sie erfüllte ihn mit jäher Scham. Er senkte den Kopf, blickte zu Boden. »Ich bin nicht fair, Pille. Das ist mir klar.«

»Bitte, denk daran, dass alle Söhne und Töchter Flints seit vielen Jahrhunderten tot sind«, sagte McCoy. »Er hat es nicht gewagt, sich mit ihren Nachkommen in Verbindung zu setzen. Rein theoretisch könnte jeder von uns mit ihm verwandt sein. In der Praxis sieht es natürlich anders aus.«

»Ich weiß, Pille, ich weiß. Und mir steht es sicher nicht zu, über jenen Mann zu urteilen – was Flint betrifft, neige ich zu einer ausgesprochen subjektiven Perspektive. Mit anderen Worten: Ich stecke ihm gegenüber voller Vorurteile.« Kirk lachte humorlos. »Wie dem auch sei … Ich respektiere ihn. Er hat es bestimmt verdient, einen glücklichen Lebensabend zu verbringen.«

Leonard trat noch einen Schritt näher. »Wenn du mir eine Frage gestattest, Jim: Warum hast du diese Kammer aufgesucht, noch dazu allein?«

»Ich wollte in aller Ruhe über bestimmte Dinge nachdenken. Über mich und meine Vergangenheit.«

»Über deine Vergangenheit? Du hast allen Grund, stolz auf sie zu sein. Es gibt kaum einen anderen Offizier in Starfleet, der auf solche Leistungen zurückblicken kann.« McCoy sprach mit ruhigem Ernst. »In Hinsicht auf die Klingonen hast du alle deine Möglichkeiten genutzt. Und um die Kinder zu retten …«

Kirk lachte und schüttelte den Kopf. »O nein, Pille, ich meine eine andere Vergangenheit. Ich spreche von emotionalen Eroberungen und Verrat, von Liebe, die für ein ganzes Leben genügt. Und die nur eine Woche Zeit hat, um sich zu beweisen. Ich spreche von sanfter Musik, die des Nachts erklingt – und von Computersignalen übertönt wird.«

»Meinst du vielleicht das Leben eines Seemanns, Jim?«

»Ja, ich glaube schon.« Kirk hob das Glas, als wollte er einen Toast ausbringen. »Eine Geliebte in jedem Hafen. Trennungsschmerz, der sich endlos wiederholt. Und überall Wasser …«

»Du hast zuviel intus, mein Lieber«, sagte Leonard scharf und nahm dem Captain das Glas aus der Hand. Nach kurzem Zögern leerte er es und kommentierte nachdenklich: »Nicht schlecht.«

»Tolles Zeug, nicht wahr? Hab's von Scotty. Ich konnte ihn davon überzeugen, dass ich nicht in der richtigen Stimmung für Scotch bin.«

Eine Zeitlang standen die beiden Männer stumm in der Dunkelheit und beobachteten die Sterne. Schließlich begann McCoy: »Jim, manchmal haben wir alle …«

»Ich weiß, Pille. Und keine Angst: Es wirft mich nicht um. Ich wäre nicht bereit, mein bisheriges Leben und dieses Schiff einzutauschen gegen …« Er blickte sich um. »Sieh dir nur das Schiff an, in dem wir uns befinden. Und gib dich dem verlockenden Glanz der Sterne hin …«

 

Einmal mehr versammelten sich die Offiziere der Enterprise im Transporterraum, und diesmal ging es darum, Flint zu verabschieden. Er hatte Kirks Angebot abgelehnt, ein Bankett zu seinen Ehren zu veranstalten – der frühere Unsterbliche wollte so schnell wie möglich auf seinen Planeten zurückkehren, um die Arbeit fortzusetzen.

»Die von Starfleet Command übermittelten Meldungen deuten darauf hin, dass es den Klingonen selbst mit Hilfe von Kreths Erfahrungen nicht gelungen ist, mehr über die Tarnvorrichtung herauszufinden«, wandte sich Flint an den Captain.

»Das stimmt. Ich fürchte allerdings, dass wir ihnen mit dem Einsatz der Fluoreszenzsubstanz einen wichtigen Hinweis geliefert haben.«

»Ja. Aus diesem Grund beabsichtige ich, das Gerät zu modifizieren, um die Wirkung auf Fremdsubstanzen in unmittelbarer Nähe zu erweitern. Dadurch müsste wieder ein vollständiger Ortungsschutz gewährleistet sein.«

Kirk lächelte. »Bis man Sie erneut bittet, ein Gegenmittel zu finden.«

Flint nahm das Kompliment mit einem knappen Nicken entgegen. »Es ist ein seltsames Spiel zu versuchen, sich selbst zu überlisten.« Sein Blick glitt zu McCoy. »Doktor … Hat das Institut von Juram Fünf bereits über meinen Adoptionsantrag in Bezug auf Pal entschieden?«

McCoy zupfte am Kragen seiner Galauniform, in der er sich alles andere als wohl zu fühlen schien. »Man diskutiert noch immer darüber, Sir«, antwortete er. »Pal ist einverstanden. Offenbar gilt es bei den Kleinlingen als Statussymbol, einen eigenen ›Großen‹ zu haben. Nur in einer Hinsicht hat man Bedenken angemeldet: Vielleicht braucht Pal die Gesellschaft anderer Kinder.«

»Ja«, murmelte Flint. Er schwieg einige Sekunden lang, bevor er fortfuhr: »Die Welt der Kleinlinge ist groß und unbewohnt, sieht man einmal von der planetaren Basis ab. Das stimmt doch, oder?«

McCoy zögerte unsicher, doch Spock nickte. »Der größte Teil des Planeten verwandelte sich in eine lebensfeindliche Wüste, als die Bewohner von Juram Fünf vor vielen Jahrhunderten dem Wahnsinn anheimfielen. Die entsprechenden Verheerungen gehen auf Feuer, primitive Bomben sowie nukleare und chemische Waffen zurück. Die Gebäude des Instituts wurden in einem insgesamt mehrere hundert Quadratkilometer großen Bereich errichtet, in dem wieder normale Verhältnisse herrschen. Inzwischen wächst dort Moos, und erste Wälder entstehen. Auf den übrigen Kontinenten …«

»Das genügt, Mr. Spock«, warf McCoy ein. »Mr. Flint hat nicht um einen ausführlichen geographisch-ökologischen Bericht gebeten.«

»Das bewohnbare Gebiet in der Nähe des Instituts …«, sagte der Uralte. »Steht es zum Verkauf?«

»Darüber weiß ich leider nicht Bescheid«, erwiderte Spock.

»Nun, vielleicht kann Pal einen Vormund bekommen und trotzdem Kontakte zu seinen Freunden im Institut unterhalten«, spekulierte Flint. »Was mich betrifft: Mooslandschaften haben mich immer gereizt.«

Und natürlich kannst du kaufen und verkaufen, was du willst, dachte Kirk. Liebe, Familien, Planeten. Ein Mann mit deinem Prestige … Er zuckte innerlich zusammen und rief sich zur Ordnung. Hör auf damit. Überwinde endlich deinen irrationalen Hass und sieh Flint so, wie er wirklich ist: ein Mann mit den Freuden, Tragödien, Stärken und Schwächen eines ganz gewöhnlichen Menschen. Jim erlaubte sich ein mentales Lächeln. Mit einem Unterschied – er ist alles andere als ein gewöhnlicher Mensch.

Flint trat auf die Transferplattform, über der bereits ein geduldiger M-7 schwebte. »Captain, meine Herren … Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft.«

»Und wir danken Ihnen für Ihre Hilfe«, erwiderte Kirk steif. Als Flint mit einem Nicken Bereitschaft verkündete, fügte er hinzu: »Energie.« Eine Sekunde später verwandelten sich der ehemalige Unsterbliche und sein Robot-Diener in flirrende Energie.

»Er sollte einen weniger isolierten Ort aufsuchen«, ließ sich McCoy vernehmen. »Es haben sich bereits einige physische Probleme ergeben: Arthritis, ein leichtes Leberleiden. Keine besonders ernsten Dinge – bisher. Aber in einigen Jahren wird die Einsamkeit ein zunehmendes Risiko für ihn bedeuten. Darauf habe ich deutlich hingewiesen.«

»Mr. Flints Verlust wäre sehr bedauerlich«, sagte Spock. »Er ist in der ganzen Galaxis einzigartig.«

Kirk sondierte seine Empfindungen und stellte dabei fest, dass er Flint noch immer nicht vergeben hatte – wofür auch immer. Es erfüllte ihn mit Erleichterung, dass er jetzt nicht mehr gezwungen war, jenem Mann mit ausgesuchter Höflichkeit zu begegnen, den er tief in seinem Innern verabscheute.

Spocks Stimme unterbrach ihn bei diesen Überlegungen. »Captain, wie wir von Starfleet erfuhren, hat Boaco Sechs neuerliches Interesse an guten Beziehungen zum Ausdruck gebracht. Die Admiralität wünscht, dass wir mit Höchstgeschwindigkeit zum boacanischen Sonnensystem fliegen, um dort unsere diplomatische Mission fortzusetzen.«

Kirk trat zum Interkom-Anschluss neben der Tür und betätigte einen Schalter. »Mr. Chekov, programmieren Sie einen Kurs nach Boaco Sechs.«