3. Kapitel

NELKE

Aus Kafkas nächstem Brief erfuhr sie, dass er die Angelegenheit nicht so gelassen aufnahm. Er sorgte sich um sie, wusste aber momentan auch keinen besseren Rat, als abzuwarten. Er könnte ihr Geld schicken, obwohl er selbst haushalten musste. Die vielen Sanatoriumsaufenthalte seien kostspielig. Leider hatte sein Arzt keinerlei Besserung seiner Lunge festgestellt, er wäre immer noch viel zu dünn für seine Statur. Wie sollte es mit ihnen beiden weitergehen? Würden sie sich schreiben und schreiben, bis einem von beiden die Feder aus der Hand fiel?

An manchen Tagen ernährte sich Milena immer noch nur von Äpfeln und Tee, da die Überweisungen für die Artikel auf sich warten ließen, aber sie hatte nun ein regelmäßiges Auskommen, das sie erfüllte, und brauchte sich nicht mehr um ein Zubrot zu kümmern. Manchmal machte ihr der Zeitdruck zu schaffen, die Abgabetermine für die verschiedenen Redaktionen waren eng gesteckt und überschnitten sich gelegentlich, sodass es ihr vorkam, als schriebe sie schneller, als sie denken konnte. Zugleich übersetzte sie weitere Autoren ins Tschechische. Gustav Meyrink, Alfred Döblin, Gustav Landauer und andere Deutsche, all ihre Lieblinge oder Autoren, die sie in der Buchhandlung oder Bibliothek entdeckte. Auch Franzosen wie Paul Claudel und Arthur Rimbaud waren dabei. Sie wagte sich sogar an den Amerikaner Upton Sinclair. Aber ihr wichtigster Autor blieb Kafka. Eine Zeitung fragte an, ob sie eine weitere Erzählung von ihm, »Bericht für eine Akademie«, übersetzen wollte. Sie würden sie auch in voller Länge abdrucken, ohne zu kürzen. Franz gratulierte ihr in einem Brief zu dem neuen Auftrag, sie sei doch seine Haus- und Hofübersetzerin, wenn sich jemand anderes um seine Texte bemühte, würde er sofort eingreifen und ablehnen. Niemand dürfte sich in unsere Angelegenheiten einmischen, Milena, in unsere!

Sie schrieben sich weiterhin über alles, was sie bewegte. Milena bat Kafka um einige Botengänge in Prag, und er unternahm sie gerne für sie. In größter Sommerhitze, sechsunddreißig Grad im Schatten und ausgerechnet an einem Tag, an dem die Elektrische streikte, suchte er zu Fuß den Olschaner Friedhof im Stadtteil Zizkow auf. Er sollte das Grab ihres kleinen Bruders aufspüren. Stundenlang wanderte er herum, konnte es nicht finden. Die Auskunftskanzlei war gesperrt, auch kein Diener oder Passant wusste Bescheid. Erst zwei Wochen später, bei seinem dritten Friedhofsbesuch, entdeckte er das Familiengrab der Verwandten ihrer Mutter. Das hatte Milena nicht gewusst, sie hatte gedacht, ihr Bruder läge im Jesenský-Familiengrab. Die Goldschrift sei fast abgesprungen. Er konnte die Inschrift nur erkennen, als er sich nah zum Grabstein beugte. Jenisék stand da als Name, kaum noch erkennbar. In Milenas Auftrag legte er bunte Nelken ganz an den Rand. Und er traf sich auch mit Staša, in der Hoffnung, dass ihre Freundin ihnen einen Ausweg aus Milenas vertrackter Lage weisen könnte. Wie sie einer Ehe entfliehen könnte, die nur noch auf dem Papier existierte, um neu und selbstbestimmt, endlich frei anzufangen. Dabei gewann Kafka den denkbar schlechtesten Eindruck von Staša, sodass sie gar nicht auf Milenas Angelegenheit zu sprechen kamen. Ihre Freundin wirkte erschöpft und war wenig gesprächig. Franz, selbst abgezehrt, bemühte sich dennoch zu vermitteln. Seine Krankheit verharmloste er, Lungenkrankheiten seien meistens die liebenswürdigsten von allen und besonders im Sommer gut zu ertragen. Zum Dank für die Strapazen, die er auf sich genommen hatte, schickte Milena ihm ein Porträt von sich, das sie spontan in der Stadt bei einem Fotografen hatte machen lassen. Das sei sein Ewigkeitsbrief, schrieb Kafka zurück, das Bild könne er nur mit Tränen und Herzklopfen ansehen. Diese Überraschung war wenigstens geglückt.

Als sie eine Forderung nach Frieden von Rosa Luxemburg ins Tschechische übertrug, schickte sie Tante Mařena eine Karte und teilte ihr mit, wann diese Rede in der Zeitung erscheinen würde. Und die Tante reagierte freundlich, wirkte zu Milenas Freude ihr noch immer wohlgesinnt und hoffte, dass sie sich jetzt, in der neuen Republik, bald wiedersahen. Als sie das las, hätte sie am liebsten auf der Stelle ihre Koffer gepackt, doch wie sollte sie das ohne die notwendigen Papiere schaffen? Dass Ernst ihr mit ihrem Vater gedroht hatte, tat seine Wirkung. Womöglich wurde sie an der Grenze oder spätestens dann in Prag als entlaufene Ehefrau von der Polizei aufgegriffen und in Handschellen zurückgeschickt.

»Trotz allem harren wir besser noch ein Weilchen hier aus, was, Fjodor?«, sagte sie an einem Juliabend zum Kater, als sie ihre neuen Notizen durchging und einen weiteren Artikel vorbereitete. Gerade hatte ein Gewitter die stickige Wiener Luft gereinigt. Fjodor war vor dem Donner unters Bett geflüchtet, kroch mit angelegten Ohren heraus und sprang Milena auf den Schoß. Sie strich ihm übers Fell. »Dir gefällt es auch, dass ich zu Hause arbeite, was?« Als Antwort fing er zu schnurren an, lag bald schwer auf ihren Beinen, halb unterm Tisch. Auf die Bitte von Ernst, dass sie ihn nicht verlassen sollte, war sie nicht eingegangen, und er fragte nicht nach. Bald glaubte sie, er hätte den Zettel nur aus einer Laune heraus geschrieben, wie so oft. Kurz bevor der Sommerschnee verblüht war, trocknete Milena den Strauß und stellte ihn auf den Küchenschrank. Ansonsten blieb alles beim Alten. Wenn sie sich in der Küche oder im Bad begegneten, sprachen sie nur das Notwendigste miteinander.

Dass Milenas Vater über ihr Verhältnis zu Kafka Bescheid wusste, genügte Ernst. Das zwang sie, in Wien zu bleiben. Kafka erwähnte er mit keiner Silbe mehr. Zuvor hatte er ihn als den größten lebenden Dichter deutscher Sprache angepriesen und einen absoluten Kafka-Kult mit seinen Kaffeehausjüngern betrieben. Jede seiner Neuerscheinungen war genauestens analysiert worden. Von Milena verlangte Ernst ihre Pflichten als Hausfrau und sie gehorchte, berührt hatten sie sich schon lange nicht mehr. Nach den durchzechten Nächten lüftete sie seine Anzüge und bürstete sie aus. Sie putzte seine Schuhe, trug die Schmutzwäsche, die er vor seine Zimmertür warf, bevor er seinen Teil der Wohnung zusperrte, zu Frau Koller. Und wenn er ihr Geld daließ, kaufte sie für ihn mit ein. Bald brachte er das nächste Liebchen mit oder debattierte die ganze Nacht mit seinen Freunden in der Küche, ohne Rücksicht, dass sie nebenan schlafen wollte. Und auch Kafka erschwerte Milena die Entscheidung, einen Weg zu finden, fortzugehen. Einer Auseinandersetzung mit ihrem Mann wollte er sich nicht stellen, betonte er in seinen Briefen und umschrieb es wie üblich sehr bildhaft: Er sähe sich als Maus im Pollak-Haushalt – ausgerechnet das Tier, dass er verabscheute –, der man höchstens einmal im Jahr erlauben konnte, offen quer über den Teppich zu laufen. Vorerst blieb Milena nichts anderes übrig, als sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, und das tat sie mit ganzer Seele und all ihrer Kraft. Auch wenn Kafka ihr als Mann nicht zur Seite stand, so hatte ihr seine Liebe offenbart, was in ihr steckte. Er glaubte an sie, und sie tat es nun auch endlich wieder. Daran klammerte sie sich und das beflügelte sie, weiter zu hoffen.

Pünktlich zur Monatsmitte legte Ernst seinen Teil der Miete auf dem Tisch, und Milena brachte das Geld zusammen mit ihrer Hälfte zu Paní Koller hinunter.

»Ach, Frau Pollak, ich wollte gerade zu Ihnen hochsteigen«, sagte die Hauswirtin an der Tür. »Vorhin kam eine Postanweisung aus Prag für Sie, zusammen mit einem Telegramm.«

»Etwas für mich wurde an Sie geschickt?«

Frau Koller nickte. »Ich habe mich auch gewundert.« Sie trug die Julimiete in die Küche, holte einen Umschlag und gab ihn Milena. Schickte ihr Kafka etwa doch Geld? Sie bedankte sich und wollte wieder in ihre Wohnung gehen.

»Bei der Gelegenheit, Frau Pollak, möchte ich Ihnen gleich sagen, dass ich nicht mehr für Sie waschen und plätten kann. Heinz, also mein Verlobter, verdient ausreichend, und er sagt, ich brauche nicht mehr für andere Leute arbeiten. Ich hoffe, Sie verstehen das?«

»Selbstverständlich.« Milena war zwar überrascht, dass sie ihren Dienst noch vor der Eheschließung quittierte, nicht zum ersten Mal war bei Frau Koller eine Verlobung geplatzt. Für sie bedeutete die Wäsche eine Menge Mehrarbeit, Ernst brauchte für die Bank jeden Tag ein frisches geplättetes Hemd. Das war ihr zu viel, doch sie musste es billigen, obendrein sparte sie etwas, wenn sie fortan die Wäsche selbst übernahm. Sie bedankte sich bei der Hauswirtin für die langjährige Treue.

»Schon recht, jetzt hören Sie auf«, Frau Koller winkte ab, »ich habe das gerne gemacht. Und unter uns …« Sie beugte sich vor und flüsterte plötzlich. »Ich weiß gar nicht, was ich dann tun soll, Müßiggang liegt mir nicht. Ich habe schon immer gearbeitet, von klein auf. Ich kann doch nicht bloß noch zu Hause herumsitzen oder mich in einem Kaffeehaus herumtreiben. Das ist einmal schön, aber nicht die ganze Woche lang.«

»Gehen Sie spazieren«, schlug Milena vor, »und nehmen Sie sich jeden Tag ein neues Stadtviertel vor, bestimmt kennen Sie noch gar nicht alle Winkel Wiens.«

Frau Koller rümpfte die Nase. »An manche Orte will man doch auch nicht. Aber Sie haben recht, das ist ein brauchbarer Einfall. Die Frau Dorner aus dem Nachbarhaus ist gestorben und jetzt hätte deren Tochter ihren alten Malteser zu verschenken. Dann wäre ich sogar gezwungen, spazieren zu gehen.« Milena nahm an, dass es sich dabei um einen Hund handelte, fragte aber nicht nach, denn sie wollte möglichst schnell allein sein und wissen, wer ihr Geld geschickt hatte. Doch bevor sie sich entfernte, hielt Frau Koller sie am Arm fest. »Also mein Heinz …« Sie dämpfte ihre Stimme, trat noch einen Schritt näher, ihr Atem roch nach Alkohol. »Ich will ihn nicht wecken, er schläft gerade. Gestern ist er spät heimgekommen, und wir haben trotzdem noch mit Schaumwein auf seinen neuen Auftrag angestoßen. Schaumwein, Frau Pollak. Warten Sie, soll ich nachsehen, ob noch ein Schluck da ist, zum Probieren für Sie?«

»Nein, vielen Dank, ich muss …«

Doch Frau Koller hielt sie weiter fest. »Sie verpassen etwas. Heinz ist so tüchtig in seinem Metier.«

»Und was ist Ihr Verlobter von Beruf?«

»Ach, wie heißt das doch gleich?« Endlich ließ sie sie los und rieb sich die Stirn. »Ich vergesse es immer, er hat es mir schon mehrmals vorgesagt, irgendetwas mit Einkauf-Verkauf. Er kann praktisch alles besorgen, also wenn Sie oder Ihr werter Gatte etwas bräuchten, dann geben Sie Bescheid. Egal, was es ist.«

Könnte er sie auch unsichtbar über die Grenze nach Prag schmuggeln, dachte Milena, wäre sie sofort dabei. »Gut zu wissen«, sagte sie stattdessen, hörte sich noch eine Weile die Schwärmerei über den Neuen an, bis von drinnen eine raue Männerstimme nach Frau Koller rief:

»Paní, wo bist du? Das Bier ist alle, und wann gibt’s endlich Essen?«

Auf dem ersten Treppenabsatz riss Milena den Umschlag auf. Hundert Kronen lagen darin, der Absender war aber nicht Kafka, sondern Jan Jesenský. Hastig überflog sie das Telegramm.

MELDE DICH NOTFALL VATER, war alles, was er schrieb. Hoffentlich war nichts mit Tante Mařena? Kurzentschlossen rannte sie erneut nach unten und läutete an Frau Kollers Tür. Es dauerte, bis sie noch mal öffnete. Eine Sauerkrautwolke strömte aus der Tür. Das war das einzige Gericht, das Milena hasste, weil es in jedem Wiener Hausflur festhing wie ein Pilz. Und nun also auch bei der ungarischen Frau Koller.

»Kann ich bitte bei Ihnen telefonieren?«, fragte sie und versuchte den Gestank zu ignorieren.

»Jetzt?«

»Wenn es keine Umstände macht.«

»Das tut es. Das Essen brennt mir an, Heinz wartet auf seine Würstel, er wird so unleidig, wenn er warten muss.«

»Ich störe Sie auch nicht beim Kochen, versprochen. Lassen Sie mich bitte nur kurz an den Apparat. Wir haben einen Notfall in der Familie.«

»Aber nur, wenn’s kein Ferngespräch ist«, tönte es wieder aus dem Wohnzimmer. Milena erblickte durch die angelehnte Stubentür zwei Männerfüße in löchrigen Stricksocken, die über das Sofa ragten.

»Heinz meint, ich wäre zu großzügig mit unserem Telefon, was die Parteien im Haus betrifft«, sagte Frau Koller wie zur Entschuldigung.

»Ich melde ein R-Gespräch an, aber ich muss dringend mit Prag sprechen.« Milena überlegte schon, wo sie sonst fragen könnte.

»Die Bereitstellung kostet aber auch«, rief der Verlobte, der offensichtlich Ohren wie eine Fledermaus hatte.

»Ich bezahle«, erwiderte Milena und gab Frau Koller zwei Kronen. Endlich ließ sie die Hauswirtin ein und führte sie zum Apparat, der in der Garderobe vor einem Spiegel stand. Milena holte Luft, versuchte den geballten Krautgeruch zu verdrängen und wartete auf das Fräulein vom Amt, dann nannte sie eine Nummer und bat um Rückruf auf Frau Kollers Nummer. Sie legte auf, wartete, kurz darauf klingelte das Telefon. Milena hob ab. »Vater? Ich bin’s«, sagte sie auf Tschechisch, das sie zuletzt bei Kafkas Besuch gesprochen hatte.

»Das wird auch Zeit. Ich dachte schon, du meldest dich erst, wenn ich dich wieder aus dem Gefängnis herausboxen muss.« Ihr Vater hielt nichts von Begrüßungsfloskeln.

Das Herz schlug ihr bis zum Gaumen, aber sie versuchte, zu sich selbst zu stehen. Niemand, auch nicht ihr Vater, sollte sie mehr demütigen. »Sie haben mir telegraphiert, was ist passiert?«, fragte sie und versuchte genauso abgeklärt zu klingen wie er.

»Wieso, was soll passiert sein? Willst du etwa wissen, wie es mir geht nach all den Jahren?«

»Sie haben doch geschrieben, dass es einen Notfall gibt. Ist etwas mit Tante Mařena? Oder mit Ihnen?«

Er lachte. »Nein, ihr geht’s gut, soviel ich weiß. Und mir, na ja, wie es halt einem alten Mann so geht.« Jetzt kam er ihr wieder so. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass er, trotz seiner fünfzig Jahre, in der Zwischenzeit gebrechlich geworden war. »Jedenfalls wusste ich nicht, wie ich dich sonst dazu bringen könnte, endlich mit mir zu reden. Und hör mit dem Siezen auf.«

Wie großzügig! Sie schwieg, spürte sie da einen Hauch von Reue bei ihm? Vermisste er sie tatsächlich? Sie ließ ihn zappeln. Es verging teure Sprechzeit.

»Bist du noch dran?«, fragte er. »Ahoj, Milka?«

Sie dachte an Kafka und die Aussicht, dass sie sich bald wiedersahen. Es musste doch einen Weg geben, nur einen, irgendwie, und wenn es über ihren Vater wäre. Doch er war wohl kaum der Richtige, den sie dabei um Hilfe bitten konnte. Aber sie wollte wenigstens hören, was er zu sagen hatte. Und wenn es nicht mehr auszuhalten war, würde sie einfach auflegen. »Ich bin noch dran«, sagte sie.

»Dein Mann hat mich vor ein paar Wochen angerufen, wie du vielleicht weißt. Er behauptet …, warte, wie hat er sich ausgedrückt? Ihre Tochter, Herr Professor, flaniert mit einem anderen Kerl in der Stadt herum. Der Herr Möchtegernschriftsteller, ha, flanieren, in welchem Roman hat er das denn gelesen?«

»Ja, und?« Sie konnte seinen Spott kaum ertragen.

»Ob es mehr war als nur flanieren, ob er euch in flagranti erwischt hat, eng umschlungen irgendwo in der Stadt, habe ich ihn gefragt …« Also doch, Milenas Gespür hatte sie nicht getäuscht. Genauso hatte ihr Vater damals von Ernst und ihr gesprochen und diese Worte hatte ihr Mann nun gegen sie verwendet. Sie machte sich auf eine Standpauke gefasst und fragte sich zugleich, warum sie sich das antat. Aber dann merkte sie, dass es in der Koller-Wohnung mucksmäuschenstill war, Heinz und Paní lauschten aus Küche und Wohnzimmer auf jedes Wort von ihr, zählten wahrscheinlich die Minuten und hörten die Kasse klingeln. Dann fiel ihr ein, dass Vater dieses Gespräch selbst bezahlte, also sei’s drum, sie hörte weiter zu. Auch wenn sie nach langer Zeit zum ersten Mal miteinander sprachen, und er nichts Besseres wusste, als ihr Vorhaltungen zu machen.

»Mach dir keine Gedanken wegen Kafka«, sagte Vater.

Nun war sie verblüfft. »Wie meinst du das?«

»Na, wegen deinem Ehemann. Was willst du mit einem, der seinen Schwiegervater anruft, um seine Frau schlechtzumachen? Ich bereue heute noch, dass ich seine Aufforderung zum Duell nicht angenommen habe. Aber du kannst es tun, schieß ihn in den Wind, Milka, und komm endlich nach Hause. Hier ist immer ein Platz für dich, ach, was sage ich, eine Wohnung. Das ganze Haus gehört dir sowieso eines Tages. Und das Geld, das ich an die Hausverwaltung geschickt habe, damit es Pollak nicht abfängt, müsste für eine Fahrkarte reichen.«