Kapitel 2

 

Auf der Brücke der Fangzahn dampfte es leicht, aber keineswegs so stark, dass Kakkh der Anblick seines Stellvertreters Gar verborgen geblieben wäre, der sich den Weg über den Boden mit seinen zahlreichen Erhebungen bahnte.

Die G'kkau mochten – mehr oder weniger in dieser Reihenfolge – Wärme, Feuchtigkeit und Dunkelheit und hatten ihre Schlachtschiffe dementsprechend entworfen. Die Kontrollbrücke des Flaggschiffs war sehr niedrig; die Decke folgte der kugelförmigen Krümmung der Schiffshülle und schuf damit eine umgestülpte flache Schüssel, die an den Rändern auf den Boden stieß. Kakkhs Mannschaftsmitglieder standen verstreut herum, die reptilischen Köpfe gesenkt, während sie die Bildschirme rochen und beobachteten, die in den schleimigen Boden eingelassen waren. Ihre schuppigen Bäuche glitten über den dickflüssigen gelben Schmierfilm, der die harten Duraniumfliesen überzog. Gelegentlich berührte der eine oder andere von ihnen mit einem klauenbewehrten Vordergliedmaß eine erhöhte Kontrolle auf dem Boden, und der Geschmack der Luft veränderte sich leicht, wenn neue Informationen übertragen wurden.

Kakkh schnalzte mit der Zunge, um die Luft zu lesen, die heiß und steif und dick von den Gerüchen der chemischen Indikatoren war. Er bedauerte, dass die Menschen zu gedankenlos waren, um über ihre Kommunikationskanäle auch olfaktorische Daten zu übertragen; Kakkh hätte gern Picards Furcht oder Entschlossenheit gerochen. Wie konnte er nur mit Hilfe von Augen und Ohren etwas über die Absichten eines Wesens herausfinden? Soweit es ihn betraf, waren ihre nutzlosen Übertragungen nur ein weiterer Beweis dafür, dass Humanoide ein verräterisches Geschmeiß waren, das ausgelöscht zu werden verdiente.

»Meister.« Gar stand neben Kakkhs Hügel in der Mitte der Brücke und hielt zwischen drei Klauen ein scharlachrotes Kommunikationsgel. »Unser Kontaktmann unter den Pai hat einen Kanal von der Planetenoberfläche geöffnet und bittet um einen Augenblick Ihrer Zeit.«

»Hah«, schnaubte Kakkh. »Endlich.«

Gar ließ das Gel in eine eingefettete Vertiefung im Boden fallen. Zwischen Kakkhs vorderen Gliedmaßen flammte ein ovaler Bildschirm auf, und Gar kroch zur Seite, damit sie beide ihn betrachten konnten. Kakkh musste aufgrund der Helligkeit des winzigen Bilds eines männlichen Humanoiden, der mit einem vielfarbigen Gewand bekleidet war, die Augen zusammenkneifen. Was der Schiffsmeister von der Umgebung des Menschen erblicken konnte, sah trocken und schmerzhaft hell aus. Und war wahrscheinlich furchtbar kalt.

»Je früher wir diese Wesen auslöschen und ihre Welt umformen, desto besser«, murmelte Kakkh. Dann schaltete er mit einem Zucken des Schwanzes den automatischen Translator ein. »Seien Sie gegrüßt.«

Der Mensch ließ den Papierfächer zuschnappen, mit dem er gespielt hatte. »Edle Drachen, ich heiße Sie willkommen.« Der Mann verbeugte sich, gerade so tief, dass es sich auch für die G'kkau, die sich als Vierbeiner normalerweise niemals verbeugten, um eine beabsichtigte Beleidigung zu handeln schien.

»Ich kann es nicht erwarten, ihn zu fressen«, sagte Gar leise.

Kakkh zog nur warnend eine Kralle zusammen, als er dem Mann antwortete. »Verläuft alles nach Plan?«

»O ja«, sagte der Pai-Mann; er klang aufgrund der Andeutung, etwas könne nicht in Ordnung sein, ziemlich schockiert. »Sie wissen ja, solche Ereignisse kann man nicht über Nacht planen oder abändern. Die Hochzeit soll morgen früh stattfinden, direkt nach Sonnenaufgang. Das Hochzeitsbankett beginnt übrigens schon in wenigen Minuten, geehrte Drachen.«

»Abgesehen davon, dass es keine Hochzeit geben wird«, erwiderte Kakkh. »Richtig?«

»Natürlich«, sagte der Mensch, lächelte und entblößte dabei Zähne, die Kakkh außerordentlich unattraktiv und unwirksam vorkamen. Die Pai haben die Kiefer eines Nagetiers, dachte Kakkh. Sie wurden geboren, um als Beute zu dienen. »Ich werde den Drachen bis dahin getötet haben.« Sein Lächeln verblich. »Ich muss eingestehen, ich bedauere diese Tat.«

»Was?«, schnaubte Gar.

Kakkh spürte, dass seine Halskrause anschwoll, hielt seine Erwiderung jedoch unter Kontrolle. »Was gibt es da zu bedauern? Sie werden das Drachenreich beherrschen«, log er.

»Nun ja, sicher.« Der Mensch tippte mit einem manikürten Fingernagel an sein Kinn. »Aber es bekümmert mich, dass ich ihn ohne die Ehre eines Kampfes Mann gegen Mann töten muss.«

Kakkh spürte, wie in seinem Vorderhirn ein Schmerz zu pochen begann. »Aber Sie haben uns erklärt, der Drache sei ein schwacher und ehrloser Narr«, erinnerte er den Menschen. Bei den Fangzähnen meines Vaters, dachte Kakkh mit gelindem Zorn, dieses elende Geschöpf wird es sich zu einem so späten Zeitpunkt doch nicht anders überlegt haben?

»Oh, er ist dieses Thrones unwürdig, das ist keine Frage. Und doch …«

»Es ist Ihre Pflicht, die Ehre des Reichs zu retten«, sagte Kakkh.

»Sicher, Sie haben ja recht, verehrte Echse«, erwiderte der Mensch. »Die Ehre des Reichs verlangt einen neuen Drachen, und ich muss dieser Mann sein. Ich würde ihm das Reich natürlich in direktem Kampf entreißen«, betonte er, »wäre das nur irgendwie möglich. Dann könnte er mit Ehre sterben. Aber dem kann leider nicht sein.«

»Warum nicht?«, fragte Gar und zwängte sich auf den Befehlshügel. Kakkh konnte ihm keine Vorwürfe machen; Gar war jünger als er und hatte nicht so viel Geduld mit den ärgerlichen Eigenheiten dieser Säugetiere. »Warum kämpfen Sie nicht einfach jetzt mit ihm?«

Der Mensch riss schockiert die Augen auf. »Das wäre nun völlig unmöglich«, protestierte er entsetzt. »Die Hochzeit wurde vor über einem Jahr anberaumt. Sie muss Priorität vor jeder formellen Herausforderung haben.«

»Ich verstehe«, sagte Gar. »Ein Duell ist unangemessen, ein Meuchelmord aber akzeptabel.«

»Das ist etwas völlig anderes«, sagte der Mann mit einem gewissen Stolz.

Genug davon, dachte Kakkh. Es war wichtig, dass der Jüngere die Schwächen anderer Spezies kennenlernte, doch er durfte das Risiko nicht eingehen, so kurz vor Vollendung ihrer Pläne ihren menschlichen Spielball gegen sie aufzubringen. Die törichte Hilfe des Menschen konnte den G'kkau bei der bevorstehenden Invasion beträchtliche Mühen und Verluste ersparen. Er zischte Gar leise an, und sein Stellvertreter schlitterte von dem Hügel hinab.

»Trotzdem stirbt der Drache vor der Hochzeit«, sagte Kakkh. »Wie Sie uns freundlicherweise mitgeteilt haben, wird der Vertrag zwischen dem Drachenreich und dieser dekadenten Föderation nach der Hochzeit endgültig in Kraft treten. Das darf nicht geschehen.« Kakkh schwang den Kopf von einer Seite zur anderen und stieß ein müdes Seufzen aus. »Es erstaunt mich noch immer, dass Ihr Herrscher, der einst so klug und angesehen war, die Existenz solcher Barbaren auch nur zur Kenntnis nimmt.«

»Es kommt auch mir kaum möglich vor«, pflichtete der Mensch ihm bei, »doch der Drache ist alt und weich.«

»Das muss er in der Tat sein«, sagte Kakkh, »wenn er solch eine Allianz in Betracht zieht. Die Ehre und Unbesiegbarkeit des Drachenreichs ist in der ganzen Galaxis bekannt. Warum wollen Sie Ihre Größe besudeln, indem Sie sich mit diesen fremden Teufeln abgeben?«

»Ich verstehe Ihre Einschätzung und pflichte ihr völlig bei«, sagte der Mensch. »Und eins ihrer Raumschiffe hat bereits unsere geheiligten Grenzen verletzt. Es befindet sich schon in einem Orbit um Pai.«

»Die Enterprise?«, zischte Kakkh scharf. Soweit er wusste, war Picards Schiff das einzige der Föderation in diesem Sektor, aber er traute es Starfleet durchaus zu, unter irgendeinem fadenscheinigen Vorwand ein anderes Schiff einzuschmuggeln.

Der Mensch schnaubte. »Wie soll ich das denn wissen? Die Namen ihrer Schiffe sind mir unverständlich. Ganz im Gegensatz zu Der himmlische Traum des Ewigen Lebens des scharlachroten Drachen, meiner eigenen kaiserlichen Jacht.«

Das vertraute Pochen in Kakkhs Vorderhirn wurde stärker. Der anhaltende hochgradige Schwachsinn dieses Menschen verursachte ihm Kopfschmerzen. Er musste den Pai von der Notwendigkeit seiner mörderischen Mission überzeugen. »Die Enterprise kann nichts tun, bevor der Vertrag unterzeichnet ist. Töten Sie den Drachen, und Sie werden die heilige Ehre Ihres Reichs erhalten. Man wird sich in alle Ewigkeit an Ihren mutigen Schlag erinnern.«

»O ja«, sagte der Mensch. Unverhohlene Gier und Ehrgeiz strahlten in seinem Gesicht.

»Tun Sie Ihre Pflicht, zukünftiger Drache«, redete Kakkh auf ihn ein. »Bereiten Sie Ihren Nachkommen der nächsten tausend Generationen Ehre.«

»Für meine Söhne«, stimmte der Mensch bereitwillig zu, »und die Söhne meiner Söhne.« Der Mensch schien überzeugt zu sein, zumindest im Augenblick. Dann wurde zu Kakkhs Bestürzung die Begeisterung auf dem bleichen, schuppenlosen Gesicht von Zweifel verdrängt. Die Blicke des Mannes glitten hin und her, als scheue er sich plötzlich davor, sie auf etwas zu konzentrieren. »Ich hoffe, mein Vertrauen in Sie ist berechtigt«, sagte er zögernd. »Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, wenn ich gewisse Bedenken zum Ausdruck bringe. Sie können nicht abstreiten, dass Sie sich noch stärker als die Fremden von der Föderation von uns unterscheiden.«

Kakkh richtete sich würdevoll auf. »Sind wir nicht die Drachen Ihrer uralten Überlieferung?«, fragte er. »Sind wir nicht die Symbole der Ehre Ihres Reichs?«

»Ich möchte Ihre Ehre nicht in Zweifel ziehen, Freund Drache«, beharrte der Mensch. »Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Sie ehrenvolle Geschöpfe sind, und mir liegen nur die Interessen des Reichs am Herzen. Aber wir haben die Behaglichkeit unserer Abgeschiedenheit so lange genossen, dass es uns schwerfällt, außerhalb unseres Herrschaftsbereichs sogar so ehrwürdige Verbündete wie Sie zu akzeptieren.«

»Wir beabsichtigen nicht, Ihre geheiligten Traditionen zu stören«, versicherte Kakkh ihm. »Fürchten Sie statt dessen die List der Föderation und schlagen Sie jetzt zu, bevor sie Ihr Reich korrumpiert, wie sie schon so viele andere Welten vor Ihnen verseucht hat. Sie müssen Maßnahmen ergreifen – um der Ehre willen.«

Der Mensch nickte ernst. Kakkh glaubte, im Benehmen des Mannes die erneuerte Entschlossenheit feststellen zu können, doch wer konnte schon sicher sein, wenn es um so wertlose Kreaturen ging? Nüstern erweiterten sich am Ende seiner Schnauze, und Kakkh schnüffelte angestrengt, nahm jedoch nur die üblichen Gerüche der Brücke eines Kriegsschiffs wahr. Er freute sich schon darauf, die Gerüche von Pai selbst zu schmecken, nachdem sie die nichtsahnenden Säuger eliminiert und den Planeten so umgestaltet hatten, dass er ihren Bedürfnissen entsprach.

»Ich werde tun, was Sie sagen«, erwiderte der Mensch und zog unter seinen fließenden Gewändern deutlich sichtbar die Schultern hoch. Er verbeugte sich wieder, diesmal tiefer, und der Bildschirm erlosch.

»Ehrloser Tölpel«, sagte Gar. Der jüngere G'kkau schob sich ein Stück den Hügel hinauf. Auf seinen grünen Schuppen spiegelte sich die schwache Innenbeleuchtung der Brücke.

»Wann hat irgendein Wesen, das kein G'kkau war, jemals Ehre gezeigt?«, sagte Kakkh. »Sie alle sind bloß Tiere. Beute.«

»Was ist mit der Föderation?«, fragte Gar. »Ich habe von diesem Picard gehört. Es heißt, er habe die Borg besiegt, und das mehr als nur einmal.«

Kakkh hatte dieselben Berichte gerochen, machte sich aber keine allzu großen Sorgen. Picard hatte eine Schwäche: seine wertvolle Erste Direktive. »Er kann nichts tun, bis der Vertrag in Kraft tritt«, erklärte er. »Wenn der Drache tot ist, wird es nicht zur Hochzeit kommen, und der Vertrag ist hinfällig. Und nachdem der Drache nicht mehr am Leben ist, kann nichts und niemand unsere Marionette mehr daran hindern, die Kontrolle über das Reich zu übernehmen. Unter seiner Herrschaft werden die Pai unserer Invasion keinen Widerstand leisten, und nach einiger Zeit wird der Tod des Verräters nur ein einziger Tropfen in einem Meer aus Blut sein. Und der berühmte Captain Picard, Bezwinger der Borg, wird uns nicht aufhalten können.« Kakkh sog erneut die Luft ein. Diesmal roch er Sieg.

 

Die Tür des Turbolifts glitt auf, und Beverly trat in den Transporterraum eins.

Nein, dachte Picard. Treten war ein zu sachliches Wort. Dr. Beverly Crusher schwebte herein, so wunderschön und exotisch wie die Illustrationen aus einem jahrhundertealten Kinderbuch. Sie trug ein bis zum Boden reichendes Kleid mit gewaltigen Schleppen, die sie hinter sich herzog. Darunter befand sich eine Reihe weiterer Untergewänder, deren unterschiedlich schillernde Stoffe an ihrem Ausschnitt und den Öffnungen der Ärmel auszumachen waren. Das lange Übergewand war pfirsichfarben und grün und wurde von einem komplizierten Muster aus von Bändern umschlungenen Blumen und Ringen geschmückt. Ihr dichtes rotes Haar war am Hinterkopf zurückgebunden und wurde von einem breiten bunten Band gehalten, das bei jeder ihrer Bewegungen flatterte. Ihre Augen hoben sich betörend dunkel von ihrer hellen Haut ab. In einer Hand hielt sie einen kleinen Seidenfächer.

Manchmal vergesse ich einfach, wie attraktiv Beverly ist, dachte Picard bedauernd. Ich bin vielleicht ein Dummkopf. Er trat vor und applaudierte leise. »Sie sehen … bezaubernd aus«, sagte er. Würden sie nicht jeden Augenblick auf den Planeten beamen, hätte er ihr den Arm geboten.

»Bravo«, sagte Riker. Er wartete gemeinsam mit Data am Fuß der Transporterfläche. Fähnrich McKenna, eine blauhäutige Bolianerin, stand hinter den Transporterkontrollen, um das Außenteam nach Pai zu beamen. »Doktor, Sie werden sogar die Braut in den Schatten stellen. Was für ein prachtvolles Gewand.«

»Eine Requisite aus meiner Mikado-Inszenierung«, erklärte sie. »Meinen historischen Recherchen zufolge ist das ein ganz gewöhnlicher Aufzug für einen weiblichen Gast bei einer kaiserlichen Hochzeit. Ich werde da unten wohl das reinste Mauerblümchen sein.«

»Ich hatte zuvor meine Zweifel«, sagte Picard, »muss aber eingestehen, dass ich mich geirrt habe. Das ist ein wunderbarer Einfall, und die Pai werden ihn bestimmt zu schätzen wissen.«

Beverly lachte. »Würden sie in Sackleinen gehen, hätte ich mich vielleicht nicht so schnell dazu bereit erklärt.« Sie musterte Picard und die anderen. »Die Herren sehen aber auch nicht schlecht aus.«

»Ehrlich gesagt …« Picard hielt inne und runzelte die Stirn. »Ich habe diesen … Firlefanz immer verabscheut.« Er zeigte auf seine rotschwarze Galauniform; seine Orden leuchteten diskret an einem schwarzen Schulterstück.

Riker nickte mitfühlend. »Ich weiß, was Sie meinen, Sir. Wir alle fühlen uns in unseren Dienstuniformen wohler. Übrigens … sind Sie sicher, dass wir Phaser tragen sollten? Das kommt mir für eine diplomatische Mission komisch vor.«

»In der Tat«, gab Picard ihm recht. »Doch die Pai bestanden darauf, Krieger zu empfangen. Unseren – zugegebenermaßen lückenhaften – Kenntnissen über die Gebräuche der Pai zufolge erwartet man von einem Mann von Rang, dass er ständig Waffen trägt.«

»Wenn Sie es sagen«, erwiderte Riker achselzuckend.

»Wenn Sie sich unbehaglich fühlen«, sagte Beverly grinsend, »sollten Sie sich mal Deanna ansehen.«

»Sie ist auf dem Weg hierher?«, fragte Riker.

»Worf begleitet sie, aber sie fällt immer wieder über ihre Kleider. Zum Glück steht Worf ihr bei.«

»Ja … zum Glück«, sagte Riker. Obwohl er versuchte, sie so gut wie möglich zu verbergen, hörte Picard die Schärfe in der Stimme seines Ersten Offiziers. Das langsam vor sich hinköchelnde romantische Beziehungsdreieck zwischen Will, Worf und Deanna gab Picard Anlass zur Besorgnis. Bislang hatte die aufblühende Beziehung zwischen dem Klingonen und der Counselor, die noch immer innig mit Will Riker verbunden war, den glatten Ablauf an Bord der Enterprise nicht gestört. Picard hoffte, niemals ins Privatleben eines seiner Offiziere eingreifen zu müssen, war sich jedoch bewusst, dass es hier zu Spannungen kommen konnte.

Aber dieses Problem mussten sie nicht heute lösen. Im Augenblick hatte eine andere Verbindung Priorität, nämlich die lebenswichtige Hochzeit der Grünen Perle und des Drachenerben. »Sie sollten sich lieber etwas beeilen«, sagte er mit einer Spur von Ungeduld.

»Schauen Sie nicht so verdrossen drein, Jean-Luc«, sagte Beverly. »Eine Hochzeit ist normalerweise ein Anlass zur Freude, nicht wahr?«

»Ich werde mich freuen, wenn die Hochzeit vorbei ist«, sagte er. »Bis dahin interessiert mich nur, dass alles glatt verläuft.«

»Das sagt vor jeder Hochzeit immer irgend jemand«, beruhigte Beverly ihn, »und meistens läuft alles glatt. Hier steht zwar ziemlich viel auf dem Spiel, aber es ist trotzdem nur eine Hochzeit.« Hinter ihr öffnete sich mit einem leisen Zischen die Tür des Transporterraums. »Ach, da sind sie ja«, sagte sie und drehte sich anmutig zu den Neuankömmlingen um.

Worf hatte sich dafür entschieden, an Bord zu bleiben, um für die Sicherheit des Schiffes zu sorgen und darauf zu achten, ob ein weiteres Kriegsschiff der G'kkau auftauchte. Daher trug er noch die übliche Dienstuniform mit der breiten, metallisch schimmernden Schärpe über einer Schulter, doch Troi sah so spektakulär aus, wie Beverly es angekündigt hatte. Ihr Gewand ähnelte dem der Ärztin, doch die Stoffe schimmerten leicht und waren in tiefen Blau- und Purpurtönen gehalten. Sie machte unter dem Applaus der anderen einen Hofknicks.

»Ich danke Ihnen«, sagte Troi noch immer kniend und murmelte dann leise etwas vor sich hin. Picard hörte ganz genau, dass das Wort ›verdammt‹ über die Lippen der Counselor kam.

»Stimmt etwas nicht?«, fragte Riker.

»Sie können jetzt wieder aufstehen, Deanna«, sagte Beverly gleichzeitig.

»Das würde ich ja, wäre ich nicht auf den Saum getreten, als ich mich bückte. Wenn ich es jetzt versuche, falle ich der Länge nach hin.« Troi veränderte vorsichtig ihre Position und streckte eine Hand aus, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Verdammt«, fluchte sie erneut.

»Faszinierend«, stelle Data fest. Picard fragte sich, ob er damit Deannas Aufmachung meinte, ihre Ausdrucksweise oder die Haltungsprobleme.

Riker trat vor, um Troi zu helfen, doch Worf stand bereits neben ihr. »Darf ich, Counselor?«, sagte der Klingone. Er ergriff ihre Arme und zog ihren Körper mühelos hoch, bis ihre Füße ein paar Zentimeter über dem Boden schwebten, bevor er sie wieder absetzte.

»Danke, Worf«, sagte sie. Riker stand steif daneben.

Picard entschloss sich, mögliche Spannungen aufzulösen, bevor sie entstehen konnten. »Mr. Worf«, sagte er sachlich. »Bitte begeben Sie sich auf die Brücke. Falls die Sensoren irgend etwas erfassen, das einem Schiff der G'kkau ähnelt, möchte ich sofort davon erfahren.«

»Verstanden«, sagte Worf. Die Tür öffnete sich zischend, und er marschierte aus dem Transporterraum. Picard und der Rest des Außenteams nahmen ihre Plätze auf der Transporterfläche ein. Troi geriet leicht ins Stolpern, als sie hinaufstieg. Mit offensichtlicher Verärgerung zog sie den Saum ihres Gewandes hoch.

»Je länger ich mich in diesem Ding bewegen muss«, sagte sie, »desto mehr weiß ich Hochzeiten zu schätzen, bei denen alle nackt erscheinen.«

Diese Mission nimmt keinen guten Anfang, dachte Picard grimmig. »Fähnrich McKenna, Energie.«