Rock-Urgestein nennt man Bands oder Musiker, die seit Jahrzehnten und damit seit der Gründerzeit des Rock-Business dabei sind. Gemeint ist die Zeit, als Bands zu Flaggschiffen der Bewegung wurden wie die Rolling Stones oder Status Quo. Die Wurzeln beider britischer Kapellen liegen in der Zeit zu Beginn der sechziger Jahre, und sowohl die Stones als auch Status Quo haben es als aktive Gruppen bis ins sechste Jahrzehnt ihres Bestehens geschafft, bei vollen Sälen und Arenen aus eigener Kraft, gerne auch mit einem aktuellen Album im Gepäck. Es spricht für den Humor von Status Quo, wenn sie im Albumtitel das signalisieren, wofür sie immer verspottet wurden, nämlich mit drei Akkorden pro Song Hits in Serie zu fertigen: »In Search Of The Fourth Chord«. Dabei hatte alles viel komplizierter angefangen mit Songs wie »Pictures Of Matchstick Men«, »Ice In The Sun« oder »Technicolour Dreams« in der psychedelischen Phase der späten Sechziger. Da jaulten Wah-Wah-Pedale, klirrten Gitarrensoli und schwirrten Soundeffekte aus den Boxen, dass einem schwindlig wurde. Dass die Musiker von Status Quo selbst noch nicht genau wussten, wo die Reise einmal hingehen würde, zeigt die Tatsache, dass ihr erster Hit »Pictures Of Matchstick Men« zunächst als Single-B-Seite zu dem weniger spektakulären »Gentleman Joe’s Sidewalk Cafe« erschien.
Dennoch konnte sich »Matchstick Men« 1968 in den Top 10 der britischen Charts platzieren. Der Anfang war gemacht. Inzwischen war auch Francis Rossis langjähriger Freund Rick Parfitt mit an Bord, der die nächsten Jahrzehnte neben dem Frontmann Rossi Mähne und Gitarre schwingen würde. Zunächst trat die Beat-Combo in kleinen Clubs vor Teenager-Publikum auf. Die Musiker selbst waren gerade mal 20 Jahre alt. Nach den ersten Charts-Erfolgen wollten sie sich vom Teenybopper-Image lösen, das ihnen die Medien verpasst hatten und experimentierten mit Balladen im Bee Gees-Stil. Das Album »Spare Parts« von 1969 dokumentiert diese Phase mit Songs wie »Are You Growing Tired Of My Love«, der gut in die Zeit passte, aber nicht das wirkliche Potential der Band reflektierte.
Mit den siebziger Jahren entwickelten Status Quo den für sie typischen Boogie-Rock und Hits wie »Down The Dustpipe«, »Paper Plane«, »Down Down« oder »Rockin’ All Over the World«.
Der hypnotisch hämmernde Rhythmus verfehlte vor allem auf der Bühne seine Wirkung nicht. Status Quo-Konzerte wurden zu Verbrüderungsritualen mit den Fans. Die Musiker verzichteten auf Glamour und Schminke, kamen wie ihr Publikum in Jeans und Turnschuhen und gaben sich auch sonst recht unkompliziert. Francis Rossi hatte sich seine langen Haare straff zum Zopf gebunden, Rick Parfitt trug seine blonde Mähne offen. Die Besetzung der Band um diesen harten Kern bei Status Quo blieb lange stabil. Bei den Fans gelten sie als eine Gemeinschaft auf Kumpelbasis, die gerne mal ein Bier zusammen trinken und vor allem Spaß an ihrem gemeinsamen Hobby, der Musik, haben wie die Leute vor der Bühne auch.
Ein längeres Gespräch mit den Frontmännern der Band versprach genug Material in Form von Geschichten herzugeben, um damit eine zweistündige »Leute«-Sendung bei SWR 1 zu füllen. Nach einigen Telefonaten mit dem örtlichen Veranstalter und dem Tour-Management einigten wir uns auf einen Termin in Nürnberg, der einige Tage vor den Konzerten in Baden-Württemberg lag. Die Sendung würde dann ausgestrahlt werden, wenn Status Quo im Lande wären und so der Kartenverkauf angekurbelt. Das Treffen mit Francis Rossi und Rick Parfitt fand an einem Sommertag im Juni im Nürnberger Serenadenhof zwischen Soundcheck und Konzert statt. Rossi und Parfitt hatten draußen in der Sonne gelegen und wirkten noch etwas müde. Die Tour laufe gut, erzählten sie beim Anfangsgeplänkel in ihrem typisch südenglischen Akzent Londoner Prägung. Die Open Airs bei schönem Wetter machten allen einen großen Spaß. Für Status Quo war es wieder mal eine Jubiläumstour. Wir schrieben das Jahr 2001, und die Band feierte ihr 35-jähriges Bestehen auf der »Rockin’ All Over Germany Tour«. Diesen Namen hatte es schon öfter für eine Tour von Status Quo gegeben.
»Das stimmt«, antwortete Francis Rossi. »Das machen wir aus Gründen der Kontinuität, hier konsequenter als in England. Wozu sollen wir uns auch immer wieder einen neuen Titel ausdenken. Nur das Jahr ändert sich.«
»Das Jahr ist ein gutes Stichwort, wegen des Bandjubiläums. War das mit dem 35. Jahrestag nicht eigentlich schon voriges Jahr?«, wollte ich wissen. Denn die Angaben über die tatsächliche Gründung von Status Quo, die sich vorher Scorpions oder Spectres nannten, schwanken. Rick Parfitt grinste und rechnete mir vor: »Wenn wir vom Gründungsjahr 1962 ausgehen, dann haben wir im nächsten Jahr unseren Vierzigsten. 1965 haben Francis und ich uns kennengelernt, und 1968 hatten wir unseren ersten Hit. Es gibt also drei Daten, von denen man ausgehen kann. Mal sehen, was sich so ergibt. Mit Bezug auf 1968 könnten wir dann bald 40 Jahre Hits feiern.«
»Ab wann kann man denn von einer stabilen Band sprechen? Kam das mit der Namensfindung von Status Quo?«
Francis Rossi kratzte sich am Kopf und dachte nach: »Von 1962 bis 1967 nannten wir uns alle paar Monate anders. Mal waren wir die Spectres, mal die Scorpions, dann Traffic oder Traffic Jam und schließlich Status Quo.«
»Welche musikalische Richtung wolltet ihr denn 1962 einschlagen?«, fragte ich Rossi.
»Die Einflüsse kamen von Little Richard, Gene Vincent, Jerry Lee Lewis, den Everly Brothers, aber auch von den Shadows und den Tornados. Dann wollten wir aber auch mal neues Material spielen wie eine richtige Rockband. Letzte Nacht dachte ich, wir sind eine Rock’n’Roll-Pop-Blues-Country-Band. All diese Stile haben wir in unserem Spiel vereint. Das ist es, was Status Quo bedeutet.«
»Und dann hat sich mit Francis Rossi und Rick Parfitt ab 1967 ein festes Songschreiber-Team herausgebildet?«, richtete ich meine Frage an Rick Parfitt.
»Die hießen da noch Traffic«, antwortete er. (Die Band hatte aber nichts mit Traffic von Steve Winwood zu tun, die zur gleichen Zeit in England existierte.) »Die waren zu viert und brauchten mal eine neue Stimme. Für mich wurden daraus die nächsten 35 Jahre«, lachte Parfitt.
»Daraus hat sich nicht nur eine Arbeitsgemeinschaft entwickelt, sondern auch eine Freundschaft?«
»Vom ersten Tage an, das war schon 1965«, sagte Rick. »Francis wurde der erste richtige Freund für mich, seit meiner Schulzeit. Ein absoluter Glücksfall, weil sich unsere Zusammenarbeit über all die Jahre so gut erhalten hat. Fast wie eine Fügung, die von irgendwo vorherbestimmt schien, und für die wir beide sehr dankbar sind.«
»So richtig ging es ja mit Status Quo los, als ihr 1968 ›Pictures Of Matchstick Men‹ in die Charts brachtet. Wusstet ihr, dass das ein Hit werden könnte? Hat man so was im Gefühl?«
»Absolut nicht«, sagte Francis Rossi. »Seit 1966 hatten wir einen Plattenvertrag und auch diverse Singles eingespielt. Ein Jahr vor ›Matchstick Men‹ hatte ich versucht, so was wie ›Hey Joe‹ von Jimi Hendrix zu fabrizieren. Dann kam ein Toningenieur auf die Idee mit dem Phasing bei der Gitarre. Damals war gerade dieses Psychedelische in der Musik angesagt. Da standen wir dann als Rockband und hatten einen Hit mit psychedelischer Musik. Das war alles ein bisschen verwirrend, aber wir brauchten nun mal einen Hit, um richtig loszulegen mit der Bandkarriere.«
Und Rick ergänzte: »Zu allem Überfluss wollte die Plattenfirma ›Gentleman Joe’s Sidewalk Cafe‹ als A-Seite herausbringen. Schon bei der Arbeit im Aufnahmestudio spürten wir, dass eigentlich ›Matchstick Men‹ die bessere Nummer war. Also wurden die Seiten getauscht, und unser selbstgeschriebener Song wurde weltweit ein Hit, sogar in Amerika.«
»Das war damals ein völlig neuer Sound, den man so noch nie gehört hatte. War das die Musik, die ihr schon immer machen wolltet?«
»Nein«, sagte Rick, «das war eine völlig neue Richtung. So etwas wie das Gitarrenphasing hatten wir zuvor nie probiert. Das markante Riff mit den vier Akkorden war von Anfang an da, aber auch zwei verstimmte Gitarrensaiten. Zusammen mit dem Text war das Lied dann das unverkennbare Stück, wie man es bis heute kennt. Dem konnte man einfach nicht entkommen.«
»Was macht man eigentlich nach einem so gelungenen Plattendebüt? Am besten gleich den nächsten Hit?«
»Das ist viel schwerer als man gemeinhin denkt«, sagte Francis. »Wir machten einen Song, der fast genau so klang, das klappte aber nicht.« (Gemeint ist »Black Veils Of Melancholy« im gleichen Stil wie »Matchstick Men«, die Single floppte.)
»Dann versuchten wir es mit ›Ice In the Sun‹, einem Song von Marty Wilde (Vater von Kim Wilde) und Ronnie Scott, zwei Leuten aus unserem Verlag, die uns ihr Lied glücklicherweise überließen. Das wurde dann unser nächster Hit, nicht ganz so groß wie ›Matchstick Men‹, aber immerhin ein Chart-Erfolg. So ging es eine Weile weiter: ein Hit, ein Flop, ein Hit, ein Flop. Irgendwann kam dann ›Dustpipe‹. Von da an ging es nur noch Hit, Hit, Hit, Hit. Es fing eben ganz langsam an bei uns.«
»Andererseits war es das Beste, was uns passieren konnte«, warf Francis ein. »Wenn ich so sehe, wie es anderen geht, die sofort den ganz großen Wurf landen. Es ist so schwer, das Niveau zu halten. Bei uns ging es rauf und runter. Daraus haben wir viel gelernt, auch dass zwei Hits noch keine Karriere sind. Wir wollten ja nicht nach fünf Jahren wieder verschwunden sein. Es sollte schon was auf Dauer werden. Mit dieser Erfahrung sind wir das geworden, was wir heute sind.«
»Nach den ersten Erfolgen und vor den großen Hits im Boogie Rock-Stil gab es ein paar stilistische Besonderheiten wie die Ballade ›Are You Growing Tired Of My Love‹. So etwas gab es vorher und auch später von Status Quo nicht mehr zu hören. Wie kam es dazu?«
Francis machte nur kurz »hmm«, leicht spöttisch wie mir schien.
»Ach, das war eine Nummer von unserem Produzenten John Schroeder, dem gerade sein Mädchen davon gelaufen war. Sehr, sehr emotional das Ganze.«
Rick war der Sänger dieser Ballade und das zum ersten Mal auf einer Status Quo-Single.
»Schroeder wollte, dass ich singe wie die Bee Gees«, sagte er. »Mit diesem Vibrato in der Stimme. Ich war ja damals erst 18. Das war ein schöner Song, aber viele Leute fragten sich, wohin bewegen die sich denn jetzt? War das eigentlich vor ›Dustpipe‹ oder danach?«, wandte sich Rick Parfitt an Francis Rossi. »Das war davor«, knurrte der. »Eine kleine Überraschung für viele Leute, ein schönes Liedchen.«
»Mit den siebziger Jahren ging es dann aber richtig los mit der Karriere bei Status Quo«, läutete ich das nächste Kapitel ein.
»Dafür haben wir aber auch hart gearbeitet«, entgegnete Francis Rossi und hob beschwörend die Hände. »Das hört sich immer so an, als wären wir die richtige Band zur rechten Zeit gewesen. Wir entwickelten das Konzept einer bluesigen Rockband, ohne dass wir uns bewusst gewesen wären, wohin die Reise geht. Ständig überlegten wir, was machen wir nur?«
»Wir waren ja noch sehr jung und probierten einfach alles mal aus, ohne uns groß Gedanken zu machen, was wir da eigentlich taten«, sagte Rick. »Wir machten uns selbst keinen Druck, glaubten aber immer an unseren Erfolg. Wir waren eine gute Band und kümmerten uns nicht darum, was die Leute von uns hielten. Wir haben immer unser Ding durchgezogen, all die Jahre. Deshalb sind wir auch immer auf dem Boden geblieben, bis heute. Dafür liebt uns das Publikum. Wir sind ganz normale Typen, überhaupt nicht abgehoben.«
»Das konnte aber damals, Anfang der siebziger Jahre, noch niemand vorhersehen, dass Status Quo einmal eine so langlebige Band sein würden. Gerade in jener Zeit lösten sich viele Bands auf wie die Beatles oder drifteten auseinander und gründeten sich neu in sogenannten Supergroups wie Emerson, Lake & Palmer oder Humble Pie. Solo- und Superstars traten an wie Elton John, Alice Cooper oder Rod Stewart. Ihr habt aber immer für das Band- und Gruppenfeeling gestanden.«
»Wir haben uns eben nie als etwas anderes gesehen als eine Rockband. Rod Stewart, Elton John und die Leute, die du nanntest, würden als Kopf einer Band wenig Sinn machen. Die waren immer Solisten, auch als sie noch in einer Band spielten, wie Rod Stewart bei Steampacket, bei der Jeff Beck Group oder bei den Faces«, sagte Francis. »Wir wollten immer nur eine Band sein, weil wir das Teamfeeling brauchen. Und das gilt auch heute noch. Na ja. Vielleicht habe ich mal mit dem Gedanken gespielt, es auch mal allein zu versuchen. Aber ich hatte nie dieses Ich-Gefühl. Rick und ich fühlen uns wohler im Team.«
Rick nickte zustimmend und sagte: »Worauf es uns ankommt, ist das Kameradschaftsgefühl. Wir haben gerade auf Tour jede Menge Spaß und freuen uns jedes Mal, wenn es wieder losgeht, gemeinsam auf der Bühne zu stehen und zu sehen, wie alles so wunderbar funktioniert. Ich scheue mich nicht, Verantwortung zu übernehmen, aber es ist besser, alles verteilt sich auf fünf Schultern, wie neulich, als mitten im Konzert der Generator abschmierte. Da stehst du dann nicht allein in der plötzlichen Stille auf der Bühne.«
»Das Gefühl der Kameradschaft teilt sich von der Bühne aus mit, geht auf das Publikum über und kommt von dort wieder zurück«, ergänzte Francis. »Das hat sich über die Jahre entwickelt. Es genügt nicht, seine Songs nur runterzuspielen. Wenn die Band in sich gut funktioniert, wie sie das jetzt wieder tut, dann kommt mehr als nur Musik von der Bühne. Es sind Schwingungen, die die Fans auch wieder zurückgeben. Dieses Gefühl ist wie Magie für mich.«
Ich kam auf ein markantes Datum zu sprechen, das nicht nur für die Bandgeschichte von Status Quo bedeutsam war, den 13. Juli 1985. Das war der Tag des berühmten Live Aid-Konzerts, das zeitgleich in London und Philadelphia ausgetragen wurde.
»Ihr habt den Konzertmarathon im Londoner Wembley Stadion damals eröffnet«, erinnerte ich Rick und Francis an jenen historischen Moment. Francis Rossis Augen begannen zu leuchten. »Ich weiß noch, wie Bob Geldof bei mir anrief und fragte, ob wir bei Live Aid mitmachen würden. Das war ein irrer Tag, für alle, die dabei waren. Es gab auch ’ne Menge zu trinken und so. Vorher trafen wir Bob im Büro unserer Plattenfirma. Dort besprachen wir unseren Live-Auftritt und gaben zu bedenken, dass die Band zurzeit nicht in ihrer Bestform wäre. Unser Bassist war auch gerade in Australien.«
Und Rick fuhr fort: »Bob meinte aber, unsere Teilnahme wäre ihm wichtig, egal in welcher Form wir gerade wären. Also holten wir Alan zurück von Australien. Wir sollten ja nur ein paar Songs spielen und kein ganzes Konzert. Im Nachhinein bin ich echt froh, dass wir dabei waren. Francis sicher auch, besonders, weil wir das Spektakel eröffnen durften. Heute würde ich uns in der damaligen Verfassung nicht auf die Bühne lassen. Dieser Tag hatte schon was ganz Besonderes.«
»Ja«, bestätigte Francis. »Das war die bis dahin größte Fernsehveranstaltung mit schätzungsweise zweieinhalb Milliarden Zuschauern. Dafür ist Bob Geldof heute noch zu danken. Er war motiviert durch das Elend, das er in Afrika gesehen hatte. Er wollte die Menschen bewegen, etwas dagegen zu tun. Größer hätte man es wohl auch kaum machen können, wenn ich daran denke, wie viele prominente Künstler da aufgetreten sind, auch in Amerika. Die ganze Welt rockte an diesem Tag.«
»Es hatte bis dahin immer geheißen, etwas Größeres als Woodstock könnte es nicht mehr geben«, warf ich ein.
»Es war ja auch kein Rock-Konzert wie Woodstock. Da hat man bezahlt, um Bands zu sehen. Hier gab es außer dem Live-Publikum noch Fernsehzuschauer, und das weltweit. Sie alle waren sich bewusst, etwas gegen die Notlage in Afrika zu tun. Die zahlenden Zuschauer und die Künstler auf der Bühne standen alle im Dienst derselben Sache. Man hatte das Gefühl, ein gemeinschaftliches Ganzes zu sein. So wie damals habe ich das nie wieder empfunden«, sagte Francis und Rick fügte hinzu: »Alle hatten das Gefühl zu helfen. Es war ein Tag in unserem Leben, an dem wir einen Auftritt von 20 Minuten hatten. Die Leute kamen und bezahlten, um uns zu sehen. Also gebührt eigentlich den Leuten der Dank. Sie bezahlten für uns, spendeten aber für eine gute Sache. Wir haben das Geld eingetrieben, sie haben es gegeben.«
Status Quo hatten zur Eröffnung von Live Aid folgende Titel gespielt: »Rockin’ All Over The World«, »Caroline«, »Don’t Waste My Time«.
Zu den Meilensteinen in der Karriere von Status Quo gehörte auch ein Konzert in Knebworth vor 200 000 Leuten im Jahre 1986. Ich wollte von den beiden Musikern wissen, welche Bedeutung diese Rekordzahlen für sie haben.
»Das war ein Festival, dessen Erlös zur Finanzierung einer Einrichtung für Musiktherapie gedacht war. Eine für uns sehr befriedigende Aktion, weil eine halbe Stunde unserer Zeit genügte, um eine Institution zu schaffen, in der autistischen Kindern geholfen werden kann«, erklärte Francis Rossi. »Bei der Eröffnung waren wir dabei. Ich dachte mir, da hast du an einem beliebigen Tag ein paar Stunden geopfert für einen Auftritt, und nun steht da dieses massive Gebäude. So etwas ist äußerst befriedigend.«
Status Quo hatten 1994 eine Hitsingle mit dem Titel »Come On You Reds«. Die war 15 Wochen lang Nummer 1 in England. In Deutschland wurde sie kaum wahrgenommen, weil es ein Lied für den englischen Fußball Club Manchester United war, der hier auch als Chor mitsang. Es war das einzige Mal, dass es einer solchen »Club-Nummer«, von denen es viele gab, glückte, bis an die Spitze der britischen BBC-Charts zu gelangen.
»Dabei bin ich überhaupt kein Fußballfan«, lachte Francis Rossi, »und schon gar nicht von Manchester United. Aber ich war mir bewusst, dass Fußball-Lieder immer ganz gut gelaufen sind. Als man uns bat, einen Fußball-Song zu schreiben, taten wir alles rein, damit das auch ein Hit wird. Die meisten Fußball-Lieder finde ich grässlich. Deshalb wollten wir es besser machen, und es wurde dann ja auch eine Nummer 1.«
»Man soll ja eine Band oder einen Künstler nie danach fragen, wie lange er noch zu arbeiten gedenkt. Deshalb frage ich mal so: Macht ihr so lange weiter, wie es euch Spaß macht?«
Die beiden schauten sich kurz an. Rick Parfitt schob die Unterlippe etwas vor und sagte: »Also, ich könnte mir gut vorstellen, die 40 Jahre voll zu machen. Das hieße konkret bis 2008. Erstmal bis dahin, und dann wollen wir weitersehen.«
Wie wir alle wissen, haben Status Quo deutlich über das Jahr 2008 hinaus weitergemacht, wenn auch mit einigen Rückschlägen, die vor allem auf den Gesundheitszustand von Rick Parfitt zurückzuführen sind. Er überstand schon 1996 einen Herzinfarkt, nach dem ihm mehrere Bypässe eingesetzt wurden. Im Dezember wurde bei dem Kettenraucher eine Wucherung im Rachen diagnostiziert mit dem Verdacht auf Krebs, der sich aber nicht bestätigte.
Am 31. Dezember 2009 wurden Francis Rossi und Rick Parfitt für ihre Verdienste mit dem »Order Of The British Empire« geehrt, dem jüngsten der britischen Ritterorden.
2010 brachte Francis Rossi sein zweites Solo-Album »One Step At A Time« heraus, das er mit einer Tour begleitete, bei der auch Musiker von Status Quo dabei waren.
Für weitere Anlässe zu Bandjubiläen besteht bei Status Quo kein Mangel.