21. Das Prickeln
(Eliana – Cycle)
Donovan
Tag eins in der Hütte. Es ist später Abend. Irgendwann um elf, zwölf, was weiß ich.
Das Wasser läuft über meinen Körper. Der Wind, der darüberstreicht, lässt mich frösteln, als ich mich aus dem Pool stemme. Fahrig greife ich nach dem Handtuch von der Liege hinter mir und rubble mir durch die Haare. Dabei sieht Valentina Moreno noch einmal lasziv über ihre Schulter. Sie ist auch soeben aus dem Pool gestiegen. Ihre üppigen Rundungen in dem schwarzen Bikini glänzen vom Wasser.
Sie winkt mit den Fingerspitzen, als ich ihren Blick erwidere, und schlendert dann zu den Liegen auf der anderen Seite des Pools. Dabei ist sie immer noch etwas durcheinander, weil ich sie gerade fast zum Kommen gebracht habe, um mich abzulenken.
Ich habe ihren Mund mit meiner Zunge gefickt, sie ein wenig von innen ertastet und an ihrem Hals und Kinn entlanggeleckt, dabei habe ich ihr zugeraunt, was ich alles noch mit ihr machen will. Nun bin ich steinhart, aber ich habe sie nicht gevögelt.
Es gibt jetzt nämlich tatsächlich wichtigere Dinge. Zum Beispiel, den angepissten Marcello, auf den ich aufpassen muss. Angepisst ist er schon seit dem Moment, in dem Salva uns mitgeteilt hat, dass Ilaria bei ihm mitfährt, und auch schon die Autotür geschlossen hat. Aber Marcello ist nicht der einzig Angepisste. Auch in mir brodelt es schon den ganzen Abend unentwegt.
Wegen dieses Putzeimers: Rowan.
Es ist eine Schande, dass ich mit ihm verwandt bin. Denn obwohl dieser skrupellose Bastard Alyssa wieder erfolgreich an sich gebunden hat und sie offiziell seine Begleitung ist, obwohl er also seinen Abend mit der schönsten Frau des Planeten verbringen könnte, macht er das mit dieser kleinen, schwarzhaarigen Kolumbianerin namens Ana . Ich weiß, wieso – für irgendeinen ominösen Auftrag. Er soll irgendwelche Informationen aus dieser Ana Sanchez herausbekommen. Dabei ist es anscheinend völlig egal, ob er jemandem wehtut. Scheißegal, wie Alyssa sich dabei fühlt und wie entwürdigend das für sie sein muss. Ich hasse es, wenn Frauen entwürdigt werden, die mir etwas bedeuten. Schon den gesamten Tag über musste ich mich mit aller Kraft davon abhalten, ihm einfach so einen Kinnhaken zu verpassen. Stattdessen habe ich mich um Alyssa gekümmert und sie abgelenkt, was mir zum Glück ganz gut gelungen ist. Dann habe ich es selbst nicht mehr ausgehalten und bin in den Pool gesprungen. Ich hätte Rowan sonst beim Essen einfach über die Brüstung gestoßen. Und nun ist Alyssa auch noch verschwunden, verdammte Scheiße.
»Wo ist Alyssa?«, frage ich den wütenden Hulk, der es sich auf einer der Liegen gemütlich gemacht hat. Irgendwie hat sich mittlerweile die halbe Belegschaft zum Pool begeben.
»Ist ins Haus abgerauscht.« Marcello ist abgelenkt und ich weiß natürlich, wen er anstarrt. Ich muss seinem Blick nicht mal folgen.
Denn Ilaria hat wohl neuerdings einen Todeswunsch. Sie treibt in ihrem Monokini auf einer Luftmatratze über das Wasser. Sie ist schon äußerst betrunken und alle sind bereit, einzugreifen, falls sie ins kühle Nass stürzt. Nur Marcello nicht. Der würde sie im Moment ertrinken lassen. Sie hat sich heute schon den gesamten Abend über Dinge geleistet, von denen ich weiß, dass sie Marcello überhaupt nicht gefallen. Sobald ihre Familie dabei ist, scheint Ilaria mehr aus sich herauszugehen. Wahrscheinlich verlässt sie sich dahingehend auf den Schutz ihres Bruders. Aber Salva wird ihr nicht helfen können, wenn die tickende Bombe namens Marcello explodiert. Vielleicht hat sie aber auch von Marcellos Verhalten die Schnauze voll und will ihm etwas von seiner Medizin zurückgeben. Ich weiß es nicht.
Marcellos Blick ist auf jeden Fall extrem starr. Er rast innerlich. Alles an ihm wirkt zum Sprung und Schlag bereit, als er unheilvoll einen Schluck Bier trinkt. Gott bewahre, dass sich Ilaria jetzt irgendein Mann nähert. Dann wird es Tote geben und ich will gerade eigentlich keine Toten.
»Ich schaue mal nach Alyssa«, verkünde ich etwas unbehaglich.
»Ja, Donovan. Tu das. Schau nach Alyssa«, antwortet Marcello mit gefährlich leiser Stimme und ich verziehe mein Gesicht.
»Ich bin gleich wieder da, okay? Bring niemanden um, Marcello!«, fordere ich angespannt, aber Marcello reagiert nicht. Denn Marcello hat genau das vor und Donovan sollte jetzt schleunigst verschwinden.
Mit einem äußerst mulmigen Bauchgefühl wende ich mich ab. Er wird schon niemanden umbringen, wenn ich fünf Minuten weg bin.
Fünf Minuten!
Ich werde Alyssa finden, sie an der Hand hinter mir herschleifen und dann einen tollen Abend mit ihr verbringen, wie wir es die letzten Wochen schon so oft getan haben. Und wenn Rowan etwas dagegen hat, verpasse ich ihm einfach einen Headnut. Ganz einfach.
Nein, wirklich. Dieser Rowan pisst mich an. Auftrag hin oder her – wieso hat er Alyssa zurückgeholt und mit hierhergenommen? Um sie dann alleine sitzen zu lassen? Wieso hat sie ihm überhaupt noch eine Chance gegeben? Ich verstehe das nicht, allerdings konnte ich mit ihr auch nicht darüber reden, denn seit dem Casa del Nero haben wir kein Gespräch mehr miteinander geführt. Jedes Mal, wenn ich bei ihr vorbeikam, ist sie geflüchtet. Zu meinem Opa ins Büro, zu ihrer Mutter, zu ihrer Schwester, unter die Dusche – sogar einmal zu Salva. Ich verstehe schon, wieso sie davonläuft. Aber jetzt ist es an der Zeit, ihr klarzumachen, dass es kein Entkommen mehr gibt, wenn ich das nicht will.
Ich betrete das Innere der Hütte. Der Boden ist kühl unter meinen Füßen und es scheint genug Licht von draußen herein, sodass ich mich zurechtfinde. Ich lasse meinen Blick schweifen, aber der Wohnraum scheint leer zu sein. Wahrscheinlich ist Alyssa hochgegangen, also werde ich ihr natürlich folgen, um mit ihr zu reden. Nicht, um sie zu vögeln. Nein, nein! Obwohl ich natürlich nicht Nein sagen würde, sollte sie sich zufällig auf meinen Schwanz setzen.
Etwas abgelenkt von diesem Gedanken umrunde ich den Tresen und betrete die Küche. Dann schreie ich auf, woraufhin Alyssas Schrei folgt.
FUCK!
Diese Irre sitzt einfach in der Dunkelheit auf dem Küchenboden. Ich verrecke gleich, weil mein Herz so heftig in meiner Brust trommelt, dass es wohl jeden Moment den Geist aufgibt. Und zwar aus unguten Gründen.
»Fuck!«, stoße ich atemlos aus und halte mich mit einer Hand am Tresen fest, während ich mir die andere gegen die Brust drücke. Jetzt habe ich mir aber fast in die Hosen geschissen! Dieses kleine Monster! Ständig erschreckt es mich!
»Bist du irre?«, fahre ich sie ungehalten an. Alyssa klammert sich an der Wodkaflasche fest, die zwischen ihren verschränkten Beinen steht. »Musst du mich so erschrecken?«
»Sorry!«, ruft sie aus, wobei sie selbst ganz erschüttert wirkt.
»Was machst du hier überhaupt?«, blaffe ich weiter.
»Ich trinke.« Sie wedelt mit der Flasche in der Luft.
»Alleine auf dem Küchenboden in der Dunkelheit?«
Eine Weile mustern wir uns einfach nur, während wir zu Atem kommen. Sie sieht wirklich sehr verloren und sehr bezaubernd aus, wie sie da so in ihrem pastellgelben Bikini auf den weißen Fliesen sitzt und ihre goldblonden Haare sich chaotisch auf ihren Schultern verteilen. Der Blick ihrer graublauen Augen ist schon etwas trüb, aber ich sehe noch so viel mehr darin. Vor allem aber diesen Schmerz, den sie schon den ganzen Tag mit sich herumträgt. Das gefällt mir nicht, das sollte so nicht sein.
»Scheint so«, antwortet sie schließlich und betrachtet das Etikett der Flasche. »Und du?«
»Ich mag es nicht, wenn du auf dem Boden sitzt«, fällt mir spontan auf, also strecke ich ihr auffordernd meine Hand entgegen. Es reicht jetzt! Mit einem kleinen Lächeln legt sie ihre Finger sofort in meine. Sie sind so zierlich. Meine Hand prickelt, als ich Alyssa auf die Beine ziehe.
Sehr klein, sehr hübsch steht sie vor mir. Sehr hart wird mein Penis – schon wieder.
»Okay, jetzt setz dich auf die Anrichte«, fordere ich etwas heiser.
Schulterzuckend stellt sie die Flasche auf der weißen Fläche ab, stützt ihre Hände hinter sich auf die Kante und zieht sich mit einem Ruck auf die Anrichte. Jetzt wird sie vom Mondschein erhellt. Das tut ja fast weh. Wortwörtlich. In meiner Badehose, aber ich weiche dennoch nicht zurück. Ganz im Gegenteil.
Mit der Hüfte lehne ich mich neben ihren Schenkel, nehme den Wodka und trinke erst mal einen Schluck. Aufmerksam beobachtet Alyssa mich dabei. Noch immer liegt ein leichtes Lächeln auf ihren vollen Lippen, was sie noch schöner macht als sowieso schon. So pur. So anziehend.
»Was ist los?«, frage ich direkt.
Alyssa greift wieder nach der Flasche und senkt den Blick darauf, als sie an dem Etikett herumpult. »Ach, eigentlich gar nichts.« Sie seufzt. »Ich bin manchmal nur ein bisschen dumm.«
»Dumm würde ich das nicht nennen.« Ich denke mal, sie spielt darauf an, dass sie wieder mit Rowan anbandelt. »Nur selbstzerstörerisch.«
»Ich bin dumm, weil ich eigentlich weiß …« Sie stockt.
»Dass er dir nicht guttut«, vervollständige ich ihren Satz.
»Auch. Was ich aber auch weiß, ist, dass er tun muss, was er gerade tut. Und ich sollte jetzt nicht eifersüchtig sein.«
»Das ist doch scheißegal, ob er das tun muss oder nicht. Niemand sollte dabei zusehen müssen, wie derjenige, für den man etwas empfindet, mit einer anderen Person rummacht«, spreche ich aus eigener Erfahrung, denn mir geht es mit Alyssa nicht anders. Schon bei meiner Ankunft in der Hütte wäre ich fast explodiert, weil Rowan sofort sein Revier markiert hat. Mir war klar, was er mit Alyssa ein Stockwerk weiter oben getan hat. Und ganz nebenbei wollte Rowan meinen Kopf ficken, was er auch geschafft hat. Aber das wirklich Widerliche daran ist, dass er Alyssa für diese Dinge benutzt. Man sollte eine Frau nicht derart degradieren, insbesondere, wenn sie so zerbrechlich ist wie diese hier vor mir.
»Das hast du nicht verdient, Alyssa«, sage ich ihr nicht zum ersten Mal.
»Der Meinung war ich auch, nachdem ich mit dir geredet habe. Aber dann …« Wieder dieses Schulterzucken. »Dann war ich mir nicht mehr sicher.« Weil Rowan sie manipuliert und in ihrem Gehirn herumpfuscht. Weil er sie glauben und fühlen lässt, was er will. Das alles ist nicht echt.
»Wenn man jemanden dazu zwingen muss, zu bleiben und zu tun, was man will, hat man denjenigen nicht verdient und ihn eigentlich schon längst verloren«, murmle ich nachdenklich und Alyssas Blick schweift über mein Gesicht.
»Manche Menschen brauchen jemanden, der sie zum Bleiben zwingt«, erklärt sie heiser. Ihre Stimme klingt unsicher und es wirkt, als würde sie sich selbst davon überzeugen wollen, um ihre Taten vor sich zu rechtfertigen.
»Es kommt aber darauf an, wie man es tut. Wenn der andere einem etwas bedeutet, sollte man nichts machen, von dem man nicht hundertprozentig überzeugt ist, dass der andere es auch will.« Mein Vater liebt meine Mutter wie verrückt und er würde alles für sie tun, aber er würde sie niemals zwingen, bei ihm zu bleiben, wenn sie wirklich gehen wollte. Er würde ohne sie völlig zugrunde gehen, aber das würde ihn nicht dazu veranlassen, Mom zu schaden. Das ist Liebe. Und seit wann ich mir über so etwas Gedanken mache, weiß ich nicht.
Eigentlich wollte ich mit der Liebe nichts zu tun haben.
Aber dann kam Alyssa Bianchi in mein Leben.
»Ich weiß meistens selber nicht, was ich fühlen oder denken soll«, murmelt Alyssa erstickt und sieht wieder auf die Flasche hinunter.
Kurzerhand trete ich zwischen ihre Beine, nehme ihre kleine Hand und lege sie auf meine Brust. »Wenn es richtig ist, musst du nicht darüber nachdenken, was du fühlst. Du fühlst es einfach.« Was tue ich denn hier? Wieso mache ich das? Und was sage ich da überhaupt?
Alyssa atmet nicht mehr, als sie hektisch zwischen meinen Augen hin und her sieht. Ihr Blick schimmert leicht und mein Herz schlägt immer schneller. Ich habe noch nie die Finger einer Frau so intensiv gespürt. Kein Moment war je so intensiv, wie die Momente, die ich mit ihr erlebe.
Was ist das nur zwischen uns?
»Das fühlt sich nicht falsch an«, gibt sie rau zu.
»Dann ist es das auch nicht«, antworte ich genauso. Die Spannung zwischen uns steigt immer mehr, scheint sich auszudehnen und uns in einen Kokon zu hüllen. Alyssa rutscht mir etwas entgegen. Ich kann ihre Wärme spüren, obwohl sie mich gar nicht mit ihrem Körper berührt. Ich kann eine Wärme spüren, die in meinem Inneren entsteht. Die gleiche Wärme, die ich das erste Mal unter dem Steg in Chicago wahrgenommen habe, als ich Alyssa geküsst habe. Die gleiche Wärme, die ich nachts immer noch auf meinem Mund spüre, wenn ich in meinem Bett liege und an sie denke.
»Ich kann nicht vergessen, wie sich deine Lippen auf meinen angefühlt haben«, murmle ich und betrachte ihren sanft geschwungenen Mund. Nein, wirklich, das kann ich nicht vergessen. In den unmöglichsten Momenten schiebt sich die Erinnerung vor mein geistiges Auge – wie Alyssa geschmeckt hat, wie weich ihre Haut war, wie es sich angefühlt hat, von ihr berührt zu werden, wie sehr sie mich mitgerissen hat.
Alyssa atmet zittrig aus und ihre Finger an meiner nackten Brust zucken. Ich sehe genau im bläulichen Schein, der von draußen hereindringt, wie die Härchen an ihren Armen sich aufstellen. Etwas flackert in ihren Diamantaugen. Etwas, was mich völlig vereinnahmt. Wieder einmal.
»Ich auch nicht«, flüstert sie, aber ihre Stimme bricht.
»Weil es richtig ist«, antworte ich völlig gebannt und habe keine Ahnung, woher diese Worte kommen. Ich weiß nur, dass ich dieser Anziehung nicht mehr widerstehen kann und dass wir richtig sind.
Langsam sieht Alyssa von meiner Brust wieder in meine Augen. In ihren schimmert es gräulich. Sie ist so schön, berührt mich mit nur einem Blick.
»Ich habe Angst«, gibt sie unsicher zu, aber für mich ist das zwischen uns völlig klar, also überbrücke ich auch das letzte bisschen Distanz. Ein Schauer fegt durch mich hindurch, als ich sie so direkt spüre. Sie keucht auf, als unsere Körper sich aneinanderschmiegen.
Fuck, sie ist so warm und weich. So klein. So schützenswert. So duftend. So heiß und leicht bekleidet. Und ich bin steinhart.
»Ich habe auch Angst«, murmle ich und senke meinen Kopf etwas, um mit meiner Nase durch ihr Haar zu streichen. Tief ziehe ich ihren Duft ein. Sie riecht süß und rein. Allein ihr Geruch hat die Macht, einen Mann süchtig zu machen. Und das ist das Problem. Alyssa ist viel zu mitreißend. Viel zu berauschend und verführerisch. Sie bringt mich dazu, über Dinge nachzudenken, die mir zuvor nie in den Sinn gekommen wären. Damit begebe ich mich auf unbekanntes Terrain. Und Unbekanntes macht uns Menschen immer erst einmal Angst.
Ich höre, wie sie tief Luft holt, ehe sie ihren Kopf leicht dreht. Ihr warmer Atem streift immer hektischer meine Wange. »Ich will dir nicht wehtun und ich will nicht, dass du mir wehtust«, wispert sie an meiner Haut.
Hauchzart gleiten meine Lippen über ihre Schläfe und ihre Wange hinab. In meinem Bauch schwirrt es, genau wie in meinem Kopf. Wieso ist es so intensiv? Wieso kann ich mich nicht lösen, kann nicht aufhören, wieso muss ich immer weitermachen? Und wieso hebe ich jetzt meine Hand und streiche mit meinen Fingerspitzen über ihren Schenkel?
Ihre Hand gleitet zaghaft über meinen Kiefer. Sie ertastet, erkundet mich. Ich spüre jeden einzelnen Fingerstreich überdeutlich, während ich über ihr Bein fahre. Erst am Saum ihres Höschens stocke ich. Dort, wo sie sicherlich feucht und heiß ist; dort, wo sich das Paradies befindet.
»Ich will dich küssen«, wispere ich direkt an ihrem Mund, wobei ich mit meinen Lippen über ihre streiche und Alyssa erschauert. Ihre Finger drücken sich in meinen Kiefer und sie drängt sich mir entgegen. Die Lust schwappt über mich in einer gewaltigen Welle und reißt mich völlig mit sich. Gerade will ich sie küssen, ihr Höschen zur Seite zerren, und mich endlich völlig entfesselt in sie schieben, als es hinter uns poltert und wir zusammenfahren. Reflexartig trete ich zurück.
»Fuckstufe«, flucht Maddox Moreno, als er in die Hütte trampelt und den Moment einfach ruiniert.
Fuck!
Schwer ausatmend streiche ich mir durch das noch feuchte Haar, aber er bemerkt uns gar nicht. Er marschiert direkt an uns vorbei, während Alyssa immer noch keuchend zu mir sieht und alles andere gar nicht wahrzunehmen scheint.
Die Badtür knallt und wir sind wieder allein. Die Stille bleibt, genau wie das Prickeln, aber der Moment ist vergangen. Ein paar Sekunden verstreichen, in denen wir uns nur anstarren und die Luft zwischen uns knistert. Nein. Ich werde sie jetzt nicht vögeln wie eine dahergelaufene Schlampe. Nein, ich werde mich jetzt nicht auf sie stürzen. Nein, ich werde sie nicht benutzen.
Heftig blinzle ich, um gegen den Nebel und die wild brodelnde Lust anzukämpfen. Im nächsten Augenblick schiebt sich Alyssa auch schon hektisch auf die nackten Füße.
»Ich … ich gehe jetzt!«, stottert sie atemlos und stolpert an mir vorbei. Ich balle eine Faust und unterdrücke ein Knurren, damit ich sie nicht am Oberarm packe und mit dem Vorderkörper an den Kühlschrank drücke.
»Ich habe einen Kuss gut!«, stoße ich aus, während Alyssa völlig aufgelöst durch das Wohnzimmer und die Treppe nach oben stürmt, als wäre der Teufel hinter ihr her. Mit einem Ausatmen stemme ich mich mit beiden Händen auf den Tresen und versuche, runterzukommen. Mein Herz schlägt immer noch viel zu schnell, die Lust rauscht durch mich. Mein gesamter Körper kribbelt und alles in mir will Alyssa hinterher. Alles in mir will sie besitzen, sie spüren, sie mich spüren lassen, sich in sie schieben.
»Weißt du …«, erklingt mit einem Mal Rowans Stimme direkt hinter mir und ich spanne meine Muskeln an. Sofort wird aus Lust Wut, als ich ihn höre. Mit einem Ruck stoße ich mich vom Tresen ab und drehe mich zu ihm um.
Was will denn dieser Pisser jetzt und wo kommt er überhaupt her?
Ich kann ihm ja mal die Nase brechen. Ich kann ja mal einfach alles an ihm auslassen. Ich kann ihm ja mal zeigen, wie es ist, unterlegen zu sein.
Dieser arrogante Bastard lehnt mit vor der Brust verschränkten Armen am Tresen gegenüber und mustert mich kalt.
»Du hast Glück, dass du zu meiner Familie gehörst. Ansonsten wärst du jetzt Geschichte. Ich mag es gar nicht, wenn sie von irgendwelchen Kerlen in der Dunkelheit angesprochen wird. Ich mag es gar nicht, wenn jemand versucht, sich zu nehmen, was mein ist. Aber zu deinem Glück sind wir ja eine Familie, also kriegst du statt einem Kopfschuss lediglich eine Warnung: Mach das nicht nochmal.« Das alles kommt völlig ruhig und gelassen, aber der Unterton in seiner Stimme ist schneidend. Das alles lässt die Wut in mir fast explodieren.
Was denkt dieser Bastard eigentlich, wer er ist? Denkt er, ich lasse mich von ihm einschüchtern?
Mit zwei Schritten durchquere ich die Küche und stocke direkt vor ihm. Es verlangt mir alles ab, ihn jetzt nicht auszuknocken. Die Wut reißt an mir, zerrt an meinen Organen und vibriert in meinen Muskeln. Sie erschwert mir das Denken, aber ich halte stand.
»Du hast drei Sekunden, deinen Arsch hier rauszubewegen, oder ich reiße ihn dir auf«, gebe ich tonlos von mir, während die wahnwitzigsten Szenarien durch meinen Kopf geistern. Sie haben alle mit Rowans Blut und entfesselter Gewalt zu tun. Ich kann mich kaum noch kontrollieren.
Mein Cousin bedenkt mich mit einem milden Lächeln. »Sag mir nicht, was ich zu tun habe, Donovan de Luca«, antwortet er so nachsichtig, dass ich gepresst durch die Nase ausatme. Mit aller Macht halte ich meine geballten Fäuste gesenkt. Wenn es nicht Rowan wäre, hätte ich schon längst sein verfluchtes Gesicht gegen den Tresen geschmettert, bis es Matsch wäre.
»Doch, das tue ich, Rowan Rush. Ich sage, dir, was du zu tun hast, so wie du es bei ihr tust, weil du Angst hast, dass sie sich gegen dich entscheidet, wenn du ihr ihren freien Willen lässt. Weil du Angst hast, dass sie dann mich wählt«, erwidere ich durch zusammengebissene Zähne und sehe ihm direkt in die Augen. Sein Türkis gefriert zu Eis und seine Muskeln spannen sich an.
Gleich wird es passieren. Gleich wird hier alles explodieren, also wappne ich mich.
»Gibt es hier ein Problem?«, fragt Marcello plötzlich wie aus dem Nichts. Ich höre seine leisen Schritte, als er sich nähert. Aber ich kann mich nicht regen, alles in mir ist auf Rowan fixiert – auch, als Marcello sich hinter mich stellt. »Ein Problem, Rowan?«, wiederholt Marcello nachdrücklicher. »Oder soll ich dir einfach so den Schädel einschlagen? Bin in Laune.«
Auch Rowan lässt sich nicht von mir ablenken, als er »Ja, hier gibt es tatsächlich ein Problem« murmelt. »Aber darum werde ich mich nicht jetzt kümmern.« Er tritt von mir weg und ich drehe starr meinen Kopf, um ihm mit meinem Blick zu folgen. Eine falsche Bewegung und ich. Flippe. Aus.
»Fuck ihn einmal ab und ich rotte deine ganze Sippe aus«, knurrt Marcello. Ich spüre seine Wut in meinem Rücken, was meine noch mehr anstachelt. »Jetzt verpiss dich in die Hölle, aus der du gekrochen bist.«
Marcello nimmt meinen Arm und meine Muskeln spannen sich protestierend an, aber ich zwinge sie, sich zu lockern. Unnachgiebig zerrt er mich an Rowan vorbei und nach draußen. Dabei lasse ich meine Augen nicht von Rowan, der seinen Nacken knacken lässt. Sein Blick ist eine einzige Todesdrohung, steht aber meinem in nichts nach.
Sobald wir an der frischen Luft sind, zieht Marcello mich weg vom Pool, einfach weiter und weiter und immer weiter. Und ich lasse ihn.
Je mehr Abstand zwischen Rowan und mir herrscht, desto besser.
Während Marcello mich außer Reichweite bringt, vermeide ich, an bestimmte Dinge zu denken.
Ich denke nicht daran, wie sich Alyssas zarte Finger auf mir angefühlt haben. Ich denke nicht daran, wie sehr ich sie will und dass sie niemand außer mir berühren sollte. Ich denke nicht an ihren Atem auf meiner Haut, an dieses Prickeln, das immer mächtiger wurde. Und erst recht denke ich nicht daran, wie sie es mit nur einem Blick geschafft hat, mich zu bannen. Ich denke nicht daran, dass es mir scheißegal ist, mit wem ich mich anlegen muss, wenn es um sie geht, und dass ich für sie Dinge tun würde, die noch vor ein paar Wochen unmöglich erschienen.
Ich denke nicht daran, was für Sünden ich bereit wäre, für sie zu begehen. Nämlich alle sieben auf einmal.