DER BUSINESSPLAN IN DER PRAXIS

TIPPS UND BEST PRACTICES

Praktische Anwendung im Unternehmen

Nicht nur in den beiden bereits betrachteten Situationen (Unternehmensgründung und Ein­führung eines größeren Projekts) erweist sich die – in manchen Fällen vorgeschriebene und in anderen empfehlenswerte – Anfertigung eines Businessplans als nützlich, sondern auch um

Empfehlungen

FALLSTUDIE – BARRACUBA

In dieser fiktiven Fallstudie soll die Eröffnung einer neuen Bar in der Innenstadt betrachtet werden. Inhaber ist ein ehemaliger Student, der sich gerne an seine schöne Studentenzeit zurückerinnert und in die Branche zurückkehren möchte. Ihm ist aufgefallen, dass in der Stadt kaum studentische Aktivitäten organisiert werden und dass die wenigen Studentenkneipen, die es gibt, kaum frequentiert werden. Zusammen mit einer ehemaligen Kommilitonin arbeitet er das Projekt aus. Trotz ihrer Ersparnisse benötigen sie noch weiteres Kapital. Nachdem ihre Versuche, private Investoren zu gewinnen, erfolglos blieben, beschließen sie, sich an eine Bank zu wenden. Um dort ernst genommen zu werden, erstellen sie einen (20- bis 30-seitigen) Businessplan. Dieser wird im Folgenden in groben Zügen vorgestellt.

Executive Summary

BarraCuba ist eine neue Bar mit modernem Flair, die sich vor allem an junge Menschen richtet. Um die Bar mit Leben zu erfüllen, werden regelmäßig Themenabende und kleine Konzerte organisiert. Dieser neue Treffpunkt liegt mitten im Studentenviertel, also an einem idealen Standort. An der Bar werden (im Stadt-Preisvergleich) sehr günstige Getränke verkauft.

Vorstellung der Bar und des Teams

Die Strategie der BarraCuba ist hauptsächlich auf ein junges Publikum ausgerichtet, das sowohl tagsüber als auch abends bewirtet werden soll.

Die Bar soll zudem eine spanische Atmosphäre haben, da die Unternehmer davon überzeugt sind, dass Musik und Tanz gerade junge, hippe Kunden anziehen werden.

Das Unternehmen besteht vorerst aus den beiden ehemaligen Wirtschaftsstudenten Tom C. (Schwerpunkt General Management) und Pia T. (Schwerpunkt Controlling). Die beiden Gesellschafter bringen jeweils eine Summe von 12.500 € mit in das Geschäft.

Marktanalyse für Bars

Diese Analyse – z. B. eine PESTEL-Analyse – konzentriert sich auf den Markt, der Veranstaltungen mit Getränkeverkauf kombiniert. Seit einigen Jahren hat dieser aus verschiedenen Gründen zu kämpfen.

Trotzdem bietet der Markt einige Möglichkeiten und eignet sich nach wie vor für die Eröffnung einer Bar, da Studenten immer auf der Suche nach guter Unterhaltung und Orten zum Entspannen und Freunde treffen sind. Zudem werden die organisierten Veranstaltungen und niedrigen Preise schnell die gewünschte Zielgruppe anlocken.

Analyse der Zielgruppe des Projekts

Die Zielgruppe umfasst die Studenten der städtischen Universität und Fachhochschule. Eine auf diese Zielgruppe fokussierte Marktstudie ergab, dass mehr als 60 % die Eröffnung einer Bar in der Innenstadt begrüßen und 5 % von ihnen sie regelmäßig besuchen würden. Während sich die Bar unter der Woche quasi ausschließlich auf Studenten konzentriert, wendet sie sich am Wochenende auch an junge Arbeitnehmer, die an Wochentagen weniger ausgehen.

Eine weitere Zielgruppe sind junge Menschen zwischen 18 und 35 Jahren. Umfragen zum Nachtleben in der Region haben ergeben, dass 20 % der jungen Leute wenigstens einmal im Monat und weitere 10 % einmal die Woche ausgehen. Im Durchschnitt geben sie für einen Abend um die 12 € aus. Mit ihrer Kenntnis der Studentenszene und dem Bewusstsein für das Potenzial ihrer zukünftigen Kunden zeigen die Unternehmer, dass sie über Objektivität verfügen und kohärente Daten liefern können.

Eine quantitative Abschätzung der potenziellen Kunden kommt zu folgendem Ergebnis: Da 23 % der 650.000 Einwohner der Stadt und Umgebung zwischen 18 und 35 Jahre alt sind, beträgt ihre Anzahl ungefähr 150.000.

Insgesamt beläuft sich der Umsatz für die Stadt auf 1.080.000 € pro Monat, das heißt 360.000 € + 720.000 € (Achtung: Der Umsatz ist lediglich eine Markteinschätzung und umfasst dabei alle Arten von Barbesuchen für einen ganzen Monat). Wird dieser Wert auf ein ganzes Jahr übertragen – wobei der wahrscheinliche Rückgang im Winter und an Regentagen (- 5 % auf sechs Monate) sowie ein Anstieg während der schönen Jahreszeit (+ 10 % auf sechs Monate) miteinberechnet werden –, liegt der jährliche Umsatz bei 13.284.000 €, das heißt 6.156.000 € + 7.128.000 €.

Wettbewerbsanalyse

Die Wettbewerbsanalyse wird direkt vor Ort ausgeführt. In einem Umkreis von drei Kilometern konnten die Unternehmer sieben Konkurrenten ausmachen, die sie anschließend analysiert haben. Bei zwei davon handelt es sich um Studentenbars: Außer an Abenden unter der Woche wird hier laute Musik gespielt. Beide haben eine beachtliche Getränkekarte und bieten zahlreiche Biersorten an. Die Unternehmer denken jedoch, dass ihr erschwinglicheres – da kleineres – Getränkeangebot ihnen einen Wettbewerbsvorteil sichern wird.

Trotz dieser weitreichenden Prognosen zeigen sie sich offen gegenüber Strategieanpassungen – je nach Nachfrage, Wünschen und Verhalten ihrer ersten Kunden. Ihr Ziel zu diesem Zeitpunkt ist, ihre Kunden bestmöglich zufriedenzustellen, damit so viele wie möglich zu Stammkunden werden und die Bar weiterempfehlen.

Von den Kunden- und Wettbewerbsdaten ausgehend sollte sich der Marktanteil der BarraCuba von 0,5 % im ersten Jahr auf 1,2 % im zweiten und schließlich 1,5 % im dritten Jahr steigern.

Marketingplan der BarraCuba

Im Einklang mit ihrer Vision und ihrer Marktstudie beschließen die Inhaber, wie folgt vorzugehen:

Operativer Plan

Die alltägliche Unternehmensführung wird von den beiden genannten Gesellschaftern übernommen:

Zu Beginn planen sie nicht, Aktivitäten an externe Dienstleister zu vergeben, mit der eventuellen Ausnahme besonderer, technischer oder rechtlicher Unterlagen, die sie nicht selbst anfertigen können. Außerdem möchten sie für einen guten Anlauf der Bar fünf Studenten in Teilzeit einstellen, um dem Andrang bei Veranstaltungen gerecht zu werden.

Zeitplan für die BarraCuba

Finanzplan

Die Tabelle enthält die größten Einlagen und den Verwendungszweck der für die Gründung benötigten finanziellen Mittel.

Bei den geschätzten Verkaufszahlen beläuft sich der für das erste Jahr nach Gründung („n“) erwartete Umsatz auf 66.420 €, für das zweite auf 159.408 € und für das dritte schließlich auf 199.260 €. Der erwartete Nettogewinn für die ersten drei Jahre wird wie folgt berechnet:

Der Businessplan sollte auch nach Ablauf der ersten drei Jahre noch nützlich sein. Gegen Ende des ersten Jahres (und der folgenden) müssen die Betreiber der BarraCuba ihre Prognosen mit den erwirtschafteten Zahlen vergleichen und über die Gründe für eventuelle Abweichungen nachdenken. Eine Strategieanpassung ist durchaus noch während des laufenden Betriebs möglich und je schneller die Neuausrichtung erfolgt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die zu Beginn gesteckten Ziele erreicht werden.