Kapitel 1

D ie Schlacht mochte vorüber sein, aber die Zerstörung rund um das Hotel Laguna Maldita dürfte noch lange an die Schurken erinnern, die versucht hatten, es zu zerstören. Lunis, der majestätische, blaue Drache, wusste, dass es besser war, wenn die Menschen in der Küstenstadt Tortugas Locas ihre Wachsamkeit beibehielten. Der Sturm mochte vorüber sein und die Gefahren fürs Erste gebannt, aber das Schlimmste stand noch bevor.

Das Trio teilte sich einen Tisch in der Ecke der Hotelbar. Lunis wusste, dass viele Gäste ihn und seine Begleiter unauffällig beobachteten, aber er verstand das. Die Sterblichen wussten über Magie Bescheid, aber für die meisten war es trotzdem unheimlich, drei sprechende, magische Tiere zu sehen, die gemeinsam eine Flasche Whiskey in einer Hotellobby leerten. Immer wieder starrten die aufgeregten Gäste sie an, während sie an der Bar plauderten und tranken, ohne sich um die beschädigten Wände und Möbel zu scheren.

Die Familie, der das Hotel Laguna Maldita gehörte, war Lunis und Faraday, dem sprechenden Eichhörnchen, dankbar für ihre Hilfe. Sie dachten aber wahrscheinlich, dass es sich bei der schwarz-weißen Katze an ihrem Tisch um eine ganz normale Katze handelte. Plato war alles andere als gewöhnlich. Was er über seine Beteiligung an der ganzen Geschichte erzählte, bewies, was Lunis und Faraday vermuteten. Der Lynx hatte sie heimlich nach Tortugas Locas gebracht, um das Böse zu bekämpfen.

Der große schmiedeeiserne Kronleuchter, der in der Mitte der Hotellobby hing, war noch intakt, aber die jüngsten Ereignisse hatten viele seiner Kerzen gelöscht. Risse im Putz und zerfetzte Gemälde an den Wänden erinnerten an den Kampf im Hotel Laguna Maldita. Die zerborstenen, raumhohen Fenster, durch die man auf die ruhige Lagune blicken konnte, erinnerten an den Kampf, der sich vor dem Hotel abgespielt hatte. Kokosnüsse und Trümmer lagen auf dem Rasen verstreut – alles Zeichen des Sturms, der vorbeigezogen war.

»Ober, könnten wir noch eine Flasche Whiskey bekommen?«, fragte Lunis Emmanuel, als er vorbeikam.

»Noch eine?«, erkundigte sich der Kellner.

Lunis nickte. »Ich bin ein Drache. Ich kann mehr als die anderen trinken.«

»Außerdem sollten wir noch deine Geschichte hören«, fügte Faraday hinzu und deutete auf den blauen Drachen. »Wir wissen jetzt, wo Plato war, als sich die Ereignisse abspielten.«

»Wir wissen, dass er der Drahtzieher war«, unterbrach Lunis. »Wie ich vermutet hatte.«

»Ja, aber jetzt will ich wissen, wie es bei dir war, Lunis. Wie bist du hierhergekommen und diese Schläger losgeworden?« Faraday nippte an seinem Drink, als der Kellner mit einer weiteren Flasche Glenlivet zurückkam.

»Okay, ich werde es euch erzählen«, legte Lunis los. »Meine Geschichte beginnt genau wie die von Plato. Es begann alles vor drei Tagen …«