J ay eilte in die Peacekeeper und rief nach Floyd. Der Wombat hüpfte ihr durch den Korridor entgegen und Jay kniete sich schnell hin, um nicht umgeworfen zu werden. Die beiden kuschelten, bevor Jay ihre neue Freundin aus dem Schiff trug und zu den anderen ging, die im Transporter warteten.
»Hey, Floyd!« Rivka lächelte. »Wie geht’s Ankh?«, fragte sie Jay.
»Ich habe ihn nicht gesehen.«
Ankh!, jubelte Floyd mit ihrer piepsigen Stimme.
»Es geht ihm gut«, brummte Red, bevor er den Fahrer anwies, loszufahren.
»Der Polizeipräsident will Sie sprechen«, sagte der Fahrer.
»Wunderbar.« Rivka hatte sich mit ihrer Autorität angefreundet und ließ sich von der örtlichen Polizei nicht einschüchtern. Sie benötigte etwas und sie konnten es ihr geben. Sie würde bekommen, was sie wollte und am Ende würde die Galaxie ein Stückchen sicherer sein.
Der Van raste mit Blaulicht und Sirene durch die Stadt, um den normalen Verkehr zu umgehen. »Die Straßen können zu dieser Tageszeit sehr voll sein«, erklärte der Fahrer.
»Ich habe auf einer riesigen Raumstation gelebt«, flüsterte Jay. »Wie kommt es, dass die meisten Planeten, die wir besuchen, nicht fortschrittlich sind? Collums Tor hatte Schwebefahrzeuge und coole Architektur, aber die meisten Orte sind echt rückständig.«
»Weil die meisten Orte aufholen müssen. Ohne die Föderation säßen viele dieser Völker immer noch auf ihren eigenen Planeten fest. Die Föderation hilft ihnen mit Technologie aus, aber nur schrittweise, damit ihre Sozialsysteme mit den Veränderungen Schritt halten können. Deshalb scheinen so viele von ihnen auf der Erde des zwanzigsten Jahrhunderts festzusitzen. Die Föderation hat sich so schnell ausgebreitet, dass sie den Fortschritt relativ zeitgleich eingeführt hat.«
»Hier sitzen wir also im selben Verkehr auf verschiedenen Planeten fest. Ich habe mich schon gefragt, warum das so ist, aber deine Erklärung ergibt Sinn.« Lindy schaute weiter aus dem Fenster, während die Welt von Capstan vorbeiraste.
Das Strafverfolgungszentrum befand sich in einem unscheinbaren Gebäude in einem durchschnittlichen Viertel der Stadt. Es gab keine Hochhäuser. Es gab ein kleines Gelände, auf dem die Dienstfahrzeuge abgestellt waren. Der Eingang war eine einfache Doppeltür mit einem kleinen Logo und dem Namen der Organisation.
Die Planetare Polizei von Capstan.
Red hüpfte als Erster hinaus und wollte gerade hineingehen, als Rivka ihn aufhielt. »Ich nehme an, dass deine Railgun nicht gern gesehen wird, bis wir uns als vertrauenswürdig erwiesen haben. Du und dein gesamtes Equipment wartet im Van. Ich melde mich, wenn es ein Problem gibt.«
Jay kletterte mit Floyd hinaus, die sofort zu den Büschen rannte und eine Ladung fallen ließ.
Rivka stöhnte, als sie Jay ansah, die ihre Hände hochhielt. »Keine Kotbeutel dabei. Tut mir leid.«
Viel besser, behauptete Floyd nach seinem erfolgreich Geschäft, ein wenig Stolz klang in der Stimme mit.
»Ich bin mir nicht sicher, ob sie mitkommen sollte.«
»Du gehst nicht allein«, verkündete Jay und stemmte ihre Hände in die Hüften. »Und wir kommen sozusagen im Paket.« Sie deutete mit dem Kinn auf den Wombat, der schnüffelnd den Weg zur Haustür suchte.
»Klingt gut«, antwortete Rivka, schüttelte den Kopf und ging zur Tür. Jay eilte voraus und riss die Tür auf. Floyd schlängelte sich direkt vor der Magistratin hindurch.
Warte mal, Fräulein, sagte Rivka. Warte auf Jay und ihr beide bleibt bitte zusammen.
Aber da Leute!, beschwerte sich Floyd.
Du wirst sie kennenlernen, aber ich muss dich ihnen vorstellen, bemerkte Jay.
Floyd rannte zurück, um Jay an der Tür zu treffen. Als Rivka aufblickte, sah sie, dass jeder Capstanianer in der Eingangshalle sie anstarrte. Rivka lächelte und winkte, bevor sie ihren Ausweis hochhielt. »Ich bin Magistratin Rivka Anoa und habe einen Termin beim Polizeipräsidenten.«
Sie schaute sich nach jemandem um, der sie beachtete und wurde immer gereizter, je länger es sich hinauszögerte. Ein uniformierter Beamter sah sich um, bevor er vortrat.
»Ich bin Officer Dellagrouch. Ich begleite Sie zum Büro des Polizeipräsidenten.«
»Danke, Officer.« Rivkas Lächeln kehrte zurück. Der Beamte deutete auf den Wombat und wollte etwas sagen, doch Rivka kam ihm zuvor. »Ihr Name ist Floyd und sie kommt mit uns.«
Der Beamte schien instinktiv zu wissen, dass dieser Punkt nicht bestritten werden sollte.
»Wollen wir?« Rivka winkte ins Gebäude. Sie hatte keine Ahnung, wo sich das Büro des Polizeipräsidenten befand und war froh, dass sie begleitet wurde.
Rivka schloss sich dem Polizisten an und unterhielt sich mit ihm, während sie weitergingen. Jay und Floyd folgten ihnen. Der Wombat hüpfte fröhlich und nickte den Personen zu, wenn sie vorbeikamen. Ein paar Mutige knieten sich hin, um Hallo zu sagen und wurden herzlich von Floyds weichem Fell begrüßt. Sie strahlte so viel Freude aus, dass es nicht lange dauerte, bis das ganze Revier ihr folgte, um ihr Fell zu spüren und sie zu begrüßen.
»Hier sind wir«, sagte Officer Dellagrouch und wies den Weg durch eine offene Tür. Der Polizeipräsident, ein alter Capstanianer, ging langsam auf die Tür zu und streckte seine Hand aus. Rivka schüttelte die warme Hand. Es gab keine bösen Gedanken und Rivka entspannte sich. Der Polizeipräsident sah sich den Wombat an.
»Wir haben keine Haustiere auf Capstan, aber in den außerweltlichen Unterhaltungssendungen werden sie oft gezeigt. Ich habe mich schon immer gefragt, wie das wohl sein mag.«
»Ihr Name ist Floyd und sie ist ein Wombat«, informierte Jay ihn.
»Schön, dich kennenzulernen.« Er beugte sich herunter und streckte seine Hand aus. Floyd schmiegte sich heran und rieb ihren Kopf an seiner Hand. Er streichelte ihr Fell und lächelte.
»Floyd ist ein Mitglied unserer Besatzung. Sie kann tun, was sie will, aber wir kümmern uns um sie.«
Der Wombat stellte sich auf die Hinterbeine und der Polizeipräsident fing sie mit seinen Händen auf. Er kraulte das Fell an der Seite ihres Halses und sie vibrierte vergnügt.
»Ich glaube, wir haben da was verpasst. Ich werde das in meinem Ruhestand erforschen müssen. Crustcrumbs tierische Begleiter. Das klingt doch gut. »
Jay half Floyd herunter, damit der Polizeipräsident und die Magistratin ihr Gespräch führen konnten.
Crustcrumbs Kleidung war mit Wombathaaren bedeckt. Er schaute auf seine Hände, als hätte die Schwarze Pest sein Büro befallen. »Oje«, rief er aus.
»Das ist der einzige Nachteil von Haustieren oder haarigen Begleitern.« Rivka setzte sich auf einen der beiden Stühle vor seinem Schreibtisch. »Sie sagten, Sie wollten mit mir sprechen.«
Er versuchte, die Haare abzuwischen, doch sie klebten überall. Bald waren sie auf jeder Oberfläche seiner Kleidung. Schließlich gab er auf. »Ich habe mich gefragt, wie ich Ihnen bei Ihren Ermittlungen behilflich kann, Magistratin.«
»Ich würde gerne Ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Wir sind auf der Suche nach einem Raumschiff namens Pandora Express . Es handelt sich um eine kleine Jacht. Sie könnte überall gelandet sein. Wir haben bereits die übliche Suche durchgeführt und sind nicht fündig geworden. Ich denke, Sie haben wahrscheinlich Zugang zu Ressourcen, die wir nicht haben.« Rivka schenkte ihm ein Lächeln.
»Ganz recht. Wir haben die Augen und Ohren unserer Leute, die wertvoller sind als jeder Computer. Ich kann eine Suchmitteilung herausgeben.«
»Da ist das Problem. Er darf nicht wissen, dass wir hier sind und nach ihm suchen. Wir glauben, dass er eine KI hat, die die lokalen Kommunikations- und Datensysteme anzapft, um Informationen zu sammeln, die er dann benutzt, um Personen zu erpressen. Er nutzt Erpressung und Hacking, um Wahlen zu beeinflussen. So holt er sich seine Kicks und vor allem seine Credits.«
»Das ändert die Sache. Wir können die Besatzungen mündlich informieren, aber wir können die Tagesschicht nicht vor morgen früh erreichen. Sie sind bereits auf Patrouille.«
»Solange wir vorsichtig vorgehen, ist ein weiterer Tag völlig in Ordnung. Tohd Mackestray ist sein Name und er ist ein Blokit.«
»Ich kenne diese Spezies nicht«, gab der Polizeipräsident zu.
»Ihre Entwicklung lässt sie Gewalteinwirkungen auf Kopf, Nacken, Hals und Rücken überleben. Sie sehen aus wie ein humanoider Rammbock.« Rivka griff auf ihr Tablet zu und rief ein Bild auf.
»Ist er das?«, fragte der Polizeipräsident.
»Nein. Das ist ein Bild des Blokit-Botschafters auf Collums Tor.«
»Die sehen ziemlich einschüchternd aus«, meinte er.
»Im Nahkampf will man ihnen besser nicht begegnen. Es ist fast unmöglich, sie zu verletzen.«
»Motiv, Mittel und Gelegenheit, Magistratin. Das Motiv ist Geld. Die Mittel sind seine KI und persönliche Einschüchterung. Hat er eine Bande, die für ihn arbeitet? Und die Gelegenheit. Er ist hier und kann jedes Kommunikationsgerät verwenden. Sein persönliches Auftreten ist für uns wahrscheinlich am einfachsten zu finden, aber wir achten sehr darauf, nicht des Rassismus bezichtigt werden zu können. Ich vermute, dass es nicht viele reisende Blokiten im Universum gibt, aber selbst wenn, können wir niemanden aufgrund seiner Rasse festhalten. Wir benötigen einen anderen Grund, um seine Identität zu überprüfen.«
»Ich habe leider kein Foto oder etwas anderes, das bestätigt, dass er derjenige ist, der von der Pandora Express kam. Ich glaube immer noch, dass Sie einen hinreichenden Grund haben, jeden Blokiten anzuhalten und zumindest nach seinem Ausweis zu fragen. Wenn nicht, sagen Sie es mir einfach und ich kümmere mich darum.«
»Das kann ich nicht tun, Magistratin. Wir sind stolz auf unsere Freiheit und Gleichheit.«
»Das respektiere ich, aber wenn sich eine fünfzigprozentige oder höhere Chance bietet, dass jemand derjenige ist, den wir suchen, bin ich mir sicher, dass wir keine Rechte verletzen. Ich würde eine zwanzigprozentige Chance wahrnehmen. Ich glaube nicht, dass es fünf Blokiten auf Capstan gibt.«
»Vielleicht können Sie dieses Risiko eingehen, aber ich kann und will es nicht. Es tut mir leid, Magistratin.«
»Das muss Ihnen nicht leidtun, Polizeipräsident. Ich kann jemanden respektieren, der zu seinen Prinzipien steht. Während unserer Unterhaltung fielen mir noch ein paar andere Kleinigkeiten ein. Er hat eine KI namens Margarat, mit der er spricht und er besucht wahrscheinlich Kandidaten für ein Amt oder Politiker, die bereits im Amt sind. Wenn ein Blokit auf diese Weise auftaucht, erfüllt er vielleicht Ihre Schwelle zum Eingreifen.«
»In beiden Fällen, ja. Es gibt keinen Grund für einen Blokiten, sich für unsere Wahlen zu interessieren.«
»Abgemacht, Polizeipräsident. Wenn Sie die Pandora Express finden, sagen Sie mir bitte Bescheid. Wir sperren sie und dann ziehen wir die Schlinge zu. Falls Sie es noch nicht gemerkt haben: Ich will den Kerl unbedingt haben.«
»Bleiben Sie Ihren Prinzipien treu, Magistratin«, riet der alte Capstanianer. Er wollte nicht sarkastisch klingen. Er war schon lange im Geschäft und wusste, wie gefährlich es war, Abkürzungen zu nehmen.
»Das werde ich. Es gibt Leute, die ihn sofort töten würden. Ich gehöre nicht zu ihnen. Ich will ihn befragen. Einen umfangreichen Fall habe ich bereits zusammengestellt, aber ich benötige noch ein paar Antworten, um ihn abzuschließen.«
»Ist es wahr, dass Sie als Magistratin Richterin, Geschworene und Vollstreckerin fungieren?«
Rivka studierte seinen Gesichtsausdruck und fragte sich, welche Antwort er erwartete. Sie entschied sich für die unverfängliche.
»Ich spreche Gerechtigkeit für die Schuldigen aus. Magistraten tragen die Last der Föderation. Wir haben es mit den Schlimmsten der Schlimmen zu tun. Ich wurde angeschossen, be schossen, in die Luft gejagt, eingesperrt, gekocht und habe zugesehen, wie meine Leute verletzt wurden – und das alles innerhalb von acht Monaten. Ich habe wenig Toleranz für Spielchen. Wenn das Ende kommt, gibt es kein Zögern.«
»Ich bin echt froh, dass ich Ihren Job nicht habe, Magistratin.«
»Ich bin von guten Leuten wie Jay und Floyd umgeben. Meine Leibwächter sind draußen. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie zwei Leute mit Railguns in ihrem Revier tolerieren würden.«
»Das war wahrscheinlich die richtige Entscheidung, aber wir hätten auch so keine Schwierigkeiten gemacht. Sie sind eine Magistratin der Föderation. Wir werden die Nachricht über die Pandora Express verbreiten und unsere Leute die Suche unauffällig fortsetzen lassen. Wir werden dafür sorgen, dass sie die Suche nicht digital verbreiten. Viel Glück.«
»Wir brauchen alles Glück, das wir bekommen können. Wie ich schon sagte, der Typ ist aalglatt. Außerdem suchen wir nach einem Aborgianer namens K’Twillis.«
»Ein Aborgianer. Ein Sumpfwesen, wenn ich mich nicht irre.«
»Korrekt.« Rivkas Ohren spitzten sich.
»Ich glaube, es gibt hier einen. Interessant, dass solch ein Wesen in den Bergbau investiert, aber da haben wir einen.«
»Bergbau!« Rivka kramte ihr Tablet aus ihrem Mantel und begann zu tippen. Es gibt hier einen Aborgianer, der sich für den Bergbau interessiert.
Das ist er, antwortete Red. Beide sind hier? Heilige. Scheiße. Sichern und laden, Leute. Die Jäger werden zu Gejagten.
Ankh. Überprüfe bitte, ob die Bergbau-Zulassungsbehörde vor dem Tod des Vorsitzenden etwas mit Bergbaugenehmigungen in der jüngeren Vergangenheit zu tun hatte. Es scheint, dass K’Twillis ebenfalls auf Capstan ist. Durchsuche alles, was mit neuen Minen, gemieteter Bergbauausrüstung und so weiter zu tun hat.
»Sie waren eine unglaubliche Hilfe, Polizeipräsident, aber ich muss los. Wir haben die Fährte und können sie nicht kalt werden lassen.« Sie tippte sich an die Nase und rannte aus dem Büro, während Jay und Floyd ihr hinterherliefen.
Schmeißt den Motor an. Wir machen uns auf den Weg. Erster Halt: das Büro für Aufzeichnung und Dokumentation. Wir brauchen eine Wegbeschreibung zur Mine. Wir müssen einen Aborgianer finden.
Vergiss Tohd Mackestray nicht, warf Lindy ein.
Sie haben uns umzingelt, also egal, in welche Richtung wir schießen, wir werden etwas treffen!, meinte Red.
Die Magistratin stürmte aus der Eingangstür und rannte zum Van. Sie sprang hinein und drehte sich um, als Floyd auf die Büsche zusteuerte und Jay ihr hinterher joggte. Sie erleichterte sich und Jay trug sie den Rest des Weges zum Van.
Müde, wimmerte der Wombat. Rivka half ihnen in den Van, bevor Red dem Fahrer ihren Zielort mitteilte.
»Zählt das als Laufen?«, fragte Lindy.
»Ich dachte, Ankh hätte den kompletten Wetteinsatz gewonnen?«
»Das hat er, aber es gibt einen neuen Pot. Er wird bei jeder neuen Mission … ich meine, bei jedem neuen Fall, zurückgesetzt«, erklärte Lindy.
»Das zählt nicht als Laufen«, sagte Red mit Ausdruck. »Aber wir werden vielleicht schon bald schießen. Ich glaube, meine Nummer ist dran.«
»Wir können das auf verschiedene Arten verstehen«, unterbrach Rivka. »Verdammt! Warum verfallen wir immer in eure verdammten Wetten?«
»Kämpfe, Magistratin.« Red hielt Rivkas Blick. »Es ist der unpassendste Ort für den besten Humor. Lass es einfach zu.«
»Niemand wird getötet!«, betonte sie.
»Wir werden unser Bestes tun«, antwortete Lindy.
Floyd fing an zu wimmern und stopfte ihre Schnauze unter Jays Arm. »Niemand sagt das ›V‹-Wort. Floyd hat genug gelitten, als die Anrüchige Gesellschaft sie gerettet hat. Seitdem ist sie in Sicherheit.«
»Und du schließt dich uns an, um sicher zu sein?«, murmelte Red.
Rivka pikste einen Finger in sein entblößtes Fleisch und zog eine Reißverschluss-Bewegung über ihre Lippen. Red nickte entschuldigend. Die Magistratin schüttelte den Kopf.