Kapitel 16

D as Tablet vibrierte. Rivka schaute drauf und verfinsterte ihren Blick. »Mackestray ist bei Bandersnatch aufgetaucht, kurz nachdem wir gegangen sind. Er ist schon weg und der Anwärter weiß nicht, wohin.«

Red schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett, sehr zum Leidwesen des Fahrers.

»Wir können nicht an zwei Orten gleichzeitig sein«, knurrte er.

»Das müssen wir nicht.« Rivka benutzte ihr Tablet, um den Polizeipräsidenten anzurufen. Die Person, die antwortete, stellte sie durch. »Mackestray hat Bandersnatch aufgesucht. Gibt es eine Möglichkeit, das Büro des Kandidaten zu überwachen?«

»Ich arbeite für den Premierminister. Bandersnatch kandidiert gegen ihn. Wissen Sie, wie das aussehen würde? Selbst wenn ich versuchen würde, jemanden in Zivil einzusetzen, würde es nicht funktionieren. Es tut mir leid, aber das kann ich nicht tun.«

Rivkas Lippen kräuselten sich und sie presste ihren Kiefer zusammen, als Wut aufstieg. Sie kämpfte darum, sie im Zaum zu halten.

»Verstehe. Gehen Sie mir einfach aus dem Weg.« Sie meldete sich ab, bevor er antworten konnte. »Sieht aus, als wären nur wir und unser Dilemma, an zwei Orten gleichzeitig sein zu müssen, übrig. Ich würde ja gerne die Anrüchige Gesellschaft zu Hilfe rufen und den ganzen Planeten abriegeln, bis wir die beiden erwischt haben, aber wir haben sie mitten im Chaos zurückgelassen. Wir sind auf uns allein gestellt.«

»Ich werde das Büro des Kandidaten beobachten«, meldete sich Lindy.

»Mackestray ist gefährlich«, argumentierte Red langsam, da er wusste, dass es nur wenige Möglichkeiten gab und keine davon gefiel ihm.

»Das bin ich auch«, antwortete Lindy.

»Er könnte einen Leibwächter haben, jemanden wie mich.«

»Ich komme schon klar. Ich rufe an, wenn es mir zu viel wird.«

»Was wäre nötig, damit du anrufst?«

»Vielleicht ein Dutzend. Höchstens zehn, wenn sie groß sind.« Lindy lächelte. Red hatte nichts zu erwidern.

»Wir könnten sie begleiten«, bot Jay an.

Müde, sagte eine piepsige Stimme.

Rivka legte eine Hand sanft auf die Schulter der jungen Frau. »Floyd ist ein absoluter Wonneproppen, aber sie ist vielleicht mit einer Vierjährigen vergleichbar?« Jay nickte. »Du musst sie aus der Gefahrenzone raushalten. Ihr zwei geht zurück zum Schiff. Lindy, schlage dein Lager im Büro auf. Red und ich gehen weiter zum Aufnahme- und Dokumentationsbüro.«

»Fahrer, können Sie sie mitnehmen?«, fragte Red.

Ohne zu antworten, griff er auf ein digitales Radio zu. Nach ein paar Augenblicken deutete er aus dem Wagen. Ein Streifenwagen wartete vor ihnen auf sie. Noch, bevor der Wagen anhielt, hatte Rivka die Tür geöffnet. Jay trug immer noch den Wombat, während Lindy voll bewaffnet war. Sie bildeten ein vielseitiges Paar auf dem Bürgersteig.

»Wir wollen ihn lebend«, wiederholte Rivka.

»Viel Glück«, antwortete Jay, als die Magistratin die Tür schloss und der Wagen davonrollte. Durch das hintere Fenster sah Rivka, wie die Türen des Streifenwagens aufsprangen und ihre Leute einstiegen. »Das Schicksal lächelt uns zu, Red. Lass uns das nicht vermasseln. Das Schicksal macht zweite Chancen sehr teuer.«

Reds Knöchel waren weiß, da er seine Railgun so fest umklammerte.

Der Fahrer brachte sie ruckzuck zum Bürogebäude. Red führte den Weg hinein, dicht gefolgt von Rivka. Dann suchte sie nach einer Person, mit der sie sprechen konnte und sah ein Schild für den Manager neben einem Eckbüro. Jemand versuchte, sie aufzuhalten, doch die Magistratin winkte sie unwirsch davon.

Sie klopfte an den Türrahmen, bevor sie das Büro betrat. Neben der Capstanianerin hinter dem Schreibtisch saß eine Besucherin auf dem einzigen Stuhl davor.

»Es tut mir leid, es wird eine Weile dauern. Sie müssen draußen warten«, sagte die Managerin.

»Das glaube ich mal nicht. Ich habe ein Expressticket dabei.« Rivka zeigte ihren Ausweis vor. Red trat nahe genug heran, um die Aufmerksamkeit der Besucherin zu erregen und deutete zur Tür.

»Bitte warten Sie draußen. Es wird nicht lange dauern.« Der Tonfall seiner Stimme verriet, dass es sich nicht um eine Verhandlung oder eine Bitte oder etwas anderes als einen direkten Befehl handelte. Die Frau machte sich nicht die Mühe zu widersprechen, stand auf und verließ das Büro. Red schloss daraufhin die Tür.

»Ein Aborgianer ist für einen Bergbaueinsatz verantwortlich. Wir brauchen die Details.«

Die Managerin rief die Dateien auf ihrem Computer auf. »Es wurden Genehmigungen beantragt und geologische Vorarbeiten geleistet, aber ich kann Ihnen versichern, dass hier kein Bergbau betrieben wird. Auf der Genehmigung steht der Name eines aborgianischen Unternehmens namens ›Key To Will Is Life‹.«

»K’Twillis.« Rivka beugte sich vor. »Ich kann Ihnen versichern, dass ein Abbau im Gange ist. Ich suche diese Person wegen des intergalaktischen, illegalen Handels mit exotischen Mineralien. Der Aborgianer soll zum Verhör festgehalten werden.«

Die Managerin drückte auf Drucken. »Hier sind die Adressen des Bergwerks, des Unternehmens, des Sicherheitsbeauftragten und des Ausrüstungsverleihs.«

Rivka benutzte ihr Tablet, um die Informationen an Ankh zu senden. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er antwortete.

Die Geschäftsadresse ist falsch. Die Bilder legen nahe, dass die Adresse der Mine falsch ist. Der Sicherheitsbeauftragte ist echt, allerdings ist er im Ruhestand und lebt allein. Der Geräteverleih ist echt, aber alle Mitarbeiter sind im Urlaub, weil sie keine Geräte mehr vermieten können .

Die Managerin schüttelte energisch den Kopf. »Wir überprüfen sämtliche Bewerbungen. Die Informationen können nicht falsch sein!«

»Noch einmal, ich versichere Ihnen, dass es so ist. Konzentrieren wir uns auf die Wahrheit. Die Bergbauausrüstung ist gemietet. Wo ist sie hin?«

Die Managerin hielt ihr Gesicht in den Händen und stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch.

Drei Kilometer von der falschen Adresse entfernt scheint es einen großen Tagebau zu geben .

Rivka teilte die Adresse mit der Capstanianerin. Die Magistratin musste über den Schreibtisch greifen und sie schütteln. »Überprüfen Sie diese Koordinaten. Hat irgendjemand in dieser Gegend eine Lizenz zum Bergbau?«

Die Managerin tippte wild auf ihrer Tastatur herum. »Dort sollte eigentlich nichts sein. Es ist Teil eines Naturschutzgebiets.«

Rivka drehte ihr Tablet um und zeigte ihr das von oben aufgenommene Bild.

»Woher haben Sie das?«

»Standardverfahren. Mein Schiff kartografiert die Oberfläche des Planeten, wenn wir für solche Situationen landen.«

Rivka wandte sich an Red. »Sollen wir dann?«

»Ich bin bereit«, antwortete er und ging als Erster aus der Tür.

»Sie gehört ganz Ihnen«, sagte Rivka zu der Capstanianerin, die sie aus dem Büro der Managerin geworfen hatten. »Ich entschuldige mich für die Unterbrechung.«

Die Magistratin eilte zügig hinter Red her. Er rannte beinahe, doch sie erinnerte sich an eine Lektion, die Grainger mit ihr geteilt hatte. Wenn der Chef rennt, verliert der Rest der Leute das Vertrauen. Immer, wenn sie rannte, fühlte sie sich unsicher, als ob die Situation außer Kontrolle geriete. Das Adrenalin wärmte ihre Brust. Ein Kampf stand bevor.

Red hielt die Tür des Wagens auf. Rivka behielt ihr Tempo bei, floss geschmeidig in den Wagen und nahm Platz. Red setzte sich neben sie und drängte den Fahrer, so schnell wie möglich zur Mine unweit des vorgesehenen Minengeländes zu fahren.

* * *

»Ich will mitkommen«, flehte Jay.

Lindy seufzte. »Wenn die Kacke am Dampfen ist, wen rufen wir dann um Hilfe, wenn du bei mir bist?«

Jay ließ den Kopf hängen und bemerkte das einzelne schwarze Haar, das aus ihrem Hemd ragte. Sie stopfte es verärgert weg und hoffte, dass es sonst niemand bemerkt hatte. »Du kannst mich anrufen. Dank Ankh habe ich eine Gabe. Ich kann reinrennen und dem Bösewicht ein Bein stellen. Er wird nicht wissen, dass ich da war.«

»Du hattest eine Gabe, bevor Ankh was gemacht hat. Deine Gabe ist der Frieden. Du vermittelst uns allen ein Gefühl dafür. Das ist wichtiger, als dass du die ganze Zeit über im Stuhl hockst und versuchst, nicht dabei einzuschlafen. Ich werde meinen Standort entsprechend anpassen. Ich werde so lange dort sein, wie Personen anwesend sind. Wer weiß, wann Mackestray das nächste Mal auftauchen könnte?«

»Ich warte auf deinen Anruf.«

»Sieh zu, dass Ankh auch isst«, sagte Lindy leise.

Jay lachte. »Das tue ich immer. Ich schwöre, er würde nie etwas essen, wenn ihn nicht jemand daran erinnern und ihn damit nerven würde.«

Der Streifenwagen nutzte Blaulicht und Sirene, um schneller durch die Hauptverkehrsstraßen zu kommen. Jay stieg am Raumhafen aus und ließ Floyd auf der nahe gelegenen Grasfläche herumlaufen, bevor sie die Peacekeeper betreten würde.

Das Auto raste davon und Lindy winkte aus dem Heckfenster.

Jay beschloss, sich ins Gras zu setzen und zu entspannen. Floyd lehnte sich an sie.

Jay traurig?, erkundigte sich Floyd.

»Irgendwie schon. Ich bin mir nicht sicher, wie ich mich fühle. Ich glaube, sie brauchen mich bei sich, aber ich habe der Magistratin gesagt, dass ich niemanden töten werde. Sie beschützen mich, weil sie sich in Gefahr begeben, aber jetzt sind sie zu dritt gegen zwei Leute, die ein Kopfgeld auf Red ausgesetzt haben, plus sämtliche Handlanger. Sie brauchen mich.«

Töten oder getötet werden, sagte Floyd langsam und schaute Jay dabei an.

»Das ist sehr philosophisch. Du bist der klügste Wombat, den ich je getroffen habe!« Stolz schaute sie ihren neuen Wegbegleiter an.

Jay!, rief Floyd fröhlich.

»Kann ich jemanden töten, um meine Freunde zu retten? Ich weiß, dass ich es kann. Rivka ist eine Magistratin. Sie hat Personen im Namen der Föderation hingerichtet. Sie sagte, dass manche Leute einfach aus dem Genpool entfernt werden müssen. In meinem Kopf weiß ich das, aber in meinem Herzen glaube ich nicht, dass ich die Richtige bin, um zu entscheiden, ob jemand leben oder sterben sollte.«

Ich helfe Jay. Jetzt schlafen? Entscheidung später.

Jayita hob den Wombat auf, bevor sie sich irgendwo anders als im Schiff einkuscheln konnte. Öffne die Tür, Chaz. Floyd und ich kommen jetzt rein.

* * *

»K’Twillis wird Sicherheitsleute haben, oder?«

»Ich denke, dass er mich durch jemanden ersetzt, der genauso ist wie ich.«

»Und mehr?«

»Wahrscheinlich. K’Twillis mag es nicht, seine Blätter schmutzig zu machen. Nach allem, was ich gehört habe, sind Aborgianer außergewöhnlich stark und können die Energie anzapfen, die von anderen Pflanzen durch den Boden pulsiert. Ich habe nie gesehen, dass er einen Ast gegen jemanden erhoben hat. Für solche Sachen hatte er die Jungs und mich.«

»Wir können also davon ausgehen, dass wir es mit einer kleinen Armee zu tun haben?«

»Wahrscheinlich.«

»Ich könnte ihn einfach bitten, sich friedlich zu ergeben. Können wir ihm Handschellen anlegen?«

»Keine Ahnung«, antwortete Red und ahmte mit seinen Armen nach, wie sich K’Twillis’ Äste seiner Meinung nach biegen und verdrehen könnten. »Vielleicht.«

»Was denkst du, was er tun wird?«

»Er wird alle seine Sicherheitsleute auf uns hetzen. Wenn wir fliehen, werden sie uns jagen. Wenn wir uns wehren, werden sie alles abfeuern, was sie haben, einschließlich Minensprengstoff. Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, das er nicht tun würde, um zu entkommen. Er wird überleben und an einem anderen Tag kämpfen.«

»Wie sollte er entkommen? Er wird auffallen.« Rivka rief Bilder von Aborgianern auf, um sich vorzubereiten. »Wie können wir ihn von anderen Aborgianern unterscheiden?«

»Das kann ich nicht beantworten. Ich habe nur den einen gesehen, aber er ist der Einzige seiner Art, der das tut, was er tut. Die Aborgianer lieben das Grün und den Sumpf. Wasser und verrottende Erde. Sie gedeihen im Sumpf. Aber K’Twillis mag es, Planeten für ihre Mineralien zu zerlegen. Er hat eine perverse Freude an der Zerstörung der ihm fremden Flora und Fauna.«

»Wir sollten besser nicht vor dem Eingang parken. Nehmen Sie bitte die nächste Straße hinter dem Mineneingang«, bat Rivka. Der Fahrer nickte, fuhr an der unmarkierten Straße vorbei und lenkte den Polizeiwagen auf einen unebenen Feldweg. Er fuhr ihn bis zum Ende und hielt dann schließlich an.

»Wir gehen von hier aus zu Fuß weiter. Schmeißen Sie den Motor an, wenn wir zurückkommen. Sie merken wahrscheinlich, dass wir auf dem Weg sind, wenn Sie Schüsse und Schreie hören und wir auf Sie zu rennen«, riet Red.

»Oder es kann sein, dass nichts davon geschieht«, fügte Rivka hinzu. »Bereiten Sie sich aufs Schlimmste vor, erwarten Sie das Beste.«

Der Spaziergang durch den Wald war kurz. Sie hielten an, als sie eine eingeebnete Fläche am Abhang einer großen Tagebaugrube erreichten. Auf dem Gelände waren einige Fahrzeuge geparkt. Eine einzelne Hütte stand in der Nähe eines Förderweges, der in die Grube führte.

»Glaubst du, er ist da drin?«, fragte Rivka und deutete mit ihrem Kinn auf die Hütte.

»Er ist groß, fast zu groß, um durch die Tür zu passen. Wenn er irgendwo ist, dann im Wald.« Red suchte die Baumgrenze ab, in der sie standen. »Ich glaube nicht, dass er in die Mine geht.«

Rivka schloss sich Red an und sah sich um. Das Laub der Aborgianer unterschied sich von der Flora Capstans, vor allem in einer bewaldeten und relativ trockenen Gegend. Er würde sich nicht einfügen. Sie beobachteten die Gegend für eine Weile, doch niemand kam oder ging und es gab keine Anzeichen für ein empfindungsfähiges Sumpfwesen, das sich in den Bäumen versteckte.

Unten arbeiteten Maschinen. Das Aufheulen der Motoren und der Kampf von Stahl gegen Stein, von Humanoiden gegen die Natur.

»Schauen wir mal, ob jemand zu Hause ist.« Rivka ging lässig über die offene Fläche, hielt dabei Schnitter, ihre kleine Neutronenpulswaffe, in der Hand. Red folgte ihr in einigem Abstand, seine Railgun im Anschlag, während er den Lauf überwachte und die Waffe synchron mit seinem Blickfeld ausrichtete.

Rivka machte sich nicht die Mühe zu klopfen. Sie öffnete die Tür und schaute in die Hütte, trat dann ein. Wenige Augenblicke später war sie wieder draußen und schüttelte den Kopf.

Sie wollte zum Rand der Grube, doch Red hielt sie auf. »Geh hinter die Hütte, damit du außer Sichtweite bleibst. Wir sollten unsere Anwesenheit vielleicht nicht ankündigen«, meinte Red.

Die Magistratin folgte seinem Vorschlag. Hinter der Hütte hatte sie einen vollständigen Überblick über den Tagebau. Auf der einen Seite schabten und sprengten sich Maschinen in den Fels, während ein ständiger Strom von Lastwagen in Richtung eines Sees auf der anderen Seite rollte. Sie kippten den Abraum ins Wasser, verwandelten es in eine zähflüssige Masse und veränderten so die Dynamik der umliegenden Hügel.

»Jetzt siehst du’s«, sagte Red leise, als er sich zu Rivka gesellte und die Hütte als Kulisse nutzte, um ihre Silhouetten zu verbergen. »Den Abraum hinter den Hügeln in ein Tal abzuladen, wäre nicht so gravierend, aber der einfachste Weg ist, den Hang auseinanderzureißen und ihn so nah wie möglich abzuladen, um Zeit zu sparen. Dort ist die Verarbeitungsstation.«

Red deutete auf eine Ansammlung von Geräten, die das Erz nach Größe sortierten und das begehrte Gestein weiter zerkleinerten, bevor es durch eine Anlage in einem übergroßen Anhänger geleitet wurde. Kleinere, unscheinbare Lastwagen warteten neben der Anlage, wo ein schmales Förderband die Fahrzeuge belud.

»Ich verstehe, warum diese Branche so stark reguliert wird.«

»Da haben wir’s«, sagte Red. »Sieh dir diese Typen an. Das sind keine Bergleute.«

Eine Gruppe von dunkel gekleideten Männern mit Knüppeln stand herum, während andere in Orange und Grün gekleidete Arbeiter schufteten.

»Das Schlägerkommando?«

»So ähnlich. Sorgt dafür, dass die Bergleute brav weiterarbeiten.« Einer von ihnen, der einen Knüppel schwang, sprang von einem Vorsprung und rannte zu ein paar Capstanianern, die an einem defekten Lastwagen arbeiteten. Er schlug so laut gegen die Stoßstange, dass Red und Rivka es am Rand der Grube hören konnten. Er brüllte etwas, bevor er sich mit seiner Wut auf einen Arbeiter stürzte und ihn bewusstlos schlug.

»Kannst du den Mann von hier aus treffen?«, fragte Rivka mit kalter Stimme.

Red zielte. »Ich treffe vielleicht einen der Bergleute. Wenn er dort zurückkehrt, wo die anderen stehen, kann ich alle drei ausschalten.«

»Ich kann nicht drei Männer für die Taten eines Einzelnen verurteilen«, knurrte Rivka. »Wenn ich da runtergehe, stoppe ich die ganze Operation und K’Twillis entkommt. Wenn ich nicht hinuntergehe, werden noch mehr Leute verletzt. Wenn K’Twillis entkommt, werden noch mehr Personen und noch mehr Planeten verletzt. Wir haben nur beschissene Möglichkeiten, Red.«

»Ich will K’Twillis haben«, sagte ihr Leibwächter.

»Und dafür sind wir hier. Ich mache ein paar Fotos für die Asservatenkammer, dann wird der Polizeipräsident vielleicht zur rechten Zeit aktiv. Bis dahin ist das Einzige, was K’Twillis will, das Erz, das sie in die kleineren Lastwagen kippen. Wenn wir einem von ihnen folgen, wohin wird er uns führen?«

»Zu K’Twillis, schätze ich. Neuer Plan: Wir folgen den Lastwagen, es sei denn, wir können mitfahren.«

Rivka wollte das nicht in Betracht ziehen. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht auf dem Planeten verkauft. Lass mich das mit Ankh abklären.«

Rivka benutzte ihr Tablet, um den Crenellianer zu kontaktieren.

Der Markt auf Capstan ist begrenzt und alle Verkäufe müssen Informationen über die Herkunft enthalten. Ich habe auf Capstan noch keinen Schwarzmarkt gefunden.

»Kein Schwarzmarkt auf Capstan. Das sagt mir, dass diese Lastwagen uns zu einem Raumfrachter bringen sollten.«

»Das klingt naheliegend.« Red rieb sich das Kinn. »Das könnte der Grund sein, warum Ankh ihn nicht aufspüren kann. Vielleicht fährt er heimlich auf Frachtern mit, versteckt sich in der Hydrokultur-Station oder so was in der Art. So kann er bei seinem Produkt bleiben und gleichzeitig verschwinden.«

»Kriminelle werden nie lernen, dass sich Verbrechen nicht lohnen.«

»K’Twillis und Mackestray sind beide stinkreich, also so ganz kann der Spruch nicht stimmen.«

Rivka dachte einen Moment lang nach. »Nicht mehr lange. Da kommt ein Lastwagen. Was meinst du?«

»Ich glaube, ich kann von der Baugrubenwand dort drüben, wo die Straße drunter durchführt, hinten aufspringen.«

»Ich dachte mir, dass du so etwas sagen würdest. Ich folge dir im Van im diskreten Abstand. Benutze deinen Komm-Chip, damit Ankh dich orten kann. Wir teilen uns auf. Hast du nicht gesagt, wir sollten uns nie trennen?«

»Ich glaube, das warst du, aber es sieht so aus, als würden wir unseren eigenen Rat nie befolgen.« Red hockte sich hin, als er vom Rand zur hohen Wand lief. Er kraxelte sie hinauf und wartete auf den Lastwagen, der sich langsam den tückischen Weg nach oben bahnte.

Rivka rannte in die andere Richtung, in den Wald und durch ihn hindurch. Sie sprang in den Van und sie fuhren zur Straße, wo sie warteten.

»Ich habe keine Schüsse gehört und wo ist der große Kerl?«

»Er besorgt sich ein anderes Transportmittel und glauben Sie mir, wenn ich sage, dass wir ein paar Leute erschießen wollten, sie aber zu nahe an Unschuldigen standen.«

»Sie sind aber gerannt, also hatte er halb recht.«

»Ich hoffe, dass es keine Schießerei gibt, aber die Leute, hinter denen wir her sind? Da gibt es keinen Kompromiss. Sie wollen nicht lebend gefasst werden. Wir neigen dazu, ihrem Wunsch nachzukommen. Der Gerechtigkeit wird Genüge getan.« Rivka tippte auf ihr Tablet, rief eine Karte auf und sah, dass sich Reds Punkt bewegte. »Er ist in Bewegung. Ein nicht gekennzeichneter Lastwagen wird gleich auf die Hauptstraße einbiegen.«