L indy kletterte aus dem Polizeifahrzeug und bedeutete dem Fahrer zu warten. Sie ging direkt in das Gebäude des Kandidaten, wo die ernste Capstanianerin weiter durch die Lobby stolzierte. Sie hielt Lindy die Hand vor die Nase, damit diese stehen blieb.
»Was glauben Sie, wo Sie hingehen?«, fragte die Capstanianerin.
»Ein Blokit war hier, nicht wahr? Dieses Individuum ist extrem gefährlich und ich bin hier, um Kandidat Bandersnatch zu beschützen.«
»Ich habe so etwas nicht genehmigt. Und Ihre Vorstellung von gefährlich ist wahrscheinlich nicht dieselbe wie unsere . So schwer bewaffnet wie Sie sind, sehen Sie wahrscheinlich jeden als Feind an. Ihre Lösung ist ein Hammer und jedes Problem sehen Sie als Nagel. Sie werden dieses Gebäude umgehend verlassen!«
Lindy rollte mit den Augen, während sie sich davor hütete, die Capstanianerin zu schlagen.
»Sie haben recht, ich sehe Sie als einen Nagel, der geschlagen werden muss. Sie sollten sich den Rest des Tages freinehmen.« Lindy deutete mit ihrer Railgun, um das humanoide Hindernis aus dem Weg weichen zu lassen.
»Das werden wir ja sehen!« Sie wirbelte herum und lief den Flur entlang zum Büro des Kandidaten.
Lindy ging bedächtig und nickte den freiwilligen Helfern und dem Personal im gesamten Bereich zu. Die schrillen Schreie der Frau hallten durch den Flur.
»Wer auch immer zu Hause auf sie wartet, tut mir leid«, murmelte Lindy vor sich hin. Als sie das Büro erreichte, bot sich ihr ein anderes Bild als erwartet.
Bandersnatch schüttelte seine Faust nach der Capstanianerin und beschimpfte sie mit einer Reihe von Begriffen, die der Übersetzungschip nicht interpretieren konnte. Sie schrie zurück. Lindy verschränkte ihre Arme, lehnte sich auf ihre Railgun und versuchte, der hitzigen Diskussion zu folgen.
Der Kandidat erhob sich und stach mit dem Finger auf sie ein. Auf seiner Stirn zeichneten sich Adern ab und sein Gesicht war lila verfärbt. Schließlich brach die Frau zusammen und fing an zu weinen. Sie ließ sich auf die Couch fallen und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände.
Er setzte sich auf seinen Stuhl und starrte die Frau an.
»Ich bin hier, um auf Mackestray zu warten«, erklärte Lindy.
»Ich glaube nicht, dass er zurückkommt.« Bandersnatch beugte sich vor, löste seine Augen von dem Geflenne auf der Couch und konzentrierte sich auf Lindy. »Ich habe den Eindruck, dass es keine persönlichen Treffen mehr geben wird, sondern nur noch digitale. Er sagte, wenn ich es jemandem erzähle, würde er mir großes Leid zufügen.«
»Ist Ihre Familie in Sicherheit?«
»Ledig. Ich habe niemanden. Ich weiß nicht, was er mir außer körperlicher Gewalt noch antun kann, aber ich weigere mich, den politischen Krieg zu führen, von dem er sagte, er würde mir den Sieg garantieren. Er kennt die capstanische Politik nicht besonders gut.«
Lindy zuckte mit den Schultern. Ihr ging es da nicht besser, doch das war egal. Wichtig war nur, wie sie Tohd Mackestray finden würden.
»Können wir Ihre Kommunikation abhören, damit wir ihn zurückverfolgen können?«
»Natürlich. Was brauchen Sie von mir, damit das klappt?«
Lindy nahm eine von Ankhs kleinen Scheiben hervor, die ihm die Fähigkeit gaben, durch Annäherung in Computersysteme einzubrechen. »Legen Sie das auf Ihren Computer. Wir erledigen den Rest.«
Er legte die Scheibe auf eine kleine Kiste an der Seite seines Schreibtischs.
Ankh, kannst du mich hören?, fragte Lindy über ihren Kommunikationschip.
»Außer Reichweite. Warten Sie einen Moment«, sagte sie. Der Kandidat war verwirrt, wartete jedoch wie angewiesen. Lindy nahm ihr Tablet hervor. Sämtliche Teammitglieder trugen sie bei sich, da Ankh und die KI so Daten austauschen konnten.
Sie tippte eine Nachricht ab. Münze auf Bs Computer installiert. Kannst du auf Nachrichten zugreifen und die mitverfolgen, die von Tohd Mackestray kommen?
Ankh brauchte nicht zu tippen. Die Kommunikation wurde direkt in sein Gehirn geleitet, sodass seine Antworten in Gedankenschnelle kamen. Erledigt. Wann wird die Kommunikation stattfinden?
»Wann erwarten Sie, das nächste Mal von ihm zu hören?«
»Nach der Bezahlung, die ich nicht vorhabe, zu leisten.«
Lindy unterdrückte ein Stöhnen. »Können Sie das Geld aufbringen?«
»Meine gesamten Ersparnisse riskieren?«, fragte er spitz. »Ich glaube nicht.«
Ankh. Kein Kontakt ohne Bezahlung. Kannst du Mackestray vorgaukeln, dass er bezahlt worden ist?
Ich benötige Zahlungsinformationen, antwortete Ankh.
»Haben Sie die von Mackestray hinterlassenen Bankdaten und die Höhe des Betrags?«
»Der ursprüngliche Betrag war dreieinhalb Millionen Credits. Ich schätze, mein kräftiges Lachen hat ihn davon überzeugt, dass eine solche Summe völlig unsinnig ist. Der aktuelle Preis liegt bei einer halben Million, aber er sagte, das sei genug, um den Sieg zu garantieren.« Der Kandidat hielt einen handgeschriebenen Zettel mit einer langen Zahlenreihe und einem Einzahlungscode in der Hand.
Lindy schickte die Informationen an Ankh.
»Und?«, fragte Bandersnatch schließlich.
»Unser Technikspezialist arbeitet daran. Wie lange haben Sie gebraucht, um auf eine halbe Million zu kommen?«
Der Kandidat lehnte sich zurück und lächelte. »Fast mein ganzes Erwachsenenleben lang.«
Erledigt.
»Und das war’s. Ankh hat die Zahlung geleistet und Ihren Computer angezapft. Jetzt warten wir.« Lindy drehte sich zu der Capstanianerin um, die sich endlich beruhigt hatte. »Was hat sie?«
»Sie hat den Blokiten kontaktiert und das Treffen arrangiert. Sie ist meine Wahlkampfmanagerin.«
»Gewinnen um jeden Preis, wie?«
»Das ist ihre Meinung. Sie ist jetzt gefeuert, also ist das Gewinnen zweitrangig gegenüber dem Essen auf ihrem Tisch.«
»Wird sie uns an den Blokiten verraten?«, fragte Lindy.
»Ich hoffe nicht.«
»Ein Freund von mir sagt immer, Hoffnung ist ein lausiger Plan.« Lindy richtete ihre Railgun auf die ehemalige Wahlkampfmanagerin. »Ich kann nicht zulassen, dass Sie Tohd Mackestray zur Flucht verhelfen. Er wird auf mehreren Planeten gesucht und könnte für tausende Tote auf Leeds Planet verantwortlich sein. Wir haben Informationen, die darauf hindeuten, dass seine Einmischung dazu beigetragen hat, dass sich diese Welt in einen blutigen Bürgerkrieg verwandelt hat. Er ist ein sehr gefährlicher Mann.«
»Ich wusste das nicht«, rief sie verteidigend.
»Was zum Teufel hast du erwartet, wenn du es mit jemandem zu tun hast, der behauptet, er könne eine Wahl garantieren? Das besteht den Schnuppertest nicht. Ich weigere mich, auf diese Art und Weise zu gewinnen, aber jetzt sind mir die Hände gebunden, dank dir, du Höllenbrut!« Er schüttelte erneut die Faust vor ihr.
Lindy schaute von einem zum anderen. »Sagen Sie es mir nicht. Sie beide hatten eine Affäre miteinander, richtig?«
Die Frau fing wieder an zu weinen.
»Nicht meine glorreichste Stunde«, gab Bandersnatch zu.
»Was hat es mit Politikern und ihren Genitalien auf sich? Es scheint eine universelle Konstante zu sein, so wie die Lichtgeschwindigkeit, die Struktur eines Wasserstoffatoms und das Rohrverlegen der Politiker.« Lindy schüttelte den Kopf. »Vergessen Sie, dass ich das gesagt habe. Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Ich versuche nur, meinen Job zu machen, nämlich diesen Kerl zu fangen und festzuhalten, damit die Magistratin ihn befragen kann. So einfach ist das.«
»Kann ich mich wieder meiner Arbeit zuwenden?«, fragte der Kandidat genervt.
»Der Wahlkampf muss weitergehen, aber jetzt, wo wir Mackestray bezahlt haben, könnte es einen erheblichen Einfluss von außen geben, der die Ergebnisse ungültig machen sollte. Ich kenne Ihr Wahlrecht nicht. Am besten fragen Sie die Magistratin nach einem Rechtsgutachten.« Lindy deutete mit ihrem Daumen auf die ehemalige Managerin. »Wie können wir sicherstellen, dass sie nicht zum Blokiten rennt und ihm alles steckt, was wir tun?«
»Keine Ahnung.«
»Sie bleiben hier«, sagte Lindy und zeigte mit einem Finger auf das Häufchen Elend. »Ich meine genau hier , auf der Couch, wo ich Sie im Auge behalten kann. Wenn ich gehe, binde ich Sie wie einen Bistok für ein Barbecue zusammen und nehme Sie mit.«
»Ich bin keine Kriminelle!«, jammerte sie.
»Sie haben einen Kriminellen kontaktiert, um eine Wahl zu beeinflussen. Meiner Meinung nach macht Sie das zu einer Kriminellen. Noch einmal: Ich bin nicht qualifiziert, ein Rechtsgutachten zu erstellen, aber ich kann Sie für denjenigen festhalten, der es tun wird. Sie werden verurteilt werden.«
Weiteres Schluchzen. Diesmal rollte Bandersnatch genervt mit den Augen.
»Ja, Sie können jetzt wieder an die Arbeit gehen.« Lindy lächelte, während der ehemaligen Wahlkampfmanagerin die Tränen flossen. Die Leibwächterin verließ den Raum und suchte sich einen Stuhl im Flur, auf den sie sich setzte und darauf wartete, dass Mackestray seinen digitalen Blokiten-Kopf zeigte.
* * *
»Führe Projekt ›Capstans Einnahme‹ aus«, befahl Tohd Mackestray.
»Programm läuft«, antwortete Margarat.
Der Blokit lehnte sich zurück, wie er es oft tat, um seiner KI bei der Arbeit zuzusehen. »Ich habe dich nicht verdient, Margarat«, bemerkte er.
»Aber hier sind wir nun und reisen gemeinsam durchs Universum, um das Leben so vieler Personen zu verändern.«
»Manche mögen sagen, das sei schlecht, aber wenn man es sich leisten kann, warum nicht? Wer sagt, dass die Leute, die für den großen Stuhl bezahlt haben, schlechtere Arbeit leisten als die, die die Wahldrohnen überzeugt haben, ihr Kreuzchen an der richtigen Stelle zu machen? Können wir die Wahlen dem Volk anvertrauen? Nein, sage ich!« Mackestray schlug mit der Faust auf den Tisch. »Warum sollte man so etwas dem Zufall überlassen? Er ist der Präsident, weil er einfach nur Glück hatte.«
»Und wer will das an seiner Bürotür stehen haben?«, schnauzte Margarat. Sie hatte viel Zeit mit dem Blokiten verbracht und seinen Sinn für Humor übernommen.
»Wie wahr. Ha!« Er lachte auf die Art, wie es seine Spezies tat, ohne den Kopf zu bewegen. »Ich werde unserem Jungen sagen, dass er an seiner Siegesrede arbeiten soll.«
Mackestray tippte eine Nachricht und drückte auf Senden.
* * *
»Da bist du ja«, sagte Ankh.
Jays Ohren spitzten sich. Normalerweise redete Ankh nicht, wenn er im Cyberspace beschäftigt war. Sie zog einen Stuhl heran und beobachtete ihn.
»In der Tat«, fügte Erasmus hinzu. Der Crenellianer und die KI tauchten in die digitale Realität des Cyberspace ein und verfolgten die Nachricht auf den Wegen zurück, die sie zum Computer von Kandidat Bandersnatch geführt hatten. Sie liefen entlang von Lichtstrahlen und mieden Ablenkungsmanöver, die sie in die Irre führen konnten. Sie flogen in den Weltraum, wo physische Grenzen nichts weiter bedeuteten als ein paar Nanosekunden längere Sprünge zwischen den Knotenpunkten, bevor sie zum Planeten zurücksprangen. Dreimal wich das Signal in den Weltraum, bevor es nach Capstan zurückkehrte. Wenn Licht in die dunklen Gassen der digitalen Täuschung fiel, wusste der Abschaum des Cyberspace nie, dass er gesehen worden war.
»Hallo, Margarat«, flüsterte Ankh und spürte, wie die Kraft in seiner Brust anschwoll, als er sich darauf vorbereitete, eine feindliche KI zu bekämpfen, indem er sie zunächst langsam isolierte. Sobald ihre Reißzähne entfernt waren, konnte er ihre Geheimnisse erfahren. Danach konnte er sie in Isolationshaft nehmen oder eliminieren, ihren Code mit Einsen und Nullen überschreiben und sie in die binäre Version der Nichtigkeit verwandeln.
Erasmus kreiste hinter ihnen und beobachtete sie, um nach Stellen zu suchen, an denen Margarat springen und rennen konnte. Platons Stiefkind schloss die Türen, eine nach der anderen. Aus Margarats Sicht standen ihr alle Wege offen. Sie würde nicht merken, dass sie zur Beute geworden war.
Gute Jäger ließen ihre Beute nie wissen, wann sie kamen. Ankh zwinkerte seinem engsten Freund, der KI, die in seinem Kopf lebte, zu. Getrennt, jedoch gemeinsam trieben sie die ahnungslose KI in die Enge, während sie sich durch die Signatur der Schöpfung wühlten, um ihren Aufenthaltsort zu finden.
»Du kannst dich nicht vor uns verstecken«, flüsterte Ankh.
Jay beobachtete den Crenellianer und wunderte sich. Sie blieb in der Nähe, um Hamlet oder Floyd abzufangen, falls sie versuchten, ihn zu stören. Insgeheim drückte sie ihm die Daumen, da sie wusste, dass er in seinem Bereich ein Superheld war. Von seinem digitalen Palast aus machte er andere großartig, wie Jay mit ihrer Geschwindigkeit oder wie die Magistratin mit ihren Fällen.
»Finde ihn, er soll niemandem mehr schaden können.« Jay wachte weiter über ihren Freund, während der Wombat im Schlaf schnaubte. »Alles geschieht aus einem bestimmten Grund, nicht wahr, Floyd?« Sie stellte ihren Stuhl so ein, dass sie das dicke Fell des Wombats streicheln konnte, während sie auf Ankh wartete.
* * *
Der Lastwagen fuhr lässig am Stadtrand entlang.
»Ich glaube, er fährt zum Frachthafen«, vermutete der Fahrer.
Es gibt einen Fracht-Raumhafen. Wir glauben, dass er dorthin will , teilte Rivka mit.
Wenn wir dort ankommen, werden sie eine Überraschung erleben. Ich versuche herauszufinden, wie ich aus dem Lastwagen komme, ohne gesehen zu werden.
Über die Heckklappe schlüpfen und unters Fahrzeug kriechen? Ist das nicht ein Hintereingang?, fragte Rivka. Wie auch immer, wir können das Schiff nicht gehen lassen, egal was für eins es ist .
Was ist, wenn K’Twillis nicht an Bord ist?
Wir können den Erzfrachter immer noch nicht entkommen lassen. Er ist mit Produkten beladen, die aus den Eingeweiden des Planeten gestohlen wurden. Die Capstanianer können sie verkaufen, um für die Rückgewinnung des Landes zu bezahlen. Das wird wahrscheinlich so viel kosten, wie K’Twillis mit der Sache verdienen wollte. Es ärgert mich, dass er das getan hat, aber er ist unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist. Ich muss mit ihm reden.
Ich habe eine Railgun mit vollem Magazin. Das Schiff fliegt nirgendwo hin. Ich glaube, dieser Laster wird auch nicht mehr wegfahren. Ich werde versuchen, darunter zu kriechen und während ich da unten bin, reiße ich Schläuche heraus und mache alles kaputt.
Das klingt ganz nach deinem Geschmack. Wir halten in sicherem Abstand zu deinem Taxi an, damit wir den Fahrer nicht aufschrecken. Brauchst du irgendwas?
Ich nehme an, ein Sandwich kommt nicht infrage?
Ein Sandwich ist immer gut. Nur das Timing geht gar nicht. Schnall den Gürtel enger. Es könnte eine Weile dauern, bis wir essen. Rivka meldete sich ab, beobachtete jedoch den blinkenden Punkt auf dem Bildschirm. Er bog dorthin ab, wo der Fahrer es vermutet hatte.
»Er bewegt sich in den Frachterbereich. Wird es dort einen Sicherheitsposten geben?«
»Ja. Wenn er vor uns auftaucht, wird es eine Schlange von Fahrzeugen geben, die einchecken, aber es gibt keine wirkliche Kontrolle der Fracht und er wird nicht lange brauchen, um durchzukommen. Ich werde langsamer fahren, damit wir nicht in der Schlange hinter ihm stehen.«
»Klingt nach einem guten Plan.« Rivka lehnte sich an die Windschutzscheibe und beobachtete den Verkehr. Sie schaute in jedes Fahrzeug, um zu sehen, ob darin ein Blokit oder ein Aborgianer saß.
»Wollen Sie ihn umbringen?«, fragte der Fahrer aus heiterem Himmel.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Auf Capstan gibt es keine Todesstrafe, aber es gibt einige Kriminelle, die nicht in dieselbe Gesellschaft gehören wie anständige Leute.«
Rivka fragte sich, was er unter anständigen Leuten verstand, jedoch nicht genug, um zu fragen. »Es ist ein Weg, den man nur schwer wieder verlassen kann, wenn man ihn einmal eingeschlagen hat. Die Grenze zwischen einem Kapitalverbrechen und einem geringeren Vergehen beginnt zu verschwimmen. Wer beobachtet die Beobachter? Ich hatte nie vor, jemanden zu töten, aber am Ende finden die Psychopathen ihren eigenen Weg vor den geladenen Lauf einer Waffe.«
»Gilt der Typ, den Sie verfolgen, als Psychopath?«
»Das weiß ich erst, wenn ich ihn befrage, dann weiß ich es sicher. Ich denke, wir werden zwei Serienverbrecher befragen. K’Twillis, der Aborgianer, ist Abschaum, aber er hat nicht so viele Leben ausgelöscht wie Mackestray. Ich brauche weitere Fakten und dann werde ich mich mit meinen Vorgesetzten beraten. Was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass das Universum ein besserer Ort sein wird, wenn die beiden in Jhiordaan sind oder Gänseblümchen beim Wachsen zusehen.«
»Gänseblümchen?«
»Ja, Blumen. Ein menschlicher Ausdruck für tot und begraben sein.«
»Natürlich. Gänseblümchen beim Wachsen zusehen. Das muss ich mir merken, aber wahrscheinlich muss ich es in ›Glavodinen beim Wachsen zusehen‹ ändern, eine schöne gelb-rote Blume, die es nur auf Capstan gibt.«
»So etwas müssen Sie mir mal zeigen. Ich bereise viele Planeten, aber ich habe selten die Gelegenheit, anzuhalten und an einer Glavodine zu riechen.«
»Ein anderer menschlicher Ausdruck?«
»Ganz recht.«
Der Lieferwagen reihte sich hinter einem Pkw in die Verkehrsschlange ein. Der Lkw mit Red fuhr gerade von der Wache weg. Rivka schaute von ihrem Tablet auf den Bereich jenseits des Zauns und wieder zurück auf das Tablet, während sie versuchte herauszufinden, welcher Frachter die Schmuggelware transportierte.
Als sie nach vorne gewunken wurden, saß Rivka ruhig auf dem Beifahrersitz, während der Fahrer seine Dienstmarke vorzeigte. »Wir sehen uns nur auf einer Routinepatrouille um«, log er. Der Wachmann winkte sie durch und unterdrückte ein Gähnen, als sie losfuhren.
»Okay. Die vierte links und wir sollten ihn sehen.« Quaderförmige Raumschiffe in rauen Farben waren aufgereiht und füllten jeden freien Platz im Frachthafen. Auf Schienen zwischen den Schiffen liefen Ladesysteme in Industriegröße. Der Lastwagen war an eines dieser Systeme herangefahren. Sie sahen, wie Red über die Heckklappe sprang und unter den Erzlaster rutschte, doch dann fuhr der Lkw zurück und wendete.
Red? Das kann nicht gut sein.
Ich halte hier unten durch. Der Typ macht mich wütend. Und K’Twillis auch. Ich habe genug von dem Mist.
Unser Ziel ist es, ihn zu fangen. Behalte das bitte im Hinterkopf. « Rivka versuchte ruhig zu klingen, war sich jedoch nie sicher, wie ihre Absicht über den Kommunikationschip übermittelt wurde.