AUS: TRÄUME

Ich beneide sie alle, die vergessen können,
die sich beruhigt schlafen legen und keine Träume haben.
Ich beneide mich selbst um die Augenblicke blinder Zufriedenheit
erreichtes Urlaubsziel, Nordseebad, Notre Dame,
roter Burgunder im Glas und der Tag des Gehaltsempfangs.

Im Grunde aber meine ich, daß auch das gute Gewissen nicht ausreicht,

und ich zweifle an der Güte des Schlafes, in dem wir uns alle wiegen.

Es gibt kein reines Glück mehr (– gab es das jemals? –),
und ich möchte den einen oder andern Schläfer aufwecken können
und ihm sagen, es ist gut so.
Fuhrest auch du einmal aus den Armen der Liebe auf,
weil ein Schrei dein Ohr traf, jener Schrei,
den unaufhörlich die Erde ausschreit und den du

für Geräusch des Regens sonst halten magst oder das Rauschen des Winds.

Sieh, was es gibt: Gefängnis und Folterung,

Blindheit und Lähmung, Tod in vieler Gestalt,
den körperlosen Schmerz und die Angst, die das Leben meint.
Die Seufzer aus vielen Mündern sammelt die Erde,

und in den Augen der Menschen, die du liebst, wohnt die Bestürzung.

Alles, was geschieht, geht dich an.