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Bob – Mai 2333

Am Rand von Eta Leporis

Ich saß in meiner Bibliothek und betrachtete mit trüben Augen den Tisch vor mir. Will, Bill und Garfield beobachteten mich schweigend. Nur gelegentlich schüttelte einer von ihnen den Kopf. Von Zeit zu Zeit nippte ich ohne große Begeisterung an meinem Kaffee.

Schließlich konnte Bill nicht länger an sich halten. »Dir ist aber schon klar, dass du in Virt bist, oder? Du kannst den Kater ganz einfach deaktivieren.«

Ich reagierte mit einem wächsernen Halblächeln, das wahrscheinlich eher beängstigend als beruhigend aussah. »Ja, und in Zukunft werde ich genau das auch machen. Es gibt keine Metrik, in der das hier erfreulich ist. Aber nachdem ich deinen Blog gelesen habe … Na ja, der Ursprüngliche Bob war zwar alles andere als ein Alkoholiker, aber wenn es nötig war, hat er gelegentlich schon mal seine, äh …«

»Festplatte gelöscht? Machst du das Ganze hier etwa bloß wegen dieses billigen Kalauers?«

Ich lachte leise, dann hielt ich mir stöhnend den Kopf. »Nein, das war nur ein Bonus. Aber verdammt noch mal, Bill. Wir entwickeln uns wirklich auseinander. Bislang ist zwar noch nichts Schlimmes passiert, aber ich stimme dir zu, dass wir damit auf jeden Fall rechnen müssen. Und gibt es inzwischen wirklich auch eine Bobbi?«

»Das ist nur ein Gerücht. Ich kenne niemanden, der ihr tatsächlich begegnet ist. Aber früher oder später kommt das sicher auch noch.«

Ich seufzte und erwog, ein Reset durchzuführen, um den Kater loszuwerden. Er hatte seinen masochistischen Zweck erfüllt, doch mittlerweile überwog meine Neugier. »Das fühlt sich tatsächlich ziemlich echt an. Die Wirklichkeitsnähe der VR – äh, des Virt – hat sich tatsächlich verbessert.«

»Das liegt zum Teil natürlich an den Mannys«, sagte Will auf der anderen Seite des Zimmers, wo er eine Limo trank. »Als wir wieder echte Erfahrungen machten, merkten wir erst, wie grobkörnig und synthetisch die virtuellen Erfahrungen waren.«

»Es half auch, dass es zu diesem Zeitpunkt der Menschheit wieder besser ging. Bei den Feinheiten haben uns ein paar echte Experten unterstützt.« Bill vollführte eine vage Geste mit seiner Kaffeetasse. »Nimm nur Bridget. Sie ist eine extrem kompetente Biologin und mittlerweile natürlich hochmotiviert, uns bei den Verbesserungen zu helfen. Außerdem können wir mit den SUDDAR -Scans genau nachvollziehen, wie der menschliche Körper und das Gehirn auf verschiedene Stimuli reagieren. Zum Beispiel auf verschiedene Geschmäcker und andere Sinneseindrücke.«

»Und Kater«, sagte ich grinsend und verzog erneut das Gesicht. »Sie und Howard leben fast ständig in Real, oder?«

»Ja. Und sie ziehen auch Kinder groß. Ich weiß gar nicht, wie viele sie im Lauf der Jahre adoptiert haben.«

»Das ist etwas, auf dem wir herumkauen können«, sagte Garfield, der bislang geschwiegen hatte. Wir drehten uns alle zu ihm um. »Und es hilft uns dabei, unseren Platz im Kosmos nicht zu vergessen.« Er legte eine dramatische Pause ein. »Als Replikanten werden wir nie müde. Wir verfügen über ein fast perfektes Gedächtnis, verarbeiten Daten tausendmal schneller als Menschen, und wir können ohne Zeitverlust auf alle Informationen in unseren Archiven zugreifen. Dennoch sind wir nicht schlauer als der Ursprüngliche Bob. Und über etwas zu lesen ist nicht das Gleiche, wie darin ausgebildet zu werden. Man kann kein Arzt werden, indem man den Pschyrembel auswendig lernt oder Grey’s Anatomy anschaut.«

Ich runzelte die Stirn. »Okay, prinzipiell stimme ich dir zu, aber inwiefern ist das von Bedeutung?«

»Ich will damit sagen, dass wir nicht alles selbst tun können. Ohne Bridget hätten wir zum Beispiel längst nicht derart ausgereifte Androiden. Wir haben Soldaten gefragt, wie wir unsere Waffen verbessern können …«

»Oder wir haben sie ihnen einfach gestohlen«, warf ich ein.

Garfield funkelte mich wegen der Unterbrechung streng an. »Wir sind zwar so etwas wie eine eigene Gemeinschaft geworden, doch größtenteils machen wir immer noch die Dinge, für die sich schon der Ursprüngliche Bob interessiert hat. Wir sind eine Monokultur. Spezialisten. Und das ist nicht gesund.«

Bill hob eine Augenbraue. »Du meinst also …«

»Dass die replikative Abweichung meiner Meinung nach nicht zwingend schlecht sein muss.«

»Gar, ich misstraue ein paar von den neuen Replikanten«, sagte Bill.

»Das solltest du auch. Sie sind anders als wir. Aber das Bobiversum muss stabil genug für eine Gesellschaft sein, in der nicht alle die gleichen Ziele verfolgen. Natürlich müssen wir uns um die Sicherheit und all den anderen Kram Gedanken machen. Aber das ist auch nicht anders, als würden wir unser Haus oder das Auto absperren, oder?«

»Ich gebe auf«, sagte ich. »Diese Unterhaltung lässt sich nicht mit einem Kater führen.« Ich machte einen Reset und fühlte mich sofort besser. »Heißt das, dass wir noch weitere Menschen in unsere Reihen aufnehmen sollen?«

Bill zuckte die Achseln. »Das wollten wir schon immer tun, aber es gibt keine Interessenten. Zumindest keine, die direkt zu uns kommen. Wer sich replizieren lassen will, geht zu einer Firma, die zu diesem Zweck große Computeranlagen bereitstellt. Je mehr man monatlich bezahlt, desto mehr Prozessorleistung und Extras bekommt man. Zusätzlich gibt es Optionen auf Mannys und sogar Premium-Manny-Modelle für die besonders solventen Kunden. Die meisten von ihnen verbringen ihr Nachleben allerdings ausschließlich in Virt.«

»Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Das hier ist die beste Form von Freiheit, bei der man alles anstellen kann, was einem einfällt, ohne sich von irgendjemandem abhängig zu machen.«

»Ich weiß nicht, Bob. Für einen Einzelgänger wie den Ursprünglichen Bob mag das gut klingen, aber für viele Leute ist das alles andere als attraktiv. Weil totale Unabhängigkeit unter anderem auch bedeutet, dass man selbst für alles verantwortlich ist. Wenn man das entsprechende Geld hat, ist es viel einfacher, die Einzelheiten anderen zu überlassen. Und vergiss nicht, dass der Unsterbliche nur eine Kopie von dir ist, während dein ursprüngliches Ich permanent zerstört wird.« Bill zuckte die Achseln. »Andererseits sind viele daran interessiert, nach ihrem Tod ihre Körper einlagern zu lassen. Wie der Ursprüngliche Bob. Und tatsächlich gib es immer mehr Firmen, die diesen Se rvice anbieten. Heute verwenden sie anstelle der Tiefkühlung allerdings Stasiskammern, die keine irreparablenrperlichen Schäden verursachen. Das Geschäft floriert.«

»Weil man bei seiner Rückkehr …«

»… immer noch man selbst ist. Genau. Das ist die viel attraktivere Option.«

Will seufzte. »Außer für Menschen wie Justin, die religiöse Vorbehalte gegen diese Idee hegen.«

Eine Millisekunde lang fühlten wir alle mit ihm mit. Als das »Gesicht von Bob« hatte Will ein paar Jahrzehnte lang besonders engen Kontakt mit unserer lebenden Verwandtschaft gehalten. Miterleben zu müssen, wie zuerst Julia und dann ihr Sohn Justin starben, hatte ihn genauso sehr getroffen wie Homers Tod.

Schließlich ergriff Bill wieder das Wort. »Und es hat auch nicht geholfen, dass wir jahrelang als Retter der Menschheit kreuz und quer durch die Galaxis geflogen und in Weltraumschlachten gefallen sind. Die meisten Leute glauben immer noch, ein Replikant wäre so etwas wie ein willenloser Diener.«

Garfield deutete auf mich. »Und vergiss nicht, dass die früheren Regierungen Replikanten als nicht menschliche Kopien eingestuft haben. Automaten ohne irgendwelche Rechte. Vieles davon steckt den Menschen heute noch in den Köpfen.«

Ich nickte. »Und holen sie wirklich welche zurück? Von den Toten, meine ich.«

»Ja. Ein Gutteil wurde wiedererweckt, sobald ihre Krankheiten heilbar waren – was sie vor allem Howards und Bridgets Krebsstiftung zu verdanken haben. Von den verbliebenen Eingelagerten litten die meisten unter Altersschwäche. Dagegen gibt es immer noch kein Mittel. Ab einem gewissen Zeitpunkt sind Organtransplantationen, als würde man Fang den Hut spielen. Und wenn das Gehirn den Geist aufgibt, ist ohnehin alles verloren.«

»Und dann sind da noch die anderen Bobiversum-Projekte. Das Singularitätsbestreben der Skippys ergibt ja noch irgendwie Sinn, aber ein paar von den anderen Gruppen …« Ich verstummte kurz. »Die Veränderlichen? Nennen sie sich eigentlich so nach dem gleichnamigen Buch von van Vogt? Jaeger? Weltraumdrachen?«

Garfield lachte. »Wisst ihr noch, wie Marvin versucht hat, die Handlungsorte aus allen Büchern, die er je gelesen hat, in seiner VR nachzustellen? Offenbar hat er nicht groß genug gedacht. Die Gruppen, von denen du sprichst, versuchen unsere Standard-Schiffshülle durch etwas, äh, Fantasievolleres zu ersetzen.«

»Wir reißen immer wieder Witze darüber, dass wir inzwischen Homo siderea sind. Ich nehme an, ein paar Bobs haben sich diesen Scherz zu sehr zu Herzen genommen.« Bill grinste. »Ich habe ihre Blogs abonniert. Es ist alles harmloses Zeug. Abgesehen vielleicht vom Singularitätsprojekt. Und vor allem von der Sternenflotte, insbesondere falls sie sich dazu entschließen, es nicht nur beim Reden zu belassen.«

Diese letzte Bemerkung warf einen Schatten auf unsere ansonsten interessante Unterhaltung, und ein paar Millisekunden lang herrschte betretenes Schweigen.

Ich trank den letzten Schluck Kaffee. Es war Zeit, zum Geschäftlichen zu kommen. »Das ist alles schön und gut. Aber da wir gerade von interessanten Dingen sprechen: Es gibt da immer noch diese Megastruktur, die wir uns ansehen sollten. Habt ihr Lust?«

»Hört, hört«, sagte Bill, und ich transferierte uns alle in den Kontrollraum. In Virt war dafür eigentlich keine große Veränderung der Umgebung nötig, doch der Ursprüngliche Bob war immer sehr detailversessen gewesen, und wir Replikanten aus den ersten Generationen teilten diese Eigenschaft mit ihm. Und so war der Kontrollraum mit Wandbildschirmen und Konsolen ausgestattet, die aus Science-Fiction-Filmen zu stammen schienen. Nur an einem solchen Ort konnte man ein neues Sonnensystem gebührend erkunden.

»Also, was haben wir?«, fragte Bill und trat an den Holotank.

»Die ballistischen Kundschafter haben das innere System durchquert, und wir müssten inzwischen ein komplettes Bild vorliegen haben«, erwiderte ich. »Zeig uns zuerst die Planeten des Systems, Guppy.«

Bill, Will und Garfield schauten mich durchdringend an. Sie wussten, dass ich Zeit schindete, und ich wusste, dass sie es wussten. Aber es war meine VR , und in der galten meine Regeln.

Der Holotank zeigte sechs Planeten, drei weiter draußen kreisende Gasgiganten und drei innere Felsplaneten, von denen sich einer in der bewohnbaren Zone befand. Die große Lücke zwischen den Planeten zwei und drei war nicht zu übersehen. »Dieser Abstand sieht nicht natürlich aus«, sagte Bill.

Ich nickte. »Viel zu asymmetrisch. Entweder wurden die Planeten versetzt, um Platz für die Megastruktur zu schaffen, oder es fehlen Planeten.«

»Die Konstrukteure der Boojums stammen höchstwahrscheinlich vom zweiten Planeten«, sagte Will. »Was wissen wir über ihn?«

[Keine Chlorophyllfärbung. Minimale Sauerstofflinien. Kein Funkverkehr. Überhaupt kein Hinweis auf organisches Leben.]

Wir drehten uns zu Guppy um. Die Beschreibung des Planeten erinnerte uns an Pav. Nachdem …

»Die Anderen? Liegt dieses System nicht außerhalb ihrer Reichweite?«

[Ein Angriff der Anderen ist unwahrscheinlich. Die SUDDAR -Daten deuten auf erhebliche Metallvorkommen hin.]

»Gut.« Wären die Anderen hier gewesen, hätten sie sämtliches Metall abgebaut. »Lasst uns zu Ende anschauen, was wir haben. Anschließend werde ich, sofern nichts dagegenspricht, ein paar Kundschafter zu Nahaufnahmen dorthin schicken.« Ich drehte mich zu Guppy um. »Gibt es kleinere Himmelskörper?«

[Keine. Das System ist leer gefegt.]

»Was? Nicht einmal Monde?«

[Keine Monde.]

»Wow«, sagte Bill, »da war aber jemand fleißig.«

»Lasst uns diese Fragen hintanstellen«, warf Will ein. »Im Moment haben wir zwei Optionen: Entweder schauen wir uns sofort die Daten zur Megastruktur an, oder wir hauen Bob die Hucke voll.«

»Können wir auch beides tun?«, fragte Bill.

Ich grinste sie an. »Ich tippe auf einen Dyson-Schwarm.«

»Da man nirgends einen Schatten sieht, wäre er ziemlich dünn«, sagte Bill.

»Die Hucke voll«, knurrte Will.

Ich lachte. »Und nun kommt der Augenblick, auf den wir alle gewartet haben.« Ich nickte Guppy zu, und er wechselte das Holobild.

Wir starrten es mehrere Sekunden lang an. Schließlich sagte Will: »Was zur Hölle ist das?«

Bill flackerte kurz. Vermutlich hatte er seine Wahrnehmungsrate erhöht und die Archive konsultiert. Ehe ich reagieren konnte, war er wieder da. »Topopolis.«

»Es sieht wie Spaghetti aus«, sagte Will. »Oder eine Drahtskulptur.«

Ich betrachtete die Daten auf dem Monitor. »Das ist ein einziger durchgängiger Zylinder mit einem Radius von sechsundfünfzig Meilen, der sich dreimal um den Stern herumwindet, und dabei auch spiralförmig um sich selbst.«

»Ein Torusknoten«, merkte Bill an.

»Wie ist das möglich?«, fragte Will.

Bill zuckte die Achseln. »Über dieses Konzept wurde zu Lebzeiten des Ursprünglichen Bob auf der Erde diskutiert. Es gibt nur relativ wenige Informationen darüber. Anscheinend war es nicht so populär wie die O’Neill-Zylinder, Stanford-Tori und Bishop-Ringe. Aber man braucht dazu keine sonderlich ausgereifte Technologie. Die Konstruktion ist nicht kompliziert, nur sehr arbeitsintensiv.«

»Was ist mit der Schwerkraft?«

»Im Grunde genommen ist es ein mehrere Millionen Meilen langer O’Neill-Zylinder. Er rotiert um den kleineren Radius und erzeugt so eine künstliche Schwerkraft.«

»Aber er ist gebogen

Bill lächelte über Wills aufgeregten Einwurf. »Vergiss nicht die Größenverhältnisse, mein Freund. Wenn das Band pro eine Million Meilen Länge um eine Meile abfällt, bräuchte man nicht einmal Gelenke. Das ist weniger als ein Zehntel Zoll pro Meile. Die gesamte Struktur würde sich weniger verbiegen als die Golden Gate Bridge, wenn ein einzelner Fußgänger hinübergeht.«

»Aber woher haben sie das Baumaterial … oh.« Will nickte. »Die fehlenden Planeten.«

»Im Großen und Ganzen ist das hier weniger beeindruckend als die Pläne der Anderen.«

»Abgesehen davon, dass die Boojum-Konstrukteure nicht andere Systeme überfallen haben, um an die Rohstoffe zu kommen.«

»Zumindest glauben wir das«, sagte ich und sah Bill von der Seite an. »Mit dieser Frage habe ich mich bislang noch nicht eingehend beschäftigt.«

»Wenn sie keine Subraum- und SURGE -Antriebe ha ben, ist es eher unwahrscheinlich«, erwiderte er. »Aber auch diese Frage werden wir erst klären können, sobald wir mehr Informationen haben. Also, was machen wir als Nächstes?«

»Gute Frage«, sagte ich. »Damit ist mein Plan, die Heimatbasis der Boojums nach Benders Matrix abzusuchen, hinfällig. Wir können nicht ein über eine Milliarde Meilen langes komplexes Bauwerk auf der Suche nach einem einzelnen optoelektronischen Würfel durchleuchten, während wir gleichzeitig den Angriffen der Boojums ausweichen.«

»Erst recht nicht, wenn die Boojum-Konstrukteure selbst Optoelektronik verwenden. Das wäre, als suchte man nach einer Nadel in einem Nadelhaufen.«

»Also müssen wir die Sache ein bisschen raffinierter angehen. Zunächst benötigen wir mehr Informationen.« Ich zählte die entsprechenden Punkte an den Fingern ab. »Wir brauchen Nahaufnahmen vom Planeten und von der Megastruktur und außerdem einen Scan ihres Inneren.«

»Und wir wollen nicht in die Luft gesprengt werden.«

»Das auch.«

Bill schnippte mit den Fingern. »Da wir schon von Militärtechnologie sprechen …«

»Was wir nicht getan haben.«

Bill funkelte mich an. »Ich arbeite an einer Variante von etwas, das ich von der VSE bekommen habe – einer Fraktaloberfläche, die neunundneunzig Prozent jeder beliebigen Strahlung absorbiert und als Infrarotstrahlung wieder abgibt.«

»Toll gegen Radar, nicht so gut gegen Infrarotdetektoren.«

»Aber wir haben noch deine Idee mit dem Kühlkörper. Damit können wir die entstehende Hitze loswerden.«

»Hmm.« Ich nickte. »Mit aktiviertem Antrieb haben wir nicht lange Zeit, bevor die Wärmeableitung versagt. Wir müssten den Einsatz sehr genau choreografieren.«

»Ja. Also hüllen wir eine Frachtdrohne in diese Fraktaloberfläche und verpassen ihr einen Wärmeableiter. Sie fliegt zum Planeten Boojum, setzt ein paar planetare Erkundungsdrohnen aus und beschleunigt zum Rand des Systems. Dann müssen wir nur noch hoffen, dass sie die Strecke schafft, bevor der Wärmeableiter gesättigt ist. Und auf die gleiche Weise bringen wir ein paar Drohnen mit hochauflösenden Kameras zur Megastruktur.« Ich schaute mich im Raum um. Niemand widersprach. »Eine letzte Sache noch: Wir brauchen Informationen über Topopolisen, äh, Topopoli? Topopoleis? Vielleicht gibt es unter den Menschen einen Experten für Megastrukturen? Kann das einer von euch überprüfen?«

»Das übernehme ich«, sagte Will und verschwand.

Bill stand auf. »Ich schicke dir die Details über die Fraktaloberfläche.« Damit verschwand auch er.

»Ich kümmere mich um den Konstruktionsplan für die Drohnen«, sagte Garfield und war ebenfalls weg.

»Ich trinke noch einen Kaffee«, sagte ich in den leeren Raum.

Die Drohnen der autonomen Fabrik hatten bereits seit ein paar Jahren Rohstoffe aus dem Kuipergürtel und der Oortschen Wolke geholt. Daher war es inzwischen nicht mehr so schwer, etwas zu bauen, wie noch bei meiner Ankunft. Innerhalb weniger Stunden schickten mir Bill und Garfield ihre Informationen, und so produzierte meine autonome Fabrik schon bald in Höchstgeschwindigkeit modifizierte Drohnen.

Ein paar der Umbauten waren allerdings gar nicht so leicht zu bewerkstelligen. Als besonders knifflig erwies sich die Fraktaltarnung.

Doch eine Woche später waren all meine Spionagegeräte einsatzbereit. Ich überprüfte ein letztes Mal die Berechnungen und brachte sie auf den Weg.

»Jetzt warten wir«, sagte Bill.

»Als würden wir das nicht schon seit ungefähr einer Ewigkeit tun«, grummelte Garfield.