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Die Frustrationen nehmen zu

Howard – Juli 2334

Trantor

»Damit besteht endgültig kein Zweifel mehr«, sagte ich. »Die Menschen sind wirklich Idioten.«

Bridget seufzte. »In Anbetracht der Umstände fand ich sie ehrlich gesagt noch bemerkenswert zurückhaltend, Howard.«

»Sie haben uns bloß nicht komplett ausgebootet, weil sie gemerkt haben, dass uns die halbe Stadt gehört und sie diesen Kampf verlieren würden.«

»Ich muss zugeben, dass das vielleicht auch eine Rolle gespielt hat.« Bridget ging zum Panoramafenster und blickte mit verschränkten Armen hinaus.

Ich betrachtete durch die entfernte Fibrex-Kuppel der Stadt die Atmosphäre von Großes Zirkuszelt. Der Anblick der Wolken und der Lebewesen, die diesen jupiterartigen Planeten scheinbar endlos weit in alle Richtungen erfüllten, versetzte mich immer wieder in Staunen. Doch ich wusste, dass Bridget nicht bloß die Aussicht genoss. Sie blickte auf ihre Arbeit, mit der sie ihre berufliche Reputation begründet hatte. Sie war im gesamten von Menschen bewohnten Weltraum die führende Expertin für das Leben auf Planeten der Jupiterklasse – eine Position, die ihr so schnell niemand streitig machen würde. Grinsend schaute sie einem vorüberfliegenden Schwarm Luftschiffe nach.

»Dieses Lächeln kenne ich doch«, sagte ich. »Denkst du etwa gerade an unsere erste Begegnung?«

Bridget lachte. »Oder an meine erste Begegnung mit der Stadt.« Sie wandte sich vom Fenster ab. »Politische Probleme tauchen auf und verschwinden wieder in der Versenkung, Howard. Es ist immer das Gleiche. Wir sitzen sie einfach aus. Früher oder später werden die Leute sich beruhigen oder vergessen, was war. Oder wir warten einfach in aller Ruhe ab, bis sie tot sind und eine neue Generation ans Ruder kommt. Uns wird nichts passieren. Schließlich haben wir alle Zeit der Welt.«

»Die Kinder …«

»Die derzeitigen sind bereits alle erwachsen. Wir müssen eine Zeit lang auf neue Adoptionen verzichten. Du wolltest doch ohnehin eine Pause einlegen. Vielleicht wird es Zeit für eine weitere Expedition. Ich habe eine ganze Reihe von Planeten mit interessanten Ökosystemen …«

»Hast du schon mitbekommen, was Herschel und Neil vorhaben?«

»Ja, aber sie müssen erst nach Romulus, ihre Ladung aufnehmen und dann den menschlichen Weltraum verlassen. Es könnte bis zu hundert Jahre dauern, bis sie das erste neue System erreichen. Und es gibt keine Garantie, dass es dort irgendetwas gibt, das eine Untersuchung wert wäre. Falls ja, können wir uns jederzeit aus der Ferne einklinken. Mir schwebt etwas deutlich Kurzfristigeres vor.«

Ich nickte. Bridget hatte recht. Wenn es hart auf hart kam, war das Einzige, was uns passieren konnte, dass die Menschen unsere Vermögenswerte konfiszierten. Für diesen Fall hatten wir Anwälte in Hülle und Fülle. Mit ihrer Hilfe konnten wir Gerichtsverhandlungen so lange hinauszögern, bis keiner unser Gegner mehr lebte.

»Also gut, meine Liebe. Ich folge dir. Wohin möchtest du heute gehen?«