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Die Abberufung

Howard – August 2334

Trantor

Ich setzte mich auf und verschränkte mit einem dümmlichen Grinsen die Hände hinterm Kopf. »Du trägst wieder mal diesen selbstzufriedenen Gesichtsausdruck«, sagte Bridget. »Was ist passiert?«

»Na ja, anscheinend sind wir nicht die einzigen Replikanten mit Geld und Einfluss.« Ich deutete auf die E-Mail, die auf dem Canvas angezeigt wurde. »Senator MacIntosh. Erinnerst du dich noch an ihn? Er lässt sich immer vollmundig gegen die Replikanten aus. Er wird abberufen.«

»Wirklich?«

»Sie haben alle dazu nötigen Unterschriften zusammen. Und rate mal, wer hinter der Abberufungskampagne steckt.«

»Wir?«

Ich lachte. »Nein, obwohl ich bei dieser Sache gern die Finger im Spiel gehabt hätte. Dieser Mann ist ein Giftmülldepot voller Fremdenangst und grundlosem Hass. Möglicherweise hat er gar nicht bemerkt, dass das Nachleben-Reservat für Replikanten zu seinem Wahlbezirk gehört. Vielleicht hat er aber auch geglaubt, er könnte uns alle Rechte nehmen, bevor sie sich erfolgreich zur Wehr setzen. Keine Ahnung.«

Bridget runzelte die Stirn. »Das wären höchstens zweihundert Unterschriften. Sie bräuchten aber …« Bridgets Blick wurde einen Moment lang unscharf. »… ungefähr fünfzehntausend.«

»Ja. Aber offenbar machen sich die Leute Sorgen über ihr eigenes Nachleben. Die Anti-MacIntosh-Gruppe hat seinen Versuch, den Replikanten die Rechte zu entziehen, mit den Aktivitäten von FAITH verglichen. Sie haben ihm unterstellt, dass er früher oder später hinter jedem her sein würde, egal wie die- oder derjenige das Nachleben gestaltet. Die Menschen fühlten sich persönlich von ihm bedroht.«

Bridget schnaubte und nahm neben mir Platz. Sie überflog ein paar Sekunden lang die Nachrichtenbeiträge, dann drehte sie sich zu mir um. »Bis jetzt ist er noch nicht aus dem Amt gewählt. Man sollte Politiker nie abschreiben, solange sie nicht wirklich komplett erledigt sind. Und das grundsätzliche Problem besteht weiterhin: Die Öffentlichkeit misstraut den Replikanten.«

»Deswegen habe ich das Gerücht in die Welt gesetzt, dass irgendwer Mannys für die Lebenden bauen will. Allzu viel habe ich nicht preisgegeben. Zum Beispiel habe ich nicht verraten, wer dahintersteckt und wie weit wir – äh, sie – sind. Aber wenn die Menschen glauben, dass sie noch zu Lebzeiten einen Manny besitzen können, wird es schwer sein, ein komplettes Verbot durchzusetzen.«

Bridget öffnete lächelnd ein neues Video. »Ich habe ein mögliches Erkundungsziel.«

Ich betrachtete die Informationen auf dem Bildschirm. »Ist das neu?«

»Gerade erst entdeckt. Mario und seine Leute halten immer noch nach Nestern der Anderen Ausschau. Sie haben keine gefunden, aber bei ihrer Suche erforschen sie natürlich neue Systeme. Dabei haben sie ein paar zusätzliche Planeten ausgemacht, die von den Anderen überfallen worden waren, und andere, die es noch nicht getroffen hatte, die aber wahrscheinlich bald drangekommen wären. Dieser hier ist … Aber lies es am besten selbst.«

Ich streckte die Hand aus und blätterte die Zusammenfassung durch. Während ich las, spürte ich, wie sich meine Stirn furchte. »Ist das echt?«

»Wenn Mario nicht plötzlich einen besonders schrägen Sinn für Humor entwickelt hat, dann ja. Das könnte das verrückteste Ökosystem sein, das ich je gesehen habe. Noch seltsamer als Quilt.«

Ich blätterte noch eine Weile vor und zurück und grins te sie schließlich an. »Das erinnert mich irgendwie an Flash Gordon. Könnte wirklich Spaß machen.«

Bridget lachte. »Ich habe Mario gebeten, uns eine vollausgestattete Raumstation und eine autonome Fabrik in dem System zu bauen. Während er das tut, werde ich mit seinen Spionagedrohnen ein paar vorläufige Untersuchungen anstellen. Auf diesem Planeten gibt es einiges zu erforschen. Vielleicht noch mehr als auf Himmelsfluss.«

»Wow.« Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Fliegende Affen.«

»Das sind keine Affen.«

»Aber dicht dran.« Ich schloss das Fenster. »Damit werden alle deinem Blog folgen.«