16. Kapitel

Am späten Nachmittag dieses Tages kehrte Eirik mit seinen Männern vom Übungsplatz zurück. Verschwitzt und erschöpft von der körperlichen Anstrengung, aber auch von seiner Sorge um Emma und Eadyth in den letzten Tagen und der Tatsache, dass er noch immer keine Antwort vom Witan hatte, stieg Eirik langsam die Treppe hinauf.

Überrascht über das anheimelnde Bild, das sich ihm bot, blieb er an der offenen Tür seines Schlafzimmers stehen. Mit dem Rücken an das Kopfteil gelehnt saß Eadyth auf seinem Bett und hielt Emma in einem Arm und John im anderen. Seiner Frau gegenüber am Fußende des Betts saßen Larise und Gordric im Schneidersitz. Und Prinz, der Hund, hatte es sich auf dem Fußboden bequem gemacht, von wo er mit seelenvollem Blick zu Eadyth aufschaute.

Die Kinder lauschten gespannt einer Geschichte, die Eadyth ihnen über Harald Fairhair, Eiriks Großvater und einstiger Königs von ganz Norwegen, erzählte. »Und Harald verliebte sich unsterblich in Gyda, die Tochter des Königs von Hordaland. Aber Gyda weigerte sich, ihn zu heiraten, falls er nicht ganz Norwegen erobern sollte, was noch nie zuvor jemandem gelungen war.«

»Und mein Großvater Thork war Haralds Sohn?«, fragte Larise beeindruckt.

»Ja, einer von vielen, vielen Söhnen. Es heißt, er habe sechsundzwanzig Söhne gehabt und genauso viele Töchter.«

Emma zupfte an Eadyths Ärmel. »Weiter«, sagte sie und drängte Eadyth, mit der Geschichte fortzufahren. Und Eirik bemerkte, dass dies ein weiteres Wort war, das seine stumme Tochter ganz von selbst gesagt hatte. Er sah, wie Eadyths Augen leuchteten, und wusste, dass auch ihr der kleine Fortschritt nicht entgangen war. Eadyth drückte Emma rasch und setzte dann ihre Geschichte fort.

»Und Harald liebte die holde Gyda so sehr, dass er gelobte, nie wieder sein Haar zu schneiden und sich auch nie wieder zu waschen, bis er ganz Norwegen regierte und Gyda zur Frau gewonnen hatte. Und so wurde er während all der Jahren seiner Streifzüge immer haariger und schmutziger. Einige nannten ihn damals sogar Harald Mopp-Haar.«

»Dann muss er ja wie ein verdammtes Schwein gestunken haben!«, warf John kichernd ein.

»John! Hüte deine Zunge.«

»Darf ich auch für viele, viele Jahre das Haareschneiden und das Baden bleiben lassen?«

»Nein, das darfst du nicht.«

»Erzähl uns mehr«, bat Larise. Sie und Emma waren sichtlich fasziniert von der Geschichte.

Eirik schüttelte erstaunt den Kopf. Wie hatte Eadyth wissen können, dass es seine Töchter freuen würde, etwas über ihre Familie zu hören, zumal die beiden Mädchen im Grunde noch nie ein wirkliches Familienleben erfahren hatten? Und wo hatte seine Frau diese Geschichten über die Heldentaten und Romanzen eines seiner Vorfahren gehört?

»Und Tykir hat mir erzählt, dass euer Urgroßvater sich nie wieder das Haar schneiden ließ, bis die schöne Prinzessin sich bereit erklärt hatte, ihn zu heiraten«, beendete Eadyth ihre Geschichte.

Mein Bruder! Ich hätte wissen müssen, dass Tykir sich eine fantastische Legende über unseren blutrünstigen Großvater ausdenken würde. Eadyth vergisst zu erwähnen, wie viele Ehefrauen und Mätressen Harald besteigen musste, um so viele Kinder in die Welt zu setzen. Kinder, die zu üblen Männern aufwuchsen, die einander umbrachten, um den Thron an sich zu reißen.

Aber Eirik wollte den Kindern und Eadyth nicht die Stimmung verderben. Und so lehnte er sich, entzückt von dieser neuen Seite seiner kratzbürstigen Frau, nur an den Türrahmen und sagte nichts.

Eirik konnte spüren, wie sich sein Herz in seiner Brust verkrampfte und eine so ungestüme Sehnsucht ihn durchzuckte, dass es schon beinahe schmerzhaft war. Er hatte nie ein Zuhause gehabt, nicht einmal als Kind. Immer waren er und Tykir nur Gäste in den Häusern anderer gewesen, während sein Vater seinen Pflichten nachgegangen war und sie vor ihren rachsüchtigen Onkeln zu beschützen versucht hatte.

Oh, eine Frau und Kinder zu haben, die er lieben konnte und die ihn genauso liebten! Was das für ein Wunder wäre!

Eine Vielzahl widerstreitender Emotionen tobte in ihm. Er ersehnte sich keine Reichtümer, und im Grunde genommen besaß er davon auch schon mehr als nur genug. Er wünschte sich auch keine riesigen Ländereien oder Titel, sondern nur ein Leben in Sicherheit und Frieden auf seinem eigenen kleinen Gut. Wie hatte er einunddreißig Jahre alt werden können, ohne sich darüber klar zu werden, dass diese anheimelnde Szene, die er gerade vor sich sah, genau das war, was er sein ganzes Leben lang gesucht hatte? Er konnte spüren, wie ihm die Tränen kamen, und wandte sich ab, um das Zimmer zu verlassen und nicht entdeckt zu werden.

Aber John sah ihn und rief: »Vater!«

Die liebevolle Akzeptanz des Jungen ließ Eiriks Herz noch höher schlagen, und er konnte gar nichts anderes tun, als seine Arme auszubreiten, als John sich förmlich auf ihn stürzte und seine mageren Beine um Eiriks Taille und seine Arme um seinen Nacken schlang. Auch Emma und Larise sprangen nun vom Bett, kamen zu ihm hinübergelaufen und legten ihre Arme um seine Beine. Godric, der kleine Waisenjunge, stand schüchtern dabei und hielt Prinz zurück, der jaulend, kläffend und wild mit seinem Schwanz wedelnd in seine Richtung drängte.

Eiriks Kehle wurde so eng, dass er im ersten Moment kein Wort herausbrachte.

»Wirst du uns jetzt beibringen, wie man um die Wette spuckt, Vater? Bitte, bitte!«, drängte John. »Du hast es uns versprochen.«

Eirik lachte, als er sich daran erinnerte, vor ein paar Tagen gegenüber den Kindern geprahlt zu haben, dass er, als er in Johns Alter gewesen war, in einem hohen Bogen vom Burgturm bis zum Erdhügel darunter hatte spucken können.

»Oh, John, du und deine Spuckerei!«, rief Larise hochnäsig. Seine älteste Tochter liebte es, sich vor John als große Dame zu geben, obwohl sie nur ein Jahr älter war als er. »Vater wird mir zeigen, wie man tanzt.«

Eadyth zog fragend ihre Augenbrauen hoch. »Tanzen?«, formte sie lautlos mit den Lippen.

Aber Eirik kam nicht dazu, ihr zu antworten, da das junge Völkchen seine gesamte Aufmerksamkeit beanspruchte. Die kindliche Ausgelassenheit war so ansteckend, dass auch er selbst schon bald genauso aufgekratzt und fröhlich wie die Kleinen war.

»Larise glaubt nicht, dass du mit den Zehen einen Strohhalm aufheben kannst«, erklärte John mit einem hochmütigen, herablassenden Blick in Richtung seiner Stiefschwester. Er sah Eadyth in diesem Augenblick sehr ähnlich. Der Hochmut liegt ihnen offenbar im Blut, dachte Eirik.

Als er aufsah, fing er den amüsierten Blick seiner eigenwilligen Frau auf, die den Kopf über seinen Unsinn schüttelte und sich nun ebenfalls vom Bett erhob. Für einen Moment lang schauten sie sich in die Augen, und Eirik vergaß, dass er ihr eigentlich noch böse sein müsste, weil sie einfach weggelaufen war. Er aber wollte nur noch die Kinder aus dem Zimmer scheuchen und sich mit seiner Frau auf ihrem großen Bett ausstrecken. Die erotische Spannung, die sie in ihrem Bann hielt, wurde intensiver, dann wechselte sie die Form und wurde sogar noch stärker, bis sich die beiden auf eine ganz neue, aber unabänderliche Art und Weise zueinander hingezogen und miteinander verbunden fühlten.

»Aber wir könnten natürlich auch um die Wette pinkeln«, sagte John.

Damit brachte er Eirik augenblicklich wieder zur Besinnung.

»John!«, rief Eadyth. »Was fällt dir ein?«

Larise, Emma und Godric kicherten.

»In der Gegenwart von Damen sagt man so etwas nicht«, wies Eirik ihn streng zurecht, obwohl er alle Mühe hatte, sich ein Grinsen zu verkneifen.

John senkte beschämt den Kopf.

In diesem Moment meinte Abdul, auch seinen Senf dazugeben zu müssen. »Pinkeln! Arrk. Pinkeln! Arrk. Pinkeln!«, kreischte er, zum großen Verdruss Eiriks, der wusste, dass auch dieses Wort von nun an zum Vokabular des verrückten Papageis gehören würde.

»Das wäre sowieso kein fairer Wettbewerb«, klärte Larise die kleine Emma auf, »weil Jungen ihre Zapfen nämlich außen am Körper haben. Damit sind sie uns gegenüber im Vorteil.«

Wie vom Donner gerührt sah Eirik seine Tochter und dann Eadyth an.

Und dann brachen sie alle in schallendes Gelächter aus.

*

Eine Woche später saß Eadyth mit Eirik an der Tafel auf dem Podium, nachdem sie gerade ihr Mittagsmahl beendet hatten. »Danke, dass du mir in den letzten Tagen eine so große Hilfe bei Emma warst«, sagte er und legte eine Hand über die ihre. »Sie macht große Fortschritte, das sehe ich Tag für Tag«, erklärte er mit einem Blick auf seine schläfrige kleine Tochter, die es sich auf seinem Schoß bequem gemacht hatte.

Eadyth blickte alarmiert auf Eiriks Hand hinunter, die ganz zwanglos auf ihrer lag. Obwohl sie immer noch verärgert über seinen Besuch bei seiner Geliebten Asa war, brachte eine bloße Berührung von ihm ihren Puls zum Rasen. Sie versuchte, die Sehnsüchte, die mit jedem Tag noch stärker und heißer wurden, zu ignorieren, zumal sie ja nicht einmal mehr das Bett miteinander geteilt hatten, seit Eadyth ihren Mann in jener wundervollen Nacht verführt hatte.

Es wäre besser, ihre Hand zurückzuziehen. Es wäre besser, sich gegen diese wachsende Zuneigung ihm gegenüber zur Wehr zu setzen. Im Moment aber tat Eadyth gar nichts.

»Denkst du, dass Emma sich je wieder vollständig erholen wird?«, fragte sie.

Eirik strich sich versonnen über die Oberlippe, und Eadyth wünschte, sie könnte das Gleiche tun. Seine vollen Lippen waren ausdrucksstark und fest. Und Eadyth wusste nur zu gut, wie sie sich an den ihren anfühlten, wenn er sie küsste …

»Was denkst du?«

»Hm?«

»Du wolltest wissen, ob ich denke, dass Emma sich je wieder erholen wird, und ich sagte, dass ich täglich neue Fortschritte bei ihr erkenne. Dann habe ich dich gefragt, was du denkst, aber deine Augen waren glasig, und du hast mich ganz komisch angeguckt.«

Eadyth schüttelte den Kopf, als könnte sie damit Ordnung in ihre Gedanken bringen. »Ich bin nur müde. Wir beide sind es. Abwechselnd mit Emma in ihrem Bett zu schlafen und alle paar Stunden aufzuwachen, wenn sie in ihren Träumen aufschreit, und sie den ganzen Tag an deinem oder meinem Rockzipfel zu haben, das fordert schon seinen Tribut. Und, ja, sie spricht jetzt mehr, und die meiste Zeit scheint sie sich auch wohlzufühlen. Und trotzdem …«

»… trotzdem klammert sie sich nach wie vor an uns und hat noch immer ihre Albträume«, schloss Eirik für sie.

»Ja. Wenn wir sie doch nur dazu bringen könnten, über das Feuer zu reden.«

»Ich habe es versucht, aber jedes Mal, wenn ich ihre Mutter oder den Überfall erwähne, legt sie die Hände über ihre Ohren und weigert sich, mir zuzuhören.«

»Stell dir doch nur vor, welch grauenhafte Dinge sie erlebt hat, Eirik. Sie hat zuschauen müssen, wie ihr Zuhause mit ihrer Mutter und ihren Großeltern darin in Flammen aufgegangen ist. Und sie konnte ihnen nicht helfen.«

»Na, Gott sei Dank hat sie sich zumindest hinter den Bäumen verstecken können, bis die Angreifer das Dorf verließen. Sie wird sich erholen, Eadyth, und dann können wir wieder ein normales Leben führen. Und vergiss nicht«, setzte er hinzu, während er ihre Hand drückte und sich zu ihr vorbeugte, um ihr ins Ohr zu flüstern, »dass wir noch etwas miteinander auszutragen haben, Frau.«

Eadyths Herz setzte einen Schlag aus, und sie sah ihn fragend an.

Er zwinkerte ihr zu.

Der Flegel! »Ach so, du meinst wahrscheinlich Asa und den Grund für dein Bedürfnis, sie zu sehen.«

Er lachte. »Nein, das meinte ich nicht. Ich sprach eigentlich mehr von deiner Bestrafung, Eadyth.«

»Ach, das.« Eadyth schwenkte ihre freie Hand, als wäre das kein Anlass zur Besorgnis mehr.

»Glaub nicht, ich hätte es schon vergessen, Frau. Und glaub nicht, du könntest meinem Zorn entkommen. Ich bin schon dabei, mir die süßeste Tortur für dich auszudenken.«

Eadyth befeuchtete nervös ihre Lippen und sah den hungrigen Blick, mit dem er der Bewegung ihrer Zunge folgte. Sie konnte sich bildlich vorstellen, was er mit ›süßer Tortur‹ meinte. »Glaub ja nicht, dass du zwischen dem Bett deiner Buhle und meinem hin und her springen kannst. Wie eine brünstige Kröte.«

»Brünstige Kröte! Wie kommst du nur immer auf diese Vergleiche? Aber sag mir doch lieber, was wirst du tun, Frau Gemahlin, um mich in deinem Bett zu halten?«

Sie warf ihm einen ungläubigen Blick zu und versuchte, allerdings vergeblich, ihre Hand aus der von Eirik zu befreien.

»Wirst du mich wieder überfallen?«, scherzte er.

»Ich habe dich nicht überfallen.«

»Du hast recht. Es war Verführung.« Und er sah auch nicht so aus, als ob es ihm missfiele.

Eadyth spürte, wie sie errötete, weil sie seinen Worten nichts entgegenzusetzen hatte, und versuchte, die in ihr aufsteigenden Bilder all der unerhörten Dinge, die sie getan hatte, zu unterdrücken. »Es wird nicht wieder vorkommen, nachdem ich nun weiß, dass du mein Bett verlassen hast, um das von Asa aufzusuchen. Ich würde jetzt nicht mehr mit dir schlafen, nicht einmal, wenn … nicht einmal …«

»… nicht einmal, wenn ich splitterfasernackt einen Kopfstand vor dir machen würde?«, schloss er für sie.

»Selbst dann nicht«, erwiderte sie stur.

Eiriks Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. »Und wenn ich dir nun sagen würde, dass ich es nicht getan habe?«

Sie starrte ihn verwundert an. »Was?«

»Mit Asa geschlafen.«

Eadyth stockte der Atem, als Eirik in Worte fasste, was ihr Herz bedrückte. »Na ja, ich bin froh, dass du das Thema angeschnitten hast, Eirik. Ich hatte nämlich schon gedacht, ich wäre ungerecht zu dir gewesen.«

»Wie das?«

»Bevor wir geheiratet haben, sagte ich dir, ich hätte nichts dagegen, wenn du dir Mätressen hältst, solange du diskret vorgehst. Ich hätte die Regeln jetzt nicht ändern sollen. Wenn du also wirklich das Bedürfnis hast …«

»Streck deine Zunge heraus«, befahl Eirik ihr scharf.

»Warum?«, fragte sie und rutschte mit ihrem Stuhl zurück, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern.

»Damit ich sie dir aus deinem Plappermaul herausreißen kann, du einfältiges Frauenzimmer.«

»Also …! Da bin ich nun ausgesprochen großzügig zu dir, und weißt du meine Großherzigkeit zu schätzen? Nein. Du …«

»Halt den Mund, Eadyth.«

»Ich muss doch wirklich bitten!«

»Es wäre besser, wenn du es tätest.«

»Ha!«

»Ich habe Asa gesagt, dass ich sie nicht mehr sehen kann. Wenn du lange genug aufhören würdest, dummes Zeug zu reden, um mir zuzuhören, wüsstest du das schon.«

Eadyths Herz schlug höher, und eine leise Hoffnung keimte tief in ihrem Herzen auf. »Bevor oder nachdem du mit ihr geschlafen hast?«

Eirik grinste und schüttelte den Kopf über ihre Frage. »Weder noch. Ich habe ihr eine Abfindung gezahlt, damit sie ihr eigenes Geschäft eröffnen und ihr Haus behalten kann. Dabei habe ich ihren schönen Körper nicht ein einziges Mal berührt.« Wieder beugte er sich vor und strich verführerisch mit seinen Lippen über Eadyths.

Ihr Herz begann wild zu pochen, als Eirik, der ihre Hand noch immer fest in der seinen hielt, mit dem Daumen ganz sachte, federleichte Kreise auf ihrem Handgelenk zu beschreiben begann. Eadyth war sicher, dass er ihren rasenden Puls spüren konnte.

»Hast du etwas dagegen einzuwenden?«

Sie schüttelte den Kopf und räusperte sich. »Wahrscheinlich werde ich einfach nur noch weitaus mehr Kerzen, Honig und Met verkaufen müssen, um diese Ausgabe zu bestreiten«, sagte sie und bemühte sich nach Kräften, dem verführerischen Zauber seiner Finger und seiner glutvollen Blicke nicht zu erliegen.

Er lachte leise. »Kratzbürstig wie immer, Eadyth! Nein, diese Gelder kamen aus meiner eigenen Tasche.«

Und da fielen Eadyth plötzlich Eiriks andere Worte ein. »Dann hat Asa also wohl einen schönen Körper, nicht?« Wahrscheinlich wackeln ihre Brüste wie Kuheuter.

Aber dieser Flegel grinste nur, und trotz ihrer Freude über seine guten Neuigkeiten war Eadyth plötzlich stark versucht, ihm dieses Grinsen mithilfe einer Ohrfeige vom Gesicht zu wischen.

»Nun?«, fragte er schließlich mit einem selbstzufriedenen kleinen Lächeln. »Willst du denn gar nicht wissen, warum ich mein Verhältnis mit Asa beendet habe?«

Schier unwiderstehlich angezogen von Eiriks hellen strahlenden Augen, wehrte Eadyth sich mit aller Kraft dagegen, aber sie sie konnte trotzdem spüren, wie sich ihr Widerstand verflüchtigte. »Weil du eine andere Mätresse gefunden hast?«, erwiderte sie mit unsicherer Stimme.

»Nein«, sagte er mit dem Anflug eines Lächelns.

»Weil Asa fett und nachlässig geworden ist … und … und ihre Brüste nicht mehr wackeln?«

Eirik war so erstaunt über ihre derben Worte, dass er sie nur mit weit aufgerissenen Augen anstarren konnte. Dann fing er sich wieder. »Nein, Asa ist bezaubernd schön.«

Die Idee mit der Ohrfeige erschien Eadyth von Mal zu Mal verlockender. »Warum dann?«

»Weil ich eine Gemahlin habe, die mir sehr gefällt, im Bett und auch sonst. Wenn sie nicht gerade meine Anordnungen missachtet, heißt das, oder sich als altes Weib verkleidet, oder mich mit Bienen attackiert, oder an mir herumnörgelt, oder verlangt, dass ich tue, was sie sagt, oder meine Autorität untergräbt, oder mich beschimpft, oder …«

Eadyth entzog ihm ihre Hand und legte ihre Finger an seine Lippen. »Aber das ist doch immer so!«, erklärte sie, wobei sie gleichzeitig aufstöhnte.

Eirik griff nach ihrer Hand, und Eadyth sog scharf den Atem ein, als er ihre Fingerspitzen eine nach der anderen zwischen seine Lippen nahm und sie mit seiner warmen Zunge liebkoste.

»Ja, das ist es«, gab er zu, »aber ich habe beschlossen, dir Zeit zu lassen, deine zänkische Art zu ändern, wenn …«

»Wenn?«

»… wenn du mir mit anderen Dingen weiter solche Freude bereitest.«

Und das konnte ja eigentlich gar nicht so schwer sein, dachte Eadyth sich.

Dann kamen John, Larise und Godric die Stufen zur Tafel hinaufgerannt und begannen alle gleichzeitig zu sprechen. Die Kinder waren barfuß, von Kopf bis Fuß mit Schmutz bedeckt und rochen, als kämen sie geradewegs aus den Ställen. Normalerweise hätte Eadyth sie getadelt. Aber heute schien es nicht so wichtig.

Selbst Emma richtete sich auf Eiriks Schoß auf und strahlte vor Vergnügen, als ob sie jetzt gerne bei den anderen Kindern wäre, aber Angst hätte, die Geborgenheit der Arme ihres Vaters zu verlassen. Doch dann sprang sie plötzlich doch von Eiriks Schoß und lief zu der hochgewachsenen Gestalt hinter den Kindern. Es war Tykir.

Mit feinen Wollhosen bekleidet, über denen er eine kurzärmelige, knielange Tunika in einem warmen Braunton trug, gab Tykir das perfekte Bild eines stolzen wikingischen Kriegers ab. Sein langes blondes Haar fiel ihm auf die Schultern, an einer Seite war es zu einem dünnen Zopf geflochten, um den verwegenen goldenen Ohrreif zu unterstreichen, den er trug. Breite Metallarmreifen schmückten die ausgeprägten Muskeln seiner Oberarme. Mit stolzen, selbstsicheren Schritten kam er auf sie zu, da ihm nur zu gut bewusst war, was für eine beeindruckende Figur er abgab.

»Heilige Maria Mutter Gottes, vielleicht sollte ich besser alle Mägde in der Burg einschließen«, murmelte Eadyth.

»Und du nennst mich einen lüsternen Flegel!« Eirik musterte seinen Bruder mit einem liebevollen Blick.

»Onkel Tykir!«, schrie Emma froh und warf sich in Tykirs ausgebreitete Arme. Sie schlang ihm ihre dünnen Ärmchen um den Nacken, als er sie im Kreis herumschwenkte, und kicherte wie ein ganz normales Kind. Ihr Lachen war laut und fröhlich und süßer als die Melodien eines Harfenspielers. Und auch Eadyth begann nun endlich zu glauben, dass Emma vielleicht wieder ganz gesund werden würde.

Sie und Eirik wechselten einen dankbaren Blick.

Dann stand Eadyth auf, um Tykir einen Begrüßungskuss zu geben, und schlug seine Hand weg, als er versuchte, sie in den Po zu kneifen.

»Ich hatte dich schon viel früher zurückerwartet«, brummte Eirik. »Ich hätte deine Hilfe bei der Ausbildung der neuen Männer und der Bewachung der nördlichen Grenzen von Ravenshire gebrauchen können.«

Tykir zuckte mit den Schultern. »Wir hatten einen schweren Sturm in Jorvik, sodass meine Arbeiter erst heute mit den Arbeiten an meinem Schiff fertig geworden sind.«

»Heißt das, dass du uns erneut verlassen wirst, nachdem dein Schiff nun wieder seetüchtig ist?«, fragte Eadyth. Sie mochte ihren Schwager, und bei all den Problemen, die sie und Eirik mit Emma hatten, ganz zu schweigen von ihren eigenen Unstimmigkeiten und ihrer Sorge wegen des unheilvollen Schweigens seitens des Witans, konnten sie alle ein bisschen von Tykirs Ausgeglichenheit in ihrem Leben brauchen.

Tykir schenkte ihnen sein übliches spitzbübisches Grinsen. »Nun, wenn ich gewusst hätte, dass ich so vermisst werde, wäre ich schon viel früher zurückgekommen. Anscheinend habe ich Eirik nicht gut genug gezeigt, wie man eine Frau … zufriedenstellt.« Er wackelte mit seinen Augenbrauen, als er die finstere Miene seines Bruders sah.

»Setz dich, Tykir«, murmelte Eirik, »bevor ich dir ein paar Lektionen in brüderlichem Respekt erteile.«

»Ha!«, sagte Tykir und versuchte, sich in den Sessel neben ihnen zu setzen. Das war gar nicht einfach, so wie die kleine Emma sich an ihn klammerte – die Arme um seinen Nacken, die Beine fest um seine Taille.

Eadyth stand auf und streckte die Arme nach Emma aus, aber das kleine Mädchen schüttelte den Kopf und umklammerte den großen blonden Wikinger noch fester. »Onkel Tykir!«, sagte sie.

»Frauen lieben mich, egal, wie alt sie sind«, prahlte Tykir. »Aber hör mal, Liebes«, fügte er dann sanft hinzu und streichelte die mageren Schultern des kleinen Mädchens. »Ich muss mal für kleine Jungs. Also lass mich jetzt doch bitte kurz los.«

Seine Nichte aber dachte nicht daran.

Und Eirik sah Eadyth an und schenkte ihr ein rasches, interessiertes Lächeln, als wäre ihm gerade eine Idee gekommen. Er stand auf, legte seinen Arm um Eadyth Taille und sah schmunzelnd auf Tykir hinunter. »Ich weiß, wie sehr du es hasst, allein zu schlafen, Bruder«, sagte Eirik heiter. »Aber nun hast du ja eine neue Dame, deren Bett du teilen kannst.« Er deutete auf Emma, die strahlte und anscheinend alles verstanden hatte und nichts dagegen hatte, dass ihr Onkel den Platz ihres Vaters oder ihrer Stiefmutter einnahm.

»Und für dich, meine Teuerste«, sagte Eirik, an seine Frau gewandt, »habe ich auch etwas.« Er suchte in den Falten seines Übermantels und seiner Tunika, bis er schließlich eine etwas zerdrückte grüne Feder daraus hervorzog.

»Was meinst du?«, fragte Eadyth und legte fragend ihren Kopf zur Seite, als Eirik ihr die Papageienfeder überreichte.

Ein mutwilliges Funkeln trat in Eiriks Augen. »Da ich dich in der Nacht unserer Hochzeit allein lassen musste, und da wir seitdem noch keine Zeit für uns hatten«, sagte er mit leiser, heiserer Stimme an ihrem Ohr, »darfst du mit meiner Erlaubnis diese Nacht als unsere Hochzeitsnacht betrachten.«

»Mit deiner Erlaubnis?«, stieß Eadyth erstickt hervor und senkte ihren Blick dann auf die Feder. »Und das hier?«

»Das ist mein Brautgeschenk für dich.«

»Brautgeschenk?« Tykir lachte. »Was für eine Art von Brautgeschenk soll das denn sein? Du bist aber geizig geworden auf deine alten Tage, Bruder.«

Eirik ignorierte die Spötteleien seines Bruders und legte seine Hand auf Eadyths. Seine Augen glühten vor erotischer Verheißung. »Erinnerst du dich an die Feder, die ich dir einmal in unserem Schlafzimmer gezeigt habe, und an mein Versprechen, die Übung fortzusetzen?«, fragte er Eadyth leise und strich zur Erinnerung an das, was er schon einmal getan hatte, mit der Feder über ihre Lippen. »Es wird Zeit, Eadyth. Höchste Zeit.«

Und dann, bevor sie protestieren konnte, hob er sie einfach auf und stieg mit ihr die Stufen des Podiums in den großen Saal hinunter. Sie zappelte und protestierte schrill, als Tykir und seine Männer in Jubelrufe ausbrachen und ihnen anzügliche Empfehlungen nachriefen.

»Du bist wirklich ein abscheulicher Flegel!«

»Ja, das bin ich.«

»Und ein ungehobelter Kretin.«

»Ja.«

»Ein ausschweifender Wüstling.«

»Auf jeden Fall.«

»Und ein … ein …«

»Vergiss die brünstige Kröte nicht.«

Eadyth versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien, aber er ließ nicht locker und hielt sie fest in seinen Armen. Dann rief er über seine Schulter: »Einen schönen Abend allerseits. Wir sehen euch dann morgen früh.«

»Morgen früh?«, rief Eadyth und hörte auf zu zappeln, um ihr glühendes Gesicht an seinem Nacken zu verbergen. »Es ist erst kurz nach Mittag.«

»Ja«, bestätigte er und lächelte mit ungeheurer männlicher Zufriedenheit. Dann fügte er in verheißungsvollem Ton hinzu: »Bis dahin habe ich noch zwölf Höhepunkte zu erklimmen, und ich möchte so bald wie möglich damit beginnen.«

»Zwö … zwölf! Oh, du bist unmöglich!«

»Ja. Das ist eine meiner Eigenschaften, die die Frauen an mir lieben.«

Als sie in ihrem Schlafzimmer waren, begann Abdul zu kreischen: »Abscheulicher Flegel. Arrk. Großer Ärger. Arrk. Du kannst mich mal. Arrk.« Ohne lange nachzudenken oder das wütende Protestgeschrei des Vogels zu beachten hob Eirik den Käfig auf und trug ihn auf den Gang hinaus.

Dann, als die Tür hinter ihnen verschlossen war, begann Eirik die vielen, überall im Raum stehenden Bienenwachskerzen anzuzünden. Eadyths Herz schlug so laut, dass sie sicher war, dass er es hören musste. Sie lehnte sich an die Tür, weil sie von der trägen Hitze, die sie durchflutete, ganz benommen war und ihre Glieder sich plötzlich seltsam schwer anfühlten.

O Gott.

»Du brauchst jetzt keine Kerzen anzuzünden. Draußen ist es noch hell«, bemerkte sie nervös, noch immer mit dem Rücken an die Tür gelehnt.

»Ja, aber ich habe ein Problem mit meinen Augen, wie du weißt. Und ich möchte sichergehen, dass ich heute alles sehe.« Wieder warf er ihr eins seiner schier unerträglich aufreizenden Lächeln zu.

O Gott.

»Du siehst gut genug, wenn du es willst. Weißt du, wie viel diese Kerzen kosten?«, fragte sie, um ein Gespräch zu beginnen, und ärgerte sich über die plötzliche Zurückhaltung, die sie überkommen hatte, seit die Tür geschlossen war.

»Weißt du, wie egal mir das ist?«

Sie begann Eirik für seine Verschwendungssucht zu tadeln, nur um sich augenblicklich wieder zu unterbrechen, als sie ihn in dem Versuch sich seiner Stiefel zu entledigen von einem Fuß zum anderen herumhüpfen sah. Dann zog er seine Tunika über den Kopf. Seine Augen glühten vor Leidenschaft, als er ihren Blick suchte und ihn gefangen hielt. Außerstande, sich von ihm abzuwenden, beobachtete sie, wie er die Bändchen an seinen Beinlingen aufschnürte. Dann streifte er die Beinlinge schnell über seine Füße und ließ sie in die Binsenstreu auf den Boden fallen.

Völlig ungeniert nahm Eirik seine pulsierende Härte in die Hand und sagte mit leiser, erstickter Stimme: »Siehst du, wie sehr ich dich begehre, Frau? Begehrst du mich vielleicht auch nur halb so sehr?«

Doppelt so sehr, dachte Eadyth, als sie von einer ihr bis dahin unbekannten Leidenschaft erfasst wurde, die ihr Blut noch mehr in Wallung brachte. Die zarten Spitzen ihrer Brüste richteten sich auf und verhärteten sich vor Erregung. Und er hatte sie noch nicht einmal berührt.

O Gott.

»Entkleide dich für mich, Eadyth«, bat er sie mit leiser, rauer Stimme. »Zieh dich aus und lass mich dabei zusehen.«

Und Eadyth überraschte sich selbst, indem sie tat, worum er sie gebeten hatte. Schüchtern entfernte sie sich ein paar Schritte von der Tür, löste den Gürtel ihrer Tunika und ließ ihn in die Binsenstreu fallen. Mit den Zehen streifte sie ihre weichen Lederschuhe ab, und dann zog sie ihre Tunika und ihr Hemd über den Kopf.

Es hätte sie verlegen machen müssen, so nackt vor einem Mann zu stehen, aber sie genierte sich überhaupt nicht. Eirik war schließlich nicht nur ein Mann. Er war ihr Ehemann. Und die Freude, die sie in seinen Augen sah, als sein Blick über ihren Körper glitt, erfreute und beglückte sie.

»Du bist schön, Eadyth«, flüsterte er heiser. Und als er das sagte, fühlte Eadyth sich auch schön, zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren.

»Berühr nun deine Brustspitzen mit deinen Fingerspitzen, Eadyth«, bat Eirik, der noch immer in einiger Entfernung von ihr stand. »Ich möchte dein Gesicht sehen, wenn du dir vorstellst, dass es meine Hände sind, die dich berühren.«

»Oh«, sagte sie mit erstickter Stimme, tat aber, was er verlangte, und verging fast vor Wollust angesichts des von ihren Brustspitzen ausgehenden erregenden Prickelns, das mit rasender Schnelle auf ihren ganzen Körper übergriff.

»Und nun lass eine Hand an deiner Brust und leg die andere an dein Schamhaar. Und sag mir, was du fühlst.«

Eadyth spürte, wie eine intensive Hitze ihren Körper durchflutete. »Verlangen«, flüsterte sie verlegen.

»Es ist dein Körper, der sich auf mich vorbereitet«, murmelte Eirik mit erstickter Stimme und überwand die kurze Entfernung zwischen ihnen.

Sie wollte ihre Arme um seinen Nacken legen und ihn in ihre Umarmung ziehen, aber das ließ er noch nicht zu. »Nein, Liebste, diesmal werden wir uns alle Zeit der Welt nehmen … ohne jede Eile.« Er gab ihr einen sanften Kuss auf ihre Lippen und nahm ihre Hand, um sie in die Nähe des Fensters zu führen. Dort lehnte er sie an die Wand, legte ihre Arme um ihren Nacken und forderte sie auf, ihre Finger miteinander zu verschränken.

»Oh, ich weiß nicht, ob mir das gefällt«, protestierte sie. »Warum legen wir uns nicht lieber aufs Bett, Eirik.«

»Noch nicht. Wir werden vorher noch ein kleines Spielchen miteinander spielen.«

»Ein Spielchen?«, fragte sie mit belegter Stimme.

»Ja, das Federspielchen.«

»Ich verstehe nicht.«

»Das wirst du gleich.«

»Und was bekomme ich, wenn ich das Spiel gewinne?«

»Mich.«

Sie lachte spöttisch. »Und was bekommst du, wenn du gewinnst?«

»Dich.«

Sie runzelte verwirrt die Stirn. »Das ist doch das Gleiche, oder nicht?«

»Oh nein, das ist ein großer Unterschied. Das wird sich bei dem Spielchen zeigen. Also zunächst einmal darfst du nicht die Hände von deinem Nacken nehmen. Nicht einmal vorübergehend, denn sonst hast du schon verloren. Und ich darf dich weder mit meinen Händen noch mit meinen Lippen berühren, sondern ausschließlich mit einer Feder, denn sonst verliere ich.«

»Und woher weiß ich, ob ich gewonnen habe?«

»Wenn du deinen Höhepunkt erreichst.« Er grinste, als wäre er der genialste Mann der Welt.

»Höhepunkt?« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Quieken. »Mit Federn? Bist du sicher? Hast du das schon einmal getan?«

»Noch nie, aber ich bin mir völlig sicher, dass es ein Riesenvergnügen sein wird.«

Dann hob er die Feder auf, die sie auf den Boden hatte fallen lassen, und strich mit ihr über Eadyths Augenbrauen, über die Umrisse ihres Munds, ihr Muttermal und ihre Mundwinkel. Sie schloss mit einem wohligen kleinen Seufzer ihre Augen, als die prickelnden Zärtlichkeiten ihren Fortgang nahmen.

»Nein, du musst die Augen offen lassen«, erklärte er. »Das ist eine weitere der Regeln.«

»Oh«, erwiderte sie misstrauisch. »Ändern sich die Regeln im Verlauf des Spiels?«

»Vielleicht.« Er bewegte die Feder zu den Unterseiten ihrer erhobenen Arme, ließ sie an ihren Seiten hinunterwandern und umkreiste mit ihr ihre Brüste. Eadyth hielt gespannt den Atem an. Die Kreise wurden immer kleiner, bis sie schon beinahe ihre Brustspitzen berührten.

»Willst du, dass ich dich hier berühre?«, flüsterte er verführerisch.

»Ich sterbe, wenn du es nicht tust.«

»Und wir können doch keine tote Braut in einer Hochzeitsnacht gebrauchen, nicht wahr?«, sagte er leise lachend und streichelte ihre harte kleine Knospe mit der Feder. Die überwältigenden sinnlichen Empfindungen, die Eadyth dabei durchfluteten, machten es ihr nahezu unmöglich, ihre Arme noch länger hochzuhalten.

»Sag es mir«, ermutigte Eirik sie mit vor Leidenschaft ganz heiserer Stimme, als er auf die gleiche aufreizende Weise auch ihre andere Brust liebkoste. »Sag mir, wie es sich anfühlt.«

»Als würde ich zerfließen. Es pocht und klopft. Ich verzehre mich nach …«

»Wonach, Liebes?«

»Nach deinem Mund auf mir … deinen warmen Lippen auf meiner Haut. Ich möchte … ach, ich weiß es nicht.«

»Bald, Eadyth, bald. Nein, schließ deine Augen nicht. Denk an die Regeln.«

Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und senkte ihren Blick auf die Feder, die sich nun langsam über ihren flachen Bauch zu den Innenseiten ihrer Schenkel hinunterbewegte. »Warum stehen diese blauen Adern an deinem … Schaft hervor? Tut er weh?«

Ein eigenartig erstickter Laut entrang sich Eiriks Lippen, und er lehnte sich mit einem Arm an die Wand und schloss für einen Moment die Augen, als versuchte er, Kraft zu sammeln. Als er sie wieder öffnete, fragte Eadyth ihn mit einem wissenden Lächeln: »Darfst du deinen Regeln nach die Augen schließen, während ich es nicht darf?«

»Ja, du raffiniertes kleines Biest«, sagte er kopfschüttelnd.

Danach stand ihr nicht mehr der Sinn nach Scherzen, als Eirik seine Feder zu dem weichen Haar zwischen ihren Schenkeln hinuntergleiten ließ. Sich vor sie hinkniend forderte er sie auf, ihre Beine zu öffnen, und Eadyth kam seiner Aufforderung nach, während ein schier unerträglich lustvolles Prickeln sie durchflutete und sich tief in ihrem Innersten zu bündeln schien. Mit der Feder teilte Eirik das weiche Haar über ihrer intimsten Körperstelle und beschrieb ihr, was er sah.

Als das sinnliche Spiel weiterging, seufzte Eadyth hilflos, vor allem, als er seine Feder wie Vogelschwingen flattern ließ. Das Prickeln in ihren Brüsten und zwischen ihren Schenkeln intensivierte sich, bis sie es fast nicht mehr zu ertragen glaubte. Eadyth bog die Hüften vor und spürte, wie ihre Beine sich versteiften. Eirik steigerte den Rhythmus seiner hin und her flatternden Feder, immer schneller bewegte er sie, bis Eadyth vor Verlangen zu vergehen glaubte.

Sie nahm ihre Arme von ihrem Nacken und legte sie auf Eiriks Schultern, um sich zu stützen, als ihre Knie unter ihr nachzugeben drohten und Welle um Welle lustvollster Gefühle sie durchfluteten. Helle Lichter explodierten hinter ihren geschlossenen Augen, und sie stöhnte: »Nicht, Eirik. Hör auf. Das ist zu viel.«

Er ließ die Feder fallen und legte sein Gesicht an ihren straffen Bauch. Als er schließlich wieder aufstand, sah Eadyth, dass sein heißer Schaft sogar noch größer geworden war und ein winziger Tropfen seines Samens an seiner Spitze glitzerte. Eiriks Blick glitt hungrig über ihren Körper, und er atmete schnell und flach durch seine leicht geöffneten Lippen.

Eadyth erkannte, dass er sie begehrte, und war überaus erfreut darüber.

»Habe ich verloren?«, fragte sie verlegen, als er nähertrat.

Er schenkte ihr ein hinreißendes Lächeln und hob sie auf seine Arme. »Ich würde sagen, wir haben beide gewonnen, Liebste. Aber jetzt wird es Zeit, dass auch ich meinen Preis bekomme.«

Er ließ sie auf das Bett fallen, legte sich zu ihr und umfasste mit seinen Händen ihre Knöchel, um sie zur Seite und hinaufzuschieben. Für einen Moment senkte er anerkennend seinen Blick auf sie, dann drang er mit einer einzigen kraftvollen Bewegung in sie ein. Eadyth stöhnte vor Entzücken und kostete das herrliche Gefühl aus, immer mehr von ihm ausgefüllt zu werden, als ihr Mann und sie miteinander verschmolzen.

»Du bist so heiß«, stieß Eirik erstickt hervor, als er sich auf ausgestreckten Armen über sie beugte, und sein Nacken war ganz verkrampft von der Anstrengung, sich im Zaum zu halten. »Die Hitze, die du ausstrahlst, verbrennt mich, Eadyth. Ich möchte dich küssen und deine Brüste streicheln und dir süße Worte zuflüstern, aber ich kann nicht länger warten … ich kann nicht war …«

Unwillkürlich steigerte er das Tempo und begann sich mit immer kürzeren, immer kraftvolleren Stößen zu bewegen. Eadyth umfasste mit den Händen das Kopfteil des Betts und versuchte, sich seinem leidenschaftlichen Rhythmus anzupassen. Als sie wieder das Pulsieren an der Stelle fühlen konnte, wo ihre süße Qual am größten war, spreizte sie ihre Beine noch weiter und bog sich ihm ihn rückhaltloser Hingabe entgegen. Als das Pulsieren noch intensiver wurde und sich alles in ihr zusammenzuziehen schien, warf sie aufstöhnend ihren Kopf von einer Seite auf die andere und fieberte dem Höhepunkt entgegen. Als sie den Gipfel erreichte und heiße Lustschauer sie wild erbeben ließen, warf Eirik den Kopf zurück und drang mit einem rauen, triumphierenden Aufstöhnen ein letztes Mal tief in sie ein.

Danach brach er ermattet auf Eadyth zusammen. Seine Brust hob und senkte sich noch unter seinen schweren Atemzügen, die ihre Wange streiften und ihren Nacken kitzelten. Eadyth konnte etwas Feuchtes zwischen ihren Beinen spüren – die warmen Fluten seines Höhepunkts und ihres eigenen –, und dass sie immer noch aufs innigste miteinander verbunden waren.

Eine wundervolle Wärme, die sie an hellen Frühlingssonnenschein erinnerte, durchströmte Eadyth. Ganz sachte nur strich sie mit ihren Fingerspitzen über seine Schultern und seinen Rücken. In diesen zärtlichen Minuten nach ihrer leidenschaftlichen Vereinigung empfand Eadyth ein immer stärker werdendes Gefühl des Friedens und der Zugehörigkeit.

»Ich liebe dich, Eirik«, flüsterte sie und streichelte sein Haar.

Für eine kurze Weile herrschte Schweigen. Dann hob er grinsend seinen Kopf. »Ich bin wirklich gut im Bett, nicht wahr?«

»Ich sagte, ich liebe dich, Eirik«, wiederholte sie und gab ihm einen liebevollen kleinen Schubs. »Ich verlange nicht von dir, dass du das Gefühl erwiderst, aber belächle meine Empfindungen auch bitte nicht.«

»Das würde ich niemals tun. Ach, Eadyth, ich weiß nicht, ob ich je wieder an Liebe glauben kann. Das erfordert mehr Vertrauen, als ich in die Frauen habe. Ich habe dich lieb gewonnen, und ich bin froh, dass wir verheiratet sind, aber mehr als das kann ich dir für den Augenblick noch nicht versprechen.«

Seine Antwort enttäuschte sie ein wenig, aber er war zumindest aufrichtig zu ihr, und das zählte schon sehr viel. »Nun, dann werde ich dich eben einfach lehren müssen, mir zu vertrauen.« Aber was sie wirklich meinte, war, dass sie ihn lehren würde, sie zu lieben.

Er lächelte und küsste das kleine Muttermal an ihren Lippen. »Du bringst ja auch sonst alles zustande, nicht?« Dann glitt er tiefer und blies seinen warmen Atem auf ihre Brust. »Was hast du vorhin noch über das Küssen von Brüsten gesagt?«

Aber im Moment brachte Eadyth nicht einmal eine Antwort ›zustande‹.

Später fragte sie Eirik, ob das Spiel mit der Feder auch umgekehrt gespielt werden konnte, und er sagte: »Aber sicher. Das ist sogar noch besser.«

Gegen Morgen war die Matratze an mehreren Stellen geplatzt und aufgerissen. Der Stuhl hatte ein Bein verloren. Überall im Zimmer lagen dicke Klumpen Binsenstreu herum.

Eiriks Knie waren wundgescheuert, und seine Schultern hatten Kratz- und Beißspuren. Eadyths Gesicht und ihre Brüste waren rot von Eiriks Bartstoppeln.

Sie öffnete ein Auge und schielte zu Eirik hinüber, der am Tisch stand und sich mit ein paar ordentlichen Schlucken Met stärkte. Mit einer unverhohlenen Einladung in seinen Augen zwinkerte er ihr zu. Schon wieder?

»Nein, das reicht. Ich könnte es nicht noch einmal, Eirik. Nicht einmal, wenn …« Sie gähnte und schloss verschlafen ihre Augen.

»Ea-dyth«, rief Eirik kurz darauf in einem etwas merkwürdigen Ton. Als sie nicht darauf reagierte, sagte er: »Ea-dyth, sieh mal, was ich hier für dich habe.«

Sie kniff die Augen noch fester zusammen. »Ich weiß, was du für mich hast, und ich hatte schon genug davon.«

»Ich weiß, ich weiß – nicht einmal dann, wenn ich splitterfasernackt einen Kopfstand vor dir machen würde. Aber erbarm dich meiner. Du wirst es nicht glauben. Ehrlich.«

Und er hatte recht.

Eadyth klappte beinahe die Kinnlade herunter, und ihre Augen weiteten sich vor Verblüffung, nachdem sie sie schließlich doch aufgeschlagen hatte.

Eirik stand auf dem Kopf. Und er war splitterfasernackt.

Als sie aufhörte zu lachen und Eirik wieder auf seinen Beinen stand, streckte sie ihre Arme nach ihm aus und sagte: »Na ja, vielleicht habe ich es mir ja anders überlegt. Eine solche Vorstellung verdient ihre Belohnung.«