Kapitel 19

Sheilas energisches Eingreifen hatte Erfolg. Ahmed besann sich, trat auf die Bremse und brachte den Lastwagen am Straßenrand zum Stehen. Mit erzwungener Ruhe lehnte er sich zum Seitenfenster hinaus. »Was gibt’s?«, fragte er.

»Aussteigen!«, befahl ein Soldat, der offensichtlich der Führer der Gruppe war und die Dienstgradabzeichen eines Feldwebels trug.

Gehorsam kletterte Ahmed aus dem Führerhaus.

»Woher?«

»Aus Tripolis.«

»Wohin?«

»Nach Beirut.«

»Was ist da drin?« Der Feldwebel deutete mit dem Daumen auf die durch Planen abgedeckte Ladefläche des Lasters.

»Obst und Gemüse für Beirut.«

Der Feldwebel winkte die beiden Soldaten heran, die an der Straßensperre standen. Er wollte Ahmed gerade befehlen, die Plane vom Lastwagen zu nehmen, als der Fahrer des Jeeps, der hinter Ahmed hergefahren war, zu ihm herantrat und ihm etwas ins Ohr flüsterte.

Der Feldwebel rief den beiden Soldaten einen Befehl zu, und sofort richteten sie ihre Maschinenpistolen auf Ahmed.

»So, Gemüse hast du geladen.« Der Feldwebel sah Ahmed höhnisch an. »Das hast du wohl an der Küste selbst gepflückt, eh? Was hast du da gemacht – los, Mann, sprich!«

Schweißperlen traten auf Ahmeds Stirn. Verzweifelt suchte er nach einer sinnvollen Erklärung.

»Ich … ich … wir … haben …«

Sheila hatte die Augenblicke, in denen die ganze Aufmerksamkeit auf Ahmed gerichtet war, genutzt und blitzschnell ihr Haar in Unordnung gebracht, die Bluse am Hals aufgeknöpft und aus der Hose gezogen. Mit eiligen Handgriffen fuhr sie sich mit dem Lippenstift über die Lippen und verwischte die Farbe mit dem Handrücken. Dann stieg sie aus dem Wagen und ging zu Ahmed. Sie machte ganz den Eindruck, als hätte sie versucht, ihr Äußeres flüchtig wieder in Ordnung zu bringen.

»Was ist denn, Liebling?«, fragte sie Ahmed in einem Ton, als wüsste sie nicht, was die ganze Kontrolle bedeuten solle. Liebevoll legte sie ihren Arm um seine Hüfte.

Dankbar ergriff Ahmed den rettenden Strohhalm und sagte: »Der Feldwebel will wissen, was wir da hinten an der Küste gemacht haben.«

Sheila blickte verschämt zu Boden und tat ganz so, als wäre ihr die Frage furchtbar peinlich.

»Nun?«, fragte der Feldwebel drohend, während die Soldaten die Maschinenpistolen weiterhin auf Ahmed gerichtet hielten.

Ahmed wollte etwas sagen, doch Sheila kam ihm zuvor. Mit einem verlegenen Augenaufschlag sah sie den Feldwebel an.

»Herr Leutnant«, flüsterte sie, »Ahmed und ich … wir haben gerade erst geheiratet, und wir … und da sind wir von der Straße abgebogen. Wir … wir wussten nicht, dass es verboten war. Bestimmt nicht, Herr Leutnant.«

Der Feldwebel musterte Sheila von Kopf bis Fuß, dann glitt ein Grinsen über sein Gesicht, das seine schmutzige Phantasie widerspiegelte.

»Ach, so ist das«, sagte er, jedes Wort betonend.

Die beiden Soldaten mit den Maschinenpistolen lachten ebenfalls und machten zotige Bemerkungen.

»Seht nach, was er geladen hat!«, befahl der Feldwebel den Soldaten.

Sofort senkten sie die Maschinenpistolen und eilten auf den Lastwagen zu. Sie lösten die Halteschnur und sahen unter die Plane.

»Obst und Gemüse, Herr Feldwebel!«, rief einer der Soldaten.

Der Feldwebel sah Ahmed und Sheila immer noch schmierig grinsend an. »Macht, dass ihr weiterkommt, und wenn’s wieder pressiert, dann könnt ihr ruhig wieder in den Büschen verschwinden.«

Sheila und Ahmed stiegen schnell ins Führerhaus, begleitet vom Lachen der Soldaten.

Erst als sie außer Sichtweite waren, drehte Ahmed sich zu Sheila um.

»Danke, Miss Masrani, das war verdammt knapp. Wenn ich die Plane heruntergenommen hätte, dann wären die Kisten zu sehen gewesen, und es wäre zu einer Schießerei gekommen. Meine Männer lagen mit Maschinenpistolen im Anschlag im Wagen. Tote syrische Soldaten – bei Allah, ich darf gar nicht daran denken. Der Teufel wäre los gewesen.«

»Schon gut. Vergessen wir’s«, winkte Sheila ab und fügte nach kurzem Zögern hinzu: »Bitte nenn mich Sheila.«

Eine Weile schwiegen beide. Ahmed konzentrierte sich ganz auf das Fahren, während Sheila sich überlegte, was wohl in den Kisten sein mochte. Schließlich konnte sie ihre Neugier nicht mehr bezwingen und fragte: »Was transportiert ihr eigentlich?«

»Waffen.«

Sheila nickte bedeutungsvoll. Sie hatte sich so etwas schon gedacht und konnte Ahmeds Angst, erwischt zu werden, gut verstehen. Mehr um eine Unterhaltung in Gang zu bringen als aus Neugierde fragte sie weiter: »Warum seid ihr denn mit zwei Booten gekommen? Ihr hättet doch die Ladung bequem auf einem Kutter verladen können.«

Ahmed grinste. »Reine Vorsichtsmaßnahme. Wenn ein Kutter oder Lastwagen geschnappt wird, dann ist nur die Hälfte der Ladung verloren. Die Waffen sind viel zu teuer, als dass wir uns den Verlust der ganzen Ladung leisten können. Verstehst du?«

»Natürlich. Machst du oft solche Fahrten?«

»Es geht. Meistens so ein- bis zweimal pro Monat.«

»Dann musst du ja schon manches Gefährliche erlebt haben.«

»Das kannst du wohl sagen.«

Von Sheilas Interesse angespornt, begann Ahmed mit seinen Erlebnissen zu prahlen. Sheila hörte zumeist schweigend zu. Nur hier und da warf sie eine Bemerkung ein, die Ahmed zeigen sollte, wie sehr sie seine Taten bewunderte. Aber das stimmte nicht. Nach ihrem Erlebnis an der Straßensperre hielt sie von Ahmeds Geistesgegenwart nicht mehr viel. Sie spielte die Bewunderung nur, um ihn zu veranlassen, ihr so viel wie möglich über die Waffengeschäfte, vor allem aber über seinen Vater Ali Assarwar zu erzählen. Und Ahmed tat ihr den Gefallen. Schon bald hatte Sheila einen guten Überblick über Ali Assarwars Geschäfte und Verbindungen. Nach Ahmeds Erzählungen zu urteilen, war Ali der richtige Mann, um die benötigten Informationen über die Geiseln zu beschaffen. Sheila nahm sich vor, alles zu tun, um sich seine Unterstützung zu sichern.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichten sie Byblos. Hier bog Ahmed in eine schmale, staubige Straße ein, die in die Berge führte. Nach wenigen Kilometern erreichten sie ein verlassenes Dorf, das nur aus ein paar verfallenen Häusern bestand. Hinter einem der Häuser konnte Sheila einen Mercedes 300 erkennen.

Ahmed hielt an und stieg aus. Auch die Männer auf der Ladefläche sprangen herunter. Hinter dem Haus kam ein kleiner Libanese hervor und ging auf Ahmed zu. Beide Männer umarmten sich und küssten sich nach Sitte des Landes auf die Wangen. Sie gingen etwas beiseite und unterhielten sich lebhaft. Nach einer Weile kam Ahmed zurück.

»Steig aus, Sheila. Ich übergebe hier den Lastwagen. Wir fahren mit dem Mercedes weiter.«

Wortlos folgte Sheila Ahmed zum Mercedes. Ahmed ließ den Motor an und schaltete die Klimaanlage ein. Ein kühler Luftzug strömte aus den Düsen.

»So, den Rest der Strecke können wir genießen«, sagte er und schoss, eine riesige Staubwolke hinter sich herziehend, in Richtung Autobahn davon.

Schon nach einer halben Stunde hatten sie die Außenbezirke von Beirut erreicht. Ohne sich sonderlich um Geschwindigkeitsbegrenzungen zu kümmern, raste Ahmed durch die Stadt. Zweimal wurden sie von syrischen Soldaten kontrolliert, aber es waren nur Routinekontrollen. Nach wenigen Minuten konnten sie jedes Mal weiterfahren. Dass niemand Sheilas gefälschten Pass mit mehr als nur einem kurzen Blick prüfte, gab ihr ein Gefühl von Sicherheit.

Nach einer Fahrt durch enge Gassen hielt Ahmed schließlich vor einem mehrstöckigen Gebäude. Es sah wenig einladend aus. Die Fensterfront im Erdgeschoss war mit verrosteten Jalousien verschlossen, und die Außenmauern waren mit Granat- und Maschinengewehreinschlägen übersät, Zeichen des seit Jahren währenden Bürgerkrieges.

Ahmed fuhr durch ein Tor in den Innenhof und von dort in eine Tiefgarage.

»Besser, wir lassen den Wagen verschwinden«, sagte er.

Die Tiefgarage war geräumig und schien nach Sheilas Schätzung unter dem ganzen Haus zu liegen. Etwa fünfzehn Autos unterschiedlicher Fabrikate waren hier geparkt.

»Ein Teil unseres Fuhrparks«, sagte er.

Sheila betrachtete die Fahrzeuge mit einem kritischen Blick. Einige der Wagen waren so zerbeult, dass sie nur noch Schrottwert besaßen. Ahmed, der ihren abwertenden Blick sah, erklärte: »Lass dich nicht vom Äußeren täuschen. Alle Wagen sind bestens in Schuss. Doch komm, ich will dich zu meinem Vater bringen.«

Mit einem Fahrstuhl fuhren sie in den fünften Stock, und als sich die Tür öffnete, hielt Sheila vor Erstaunen den Atem an. So heruntergekommen das Gebäude von außen aussah, so luxuriös war es innen eingerichtet. Dicke Teppiche lagen in dem Vorraum, von dem mehrere Türen abgingen. Die Wände waren mit Gemälden geschmückt, die anscheinend echt waren und ein Vermögen gekostet haben mussten. Ahmed amüsierte sich über Sheilas Verblüffung. Er führte sie in ein großes Zimmer, das halb als Büro und halb als Wohnzimmer eingerichtet war. Teppiche, Möbel, Bilder, alles war aufeinander abgestimmt und zeugte vom exquisiten Geschmack des Besitzers. An der rückwärtigen Wand befanden sich zwei Türen. Sheila rechnete damit, dass Ali Assarwar, Ahmeds Vater, jeden Augenblick durch eine der Türen eintreten würde, und sie fühlte sich plötzlich unbehaglich zwischen all dem Luxus. Schließlich roch sie nach Schweiß und Staub, denn seit sie in Marseille an Bord des verdreckten Frachters gegangen war, hatte sie nicht mehr geduscht. Sie wünschte, sie könnte sich vor ihrer ersten Begegnung mit Ali Assarwar erfrischen. Sie wollte es Ahmed sagen, doch der kam ihr zuvor.

»Das ist die Wohnung meines Vaters. Immer, wenn er aus geschäftlichen Gründen in der Stadt bleiben muss, wohnt er hier. Jetzt ist es deine Wohnung.«

Ahmed stellte ihr Gepäck auf ein breites, komfortables Sofa.

»Die Tür da hinten rechts führt in ein kleines Badezimmer, die linke in ein Schlafzimmer. Mach es dir inzwischen bequem und ruh dich aus. Ich muss zu meinem Vater.« Ahmed sah auf die Uhr. »In einer Stunde hole ich dich ab. Okay?«

Sheila nickte dankbar und schloss die Tür hinter Ahmed zu. Im Schlafzimmer riss sie sich die Kleider vom Leib. Sie hatte nur einen Wunsch – duschen.

Sie hatte sich gerade angezogen, als es klopfte.

»Bist du fertig? Mein Vater erwartet dich«, sagte Ahmed.

Sheila schlüpfte schnell in die Schuhe und öffnete die Tür. Auch Ahmed hatte sich umgezogen. Er trug jetzt einen italienisch geschnittenen, dunklen Anzug, der ihm gut stand, wie Sheila fand.

An der Tür, die ihrer Wohnung gegenüber lag, klopfte Ahmed an und hielt sie dann für Sheila auf. Ein mittelgroßer, schlanker Herr erhob sich hinter einem hochpolierten Schreibtisch aus Rosenholz und kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. Er war ein dynamisch und agil wirkender Mittvierziger, seine lebhaften nachtschwarzen Augen musterten sie prüfend. In europäischer Manier ergriff Ali Assarwar Sheilas Hand und schüttelte sie herzlich. Wortreich bedankte er sich für ihre Geistesgegenwart und ihr tapferes Verhalten bei dem Zwischenfall heute Morgen.

»Sie haben das Leben meines Sohnes gerettet. Ich werde Ihnen ewig dankbar sein«, beteuerte er, und Sheila fühlte, dass seine Dankbarkeit ehrlich gemeint war.

Sie versuchte, die Bedeutung ihrer Handlung abzuschwächen, doch Ali Assarwar wollte davon nichts wissen. Noch immer ihre Hand haltend, führte er sie zu einer Sesselgruppe.

»Bitte nehmen Sie Platz. Mein Sohn hat Sie nur als Sheila vorgestellt. Bitte, wie darf ich Sie nennen?«, fragte Ali Assarwar, während Sheila sich setzte.

»Mein Name ist Sheila Masrani, aber bitte nennen Sie mich Sheila«, antwortete sie.

Die Tür ging auf, und ein Junge trat ein. In der Hand hielt er ein silbernes Tablett, auf dem drei kleine Tassen Kaffee standen. Das würzige Aroma drang in Sheilas Nase und ließ ihr Herz höher schlagen. Wie lange hatte sie diesen köstlichen Duft vermisst? Von Minute zu Minute fühlte sie sich wohler.

Ali Assarwar reichte ihr eine Tasse. »Ich hoffe, Sie werden während Ihres Aufenthalts in Beirut mein Gast sein. Sie werden hier alles vorfinden, was Sie zu Ihrer Bequemlichkeit benötigen. Wenn Sie Essen wollen, brauchen Sie nur auf dem Telefon in Ihrem Zimmer die Eins zu wählen, und das Essen wird auf Ihr Zimmer gebracht. Zwei Vettern von mir wohnen mit ihren Familien im ersten Stock. Sie bewachen das Gebäude und werden Sie betreuen. Wenn Sie irgendeinen Wunsch haben, sagen Sie es mir bitte.«

Sheila war von dem überaus herzlichen Empfang überwältigt. Sie wollte sich bedanken, doch Ali Assarwar winkte ab.

»Es ist nichts! Gar nichts im Vergleich zu dem, was Sie für Ahmed und damit für mich getan haben. Bitte, sprechen wir nicht mehr davon. Sagen Sie mir lieber, womit ich Ihnen dienen kann. Mein Geschäftspartner in Marseille hat nur eine vage Andeutung gemacht.«

Sheila war dankbar, dass Assarwar das Gespräch auf das Geschäftliche brachte. Sie lehnte sich in dem Sessel zurück und erzählte ihm von der Entführung, von der Unmöglichkeit, mit den Entführern ins Gespräch zu kommen, und von Susan Albrights Plänen, ihren Vater zu befreien. Sie fühlte sich so von Ali Assarwar angezogen und war von seiner Ehrlichkeit so überzeugt, dass sie ihn in mehr einweihte, als sie ursprünglich beabsichtigt hatte.

Ali unterbrach sie mit keinem Wort und keiner Frage. Nur an der intensiven Art, wie er sie mit seinen dunklen Augen musterte, erkannte Sheila, dass er ihr aufmerksam zuhörte. Als sie geendet hatte, sagte Ali nach einer kleinen Pause: »So, ihr wollt die Geiseln befreien.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. »Eine verdammt gefährliche Sache.« Er sah Sheila direkt in die Augen. »Und nicht nur für euch, sondern für jeden, der euch hilft.«

Ahmed wollte etwas sagen, doch sein Vater brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.

Sheila machte ein enttäuschtes Gesicht. Zögernd fragte sie deshalb: »Wollen Sie mir nicht helfen?«

Ali machte mit seinen Händen eine abwehrende Bewegung. »Nein, nein, das habe ich nicht gesagt. Aber alles muss sehr sorgfältig überlegt werden. Ich werde Ihnen meine Entscheidung noch heute Abend mitteilen. Haben Sie bitte so lange Geduld.«

»Selbstverständlich, Monsieur Assarwar«, beeilte sich Sheila zu antworten.

»Ali«, verbesserte er sie lächelnd und stand auf. »Sie müssen mich jetzt entschuldigen, ich habe noch zu tun«, sagte er und führte Sheila, die sich ebenfalls erhoben hatte, zur Tür. »Kann ich jetzt noch irgendetwas für Sie tun?«

»Wenn es nicht zu unhöflich erscheint, hätte ich tatsächlich einen Wunsch«, antwortete Sheila. »Ich benötige Kleidung. Verschiedene Sachen. Frauen- und Männerkleidung. Könnten Sie mir die besorgen?«

Noch bevor Ali Assarwar nach dem Grund fragen konnte, erklärte Sheila ihre Bitte: »Ich möchte Beirut erforschen und will in verschiedenen Verkleidungen auftreten, damit ich nicht auffalle.«

»Ah, ich verstehe! Sehr umsichtig. Sie werden die Kleidung bekommen. Nun aber muss ich mich entschuldigen. Also bis heute Abend.«

Gegen sieben Uhr abends erschien der Junge, der am Nachmittag den Kaffee serviert hatte, und brachte Sheila verschiedene Kleidungsstücke. Während sie die Sachen durchsah, kam ihr ein Gedanke.

»Sag mal, wie heißt du?«, fragte sie ihn.

»Ibrahim«, antwortete der Junge.

»Hast du Lust, dir etwas Geld zu verdienen?«

Die Augen des Jungen glänzten. »Immer, Mademoiselle.«

»Ich will mir ab morgen die Stadt ansehen. Kannst du mich führen? Ich gebe dir einen Dollar pro Tag.«

»Einen amerikanischen Dollar?«, fragte Ibrahim mit glänzenden Augen.

»Ja, einen US-Dollar. Kennst du dich in der Stadt aus?«

»Klar, Mademoiselle, ich kenne hier jede Straße und jeden Schlupfwinkel. Wann soll ich anfangen?«

»Komm morgen um zehn Uhr zu mir – und nenn mich Sheila. Einverstanden?« Sheila hielt ihm die Hand hin, die er eifrig ergriff.

Drei Stunden später klopfte es erneut. Sheila schreckte hoch. Sie war auf der Couch eingenickt. Schlaftrunken stand sie auf und öffnete die Tür. Ali Assarwar stand draußen und entschuldigte sich, dass er sie so spät noch störe, aber er wolle ihr, wie versprochen, seine Entscheidung mitteilen. Sheila bat ihn herein. Höflich wartete er, bis sie ihm einen Platz angeboten hatte.

»Also, ich habe es mir überlegt«, sagte er. »Ich werde Ihnen, trotz des hohen Risikos für mich, helfen. Für meine Hilfe verlange ich hunderttausend Dollar, überwiesen auf ein Konto in den USA – das Konto habe ich hier notiert.« Er reichte Sheila einen Zettel. »Außerdem möchte ich, dass zwei meiner Söhne in den USA studieren und später im Management der Spartec arbeiten können.«

»Vielen Dank«, antwortete Sheila erleichtert, »ich werde die Nachricht sofort verschlüsseln. Können Sie das Telegramm für mich weiterleiten?«

»Selbstverständlich. Schreiben Sie Ihren Auftraggebern auch, dass ich mich nur bereiterklärt habe zu helfen, weil ich durch Ihr tatkräftiges Eingreifen heute Morgen tief in Ihrer Schuld stehe.«

Sheila bat ihn zu warten, während sie die Nachricht codierte.

Noch in derselben Nacht wurde das Telegramm aufgegeben. Bereits Stunden später lag die Antwort vor.

Einverstanden, entschlüsselte Sheila.