Die grässliche Sendung hatte bei Susan einen Schock und bei den Mitgliedern des Unternehmens Blitzschlag Abscheu und Wut hervorgerufen. Die Männer brannten darauf, nun endlich zum Einsatz zu kommen. So moralisch verwerflich und abstoßend die Tat der Entführer auch war, Mark und Sam kam sie gelegen. Nach den vergangenen Tagen des untätigen Wartens waren die Männer von einem Einsatzdrang beseelt, wie ihn Mark und Sam mit anderen Mitteln nicht hätten hervorrufen können. Die beiden Freunde wussten, dass die Gunst der Stunde genutzt werden musste. Auch die Drohung der Geiselnehmer, in zwei Wochen einen weiteren Finger zu übersenden, zwang zum sofortigen Handeln.
Nur zwei Tage gönnte Mark den Einsatzgruppen, um sich am Sandkasten mit den Besonderheiten des Dorfs und der Umgegend vertraut zu machen. Bis spät in die Nacht hinein wurde die Befreiung am Modell geübt. Jede mögliche Variante spielten sie durch und versuchten jede erdenkliche Reaktion der Geiselnehmer im Operationsplan zu berücksichtigen. Dann, am Abend des zweiten Tages, erhielten die einzelnen Einsatzgruppen den Marschbefehl. Aus Tarnungsgründen wurde für jede Gruppe eine andere Reiseroute festgelegt. Gruppe 1, geführt von Pierre, dem Franzosen, sollte von Birmingham über New York und Paris nach Iraklion fliegen. Gruppe 2, die Pat, der Mann aus Chicago, leitete, nahm den Weg von Birmingham über Boston und Rom nach Iraklion; Gruppe 3 mit dem Südstaatler Frank als Leiter flog über Atlanta, London und Athen dorthin. Die Führungsgruppe, die aus Mark, Sam und Susan bestand, nahm die Route Birmingham, Atlanta, Frankfurt, Iraklion. Treffpunkt für das gesamte Einsatzteam war die Yacht, die bereits von Spiros nach Kreta überführt worden war und im Hafen von Iraklion wartete.
Die Ersten, die bei der Yacht eintrafen, waren Mark, Susan und Sam. Sie hatten am Flugplatz ein Taxi genommen und waren zum Hafen gefahren.
Tom Porter saß auf dem Achterdeck und arbeitete an seiner Story über die Befreiung der Geiseln. Als er sah, wer aus dem Taxi stieg, sprang er auf und humpelte, fröhlich mit seinem Stock winkend, den Ankömmlingen entgegen. Herzlich schüttelten sich die Männer die Hände. Sam schlug Tom auf die Schulter. »Na, alter Junge, du willst dich wohl einfach nicht umbringen lassen, wie?«
Tom grinste. »Nee, aber es war verdammt knapp. Ich hab mächtig Glück gehabt. Doch was soll’s, jetzt bin ich wieder fit. Nur zum Laufen brauch ich noch dieses verdammte Ding.« Er zeigte auf seinen Stock, dann wandte er sich an Susan, die mit ernstem Gesicht hinter den Männern stand. »Na, Susan, freust du dich gar nicht, deinen alten Tom wiederzusehen?«
Über ihr ernstes Gesicht huschte ein flüchtiges Lächeln. »Natürlich freue ich mich, dich wohl und gesund wiederzusehen.« Sie umarmte Tom und küsste ihn auf die Wange.
»Schon besser«, sagte Tom, während er sie kritisch musterte. »Du siehst aber aus, als wäre dir die Petersilie verhagelt. Hat dich etwa einer dieser Gauner geärgert? Wenn ja, sag es mir, ich werde ihnen schon beibringen, wie sie eine Lady zu behandeln haben.« Tom hob zum Scherz drohend seinen Stock.
Bevor Susan etwas antworten konnte, erzählte Mark ihm von dem entsetzlichen Päckchen.
»Mein Gott, Susan, das ist ja schrecklich.« Voller Mitgefühl legte er seinen Arm um sie.
»Ist schon gut, Tom, der erste Schock ist vorüber«, sagte Susan und dankte ihm mit einem Lächeln für sein Mitgefühl. »Lasst uns an Bord gehen.«
»Natürlich.« Tom drehte sich um, humpelte zur Yacht und zeigte ihnen ihre Kabinen. Er selbst ging in den Salon. Kurze Zeit später gesellten sich Mark und Sam zu ihm.
»Wo ist Spiros?«, fragte Sam, der schon einen Rundgang durchs Schiff hinter sich hatte.
»Er ist zu den Markthallen gegangen, einkaufen«, antwortete Tom.
»Okay, ich geh ihm entgegen. Nach der endlosen Sitzerei in den Flugzeugen kann ich etwas Bewegung brauchen. Mark kann dir erzählen, was inzwischen alles so passiert ist.«
Während Tom für Mark und sich einen Whisky on the Rocks mischte, begann Mark von den Ereignissen der letzten Wochen zu erzählen. In seinen stets griffbereiten Notizblock notierte sich Tom das Wichtigste.
Nach einer Stunde kehrte Sam mit Spiros zurück. Sam ließ ihm gerade Zeit, Mark zu begrüßen, dann führte er ihn in den Laderaum, um die Ausrüstung zu besichtigen. Anerkennend blickte Sam sich um. Waffen und Geräte waren von Spiros und Tom griffbereit für jedes Einsatzkommando zusammengestellt und auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft worden.
»Wie viel Schuss Munition haben wir?«, wollte Sam wissen.
»Für die Maschinenpistolen zweihundertfünfzig Schuss pro Mann und für die Pistolen sechs Magazine zu acht Schuss. Darüber hinaus haben wir in der Kiste«, Spiros zeigte auf einen verschlossenen Behälter, »noch zwanzig Handgranaten.«
»Sehr gut, das müsste reichen. Habt ihr die Funkgeräte überprüft?«
»Haben wir. Sie arbeiten einwandfrei.«
Dann begutachtete Sam die restliche Ausrüstung, die Spiros über Pierre Le Mars beschafft hatte. Er nahm sich Zeit, denn von der Zuverlässigkeit der Waffen und Geräte hing der Erfolg des Unternehmens und die Sicherheit der Einsatzkommandos ab. Nach zwei Stunden war er fertig, holte den Schlüssel zum Laderaum und sperrte ab. Er war sichtlich zufrieden. Sowohl Menge als auch Qualität entsprachen seinen Ansprüchen. In der Navigationsecke traf er Mark. »Na, alles überprüft?«
Sam nickte. »Alles okay. Jetzt brauchen wir nur noch auf die Männer zu warten.«
Noch am selben Abend trafen Pierre, Akbay, der Ägypter, und Steve, der Sprengstoffexperte, ein. Ihr Flug war planmäßig verlaufen.
Gruppe 3 mit den beiden Südstaatlern Frank und Andy und dem Perser Afzal kam am nächsten Morgen mit der Frühmaschine der Olympic Airways aus Athen. Nur Gruppe 2 traf nicht ein, weder am Abend noch am nächsten Tag. Man hatte Sam, der beim Flughafen angerufen hatte, mitgeteilt, dass das Bodenpersonal in Rom streike und deshalb keine Flüge abgefertigt wurden. Wie lange der Streik dauern würde, wusste man nicht.
Eine üble Sache. Der Ausfall einer Gruppe stellte eine Gefahr für das Gelingen des Unternehmens dar. Mark und Sam saßen auf dem Achterdeck und berieten, was zu tun sei. Lange durften sie nicht mehr warten, denn die Zeit lief ihnen davon. Nur noch sieben Tage, bis der zweite Finger verschickt werden würde. Nach gründlicher Überlegung kamen beide zu dem Entschluss, noch bis zum Abend des kommenden Tages zu warten. War Gruppe 2 bis dahin noch nicht eingetroffen, würden sie auslaufen. Das Unternehmen musste dann mit nur zwei Einsatzgruppen durchgeführt werden.
Die Nacht und auch der folgende Tag vergingen, ohne dass die Männer eintrafen. Schweren Herzens entschloss sich Mark, den Befehl zum Auslaufen zu geben. Spiros warf die Maschinen an, während einer der Männer die Leinen löste.
Ein Taxi raste heran und hielt mit quietschenden Reifen am Kai. Pat, Ron und Rashid sprangen heraus, riefen und winkten zur Yacht hinüber, die langsam Richtung Hafeneinfahrt fuhr. Susan, die am Heck stand, war die Einzige, die die Männer bemerkte.
»Sie kommen, sie kommen!«, schrie sie und stürzte auf die Brücke, wo Mark und Sam neben Spiros standen.
Mark drehte sich erstaunt um und sah jetzt ebenfalls die Männer am Kai, die wild mit ihren Jacken winkten.
»Dreh um!«, befahl er Spiros, der sofort die Geschwindigkeit drosselte und die große Yacht im engen Hafenbecken geschickt wendete. Nach wenigen Minuten waren die Männer an Bord, und die Yacht nahm wieder Kurs auf die offene See. Mark und Sam lächelten sich an. Ihnen war ein Stein vom Herzen gefallen.
Wie Pat, der Leiter der Gruppe, wenig später Mark berichtete, hatten er und seine Männer eine wahre Odyssee hinter sich. Als sie in Rom erfahren hatten, dass keine Flüge mehr abgefertigt wurden, hatte Rashid die Führung übernommen, denn er kannte sich im Mittelmeerraum aus. Mit einem Leihwagen waren sie nach Brindisi gefahren und hatten dort die Fähre nach Patras erwischt. Von Patras ging es mit einem Leihwagen nach Piräus. Hier hatten sie Pech. Die Fähre nach Iraklion hatte wenige Minuten vor ihrer Ankunft abgelegt. In einer Hafenkneipe gelang es ihnen, einen Sportskipper zu überreden, sie gegen ein angemessenes Honorar mit seinem Motorboot nach Chania zu bringen. Von hier aus waren sie dann per Taxi nach Iraklion gerast.
Während sich die Männer der Gruppe 2 ein Bad gönnten, nahm Spiros Kurs auf den Libanon. Bei gutem Wetter erreichten sie gegen Mittag des nächsten Tages das Seegebiet südlich von Zypern. Von hier aus waren es nur noch gut zweihundert Kilometer bis zum Ziel. Spiros zog die Gashebel für die beiden starken Maschinen zurück, und die Yacht verlangsamte die Geschwindigkeit. Sie hatten Zeit, denn vor Mitternacht wollten sie ihren ersten Absetzpunkt nicht erreichen. Der Himmel war bedeckt, eine laue Brise wehte aus West und baute eine leichte Dünung auf. Ein ideales Wetter für das Unternehmen Blitzschlag.
Im Salon hatte Mark bis auf Spiros alle Mitglieder der Gruppe um sich versammelt. Auch Susan und Tom waren dabei.
»Sprechen wir noch einmal den Einsatzablauf durch«, sagte er und bat Sam, die Karte mit Maßstab 1:200000 hochzuhalten.
»Pierre, du wirst mit deinem Team als Erster abgesetzt. Pünktlich um Mitternacht. Euer LKW steht in El Qalamoun bereit. Die genaue Beschreibung, wo ihr ihn findet, habt ihr von Sheila bekommen.« Pierre nickte zustimmend. Wie seine Kameraden kannte er den Einsatzplan auswendig. »Ihr seht zu, dass ihr so schnell wie möglich das Gebirge überquert und die Schnellstraße bei Baalbek erreicht. Noch in der Nacht müsst ihr in das Gebiet südlich des Jabel ech Chaoukat kommen. Ihr versteckt dort den LKW und erkundet einen geeigneten Fluchtweg durchs Gebirge. Seht zu, dass ihr noch während der Nacht euren Einsatzpunkt, Sheilas Höhle, auf dem Kamm nördlich von Al Zariff erreicht. Ihr beobachtet das Dorf und meldet jede unvorhergesehene Lageentwicklung per Funk an Sam oder mich. Noch Fragen?«
»Nein, Mark, alles klar.«
»Dann zu dir, Pat. Du wirst um ein Uhr südlich von Batroun abgesetzt. Ihr habt die schwierigste Aufgabe. Ihr müsst die sechzig Kilometer zum Sammelpunkt bis zum achtzehnten Juli, vierundzwanzig Uhr, geschafft haben. Marschiert wird nur nachts. Am Tage haltet ihr euch versteckt. Fragen?«
Pat schüttelte den Kopf. Er wusste, dass sie einen anstrengenden Marsch durch unbekanntes Gebiet vor sich hatten, aber er war überzeugt, sie würden es schaffen.
»Nach euch gehen wir von Bord.« Mark zeigte auf Sam und Susan. »Wir dürften gegen drei Uhr in Beirut sein und werden ab fünf Uhr das Funkgerät besetzen.«
Dann wandte sich Mark an Frank. »Als letzte werdet ihr abgesetzt. Ihr habt es leichter als Gruppe zwei. Ihr braucht nur gut vierzig Kilometer zu marschieren. Ansonsten gilt das, was ich Pat gesagt habe, auch für euch. Und noch etwas«, Mark wandte sich wieder an alle, »sollte irgendetwas Unvorhergesehenes geschehen – die Yacht wird von morgen an jede Nacht zur gleichen Zeit wie heute die festgelegte Route abfahren. Werden wir getrennt, so wisst ihr, wann und wo ihr auf die Yacht treffen könnt. So, Männer, das wär’s, macht euch fertig, und viel Glück.«
Während Spiros die Küste ansteuerte, bereiteten sich die Männer auf den Einsatz vor. Exakt um 24 Uhr stoppte Spiros die Maschinen. Die Yacht hatte den ersten Absetzpunkt erreicht. Steve warf das Schlauchboot über Bord und hielt es an einer Leine fest, bis seine beiden Kameraden ins Boot gestiegen waren, dann warf er die Leine Pierre zu und sprang hinterher. Sofort ergriffen sie die Paddel und nahmen Kurs auf die Küste.
Die Männer im Schlauchboot paddelten ruhig und gleichmäßig. Die Nacht war finster, es herrschte Neumond. Nur das Plätschern der Wellen und das Eintauchen der Paddel waren zu hören. Von Zeit zu Zeit kontrollierte Pierre den Kurs auf seinem kleinen Kompass. Endlich – die Männer waren etwa seit einer Stunde unterwegs – sahen sie in der Ferne einige Lichter. Sie waren genau auf Kurs. Es musste El Qalamoun sein. Kurze Zeit darauf hörten sie auch, wie sich die Wellen am Strand brachen. Vorsichtig paddelten Steve und Akbay weiter, während Pierre nach vorne starrte. Wie eine schwarze Wand tauchte plötzlich die Küste vor ihnen auf. Kurz darauf spürten sie, wie die Paddel auf Grund stießen. Sie sprangen aus dem Boot und zogen es durch die leichte Brandung auf den Strand. Die Waffen wurden aus den Plastikplanen gewickelt, die sie gegen Spritzwasser geschützt hatten, dann ließen sie die Luft aus den Wülsten und versteckten das Boot zwischen den Felsen. Als sie die Steilküste erklommen hatten, sahen sie, dass sie etwa vier Kilometer südlich des Ortes gelandet waren. Vorsichtig, mit großen Abständen, marschierten sie in Richtung El Qalamoun. Akbay hatte die Führung übernommen. Sollte er auf jemanden stoßen, so konnte er auf Arabisch jede Frage oder jeden Gruß beantworten. Nach vierzig Minuten erreichten sie den Ortsrand. Außer einigen streunenden Hunden war keine Seele zu sehen. Pierre und Steve nahmen hinter einem verfallenen Haus Deckung, während Akbay weiterging, um den für sie bereitstehenden Lastwagen zu suchen. Er schien damit keine Schwierigkeiten gehabt zu haben, denn schon nach kurzer Zeit hörten Pierre und Steve das Rumpeln eines LKW. Wenig später lag El Qalamoun hinter ihnen, und sie befanden sich auf dem Weg ins Gebirge. Alles verlief ohne Störungen.
Susan hatte sich im Bug des Schlauchbootes niedergekniet und paddelte aus Leibeskräften. Mehrmals rief ihr Mark leise zu, sie solle langsamer machen, um ihre Kräfte zu schonen. Doch sie reagierte nicht darauf. Für sie war es wie eine Erlösung. Endlich konnte sie aktiv mitarbeiten und brauchte nicht mehr tatenlos zuzusehen, wie die Männer sich auf ihren Einsatz vorbereiteten. Pünktlich um ein Uhr dreißig hatten sie von der Yacht abgelegt, nachdem sie zuvor Einsatzgruppe 2 südlich von Batroun abgesetzt hatten.
Mark und Sam zogen im Heck des Schlauchbootes ihre Paddel ruhig und gleichmäßig durch. Nur das fahle Licht der Sterne, die hin und wieder durch die Wolkendecke zu sehen waren, ermöglichte ihnen eine begrenzte Sicht. Doch schon nach kurzer Zeit konnten sie schräg voraus an Steuerbord die Lichter von Beirut ausmachen. Nach einer weiteren Stunde gingen sie etwa fünf Kilometer nördlich von Beirut an Land. Während Susan die Umgebung beobachtete, vergruben Mark und Sam das Schlauchboot am Ufer und wälzten einige Steine darüber. Dann machten sie sich auf den Fußmarsch nach Beirut. Sam, der etwas Libanesisch konnte, ging voraus, Mark und Susan folgten im Abstand von einigen hundert Metern. Aber um diese Zeit war kein Mensch zu sehen. Nur wenn ihnen auf der Küstenstraße die Scheinwerfer eines Autos entgegenkamen, warfen sie sich zu Boden und warteten, bis das Fahrzeug vorüber war. Nach einer Stunde hatten sie die Außenbezirke von Beirut erreicht. Ihre Ausrüstung und die Waffen waren in alte Decken eingewickelt und zu Säcken zusammengeschnürt, die sie sich über die Schultern gehängt hatten. Jeder, der sie so sah, musste annehmen, dass sie aus einem der nahen Dörfer kamen. Aber da sie die Hauptverkehrsstraßen mieden, begegneten sie keinem Menschen. Ohne Probleme erreichten sie den Wohnblock, den Ali Assarwar wie eine Festung ausgebaut hatte. Mark klopfte an die mit Eisen beschlagene Tür im Hof des Gebäudes und musste es ein paarmal wiederholen, bevor er ein Geräusch hörte und eine kleine Luke in der Tür sich öffnete.
»Blitzschlag«, flüsterte er auf Englisch. Sofort wurde der Riegel zurückgeschoben und die Tür geöffnet. Mark und Sam schlüpften, gefolgt von Susan, hinein.
Ein verschlafener Libanese sah sie prüfend an. »Kommt«, sagte er, »ich bring euch zu Ali Assarwar.« Ohne ein weiteres Wort zu sagen, führte er sie zum Fahrstuhl und fuhr mit ihnen in den fünften Stock.
Ali Assarwar, den inzwischen jemand geweckt haben musste, stand, in einen reichbestickten Morgenmantel gehüllt, auf dem Gang, um seine Gäste zu begrüßen. Auch Sheila, durch den Lärm geweckt, streckte ihren Kopf durch einen Türspalt. Als sie sah, wer angekommen war, eilte sie heraus, umarmte Susan und schüttelte Mark und Sam erfreut die Hand. Susan wollte sich bei Ali für die Aufnahme und Unterstützung bedanken, doch der winkte ab.
»Dafür haben wir beim Frühstück ausreichend Zeit. Jetzt ruhen Sie sich erst einmal aus. Sie, Miss Albright, haben wir bei Sheila untergebracht, und für die Herren sind Zimmer im oberen Stock bereitgestellt.«
Das Stockwerk, in dem Mark und Sam wohnten, war ideal für ihre Zwecke, denn vom Gang aus führte eine Leiter aufs Dach. Während Mark ihre Unterkunft besichtigte, baute Sam das Funkgerät auf. Es war vier Uhr dreißig, als es funktionsfähig war. Um sieben Uhr meldeten die Einsatzgruppen kurz hintereinander, dass sie ihre ersten Zwischenziele ohne Vorfälle erreicht hatten.
Nach dem Frühstück unternahmen Sheila und Mark einen ersten Erkundungsgang durch Beirut. Unauffällig zeigte sie ihm, wo die beiden anderen Amerikaner gefangengehalten wurden.
Sam und Susan hielten Wache beim Funkgerät.
Gegen drei Uhr nachmittags kam ein Funkspruch von Gruppe 1 durch. Susan saß am Gerät und stenografierte mit. Nachdem sie ihn dechiffriert hatte, ging sie zu Sam. Der las:
Haben unser Zielgebiet südlich Jabel ech Chaoukat erreicht. Brechen zur Erkundung auf. Melden uns wieder, wenn Beobachtungspunkt erreicht. Ende.
Zufrieden sah er sie an. »Alles läuft wie geplant. Unsere Gruppen nähern sich Al Zariff von Norden, Osten und Süden. Selbst wenn eine Gruppe entdeckt werden sollte, sehen Sie Ihren Vater bald wieder.«