Ich leide
nach der Landung unter den üblichen Dingen. Schlangen bei der Einreisebehörde. Koffer, die bei der Gepäckausgabe vom Förderband genommen werden, damit Passagiere mit ihrem Eigentum Verstecken spielen können. Man muss den JFK-Flughafen einfach lieben. Das Gedränge, das Gewühl, die unhöflichen Menschen.
Genau wie London.
Worauf ich nicht vorbereitet bin, ist der Anblick eines bekannten eiskalten Blickes, als ich aus der Gepäckhalle komme.
Verdammt. Ich hatte gedacht, er würde einen Fahrer schicken. Ich habe mein Pokerface noch nicht aufgesetzt.
„Ich habe schon überlegt, einen Suchtrupp loszuschicken“, beginnt er in einem Tonfall, der vor Langeweile trieft. Es ist die Art Tonfall, die in mir das Verlangen auslöst, ihm eins überzuziehen.
„Ich wünschte, das hättest du getan. Es hätte mich vielleicht davor bewahrt, mit einer lästigen indischen Dame zu diskutieren, die darauf bestanden hat, mein Koffer sei ihrer.“
„Ich sehe, du hast gewonnen“, antwortet er und tritt geschickt auf eine Seite, bevor er mir meinen Koffer aus der Hand nimmt. Manieren machen den Teufel und all das.
Er lehnt sich nach unten, um meine Wange zu küssen, wobei seine
Lippen auf meinem Hals unterhalb meines Ohrs landen. Sein Atem ist ein Stoß warmer Luft, die mich zittern lässt. Irgendwie erwarte ich, dass er seine Hände auf mich legt, um mich zu ihm umzudrehen, während er mich anständig küsst. Aber was auch immer ihn dazu gebracht hat, in seinem Büro so auf mich zu reagieren, wie er es getan hat, scheint abgeschaltet zu sein, als er sich aufrichtet und beginnt, auf den Ausgang zuzugehen.
„Entweder das oder ich werde in einem Sari heiraten.“ Ich jogge ein paar Schritte, um mit ihm mithalten zu können.
„Deshalb solltest du nie mit etwas anderem als Handgepäck reisen.“ Ich stelle fest, dass er meine Bemerkung ignoriert und seine Körpersprache unverändert bleibt, als er sich dazu entscheidet, nicht zu reagieren.
„Gesprochen genau wie ein Mann.“
„Ein Mann, den man viel zu lange hat warten lassen.“
Draußen ist die Ankunft von Becketts Auto zeitlich perfekt abgepasst, als würde es das Universum nicht wagen, ihm weniger zu bieten. Mein Gepäck wird im Kofferraum verstaut, die Türen schließen sich mit einem befriedigenden klack
und ich merke, wie die Luft eine kühle Pause nach der Sommerhitze ist. Und dann sind wir unterwegs in die Stadt.
„Wie war deine Reise bisher?“ Sieh mich an, wie ich ganz zivilisiert und höflich und so weiter bin.
„Geschäftig. Fruchtbar. Warm.“
„Das ist gut.“
„Wie war dein Flug?“ Sieh ihn und Höflichkeiten an. Zeit, die Nettigkeit hochzufahren.
„Faan-tastisch
“, antworte ich mit einem breiten Lächeln.
„So?“
Ich kichere. „Slough
? Wie die Stadt?“ Denn, ernsthaft. Es hat so geklungen, als hätte er das eben gesagt.
„Was ist los?“ Er wirft mir einen Seitenblick zu.
„Was meinst du?“
„Du bist…fröhlich. Das ist ungewöhnlich.“
„Wenn du mich kennen würdest, würdest du wissen, dass es nur in deiner Gesellschaft ungewöhnlich ist.“ Meine Erwiderung ist scharf, genau wie sein Körper reagiert, der sich versteift, als hätte ich meine Zähne um sein Handgelenk gelegt. Es ist eine flackernde Reaktion, das übliche Verhalten wird fast sofort weitergeführt.
„Ich bin nicht sicher, was ich von dieser Version von dir halte“, murmelt er und greift in die Innentasche seiner Anzugjacke.
„Na ja, du gewöhnst dich besser daran“, singe ich förmlich und lege wieder ein Lächeln auf. Denn ich werde diese Fröhlichkeitssache gewinnen. Ich werde ihn mit Freundlichkeit vernichten, selbst wenn ich mich dabei selbst vernichte. „Ich bin fröhlich. Nur fröhlich.“
„Wenn es dich nicht stört, ich habe ein paar Nachrichten, denen ich mich zuwenden muss.“ Wenn auch stets höflich, kommt seine Antwort nicht ohne eine Eisschicht. Und was angeht, ob es mich kümmert; es wäre eine Schande, wenn es so wäre, denn er tut es sowieso.
„Oh, klar.“ Unsicher über den Erfolg in unserem Austausch, drehe ich den Kopf zum Fenster, um die Stadt vorbeiziehen zu sehen. Das letzte Mal, als ich in New York war, war ich ein Kind und es war eine Familienreise gewesen. Wir besuchten ein paar entfernte Verwandte staataufwärts und ich glaube, wir haben uns irgendetwas am Broadway angesehen. Die eine deutliche Erinnerung, die ich habe, ist, wie ich auf dem Bürgersteig stehe, eine meiner kleinen Hände in der eines Erwachsenen, während sich meine andere flach auf mein Ohr presst, als Reaktion auf den Straßenlärm. Lebhaft und hektisch mag vielleicht cool sein, wenn man alt genug ist, um es zu schätzen, aber wenn man denen um sich herum nur bis zum Knie geht, ist es nicht so lustig.
Verkehr. Menschen. Lichter. Geräusche.
Ich mache das Fenster einen Spalt auf und werde sofort von den Geräuschen und Gerüchen überwältigt. Es ist fast, als würde ich mich erinnern, aber ich weiß nicht, wie das sein kann. Ein köstlicher Duft von Knoblauch an einer Ecke wird an der nächsten von etwas Ekelhaftem abgelöst. Der Lärm und der Verkehr, all das hilft dabei, mich davon abzulenken, weshalb ich wirklich hier bin.
„Ich werde dich am Hotel absetzen. Denkst du, du könntest um drei Uhr fertig sein?“
Kein Nimm dir ein wenig Zeit, um dich von deinem Flug zu erholen, Olivia.
Oder Mach ein Nickerchen und wir sehen uns heute Abend zum Essen.
Ich sehe auf mein eigenes Handy, auf die Uhrzeit und zucke die Achseln. „Klar. Wo gehen wir hin?“
„Wir kümmern uns um den Grund deines Besuchs.“
Na, verdammt.
Es versteht sich von selbst, dass Beckett nicht weniger als das Beste akzeptiert, aber dieses Hotel? Eine völlig andere Stufe. Ein livrierter Portier und ein roter Teppich kündigen den Umgangston an. Ich greife die Hand des Mannes mit dem Gefühl, in der falschen Zeit und fehl am Platz zu sein. Ich steige aus dem Auto aus und sehe auf. Zwischen dem Glas und Stahl steht das Gebäude wie ein Wachposten der alten Weltordnung.
Wir übernachten im St. Regis Hotel.
Als ich mich umdrehe, bemerke ich, dass Beckett nicht aus dem Auto ausgestiegen ist. Ich lege meine Hand auf die Tür, um den Portier davon abzuhalten, sie zu schließen.
„Du lässt mich nicht allein da hineingehen, oder?“ Meine Stimme ist im abgedunkelten Inneren ein wenig schrill.
„Ich habe ein Meeting“, antwortet er mit seiner oh so
kultivierten Stimme.
„Ja, aber—“
„Olivia, ich habe wirklich keine Zeit dafür. Dein Schlüssel für das Zimmer wartet an der Rezeption. Bestimmt geht das nicht einmal über deinen Verstand.“ Ich bin beinahe überrascht, als nicht plötzlich Eiszapfen in die Luft sprießen. Auch wenn ich merke, wie ich die Augenbrauen zusammenziehe, schlucke ich die scharfe Erwiderung, die mir auf der Zunge liegt, herunter.
„Danke, Beckett
. Mein Fehler, aber ich dachte, wir hätten ein paar Punkte zu besprechen, bevor wir uns um den Grund meines Besuches
kümmern.“ Ich bin überrascht, dass mein Kiefer durch meine Bemühung, meine Worte vernünftig ruhig zu halten, nicht bricht.
„Mein Anwalt wartet drinnen auf dich.“ Sein Blick landet wieder auf dem Bildschirm seines Handys und ich bin entlassen.
Ohne ein weiteres Wort richte ich mich wie ein Roboter auf und applaudiere mir geistig, dass ich es schaffe, die Tür mit einem befriedigenden Klack
zu schließen. Kein Türen zuschlagen, nicht mit mir.
„Oh, Entschuldigung!“ Ich stolpere beinahe in den Portier, der mich am Ellbogen festhält.
„Entschuldigen Sie, Ma’am.“
„Nein, es ist meine Schuld. Ich sollte aufpassen, wo ich hingehe. Und es tut mir leid, dass ich Ihnen mit der ganzen Sache mit dem Zumachen der Tür den Job geklaut habe.“ Halt den Mund. Halt einfach den Mund.
„Nochmals danke. Ich werde…ich werde jetzt einfach reingehen.“
Er lächelt verständnisvoll. Oh, fuck. Ich habe mich soeben in Julia Roberts verwandelt. Das ist mein Pretty Woman
-Moment, nur ohne das nuttige Kleid und die hohen Stiefel. Ich sehe an mir herab, also, nur für den Fall, und bin tatsächlich erleichtert, als ich erkenne, dass ich immer noch Yogahosen,
eine lockere Strickjacke und ein Paar ramponierte Vans trage.
Oh mein Gott. Ich trete gleich in die Welt der Reichen und Schönen ein und trage ein gestreiftes T-Shirt, das mich wie einen Zwiebelverkäufer aussehen lässt.
Ich schiebe die Lächerlichkeit beiseite, gehe die wenigen Treppenstufen hinauf und der Beginn des Filmes spielt sich in meinem Kopf ab.
Was ist dein Traum?
Das. Das ist es nicht.
Ich durchquere die Marmorlobby im italienischen Stil und versuche sehr, nicht über die Freskodecke und den glänzenden Kronleuchter über meinem Kopf zu staunen.
Tu so, als sei das keine große Sache. Als würdest du andauernd solche Orte besuchen. Du weißt schon, wenn du mit deiner guten Freundin J-Lo am Cap d’Antibes Urlaub machst und—warte. Das Cap ist in Frankreich, nicht in Italien. Okay, wie wenn du am Lake Come bist, mit George Clooney und Amal—
Und…ich habe soeben realisiert, dass ich keine Ahnung habe, unter welchem Namen das Zimmer gebucht ist. Beckett. Ist das sein Vor- oder Nachname?
„Ich…habe ein Zimmer gebucht…unter dem Namen Beckett
?“ Bitte sag, dass ich ein Zimmer unter diesem Namen gebucht habe.
„Ja, natürlich. Mrs. Beckett.“ Es liegt nicht einmal ein Anflug von Belustigung im Gesichtsausdruck des Rezeptionisten, als er den Kopf senkt und etwas in die Tastatur einhämmert, bevor er mir meinen Schlüssel reicht. „Mr. Braunstein wartet in der Bibliothek auf Sie.“
„Mr. Wer? Und warum?“
„Mr. Braunstein. Ali wird Ihnen den Weg zeigen.“
Die Bibliothek ist die Art Ort, die man in einem neoklassizistischen Gebäude wie diesem zu finden erwartet. Teuer aussehende Bücher hinter Glas und Holzvertäfelung. Mit einer gewölbten Decke und einem Kronleuchter ist der Raum
mit mehreren kleinen Tischen eingerichtet, die mit Damast-Tischdecken bedeckt sind, anstatt mit abgenutzt aussehenden Ledersesseln voller griesgrämiger alter Männer. Obwohl hier ein Mann mit dünnem grauem Haar sitzt, der einen dunklen Anzug mit passendem blauem Hemd trägt, das um seinen Bauch herum ein wenig spannt, als er von einem der Tische aufsteht. Bis auf das Outfit und das Fehlen eines Barts, sieht er aus wie ein ungepflegter Weihnachtsmann zwischen zwei Auftritten.
„Ms. Welland, nehme ich an?“
„Ja.“ Ich versuche es mit Selbstvertrauen, als ich die ausgestreckte Hand des Mannes ergreife.
„Braunstein“, sagt er, dann wartet er, bis ich mich setze, bevor er es mir gleichtut. „Danke, dass Sie sich Zeit nehmen, sich so kurz nach Ihrem Flug mit mir zu treffen. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Vielleicht einen Kaffee, bevor wir anfangen?“
„Nein, danke.“ Ich reibe meine Lippen aufeinander, unsicher darüber, wo ich anfangen soll. „Mr. Bernstein, bevor wir was anfangen?“
„Braunstein“, korrigiert er freundlich. „Beckett hat nicht erwähnt, dass wir uns heute treffen würden?“
„Nein. Es muss ihm entfallen sein.“
Er macht ein Geräusch, das nicht wirklich eine Überraschung ist. „Beckett vergisst nie etwas. Ganz gleich. Ich habe die Papiere für den vorehelichen Vertrag hier. Ich glaube, Ihr eigener Anwalt hat es sich angesehen?“
„Ja.“ Ich nicke. Professor Google hat mir mit meiner Kopie geholfen.
„Wie ich bereits zu Beckett gesagt habe, ich hätte eine früher Ankündigung bevorzugt, aber ich verstehe, dass es eine etwas stürmische Brautwerbung war.“
„Manche würden es so nennen.“ Ich applaudiere ihm dafür, dass er seine Rolle in etwas spielt, von dem er zweifelsohne weiß, dass es eine Farce ist.
Immerhin hat er den Papierkram in der Hand.
Sein Lächeln bestätigt das und er schiebt eine unscheinbare Mappe über den Tisch. Als ich sie öffne, liegen die Bedingungen unserer Vereinbarung erneut obenauf.
Geld. Monogamie. Zusammenwohnen. Vollzug.
Meine Wangen werden rot, als ich die mir mittlerweile bekannten Bedingungen durchlese. Ich versuche nicht daran zu denken, dass der Mann mir gegenüber dieses Zeug gelesen hat, während ich einen flüchtigen Blick darauf werfe. Darunter liegt unser Ehevertrag, ich überfliege ihn erneut, diesmal ohne meinen Online-Rechtsbeistand.
Sofern unten nicht anders vorausgesetzt, treten beide Parteien von folgenden Rechten zurück:
Einen Anteil am Besitz des anderen bei dessen Tod.
Ehelicher Unterhalt, sowohl befristet als auch dauerhaft.
Einen Anteil an der Werterhöhung des getrennten Eigentums der Parteien während der Ehe.
Einen Anteil an der Rente, Gewinnbeteiligung oder anderen Ruhestandskonten des anderen.
Genau wie zuvor. Ich behalte, was mir gehört, einschließlich dessen, was er mir gibt, und er behält sein Vermögen, sobald wir uns scheiden lassen.
„Wo muss ich unterschreiben?“
Und einfach so bin ich einen Schritt weiter, mich selbst zu verkaufen.
Jeder hat einen Preis, aber mein Preis ist nicht mein Wert.
Als mich der Aufzug nach oben katapultiert, versuche ich nicht an die Reise, sondern an das Ziel zu denken, und ich meine damit nicht das Stockwerk, in dem ich aussteigen werde.
Ein rentables Geschäft. Anders Essen als Tütensuppen. Keine Blamage. Nein, streichen wir das letzte. Ich werde Gran vielleicht nie erzählen müssen, dass ich mein Geld verloren habe, aber ich glaube, ich werde immer auf diese Erfahrung
zurückblicken und ein wenig Schande empfinden. Aber der ehrliche Zusatz ist, dass ich dieses Ergebnis gewählt habe. Ich habe vielleicht allerhand widersprüchliche Gefühle und stecke am Ende vielleicht Tausende in eine Therapie, aber die Entscheidung ist meine. Daran muss ich denken.
Die Aufzugtüren öffnen sich und ich trete hinaus, nicht in einen Flur, sondern in eine kleine Lobby mit grauen Fließen und fühlbarer Wandbekleidung. Eine gepolsterte Bank steht an der Wand, zusammen mit einem Spiegel und einer Anrichte im Art Deco-Stil. Und nur eine Tür.
Ich ziehe meine Schlüsselkarte durch und betrete eine Suite, die der Inbegriff einer anderen Welt ist. Tatsächlich glaube ich, soeben den Ort gefunden zu haben, wo „die andere Hälfte lebt“.
Während ich auf der Schwelle eines Wohnzimmers stehe, das so stylish ist, will ich fast nicht eintreten, aus Angst, es zu verschlechtern. Mein Blick wird sofort auf die Fenstertüren gezogen, die zu einer Steinterrasse mit einem umfangreichen Ausblick auf den Central Park führt—und über Baumhöhe! So viel Blau und Grün, die Stadt dahinter schimmert am Horizont. Luxuriöse Vorhänge hängen von einer kunstvollen Hohlkehlleiste, fallen in makellosen Falten auf den Parkettboden und weiches Mobiliar, das so einladend aussieht. Die Wirkung ist einfach umwerfend.
Dieser Ort ist mehr wie ein Apartment, ein Zuhause fern von Zuhause, wenn unser Zuhause Millionen wert ist, nehme ich an. Es gibt ein Esszimmer mit Sitzplätzen für zwölf Gäste, eine kleine Küche und zwei Schlafzimmer, je in entgegengesetzten Ecken der Suite. Als ich meine Koffer im kleineren der beiden entdecke, weiß ich nicht, ob mich das mehr oder weniger nervös macht. Klar, er gibt mir die Illusion, mein eigenes Refugium zu haben, aber während ich im Hauptschlafzimmer stehe und das schneeweiße Bett anstarre, steigt Beklemmung in meinem Bauch auf.
Werde ich hier schlafen? Oder nur…
Etwas, das Erregung ähnelt, folgt sehr schnell auf die Beklemmung.
Ich gehe rückwärts aus dem größeren Zimmer, da ich mich wie ein Eindringling fühle, und mache mich auf den Weg in das andere. Es ist ebenso luxuriös und der ruhige Ort hat etwas von einem Zufluchtsort. Aber vielleicht projiziere ich nur. Das Bett ist weiß bezogen, ein Samtsofa steht in der Ecke und blasse Pfingstrosen in einer Vase stehen auf einem Beistelltisch, üppig blühend und doch so zart.
Ich öffne die Schnallen meines Koffers, mache ihn weit auf und hole das Outfit heraus, das ich für heute gepackt habe. Kein Hochzeitskleid für mich. Kein Schleier, keine Blumen. Mein etwas Altes ist ein Kleid aus meinem Schrank, bei dem Reggie mich immer aufgezogen hat, es sei meine Der Große Gatsby
-Phase gewesen. Nach der Veröffentlichung der Neuverfilmung mit Leo D und Carey Mulligan war ich ein wenig von der Kleidung dieser Zeit besessen. Es war von kurzer Dauer, da man nicht viele Glockenhüte und Kleider mit tiefer Taille tragen kann, bevor die Leute zu starren beginnen.
Dieses Kleid ist wunderbar. Ich glaube, ich habe es ironischerweise einmal zu einer Hochzeit getragen. Pfirsichfarbene Seide, überdeckt mit feiner Perlenarbeit und mit einem gerafften Saum. Es ist ausgefallen und hat mich fast eine Wochenmiete gekostet, als ich es in einer kleinen Boutique in Camden gekauft habe.
Ich habe eine glänzende Haarspange für mein Haar und eine Handtasche, die definitiv aus der Zeit stammt, die Kostbarkeit, die ich mir für den Abschlussball von meiner Gran „ausgeliehen“ habe, etwas, das mir so vorkommt, als wäre es eine Ewigkeit her. Ich mache mir die geistige Notiz, meine Handyhülle abzunehmen, damit es hineinpasst. Dann hänge ich mein Kleid auf, werfe meine Strickjacke über die Rückenlehne des Sofas und schelte mich für einen lächerlichen Gedanken.
Etwas Altes und etwas Geborgtes.
Das ist nicht diese Art Hochzeit. Es gibt keinen Grund für Sentimentalität.
Aber als ich meine Strickjacke fallen lasse, bemerke ich eine Schachtel auf der mit Samt bezogenen Bank am Ende des Bettes, eingewickelt in eine blaue Schleife.
Mein Schlafzimmer, meine Schachtel, oder?
Ich mache schnell die Schleife auf und löse sie von der schuhgroßen Schachtel, die theoretisch alles enthalten könnte. Aber, quelle surprise
, sie enthält tatsächlich ein Paar Schuhe. Dabei liegt ebenfalls eine Karte, also muss ich nicht raten, von wem sie sind. Wenn ich allerdings feststelle, dass der vorherige Bewohner dieser Suite aus Versehen ein Paar Schuhe in Oliviagröße hinterlassen hat, dann so ein Pech. Wer es findet, darf es behalten!
Ich hole die Karte heraus und lese sie.
Olivia,
Ich hoffe, du wirst dich über dieses vierhundert Pfund teure Paar Schuhe freuen, aus keinem anderen Grund als dem gekauft, dass ich es wollte. Und einfach, weil ich es kann.
Bald bist du an der Reihe.
Beckett.
Trotz unserer vorherigen Austausche merke ich, wie ich lächle, während ich mich an die Unterhaltung mit genau denselben Worten erinnere.
Es macht mich nicht zu einem schlechten Menschen, schöne Dinge zu wollen.
Vielleicht versucht er, mich daran zu erinnern. Oder
vielleicht ist es ein Geschenk, nur des Schenkens wegen. Was auch immer es ist, ich werde nicht allzu viel hineininterpretieren. Aber trotzdem bin ich seltsamerweise gerührt.
Und noch etwas, das ich weiß? Diese Schuhe kosten viel mehr als vierhundert Pfund. Ich habe sie vor zwei Wochen bei Selfridges gesehen. Okay, sie begehrt. Aber vor zwei Wochen wäre ich nicht mehr dazu fähig gewesen, ein solches Paar Schuhe zu kaufen, als dazu, eine Nacht in einem solchen Hotel zu buchen. Aber in wenigen Stunden werde ich all das lächerliche Schuhwerk kaufen können, das ich will.
Kein nagendes Gefühl der Furcht mehr davor, was kommen wird. Kein Meiden der Anrufe des Buchhalters mehr. Kein Sparen an allen Ecken mehr, um über die Runden zu kommen und keine Sorgen mehr darüber, wo meine Miete für den nächsten Monat herkommen soll. Kein Gespräch mit dem Team, dass ich sie nicht mehr bezahlen kann. Ich kann befreit aufatmen. Verdammte Schuhe kaufen.
Ich werde nur lernen müssen, mit mir zu leben.
Als ich auf den Schuh in meiner Hand blicke und mit den Fingern über das butterweiche Leder und die alberne Schleife fahre, glaube ich, dass ich das kann.