Die zwei Mäuse Nina und Maxi waren begeisterte Taucher. Jedes Jahr reisten sie an einen See und tauchten darin. Sie liebten die geheimnisvollen Stimmungen unter Wasser, das seltsame Licht, die wogenden Wasserpflanzen und die vielen merkwürdigen Tiere, denen sie dort begegneten.
In diesem Jahr hatte Maxi eine kleine Erbschaft gemacht und so konnten sie sich endlich eine Reise ans Meer leisten. Das war immer ihr größter Wunsch gewesen. Maxi mietete ein Motorboot und damit fuhren sie auf das große Wasser hinaus. Schon bei ihrem ersten Tauchversuch machten die beiden Mäuse eine tolle Entdeckung! Sie fanden auf dem Meeresgrund eine versunkene Mäusestadt! Drei Tage lang tauchten sie immer wieder zu den algenbewachsenen Ruinen hinunter und besichtigten alles. Am vierten Tag machten sie dann eine weitere Entdeckung! Goldstücke und Edelsteine schimmerten da in der grünlichen Tiefe – es sah phantastisch aus! Nina und Maxi hatten den verschollenen Schatz des sagenhaften Mäusekönigs Montemausa gefunden! Doch leider saß eine dicke, alte Kröte auf dem Goldhaufen. Sie war über und über mit grünen Warzen bedeckt und schaute die beiden Mäuse aus bösen Augen an.
Nina und Maxi tauchten auf und berieten sich in ihrem Boot. »Wie kriegen wir die Kröte dazu, dass sie wegschwimmt?«, überlegte Maxi. »Sie ist so groß, die lässt sich von uns Mäusen keine Angst einjagen. Muss ein uraltes Viech sein, so, wie die aussieht. Vielleicht ein paar hundert Jahre alt?«
»Ja«, sagte Nina-Maus, »schön ist sie nicht gerade, aber ich glaube auch nicht, dass sie richtig böse ist. Sie hat so etwas Trauriges in ihren Augen. Ich glaube, zu dieser Kröte ist in den letzten hundert Jahren niemand mehr freundlich gewesen.«
»Hmm … du könntest Recht haben«, erwiderte Maxi. »Ich habe eine Idee! Wir schenken ihr meine wasserdichte Taschenuhr! Mal sehen, wie sie reagiert!«
»Ja, das ist gut!«, sagte Nina. Maxi holte die Uhr hervor und sie tauchten wieder zum Meeresgrund hinunter. Die Kröte schien sie schon erwartet zu haben. Maxi schwamm langsam näher und ließ die Taschenuhr vor der Kröte zu Boden sinken. Die Kröte beäugte die Uhr und nahm sie in ihre Hände. Nina gab ihr durch Zeichen zu verstehen, dass die Uhr ein Geschenk sei. Da zog sich plötzlich der Mund der Kröte in die Breite und sie begann zu lächeln. Dann entdeckte sie, dass die Uhr tickte, und darüber war sie sehr entzückt. Die Kröte hielt die Uhr an ihr Ohr und nickte begeistert mit ihrem dicken Kopf. Das sollte wohl »Danke schön!« bedeuten. Dann erhob sie sich von dem Schatz und schwamm fröhlich davon.
Die Kröte war weg und Nina und Maxi konnten den Schatz in ihr Boot laden. Ein kleines Häufchen Edelsteine ließen sie zurück, damit die Kröte nicht wieder traurig wurde, wenn sie zurückkehrte. Aber wahrscheinlich hatte sie gar nicht gewusst, dass sie auf einem kostbaren Schatz gesessen war. Was sollte eine Kröte schon mit einem Schatz anfangen?