Auf einer Insel, mitten in einem weiten Sumpfland, lebten einmal mehrere Mäusefamilien. Sie waren sehr klein gewachsen, richtige Zwergmäuse! Vielleicht kam das davon, dass sie nur Nüsse aßen. Auf der Insel wuchsen nämlich nur Nussbäume. Eines Tages hatte eine Maus eine ungewöhnliche Idee. »Wisst ihr was?«, sagte sie zu den anderen Mäusen. »Bauen wir uns einen hohen Turm! Von seiner Spitze aus könnten wir sehen, ob es hinter dem Sumpf noch etwas anderes gibt oder ob die ganze Welt nur aus Sumpf besteht!« Die anderen Mäuse waren einverstanden. Drei Monate bauten sie an dem Turm, dann war er fertig. Von seiner Spitze aus konnten sie den Sumpf überblicken. Sie sahen eine niedrige Gebirgskette und eine grüne Ebene und das war sehr schön. Ob dort noch andere Mäuse lebten?
Die Zwergmäuse stiegen jeden Tag auf ihren Turm und schauten sehnsuchtsvoll in die bläuliche Ferne. Dann kam eine Maus auf die Idee, eine große Laterne auf die Spitze des Turms zu stellen. Wer weiß, vielleicht konnte irgendjemand dort drüben das Licht der Laterne sehen und besuchte sie? Und wirklich, noch in derselben Nacht kamen zwei große Motten herübergeflogen. Das Licht zog sie magisch an. Unermüdlich umkreisten sie die ganze Nacht den Leuchtturm der Mäuse. Und in der darauf folgenden Nacht kamen noch mehr Motten und Nachtschmetterlinge.
So wurde die Insel mit dem Mäuseturm innerhalb kurzer Zeit zum beliebten Treffpunkt der Motten. Zu Hunderten kamen sie, umkreisten das Licht, ruhten sich zwischendurch aus und flatterten wieder hinauf. Sie redeten auch mit den Mäusen, denen das alles sehr gefiel. Manchmal brachten die Motten auch fremdartige Köstlichkeiten aus dem Land jenseits des Sumpfes mit. Bonbons zum Beispiel oder Früchte, die die Mäuse nicht kannten. Es war jetzt ganz schön was los auf der Insel der Zwergmäuse!
Doch als der Sommer zu Ende ging, regnete es eine ganze Woche lang. Die Motten und Schmetterlinge blieben aus und das Wasser im Sumpf begann zu steigen. Es überschwemmte die gesamte Insel und die Mäuse mussten sich auf ihren Turm flüchten. Nach einer Woche hörte es auf zu regnen und eines Nachts kamen auch wieder die Motten auf die Insel. Die Mäuse hatten sie sehnsüchtig erwartet, denn ihre Nussvorräte gingen zur Neige. Als die Motten sahen, dass die ganze Insel unter Wasser stand, landeten sie auf dem Turm. Die große Mäuserettungsaktion begann. Die Mäusefamilien kletterten mit Sack und Pack auf die Rücken der Motten und diese flogen sie in eine freundliche Gegend aus. Zum Dank für ihre Rettung bauten die Mäuse später erneut einen hohen Mottenleuchtturm.