Herr und Frau Hamster verbringen den Winter in ihrer gemütlichen Erdwohnung. Den Sommer über, bis in den Herbst hinein, hatten sie fleißig Vorräte für die kalte Jahreszeit zusammengetragen. Da gab es: vier Säcke voll Korn, Maiskolben, Marmelade, Äpfel, Nüsse, Gurken, einen dicken, runden Kürbis und vieles mehr. Die Hamsters waren wirklich bestens für den Winter gerüstet! Herr Hamster hatte auch genügend Stroh in die Höhle gebreitet, damit sie schön warm und weich darauf liegen konnten. Noch bevor der erste Schnee gefallen war, hatte Herr Hamster die Falltür am Höhleneingang sorgfältig verschlossen.
Damit es ihnen während der langen Wintermonate nicht langweilig würde, hatten sie einige Untermieter bei sich aufgenommen: zwei Mäuse, drei Motten, eine Obstfliege, einen Käfer und einen Maulwurf. Herr Hamster war ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler. Er konnte stundenlang erzählen, ohne müde zu werden. Frau Hamster bewunderte ihren Mann sehr, obwohl sie seine Geschichten schon in- und auswendig kannte.
Gerade eben erzählte er folgende Geschichte: »Einmal, vor vielen Jahren, kam ich bei meinen weiten Wanderungen in die Wüste. Ich wollte meinen guten alten Freund, den Hamster Rudolf, besuchen. Der lebte damals in Südafrika. Ich dachte, ich geh quer durch die Wüste, Südafrika kann so weit gar nicht sein. Denkste! Drei Tage war ich schon unterwegs und noch immer war keine Spur von Südafrika zu sehen. Ich hatte einen riesigen Durst bekommen und fürchtete schon, umkommen zu müssen, denn die Wüste ist ein Land, wo es kein Wasser gibt. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und begann, nach Wasser zu graben. Ich grub und grub – immer tiefer kam ich in die Erde hinunter –, aber Wasser fand ich keines. Doch ich war jung und zäh und gab nicht auf. Nach ungefähr drei Wochen ununterbrochener Arbeit hatte ich einen mehrere Tausend Kilometer langen Tunnel gegraben. Und plötzlich, eines Tages, stieß ich endlich auf Wasser! Auf viiiiel Wasser! Der Druck dieser Quelle war so stark, dass es mich den ganzen langen Weg zurückspülte. In der Wüste kam ich schließlich wieder heraus. Aber ich hatte Wasser gefunden und brauchte nun nicht mehr zu verdursten. Als ich so im Wüstensand kniete und trank, wusste ich mit einem Mal, woher diese Wassermassen gekommen waren! Stellt euch vor, ich hatte, ohne es zu merken, durch die ganze Erdkugel hindurchgegraben und das Meer auf der anderen Seite angezapft! Natürlich konnte ich nun das Meerwasser nicht trinken, da es zu salzig war. Also, was tun? Da hatte ich eine Idee …«
So erzählte Herr Hamster immer weiter. Die Mäuse und der Maulwurf kannten Herrn Hamsters Lügengeschichten ebenfalls zur Genüge; sie schliefen die meiste Zeit. Nur die Motten hörten immer aufmerksam zu, wenn Herr Hamster loslegte. Die vergaßen nämlich die Geschichten von einem Tag auf den anderen und glaubten, es wären immer neue. Na, jedenfalls hatten sie es alle urgemütlich und das ist ja das Wichtigste!