Bildteil

Auf einem vergilbten und geknitterten Blatt Papier ist ein handschriftlicher Brief zu sehen.

Am 15. November 1955 schickte Barbara Skarga ihren letzten kurzen Brief nach Hause, um ihre bevorstehende Rückkehr aus der Kolchose anzukündigen. Sie erwähnt darin W. W.: Wanda Wasilewska, die polnische prosowjetische Schriftstellerin und Politikerin, die enge Verbindungen zu höchsten Autoritäten sowohl in Russland als auch in Polen hatte. Sie versuchte das Los der Polen in der Sowjetunion ein wenig zu verbessern und wirkte auch vermittelnd, um Skargas Rückkehr zu beschleunigen. Als Mittelsperson ermöglichte sie außerdem Skargas Familie, Rubel in die Kolchose zu schicken.

15/XI

 

Meine Allerliebsten,

endlich breche ich auf. Ich bin heute nach Bulajewo vorgeladen worden, und dort wurde mir erklärt, dass der Aufbruch aus Petropawlowsk auf den 25. November festgelegt wurde. Am 24. November breche ich aus dem mir so fremden Medweschka auf. Bis dahin wird es mir nicht gelingen, bei klarem Verstand zu sein. Ich denke, dass dieser Brief noch rechtzeitig ankommen wird, und sei es erst am Tag meiner Rückkehr selbst. Ich schicke ihn morgen früh los. Deinen Brief, Mama, habe ich bekommen. Sobald ich unterwegs bin, werde ich noch einmal an W. W. schreiben und mich bei ihr bedanken. Erwarte mich also und sei nicht so unruhig. Ich komme gesund, fröhlich und alles in allem jung zurück. Mehr schreibe ich nicht. Ich werde es selbst erzählen. Ich küsse Euch mit aller Kraft, die in mir steckt. Auf Wiedersehen. Wenn es mir gelingt, werde ich unterwegs noch ein Telegramm schicken. Nochmals, auf ein sehr baldiges Wiedersehen.

Barbara

Ein geknittertes und vergilbtes Telegramm aus Moskau.

Das Telegramm, das am 26. November 1955 verschickt wurde, mit der kurzen Botschaft (in polonisiertem Russisch): Ich breche morgen auf, wir fahren über Karaganda. Küsse, Barbara

Ein abgegriffenes Dokument der polnischen Volksrepublik, auf dem Barbara Skargas Daten vermerkt sind. In der rechten oberen Ecke befindet sich ein Passfoto.

Nach der langen Zugfahrt kam Skarga am 11. Dezember 1955 aus der Sowjetunion in der polnischen Stadt Sanok an. Dort erhielt sie am 13. Dezember ihre Repatriierungskarte und durfte nach Hause telefonieren, um den Tag und die Stunde ihrer Rückkehr nach Warschau mitzuteilen. Ihre Mutter und ihre Schwester erwarteten Skarga wenige Tage später am Warschauer Ostbahnhof (Dworzec Wschodwni). Ein Wiedersehen nach mehr als elf Jahren; Barbara Skarga war damals sechsunddreißig.

Das schwarz-weiß Foto zeigt eine Frau mit kurzen, hellen Haaren, die in die Kamera blickt.

Nach ihrer Rückkehr nach Polen waren Spaziergänge und Wandertouren durch die Berge Skargas bevorzugte Form der Entspannung. Auf diesem Foto aus den sechziger Jahren ist sie nahe Morskie Oko (»Meerauge«), dem größten See in der Hohen Tatra, zu sehen.