18
Ich bestehe darauf, dass wir auf mein Zimmer gehen. Ich will zur Abwechslung mal auf meinem Territorium sein.
Unsere Hochzeitsnacht verbringen wir allein; die Nacht, von der ich seit Jahren träume.
Noch bevor die Tür hinter uns ins Schloss fällt, küssen wir uns, so als hätte er mich ebenso sehr vermisst wie ich ihn. Unbeholfen lotse ich unter weiteren ungeschickten Küssen und Umarmungen den rückwärts stolpernden Nate zum Bett. Er legt sich sofort hin. Doch bevor ich mich zu ihm legen kann, sind ihm die Augen zugefallen.
»Nate! Nate!« Ich rüttele ihn an den Schultern.
Er muss
aufwachen. Wir müssen alles richtig machen, sonst wird es nicht funktionieren. Ich rüttele noch mal an ihm und kneife ihn dann brutal in den Oberarm, aber er schläft wie ein Stein.
Nur dass er leise schnarcht.
Nach ein paar weiteren vergeblichen Versuchen lasse ich es sein und beschließe, stattdessen meinen Erfolg zu feiern. Ich rufe beim Zimmerservice an und bestelle Champagner sowie eine Auswahl luxuriöser Naschereien. Danach wähle ich die Nummer des Empfangs und frage nach, ob unsere DVD
, die ausgedruckten Fotos und der USB
-Stick von der Kapelle geschickt wurden, denn immerhin habe ich für eine Expresslieferung bezahlt. Ich liebe Vegas, hier wird einem alles so wunderbar einfach gemacht. Dann dimme ich die Lichter neben dem Bett, ziehe Nate die Schuhe aus, fische den Geldbeutel aus seiner hinteren Hosentasche und decke Nate so gut ich kann zu. Es ist Schwerarbeit, ihn auf seine Seite zu schieben, er ist verflucht träge.
Ich warte ab.
Er bleibt bewusstlos.
Mehrere Schlaftabletten und vier Antidepressiva, die ich noch von Amy habe, bleiben ungenutzt in meiner Handtasche. Ich brauchte nicht nachzulegen. Nate war sanft wie ein Lamm. Ich habe es geschafft, ihn gerade so fügsam zu machen, dass er seine Hemmungen verlor, aber noch lenkbar war. Bis jetzt.
Jemand klopft scharf an die Tür. Ich mache auf. Ein Kellner schiebt einen Servierwagen mit einem Eiskühler und mehreren Silberhauben herein.
»Hi. Könnten Sie das einfach hier stehen lassen?« Ich versperre ihm den Weg ins Zimmer.
Ich nehme an, dass man beim Zimmerservice eine Menge zu sehen bekommt, trotzdem soll er nicht glauben, dass ich das alles allein trinken und verputzen werde, während Nate friedlich schlummert. Der Kellner lässt sich Zeit, nimmt jede Silberhaube einzeln ab und ergießt sich in überflüssigen Beschreibungen der Speisen, bevor er zuletzt den Champagner entkorkt.
»Sie brauchen nicht einzuschenken«, sage ich. »Das machen wir
.«
Er reicht mir die Rechnung zum Unterzeichnen. Ich nehme ein paar Dollar aus Nates Brieftasche, es wird Zeit, dass er auch was beiträgt. Als der Kellner die Tür öffnet und gehen will, steht ein Portier mit dem Hochzeitspaket davor. Ich greife noch mal in Nates Brieftasche.
Während im Hintergrund unsere Hochzeitszeremonie auf dem Laptop läuft, gieße ich den Champagner ins Waschbecken und stelle die leere Flasche anschließend kopfüber in den Eiskühler. Ich reiße ein paar von den Kanapees mit Lachs und Kapern in zwei Hälften, kratze die Austern aus ihren Schalen und presse alles in eine Serviette. Ich muss würgen. Was für eine riesige Verschwendung, das ist mir klar. Aber je mehr Erinnerungslücken Nate hat, desto stärker wird er sich darauf verlassen müssen, dass ich sie fülle. Und falls er auch nur den leisesten Zweifel
hat, dass er nicht absolut freiwillig mitgemacht hat, dann werden ihm diese Spuren beweisen, dass er sich genauso hat hinreißen lassen wie ich.
Wir sind beide gleichermaßen schuld.
Ich putze mir die Zähne, lasse aber das Make-up drauf. Ich versuche, auch Nate die Zähne zu putzen, aber das macht nur Sauerei und bringt nichts. Auf dem Schreibtisch drapiere ich unsere Eheurkunde und ein großes Foto von uns beiden. Falls wir morgen früh genug aufwachen, könnten wir noch Ringe kaufen gehen.
Er könnte auch seine Familie anrufen und allen die gute Nachricht überbringen. Ich bin dabei, ich bin endlich dabei! Zwar spüre ich trotz allem ein nervöses Zucken, wenn ich mir Bellas Reaktion vorstelle, aber selbst wenn sie irgendwas einzuwenden hat, kommt das zu spät und wird nichts mehr ändern.
Ich ziehe mich aus, schlüpfe ins Bett und falle neben meinem Ehemann in einen wohlverdienten Schlaf.
Ich hatte die Vorhänge absichtlich offen gelassen. Ich wollte, dass die Sonne hereinfällt. Sie enttäuscht mich nicht, sondern begrüßt strahlend den ersten Tag unserer Flitterwochen.
Nate schläft noch.
Ich stehe aus dem Bett auf. Die Klimaanlage bläst mit voller Kraft. Schaudernd drehe ich sie zurück. Ich putze mir die Zähne, lege mich wieder ins Bett und durchlebe noch einmal den gestrigen Abend.
Nate rührt sich. Ich schreie fast auf, als er unvermittelt die Augen aufschlägt und mich anstarrt.
Schweigen.
»Morgen, Schlafmütze. Es ist schon früher Nachmittag. Kaffee?«
Er starrt mich weiter an, doch seine Augen sehen noch nicht wirklich wach aus.
Ich küsse ihn. »Ich mache dir welchen. So wie du ihn magst. Ich will dieses neue Leben genauso anfangen, wie es von nun an ablaufen soll.«
Er setzt sich auf, und im Spiegel sehe ich, dass er mich immer noch anstarrt. Er scheint weder unser Hochzeitsfoto noch irgendeinen der Hinweise wahrzunehmen, die belegen, dass unsere Liebe wieder aufgeflammt ist. Ich drücke den Filterknopf auf der Kaffeemaschine und schaue zu, wie die Flüssigkeit in die Glaskanne blubbert und schwarze Tropfen die Seiten bekleckern. Zwischendurch sehe ich auf und schicke Nate über den Spiegel ein Lächeln zu. Er erwidert es schwach. Ich fülle zwei Tassen, gebe in Nates reichlich Kaffeeweißer, gehe dann zum Bett zurück und reiche ihm seine Tasse. Er stemmt sich mit der linken Hand hoch und nimmt die Tasse mit der rechten entgegen. Ich setze mich neben ihn und nehme einen Schluck. Der Kaffee schmeckt ausgezeichnet, nicht zu schwach und nicht zu stark.
»Das war ein wilder Abend, wie?«, bemerkt er schließlich heiser.
Ich lache. »Du bist so witzig, Babe. Wild ist die Untertreibung des Jahres. Ich war absolut überwältigt, ich hatte ja keine Ahnung, dass du noch so viel für mich empfindest. Ich mache mir nur Sorgen, wie ich das Matt beibringen soll. Das wird ihm das Herz brechen.«
»Ich fühle mich schrecklich. Du hast mein Wort, dass ich dir keine Probleme machen werde. Wozu sollen wir grundlos jemanden verletzen? Ich schätze, wir haben beide ein bisschen zu viel getrunken?« Er lächelt.
Der Dreckskerl lächelt mich tatsächlich an. So als wäre seine Reaktion vollkommen vernünftig.
Ich beuge mich zur Seite und stelle meine Tasse ab. Dann nehme ich ihm seine Tasse ab, strecke mich über ihn und stelle seine ebenfalls ab. Ich streiche mit der Hand über seine Brust und küsse ihn. Trotz meiner Versuche gestern, ihm die Zähne zu putzen, schmeckt er nach abgestandenem Alkohol. Anfangs zögert er, doch ich gebe nicht nach. Ich kenne ihn. Ich kenne ihn zu gut, und mein Wissen ist seine
Schwäche.
Schon ein paar Minuten später ist alles vorbei, doch das ist mir gleich. Ich habe die letzte Hürde genommen. Ich schmiege mich an ihn.
Nach ein paar Sekunden schiebt er meinen Arm weg und setzt sich auf. »Lily. Das war super. Aber …«
»Aber was?«
»Aber …« Er starrt ins Leere.
Ich weiß, was er gleich sagen möchte. Aber das kann er nicht.
Er wird Zeit brauchen, um diese Umwälzung in seinem Leben zu verarbeiten. Das begreife ich. Ich habe jüngst eine kleine Theorie entwickelt, die ich als »Olivenkerntheorie« bezeichne. Immer wenn ich in eine Olive beiße, rechne ich mit einem Stein. Ich bin vorbereitet. Ich bin nicht wie Nate – oder andere verwöhnte Menschen wie er, die immer erwarten, in eine entkernte, weiche, perfekte Olive zu beißen. Ich erahne mögliche Probleme und löse sie schon im Voraus.
Mein Ehemann zieht die Stirn in Falten. Er hebt die linke Hand, dann erforschen seine Augen den Raum und kommen auf unserem Hochzeitsbild zu liegen. Er springt auf und sieht sich hektisch um.
Ich beobachte ihn.
»Lily? Was in aller Welt?«
»Du meinst doch bestimmt Mrs. Goldsmith?
Lass uns unsere Flitterwochen feiern, Schatz. Komm wieder ins Bett. In ein paar Stunden müssen wir zum Dienst antreten. Dann fliegen wir heim. Du weißt doch. Ich ziehe wieder bei dir ein, bis wir zusammen was gefunden haben.«
»Lily, ich meine es ernst: Ich kann mich an nichts erinnern. Nur an Fragmente.« Er starrt auf die Essensreste. »Wir haben was zu essen bestellt? Nachdem wir essen waren?«
Diese Information scheint auf Nate kurzfristig noch unglaublicher zu wirken als die Tatsache, dass wir verheiratet sind. Ich glaube, er ist noch nicht wieder nüchtern. Er wird aufpassen müssen, dass er sich
unauffällig benimmt – obwohl sein Alkoholpegel bestimmt wieder unter dem Limit ist, bis wir uns zu unserem Flug zurückmelden müssen, und Rohypnol kaum vierundzwanzig Stunden nachweisbar ist. Eigentlich dürfte also nichts passieren.
»Komm her und leg dich wieder hin. Du siehst aus, als würde es dir nicht gut gehen.«
Er gehorcht. Nachdem er sich wieder hingelegt hat, schließt er stöhnend die Augen.
»Willst du was gegen die Schmerzen?«
Er nickt. Ich hole zwei Pillen aus meiner Tasche. Er öffnet die Augen und hebt den Kopf an, ich helfe ihm schlucken, indem ich vorsichtig Wasser aus einer Plastikflasche in seinen Mund gieße. Sein Kopf sinkt zurück, und er schließt die Augen wieder. Gleich darauf geht sein Atem tiefer.
Ich lasse ihn eine gute Stunde in Frieden, bevor ich ihn wachrüttele. »Nate! Geh duschen. Danach fühlst du dich bestimmt besser. Ich rufe beim Zimmerservice an, damit sie das hier wegräumen und uns Frühstück bringen. Du siehst aus, als bräuchtest du was Festes im Magen, was den Alkohol aufsaugt.«
Auf dem Weg zum Bad greift er nach dem Hochzeitsfoto und starrt es an. Danach verbringt er noch mehr Zeit damit, die Heiratsurkunde zu studieren. Sie bestätigt, dass wir definitiv gestern, am achtzehnten Juli, geheiratet haben.
Ich halte den Atem an.
Er dreht sich um und sieht mich an. »Lily. Wir müssen reden.«
Ich wähle die Nummer des Zimmerservice. »Hallo. Ich möchte etwas bestellen …« Dabei deute ich in Richtung Bad.
Nate nimmt sein Handy, steigt über den Müll hinweg und zieht die Tür hinter sich zu. Ich lege den Hörer auf und streife einen Bademantel über. Dann klemme ich die Zimmertür auf und schiebe den Servierwagen nach draußen. Ich höre die Dusche laufen und drehe den
Knauf. Er hat abgeschlossen!
Die Sache ist die: Er wird das Beste aus der Situation machen müssen. Er braucht sich gar nicht erst gegen das hier – gegen uns
– zu wehren.
Das Wasser rauscht nicht mehr. Stille. Er telefoniert mit jemandem. Er spricht leise, trotzdem verstehe ich jedes Wort.
»Nicht die verfluchteste Ahnung, Kumpel. Du musst mir helfen, das zu klären.«
Es klopft an der Tür. Ich öffne sie und trete beiseite, um das Zimmermädchen einzulassen.
»Wo soll ich das Tablett abstellen?«
»Auf dem Bett, bitte.«
Ich unterschreibe, gebe ein Trinkgeld und begleite sie zur Tür. Nate flüstert immer noch im Bad.
Ich klopfe an die Tür zum Badezimmer. »Frühstück, Schatz.«
»Komme gleich!«
»Okay.«
Ich ziehe meinen Bademantel aus, schenke mir aus der Kanne Kaffee ein und nehme einen Schluck, während ich aus dem Fenster schaue. Ich kann auf dem Glas die Hitze draußen spüren. Unten ist überall der Teufel los. Ich stelle mir andere Pärchen vor, so wie das von gestern Abend im Ford Mustang. Ich wette, sie sind glücklich und planen ganz normal ihre Zukunft. Das hier darf auf keinen Fall zu einem Pyrrhussieg ausarten. Ich wusste, dass meine Strategie extrem riskant ist, aber Liebe kann wachsen. Und ich liebe Nate aus tiefstem Herzen, deshalb bin ich auch perfekt für ihn. Ich werde ihm eine gute Frau sein, und mit keiner anderen wird er je wirklich glücklich werden. Er muss das nur erst verstehen.
Ich wünschte, er hätte uns eine Chance gegeben, als wir letztes Jahr zusammen waren, denn nun hat er all das sich selbst zuzuschreiben.
Die Tür zum Bad geht auf. Ich schaue weiter aus dem Fenster, so als würde auch ich über die Situation nachdenken. Wenn ich jetzt allzu
bedürftig wirke, wird er erst recht bocken. Er schenkt sich einen Kaffee ein und stellt sich neben mich. Er trägt einen Bademantel. Das irritiert mich, denn es ist fast so, als hätte er Angst, irgendwie nackt dazustehen, falls er sich nur ein Handtuch um die Taille schlingt – wie er es sonst immer tut. Er benimmt sich, als wären wir Fremde nach einem One-Night-Stand.
»Lass uns ganz am Anfang beginnen. Erzähl mir genau, was gestern alles passiert ist.«
Ich sehe ihm in die Augen. »Die Sache ist die, Babe, das gestern Abend war auch nicht meine Traumhochzeit. Aber … wir haben die Gunst des Augenblicks genutzt. Carpe diem
und so weiter. Unsere verschütteten Gefühle haben sich wieder offenbart. Was passiert ist, ist passiert. Und … wir lieben einander wirklich.«
Schweigen.
Nate atmet laut aus. »Lily. Ich weiß wirklich nicht, wie das gestern Abend passieren konnte. Ich schätze, wir hatten jede Menge Spaß und es dann zu weit getrieben. Aber dir muss klar sein, dass ich dich nicht so
liebe. Wir haben uns nicht getrennt, weil ich dich nicht mag, sondern weil ich noch nicht bereit bin, mich zu binden. Falls ich das je sein werde.«
»Und gestern Abend? Also hast du gelogen, als du mir beteuert hast, wie sehr du mich liebst und wie sehr du mich vermisst hast?«
»Ich kann mich an kaum was davon erinnern, Lily. Ich habe einen totalen Filmriss. Ich fühle mich ziemlich scheiße.« Er setzt sich aufs Bett.
Ich drehe mich wütend zu ihm um. »Ach ja? Dann habe ich Matt also grundlos betrogen? Weil wir Frauen so was tun, ohne dass man uns dazu drängen würde?«
Er legt die Hand an die Stirn und massiert sie mit Zeigefinger und Daumen. »Ich weiß nicht, wie du das interpretiert hast, Lily …«
»Ich liebe dich. Das hast du gestern Abend gesagt. Wir haben geheiratet.
Wie soll ich das deiner Meinung nach interpretieren?« Ich äffe seine Stimme nach. »Komm, wir tun’s. Wir tun es wirklich. Wir heiraten.«
»Lily …«
»Juliette! Ich habe dir gesagt, dass ich mittlerweile Juliette heiße. Es verheißt keinen guten Anfang, wenn du dir nicht mal meinen Scheißnamen merken kannst.«
Jetzt bin ich an der Reihe, mich im Bad einzuschließen. Er hämmert gegen die Tür.
»Lily! Lily!«
Ich drehe die Hähne auf und presse die Hände auf die Ohren. Mein Mascara ist ein bisschen verschmiert, aber ich sehe nicht schlecht aus, wenn man bedenkt, unter welchem Stress ich stehe. Ich studiere mein Spiegelbild, suche nach Veränderungen, jetzt, wo ich eine verheiratete Frau bin.
Sehe ich älter aus? Weiser? Oder einfach nur verheiratet?
Das Klopfen an der Tür verstummt. Ich nehme die Hände von den Ohren, drehe das Wasser ab. Sofort hämmert er wieder gegen die Tür.
»Lass mich in Ruhe!«, rufe ich. »Ich brauche Freiraum!«
Ich lasse ihn noch mal zehn Minuten schmoren, bevor ich aus dem Bad komme. Er sitzt auf der Bettkante und hält sich den Kopf. Ich krabbele hinter ihm aufs Bett und massiere seine Schultern. Er versteift sich und setzt sich auf.
»Wie geht es deinem Kopf?«, frage ich, ganz die besorgte Ehefrau.
»Wird langsam besser, aber du musst mir zuhören.« Er rutscht von mir weg.
Ich lasse die Hände sinken.
»Das geht alles viel zu schnell.« Dann wird er sanfter. »Gestern um diese Zeit war alles noch in bester Ordnung.« Er seufzt. »Ich habe ein paar Leute angerufen, wir werden das alles in London regeln müssen, hier reicht die Zeit nicht mehr. Nach der Landung kommst du mit zu
mir. Ein befreundeter Anwalt wird sich dort mit uns treffen, dann können wir alles klären.«
Ich setze mich auf die Bettkante, so dicht neben ihn wie möglich. »Was ist mit mir? Und mit dem, was ich will?«
»Bitte, Lily. Du musst doch begreifen, dass das völlig übertrieben und total verrückt ist.«
»Für mich nicht.«
Er wirft mir einen Blick zu, den ich nicht recht deuten kann, der aber nichts Gutes verspricht.
»Wir werden gemeinsam herausfinden, was das Beste für uns ist. Für uns beide. Jesus. Was für ein Mist. Ich habe schon viele Geschichten über Vegas gehört, aber bisher waren das immer nur Geschichten. Ich hätte nie gedacht …«
»Es gibt Schlimmeres, als mit einer Ex verheiratet zu sein, für die du immer noch was empfindest, auch wenn dir das nicht klar war.«
»Tut mir leid«, sagt er.
Ihm tut immer alles leid. Das bedeutet mir nichts mehr.
Der Kloß in meiner Kehle ist echt. Ich fühle mich zerbrechlich, aber auch entschlossen. Ich nehme ihn in die Arme, und er schafft es, die Geste zu erwidern. Eine ganze Minute sitzen wir in einer stummen Umarmung da.
Er löst sich zuerst. Natürlich.
Unser Hochzeitsbrunch mit Räucherlachs-Bagels und Rührei liegt noch unberührt auf dem Bett.
»Wir sollten das für uns behalten«, sagt er. »Erst müssen wir den Heimflug hinter uns bringen, danach werden wir die ganze Sache so schnell wie möglich regeln.«
Wenn er sich da mal nicht täuscht.