Das Durchsuchungsteam wartete bereits vor Pacoima Tire & Muffler, als der neue Inhaber die Werkstatt für einen weiteren Arbeitstag aufschloss. Zu sagen, dass ihn das Polizeiaufgebot, das ihn empfing, überraschte, wäre eine Untertreibung gewesen. Nachdem er das Werkstatttor von innen hochgehoben hatte, behielt er seine Arme oben und starrte ungläubig auf die vor ihm aufgereihten Gefährte. Bosch war als Erster aus seinem Wagen und bei ihm.
»Mr. Cardinale?«, sagte er. »Sie können die Hände wieder runternehmen. Ich bin Detective Bosch vom San Fernando Police Department. Wir haben einen Durchsuchungsbeschluss für Ihre Werkstatt.«
»Wie bitte?« Cardinale sah ihn entgeistert an. »Warum?«
Bosch reichte ihm den Durchsuchungsbeschluss. »Dieses Dokument wurde von einem Richter ausgestellt und ermächtigt uns, auf Ihrem Betriebsgelände nach Spuren einer Straftat zu suchen.«
»Was für eine Straftat?«, fragte Cardinale. »Ich mache hier keine krummen Touren. Ich bin nicht wie der Kerl, dem die Werkstatt vorher gehört hat.«
»Das ist uns durchaus klar, Sir. Die Straftat steht in Zusammenhang mit dem früheren Inhaber des Betriebs. Trotzdem müssen wir eine Durchsuchung durchführen, weil wir glauben, dass sich hier noch immer Spuren befinden.«
»Das verstehe ich nicht. Hier ist kein Verbrechen passiert.«
Es bedurfte noch einiger weiterer Erklärungen Boschs, bis Cardinale allmählich begriff, worum es ging. Er war um die Fünfzig, mit einem Midlife-Rettungsring und sich lichtendem grauem Haar. Von seiner lebenslangen Tätigkeit als Automechaniker waren seine Hände von Narben übersät. An den Unterarmen hatte er verschwommene blaue Tattoos, die für Bosch nach alten Militärabzeichen aussahen.
»Wann haben Sie den Betrieb hier übernommen?«, fragte Bosch.
»Vor acht Jahren«, sagte Cardinale. »Ich habe ihn bar gekauft. Ohne Kredit. Mit meinem sauer verdienten Geld.«
»Haben Sie nach dem Erwerb der Werkstatt irgendwelche Veränderungen im Innern vorgenommen?«
»Eine Menge. Ich habe neue Geräte gekauft. Ich habe modernisiert und den ganzen alten Krempel rausgehauen.«
»Haben Sie auch bauliche Veränderungen vorgenommen?«
»Ich habe alles auf Vordermann gebracht. Ausgebessert und gemalert, was man eben so macht. Innen wie außen.«
Bosch taxierte das Gebäude. Es war ein typischer Betonsteinbau, der von außen einen soliden Eindruck machte.
»Was haben Sie ausgebessert?«
»Löcher in den Wänden, kaputte Fenster. Was alles genau, weiß ich nicht mehr.«
»Erinnern Sie sich an irgendwelche Einschusslöcher?«
Das ließ Cardinale stutzen. Er wandte den Blick von Bosch ab, als er an die Zeit zurückdachte, in der er den Betrieb übernommen hatte.
»Soll das heißen, hier ist jemand erschossen worden?«, fragte er.
»Nein, nein«, sagte Bosch. »Wir suchen nach Kugeln, die einfach so in die Wände geschossen wurden.«
Cardinale schien erleichtert. Er nickte.
»Ja, da waren Einschusslöcher. Jedenfalls haben sie so ausgesehen. Ich habe sie ausbessern und überstreichen lassen.«
»Können Sie mir zeigen, wo sie waren?«, fragte Bosch.
Cardinale ging in die Werkstatt. Bosch folgte ihm und bedeutete Lourdes und Luzon, ihm zu folgen. Cardinale deutete auf die Rückwand der Werkstatt.
»Hier hinten. Hier waren Löcher, die ausgesehen haben, als hätte jemand in die Wand geschossen. Ich weiß noch, dass ich das damals gedacht habe. Wir haben alle zugespachtelt.«
Er deutete auf die Wand hinter einer Werkbank mit Schraubstöcken und sonstigem Werkzeug zum Biegen von Auspuffrohren. Boschs erster Eindruck stimmte mit der Beschreibung überein, die er von dem Zeugen Martin Perez erhalten hatte.
»Okay«, sagte Bosch. »Wir müssen die Werkbank und das Werkzeug entfernen, damit wir die Wand öffnen können.«
»Und wer macht dann alles wieder zu?«, fragte Cardinale.
»Wir lassen ein paar Männer vom Bauhof kommen, die alles wieder reparieren. Dass schon heute Abend wieder alles ausgebessert und überstrichen ist, kann ich Ihnen nicht versprechen, aber wir werden unser Bestes tun.«
Cardinale runzelte skeptisch die Stirn. Bosch wandte sich Lourdes zu.
»Sollen erst mal die Leute vom Bauhof alles freiräumen, und dann gehen wir mit dem Metalldetektor ran. Je schneller wir hier fertig sind, umso besser. Vielleicht schaffen wir es sogar, bevor sie im Viertel was davon mitbekommen.«
»Zu spät«, sagte Lourdes.
Sie winkte Bosch zu sich, um unter vier Augen mit ihm zu reden.
»Es gibt ein Problem«, flüsterte sie. »Der LAPD-Typ sagt, er hat auf der anderen Straßenseite Tranquillo Cortez gesehen.«
»Soll das ein Witz sein?«, sagte Bosch. »Wie hat er so schnell Wind von der Sache bekommen?«
»Gute Frage. Jedenfalls ist er schon da. Mit ein paar seiner Jungs.«
»Komm mit.«
Bosch ging rasch aus der Werkstatt. Lourdes folgte ihm. Gegenüber war eine lavandería mit einem kleinen Parkplatz davor. Die Wäscherei hatte noch nicht geöffnet, aber auf dem Parkplatz stand ein Auto, ein alter Lincoln Continental mit perlweißer Lackierung und Selbstmördertüren. Er war so tief gelegt, dass er es wahrscheinlich gerade noch über eine Bremsschwelle schaffte. An seiner Seite lehnten drei Männer. Sie hatten die Arme verschränkt, sodass ihre Sleeve-Tattoos gut zur Geltung kamen. Der Mann in der Mitte trug eine Dodgers-Flat-Brim-Cap und ein langes weißes T-Shirt, das bis auf seine Oberschenkel hinabreichte. Er war zwar der Kleinste der drei, aber unverkennbar derjenige, der das Sagen hatte. Bosch erkannte ihn von einem Foto aus einem SanFer-Dossier, das die SFPD-Abteilung für Bandenkriminalität zusammengestellt hatte. Tranquillo Cortez.
Ohne Zögern überquerte Bosch die Straße.
»Was machst du da?«, flüsterte Lourdes und folgte ihm.
»Ich will ihm nur ein paar Fragen stellen«, sagte Bosch.
Als sie den Parkplatz der Wäscherei betraten, löste nur Cortez seine Hüften von dem Town Car, um Bosch in aufrechter Haltung zu begrüßen.
»Wie geht’s, Officer?«, sagte er.
Bosch antwortete nicht. Er ging direkt auf Cortez zu und blickte aus nächster Nähe in das Gesicht des kleineren Mannes hinab. Dabei sah er die Diamantohrringe und die zwei blauen Tränentattoos am äußeren linken Augenwinkel.
»Was machen Sie hier, Cortez?«, fragte er.
»Ich warte, dass die Wäscherei öffnet«, sagte Cortez. »Sie wissen schon, meine Klamotten waschen, sehen, wie weiß meine Unterwäsche mit Tide wird und so.«
Er zupfte an seinem T-Shirt und rückte es zurecht, als betrachtete er sich in einem Spiegel.
»Wer hat Ihnen gesagt, dass wir hierher kommen?«, fragte Bosch.
»Hmmm«, sagte Cortez. »Gute Frage. Könnte nur sein, dass ich das schon wieder vergessen habe. Und wer hat Ihnen gesagt, dass Sie hierher kommen sollen?«
Bosch antwortete nicht. Cortez trug seine Kappe hoch auf dem Kopf. Er hatte einen Undercut, und über sein rechtes Ohr war VSF tätowiert, über sein linkes 13. Seine dunklen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als er lächelte.
»Verschwinden Sie von hier«, fuhr Bosch ihn an.
»Und was, wenn nicht?«, sagte Cortez. »Verhaften Sie mich dann?«
»Ja, ich lasse Sie wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen festnehmen. Vielleicht unterläuft dann jemand ein Versehen, und Sie werden im Knast zu den Pacoima Flats gesteckt, und was dann passiert, werden wir ja sehen.«
Cortez setzte wieder dieses Grinsen auf.
»Das könnte echt lustig werden«, sagte er. »Für mich, nicht für die.«
Bosch riss den Arm hoch und schlug gegen den Schirm von Cortez’ Dodgers-Kappe, sodass sie von seinem Kopf auf den Boden fiel. Kurz glomm finstere Wut in den Augen des Gangsters auf. Sie erlosch jedoch sofort wieder, und das gewohnte Grinsen kehrte zurück. Er warf seinen Begleitern einen Blick zu und nickte. Sie lösten sich von ihrem Schlitten, und einer öffnete Cortez die Hintertür des Lincoln, während der andere seine heruntergefallene Mütze aufhob.
»Wir sehen uns noch, Kumpel«, sagte Cortez.
Bosch zeigte keine Reaktion. Er und Lourdes standen nur da, bis der Lincoln vom Parkplatz auf die San Fernando Road fuhr und verschwand.
»Was sollte der Quatsch mit der Mütze, Harry?«, fragte Lourdes.
Bosch ignorierte die Frage und antwortete mit einer eigenen.
»Wie hat er es mitbekommen?«
»Du hast selbst gehört, was Sergeant Rosenberg gestern gesagt hat«, antwortete Lourdes. »Sie haben ihre Augen und Ohren überall.«
Bosch schüttelte den Kopf. Er glaubte nicht, dass Cortez aufgetaucht war, weil jemand den Polizeieinsatz in der Werkstatt mitbekommen und ihm Bescheid gesagt hatte.
»Eigentlich können wir gleich wieder einpacken«, sagte er.
»Was soll der Quatsch, Harry?«, sagte Lourdes. »Sie werden da drinnen gleich die Wand aufhauen.«
»Cortez wollte sich nur über uns lustig machen. Warum sonst sollte er hier auftauchen? Anscheinend weiß er, dass keine Kugeln in der Wand stecken und wir ihm nichts anhaben können.«
»Also, ich weiß nicht. Das scheint mir ein bisschen arg weit hergeholt. So clever ist er nicht.«
»Meinst du? Aber wir werden ja sehen.«
Sie liefen wieder über die Straße und auf das Gelände der Werkstatt, wo Bosch von Tom Yaro angehalten wurde, einem Detective der Foothill Division, der als Vertreter des LAPD an der Durchsuchung teilnahm, weil sie auf LAPD-Territorium durchgeführt wurde. Passend zum Anlass war Yaro in Bluejeans und einem schwarzen Polohemd erschienen. Er hatte pechschwarzes Haar, das nicht natürlich aussah, und reichlich Schuppen auf seinen Schultern. Er war kaum mehr als ein Babysitter bei dieser Operation und schien deshalb etwas angesäuert, als ärgerte ihn, dass das LAPD bei diesem Einsatz die zweite Geige spielte, obwohl das SFPD wesentlich kleiner war. Er hatte kaum etwas über die Hintergründe des Einsatzes erfahren, wusste aber, wer Tranquillo Cortez war, und hatte ihn als Erster auf der anderen Straßenseite entdeckt. Jetzt wollte er wissen, was los war. Bosch speiste ihn mit einer Kurzfassung ab.
»Unser Verdächtiger hat irgendwie Wind von der Durchsuchung bekommen und ist früh aufgestanden, um uns zuzusehen.«
»Na super«, sagte Yaro. »Hört sich ja an, als wäre da was durchgesickert.«
»Wenn dem so ist, werde ich herausfinden, wo.«
Bosch ging an Yaro vorbei in die Werkstatt zurück. Er sah, wie die Rückwand mit einem Metalldetektor, der normalerweise zum Aufspüren von Wasserleitungen verwendet wurde, abgesucht wurde. Das Gerät zeigte nur die Schrauben an, mit denen die Gipskartonplatten an der Wand befestigt waren, sonst nichts. Cristobal Vega war mit einem Stahlmantelgeschoss vom Kaliber .38 erschossen worden. Ein solches Projektil hätte genauso leicht zu entdecken sein müssen wie die Wandschrauben.
Obwohl er das Gefühl hatte, dass die Suche nach den Kugeln umsonst war, beschloss Bosch, die Sache durchzuziehen und die Handwerker die Rigipswand entfernen zu lassen. Er hielt nicht für ausgeschlossen, dass Cortez die Kugeln schon vor langer Zeit aus der Wand hatte entfernen lassen, dass aber auf der Rückseite der Gipskartonplatten immer noch zu sehen war, wo sie von den Kugeln durchschlagen und hinterher zugespachtelt worden waren. Das hätte Perez’ Geschichte zumindest bis zu einem gewissen Grad bestätigt. Einer Anklageerhebung kämen sie damit zwar keinen Schritt näher, aber eine Bestätigung wäre es doch.
Die Arbeiter schnitten die Rigipswand in fünfzig Zentimeter breiten Streifen heraus, worauf die Detectives deren Rückseiten nach Einschusslöchern absuchten.
Beim dritten Streifen wurden sie schließlich fündig. In der Rückseite der Rigipswand waren, passend zu Perez’ Aussage, zugespachtelte Löcher vom Durchmesser eines Projektils zu erkennen, aber es gab keine Anzeichen, dass jemand versucht hatte, die Kugeln zu entfernen. Das stand in Widerspruch zu Boschs Theorie, dass Cortez nur aufgetaucht war, um sich an ihrem Misserfolg zu weiden. Es musste einen anderen Grund dafür geben, dass er sich seiner Sache so sicher war. Allein das Wissen, dass keine Kugeln in der Wand steckten, reichte dafür nicht aus.
Der Abstand zwischen den Einschusslöchern betrug etwa zehn Zentimeter. Das deutete darauf hin, dass sie von den Probeschüssen herrührten, die Perez geschildert hatte. Die entsprechenden Stellen in der Betonsteinwand dahinter wiesen zwar ebenfalls Beschädigungen auf, aber Kugeln steckten nicht in ihnen. Boschs Team hatte einen Mann von der Spurensicherung des L.A. County Sheriff’s Department dabei, das sämtliche forensische Aufgaben für das kleine SFPD übernahm. Ihm fiel es jetzt zu, den ganzen Müll aus Mäuseköteln, Haaren und sonstigen Abfällen auf dem Boden zwischen den Gipskartonplatten und der tragenden Betonsteinwand nach Projektilen zu durchsuchen. Der Techniker, er hieß Harmon, verteilte die fünfzehn Zentimeter hohe Dreckschicht zwischen den beiden Wänden mit einem Metallstift über den Boden der Werkstatt und stocherte darin herum.
Bosch nahm Harmons Vorgehen mit seinem Handy auf, denn vielleicht müsste er die Schritte, die er unternommen hatte, um Beweise gegen Tranquillo Cortez zu finden, eines Tages vor Gericht dokumentieren.
»Hier ist eine«, sagte Harmon.
Er löste mit dem Metallstift eine Kugel aus dem Müll und stupste sie über den Betonboden. Bosch, der weiterhin alles mit seinem Handy aufnahm, bückte sich. Seine neu aufkeimenden Hoffnungen erfuhren jedoch sofort einen herben Dämpfer. Die Metallummantelung des Geschosses war beim Aufprall auf die Betonsteinmauer aufgeplatzt und plattgedrückt worden. Bosch wollte zwar auf jeden Fall die Meinung eines Experten dazu einholen, wusste aber aus Erfahrung, dass das Geschoss zu stark beschädigt war, um für einen Vergleich mit der Kugel aus Cristobal Vegas Kopf herangezogen werden zu können.
»Und hier ist die andere«, sagte Harmon.
Er griff mit einer behandschuhten Hand nach der zweiten Kugel und hielt sie hoch. Bosch inspizierte sie sofort.
Doch sie befand sich in noch schlechterem Zustand. Sie war nicht nur plattgedrückt, sondern auch in mehrere Teile zersprungen, und es war nur noch etwa die Hälfte von ihr übrig.
»Mal sehen, wo der Rest ist.« Harmon wusste aus Erfahrung, dass auch die fehlende Hälfte noch irgendwo sein musste.
Boschs Handy begann zu vibrieren, aber um Harmons Suche weiter aufnehmen zu können, nahm er den Anruf nicht entgegen.
Wenig später hatte Harmon auch die andere Hälfte der Kugel gefunden, und sie war in ähnlich schlechtem Zustand wie die anderen Teile. Dann machte er sich ans Sicherstellen der Beweisstücke.
Ohne zu Bosch aufzublicken, sagte er: »Sie kennen sich mit so was sicher aus, Detective, und wissen deshalb auch bereits, was ich Ihnen gleich erzählen werde.«
»Sieht nicht gut aus, hm?«, sagte Bosch.
»Einen Vergleich unter dem Mikroskop können Sie vergessen«, sagte Harmon. »Die Marke können wir feststellen, und wir haben auch genügend für einen Vergleich der Metalllegierung, aber was das bringt, wissen Sie ja.«
»Mhm.«
Es war zwar möglich, den Inhalt der Hülsen zu bestimmen und mit dem der Kugel zu vergleichen, mit der Perez erschossen worden war, und das wiederum ließ vermutlich den Schluss zu, dass die Kugeln aus derselben Charge stammten, was der Darstellung des Zeugen eine gewisse Glaubwürdigkeit verlieh. Aber das alles hatte nicht annähernd so viel Beweiskraft wie die Spuren, die die Schusswaffe, mit der sie abgefeuert worden waren, auf der Hülse hinterlassen hatte. Es machte einen gewaltigen Unterschied, ob die Kugeln aus derselben Herstellungsserie stammten oder mit derselben Waffe abgefeuert worden waren.
Bosch sah seine ganze Beweisführung zwischen seinen Fingern zerrinnen.
»Trotzdem sollten wir den Metalllegierungsvergleich machen«, sagte er.
Es war ein letzter verzweifelter Versuch.
»Ich werde mit meinem Chef reden«, sagte Harmon. »Ich werde ihm sagen, dass sich der Fall gut dafür eignet, und gebe Ihnen dann Bescheid.«
Bosch wusste, dass in den Sternen stand, wann er eine Rückmeldung bekäme. Die Legierungsanalyse kostete Zeit und Geld, und das SFPD musste sich im Labor des Sheriff’s Department immer ganz hinten anstellen. Bei Sonderwünschen hieß es erst einmal: Das machen wir, wenn wir Zeit dafür haben.
Bosch löste sich von der Gruppe an der Wand und bedachte Lourdes mit einem Blick, der besagte: Fehlanzeige. Er wandte sich an den Vorarbeiter des Bauhoftrupps.
»Das war’s. Jetzt müssen wir alles wieder herrichten. Die Gipskartonplatte mit den Einschusslöchern müssen wir allerdings behalten. Sie müssen eine neue einbauen.«
Einer der Männer brummte sein Einverständnis, und alle gingen nach draußen zu ihrem Lkw, um ihr Werkzeug und eine neue Rigipsplatte zu holen.
Lourdes steckte mit Bosch die Köpfe zusammen.
»Warum war sich Cortez seiner Sache so sicher, obwohl die Kugeln noch da waren?«, fragte sie.
»Keine Ahnung«, sagte Bosch. »Er muss irgendetwas wissen, obwohl ich nicht glaube, dass er weiß, dass mit den Kugeln nichts mehr anzufangen ist.«
Lourdes schüttelte den Kopf und trat dann zurück, um den Handwerkern, die eine neue Rigipsplatte hereintrugen, Platz zu machen.
Boschs Handy begann erneut zu vibrieren. Er holte es heraus und ging aus der Werkstatt. Die Nummer des Anrufers war unterdrückt, aber er ging trotzdem dran.
»Bosch.«
»Harry Bosch?«
»Ja, wer ist da?«
»Ted Lannark, Mordkommission Sheriff’s Department. Haben Sie kurz Zeit?«
»Was gibt’s?«
»Was können Sie mir über einen gewissen Martin Perez sagen?«
Jetzt wusste Bosch, warum sich Cortez seiner Sache so sicher gewesen war.
»Er ist ein Nebenzeuge in einem Gangmord, in dem ich ermittle. Warum interessieren Sie sich für ihn?«
»Er ist tot, und ich muss herausfinden, wer ihn umgebracht hat.«
Bosch schloss die Augen.
»Wo?«, fragte er.
»In seiner Wohnung«, sagte Lannark. »Jemand hat ihm von hinten eine Kugel in den Kopf geschossen.«
Bosch öffnete die Augen wieder und blickte sich nach Lourdes um.
»Wundern Sie sich eigentlich nicht, woher ich Ihre Handynummer habe?«, fragte Lannark.
»Doch«, sagte Bosch. »Woher?«
»Ihre Visitenkarte mit der Handynummer hat in seinem Mund gesteckt. Sollte wohl eine Botschaft sein.«
Bosch dachte eine Weile nach, bevor er antwortete.
»Bin gleich da.«
»Wir warten.«