Bosch umarmte seine Tochter genauso fest wie sie ihn. Seine gebrochenen Rippen jaulten vor Schmerzen, aber es war ihm egal.
Er hörte die Tür hinter sich zugehen und schaute über Maddies Kopf, den sie an seine Brust drückte, zur Terrassenschiebetür. Sie stand immer noch einen Meter offen, so wie seine Entführer sie zurückgelassen hatten. Auf der Glasscheibe war schwarzes Fingerabdruckpulver. Das rief ihm in Erinnerung, dass das Haus als Tatort behandelt worden war.
Er legte seine Hände auf die Schultern seiner Tochter und löste sich von ihr, um ihr in die Augen zu schauen.
»Maddie, du weißt doch, dass du nicht herkommen solltest. Es ist immer noch gefährlich hier.«
»Ich musste einfach kommen«, sagte sie. »Ich kann doch nicht dort unten bleiben, wenn ich nicht weiß, wie es dir geht.«
»Ich habe dir doch gesagt, bei mir ist alles in Ordnung.«
»Weinst du?«
»Nein. Aber ich habe zwei Rippen gebrochen, und wenn man da umarmt wird … richtig fest umarmt …«
»Entschuldige! Das habe ich nicht gewusst. Aber sieh dir nur dein Gesicht an. Davon bleibt dir bestimmt eine Narbe.«
Sie streckte die Hand nach seinem Gesicht aus, aber er packte sie und hielt sie fest.
»Ich bin viel zu alt, um mir wegen einer Narbe Gedanken zu machen. Das ist doch völlig egal. Erst mal zählt nur, dass du nicht hierbleiben kannst. Nicht mal ich sollte hier sein. Ich bin nur gekommen, um den Jeep und ein paar frische Sachen zum Anziehen zu holen.«
»Sieht auch wirklich etwas eigenartig aus, was du jetzt anhast.« Sie deutete mit dem Kopf auf Boschs schlecht sitzenden Anzug.
»Den habe ich mir von einem anderen Cop geborgt«, sagte er.
»Wo willst du jetzt hin?«, fragte sie.
»Weiß ich noch nicht. Ich warte erst mal ab, ob sie den Kerl festnehmen, der hinter dem Ganzen steckt.«
»Und wann wird das sein?«
»Kann ich jetzt noch nicht sagen. Sie suchen nach ihm.«
»Warum haben die das gemacht, Dad?«
»Maddie, du weißt doch, dass ich dir über einen Fall, in dem die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind, nichts sagen darf.«
Er sah die Entschlossenheit, die plötzlich aus ihrem Blick sprach. So einfach wollte sie sich nicht abspeisen lassen.
»Na schön«, lenkte er ein. »Zumindest so viel kann ich dir vielleicht sagen. Ich habe an einem Cold Case gearbeitet, einem Mord im Gangmilieu, und ich habe einen Mann ausfindig gemacht, der damals etwas von der Planung mitbekommen hat. Das hat mich auf die Spur des Verdächtigen geführt, der dann aber irgendwie mitbekommen hat, dass ich es auf ihn abgesehen habe. Deshalb hat er ein paar seiner Leute damit beauftragt, mich zu entführen und ein bisschen in die Mangel zu nehmen, aber letztlich war alles nur halb so wild, weil ich gerettet worden bin. Ende der Durchsage. Aber jetzt musst du wieder zum College runterfahren.«
»Will ich aber nicht«, sagte sie.
»Musst du aber. Ob es dir nun passt oder nicht. Bitte.«
»Okay. Aber du musst ans Telefon gehen. Ich bin hergekommen, weil du dich nicht gemeldet hast. Dann rechne ich nämlich immer gleich mit dem Schlimmsten.«
»Auf dem Festnetzanschluss? Ich war doch die ganze Zeit nicht zu Hause. Und dass sie mein Handy kaputt gemacht haben, habe ich dir doch gestern erzählt.«
»Hab ich ganz vergessen.«
»Ich besorge mir morgen gleich als Erstes ein neues. Dann gehe ich bei jedem Anruf von dir dran.«
»Das würde ich dir auch raten.«
»Ehrenwort. Hast du noch genügend Benzin?«
»Ja, ja. Ich war unterwegs tanken.«
»Gut. Dann fahr jetzt am besten gleich los. Es wird nämlich schon bald dunkel. Und du solltest lieber schon aus der Stadt raus sein, bevor es dunkel wird.«
»Ja, okay, dann fahre ich halt. Aber du weißt schon, dass die meisten Väter es mögen, ihre Töchter um sich zu haben.«
»Jetzt versuch bloß nicht, mich um den Finger zu wickeln.«
Sie packte ihn und zog ihn in eine weitere schmerzhafte Umarmung. Sie hörte, wie er den Atem anhielt, und ließ ihn rasch wieder los.
»Sorry, Entschuldigung, hab ich ganz vergessen!«
»Macht doch nichts. Tut nur ein bisschen weh. Du kannst mich jederzeit umarmen. Die Festnetznummer hast du ja. Ruf also an, wenn du zu Hause ankommst, und hinterlass mir eine Nachricht, dass alles okay ist. Ich höre den Anrufbeantworter ab.«
»Aber erst musst du die anderen Nachrichten löschen. Ich habe dir heute mindestens zehn draufgesprochen.«
»Okay. Hast du irgendwas dabeigehabt?«
»Nur mich.«
Bosch berührte sie am Arm und führte sie zur Tür. Dann ging sie zu ihrem Käfer. Bosch nickte dem Polizisten im Streifenwagen zu. Dann schaute er wieder die Straße hinauf und hinunter und vergewisserte sich, dass dort nichts zu sehen war, was dort nicht sein sollte. Diesmal blickte er sogar zum Himmel hoch, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder seiner Tochter zuwandte.
»Mit dem Auto alles in Ordnung?«, fragte er.
»Klar«, sagte sie.
»Wenn du wieder mal nach L.A. raufkommst, mache ich dir den Ölwechsel und sehe nach den Reifen.«
»Das kann ich doch auch selber machen.«
»Du hast genügend anderes zu tun.«
»Das hast du auch.«
Dieses Mal umarmte er sie trotz der schmerzhaften Folgen für seine Rippen und küsste sie auf den Scheitel. Obwohl sein Herz stärker schmerzte als seine Rippen, wollte er sie im Moment weit weg haben.
»Und vergiss nicht, mir was auf den Anrufbeantworter zu sprechen«, sagte er. »Damit ich weiß, dass du gut angekommen bist.«
»Mach ich«, versprach sie.
»Ich hab dich lieb.«
»Ich dich auch.«
Bosch sah ihr nach, als sie losfuhr und hinter der Kurve verschwand. Dann ging er ins Haus zurück und nickte noch einmal dem Streifenpolizisten zu, der den langweiligen und undankbaren Job hatte, das Haus zu bewachen. Aber wenigstens konnte er in seinem Streifenwagen sitzen und musste nicht an der Tür Wache stehen.
Zurück im Haus ging Bosch sofort zu dem Wandapparat in der Küche und holte eine Visitenkarte aus seiner Tasche. Er rief Lieutenant Omar Cespedes an, der die für den Fall Cortez zuständige SIS-Einheit leitete. Er gab sich nicht zu erkennen, als Cespedes dranging.
»Sie hätten mir sagen sollen, dass sie nach Hause gekommen ist.«
»Bosch? Konnte ich nicht. Das wissen Sie ganz genau. Außerdem haben Sie kein Telefon. Wie soll ich Ihnen irgendwas sagen?«
»Machen Sie mir doch nichts vor«, sagte Bosch. »Sie haben sie als Lockvogel benutzt.«
»Wie können Sie so was sagen, Harry? Das würden wir niemals tun, schon gar nicht mit dem Kind eines Kollegen. Und überhaupt, wenn wir Ihnen gesagt hätten, dass sie nach Hause kommt, hätten Sie sie angerufen und ihr gesagt, dass sie sofort umdrehen soll. Das ist ganz natürlich, aber es wäre ein verräterischer Hinweis. Und wir geben keine verräterischen Hinweise, das wissen Sie ganz genau. Wir können nichts weiter tun, als abzuwarten, wie sich die Sache entwickelt, und dann entsprechend reagieren.«
Angesichts der unleugbaren Logik von Cespedes’ Antwort beruhigte Bosch sich ein wenig. Der Leiter der SIS-Einheit hatte ein Team, von dem er Maddie überwachen ließ – genauso, wie er ein Team für Bosch und für die Stelle abgestellt hatte, an der Tranquillo Cortez vermutlich untergetaucht war. Wenn es zu einer Abweichung in Maddies Verhalten kam – wenn sie zum Beispiel auf der Fahrt nach L.A. plötzlich umdrehte –, dann konnte das jemandem, der sie vielleicht observierte oder beschattete, verraten, dass sie überwacht wurde.
»Sind wir uns in diesem Punkt also einig?«, sagte Cespedes in das Schweigen hinein.
»Geben Sie mir einfach Bescheid, wenn sie zu Hause angekommen ist.«
»Klar, kein Problem. Schauen Sie in Ihren Briefkasten, bevor Sie gehen.«
»Warum?«
»Wir haben Ihnen ein Handy reingelegt. Damit wir Sie das nächste Mal erreichen können, wenn es nötig ist. Aber nehmen Sie es für nichts anderes. Es wird abgehört.«
Bosch stutzte kurz, als er darüber nachdachte. Er wusste, dass jeder Schritt, den die SIS unternahm, festgehalten und analysiert wurde. Das war zwangsläufig so.
Er wechselte das Thema.
»Irgendwas Neues von Cortez?«
»Nach wie vor abgetaucht. Aber sobald es dunkel ist, werden wir ihn ein bisschen ärgern. Mal sehen, ob was dabei herauskommt.«
»Da wäre ich gern dabei.«
»Kommt überhaupt nicht infrage, Bosch. So läuft das bei uns nicht.«
»Er wollte mich an seine Hunde verfüttern. Ich möchte dabei sein.«
»Und genau deshalb wollen wir das nicht. Sie sind emotional involviert. Gefühle haben hier nichts zu suchen. Sehen Sie einfach zu, dass Sie das Handy einstecken haben. Ich rufe Sie an, sobald alles vorüber ist.«
Cespedes legte auf. Ein bisschen stieß Bosch das Ganze immer noch sauer auf, aber er hatte bereits einen Plan, wie er trotzdem an der SIS-Observierung teilnehmen konnte.
Bosch rief die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter des Festnetzanschlusses auf und begann, eine nach der anderen zu löschen. Sie reichten mehrere Wochen zurück, und die meisten waren unwichtig. Weil er den Festnetzanschluss nur noch selten benutzte, kamen manchmal ziemlich viele Nachrichten zusammen. Als er zu den Nachrichten kam, die ihm seine Tochter am Tag zuvor hinterlassen hatte, brachte er es nicht über sich, sie zu löschen. Ihre Gefühle waren unverstellt, ihre Angst um ihn echt. Er fand es schrecklich, dass sie so etwas hatte durchmachen müssen, aber ihre Nachrichten waren zu berührend, um sie zu löschen. Die letzte war ohne Worte. Es war nur ihr Atem zu hören, während sie hoffte, dass er einfach abnahm und sie von ihren Ängsten befreite.
Nachdem er aufgelegt hatte, rief er den Mailbox-Dienst seines Handys an. Das Telefon selbst war zwar kaputt, aber Nachrichten würden unter der Nummer weiterhin aufgezeichnet. In den letzten 36 Stunden waren neun zusammengekommen. Vier waren von seiner Tochter, drei von Ballard, und alle waren in der Phase hinterlassen worden, als noch niemand wusste, wo er sich befand. Diese Nachrichten löschte er ebenso wenig wie die auf dem Festnetzanschluss. Auch von Cisco war eine Nachricht dabei. Er sagte, dass es über Elizabeth nichts Neues gab, und wollte wissen, ob Bosch etwas gehört hätte. Die letzte Nachricht war erst eine Stunde zuvor eingegangen und kam von Mike Echevarria, ein Anruf, den Bosch nicht bekommen wollte.
Echevarria war bei der Rechtsmedizin. Bosch hatte an vielen Mord-Tatorten mit ihm zusammengearbeitet, und sie standen sich beruflich, wenn auch nicht persönlich, nahe. Bosch hatte ihn in der Nacht, in der er nach Elizabeth Clayton gesucht hatte, angerufen und sich erkundigt, ob sie im Leichenschauhaus war. Das war nicht der Fall gewesen, aber jetzt hatte ihm Echevarria eine Nachricht hinterlassen – allerdings nur eine Bitte um Rückruf.
Echevarria redete nicht lange herum, als Bosch ihn erreichte.
»Harry, diese Frau, nach der du suchst? Ich glaube, sie ist bei uns. Unter den Lieschen Müllers.«
Boschs Kinn sackte nach unten, und er lehnte sich an die Arbeitsplatte in der Küche. Er schloss die Augen, als er zu sprechen begann.
»Okay, ich höre.«
»Also«, begann Echevarria. »Eine Frau, Mitte fünfzig, vor zwei Tagen im Sindbad Motel im Sunset Boulevard aufgefunden. Hinten auf der Schulter hatte sie das RIP-Tattoo mit dem Namen Daisy, das du uns beschrieben hast.«
Bosch nickte sich selbst zu. Es war Elizabeth.
»Die Autopsie machen wir erst Montag oder Dienstag«, fuhr Echevarria fort, »aber alles deutet auf eine Opiat-Überdosis hin. Dem Resümee zufolge wurde sie vom Geschäftsführer des Motels auf dem Bett gefunden. Sie hatte eine Nacht nicht bezahlt, und er wollte sie rauswerfen. Stattdessen hat er sie tot in ihrem Zimmer gefunden. Sie hat in voller Kleidung auf der Zudecke gelegen. Kein Verdacht auf Fremdeinwirkung. Keine Mordermittlungen. Alles von einem Sergeant der Streife und dem rechtsmedizinischen Personal vor Ort abgesegnet.«
»Hatte sie keinen Ausweis?«
»Im Zimmer jedenfalls nicht. Deshalb habe ich auch keinen Zusammenhang gesehen, als du angerufen hast. Viele dieser Leute verstecken ihre Sachen außerhalb ihrer Zimmer, weil sie fürchten, ausgeraubt zu werden, wenn sie sich einen Schuss gesetzt haben und völlig weggetreten sind oder was auch immer. Hatte sie ein Auto?«
»Nein. Was ist mit Pillen? Irgendwelche zusätzlichen Pillen?«
»Ein leeres Medikamentenfläschchen. Das Rezept darauf war weggekratzt. Auch das tun sie oft. Für den Fall, dass sie festgenommen werden. Es dient dem Schutz des Arztes. Sobald sie nämlich wieder auf die Menschheit losgelassen werden, gehen sie wieder zum selben Doktor. Gewohnheitstiere eben.«
»Allerdings.«
»Sorry, Harry. Hört sich an, als hättest du sie gekannt.«
»Ja. Aber es ist immer besser, Bescheid zu wissen als nicht, Mike.«
»Könnte ich dich vielleicht dazu überreden, herzukommen und sie zu identifizieren? Sonst könnte ich dir auch ein Foto schicken.«
Bosch dachte kurz nach.
»Ich habe zurzeit kein Handy. Könnte ich morgen vorbeikommen?«
»Klar, kein Problem. Ich habe sonntags zwar frei, aber ich sage Bescheid, dass du kommst.«
»Danke, Mike.«
»Wir hören voneinander, Harry.«
Bosch legte auf und ging durchs Haus und auf die Terrasse hinaus. Er stützte sich aufs Geländer und schaute auf den Freeway hinab.
Auch wenn ihn die Nachricht von Elizabeths Tod nicht wirklich überraschte, hatte sie ihn dennoch schwer getroffen. War die Überdosis Absicht gewesen? Das leere Tablettenfläschchen legte den Schluss nahe, dass sie alles genommen hatte, was sie hatte.
Aber letztlich machte das für Bosch keinen Unterschied, denn er betrachtete ihren Tod als einen Mord, einen Mord mit neunjähriger Verzögerung. Wer Daisy das Leben genommen hatte, hatte es auch Elizabeth genommen. Da spielte es keine Rolle, dass der Mörder Elizabeth nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte. Er hatte sie genauso getötet wie ihre Tochter. Zwei für den Preis von einer.
Bosch gab sich selbst ein Versprechen. Auch wenn Elizabeth jetzt tot war, würde er noch größere Anstrengungen unternehmen, den Mörder zu finden. Er würde ihn ausfindig machen und für seine Tat büßen lassen.
Er ging wieder nach drinnen und schloss die Schiebetür hinter sich. Im Schlafzimmer zog er sich aus und schlüpfte in eine dunkle Hose, ein Hemd und eine alte olivgrüne Jacke. Da er nicht wusste, wie lange er nicht mehr ins Haus zurückkönnte, holte er eine Reisetasche aus dem Schrank und packte sie mit ein paar Sachen zum Wechseln und seinem Reisenecessaire.
Dann setzte er sich aufs Bett und griff nach dem Telefon. Er wählte Cisco Wojciechowskis Nummer aus dem Gedächtnis und bekam sie richtig hin. Cisco meldete sich nach dem vierten Läuten. In seiner Stimme schwang unterschwelliger Argwohn mit – vermutlich, weil er die Nummer nicht kannte.
»Ja?«
»Cisco, hier Bosch. Ich habe schlechte Nachrichten von Elizabeth.«
»Oh.«
»Sie hat es nicht geschafft. Sie haben sie in einem Motelzimmer in Hollywood gefunden. Wahrscheinlich eine Überdosis.«
»Scheiße …«
»Ja.«
Sie sagten beide eine Weile nichts, bis Cisco das Schweigen brach.
»Ehrlich gesagt, dachte ich, sie wäre stärker. In der Woche, die ich mit ihr verbracht habe – bei ihrem kalten Entzug –, da habe ich was in ihr gesehen. Ich dachte, sie würde durchhalten.«
»Ja, dachte ich eigentlich auch. Aber wahrscheinlich kann man so was nie wissen.«
»Nein, kann man nicht.«
Nach ein paar Minuten Smalltalk dankte ihm Bosch für alles, was er für Elizabeth getan hatte, und legte auf.
Er ging zu dem Schrank neben der Haustür, in dem seine Waffenkassette war. Seine Entführer hatten zwar seine Pistole mitgenommen, aber er hatte eine Ersatzwaffe, einen Smith & Wesson Combat Masterpiece, einen sechsschüssigen Revolver, den er vor fast vierzig Jahren als Streifenpolizist getragen hatte und seitdem regelmäßig säuberte und wartete. Er steckte in einem Clip-on-Holster, das er unter seiner Jacke am Gürtel befestigte.
Die Schlüssel für das Haus und den Cherokee waren auf der Arbeitsplatte in der Küche, wo er sie zwei Nächte zuvor hingelegt hatte. Er verließ das Haus durch die Eingangstür und nahm das Handy, das Cespedes ihm besorgt hatte, aus dem Briefkasten. Auch diesmal blickte er sich auf der Straße um, ob ihn jemand beobachtete, sah aber außer dem Streifenwagen der North Hollywood Division nichts Auffälliges. Er ging in den Carport und stieg in den Cherokee.
Auf der Fahrt den Berg hinunter dachte er über Elizabeth und ihre Traurigkeit nach. Ihm wurde klar, dass ihr das lange Warten auf Gerechtigkeit zu lang geworden war, um weiterleben zu wollen. Und dass ihr seine Versuche zu helfen, letztlich geschadet hatten. Der Umstand, dass sie clean geworden war, hatte ihren Schmerz nur stärker und schwerer erträglich gemacht. War er genauso schuldig wie der namenlose Mörder?
Bosch wusste, dass er sich mit dieser Frage lange herumschlagen würde.