Sechs
In den darauffolgenden Tagen gingen Aiden und Matt zusammen laufen, machten Gewichtheben, trainierten im Fitnessstudio und taten, als ob zwischen ihnen nie etwas passiert wäre.
Hätte Aiden nicht so lebhafte Erinnerungen an ihre Begegnung gehabt – Matts Schwanz in seinem Mund, sein Geruch, sein Geschmack, Matts Daumen in seinem Hintern, während er in Matts Mund abspritzte – er hätte alles für einen Traum oder ein Hirngespinst halten können. Matt behandelte ihn nahezu wie immer, leitete ihn an und ermutigte ihn, trieb ihn an, schneller zu laufen, seine Grenzen zu suchen. Aber die Distanziertheit war wieder da, und Aiden kam sich allmählich vor wie ein Klient und nichts weiter. Es gab keine Scherze mehr, und Matt nahm jetzt alles ein bisschen zu ernst. Sie sprachen fast nur noch über das Training, über die Route oder darüber, welche Gewichte sie als nächstes heben sollten.
Aidens Fitness verbesserte sich von Tag zu Tag. Jedes Mal, wenn sie laufen gingen, fühlte er sich stärker, und es fiel ihm ein bisschen leichter als beim vorigen Mal. Und im Fitnessstudio schaffte er jetzt mehr Wiederholungen als in der Woche davor, daher hielt Matt ihn dazu an, die Gewichte zu erhöhen, die er stemmte. Aiden versuchte, sich nur auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren und sich nicht durch Matts Nähe ablenken zu lassen, aber das war schwierig. Er wusste jetzt, wie Matt nackt aussah, und deshalb schweiften seine Gedanken häufig in unanständige Regionen ab, während sie Seite an Seite an den Maschinen trainierten.
Hin und wieder fing er einen verstohlenen Blick von Matt auf, bei dem er sich fragte, ob Matts Gedanken über ihn vielleicht auch nicht ganz jugendfrei waren. Aber die beiläufigen Berührungen der vorigen Woche hatten aufgehört.
Aiden vermisste sie.
Auf den Matten sah Aiden zu, wie Matt Liegestütze machte, wie seine Gesäßmuskeln sich strafften und die Muskeln an seinen Armen bei dem rhythmischen Auf und Ab unter der Haut spielten. Es war unmöglich für Aiden, sich nicht auszumalen, wie Matt wohl aussah, wenn er jemanden fickte. Und als Matt sich etwas später auf den Rücken legte und die Knie an die Brust zog, um seinen unteren Rücken zu dehnen, hatte Aiden nur noch eins im Kopf: ihm die Shorts herunterzureißen und seine Beine noch weiter nach oben zu drücken, sie zu spreizen, um mit Schwanz oder Zunge an diesen Hintern zu kommen. Er unterdrückte ein Stöhnen bei der Vorstellung und rollte sich auf den Bauch, um ein paar Rückenstreckübungen zu machen und seinen Steifen in die Matte zu drücken, auf der er lag, bis er wieder erschlafft war.
Bis Freitag hatte Aiden sich damit abgefunden, dass es so sein sollte. Matt bereute wahrscheinlich, dass er schwach geworden war und sich verführen lassen hatte, und Aiden wollte keine weiteren Annäherungsversuche machen, ohne dass Matt ihm signalisierte, dass er offen dafür war. Die sexuelle Frustration machte ihn ganz kirre, aber er hatte sich für Samstagabend per E-Mail mit Pete verabredet, also würde er Pete ficken und Matt für eine Nacht vergessen können. Er konnte es verdammt nochmal kaum erwarten.
Am Freitag fanden sie beim Laufen fast wortlos in einen gemeinsamen Rhythmus. Matt stellte beim Loslaufen die App auf seinem Handy ein und sagte Aiden, dass sie sich heute vier Meilen vornehmen würden – ihre längste Distanz bisher. Er legte ein Tempo vor, bei dem Aidens Lungen nach zehn Minuten zu brennen und seine Beine nach zwanzig Minuten zu schmerzen begannen, aber er beschwerte sich nicht und Matt fragte ihn kein einziges Mal, ob er langsamer machen oder anhalten und sich dehnen musste. Als sie wieder zuhause ankamen, war Aiden erschöpft, beschwingt und voll im Endorphinrausch. Er sackte nach vorn, die Hände auf den Knien, um seine hinteren Oberschenkelmuskeln zu dehnen.
„Wie lange haben wir gebraucht?“
Matt schaute konzentriert auf sein Handy. „Knapp siebenunddreißig Minuten. Gut gemacht.“
Aiden hatte sich inzwischen wieder aufgerichtet, und Matt klopfte ihm auf die Schulter. Seine Zähne blitzten im Licht der Straßenlaterne auf, als er lächelte. Seine Hand blieb auf Aidens Schulter liegen, schwer und warm, und sein Daumen strich leicht über die Haut an Aidens Hals.
Sie starrten einander an, beide immer noch außer Atem, und der Moment dehnte sich in die Länge, während Aiden darauf wartete, dass Matt sich zurückzog und die Spannung zwischen ihnen durchbrach, wie er es immer tat.
Doch diesmal tat er es nicht.
„Kann ich vielleicht… mit reinkommen und noch was trinken, bevor ich nach Hause gehe?“ Matts Stimme war ein wenig rau, und er knetete Aidens Schulter mit den Fingern.
Aiden wusste genau, was Matt von ihm wollte, und dass es hier nicht um einen Schluck Wasser ging.
Er wog seine Optionen ab. Sollte er ihm eine Abfuhr erteilen, das letzte Wochenende als einmalige Sache abtun und verhindern, dass die Sache noch komplizierter wurde? Das wäre wahrscheinlich am vernünftigsten. Sie mussten weiter zusammen für den Wettlauf trainieren und sie waren im selben Team. Es wäre in jeder Hinsicht einfacher, wenn sie jede mögliche Peinlichkeit umgingen.
Aber Matt war ein heißer Typ. Auch wenn er rechthaberisch war, und nervig, und seine homosexuellen Neigungen wahrscheinlich geheim hielt. Und Aiden wollte sowieso keine feste Beziehung. Er wollte einfach nur mehr von dem, was er letztes Wochenende gehabt hatte. Und Matt bettelte buchstäblich darum.
Auf keinen Fall würde Aiden da „Nein“ sagen.
„Ja, klar.“ Er ließ ein langsames, anzügliches Grinsen um seine Lippen spielen. „Warum nicht?“
Sie verschwendeten keine Zeit. Sie blieben nur kurz an Aidens Wohnungstür stehen, um ihre Turnschuhe abzustreifen, und dann packte Aiden Matt und drückte ihn schwungvoll gegen die Wand, griff ihm in den Schritt und leckte an seinem schweißnassen Hals. Matt hatte bereits einen Ständer. Das würde ein Spaß werden.
Aiden schob eine Hand in Matts Shorts, umfasste seine Eier und massierte den Schaft mit dem Handballen. Die Haut war heiß und schweißnass und Aiden wollte unbedingt kosten. Aber er war nicht der einzige, der wusste, was er wollte. Matt griff ebenfalls in Aidens Shorts, legte die Finger um Aidens Erektion und begann zu reiben. Aiden war hin und hergerissen – er wollte auf die Knie fallen und Matt in den Mund nehmen, aber andererseits wollte er nicht, dass Matt aufhörte. Er stöhnte auf und stieß in Matts Hand, nuckelte an seinem Hals und schmeckte Salz.
„Wehe, du machst mir einen Knutschfleck“, warnte Matt. „Wir sind keine Teenager.“
Aiden schnappte lachend nach Luft und bremste sich ein bisschen. „Im Moment fühl‘ ich mich wie einer – so, wie wir hier im Flur rumstehen und uns befummeln. Wollen wir nicht woanders weitermachen, wo es ein bisschen gemütlicher ist?“
Matt lachte leise. „Wäre wohl besser.“
Aiden schnappte ihn an der Hand und zerrte ihn den Flur entlang ins Wohnzimmer. „Bitte, nimm Platz“, sagte er und deutete mit spöttischer Höflichkeit auf das Sofa. Doch Matt ging direkt zum Angriff über und griff nach dem Saum von Aidens T-Shirt.
Aiden ließ es sich von Matt über den Kopf zerren und machte dann dasselbe mit Matts T-Shirt. Dann zog er Matt gleich wieder an sich und küsste ihn auf den Hals. Er roch wunderbar, nach warmem Mann und frischem Schweiß, und Aiden konnte nicht genug davon kriegen. Er leckte sich weiter nach oben bis zu Matts Kieferknochen und fragte sich, ob Matt wohl auf den Mund geküsst werden wollte. Aber Matt legte den Kopf in den Nacken, daher machte Aiden sich stattdessen mit Lippen und Zunge über Matts Kehle her. Er griff erneut nach Matts Schwanz, drückte ihn durch die Shorts hindurch zusammen und spürte die Vibrationen an seinen Lippen, als Matt aufstöhnte.
Matt begann, Aidens Shorts herunterzuschieben, also machte Aiden dasselbe bei ihm, und irgendwie schafften sie es, sich gegenseitig die Shorts und Unterhosen abzustreifen. Sie trugen immer noch ihre Socken, und Aiden wusste, dass sie ein bisschen lächerlich aussahen – wie aus einem Sportler-Porno – aber das war ihm völlig egal. Er hatte an Wichtigeres zu denken, zum Beispiel an Matts Schwanz, der an seine Hüfte stupste, als sie sich aufrichteten.
„Was sollen wir machen?“, fragte er, da er sich nicht sicher war, was Matt wollte. Seine Reaktion nach ihrem letzten Zusammensein hatte Aiden den Eindruck vermittelt, dass Matt sich nicht allzu wohl dabei fühlte, mit einem anderen Mann etwas anzufangen. Aiden war für alles bereit, aber er wollte es nicht verbocken und Matt womöglich abschrecken.
„Neunundsechzig?“, schlug Matt vor.
„Klingt gut.“
„Im Bett oder hier?“ Im Bett hätten sie es bequemer, aber hier im Wohnzimmer würde Matt sich vielleicht sicherer fühlen. Miteinander ins Bett zu gehen hatte etwas Intimes an sich. Ein Quickie im Wohnzimmer schien eher angemessen für… was auch immer das hier war.
„Hier ist gut.“
Sie arrangierten sich auf dem Teppich vor dem Kamin. Natürlich brannte kein Feuer darin, und durch den Schlot zog es kalt herein, aber Aiden war immer noch erhitzt vom Laufen, und Matts Haut war warm, als sie sich zusammen einrollten. Sie legten sich auf die Seite und kamen sofort zur Sache.
Bald erfüllte entschlossenes Schmatzen und ersticktes Stöhnen den Raum. Matts Mund an Aidens Schwanz war verwirrend gut, was zur Folge hatte, dass Aiden sich nur mühsam darauf konzentrieren konnte, Matt zu verwöhnen. Aber er tat sein Bestes und setzte seine sämtlichen Lieblingstricks ein. Matt hatte zwar diesmal nichts gesagt, aber er glaubte anscheinen immer noch, etwas beweisen zu müssen. Das Ganze hatte etwas von einem Wettstreit, als versuchte Matt, Aiden zuerst zum Orgasmus zu bringen. Aber ehrlich gesagt war es Aiden schnurzpiepegal, ob er gewann oder verlor – solange er nur abspritzen konnte. Also ließ er das wohlige Gefühl einfach anwachsen, während Matt seinen Schwanz mit Mund und Zunge und seine Eier mit den Fingern bearbeitete.
Tatsächlich kam Aiden als erster und stöhnte erstickt um Matts Schwanz herum, als er ihm zum zweiten Mal in dieser Woche seine Ladung in den Mund spritzte. Matt wich zurück, entlockte ihm mit der Hand ein paar letzte Tropfen und leckte sie sanft mit der Zunge ab.
Aiden tat sein Bestes, um trotzdem weiterzumachen, und er verdoppelte seine Anstrengungen, als er von seinem Höhenflug wieder gelandet war. Matts Kopf ruhte auf Aidens Schenkel; er keuchte, und sein Atem strich heiß und feucht über Aidens Eier. Seine Muskeln waren angespannt und er krallte die Finger in Aidens Haar, als wäre er bereits kurz davor.
„Oh Fuck… ja.“ Matts Hüften zuckten unkontrolliert, und Aiden schmeckte warmes Salz auf der Zunge. Er würgte, als Matts Schwanz an seinen Gaumen stieß, aber er schaffte es, zu schlucken, als Matt zurückwich und sich entschuldigte.
„Schon gut“, versicherte Aiden und tätschelte Matts Hüfte. Dann rollte er sich auf den Rücken.
Matt tat es ihm nach, und dann lagen sie eine Zeitlang so da, beide in ihre eigenen Gedanken versunken, bis der kalte Luftzug Aiden frösteln ließ. Er setzte sich auf. „Ich brauche eine Dusche. Du kannst mir Gesellschaft leisten, wenn du willst.“ Er schlug bewusst einen beiläufigen Ton an, obwohl er gern mit Matt zusammen geduscht hätte. Es gab noch so vieles, was er mit Matts Körper anstellen wollte. Und eine heiße Dusche wäre dafür doch ein guter Anfang.
„Nein. Ich gehe besser nach Hause. Ich bin todmüde, und ich habe einen Riesenhunger.“ Matt stand auf und begann seine verschwitzten Sachen wieder anzuziehen.
Aiden überlegte, ob er ihn zum Essen einladen sollte, entschied sich aber dagegen. Er wollte nicht wie eine Klette rüberkommen. Wenn Matt nach Hause wollte, dann war das seine Sache.
Matt zog sich rasch an, und Aiden war immer noch nackt, als Matt fragte: „Sollen wir am Sonntag irgendwann tagsüber wieder im Gelände laufen gehen?“
„Ja, klar.“ Aiden hielt sich seine verschwitzten Laufklamotten vor die Genitalien; jetzt, wo Matt wieder bekleidet war, fühlte er sich unwohl dabei, sich nackt zu zeigen.
„Okay. Also, bis dann.“ Matt musterte ihn einmal von oben bis unten, dann sah er ihm wieder ins Gesicht und grinste. „Ich finde selber raus.“
„Ja. Bis dann.“
Aiden wartete, bis die Wohnungstür ins Schloss gefallen war, ehe er unter die Dusche ging.
Als das heiße Wasser über seinen Körper strömte, den Schweiß und Matts Geruch von seiner Haut spülte, fragte er sich, warum er sich so unwohl gefühlt hatte. Nach seinen Treffen mit Pete fühlte er sich nie so –und auch nach keinem anderen Gelegenheitsfick, den er je gehabt hatte. Vielleicht war das das Problem? Das vorhin war nicht abgesprochen gewesen. Sie hatten nicht darüber geredet, was sie hier eigentlich machten. Vielleicht war das etwas, was sie angehen mussten.