Dreizehn
Matt machte heute Abend ganz schön Druck.
Sie würden ihren Rekord für die acht Meilen brechen, wenn sie so weitermachten, dachte Aiden, während er sich zwang, Matts Tempo zu halten. Sie hatten nicht ausdrücklich geplant, heute auf Geschwindigkeit zu gehen. Aber als sie einmal losgelaufen waren, hatte Matt sich festgebissen und gnadenlos gepusht.
Glücklicherweise war Aiden jetzt, nach zehn Wochen Training, mühelos im Stande, mit Matt Schritt zu halten. Es waren nur noch zwei Wochen bis zum großen Tag, und Aiden hatte letztes Wochenende locker zehn Meilen geschafft. Somit wusste er, dass die zwei Meilen mehr am Wettkampftag auch kein Problem sein würden, selbst bei Matsch, der sie bremste.
Ungefähr eine halbe Meile von zuhause entfernt kamen sie an einen ziemlich steilen Hügel, für den sie normalerweise langsamer wurden. Aber heute zog Matt voll durch, legte sich ins Zeug und lief fast im selben Tempo weiter.
„Jesus“, stieß Aiden keuchend hervor, unterbrochen von mühsamem Japsen. „Was zum Teufel… ist bloß heute… in dich gefahren?“
Matt antwortete nicht.
Er war schon den ganzen Abend über auffallend still, fand Aiden. Nicht, dass Matt normalerweise der geschwätzigste Mensch auf der Welt gewesen wäre, aber heute war er von Anfang an einsilbig gewesen. Irgendwann hatte Aiden es aufgegeben. Bei dem Tempo, das Matt vorlegte, war es einfacher, die Klappe zu halten und sich darauf zu konzentrieren, an ihm dranzubleiben.
„Total durchgeknallt“, grummelte Aiden, doch er biss die Zähne zusammen und zwang seinen Körper zur Kooperation, den Blick auf Matts Arsch geheftet, während er dem Blödmann den Hügel hinauf folgte.
Wir sind fast da , sagte Aiden sich. Nur noch ein paar Minuten. Du schaffst das .
Als sie oben waren, brannten Aidens Lungen, und er schnappte mühsam nach Luft. Aber Matt sprintete inzwischen fast, und Aiden hatte nicht die Absicht, sich abhängen zu lassen. Er lief die letzten paar hundert Meter Seite an Seite mit Matt, und als sie schließlich auf dem Bürgersteig vor Aidens Wohnung anhielten, war Aiden für einen Moment der Ohnmacht nahe und glaubte, sich übergeben zu müssen. Das Blut rauschte ihm in den Adern, und er beugte sich mit pochendem Herzen vor, stützte die Hände auf die Knie und wartete, bis er wieder genug Luft zum Reden hatte.
Als er endlich nicht mehr jeden Moment umzukippen drohte, richtete er sich auf und sah Matt an, der dabei war, seine Oberschenkelmuskeln zu dehnen.
„Was zum Teufel war das eben?“, fragte er. „Willst du mich umbringen? Das hätte nämlich fast geklappt.“
Matt ließ den Fuß, den er gerade festhielt, sinken und lachte erstickt auf. „Tut mir leid.“
Aiden wartete auf eine ausführlichere Erklärung, aber es kam keine. Sie brachten ihre üblichen Dehnübungen schweigend zu Ende, und der Schweiß trocknete auf ihrer Haut.
„Kommst du mit rein?“, fragte Aiden. Matt hatte heute keine Tasche dabei. Das war ungewöhnlich. Vielleicht hatte er heute Abend schon etwas vor und wollte direkt nach Hause laufen.
Matt zögerte, und etwas an seinem verkniffenen Gesichtsausdruck ließ Aiden innehalten und ihn genauer betrachten.
„Matt… alles in Ordnung mit dir?“
Matt zuckte die Achseln, aber er hätte genauso gut „Nein“ sagen können. Seine verkrampften Kiefermuskeln und die Anspannung in seinen Schultern verrieten Aiden, dass er nicht okay war.
„Na los, komm.“ Er fasste Matt mit einer Hand leicht am Genick und lotste ihn zur Haustür. „Rein mit dir.“
Drinnen setzte Matt sich aufs Sofa, während Aiden ihnen einen Schluck Wasser holen ging. Als er zurückkam, saß Matt vornübergebeugt da, die Ellbogen auf den Knien und das Gesicht in den Händen vergraben.
Da Aiden nicht wusste, was er sonst tun sollte – Einfühlungsvermögen war nicht gerade seine Stärke – stellte er die Gläser auf den Couchtisch und setzte sich. Er legte Matt eine Hand auf den Rücken, und etwas an der Berührung ließ anscheinen die Dämme brechen, denn Matt stieß ein raues Schluchzen aus. Aiden rieb ihm mit langsamen, kreisenden Bewegungen den Rücken. Matt rückte näher, und ohne allzu viel darüber nachzudenken, legte Aiden den Arm um ihn und zog ihn seitwärts an sich. Matt drehte sich in die Umarmung, klammerte sich an Aiden und verbarg sein Gesicht an Aidens Schulter. Sein Körper bebte; er gab jetzt keinen Laut mehr von sich, aber Aiden konnte die Wucht der Emotionen fühlen, die Matt in sich zu verschließen versuchte. Aiden hielt ihn fest und wartete, bis Matts Atmung wieder leiser wurde und sich zu etwas weniger Schmerzvollem verlangsamte.
Schließlich wich Matt zurück. Er hatte feuchte Augen, und sein Gesicht war gerötet und grimmig. Er konnte Aiden nicht in die Augen sehen, als er sich schniefend die Tränen abwischte.
„Tut mir leid.“ Seine Stimme war heiser. „Heute ist der Todestag meines Vaters. Aber das ist jetzt schon neun Jahre her, und normalerweise setzt es mir nicht so zu. Ich weiß nicht, was heute los ist.“
„Du musst dich nicht entschuldigen.“ Aiden griff nach den Wassergläsern und reichte eins davon Matt, der es mit einem verlegenen halben Lächeln annahm. „Wie ist er denn gestorben– wenn ich das fragen darf? Er muss ja noch ziemlich jung gewesen sein?“
Matt trank das Glas halb leer, bevor er antwortete. „Herzinfarkt. Er war erst zweiundfünfzig.“ Er stellte das Glas weg und lehnte sich mit einem tiefen Seufzer auf dem Sofa zurück. „Es war völlig unerwartet. Einfach so, ohne jeden Grund.“
„Scheiße.“
Matts Hand lag auf Aidens Oberschenkel, und er ergriff sie instinktiv, verschränkte ihre Finger miteinander und rieb mit den Daumen Matts Fingerknöchel.
„Ich war an der Uni, als es passiert ist. Meine Mutter hat mich angerufen, und es war schon vorbei. Er ist in seinem Büro zusammengebrochen. Der Notarzt hat noch versucht, ihn wiederzubeleben, aber da war nichts mehr zu machen.“ Matts Stimme versagte erneut, und eine Träne löste sich und rann ihm über die Wange. Er versuchte nicht einmal, sie wegzuwischen. „Das ist doch lächerlich.“ Jetzt klang er verärgert. „Ich weiß nicht mal, warum ich mich deswegen jetzt so anstelle. Wir hatten nie ein besonders enges Verhältnis zueinander. Ich habe mein ganzes verdammtes Leben lang versucht, ihn stolz zu machen. Ich habe alles gemacht, wozu er mich gedrängt hat – Rugby gespielt, als ich lieber Rudern trainiert hätte, Armeekadetten-Training, Ingenieurwesen studiert, obwohl ich lieber Sportwissenschaften machen wollte. Er hätte mich gezwungen, nach meinem Abschluss zum Militär zu gehen, wenn er noch gelebt hätte. Er hat mich nie sein lassen, was ich sein wollte. In gewisser Weise war es eine Erleichterung, als er gestorben ist, denn so konnte ich meine eigenen Entscheidungen treffen. Scheiße – es ist furchtbar, sowas zu sagen.“
„Das klingt, als wäre es schwierig gewesen, ihn zum Vater zu haben“, sagte Aiden diplomatisch. Matts Vater hörte sich nach einem echten Mistkerl an.
„Er dreht sich jetzt bestimmt gerade im Grabe herum. Jungs weinen nicht.“ Matt lachte leise und verbittert auf. „Und wenn er wüsste…“ Er drückte Aidens Finger.
Aiden brauchte den Rest des Satzes nicht zu hören. Heiße Wut durchströmte ihn, Wut auf diesen unbekannten Mann, der selbst nach seinem Tod noch die Macht hatte, seinen Sohn dazu zu bringen, dass er sich für das schämte, was er war. Plötzlich verstand er die verinnerlichte Homophobie, wegen der Matt solche Angst davor hatte, etwas für einen anderen Mann zu empfinden. Er dachte an seine Eltern und wusste, dass seine eigene Bindungsangst auf sie zurückzuführen war, wenn auch aus ganz anderen Gründen.
‚They fuck you up, your mum and dad…‘ “, zitierte er. Matt zog fragend die Augenbrauen hoch, und Aiden erklärte: „Dieses Gedicht von Philip Larkin. Das habe ich schon immer gemocht. Es ist so wahr.“
„Ja, das ist es wohl.“ Matts Lippen zuckten. Ihre Blicke trafen sich, und Aiden konnte nicht wegsehen. Seine Finger waren immer noch fest mit denen von Matt verschlungen, und sein Herz pochte, als er sich in Matts Augen verlor. Matt brach das Schweigen. „Geh mit mir ins Bett.“ Er fasste Aidens Hand fester, stand auf und zog ihn mit hoch. „Ich will jetzt nicht mehr an meinen Vater denken.“
„Das lässt sich bestimmt arrangieren.“ Aiden grinste.
Matt schmunzelte. „Ja. Da bin ich mir sicher.“
Im Schlafzimmer übernahm Aiden die Regie und schälte sie beide aus ihren verschwitzten Klamotten. Der scharfe, männliche Geruch ihrer Körper bescherte ihm einen Ständer. Er küsste Matt auf Hals und Schultern, öffnete den Mund und setzte die Zunge ein, um das Salz auf Matts Haut schmecken zu können.
Er schob Matt rückwärts auf das Bett zu, und sie purzelten mit verhedderten Gliedmaßen auf die Matratze. Aiden küsste sich von Matts Schultern weiter abwärts bis zu den Brustwarzen, die er zu kleinen, harten Spitzen leckte. Matt strich mit den Handflächen leicht über die kurzgeschorenen Haare an Aidens Hinterkopf und lenkte seinen Kopf weiter nach unten. Als Aiden Matts Schwanz in den Mund nahm, wölbte Matt stöhnend die Hüften von der Matratze hoch, und Aiden saugte ihn ein und lutschte kräftig, da er Matts Verzweiflung wahrnahm. Er wollte ihn verschlingen, wollte Matts Schamgefühl mit einer heißen Flamme der Begierde hinwegfegen. Er wollte dafür sorgen, dass Matt alles vergaß, dass er nur noch an ihn denken konnte und daran, wie gut er sich durch ihn fühlte. Er streichelte Matts Hodensack und spürte, wie er sich zusammenzog, als Matt die Muskeln anspannte. Doch Matt stoppte ihn, bevor er kam, stieß Aidens Kopf weg und drückte seinen Schaft mit festem Griff zusammen.
„Warte“, keuchte er und fasste Aiden mit der anderen Hand unter dem Kinn, neigte seinen Kopf, um ihn zum Aufblicken zu bringen. „Komm her.“
Aiden kroch an Matts Körper nach oben. „Was? Was soll ich machen?“
Matts Hand lag immer noch an Aidens Wange, und jetzt nahm er die andere mit dazu, hielt Aidens Gesicht mit beiden Händen umfasst und starrte ihn eindringlich an. Dann zog er Aiden behutsam an sich, bis sich ihre Lippen berührten, und küsste ihn sanft.
Aiden war so überrascht, dass er für einen Moment erstarrte und nicht reagierte. Doch Matt küsste ihn nur mit mehr Nachdruck, stupste beharrlich seine Lippen auseinander, bis Aiden mitzog und den Kuss erwiderte. Matt küsste, wie er alles andere tat – mit ruhiger Konzentration und mit einer Liebe zum Detail, die Aiden völlig aus der Bahn warf. Sie rollten sich auf die Seite, und Aiden fühlte sich wie erschlagen von der Intensität des Ganzen – Matts Hände an seinem Gesicht, Matt in seinen Armen, wie ihr Atem sich in den Pausen zwischen leichten, neckenden Küssen mischte, bevor sie zu etwas Innigerem übergingen, die Wärme von Matts Haut, wo sich ihre Körper aneinander pressten.
Sie küssten sich, bis sie außer Atem waren, und als sie sich schließlich voneinander trennten, schmiegte Matt seine Wange an Aidens Bartstoppeln, verbarg sein Gesicht und murmelte: „Fick mich jetzt.“
„Ja, okay. Lass mich nur eben das Gleitgel und ein Kondom rausholen.“ Aiden machte sich von Matt los und streckte sich nach der Schublade. Er gab das Kondom an Matt weiter, pumpte sich etwas Gleitgel auf die Finger und wollte gerade anfangen, sich bereit zu machen, als Matt seine Hand festhielt.
„Nein.“´
Aiden sah ihn verwundert an.
„Nein. Ich möchte, dass du mich fickst.“ Matts Wangen waren gerötet, aber er sah Aiden in die Augen, als er das sagte, und sein entschlossener Gesichtsausdruck zeigte Aiden, dass Matt es ernst meinte. Also fragte er nicht nach. Verdammt, er wollte sich die Chance nicht entgehen lassen, in diesen Arsch zu kommen, von dem er schon seit Wochen träumte. Aber, Gott – Matt hatte sich bisher nicht mal mit dem Finger ficken lassen. Wie sollte er da Aidens Schwanz verkraften?
„Okay.“ Aiden nickte. „Wie sollen wir es machen?“
„So.“ Matt wandte sich ab und legte sich auf den Bauch, die Knie gespreizt und den Hintern erwartungsvoll hochgereckt. Bei seinem Anblick – wie er sich so präsentierte, zum Fingern und Ficken – begann Aidens Schwanz zu pochen.
„Oh Mann“, murmelte er heiser. „Du willst, dass ich… okay.“
Aiden schob sich zwischen Matts Beine. Er war so aufgeregt, dass er sich vorkam wie ein übereifriger Teenager bei seinem ersten Mal, als er sich ein bisschen mehr Gleitgel auf die Finger pumpte. Versehentlich drückte zu viel heraus, und etwas davon tropfte auf Matts Oberschenkel und ließ ihn überrascht zusammenzucken, als das kalte Gel auf seiner Haut landete.
„Uups, entschuldige“, sagte Aiden.
„Ich glaube, das gehört ungefähr fünfzehn Zentimeter weiter nach oben und mehr nach links.“ Matts Stimme war gedämpft, aber der belustigte Unterton kam klar durch.
Aiden lachte leise und entspannte sich ein wenig. „Ich kenne mich aus mit der Topografie, danke.“ Er schob zwei glitschige Finger zwischen Matts Hinterbacken und ließ sie um seinen Anus kreisen. Matt verkrampfte sich anfangs, doch allmählich begann er, sich unter dem beharrlichen, sanften Druck von Aidens Fingern zu entspannen. Aiden ließ sich Zeit, doch er brauchte alle Geduld und Selbstbeherrschung, die er besaß, während er Matt langsam und vorsichtig dehnte, bis er es offensichtlich zu genießen begann.
„Oh!“ Er ruckelte begierig nach hinten, als Aiden seine Prostata fand, und stieß sich den Fingern entgegen. „Fuck… ja, genau so.“
Aiden verwöhnte ihn noch ein wenig länger und ignorierte seinen schmerzenden Ständer, von dem Fäden von Vorsaft auf die Tagesdecke trieften, aber schließlich war er so weit, dass er nicht mehr warten konnte.
„Bist du bereit für meinen Schwanz?“ Er fasste mit der freien Hand nach Matts Hinterbacken und drückte sie auseinander, um sehen zu können, wie seine Finger in Matts Öffnung verschwanden. Fuck. Er musste unbedingt da rein.
„Ja.“ Matt spannte die Muskeln um Aidens Finger herum an. „Ja. Tu es.“
„Hast du das schon mal gemacht?“, fragte Aiden. Nicht, dass es etwas daran geändert hätte, wie behutsam er vorgehen würde, aber er wollte es wissen.
„Ja, natürlich.“ Matt hielt inne und fügte dann hinzu: „Aber schon lange nicht mehr. Normalerweise will ich es nicht.“
Aiden lächelte. „Ich fühle mich geschmeichelt.“ Er zog die Finger heraus und griff nach dem Kondom, aber mit dem Gleitgel an den Händen bekam er die Verpackung einfach nicht auf. „Himmel, Arsch und Zwirn!“, fauchte er frustriert.
Matt schaute über die Schulter und sah, in welcher Zwickmühle Aiden steckte. Er lachte, drehte sich um und schnappte Aiden das Kondom aus den glitschigen Fingern. „Ich dachte eigentlich, ich wäre in den Händen eines Experten. Du erfüllst mich nicht gerade mit Zuversicht, weißt du? Komm… lass mich.“ Er kniete sich vor Aiden hin, streifte ihm das Kondom über und machte absichtlich eine Liebkosung daraus, als er ein paarmal über Aidens Schwanz strich, um sich zu vergewissern, dass es richtig saß.
„An deiner Stelle würde ich das lassen“, warnte Aiden. „Sonst hast du nicht viel davon.“
Das Lächeln, das sich über Matts Gesicht ausbreitete, war wunderschön, und Aiden wollte ihn nochmal küssen. Und da Küssen jetzt ja anscheinend erlaubt war, gab er der Versuchung nach, wühlte seine Finger – Gleitgel hin oder her – in Matts Haar, zog ihn an sich und küsste ihn, feucht und schmutzig. Wenn auch nur kurz, weil Matt den Kuss abbrach, sich wieder hinlegte und Aiden zwischen seine Beine zog.
Aiden war überrascht, als er spürte, wie Matt nach seinem Schwanz griff und ihn in Stellung brachte – so wie sie waren, von Angesicht zu Angesicht – aber er beschwerte sich nicht. Er beobachtete Matt, als er langsam in ihn eindrang. Matts Wangenmuskeln waren angespannt und seine Miene wirkte vor lauter Konzentration ein wenig verkniffen.
„Atme“, mahnte Aiden, als er ganz drin war, und Matt stieß den Atem, den er angehalten hatte, geräuschvoll aus. Es schien seinem Körper zu helfen, das Ausgefülltsein zu akzeptieren. Das Stirnrunzeln verschwand.
„Gott“, flüsterte Matt. „Ich hatte vergessen, wie sich das anfühlt.“
„Bist du okay?“
Matt nickte. „Bleib mal für einen Moment so, bis ich mich dran gewöhnt habe.“
„Okay.“ Aiden spannte sämtliche Muskeln an, hielt sich ganz still und widerstand dem Drang, einfach loszurammeln und die heiße Enge zu ficken, die ihn umgab. Er drückte seine Stirn an die von Matt, und Matt hob die Hände und streichelte Aidens Schultern, während sein Atem warm über Aidens Lippen strich.
Matt begann sich als erster zu bewegen und wiegte versuchsweise die Hüften, so dass Aiden ein klein wenig aus und ein glitt.
„Ist gut jetzt“, versicherte er Aiden. „Mach weiter.“ Er fasste Aiden mit einer Hand an der Hüfte und spornte ihn an.
Auf diese neue Art miteinander verbunden, waren sie anfangs ein wenig unbeholfen, bis sie sich an den Rhythmus des anderen gewöhnt hatten. Aiden wollte es langsam angehen lassen – teils, weil er schon zu dicht davor war und teils, weil er dafür sorgen wollte, dass es für Matt auch gut war, jetzt, wo Matt ihm das hier endlich erlaubte. Doch Matt hatte natürlich andere Pläne. Er stieß sich Aiden immer wieder entgegen, um ihn anzutreiben, packte ihn an den Hüften und versuchte, ihn dazu zu bringen, sich schneller zu bewegen.
Aiden stieß ein leises Lachen aus, das sich in ein Stöhnen verwandelte, als er bis zu den Eiern eindrang und spürte, wie heiß und eng Matts Körper ihn umschloss, als er sich zurückzog, um erneut zuzustoßen.
„Was?“ Matt suchte seinen Blick und runzelte die Stirn. „Lachen ist nicht gerade ermutigend.“
Aiden lachte erneut auf. „Typisch. Ich hätte wissen müssen, dass du selbst dann das Sagen haben musst, wenn du unten bist. Vertrau mir und lass mich das machen, okay?“
Matt starrte ihn für einen Moment zornig an, doch dann lenkte er ein. „Okay.“
Er nahm die Hände von Aidens Hüften und streckte sie über den Kopf. Die nonverbale Geste der Unterwerfung ließ Aidens Leidenschaft heiß auflodern. Er richtete sich auf und kniete sich hin, um Matt beobachten zu können, während er ihn fickte. Er wollte alles sehen, jede Nuance, jede Veränderung in seinem Gesichtsausdruck.
Nachdem Matt die Kontrolle aufgegeben hatte, war alles anders. Es war kein Machtkampf mehr, und der sanfte Humor von vorhin wich einer neuen Eindringlichkeit und Leidenschaft. Ihre Blicke trafen sich, und Aiden war verloren. Alles zwischen ihnen hatte sich verändert – für ihn, jedenfalls – und er fragte sich, ob Matt es ebenfalls spürte. Das Küssen, dass Matt sich ihm so hingab… Aiden konnte unmöglich weiter so tun, als ginge es hier nur um Sex. Er wollte so viel mehr, und das erschreckte ihn.
Doch Aiden schob seine Furcht beiseite und konzentrierte sich darauf, es für Matt so schön wie möglich zu machen. Er steigerte nach und nach das Tempo, experimentierte mit kleinen Winkeländerungen, bis Matt vor Lust schockiert aufschrie, und Aiden wusste, dass er richtig lag. Er war jetzt ganz knapp davor, aber er wollte, dass Matt als erster kam. Also biss er sich auf die Lippen und konzentrierte sich darauf, wieder und wieder diese Stelle zu treffen. Matt hatte die Hände zu Fäusten geballt, und er stöhnte bei jedem Stoß. Sein Schwanz war steinhart und triefte auf seinen Bauch.
„Fuck… ich muss kommen.“
Aiden brauchte beide Hände, um Matts Beine nahe seinem Oberkörper festzuhalten, und ihm wurde klar, dass Matt auf Anweisungen wartete. „Tu’s“, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Fass dich an.“
Matt nahm eine Hand runter und begann wie wild zu wichsen. „Oh Gott“, stöhnte er „Oh fuck…“ Und dann kam er und schoss zähe, weiße Spritzer über seinen Bauch, und Aiden fickte ihn weiter, gab alle Zurückhaltung auf und folgte ihm mit einem erleichterten Ächzen, tief in ihm vergraben. Er schloss die Augen und warf den Kopf in den Nacken, als er kam. Sobald der Moment vorüber war, fasste Matt ihn mit einer Hand am Genick und zog seinen Kopf nach unten. Aiden gab bereitwillig nach. Ihre Lippen trafen sich erneut, und sie küssten sich, verloren sich darin, bis Aiden zu erschlaffen begann. Er riss sich gerade lang genug von Matt los, um das Kondom zu entsorgen, kam dann aber sofort zurück. Sie lagen eng umschlungen auf der Seite und küssten sich weiter, klebrig von Schweiß und Sperma.
Keiner von beiden schien den Bann brechen zu wollen, doch als Matts Magen laut knurrte, fiel Aiden wieder ein, dass er auch fast am Verhungern war. „Wir brauchen was zu essen“, sagte er. „Ich habe Tiefkühlpizza da. Willst du eine Weile bleiben?“ Er versuchte, nicht wie eine Klette zu klingen, aber er wollte Matt jetzt nicht einfach davonlaufen lassen. Aiden wollte Zeit haben, diese neue Dynamik zwischen ihnen zu erkunden. Er wartete beklommen, da Matt verunsichert wirkte.
„Bist du sicher? Ich möchte deine Gastfreundschaft nicht überstrapazieren.“
„Ich biete dir nur was zu essen an. Das sollte kein Antrag sein“, entgegnete Aiden abwehrend.
„Okay, klar… tut mir leid. Ich wollte nur… ich war mir nicht sicher, was du willst.“
„Warum gehst du nicht duschen, und ich schmeiße inzwischen den Backofen an.“
Als Aiden gerade die Pizza in den Ofen schob, kam Matt mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Bad. „Kann ich mir saubere Sachen borgen?“
„Klar, bedien‘ dich.“
Aiden ging als nächster unter die Dusche, und als er wiederkam, fand er Matt in seiner Lieblings-Jogginghose und einem alten T-Shirt auf dem Sofa.
Trotz eines leichten postkoitalen Unbehagens blieb die neue Intimität zwischen ihnen bestehen.
Sie saßen zusammen auf dem Sofa, und ihre Knie und Ellbogen berührten sich, während sie aßen. Dann, später, statt Matt zu fragen, ob er bleiben wollte, ließ Aiden Taten sprechen. Er wollte nicht, dass Matt zu viel über alles nachdachte. Nachdem sie gegessen und ein wenig ferngesehen hatte, entschied Aiden sich für die rustikale Herangehensweise und stürzte sich auf Matt. Matt ließ sich bereitwillig darauf ein, und sie rollten eine Zeitlang auf dem Sofa herum, knutschten und fummelten, bis die Sache hitzig wurde und die Hüllen zu fallen begannen. An diesem Punkt zog Aiden Matt hoch und schlug vor, das Ganze wieder ins Schlafzimmer zu verlagern. Das Bett war zerwühlt und klebrig von vorhin, aber das kümmerte sie nicht.
Aiden hätte sich mit Küssen, Schmusen und einem Handjob begnügt, und er war überrascht, als Matt erneut nach dem Gleitgel und einem Kondom griff. Er drückte Aiden beides in die Hand und murmelte: „Fick mich nochmal“, und dann küsste er ihn erneut.
Aiden schob eine Hand in Matts Haar und sah ihm für einen Moment tief in die Augen, und die innere Anspannung und das Verlangen in Matts Blick ließen sein Herz höherschlagen. Er nickte und drückte Matt einen sanften Kuss auf die Lippen.
Diesmal lag Matt auf dem Bauch, auf die Ellbogen gestützt und mit gespreizten Beinen. Aiden machte langsam, da er befürchtete, Matt könnte von vorhin noch wund sein. Er senkte sich auf seinen Körper herab, legte sich auf ihn und schlang ihm die Arme besitzergreifend um die Schultern, um besseren Halt zu haben, während er ihn fickte. Er küsste ihn auf Schultern und Hals, und als Matt den Kopf drehte, brachten sie einen schiefen Beinahe-Kuss zustande, bei dem Matts Bartstoppeln über Aidens Lippen schrammten.
Aiden kam als erster; er konnte sich nicht zurückhalten, und Matt ließ ihn nicht langsamer machen. Er versuchte, Matt weiter zu vögeln, schaffte es aber nicht lange genug. „Tut mir leid.“ Er zog sich aus ihm zurück. „Lass mich dir einen blasen.“ Er animierte Matt dazu, sich auf den Rücken zu legen, und brachte das Ganze mit dem Mund zu Ende und indem er ihn mit zwei Fingern von innen genau richtig streichelte, bis Matt ihm den Mund mit Sperma füllte.
Hinterher lagen sie restlos ausgepowert da, Aiden immer noch mit dem Kopf auf Matts Schenkel. Matt strich träge mit den Fingerspitzen über Aidens kurzgeschorenes Haar.
„Ich bin zu alt für sowas“, murrte Aiden, um die emotionsgeladene Atmosphäre ein wenig aufzulockern. „Acht Meilen laufen, gefolgt von zweimal ficken in genauso vielen Stunden.“
„Armer alter Mann.“ Matt grinste auf ihn hinab. „Du kannst nicht viel älter sein als ich. Wie alt bist du… Anfang dreißig?“
„Dreiunddreißig. Nicht so ‚Anfang‘, wie ich’s gerne wäre.“
„Nun, ich werde auch bald dreißig, also hast du keine Ausrede. Du musst einfach nur an deiner Ausdauer arbeiten.“
Als Aiden endlich wieder genug Energie hatte, um sich zu bewegen, stand er auf und entsorgte das Kondom. Matt rührte sich nicht vom Fleck. Aiden legte sich wieder neben ihn und zog die Decke über sie, die sie vorhin ans Fußende des Bettes gestrampelt hatten. Aber jetzt war ihm kalt, daher schlang er einen Arm um Matts Brust und kuschelte sich an ihn. Er rechnete damit, dass Matt sich bald verabschieden und gehen würde, aber inzwischen hatte Aiden Lust auf Körperkontakt und würde den auch verdammt nochmal voll auskosten. Doch unter dem warmen Gefühl der Zufriedenheit lauerte nagendes Unbehagen und die aufkeimende Erkenntnis, dass es für ihn vielleicht langsam Zeit wurde, sich ein Herz zu fassen und Matt zu sagen, was er für ihn empfand. Denn er glaubte allmählich, dass sie auf einer Wellenlänge lagen, ob es ihnen gefiel oder nicht, und etwas anderes vorgeben zu wollen, erschien ziemlich sinnlos. So lag er da, atmete den tröstlichen Duft von Matts Haut ein und schloss die Augen, ließ seine Gedanken dahintreiben.
Morgen. Ich rede morgen mit ihm.