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Vorsichtig betrat Mary die Kabine. De Jong lag auf dem Boden. Seine Augen waren geschlossen. Er regte sich nicht. Am Kopf hatte er eine blutende Wunde. Neben ihm lag ein massiver Kerzenständer, an dem ebenfalls Blut haftete. War de Jong tot? Oder lediglich bewusstlos? Mary vergewisserte sich mit einem schnellen Blick, dass Bridget Chisholm verschwunden war und sie nicht auch aus einem Hinterhalt niederschlagen konnte.
Dann kniete sie sich neben den Offizier, fühlte seinen Puls. Erleichtert stellte sie fest, dass er lebte.
»Mr. de Jong.«
Sie berührte ihn an der Schulter.
»Mr. De Jong, hören Sie mich?«
De Jong stöhnte. Er öffnete die Augen und blickte Mary an. Er fasste sich an den Kopf. Dieses Mal aber nicht aus der Gewohnheit heraus, den Sitz seiner Haare zu prüfen und gegebenenfalls zu richten. Vorsichtig betastete er die Wunde und blickte auf das Blut an seiner Hand.
»Wie fühlen Sie sich? Brauchen Sie einen Arzt?«
»Sie meinen Germer?«, fragte de Jong. »Gott nein. Da verblute ich lieber.«
Mary nahm es als gutes Zeichen, dass er trotz der Verletzung seinen Sinn für Humor nicht verloren hatte. Gleichzeitig war sie froh. Germer war der Letzte, den sie in diese Vorgänge einbeziehen wollte.
»Ich bin ein bisschen benommen. Aber es geht schon.«
Mary half ihm, sich aufzurichten und sich mit dem Rücken gegen das Bett zu lehnen. Sie ging hinüber ins Bad, hielt ein Handtuch unter kaltes Wasser und brachte es ihm.
»Danke«, sagte er und drückte das Handtuch gegen seine Wunde, die zum Glück nicht allzu stark blutete.
Mary hockte sich neben ihn.
»Was ist passiert?«
»Eine Weile, nachdem Sie gegangen waren«, sagte de Jong, »klopfte Bridget von innen gegen die Tür. Sie sagte, es gehe ihr schlecht, sie habe furchtbare Schmerzen. Ich konnte schlecht Germer holen, damit er sie untersuchte. Deshalb entschied ich, selbst nach ihr zu sehen. Ich schloss die Tür auf. Aber Bridget hatte mich hereingelegt. Sie wartete hinter der Tür auf mich.« Er deutete auf den Kerzenständer. »In dem Moment, in dem ich eintrat, schlug sie mir dieses Ding da auf den Schädel. Ich ging sofort k. o.«
Er schüttelte den Kopf, merkte, dass das keine gute Idee war, und hielt wieder still.
»Es tut mir leid, Mrs. Arrington. Das war dumm von mir. Ich hätte niemals auf so einen billigen Trick hereinfallen dürfen.«
»Schon gut, Mr. De Jong«, sagte Mary. »Selbstanklagen bringen uns nicht weiter. Wir haben Wichtigeres zu tun. Wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass Bridget flieht oder, schlimmer noch, Claire etwas antut.«
Dieser Gedanke schien de Jong zusätzlich zu beleben. Mit Marys Hilfe stemmte er sich auf die Beine. Der Druck durch das Handtuch hatte die Blutung gestillt. De Jong war noch ein wenig blass. Aber er schien entschlossen, sich weder von ein bisschen Blut noch von einem dröhnenden Schädel aufhalten zu lassen.
»Sie haben recht. Wir müssen sie finden.«