Kapitel 3
Sterben für Anfänger
Episode 1
Grayson
Überlebenstipp Nummer 2:
Stell sicher, dass deine Familienmitglieder wirklich tot sind!
M
it einem ohrenbetäubenden Knall zersplitterte die Schlafzimmertür. Holz schoss in alle Richtungen, zerkratzte mein Gesicht und bohrte sich schmerzend in mein Fleisch. Rocky war aufgesprungen und lauerte knurrend vor mir. Ich hingegen versuchte zu verstehen, was passierte. Im Türrahmen stand eine in Schatten gehüllte Gestalt, während zwei weitere hinter ihr aufragten. Egal wie sehr ich mich bemühte, durch die sich bewegenden Schatten zu erspähen, wen sie verbargen, es gelang mir nicht. Der Größe nach zu urteilen, schätzte ich die beiden hinteren Begleiter auf Werwölfe. Die vordere Person hingegen wirkte zierlich und ihre Hand glühte in einem lilafarbenen Ton.
Hexe! Verdammt! Dann war der Stillezauber doch von ihr und nicht nur Rockys Anwesenheit.
Mühsam kniff ich die Augen zusammen und versuchte, meinen Puls zu beruhigen. Tausende Fragen schossen mir durch den Kopf. Wer waren sie? Seit wann arbeiteten Hexen und Werwölfe vereint bei der Jagd? Die
Werwölfe hassten die Hexen, immerhin hatte eine von ihnen vor Urzeiten den Werwolffluch über Wolfwandler gelegt und sie mit Blutlust zum Werwolf-Dasein verdammt. Und über allem thronte die entscheidende Frage: Wieso verbargen sie ihr Äußeres?
Ein helles Lachen ertönte aus dem Schatten und echote in diesem umher. Nach wenigen Sekunden klang es, als würden dutzende Frauen einstimmen. Leuchtende Augen durchbrachen das Gewirr aus Dunkelheit und musterten mich.
»Bemüh dich nicht. Deine menschlichen Augen können nicht durch die Schatten schauen«, sagte die Hexe, fast schon sanft, bevor diese Worte gespenstisch in dem nebligen Chaos verklangen. Eins musste ich ihr ja lassen: Sie verstand es, einen beeindruckenden Auftritt hinzulegen.
Ein lautstarkes Brüllen ließ mich zum Fenster herumfahren. Rocky stolperte an mir vorbei, schlug mir beinah den steinernen Flügel in die Kronjuwelen und bellte wie von Sinnen. Meine Lider blinzelten, als würden sie die Stroboskop-Beleuchtung einer Disco imitieren. Fehlte nur coole Musik der Neunziger, am liebsten die Spice Girls, und ich hätte vor meinem bevorstehenden Tod eine Tanzeinlagen hinlegen können, die diese beschissene Hexe zum Staunen brächte. Während ich aus dem Fenster starrte, breitete sich Unglauben in mir aus. Stand dort auf dem Hügel, im Zwielicht der flackernden Straßenlaterne, ein Tiger?
Nun drehe ich durch!
»Er ist der Richtige«, wisperte die Hexe zu ihren Begleitern.
»Woher weißt du es?«, fragte einer der Schattenberge mit tiefer Stimme, gefolgt von einem Knurren.
Definitiv Werwolf!
»Er ist perfekt trainiert. Anstatt erkennen zu geben, wer er wirklich ist, denkt er an die Spice Girls und ans Tanzen. Sie muss ihn trainiert haben, an etwas Unsinniges zu denken.«
Ich fuhr herum und musterte die Hexe mit geschürzten Lippen. Hatte sie die Königinnen der Popmusik ernsthaft unsinnig genannt? Entrüstet keuchte ich auf.
»Nun hör mal zu, du olle Mistkuh, nichts gegen die Spice Girls!«
Ja, sicher, ihr Ziel war es, mich zu töten, aber ich würde nicht abtreten, ohne meine Göttinnen verteidigt zu haben. Sollte das Biest mich zerfetzen, doch die Neunziger mit ihrem Schandmaul zu besudeln? Nur über meine Leiche!
Näher betrachtet war jene Leiche genau das, was von mir übrig bleiben würde. Als Mensch hatte ich keine Chance gegen drei Schattenwesen. Nicht einmal gegen eins von ihnen hätte ich überlebt. Aber ihnen den Gefallen zu tun und um Gnade winseln? Nein!
Ich kanalisierte meinen inneren Superhelden und erhob mein Haupt. Für
einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, die Macht von Greyskull heraufzubeschwören, doch dann stieß Rocky mich mit dem Kopf an. Seine großen Augen waren auf meine gerichtet und er schüttelte die steinernen Ohren. Recht hatte er. Manchmal verlor ich mich selbst in den unpassendsten Situationen im Sog der Neunziger und vergaß, dass wir das Jahr 2025
schrieben. Und ich gleich nebenbei, ungünstigerweise, sterben würde.
Die Schatten um die Hexe wirbelten bedrohlich auf. Ein helles Leuchten breitete sich im Raum aus, legte sich um meinen Körper und ich hörte, wie das Fensterglas hinter mir zerbarst. In dem Augenblick, in welchem der gewaltige Tiger mich erhascht hätte, löste ich mich in Rauch auf und meine Sinne schwanden.
»Er ist der Falsche!«, drangen Worte, wie in Watte gepackt, zu mir hervor. Mein Kopf schmerzte, als hätte Rocky mal wieder vergessen, dass er aus Stein war und sich freudig hechelnd auf mich geworfen. Der Versuch, mit einer Hand nach einer Beule zu suchen, scheiterte kläglich. Keiner meiner Muskeln bewegte sich auch nur ein Stück. Ebenso verweigerten meine Augenlider ihren Dienst. Ein tiefes Brummen bahnte sich den Weg aus meiner Kehle, hinaus in die Dunkelheit. Gefolgt von einem Stöhnen und einem Wimmern, als Schmerz mich wie ein heißes Schwert durchschnitt. Wo zur Hölle war ich? Es roch genauso abgestanden wie im Haus vorhin. War ich im Keller? War ich tot? Fühlte sich so der Tod an? Falls ja, hätte ich doch versuchen sollen, vor den drei Gestalten zu flüchten, da dieses Gefühl ziemlich scheiße war.
»Er wacht auf«, sagte eine tiefe Stimme. Der Werwolf. Tot war ich schon mal nicht. Es sei denn, sie waren gleichermaßen gestorben? War da nicht ein riesiger Tiger gewesen? Mit größter Anstrengung öffnete ich die Augen und sah
–
nichts. Nur Schwärze. Oh, verdammt, ich war blind.
»Er hört euch und ist wach«, gab ich heiser zum Besten. »Und blind.«
Ein genervtes Brummen hallte durch den Raum, bevor mir etwas rabiat vom Kopf gerissen wurde. Gleißendes Licht blendete mich.
»Deine Augen waren verbunden, Idiot!« Der in Schatten gehüllte Werwolf drehte sich zu der Hexe herum und knurrte. »Entweder hat seine Mutter ihn perfekt ausgebildet oder er ist einfach ein riesiger Trottel!«
Da ich meine Mutter nicht kennengelernt und nur Bilder von ihr hatte, schwieg ich. Denn die logische Konsequenz war: Ich war ein riesiger Trottel
und das würde ich beim besten Willen nicht zugeben.
Von einem Scheinwerfer geblendet, der auf mich gerichtet war, konnte ich nichts erkennen, was dahinter lag. Alles war weiß, hell und schmerzte. Zudem fühlte sich mein Körper an, als hätte ihn jemand geschändet. Mein Blick wanderte an mir hinab. Ich trug nur eine Boxershorts. Die schrille Neunziger-Boxershorts. Verdammt! Die Hexe folgte meinem Blick, nachdem sie zwischen mich und den Scheinwerfer getreten war. Die Schatten um sie leuchteten für den Bruchteil einer Sekunde auf und sie zuckte kaum merklich zusammen, als hätte ein unsichtbarer Blitz sie getroffen. Etwas in ihren Augen und ihrer Haltung veränderte sich unmittelbar. Ein helles Lachen drang aus ihrer Kehle und sie nahm mein Kinn in ihre Hände. Die Berührung war unerwartet sanft.
»Mein Lieber, deine Leidenschaft für die Neunziger ist entzückend.« Ihre Lippen näherten sich meiner Stirn und sie gab mir einen zarten Kuss. Die Schatten verflogen und gütige Augen raubten mir den Atem, bevor sich Schwärze in sie legte. Eine transparente Erscheinung lag über den Zügen der Hexe.
Und dann realisierte ich zwei Dinge. Zum einen war die Frau keine Hexe, sondern eine Menschenfrau mit einem merkwürdig leuchtenden Muster, das in ihre Stirn eingeritzt war. Und zum anderen war der schimmernde Schatten, der sie umgab, das Äußere meiner Mutter. In Geisterform. Wie eine Aura.
Unmöglich! Sie ist tot!
Wütend fuhr sie herum und streckte ihre Hand aus. »Seine Mutter hatte keine Zeit, ihn auszubilden! Ich wurde ermordet!« Ein Blitz aus dunkler Energie traf den Werwolf und ließ ihn erzittern. Einen Augenblick später warf sie einen weiteren und der Werwolf explodierte in einer Wolke aus Blut, Gedärmen und Knochen. Die Hälfte der Innereien wirbelte in den Schatten des zweiten Werwolfs umher, der schwer keuchte.
»Du? Was? Wie? Unmöglich!«, stieß er hervor, bevor ihn ein gewaltiger Blitz aus dunkler Energie explodieren ließ.
Ich japste nach Luft. Blut und Knochenreste klebten in meinem Gesicht und den Haaren. Von all den Dingen, die ich in dieser gottlosen Welt der letzten achtundzwanzig Jahre erlebt hatte, war das mit großem Abstand das Widerlichste!
Meine Mutter
–
oder eher der von ihrem Geist kontrollierte Mensch
–
drehte sich langsam zu mir herum und wischte sich mit der Hand das Blut aus dem Gesicht. »Ich habe dich so vermisst, mein Lieber. Und ich werde dich weiterhin vermissen. Aber wir werden uns wiedersehen – wie immer.«
Bevor ich etwas fragen konnte, mal abgesehen von der Tatsache, dass meine Zunge keine Befehle von meinem völlig verwirrten Gehirn erhielt,
küsste sie erneut meine Stirn.
»Ich bin stolz auf dich, Grayson, und ich liebe dich! Eine lange Reise liegt vor dir und am Ende entscheidet sich, wer lebt und wer vergeht. Es ist Zeit, zu sterben.« Mit diesen Worten brach sie mir das Genick, bevor sie auch den geliehenen Körper der Menschenfrau tötete.
»Verdammte Scheiße!«
Moment! Wieso konnte ich weiterhin schreien? Und wieso stand ich neben meiner Leiche?
Rocky polterte in den Raum und bellte aus voller Kehle. Seine Augen flogen umher, bis er meinen leblosen Körper entdeckte. Er stürmte zu mir und ließ sich winselnd neben meiner toten Hülle nieder. Die Trauer in seinen Augen brach mir das Herz. Hatte ich überhaupt noch ein Herz?
»Was zur Hölle geht hier vor?«
Keine Antwort. Wäre ja zu leicht gewesen. Meine Mutter war ebenso verschwunden wie das Leben aus mir.
»Ich bin ein verfluchter Geist. Scheiße!«, entfuhr mir die Erkenntnis mit einem Lachen. In Anbetracht der Tatsache, dass Mensch zu sein in dieser Welt das beschissenste Los war, das man ziehen konnte, machte sich, zu meinem Erstaunen, Freude über meinen Tod in mir breit. Die Gewissheit, ein Geist zu sein, versetzte das innere Kind in mir in Euphorie. Vermutlich war es das Adrenalin und der Schock, aber nichtsdestotrotz erschienen zig Ideen vor meinem inneren Auge, wie ich all jenen als Poltergeist auf die Nerven gehen konnte, die ich zu Lebzeiten gehasst hatte. Offensichtlich drehte ich völlig durch, aber ich kicherte wie von Sinnen.
»Nein, definitiv nein. Ist das euer Ernst? Nein, so was von nein, nein, nein! Nicht heute! Zehn Jahre zu spät und dann gerade heute, wo ich einen vollen Terminplan habe?«, sagte eine tiefe Stimme hinter mir.
Ich fuhr herum und schaute in die Augen des Todes.
Kreischend, als hätte mir jemand die 90s-Forever-Unterhose bis zu den Achseln gezogen
–
jeder ausgewachsene Eunuch wäre neidisch auf die Tonhöhe gewesen
–
sprang ich rückwärts. Mit zitternder Hand zeigte ich auf den Kuttenmann, dessen Gesicht aus einem Totenschädel mit glühenden Augen bestand.
»Du … du … Tod. Bist … du … Tod?«, stammelte ich wortgewandt vor mich hin.
Das Skelett schaute an sich hinab, führte eine Hand vor sein Gesicht, betrachte sie und seufzte theatralisch. »Wirklich? Du stellst dir den Tod wie ein Skelett in einer Kutte vor? Wie alt bist du? Zwölf?« Er schüttelte den Kopf und schnipste mit dem Finger. Einen Augenblick später stand ein alter Mann in einem dunkelgrünen Anzug und roter Krawatte vor mir.
Color Blocking, immerhin hat er Stil!
Sein grauer Bart war perfekt geschnittenen und glänzte, vermutlich
benutzte er Bartöl. Die fast weißen Haare waren nahtlos nach hinten gegelt und eine stylishe Brille saß ihm auf der Nase.
Der Tod ist ein verdammter Hipster, fantastisch!
Er rollte mit den Augen, schnipste erneut mit den Fingern und eine lange Pergamentrolle erschien in seiner linken Hand. In seiner rechten hielt er eine Feder.
»Name?«, fragte er genervt und beäugte mich über den Rand der Brille.
»Ich? Du! Tod. Hipster! Was … hier los? Ich?«
»Möchtest du vielleicht ein Glas warme Milch, um dich zu beruhigen?«, fragte er und lächelte mir zu. Ich nickte träge. Sein Lächeln verschwand und er rollte mit den Augen. »Ich bin doch kein beschissener Imbiss. Reiß dich gefälligst zusammen und nenn mir deinen Namen, Grayson!«
»Du … Also … Du kennst meinen Namen scheinbar schon!?«
»Natürlich kenne ich deinen Namen! Ich bin der gottverdammte Tod von Chicago. Aber ich möchte, dass du ihn mir nennst. Wir müssen immerhin protokollieren, wie weit dein Geist beschädigt ist.« Er hob eine Augenbraue. »Offenbar bist du ein Fall für die Entsorgungseinheit, wenn dein Stammeln so weiter geht.«
»Grayson«, sagte ich und schluckte schwer. Was zur Hölle ging hier vor? Vielleicht war ich bewusstlos und das war nur ein Traum? Ja, so musste es sein. Nur ich konnte so einen Mist träumen.
»Nachname?«
»Huff.«
»So wie das englische Wort für …«
»Spar es dir. Hahaha, den Witz habe ich noch nie gehört. Du bist echt lustig, alter Mann!« Wenn es eine Sache gab, die mich in einer solchen Situation wieder voll zu Sinnen kommen ließ, dann waren es dumme Witze über meinen Nachnamen. Und so ich ganz ehrlich war, war die Lage, in der ich da steckte, vermutlich nicht einmal die absurdeste meines Lebens.
»Ein sehr passender Nachname, wie ich sehe. Huff, so wie verärgert oder schmollend. Ist das nicht Ironie des Schicksals?« Der Bastard hatte ohne Witz die Nerven mich anzugrinsen.
»Fantastisch, ich kenne echt niemanden, der so einen Mist träumt wie ich«, sagte ich und ehrte meinen Nachnamen in vollen Zügen.
»Du träumst nicht. Du bist tot. Sollte keine allzu große Überraschung sein. Zumindest nicht, wenn du bedenkst, dass der Geist deiner Mutter vor wenigen Minuten die Frau übernahm, die dich entführt und dir das Genick gebrochen hat.« Der Tod von Chicago
–
oder das Arschloch mit zu viel Gel im Haar
–
wie ich ihn liebevoll taufte
–
beäugte mich von oben bis unten. Dann kritzelte er etwas auf die Pergamentrolle und brummte: »Das vorzeitige Ableben hat scheinbar Auswirkungen auf seine Intelligenz gehabt. Weitere Beobachtungen erforderlich und gegebenenfalls sind
Nachjustierungen des IQs nötig.«
Mit vorgeschobener Unterlippe ließ ich ein abfälliges Schnaufen durch meine Nase entweichen. Beeinträchtigte Intelligenz? Dem waren vermutlich seine dummen Bartöle zu Kopf gestiegen.
»Alter?«
»Jünger als du.«
»Ist nicht schwer, ich bin seit dem Anbeginn der Zeit hier. Also?«
»Also was?«
»Dein Alter?« Er schüttelte den Kopf und schrieb erneut,
während er sprach: »Nachjustierung der Intelligenz definitiv von Nöten!«
»28 und mein IQ liegt bei 130.« Ich kniff die Augen zusammen.
»Mit einem Komma hinter der 3? Das ist 13,0, mein lieber Grayson, und das bedeutet, du bist dümmer als ein gammeliger Toast.«
Wild schnappte ich nach Luft. Der Typ hatte Nerven. Und was sagte es über mich aus, wenn ich in meiner Ohnmacht träumte, dass der Tod mich beleidigte?
»Ich enttäusche dich ungern, aber du träumst nicht. Das sagte ich bereits. Du bist wahrlich tot. Na ja, mehr oder weniger jedenfalls.«
»Was soll das jetzt wieder bedeuten?«
»Kurze oder lange Erklärung? Wobei ich befürchte, dass du die lange Version bei deiner beschädigten Intelligenz nicht verstehen wirst.«
»Verdammte Scheiße, meine Intelligenz ist nicht beschädigt. Man stirbt schließlich nicht alle Tage!«
»Vorsichtig, junger Mann, zügle deine Sprache. Wir Tode von Amerika sind schon genervt genug, dass du so lange gebraucht hast mit dem Sterben.«
»Lange?« Ich lachte schallend auf. »Ich bin 28 und du sprichst von lange?«
»Wir haben vor zehn Jahren mit dir gerechnet!«
Mit aufgerissenen Augen starrte ich den Tod von Chicago an. Vermutlich hing mir die Kinnlade auf Höhe meiner Eier, auf die mir jene Nervensäge gehörig ging.
»Was? Wieso?«
»Weil es seit Ewigkeiten deine Bestimmung ist, mit 18 Jahren zu sterben, deinen Dienst abzuleisten und danach im Kreislauf wiedergeboren zu werden.« Er seufzte geräuschvoll, schaute auf die Uhr
–
ja, auf seine verfluchte Rolex; wozu brauchte der Tod eine Rolex?
–
und zuckte dann mit den Schultern. »Weißt du was? Kürzen wir es doch ab, ich habe noch genug zu tun. Vor fünf Minuten ist ein Zug entgleist und ich muss die Seelen in das Nachleben überführen, bevor sie Chicago als verärgerte Geister terrorisieren. Beim letzten Mal brauchte ich Wochen, um die Poltergeister einzufangen, nachdem ich zu spät bei dem Unglücksort erschienen bin.
Einer der Geister übergab sich ununterbrochen, war kein schöner Anblick, und hat mir meinen Anzug ruiniert. Es ist doch ohnehin jedes Mal dasselbe mit dir und deinen Fragen, wenn du stirbst. Langsam wird es langweilig. Du schaffst das schon. Begib dich einfach zur MIA, da bekommst du Antworten.«
Bevor ich fragen konnte, was er meinte, trat er auf mich zu, legte mir eine Hand an die Stirn und um mich herum wurde es hell.