Sie konzentrierte sich auf das Geräusch, ein Laut wie von schwingendem Blech. Von sehr schnell schwingendem Blech. Die Ultraschallsonde fuhr über ihren Bauch, stoppte. Mit gerunzelter Stirn blickte die Ärztin auf den Bildschirm. Aimées eigener Blick glitt über die glatten Kacheln. Angestrengt lauschte sie dem Schwingen. Der Ton war das Einzige, woran sie sich festhalten konnte.
Ihr Unterleib zog sich jetzt schneller zusammen, krampfte. Ihr ganzer Körper presste. Sie wollte das nicht. Sie wollte, dass ihre Babys in ihr blieben. Sie durften jetzt noch nicht kommen. Ihr wurde schwarz vor Augen.
Ihr Mädchen, das sie ihr auf die Brust legten, schrie nicht. Es war sehr winzig, und seine Haut so dünn, dass es aussah, als lägen die Adern nicht unter, sondern auf der Haut. Ihr Mund stand offen, sie war schlaff wie eine Puppe.
Aimée hätte gerne einen Namen geflüstert, aber Per und sie hatten noch keinen ausgesucht. Sie hatten gedacht, sie hätten noch Zeit. Noch fast eine halbe Schwangerschaft Zeit.
»Sie können sich später noch in Ruhe verabschieden.« Die Stimme der Ärztin wollte weich klingen, aber sie war unter Druck.
Aimée schloss die Augen. Der Abschied kam nicht vor dem Begrüßen. Nein. Ein Schrei stieg in ihr auf, hing fest in ihrem Hals.
»Wir geben Ihnen jetzt einen Wehenhemmer.«
Sie spürte einen Stich in der Ellenbeuge und ein Pumpen. Sie schluckte den Schrei hinunter.
»Jetzt bekommen Sie eine Spritze mit Kortison. Damit beschleunigen wir die Lungenreife des zweiten Fötus. Damit sie gut arbeitet, falls er auch bald kommt.«
Sie wurde auf die Seite gedreht. Sie stachen ihr in den Gesäßmuskel.
»Wir verschließen jetzt Ihren Muttermund mit einer kleinen Naht. Damit der Zweite noch möglichst lange auf sich warten lässt.«
Sie hörte das blecherne, schnelle Schwingen seines Herzens und drückte ihr kleines Mädchen an sich.