7

C ooper schloss seine Zimmertür, ging ins Bad, drehte die Dusche auf und zog sich aus. Dann stellte er sich vor den Spiegel und betrachtete sich. Blaue Flecken waren am Oberkörper erblüht, wo der Mann ihn getroffen hatte, aber nicht an Stellen, die schwer zu verbergen wären. Er stellte sich unter den heißen Wasserstrahl und schrubbte den Schweiß von der Haut, der schon den ganzen Tag mit Sand und Staub verklebt war. Als er fertig war, trocknete er sich ab, zog den Bademantel des Hotels an und stopfte Anzug und Hemd in einen der Säcke für die Reinigung. Er schrieb auf die Karte, was damit gemacht werden sollte, und befestigte sie an dem Sack, den die Zimmermädchen am nächsten Morgen abholen würden.

Er stöpselte den Laptop ein, klappte ihn auf und drückte auf die Einschalttaste. Die Festplatte bootete, aber der Bildschirm war gesperrt, er brauchte ein Passwort, um fortzufahren. Er schaltete den Laptop aus, zog den Stecker und schob das Gerät unter das Bett.

Anschließend zog er ein sauberes T-Shirt und Jeans an, steckte sein Handy ein, nahm seine Jacke und fuhr mit dem Aufzug ins Erdgeschoss. In der Lobby gab es einen rund um die Uhr geöffneten Shop. Er kaufte eine Packung Zigaretten und eine Schachtel Streichhölzer und ging auf den nächsten Pagen zu.

»Wo kann man hier am besten eine rauchen?«

Der Mann deutete in den Park. »Überall da unten«, sagte dieser.

Cooper bedankte sich, ging hinaus und suchte sich ein Fleckchen, wo er einigermaßen sicher sein konnte, nicht belauscht zu werden. Es war gut möglich, dass die Ägypter die Zimmer der Delegierten verwanzt hatten, weil sie hofften, jemand könnte etwas Brauchbares ausplaudern, und er konnte nicht ausschließen, dass auch sein Zimmer betroffen war. Das Gespräch, das er jetzt zu führen hatte, würde bis in die obersten Etagen des Innenministeriums Aufsehen erregen, wenn es abgehört werden sollte.

Er setzte sich auf eine einsame Bank, nahm eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an. Dann aktivierte er sein Telefon und wählte eine Nummer, die er auswendig gelernt hatte, ohne damit zu rechnen, dass er sie jemals würde benutzen müssen.

»Global Logistics — mit wem darf ich Sie verbinden?«

»Ich habe ein Problem mit einem Kontrakt. Ich muss mit der Einsatzleitung sprechen.«

»Wen darf ich dort melden?«

»William Ambrose.«

»Bleiben Sie in der Leitung.«

Es wurde nicht um den heißen Brei geredet. Die Wortwahl war präzise, die Vermittlung wusste, was sie bedeutete, und sie wusste, dass der Code nur in einer ernsten Situation benutzt werden würde. Cooper hörte das Klicken und Piepsen und Summen, als der Anruf weitergeleitet und auf eine abhörsichere Leitung gelegt wurde.

Control klang immer gleich, ob man ihn mittags oder um Mitternacht anrief. »Sichere Verbindung bestätigt. Status, Nummer Elf?«

»Guten Abend, Sir. Status grün. Ich habe, was ich haben wollte.«

Cooper berichtete mit einfachen, präzisen Worten über die Ereignisse des Abends. Er schilderte, wie er Hedger ausfindig gemacht und was für Fotos er geschossen hatte.

»Dann bin ich verwundert, Elf. Es ist spät am Abend. Warum benutzen Sie einen Alarm?«

»Ich war auf dem Weg zu meinem Zimmer, als ich jemandem begegnete, den ich für einen saudi-arabischen Agenten halte: Omar Abdel Aziz.«

Einen Moment lang war es still. »Sind Sie sicher?«

»Ja, Sir.«

»Woher kennen Sie ihn?«

»Er hat einen Agenten umgebracht, den ich in Riad geführt habe, bevor ich zur Gruppe gekommen bin. Er hat dabei keinen Versuch unternommen, seine Identität zu verschleiern. Es gab Überwachungskameras in der Umgebung, als er ihn ausschaltete, und das war ihm egal. Er war stolz darauf. Er wollte, dass wir es wussten.«

»Das passt zu ihm«, sagte Control.

»Sie kennen ihn?«

»Ja«, sagte Control. »War er allein?«

»Er war mit zwei anderen Männern unterwegs. Es war offensichtlich, dass sie dienstlich hier sind, und ich habe entschieden, herauszufinden, was für Angelegenheiten das sind. Ich konnte eins ihrer Zimmer durchsuchen, um zu sehen, ob ich dort etwas Brauchbares finden könnte.«

»Und?«

»Ich habe einen Laptop.«

»Sie haben ihn?«

»Ja, aber das ist leider nicht alles. Es sah zunächst so aus, als würde das Zimmer eine Zeit lang unbenutzt sein, aber der Mann kam zurück, als ich noch da war. Es kam zum Kampf. Und … na ja, Sir, er ist leider tot.«

Wieder folgte eine Pause. Cooper kannte Control gut genug, um zu wissen, dass es einen Wutausbruch geben konnte, aber zu seiner Überraschung geschah nichts dergleichen. »Wie haben Sie das Zimmer hinterlassen?«

»Ich habe ihnen genug Material gegeben, zu glauben, es sei ein Selbstmord gewesen. Einer genaueren Untersuchung wird es nicht standhalten, aber es wird ihnen eine Ausrede verschaffen, wenn sie eine brauchen.«

»Und der Laptop — sind Sie hineingekommen?«

»Nein, Sir. Ich habe es versucht, aber er ist passwortgesperrt.«

»Hat jemand Sie gesehen?«

»Nein, Sir. Ich war vorsichtig.«

»Kameras?«

»Ich glaube nicht.«

»Spuren am Tatort?«

»Ein paar. Ich hatte keine Handschuhe dabei.«

Control ließ sich einen Augenblick Zeit. Cooper wusste, dass es weder sinnvoll noch gewinnbringend wäre, ihn beim Nachdenken zu unterbrechen. »Schicken Sie die OPRINT zu Hedger über die sichere Verbindung. Wenn Sie das getan haben, löschen Sie alles, was darauf hindeuten könnte, was Sie dort getan haben. Alles . Sie sind ein Risiko eingegangen, und wir müssen auf das Schlimmste gefasst sein. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man Sie verhaftet, und wenn das passiert, will ich, dass Sie absolut clean sind. Verstanden?«

»Verstanden.«

»Und man wird Sie verleugnen. Es gibt keine Unterstützung.«

»Das wusste ich von Anfang an.«

»Gut. Bleiben Sie im Hotel, bis die Konferenz zu Ende ist. Wenn Sie frühzeitig abreisen, wird das Verdacht erregen. Bleiben Sie dort und warten Sie ab. Ich werde jemanden von Gruppe zwei schicken, der sich den Computer ansieht.«

»Verstanden.«

»Seien Sie vorsichtig, Elf. Aziz ist gefährlich. Unterschätzen Sie ihn nicht.«

»Ich weiß, Sir, das werde ich nicht. Danke.«

Er bekam keine Antwort. Die Leitung war tot.