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C ooper erwachte am nächsten Morgen um neun. Er hatte nicht gut geschlafen; seine Gedanken waren immer wieder zu Aziz und dem anderen Mann, den er im Aufzug gesehen hatte, zurückgekehrt. Den Laptop und die Pistole hatte er unter dem Bett gelassen. Aber die paranoide Befürchtung, es könnte der erste Ort sein, an dem jemand suchen würde, der den Verdacht hegte, er könne beides entwendet haben, ließ ihn aufstehen und Laptop und Pistole hervorholen, um sich im Zimmer nach einem Versteck umsehen, das sicherer wäre. Er ging ins Bad, und mit einem Schraubenzieher aus dem Etui in seinem Koffer entfernte er die Abdeckung des Lüftungsventilators, der in der Wand über der Toilette eingelassen war, und schob den Computer und die Pistole in den geräumigen Hohlraum dahinter. Er verschloss die Lüftung wieder und nickte zufrieden über sein Werk. Perfekt war es nicht — in einem Hotelzimmer, über das er keine Kontrolle hatte, konnte es das auch nicht sein —, aber er war sicher, dass es wenigstens für den Augenblick genügen würde.

Er ging hinaus in den Korridor, zog eine Visitenkarte aus der Tasche, die er am Tag zuvor von einem der Delegierten bekommen hatte, riss sie mitten durch und faltete sie dreimal, bis er daraus einen kleinen Keil geformt hatte. Den schob er unter die Tür, sodass er sehen würde, ob jemand in seiner Abwesenheit das Zimmer betreten hatte.

Er fuhr zum Frühstück hinunter und setzte sich an einen leeren Tisch im hinteren Teil des Restaurants, wo er das Kommen und Gehen in der Lobby beobachten konnte. Er fragte sich, ob er die Saudis noch einmal sehen würde, aber während er eine Schale ful medames verzehrte, einen Eintopf aus Fava-Bohnen und Kichererbsen, gewürzt mit pfeffrigem Olivenöl und dekoriert mit frischem Gemüse und Kräutern, war von ihnen nichts zu entdecken.

Er trank eine zweite Tasse bitteren schwarzen Kaffee und fuhr wieder hinauf auf sein Zimmer. Vor der Tür blieb er wie angewurzelt stehen: Die Visitenkarte war weg. Er sah auf die Uhr. Die Zimmermädchen begannen ihre Runde normalerweise nicht vor zehn. Er zog seine Schlüsselkarte aus der Tasche und zögerte kurz, bevor er sie vor den Scanner hielt. Er war nicht bewaffnet. Jetzt bereute er, dass er nicht daran gedacht hatte, die Pistole mitzunehmen. Wenn er jetzt in eine gefährliche Situation geraten sollte, würde er seinen Verstand oder seine Fäuste benutzen müssen, um sie zu entschärfen.

Das Schloss summte, und er stieß die Tür auf. Er wartete auf der Schwelle und warf einen Blick ins Zimmer. Der Fernseher stand ihm gegenüber in der Ecke, und der Bildschirm war in einem solchen Winkel gedreht, dass er eine matte Spiegelung sehen konnte: Jemand saß auf der Bettkante. Es war unmöglich, weiter ins Zimmer hineinzugehen, ohne dass derjenige, der ihn dort erwartete, ihn hörte — schon, dass die Tür sich geöffnet hatte, konnte ihm nicht entgangen sein. Cooper ballte die Fäuste, atmete tief durch, um sich zu fassen, und trat ein.

Als er an der Badezimmertür vorbeikam, warf er einen Blick in den Spiegel und beobachtete, wie die Gestalt — es war ein Mann, ohne Zweifel — vom Bett aufstand. Er kam ins Zimmer und sah ihn: männlich, mit drahtigem, rotblondem Haar und heller Haut, von unauffälliger Gestalt, Anfang dreißig.

»Hallo«, sagte Cooper.

Der Mann machte ein verlegenes Gesicht. »Hi.«

Cooper war verärgert. Wer immer das war, ein Profi war er nicht. Wenn das Zimmer verwanzt sein sollte , würden sie erklären müssen, wie er in das verschlossene Zimmer gelangt war, während Cooper unten war.

Cooper reagierte schnell. »Ich habe dich vermisst.«

Der Mann zögerte. Dann sah er, wie Cooper nickte, und begriff, dass er mitspielen musste. »Ich dich auch.«

»Dann hast du den Schlüssel bekommen, ja?«

»Von der Rezeption — danke.«

»Ein Treffen hier oben ist einfacher. Wir müssen vorsichtig sein — du darfst nicht in der Öffentlichkeit erscheinen.«

Wer immer der Mann war, er schien zu verstehen, was Cooper sagte, und spielte mit. »Ich weiß. Wir müssen diskret sein.«

»Wie war dein Flug?«

»Lang.«

Cooper sah, dass der Mann zumindest in diesem Punkt die Wahrheit sagte. Seine Augen waren rot, seine Haut fahl. Er hätte vorgeschlagen, er solle ein bisschen schlafen, aber wenn dieser Mann der war, für den er ihn hielt, hatte er dringend zu arbeiten.

»Wollen wir einen Spaziergang machen?«, schlug er vor. »Ich zeige dir die Stadt.«

»Das fände ich schön. Wo willst du hin?«

»Die Altstadt von Kairo ist ein guter Anfang. Die Kirchen und Moscheen sind unglaublich. Ich könnte mir einen kleinen Rundgang für uns ausdenken, und unterwegs können wir uns unterhalten.«

»Perfekt.«

»Warte einen Moment. Ich müsste noch kurz ins Bad.«

Cooper ging ins Badezimmer, betätigte die Toilettenspülung, um ein bisschen Hintergrundgeräusch zu produzieren, zog den Schraubenzieher heraus und nahm die Verkleidung vor dem Lüfter ab. Dann nahm er den Computer heraus und ließ die Pistole, wo sie war. Anschließend schraubte er die Abdeckung wieder fest und kehrte zurück ins Zimmer. Der Mann beäugte den Computer. Cooper steckte ihn in seine Schultertasche und deutete zur Tür.

»Gehen wir?«