A ischa Hasan al-Jabir schaute aus dem Fenster in eine veränderte Welt. Das Wohnbauprojekt hatte hübsch ordentlich ausgesehen, als sie zu Bett ging, mit einer frisch asphaltierten Straße, wo reihenweise teure Autos — BMWs, Porsches, Audis und dergleichen — in den Einfahrten der fertigen Häuser standen. Es hatte ausgesehen wie das, was es war: eine hochpreisige Wohngegend für die Elite der Kairoer Society. Aber jetzt bot sich ein anderes Bild. Sand bedeckte alles, glättete die Konturen der Autos, färbte sattgrüne Rasenflächen rot und orange und bildete flache Wehen auf den Fenstersimsen. Die Sichtweite war stark verringert, und wo sie am vergangenen Abend noch durch den Garten die Pyramiden hatte sehen können, erkannte sie jetzt nur noch das nierenförmige Schwimmbecken.
Sie wandte sich vom Fenster ab und rief Latimah. »Hast du das gesehen?«
»Sie haben gesagt, es wird schlimm«, antwortete ihre Freundin.
»Man sieht gerade bis zur anderen Straßenseite. Das ist verrückt. Glaubst du, die Konferenz findet trotzdem weiter statt?«
»Ja. Ich habe gerade angerufen. Die Delegierten wohnen an der Corniche, die meisten im InterContinental. Das ist keine große Sache für sie.«
Das war eine gute Nachricht. Aischa hatte sechs Monate an dem neuen Film gearbeitet, und sie und ihr Team hatten zahllose Überstunden eingelegt, um heute zur Premiere fertig zu sein. Sie wusste, die Wirkung würde explosiv sein, aber das war es, was sie wollte. Sie hatte so viel emotionale Energie hineingesteckt, den Film erstmals zu zeigen, dass sie wusste, es wäre sehr schmerzhaft geworden, wenn die Premiere hätte verschoben werden müssen. Zumindest dazu würde es jetzt nicht kommen.
Sie hatten geplant, das Land kurz darauf zu verlassen. Die ägyptischen Behörden waren nach außen hin mit ihren saudischen Partnern gut befreundet, aber sie hatten ihr stillschweigendes Einverständnis zu dem Plan gegeben, die Premiere hier stattfinden zu lassen. Aischa war lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass die Ägypter einen Nutzen davon haben würden, einen regionalen Rivalen in ein schlechtes Licht zu setzen, und sollte es negative Auswirkungen haben, würden sie sagen, sie hätten nicht geahnt, worum es in dem Film ging, denn Aischa habe keine Probeaufführung genehmigt.
Aischa war klar, dass sie nach der Vorführung wieder in ihr Versteck zurückkehren musste, und Latimah hatte bereits einen Plan entwickelt, wie sie danach an einen sicheren Ort gelangen konnten. Sie würden nach Taba und über die Grenze nach Israel fahren und dann weiter nach Norden zu einem Safe House in Haifa, wo sie den Presse- und PR-Verpflichtungen nachkommen würde, die mit dem Start eines neuen Films verbunden waren. Latimah hatte bereits ein Interview mit Time vereinbart und berichtet, das Interesse anderer Medien, die sie angesprochen habe, werde erwachen, wenn sie den Film sahen und begriffen, welche Wirkung er haben könne.
Sie würden eine Bombe zünden, und die Presse würde keine andere Wahl haben, als über das Trümmerfeld zu berichten.