Kapitel 21
Nach dem Essen hatte ich glücklicherweise die Avancen von Gamble abwehren können, und Aidan hatte mich heimgefahren.
Selbst als ich geduscht im Bad stand und bereits mein Nachthemd anhatte, dachte ich noch über Cole nach. Ich nahm an, mit dem, was wir bei ihm besprochen und festgelegt hatten, wäre alles klar gewesen. Aber irgendwie hatte sich das Spiel geändert, obwohl es noch gar nicht richtig begonnen hatte. Es war zu etwas anderem geworden, etwas, das mir auch ein Stück weit Angst machte. Oder gehörte genau das dazu? Dass es keine Regeln gab? Und ich nicht wusste, was als Nächstes passierte?
Meine Wohnung war nicht gerade protzig eingerichtet. Im Gegenteil. Ich mochte es lieber gemütlich, und dabei schaute ich nicht auf das Preisschild eines Möbelstückes, sondern ob es mir gefiel. Mein Grandpa hatte früher ein Antiquitätengeschäft besessen, und ich war oft nach der Schule bei ihm und meiner Grandma gewesen, weil es zu Hause häufig nicht mal etwas zu essen gab. Dabei lernte ich viel über antike Möbel und hatte ein Faible dafür entwickelt, sie aufzubereiten. Vielleicht gefiel mir deshalb Coles Schloss so gut. Es war zwar groß und protzig, aber die alten Steine erzählten weitaus mehr Geschichten als das nagelneue Appartement mit Dachterrasse, Infinity Pool, Blick auf die Skyline und Luxusausstattung.
Meine Wohnung bestand deshalb aus zusammengewürfelten Möbeln und Liebhaberstücken, die ich teilweise selbst restauriert hatte. Obwohl mir bewusst war, dass die meisten Menschen der heutigen Zeit samtbezogene Sessel oder verzierte Kommoden mit goldenen Knöpfen als altbacken bezeichnet hätten. Mir brachte allein die Arbeit mit Holz unglaublich viel Entspannung, auch wenn ich aus Zeitgründen schon lange nicht mehr an einem Stück gearbeitet hatte.
Ich wohnte hier bereits seit meinem Studium und kannte mein Zuhause in- und auswendig. Deshalb schaltete ich auf dem Weg vom Badezimmer zu meinem Schlafzimmer über den Flur nicht mal Licht an. Der Schein, der durch die geöffnete Wohnzimmertür und die Straßenlaterne vor dem Fenster in das Innere drang, reichte aus. Doch irgendetwas war diesmal anders. Die Luft flirrte förmlich vor Spannung, sodass sich meine Nackenhaare aufstellten.
Panik entflammte in meinem Inneren und rief Bilder aus meiner Vergangenheit wach, die ich tief vergraben hatte. Geschehnisse an die ich nie wieder denken und die ich vor allem nicht noch mal erleben wollte.
Kurz bevor ich auf den Lichtschalter drücken konnte, wurde ich mit Schwung herumgewirbelt und mit meiner Vorderseite gegen die Wand gepresst. Ich wollte schreien, aber eine große Hand legte sich hart auf meinen Mund. Die andere kesselte mich so ein, dass ich unmöglich entkam. Als ich versuchte, mich zu wehren, fuhren kräftige Finger zu meiner Kehle und drückten zu. Nicht schmerzhaft, doch stark genug, damit mir dieser Griff unmissverständlich sagen konnte, dass ich mich tunlichst ruhig verhalten sollte. Mein Atem ging so schnell, dass aufblitzende Sterne vor meinen Augen auftauchten.
»Du hast gefälligst meine Fragen zu beantworten«, knurrte Cole, und ich war gleichzeitig beruhigt und ängstlich. Wieso tat er so etwas? Wieso drang er in meine Wohnung ein? Wollte er spielen und das war die Erfüllung meiner Fantasie oder war er in Wirklichkeit nur unfassbar wütend? Ich konnte kaum klar denken, aber es war beunruhigend, dass ich beim ersten Anzeichen auf ihn förmlich zerfloss.
Ich spürte seinen harten Körper durch den dünnen Stoff meines Nachthemdes. Seine Hand löste sich von meinem Mund, nur um sich fest in meiner Taille zu vergraben. Sein abgehackter Atem hing schwer in der Stille meiner Wohnung, und ich spürte diese enorme Spannung, die sich aufbaute wie ein drohendes Gewitter. Bald wäre es nicht mehr aufzuhalten und würde ausbrechen. Und ich konnte diesen Moment kaum noch erwarten.
»Ich dachte, ich hätte unmissverständlich klargemacht, dass es keine anderen Partner gibt.«
»Ich …«
»Still«, unterbrach er mich barsch, und ich verstummte. »Für Reden ist es zu spät, du musst nun mit den Konsequenzen leben.«
Grob riss er meine Arme nach hinten, und mir entwich ein Keuchen. Dann wickelte er irgendetwas Ledernes um meine Handgelenke und drückte mich danach wieder gegen die Wand. Durch das dämmrige Licht sah ich nur Schemen, und meine anderen Sinne waren zum Zerreißen gespannt. Was würde er als Nächstes tun? Würde er mich schlagen? Oder gar Schlimmeres? Etwas, das mir sogar gefiel?
Immer wieder kreiste in meinem Kopf das Wort Vertrauen und drängte die Panik, die aufflammte, ein Stück zurück. Das alles musste zu unserem Spiel gehören, zu meiner Fantasie, die ich ihm erzählt hatte. Oder war er wirklich wütend? Sollte ich es herausfinden und ihn extra reizen oder wäre das besser keine gute Idee? Ich wollte ihn so sehr, dass es wehtat, und doch fühlte es sich merkwürdig fremd an, so angepackt zu werden. Hart. Besitzergreifend. Als würde er niemals fragen und sich einfach das nehmen, was er begehrte. Das Kuriose dabei war, dass ich von Anfang an das Gleiche wollte. Ich wollte von ihm genommen werden.
Mit der einen Hand fixierte er mich an der Wand, mit der anderen begann er, mein Nachthemd nach oben zu schieben. »Alle an diesem Tisch waren scharf auf deinen Arsch.« Er beugte sich nach vorne und biss in meine Schulter, knapp neben dem dünnen Träger. Wieder schrie ich auf, und der pochende Schmerz vermischte sich mit der Lust, die sich in meiner Mitte aufbaute. »Aber er gehört mir, ganz allein. Dein gesamter Körper gehört mir, du gehörst mir. Sag es«, wies er mich rau an.
Meine Halsschlagader hämmerte. Ich räusperte mich. »Er gehört dir.«
»Und niemand berührt, was mir gehört.« Ein dunkles Brummen kam aus seiner Kehle, und seine Finger gruben sich tief in meinen Po, sodass ich vor Schmerz keuchte. Er packte meine gefesselten Hände und zog mich mit sich. Ruckartig beugte er mich nach unten, und ich spürte die glatte Oberfläche meines Beistelltisches im Flur an meiner Vorderseite. Meine Wange wurde fest auf die kühle Tischplatte gepresst. Er musste das geplant haben. Er musste wissen, wie es bei mir aussah, oder improvisierte er gerade?
Meine Gedanken drehten sich im Kreis, und mir fiel es schwer, mich tatsächlich zu hundert Prozent fallen zu lassen.
»Bleib liegen.« Seine Hände fuhren wieder unter den Stoff meines Nachthemdes und strichen ihn nach oben, sodass ich mit entblößtem Po vor ihm lag. Nur mein dünner Slip verdeckte mich, und ein überraschtes Keuchen entfuhr mir, als er ihn ohne Umschweife von meinen Hüften streifte. Nun lag ich völlig nackt vor ihm, und Hitze schoss mir ins Gesicht. Vielleicht war es gut, dass die Dunkelheit mich schützte. In einer anderen Situation hätte ich es gehasst, dass er sah, wie es mir unter seiner groben Behandlung ging. Dass mein Körper mich so schamlos verriet.
»Du hast dich meinen Regeln widersetzt und dich von einem anderen Mann berühren lassen. Ist das korrekt?«
»Nein! Es war nur Aidan!«, wehrte ich mich.
Ich vernahm ein neues unzufriedenes Brummen, und Cole packte erneut von hinten meine Kehle, setzte seinen Mund ganz nah an mein Ohr und überdehnte meinen Kopf ein Stück nach hinten. »Du lügst. Bist du dir sicher, dass du das willst?« Sein Gewicht drückte meinen Körper enger gegen den Tisch. Ich spürte hinter dem Anzugstoff an meinem Po seine harte Erektion, die er dicht an mich gepresst hielt. Er stand auf dieses Spiel. Genauso wie ich. »Also hat er dich nicht berührt? Deinen Rücken, deine Hand, deine Schultern? Einfache Frage, einfache Antwort.«
»Doch, hat er«, flüsterte ich.
»Na also.« Er ließ mich wieder los und streichelte mit der flachen Hand über meine linke Pohälfte. Seine Berührung war fast zärtlich, aber ich spürte seine unterdrückte Wut hinter seinen Worten und das Zittern seiner großen Hand. Das, was nun auf mich zurollte, konnte ich kaum abschätzen, trotzdem zweifelte ich immer weniger an, dass Cole mir das geben konnte, was ich brauchte.
»Du hast mich zum Narren gehalten und gedacht, du kommst einfach so davon. Ist das richtig?«
Ich wollte erneut widersprechen, aber entschied mich um. »Ja.«
Die Stille, die darauf folgte, war beängstigend. Mehr noch als seine drohenden, dunklen Worte.
»Also musst du bestraft werden«, stellte er fest, und ich schluckte hart. »Möchtest du das? Möchtest du wissen, wie es sich anfühlt, die Konsequenzen zu tragen?«
Ich presste meine Wange enger gegen den Tisch und kniff die Lider zusammen. Ich sah ohnehin nichts. Spürte nur. Mein Herzrasen. Das Pochen, zwischen meinen Schenkeln. Feuchtigkeit, die sich dort ebenfalls sammelte und schamlos die Innenseiten meiner Oberschenkel benetzte. Nein. Ich wollte nicht bestraft werden. Gleichzeitig wollte ich nichts lieber als das. Und obwohl ich mir sicher war, dass Cole meine Bestätigung überhaupt nicht brauchte, sondern nur mit mir spielte, hauchte ich ein »Ja« und Cole atmete zischend ein. In der gleichen Sekunde sauste seine Hand nieder. Kräftig. Ohne dass ich mich an seinen Schlag gewöhnen konnte, folgte ein zweiter etwas weiter in Richtung meines Oberschenkels. »Willst du mehr?« Erregung schwang in seiner rauen Stimme mit. Ich nickte.
»Ja.«
Wieder ein Schlag, der mich aufstöhnen ließ und mich gegen die Tischkante schob. Cole war ein Tier, das nun entfesselt war. Ich hatte es aus seinem Käfig freigelassen. Und was tat ich? Ich genoss, dass ich es war, die ihn seine Kontrolle kostete. Es war tatsächlich so. Ich hatte die Macht über ihn, und das spürte ich in diesem Moment genauso sehr wie er.
Ein Hieb folgte dem nächsten. Stärker und kräftiger als der vorhergehende, aber immer an einer anderen Stelle. Meine Haut stand in Flammen, meine Mitte ebenso, bis sich Tränen in meinen Augenwinkeln sammelten und ich nicht wusste, ob ich noch mehr ertragen konnte. Gleichzeitig berauschte mich der Schmerz und schob mich in Höhen, die ich nie zuvor erreicht hatte.
»Hast du genug?«, fragte er, und ich wollte Ja sagen. Andererseits befand ich mich in einem Rausch aus Ekstase, aus unbegrenzten Emotionen und völliger Lust. Außerdem wollte ich Cole diese Befriedigung, mich zu kontrollieren, schenken. Für die Zweifel, diesen Abend, unsere Verbindung, die sich von Schlag zu Schlag festigte. Es war ein verrücktes Gefühl, das mich völlig vereinnahmte.
»Nein. Ich verdiene mehr.«
Ohne zu zögern, traf seine Handfläche erneut meine Haut und ich schrie auf. Denn es war noch härter, noch intensiver als jeder seiner Hiebe zuvor. Wenn ich bisher gedacht hatte, Cole setzte seine gesamte Kraft ein, lag ich so etwas von falsch. Er hielt sich zurück.
Ich schnappte nach Luft, ballte meine gefesselten Hände zu Fäusten und versuchte mich von dem brennenden Schmerz auf meiner Kehrseite in Gedanken abzulenken. Aber es ging nicht. Ich stand in lodernden Flammen. Überall.
Sanft strich er über die Stelle und beugte sich zu mir herab. »Wieso sagst du, du möchtest es, wenn du eigentlich fertig bist?«, wisperte er, und ich spürte die heißen Tränen, die mein Gesicht benetzten und brennende Spuren auf meiner Haut hinterließen. Mit einer Hand öffnete er geschickt meine Fesseln, und ich streckte die Arme nach vorne und entspannte meine Muskeln. Ruckartig drehte er mich um und zog mich gleichzeitig hoch, sodass ich vor ihm stand. Ich spürte meine lädierte Haut, die pochte und schrie vor Schmerz. Meine Tränen waren mir in diesem intensiven Moment kein bisschen unangenehm. Es gehörte dazu. Auch, dass ich unbedingt wissen wollte, wie meine Haut nach Coles Behandlung aussah. Er hatte sich damit verewigt, und ich war fast stolz darauf, seine Male tragen zu dürfen.
Fest umfasste er mein Gesicht mit seinen Händen und sah mich an. Der Lichtschein, der von draußen sanft in meine Wohnung drang, traf seine Augen, und als ich die Wärme und die Anerkennung in seinem Blick erkannte, seufzte ich auf und stürzte mich vor Erleichterung in seine Arme. Es war mir egal, ob er die Nähe in diesem Moment nicht zulassen wollte, ich brauchte sie und er gab sie mir. Er hielt mich fest und half mir, das Erlebnis erst mal zu verarbeiten.
»Wenn ich dich frage, ob es genug ist, wirst du mich nie wieder anlügen, um mir zu gefallen? Ist das klar?«
Ich nickte. Weitere Tränen liefen meine Wangen hinab, doch ich lächelte. Weil es mir gut ging und ich mich beschützt fühlte. Verdrehte Logik, sich erst schlagen zu lassen, damit man sich danach besser fühlte. Aber das war nun mal die Verbindung, die sich zwischen uns immer weiter festigte.
Er hob mein Kinn an und fing einige Tränen mit seinem Daumen auf. »Du bist wunderschön«, sagte er leise, und diesen Moment zwischen uns würde ich nie wieder vergessen. Verbundenheit. Vertrauen. Dunkle Seelen, die sich zueinander hingezogen fühlten und sich so sahen, wie sie waren. Ohne Maske. Ohne Mauer.
Als Cole mich küsste, vergaß ich den Schmerz, ich spürte nur noch die Lust. Ich umschlang seinen Nacken und er drückte mich gegen die Wand. Mit einer Hand hob er mich hoch, aber versuchte, mich dabei an Stellen zu berühren, die unversehrt waren. Doch jedes Mal, wenn der Schmerz mich erneut durchfuhr, erinnerte er mich daran, wie losgelöst ich mich in dem Moment danach gefühlt hatte. Es war nicht schlimm. Im Gegenteil. So einen intimen Augenblick hatte ich zuvor noch mit niemand anderem geteilt.
Cole presste sich an mich. Seine Härte drückte gegen meine nackte Mitte, und er stöhnte dunkel, als er meinen Hals küsste.
»Gott, wie gut du dich anfühlst«, keuchte er heiser und ich legte den Kopf in den Nacken.
»Bitte, Cole, ich brauche dich … jetzt«, flehte ich, und während er mich mit Leichtigkeit mit einer Hand an der Wand hielt und ich meine Beine enger um ihn zusammenzog, öffnete er mit der anderen seine Hose und zog ein Kondom aus der Hosentasche. Er trug immer noch das weiße Hemd und die schwarze Weste. Gerne hätte ich ihn komplett nackt gesehen, seinen muskulösen Körper bewundert, aber das hier reichte mir für den Moment. Das Gefühl, als seine Eichel in mich eindrang und er sich mit einem Stoß ruckartig der Länge nach in mich schob. Mich dehnte. Mich ausfüllte. Mich um den Verstand brachte. Ich stöhnte in seine Küsse, krallte mich an seinen Schultern fest, während er sich bewegte und wir einen gemeinsamen Rhythmus fanden. Sein Name lag auf meinen Lippen, wie meiner auf seinen. Es war zu viel und doch nicht genug. Es war der Himmel und ein kleines Stückchen unserer Hölle.
Leidenschaft überschwappte uns wie Wellen das Meer, riss uns mit, während Cole mich mit gezielten Stößen gegen die Wand nagelte, mich auf meinen Höhepunkt zuschob und mit seinen Küssen belebte. Der Sex war so viel intensiver, als ich ihn je erlebt hatte. War das, weil wir diese Anspannung so lange aufgebaut hatten oder weil der Augenblick, in dem ich mich ihm hingegeben hatte, alle Türen geöffnet hatte? Ich hatte keine Ahnung, und es war mir in diesem Moment auch egal. Es zählte nur das, was zwischen uns stand und sich so heftig aufbaute, dass weitere Tränen meine Wangen benetzten.
Ich spürte, wie Coles Griff noch stärker wurde, sich tiefer in mein Fleisch bohrte und sich das Kribbeln auch in meinem Unterleib aufbaute.
Mir stockte der Atem, als er seinen Mund von meinem löste und mich ansah, mir mit seinem Körper weiter das gab, wonach ich mich verzehrte.
»Sieh mich an«, sagte er rau. »Fuck, Eve, sieh mich an.« Das Drängen seiner unbeherrschten Worte ließ mich erschauern und der Blick in seinen dunklen Augen gab mir den Rest. Explosionsartig endete das gigantische Gefühl in einem Höhepunkt, der mich förmlich umhaute, mich zum Schreien brachte und zum Keuchen, mir die Luft entriss, um mich wieder zu beleben. Und während er andauerte, war Cole die einzige Person, die in meiner Welt existierte. Die einzige, die zählte. Die einzige, die ich brauchte. Und wollte. Diese Augen, die jede meiner Regungen aufsaugten, als würde sich mein Anblick somit tief in seinem Gedächtnis einbrennen.
Bis auch er kam, die Lider schloss und seinen Mund keuchend an meine Halsbeuge presste, während sein Körper bebte.
Atemlos lehnten wir aneinander und brauchten einige Minuten, um gemeinsam zurückzufinden.
Cole löste sich von mir und half mir sanft hinunter. Die Haut an meinem Po spannte, und ich sog kurz zischend die Luft ein, als ich mich bewegte. Shit. Ich hatte nicht gedacht, dass es so war. Der Sex. Genau wie das Danach.
Cole verknotete das Kondom und sah mich an. »Alles okay?« Sein Blick war nicht mehr selbstgefällig oder arrogant, er war eher fürsorglich und warm.
Ich nickte. »Ja.«
»Hast du Wundschutzsalbe zu Hause?«
»Im Badezimmer. Waschbeckenunterschrank.«
Er nickte, dann schickte er mich ins Schlafzimmer vor und sagte mir, ich solle mich auf den Bauch auf mein Bett legen. Als er wiederkam, war er vollständig hergerichtet. Sein Hemd war kaum zerknittert, die Weste saß wieder perfekt. Einzig seine Haare, die ich zwischendurch gepackt hatte, wirkten wie ein ziemliches Durcheinander. Er setzte sich an den Bettrand und strich den Stoff meines Nachthemdes vorsichtig nach oben. Ich zuckte zusammen.
»Du hättest zugeben sollen, dass du genug hast. Du weißt, dass ich dir nur eine Lektion erteilen wollte?«
»Ja. Es war dumm von mir.« Erneut zischte ich, als die kühle Salbe meine Haut traf und Cole sie vorsichtig verteilte.
»Aber deinem Geschäftspartner wirst du trotzdem mitteilen, dass er dich in Zukunft nicht mehr anzufassen hat.«
Ich musste kichern. Ich konnte es überhaupt nicht verhindern. »Wie war das mit der Regel, dass dich meine privaten und geschäftlichen Angelegenheiten nichts angehen?«
»Ich kann die Regeln ändern, wenn ich will, ich habe das Spiel erfunden«, sagte er, und ich war mir nicht sicher, aber hörte ich etwa ein Grinsen aus seiner Stimme heraus? Ich drehte den Kopf zu ihm und erhaschte noch einen kurzen Blick drauf, bis es wieder verschwunden war. Gott, allein dieser Anblick brachte mich erneut komplett durcheinander und zeigte mir ein völlig anderes Bild von Cole, als ich bisher in meinem Kopf hatte.
»Dann gilt gleiches Recht für alle«, erwiderte ich. Ich wollte länger diese entspannte, lockere Atmosphäre beibehalten, nachdem sich endlich unsere riesige Anspannung gelöst hatte.
»Keine Sorge, meine Geschäftspartner sind meistens alte Säcke, keine bildschönen Frauen, wie du es bist«, sagte er und senkte die Stimme.
»Dito.«
»Nicht witzig«, knurrte er, aber ich musste trotzdem lachen. Er strich mir wieder vorsichtig mein Nachthemd über den Hintern und drückte kurz mein Bein, bevor er aufstand.
»Morgen schicke ich dir einen Schlüsseldienst vorbei, der deine Wohnung sicherer machen muss. Du bekommst die neuen Schlüssel auf die Arbeit gebracht.«
»Nicht nötig«, sagte ich, würde mich aber tatsächlich sicherer fühlen, wenn ich nicht mehr dachte, man könnte so einfach bei mir einbrechen, wie er es getan hatte. »Außerdem sollten wir eher über deine beängstigenden Stalkerfähigkeiten sprechen.«
»Schlaf gut, Eve«, antwortete er nur.
»Danke, du auch.« Und mit diesen letzten Worten verschwand er wieder genauso, wie er gekommen war. Lautlos und mit einem Mal.
Und ich versuchte, die Begegnung und diese zwei Gesichter, die er gezeigt hatte, in dieser Nacht irgendwie zu verarbeiten, ohne mich auf den Rücken zu drehen. Obwohl ich jedes Mal, wenn mich der Schmerz durchfuhr, trotzdem ein Lächeln auf den Lippen hatte.