Kapitel 32
Meine Kehle war wie ausgedörrt, als ich die Worte sprach. »Ich habe Delia mit Anfang zwanzig kennengelernt. Ich kam frisch nach New York des Studiums wegen und lernte sie an der Uni kennen. Sie studierte Medizin, doch eigentlich interessierte es sie überhaupt nicht. Sie wollte nur in die Fußstapfen ihrer Mum treten, hat aber nach zwei Semestern aufgegeben. Unsere Freundschaft blieb. Auch noch, als ich nach meinem Studium einen Job in einer der begehrtesten Anwaltskanzleien der Stadt ergatterte. G. Dale & Partner.« Ich atmete kurz durch, als mich die Erinnerungen überfluteten, und Cole wirkte, als würde er langsam verstehen. »Als blutjunge Anwältin war Gavin mein absolutes Vorbild. Er gewann jeden Fall, war er noch so schwierig. Bis ich bemerkte, dass er Menschen vertrat, die ganz und gar nicht unschuldig waren. Ich erinnere mich an einen Fall, in dem ein Vergewaltiger freikam, obwohl alle Beweise gegen ihn waren. Mein Gewissen meldete sich, und ich sprach Dale eines Tages darauf an. Er stellte mich dar, als hätte ich keine Ahnung von unserem Job und müsste noch einiges dazulernen. So naiv, wie ich war, glaubte ich ihm.«
Cole ballte die Hände zu Fäusten, und ich bemerkte, wie schwer ihm seine Zurückhaltung fiel.
»Delia hat mich des Öfteren auf der Arbeit besucht, und irgendwann fand Dale Gefallen an ihr. Du kennst sie, sie ist bildhübsch und strahlt diese lockere Leichtigkeit aus, die auf Männer unglaublich anziehend wirkt. Dale hatte einen Narren an ihr gefressen und sie umworben. Er schenkte ihr teure Dinge, nahm sie mit auf Veranstaltungen oder auf seine Yacht, und ich fand es okay. Delia sonnte sich in seiner Aufmerksamkeit, und Dale war immer noch so etwas wie ein Gott für mich. Er machte einen grandiosen Job, bis ich mitbekam, dass er Richter und Staatsanwälte bestach.« Ich schloss kurz die Augen und rang um meine Beherrschung. Wie konnte mich damals ein Mensch so derart blenden? Ich war schuld daran, wie es zu alldem gekommen war. Cole nahm meine Hand, und ich fand den Mut, weiterzusprechen. »Delia stand eines Abends völlig verstört vor meiner Tür. Dale habe versucht, sie in seinem Appartement zu vergewaltigen. Glücklicherweise bekam er unerwartet Besuch und wurde so davon abgehalten. Sie konnte abhauen und kam zu mir. Ich wollte die Polizei rufen, aber Delia hielt mich ab. Ist es nicht komisch, dass in so einer Situation oft die Frau sich selbst die Schuld gibt?« Ich lachte bitter auf. »Delia hatte mit Dale bisher nicht geschlafen, und nach einigen Wochen voller Geschenke und Aufmerksamkeiten wollte er sein sogenanntes Recht einfordern. Sie begründete seine Tat damit, dass sie ihn schließlich hingehalten hätte.«
Coles Miene war eiskalt. Er sagte kein Wort, doch ich sah ihm an, was er am liebsten mit Dale tun würde. Er dachte von sich selbst, er wäre schlecht, aber in Wirklichkeit hatte er meine Gefühle von Anfang an respektiert. Cole war nicht vergleichbar mit Typen wie Gavin Dale.
»Delia übernachtete bei mir, und am nächsten Tag auf der Arbeit sprach ich Dale darauf an. Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging in sein Büro …« Wieder rang ich nach Luft, denn ich hatte das Gefühl, dass mit einem Mal der gesamte Sauerstoff aus dem Zimmer entwichen war. »Vielleicht war das der Moment, in dem ich den Glauben an Männer komplett verloren habe.«
»Was hat er dir angetan?«, knurrte Cole, und mir stockte weiter der Atem. Es war unbeschreiblich schwer, über all das mit jemand anderem als meiner besten Freundin zu sprechen.
»Er hat mich nicht verletzt, zumindest nicht auf eine körperliche Weise. Niemals hätte er mir im Büro, in dem es alle hätten mitkriegen können, etwas angetan. Aber er hat mir gedroht, und er hat seine Warnung wahr gemacht. Er hat Leute auf Delia und mich angesetzt, die uns verfolgten, wir erhielten Drohungen und mehr, doch kein Beweis führte zu Dale, und wir hatten nichts gegen ihn in der Hand. Irgendwann, ein paar Tage später, hat er Delia aufgelauert und sie … vergewaltigt und zusammengeschlagen, bis sie ins Krankenhaus musste … Sein Gesicht war verdeckt, und es war dunkel, aber Delia ist sich sicher, dass er es war!« Ich spürte die Tränen und konnte sie nicht mehr aufhalten. »Doch danach haben die Drohbriefe und Anrufe erst aufgehört, als sich der Vater meines Partners Aidan, den ich im College kennengelernt habe, für uns einsetzte. Er hat Dale vor Gericht gezerrt, und weißt du, was passiert ist? Nichts! Er wurde einfach freigesprochen, obwohl sich Aidans Dad wirklich ins Zeug gelegt hatte! Wahrscheinlich hat er halb New York geschmiert, aber das einzig Gute war, dass er daraufhin spurlos verschwand. Wir haben nie wieder etwas von ihm gehört, trotzdem hat es lange gedauert, bis Delia wieder jemandem vertrauen oder sogar ruhig schlafen konnte. Ich bin schuld …« Wieder und wieder packten mich Schluchzer, wenn ich an das Schicksal meiner besten Freundin dachte, und ich bekam die Sätze nur noch abgehackt über die Lippen. »Ich habe sie miteinander bekannt gemacht. Hätte Dale sie gar nicht erst getroffen, hätte er nicht …« Ich konnte nicht mehr weitersprechen. Es ging nicht.
Cole zog mich an sich, und zum ersten Mal fand ich den Halt bei ihm, den ich zwar nicht gesucht aber nun doch gefunden hatte. Ich weinte erneut um Delia, um den Glauben und unsere Naivität, die wir beide vor fünf Jahren verloren hatten. Wir dachten, wir hätten die Kiste ausreichend weit weggeschoben, aber sie würde immer wieder aufbrechen. Der Keller könnte gar nicht groß genug sein, um so ein Ereignis einfach zu vergessen.
»Dale wird büßen«, wisperte Cole dunkel, und ich löste mich von ihm. Meine verwischte Wimperntusche brannte in meinen Augen. »Für deine Freundin, für dich und all die anderen.«
»Tu das nicht, halt dich am besten da raus, dann wird er schon wieder aufhören.«
»Menschen wie mein Vater und wie Dale müssen Konsequenzen erfahren, sonst hören sie niemals auf. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche.«
»Ich habe Angst, dass er Delia erneut etwas antut! Ihr ging es erst seit dem letzten Jahr wieder richtig gut, ich möchte nicht riskieren, dass Dale ihr Leben noch einmal zerstört!«
»Sie ist nicht in Gefahr, das verspreche ich dir!« Cole stand auf und zog mich mit sich. »Und jetzt pack, du bleibst zur Sicherheit bei mir.«
***
Während der Fahrt sprachen wir kein Wort. Und als wir auf den Schotterparkplatz des Schlosses fuhren, wusste ich immer noch nicht, was ich sagen sollte.
Ich wollte mich für Coles Hilfe bedanken, andererseits hatte ich Angst, dass ihm oder Delia etwas passieren würde, wenn er sich einmischte und mit Dale anlegte. Dale hatte Kontakte in alle Richtungen und war weitaus gefährlicher, als er den Anschein machte.
Aber Cole war überzeugt davon, dass er alles unter Kontrolle habe und selbst unantastbar sei. Und ganz vielleicht war er das sogar.
Glücklicherweise hatte Cole gleich jemanden geschickt, der auf Delia achtgeben sollte. Byron war wahrscheinlich doch nicht der beste Aufpasser gewesen, und ich fühlte mich besser, wenn wir ihn nicht mehr weiter mit hineinziehen mussten. Vor einer halben Stunde hatte sich einer von Coles Männern direkt auf den Weg gemacht.
Cole half mir aus dem Wagen, und ich begrüßte William mit einem kleinen Lächeln. Der alte Mann wirkte so, als hätte er schon weitaus mehr während seiner Arbeit hier gesehen, als gut für ihn war. Trotzdem blieb er, und das musste einen guten Grund haben. Eventuell den, dass Cole und Ian eben doch nicht so schlecht waren, wie sie dachten.
Cole nahm meine Reisetasche aus dem Kofferraum und führte mich durch das Haus. In diesem Moment hatte ich keinen Sinn für die Schönheit des Inneren, die Gemälde an der Wand oder die alte Einrichtung. Ich ließ mich nur von Cole die Treppe hinauf- und einen Gang entlangführen, bis wir schließlich in einem düsteren Flur vor einer breiten Tür zum Stehen kamen.
»Das ist dein Zimmer«, sagte er und öffnete den linken Flügel. Ich atmete tief ein, als mein Blick über das ausladende Himmelbett mit den geschnitzten Pfeilern, die wunderschönen Deckenmalereien, den Kronleuchter und die anderen exklusiven Einrichtungsgegenstände fiel. An einem anderen Tag, in einem anderen Moment, hätte ich mich wahnsinnig darüber gefreut, in solch einem Zimmer übernachten zu dürfen. Aber jetzt machte ich mir viel zu viele Sorgen um die beiden Menschen, die mir in meinem Leben am wichtigsten waren.
Die Balkontür stand offen, und eiskalte Luft drang ins Innere des Raumes. Cole stellte meine Reisetasche auf das Fußende des Bettes und schloss die Tür nach draußen, während ich die Arme um meinen Oberkörper schlang. Mir fiel auf, dass das Zimmer aussah, als hätte hier schon lange keiner mehr übernachtet. Weit und breit war kein anderer Koffer und Kleidung zu sehen. »Du schläfst nicht hier?«
Er kam zu mir und stellte sich vor mich. »Du wirst hier sicher sein, bis ich zurück bin. Ich muss mich nun um …« Er zögerte. Vielleicht, weil er vor mir nicht aussprechen wollte, was er wirklich mit Dale tun würde. »… Dinge kümmern.«
»Ich finde es nicht gut, dass du mein Problem alleine regelst. Ich sollte dabei sein.«
Cole hob die Hand und strich mir sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er wirkte wie zwei verschiedene Männer. Kalt und hart. Zärtlich und gefühlvoll. Ich wusste nie wirklich, wann welcher vor mir stand. Oder welchen davon ich mehr begehrte.
»Unter keinen Umständen.«
»Aber dir könnte etwas passieren.«
»Bei Dale? Mach dir keine Sorgen.«
Ich hatte Cole noch niemals mit einer Waffe gesehen, aber würde er Dale tatsächlich irgendwas antun? Irgendwie waren das Bild, das so eindeutig vor mir stand, und das, welches ich von Cole selbst erstellt hatte, völlig unterschiedlich. Hätte ich Angst vor ihm haben sollen? Und wieso hatte ich das nicht? Dabei hatte meine Menschenkenntnis doch schon einmal richtig miserabel versagt. »Wenn du etwas brauchst, kannst du William Bescheid geben oder Bethany, sie wird für dich kochen.«
»Du weißt, dass ich niemand bin, der sich nun in Ruhe hier einrichten und so tun kann, als würde da draußen vor den Toren deines verdammten Schlosses nicht gerade unsere Welt untergehen!«
Cole lächelte, und dieser Ausdruck warf mich komplett aus der Bahn. »Ich steh drauf, wenn du so herrisch bist.«
»Ich dachte, du stehst drauf, wenn ich dir ergeben bin«, sagte ich und ließ mich auf sein Spiel ein.
»Falsch. Ich mag es, dich so weit zu kriegen, dass du freiwillig vor mir auf die Knie gehst«, erwiderte er, und ich vernahm den rauen Klang in seiner Stimme. Er zog mich an sich und drückte einen sanften Kuss auf meine Lippen. Es war nur ein Hauch und nicht genug, dass ich die Sucht nach ihm jemals stillen könnte. »Du bleibst hier. Keine Diskussion.«
»Lässt du wenigstens Delia auch hierherbringen? Ich muss wissen, dass sie in Sicherheit ist!«
Cole nickte. »Das habe ich schon veranlasst.«
»Und versprichst du mir, dass du nichts tust, was dich in Schwierigkeiten bringen kann?«
Cole lachte erneut. Sein Arm, den er um meine Taille geschlungen hatte, presste mich noch ein wenig dichter an seine Vorderseite. »Ich stecke schon in Schwierigkeiten«, raunte er leise, und sein Blick flog über mein Gesicht. Als müsste er sich meine Züge ganz genau einprägen.
»Komm bitte zurück. Heil«, flüsterte ich. Wie war es passiert, dass ich mich schon nach diesem Mann sehnte, obwohl er noch vor mir stand?
»Sobald es geht«, sagte er, küsste mich noch einmal, diesmal aber so intensiv, dass ich aufstöhnte und sich meine Hände wie automatisch in seine Haare krallten. Ich wollte ihn hierbehalten, obwohl ich wusste, dass das nicht ging. Ich brauchte ihn tatsächlich, um die Sache mit Dale zu regeln. Ich allein war machtlos gegen diesen Mann. Cole hatte Kontakte, um ihn ausfindig zu machen, außerdem erkannte ich in seinen dunklen Augen die Entschlossenheit. Er würde es regeln, und ich könnte nicht behaupten, dass ich geschockt war, wenn ich an die Art und Weise dachte, wie er es tat.
Cole löste sich von meinem Mund, aber hielt mich immer noch in seinen Armen gefangen. So als würde es ihm genauso schwerfallen, mich nun allein zu lassen. »Gott, Eve …«, seufzte er. »Ich …« Er atmete tief durch. »Ich bin verdammt noch mal nicht gut mit Worten, auch wenn ich dir am liebsten jetzt gerade so viel gesagt hätte.«
»Das hört sich an wie ein Abschied.«
Er zögerte, und meine Knie wurden weich.
»Vielleicht ist es das ja«, sagte er leise, und seine großen Handflächen fuhren über meinen Rücken nach oben und legten sich um meinen Nacken. Sein Griff wurde fester, und sofort wuchs erneut dieses Verlangen in mir an, das ich in seiner Nähe immer hatte. Aber diesmal war es nicht rein. Es war vermischt mit Verzweiflung, Furcht und so vielen weiteren Gefühlen, die in meinem Inneren tobten und die ich nicht zuordnen konnte.
Ich wollte Cole nicht einfach so gehen lassen! Wer wusste, was Dale geplant hatte und ob er ahnte, dass ich Hilfe durch Cole bekam?
Ich löste mich und sank auf die Knie. Cole zog die Augenbrauen fragend zusammen und sah auf mich herab. Seine Arme hingen zu seinen Seiten hinab, und er berührte mich damit nicht. Nur mit seinem intensiven Blick. Bis tief in meine schmerzende Seele.
»Benutz mich. Kontrollier mich. Nimm mich«, wisperte ich zitternd und legte meine Hände in meinen Schoß. »Einmal noch.« Meine Stimme war nur ein Flüstern, fast zu leise, um die Worte verstehen zu können. Doch Cole hatte sie vernommen. Seine gefühlvolle und fürsorgliche Miene wechselte zu diesem dominanten Ausdruck, der mich um den Verstand brachte. Er zögerte immer noch. Wahrscheinlich weil er die Sache mit Dale lieber schnell hinter sich gebracht hätte. Aber er konnte mich nun nicht allein in diesem fremden Zimmer und diesem riesigen Schloss lassen und einfach abhauen!
Ohne dass ich wusste, was mit meiner Freundin passierte! Ohne dass ich wusste, ob er zurückkam! Und ohne dass ich noch einmal spürte, wie es sich anfühlte, unter Coles Berührungen zu erwachen. Ich brauchte dieses Gefühl der Sicherheit, das er mir durch seine Kontrolle vermittelte. Jetzt. Unbedingt.
Cole hob die Hand und strich mit dem Daumen die Linien meiner Lippen nach. Mein Verlangen spiegelte sich in seinen Augen wider. Als sich mein Mund einen Spaltbreit öffnete, schob er seinen Finger leicht nach. Ich fuhr mit meiner Zungenspitze über die raue Kuppe, und Cole stöhnte leise auf. Ich liebte dieses Geräusch. Es war männlich, fast ein Knurren und animalisch. Als würde ich ihn damit ebenfalls um den Verstand bringen.
Langsam hob ich die Hände und legte sie auf den Stoff seiner Hose. Ich öffnete den Knopf, ohne dass er sich dagegen wehrte, dann zog ich sachte seinen Reißverschluss herunter. Ich sah unter seinen schwarzen Boxershorts, wie hart er bereits für mich war, und seufzte auf. Nichts wollte ich mehr, als Cole so nahe zu sein, wie es ging.
Er keuchte, als ich seinen Schwanz aus der Hose befreite und mit meiner Zunge über die heiße Länge leckte. Die Haut war weich und glatt, und unter meiner Berührung wurde er noch ein wenig härter.
Coles Hände fuhren in meine Haare und dirigierten mich auf seine Erektion. Er nahm sich, was ich ihm freiwillig gab, und noch ein Stückchen mehr, als er sich tief in meinen Mund schob. Sein Griff verkrampfte sich, und ich bemühte mich, seinen Stößen, die immer zügelloser wurden, hinterherzukommen. Ich spürte, dass er seine Beherrschung von Mal zu Mal mehr verlor. Als ich zu ihm hochschaute, sah ich das Tier in ihm, den Hunger, die Lust. Und es gehörte alles mir.
Ruckartig entzog er sich meinem Mund und hob mich an der Taille hoch. Seine Lippen trafen auf meine und seine Zunge drang ohne Zögern ein, vollführte einen wilden Tanz mit meiner eigenen und schenkte mir das Gefühl völligen Begehrens. Er drückte mich in Richtung des Bettes. Kurz davor legte ich meine Hände an die Knopfleiste seines Hemdes, und er unterbrach unseren Kuss. Wir atmeten beide schwer, und als ich zu ihm aufsah, wusste er, was ich wollte. Ich hatte ihn bisher noch nicht komplett nackt gesehen, und ich konnte mir vorstellen, wieso, auch wenn ich es nicht wollte.
»Darf ich?«, fragte ich, und er nickte knapp. Aber ich sah ihm an, dass es ihm schwerfiel, mich das tun zu lassen, was ich vorhatte. Langsam knöpfte ich sein Hemd auf und bewunderte seine trainierte Brust. Mein Zeigefinger schob weiter den Stoff zur Seite und fuhr kratzend über seine Bauchmuskeln. Ich hatte schon vorher durch seine Kleidung gesehen, dass er viel Sport machte, aber seinen Körper nun ohne Widerstand betrachten zu können, machte mich sprachlos. Er war unfassbar schön.
Ich lehnte mich vor und küsste seine Haut, küsste mit den Lippen jeden einzelnen Zentimeter, den ich zu fassen bekam. Langsam entspannte er sich und ließ mich sein Hemd von seinen breiten Schultern streifen.
Ich schnappte nach Luft, als ich die Narben spürte, die seine Flanken überzogen. Als ich in seine Augen sah, wusste ich die Antwort. Sein Dad hatte nicht nur an seinen Armen Mal hinterlassen. Was für ein krankes Schwein musste er gewesen sein! Zum ersten Mal freute ich mich über den Tod eines anderen Menschen!
Ich zögerte nicht lange und schob ihm seine Hose und Boxershorts nach unten. Er half mir, indem er hinausstieg und sich ganz auszog. Nackt und so, wie er tatsächlich war, stand dieser faszinierende, dunkle und fürsorgliche Mann ohne Maske oder Mauer vor mir. Nichts stahl mir die Sicht auf ihn, und mir wurde erneut bewusst, dass er überhaupt nicht viele Worte brauchte, um mir zu zeigen, was er war. Wunderschön. Mein. Wie ich ihm gehören wollte.
Ich tat es ihm gleich und zog mir den Bleistiftrock und die Bluse aus, meine Unterwäsche folgte nur kurz danach.
Cole legte die Hände um mein Gesicht und rahmte es ein. Als ich einen Schritt näher auf ihn zuging, spürte ich seine heiße Erektion hart gegen meinen Bauch drücken. Und obwohl mich die Gier nach ihm schier umbrachte, war es diesmal anders. Ich brauchte seine Kontrolle und Dominanz, und trotzdem beherrschten wir beide diese Situation. Wir waren gleichgestellt. Nackt, entblößt und zeigten uns dem anderen. Die Angst, dass Cole mich tatsächlich sah, war fort, und zu keiner Zeit hatte ich ihn mehr gewollt.
Wir versanken in einem Kuss, der mich alles andere um uns herum vergessen ließ. Cole schob mich mit sanftem Druck weiter auf das Bett und folgte mir umgehend. Wir sahen uns immer noch in die Augen, als ich sein Gewicht auf meinem Körper spürte und er mich ein bisschen in die weiche Matratze drückte. Ich hatte bisher noch niemals mit einem Mann ungeschützten Sex gehabt, aber Cole wollte ich spüren. Seine Härte und seine Weichheit. Ohne Hindernisse. Haut auf Haut.
»Ich bekomme Dreimonatsspritzen und lasse mich regelmäßig untersuchen«, sagte ich leise, und Cole senkte den Blick nach unten über meinen Bauch und an die Stelle, an der seine Eichel bereits gegen meinen Eingang drückte. »Du kannst mir vertrauen, und ich vertraue dir.«
Er sah mir wieder in die Augen. »Ich habe jedes einzelne Mal verhütet.«
»Dann nimm mich«, wisperte ich, und Coles Hüften schoben sich vor. Langsam drang er in mich ein, und ich stöhnte auf, weil das Gefühl, ihn so zu spüren, mich förmlich umbrachte und gleichzeitig wiederbelebte. Ich konnte es kaum ertragen.
»Fuck«, kam über seine Lippen, gefolgt von weiteren schmutzigen Wörtern, bis er sich ganz in mir befand und stillhielt.
»Du fühlst dich unglaublich an«, sagte er, und ein schmales Lächeln trat auf seine Lippen. »Ich halte das kaum aus.«
Sanft strich ich mit den Fingerspitzen die Linien seines Gesichtes nach, und dann begann er, sich zu bewegen. Seine Stöße waren hart, präzise und vertrieben all die anderen Gedanken aus meinem Kopf. Wieder und wieder schaffte er es, mich nur ihn fühlen zu lassen. Ich genoss die Kontrolle, die sein Körper über meinen hatte. Zu spüren, wie auch Cole auf mich reagierte. Schweißperlen überzogen seinen Rücken, als ich ihn näher zu mir zog und meine Beine um seine Hüften schlang, um ihn noch tiefer in mir zu fühlen.
Seine Hand fuhr hinunter, sein Daumen legte sich auf meinen Kitzler. Er begleitete seine gleichmäßigen Stöße und nahm mich mit in Richtung eines gigantischen Höhepunktes. Immer wieder baute sich das Gefühl auf, ebbte ein bisschen ab, bis er erneut nach vorne stieß und mich noch ein Stück weiter über den Rand schob. Sein Keuchen und die Geräusche, die er ausstieß, wurden durch meine Laute unterstützt. Jeder in diesem verdammten Schloss würde meine Schreie hören, denn das, was sich anbahnte, war kaum zu ertragen. Alles in mir zog sich zusammen, und als Cole mich ansah und mich daraufhin küsste, war es um mich geschehen. Ich fühlte das Pulsieren meines Körpers, spürte meinen Orgasmus, der mich weit davontrug und Cole mitnahm. Er pumpte noch einige Male in mich und ergoss sich heiß in mir. Seine Augen wirkten verschleiert, aber sein Blick war immer noch das pure Feuer, als er mich danach ansah. Ohne Vorwarnung erwischte mich das Gefühl eines Verlustes hart, als er sich aus mir herauszog und sich neben mich legte. Aber nur so lange, bis er mich eng an sich zog.
Das erste Mal teilten wir auch ein Danach, und es fühlte sich fantastisch an. Unsere Körper waren schweißnass, und unser Atem ging immer noch hektisch. Ich war komplett ausgelaugt und trotzdem glücklich. Ein Gefühl, das ich extrem lange nicht mehr gefühlt hatte.
Ich hob den Kopf, der auf seiner Brust ruhte, und sein Blick aus dunklen Augen flog über mein Gesicht.
Worte formten sich auf meiner Zunge, aber ich konnte sie nicht aussprechen. Weil ich nicht wusste, ob das Gefühl, das mich gerade packte, echt war oder nur getrieben von diesem unglaublichen Hochgefühl unseres Sexes. Also schwieg ich und genoss seine Finger, die zarte Kreise über meinen Rücken fuhren, bis zu dem Moment, in dem er fortmusste. Um mich zu schützen.
Und das Glücksgefühl wich einer Angst, die ich kaum ertragen konnte. Ich konnte ihn nicht gehen lassen, ohne mehr über ihn zu wissen. Ohne dass er sich mir genauso anvertraute wie ich mich ihm.