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Obwohl Savannah aus Texas stammte, wo die Kinder Auto zu fahren lernten, sobald ihre Füße Gaspedal und Bremse erreichten, war sie selbst eine miserable Autofahrerin und vermutlich eine Schande für den Lone-Star-State. Nicht einmal ihre Großtante Hazel, die mit ihrem Auto den Gartenzaun ihrer Nachbarn niedergemetzelt hatte, die Katze des Gemeindepfarrers von Hailsboro ein Bein gekostet hatte und mit ihrem fahrbaren Untersatz letztendlich im Wintergarten der Jetsons gelandet war, ehe sie die Einsicht besessen hatte, ihren Führerschein abzugeben, konnte eine derart miserable Autofahrerin gewesen sein wie Savannah.
Jedenfalls schienen das die Autofahrer und auch Lastwagenfahrer zu denken, die ebenso wie Savannah auf dem State Highway zweiundzwanzig in Richtung Norden unterwegs waren.
Anders war es nicht zu erklären, dass Savannah laut hupend überholt wurde und dabei in den Genuss kam, diverse obszöne Gesten aus nächster Nähe bewundern zu dürfen. So viele Mittelfinger hatte sie noch nie zu Gesicht bekommen, dabei beschäftigte sich Savannah berufsbedingt mit Handmassagen und Nagelpflege und konnte nach einem Blick auf die Hände eines Menschen erkennen, ob er körperlich arbeitete, zu viel Zeit am Computer verbrachte, rauchte, Junkfood aß oder die Hygieneroutine eines an Krätze erkrankten Obdachlosen besaß.
Während ihrer Ausbildung zur Kosmetikerin hatte sie Hunderte Nägel gefeilt, geölt und lackiert sowie Hände massiert.
Außerdem hatte sie unzählige Männerhände enthaaren müssen, was an und für sich eine Zumutung sein konnte, denn Männer besaßen ihrer Erfahrung nach eine sehr geringe Schmerzgrenze, wenn es darum ging, Haare auf dem Handrücken mit einer Zuckerpaste entfernt zu bekommen. Manche ihrer Kunden hatten bei der Prozedur gequiekt wie die Ferkel auf der Farm ihres Großonkels Augustus, während sie kastriert wurden – also die Schweine. Nicht Savannahs Kunden.
Offen gesagt hatte sich Savannah dann und wann tatsächlich gefühlt, als würde sie Männer kastrieren, denn in einer Großstadt wie New York legten auch Männer immensen Wert auf ein gepflegtes Äußeres, was bedeutete, dass sie zur Kosmetikerin ihres Vertrauens gingen, um sich enthaaren zu lassen – überall.
Und wenn Savannah überall sagte, meinte sie auch überall .
Ja, Mittelfinger waren nicht die einzigen Körperteile, die sie in Hülle und Fülle gesehen hatte. Vermutlich hatte sie mehr Penisse und Hoden zu Gesicht bekommen als ein Urologe kurz vor seiner Rente. Und unerfreulicherweise zählte auch der Anblick, der normalerweise einem Proktologen vorbehalten war, ebenfalls zu ihrem täglichen Brot. Mit Arschlöchern kannte sie sich aus – im wortwörtlichen Sinne.
Während sie den Mietwagen durch die verschneite Landschaft von Vermont manövrierte und dem Navi folgte, das ihr den Weg in die Blockhütte wies, die sie für die kommenden Tage gemietet hatte, bemühte sie sich darum, die pöbelnden Autofahrer zu ignorieren und sich in Feiertagslaune zu bringen. Das bedeutete, dass sie nicht nur jeden Gedanken an Penisse, Hoden und Arschlöcher verdrängte, sondern dass sie auch nicht daran dachte, weshalb sie für die nächsten Tage aus New York geflüchtet war. Um nicht an die schockierende Begegnung im Wohnzimmer ihres Exfreundes denken zu müssen, obwohl sie befürchtete, dass sich jener Anblick in ihr Gehirn gebrannt hatte, schaltete sie das Radio lauter und genoss die letzten Takte von All I want for christmas is you . Sie liebte den Song und sie liebte Weihnachten. Nur das zählte momentan.
Für alle Verliebten dort draußen, die Weihnachten zu zweit verbringen und sich vor dem Kaminfeuer aneinander kuscheln, kommt jetzt ein ganz besonderer Song “, erklang die leicht schnulzige Stimme des Radiomoderators, nachdem Mariah Careys Stimme verklungen war.
Savannahs Nackenhaare stellten sich auf, als ausgerechnet Last Christmas zu hören war und George Michael zu singen begann.
Das konnte doch nicht wahr sein!
Obwohl Savannah Weihnachtslieder liebte, hätte sie auf diesen Song momentan sehr gut verzichten können, denn George Michaels Stimme erinnerte sie daran, dass es für sie in diesem Jahr kein Weihnachten geben würde, an dem sie sich mit einem Mann vor das Kaminfeuer kuscheln konnte. Sie würde auch nicht nach Texas zu ihrer Familie fliegen und die Feiertage dort verbringen, sondern sie würde allein sein.
Nur sie und Penny.
Ein kurzer Blick zurück auf die Rückbank des Mietwagens sagte ihr, dass ihre Malteserhündin friedlich in ihrer Transportbox schlief. Die zweijährige Hündin war durch nichts zu erschüttern. Penny konnte tatsächlich nichts schockieren – weder eine vierstündige Fahrt ins abgelegene Vermont noch der Anblick ihres nackten Herrchens auf seinem heiß geliebten Flokatiteppich bei einer Sexstellung namens Sphinx .
Savannah dagegen wusste bis heute nicht, was sie mehr erschüttert hatte – die Tatsache, dass Adam diesen dusseligen Teppich mit Sex entweihte, während sie nicht einmal barfuß darüber laufen durfte, oder die Erkenntnis, dass ihr angeblich heterosexueller Freund sie mit einem Mann betrog und beim Sex den passiven Part übernommen hatte.
Ganz automatisch umklammerte sie das Lenkrad fester als zuvor und biss die Zähne zusammen.
Eigentlich hatte sie sich vorgenommen, während ihres Urlaubs nicht daran zu denken, wie sie Adams Wohnung betreten hatte, um ihn nach einem harten Arbeitstag mit etwas Sushi aus seinem Lieblingsrestaurant zu überraschen, und ihn dabei erwischte, wie er mit niemand Geringerem als mit Ethan, ihrem Arbeitskollegen und Freund, Sex hatte – auf dem verdammten Flokatiteppich, während George Michael im Hintergrund I want your sex sang.
Dass Penny wie verrückt gekläfft hatte und an Adam und Ethan hochgesprungen war, um mit ihnen zu spielen, während sich die beiden splitternackt aufgerappelt und dabei versucht hatten, Entschuldigungen vorzubringen und gleichzeitig ihre Genitalien vor Pennys Krallen in Sicherheit zu bringen, hatte das Ganze nicht besser gemacht.
Wieder wurde sie laut hupend überholt, doch dieses Mal vergaß sie ihre gute Erziehung und tat etwas, was eine damenhaft erzogene Texanerin niemals tun würde. Sie zeigte dem Fahrer des Pick-ups den Mittelfinger und murmelte eine Beschimpfung, die mit H anfing und mit Urensohn aufhörte. Ihre Großmutter Tammy hätte ihr den Mund mit Seife ausgewaschen, wenn sie mitangehört hätte, wie Savannah dieses Wort von sich gab. Und das, obwohl Savannah mittlerweile dreißig Jahre alt war.
Ja, sie war dreißig, unverheiratet, kinderlos und war zu allem Überfluss gerade von ihrem festen Freund verlassen worden, weil der mit vierunddreißig Jahren seine Liebe zu Männern entdeckt hatte – auf dem Flokatiteppich, den Savannah beinahe wöchentlich gereinigt hatte, um ihn von Pennys Hundehaaren zu befreien, weil Adam wahnsinnig pingelig war, was diesen verdammten Teppich betraf.
Rückblickend hätte ihr seine Obsession, was den Teppich und seine übrigen Möbel anging, eigentlich zu denken geben sollen. Welcher heterosexuelle Mann bekam nervöse Zuckungen, sobald man vergaß, Untersetzer zu benutzen? Und welcher heterosexuelle Mann hegte und pflegte das kostbare Porzellanservice seiner verstorbenen Urgroßmutter und bekam vor Freude einen Schluckauf, wenn er ein weiteres Stück der Royal-Roses-Kollektion bei Ebay entdeckte?
Savannah hätte gleich wissen müssen, dass Adam vom anderen Ufer war, als er ihr bei ihrem zweiten Date gestanden hatte, dass er sich zusammen mit seiner Mom in Las Vegas die Show von Celine Dion angesehen hatte und seither ein riesiger Fan der kanadischen Sängerin war.
Spätestens beim Blick in seinen Badezimmerschrank, der voller Lotionen, Masken, Seren und mindestens zehn unterschiedlicher Arten von Zahnseide war, hätte ihr ein Licht aufgehen sollen. Savannah hatte nicht einmal gewusst, dass es zehn verschiedene Arten von Zahnseide gab, während Adam sie alle täglich benutzte. Dass er mehr Leidenschaft gezeigt hatte, was seine Mundhygiene betraf, und im Bett derjenige gewesen war, der ständig Kopfschmerzen vorgeschützt hatte, um nicht mit ihr schlafen zu müssen, war eigentlich der ultimative Beweis gewesen, dass Adam mit Frauen nicht viel anfangen konnte. Dummerweise hatte Savannah alle Indizien in den Wind geschossen.
Vielleicht hatte sie einfach nicht wahrhaben wollen, dass etwas mit Adam nicht stimmte, weil sie endlich einen Mann gefunden hatte, den sie nach all den Kotzbrocken und Idioten, mit denen sie zusammen gewesen war, ihrer Familie vorstellen konnte.
Er war attraktiv, im Beruf erfolgreich, höflich und besaß eine achtzig Quadratmeter große Wohnung in Manhattan, die er mit geradezu religiösem Eifer dekorierte und pflegte. Zusätzlich teilte er ihre Leidenschaft für alte Filme, liebte es, über Bauernmärkte zu schlendern, und brachte ihr regelmäßig Blumen mit. Savannah war sich sicher gewesen, dass ihre Familie in Begeisterungsstürme ausbrechen würde, wenn sie Adam mit nach Texas nehmen würde. Sie hatte sich bereits ausgemalt, wie entzückt ihre Mom über Adams gute Manieren wäre und wie begeistert ihr Dad auf die Nachricht reagieren würde, dass Adam als erfolgreicher Steuerberater mit eigenem Büro in einer großen Kanzlei in New York arbeitete, und wie neidisch ihre Schwester Georgia wäre, weil Adam im Gegensatz zu Georgias Mann Simon noch alle Haare besaß.
Während sie jetzt durch das verschneite Vermont fuhr, fragte sie sich, wie sie nur so dumm und blind hatte sein können, nicht zu sehen, was sich direkt vor ihrer Nase abspielte. Statt sich zu fragen, weshalb sich Adam mehr für Serviettenfalttechniken als für Sex interessierte, hatte sie darüber fantasiert, wann und wie er ihr einen Antrag machen würde. Gedanklich war Savannah so weit gewesen, sich vorzustellen, wie es wäre, im Januar als verlobte Frau an der Seite ihres gut aussehenden, kultivierten und smarten Zukünftigen zurück nach Texas zu fliegen.
Sie hatte ihrer Familie beweisen wollen, dass sie nicht länger das Sorgenkind der Familie war, sondern dass sie etwas aus sich gemacht hatte. Mittlerweile hatte sie nicht nur die Ausbildung zur Kosmetikerin gemeistert, sondern sie war in einem Luxus-Spa in Manhattan fest angestellt – und sie stand kurz davor, ihren Traummann zu heiraten.
Dummerweise hatte ihr Traummann mit ihr Schluss gemacht und ihr gebeichtet, dass er auf Männer stand – besser gesagt auf einen bestimmten Mann. Auf Savannahs Freund und Kollegen Ethan, den wohl homosexuellsten Homosexuellen ganz New Yorks, der nicht nur für Penny die entzückendsten Hundepullover nähte, sondern Savannah auch mit zerknirschter Miene beteuert hatte, dass Adam und er nicht absichtlich miteinander geschlafen hatten.
Nicht absichtlich?
Wie konnte jemand unabsichtlich Sex auf einem zweitausend Dollar teuren Flokatiteppich haben, während George Michael im Hintergrund etwas davon säuselte, dass man ihm in die Augen sehen solle?
Savannah hatte einmal unabsichtlich eine Packung Kaugummi mitgehen lassen, die ihr bei Target in die Tasche gefallen war. Und ein anderes Mal hatte sie unabsichtlich die Post ihres Nachbarn geöffnet, weil der Briefumschlag mit seinen Blutergebnissen in ihrem Postfach gelandet war, was dazu führte, dass sie von seiner peinlichen Pilzinfektion wusste und bei ihm deshalb niemals ein Intimwaxing vornehmen würde. Aber sie hatte noch nie unabsichtlich mit jemandem geschlafen!
Und als wäre das alles nicht schlimm oder peinlich genug gewesen, hatte Adam ihr zudem gebeichtet, dass er beim Sex mit ihr immer an Chris Hemsworth denken musste, um überhaupt in Fahrt zu kommen.
Welche Frau hörte nicht gerne, dass ihr Freund an einen muskulösen, Hammer schwingenden Schauspieler dachte, wenn er mit ihr schlief? Sie würde ganz sicher nie wieder einen Avengers-Film schauen können, ohne dabei Adam, Ethan oder den Flokatiteppich vor Augen zu haben.
Verdammt! Was sollte sie bloß ihrer Familie sagen, die bereits völlig außer sich war, dass Savannah mit einem festen Freund im Januar zur Taufe ihres Neffen kommen wollte? Mit der Wahrheit konnte sie ganz unmöglich rausrücken, schließlich hatte Savannah in den letzten drei Jahren hart daran gearbeitet, nicht länger der Versager und das Sorgenkind ihrer Eltern zu sein. Als sie nach New York gezogen war, hatte sie sich geschworen, etwas aus sich zu machen und keine Dramen mehr zu produzieren, die ihre Eltern davon überzeugten, dass sie nach der Geburt im Krankenhaus vertauscht worden war.
Seit ihrer Highschoolzeit hatte sie ständig für Chaos im Leben ihrer Familie gesorgt und ihre Eltern vermutlich das eine und auch andere Mal an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht.
Bei einem Schulausflug nach Washington, als sie fünfzehn gewesen war, hatte sie sich einen derart schlimmen Magen-Darm-Virus eingefangen, weil sie so dumm gewesen war, an einer Straßenecke einen muffelnden Burrito zu kaufen und zu essen, dass ihre Mom ins Flugzeug hatte steigen müssen, um zu ihr zu kommen, und hatte deshalb ein halbes Jahr auf ihre Zulassung als Immobilienmaklerin warten müssen.
Mit siebzehn war sie mit ihrer damaligen besten Freundin nach Dallas gefahren, um sich nach Kleidern für den Frühlingsball ihrer Schule umzusehen, und sie war mit ihrer Freundin in einen derart heftigen Streit geraten, dass die in ihr Auto gestiegen und Savannah dort gelassen hatte. Daraufhin hatte ihr Dad sie abholen müssen und insgesamt fünf Stunden in seinem Auto gesessen, anstatt sich auf einen wichtigen Gerichtstermin vorzubereiten.
Und im ersten Jahr am College hatte sie so großes Heimweh gehabt, dass ihren Eltern nichts anderes übrig geblieben war, als sie dort abzuholen und mit nach Hause zu nehmen, schließlich sprach bereits ihr Tutor davon, dass ihre Leistungen einfach nicht gut genug waren, um einen Abschluss zu bekommen.
Savannah hatte sich wie eine absolute Enttäuschung gefühlt, zumal ihre ältere Schwester Georgia die Perfektion in Person war, der einfach alles gelang, was sie anfasste. Selbst jetzt mit dreißig konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, im Schatten ihrer Schwester zu stehen, und sie nagte auf ihrer Unterlippe herum, während sie darüber nachdachte, dass Georgia schon immer sehr viel hübscher, beliebter und klüger gewesen war als sie.
Während Savannah einen mittelmäßigen Highschoolabschluss gemacht hatte, war Georgia, die vier Jahre älter war, mit einem Vollstipendium nach Wellesley gekommen. Bei ihrer Zulassungsprüfung fürs Jurastudium hatte sie ganze einhundertsiebenundsiebzig Punkte erreicht, was sie augenblicklich nach Harvard katapultiert hatte, wo sie nicht nur zu den Besten ihres Jahrgangs gehörte, sondern auch ihren Zukünftigen traf, dem sie vor wenigen Monaten einen Sohn geschenkt hatte. Georgia und ihr Mann Simon lebten in Houston, arbeiteten beide als erfolgreiche Anwälte und verdienten ein wahnsinniges Geld.
Savannah dagegen war nach ihrem Collegeabbruch wieder bei ihren Eltern eingezogen, hatte erst in der hiesigen Tankstelle an der Kasse gestanden, dann im benachbarten Somerville in einem Restaurant gekellnert, anschließend als Sekretärin im Kindergarten der Stadt gearbeitet und schließlich einen Job als Zimmermädchen im einzigen Motel der Stadt bekommen. Keiner dieser Jobs hatte ihr genügend Geld eingebracht, um sich eine eigene Wohnung zu nehmen und aus ihrem Kinderzimmer auszuziehen. Außerdem hatte ihr keiner dieser Jobs so viel Spaß gemacht, dass sie ihn bis an ihr Lebensende hätte fortführen wollen. Die Jobperspektiven waren in einem kleinen Ort wie Hailsboro nun einmal begrenzt.
Das Angebot an Männern leider auch.
Nette, gleichaltrige, hygienisch einwandfreie und nicht durch Inzest entstandene Junggesellen wuchsen in Savannahs Heimatstadt leider nicht auf Bäumen.
Sie hatte einige erfolglose Dates gehabt, war dem Wunsch ihrer Großmutter, sich mit dem Neffen ihrer Fußpflegerin zu treffen – du weißt schon, mein Schatz, der zurückhaltende Franky, der mit dem Männerbusen –, nicht nachgekommen, und schließlich war sie bei Ted Paulasky gelandet. Ted war auf der Middleschool dafür bekannt gewesen, Radkappen zu klauen, auf der Highschool waren es Autoradios oder Navigationsgeräte gewesen und als Erwachsener arbeitete er in einer Werkstatt und war geläutert. Jedenfalls hatte er es behauptet.
Zum Missfallen ihrer Eltern war Savannah bereits nach einem halben Jahr Beziehung in Teds winzige und leicht schmuddelige Wohnung gezogen. Ted war ganz süß, wenn auch nicht immer besonders aufmerksam oder redselig, schließlich war es sein Hobby, stundenlang auf der Couch zu sitzen und in voller Lautstärke Videospiele zu spielen. Das tat er am liebsten in Unterwäsche, was okay war, denn Ted war im Gegensatz zu Franky – du weißt schon, mein Schatz, der zurückhaltende Franky, der mit dem Männerbusen – sehr nett anzusehen. Und er war offenbar in den letzten Jahren ein sparsamer Mann gewesen, weil er nach ihrem Einzug einen neuen Kühlschrank, einen neuen Fernseher und eine neue Waschmaschine kaufte. Zudem überraschte er sie mit einer hübschen Halskette – einem Erbstück seiner Tante, was Savannah total niedlich fand.
Niemals zuvor hatte ihr ein Mann Schmuck geschenkt, und sie hatte sich angesichts dieser süßen Geste geärgert, dass ihre Eltern und insbesondere ihre Schwester Ted gegenüber derart misstrauisch waren.
Als Savannah jedoch mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wurde, weil die Polizei die Tür eintrat, Ted aus dem Bett zerrte und verhaftete, war auch sie ein wenig misstrauisch geworden. Und sie war ziemlich fertig mit den Nerven gewesen, immerhin war sie aufs Revier gebracht worden, wo sie mitten in der Nacht bei ihren Eltern anrufen musste, damit ihr Dad, der einzige Anwalt, den sie kannte, ihr dabei half, der Polizei glaubhaft zu versichern, dass sie nichts mit Teds Diebstählen zu tun hatte – und dass sie nicht gewusst hatte, dass die hübsche Halskette nicht etwa ein Erbstück seiner Tante war, sondern Diebesgut aus einer benachbarten Stadt.
Kurz nach dieser grauenvollen Erfahrung hatte sie sich dazu entschlossen, wegzuziehen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie hatte nicht länger die Versagerin sein wollen, die mit Mitte zwanzig noch zu Hause wohnte, keinen Job länger als ein halbes Jahr behielt und auf Vollidioten hereinfiel, die ihr das Blaue vom Himmel erzählten.
Anfangs war es nicht leicht gewesen, in New York Fuß zu fassen und überhaupt herauszufinden, was sie mit ihrem Leben anstellen wollte, aber irgendwann hatte sie die Kurve gekriegt. Als sie ihre Ausbildung beendet und einen Job gefunden hatte, war sie zum ersten Mal in ihrem Leben stolz auf sich gewesen. Dann hatte sie Adam getroffen. Die letzten Monate waren perfekt gewesen.
Zu perfekt, um wahr zu sein.
Das sah sie jetzt auch ein, immerhin war sie kurz vor Weihnachten in einem Mietwagen auf dem Weg in eine einsame Waldhütte, um dort mit ihrer Hündin zu feiern, weil sie ganz unmöglich über die Feiertage zu ihren Eltern fliegen konnte. Sie hätte erklären müssen, was sie allein in Texas wollte, schließlich hatte sie ihrer Mom noch vor einer Woche am Telefon erklärt, dass Adam und sie ein romantisches Fest allein planten und zur Taufe des kleinen Archie gemeinsam nach Hailsboro kommen würden. Zu dieser Taufe würde sie gezwungenermaßen allein kommen müssen, und sie hatte sich bereits überlegt, Adam spontan erkranken zu lassen, um eine Ausrede zu haben, weshalb er sie nicht begleitete. Wenn sie dann aber auch noch allein über Weihnachten nach Hause käme, würde ihre Familie sofort Lunte riechen.
Natürlich würde sie ihrer Familie irgendwann sagen, dass Adam nicht der Richtige gewesen war, aber das wollte sie nicht jetzt machen. Nicht jetzt, wenn sie endlich ein paar Erfolge vorzuweisen hatte.
Weil sie jedoch ganz unmöglich während der Feiertage in ihrer Wohnung bleiben wollte, hatte sie sich spontan für einen Kurzurlaub entschieden. Der Green Mountain National Forest war ungefähr zweihundert Meilen und somit weit genug weg von New York, um nicht mehr daran zu denken, wie ihre Beziehung geendet hatte.
Savannah würde vier Tage in einer abseits gelegenen Blockhütte im Wald verbringen, mit Penny spazieren gehen und ansonsten nur im Pyjama auf der Couch liegen, Filme sehen und ein bisschen Schönheitspflege betreiben. Der Kofferraum des Mietwagens war voll mit der neuesten Pflegelinie ihres Spas, und Savannah würde alle Masken, Peelings und Cremes ausprobieren, bevor sie diese ihren Kunden anbot. Anstatt von einem Mann und einer Hochzeit zu träumen, würde sie sich ab sofort auf ihre Karriere konzentrieren. Sie brauchte keinen Mann, der sie versorgte, wenn sie auf eigenen Beinen stand. Vielleicht würde sie irgendwann sogar ein eigenes Kosmetikinstitut eröffnen und dann ihr eigener Boss sein. Das klang in ihren Ohren sehr viel besser, als mit einem Mann verheiratet zu sein, der insgeheim schwul war und es mit ihrem Kollegen auf seinem hässlichen Flokatiteppich trieb!
Lächelnd wechselte sie den Radiosender und lauschte einer Debatte über den jährlichen Geschenkewahnsinn einer durchschnittlichen amerikanischen Kleinfamilie, während sie dem Navigationsgerät folgte und nach fünf weiteren Meilen rechts abbog, um den Highway zu verlassen.
Um sie herum war nichts als Wälder und Schnee. Je tiefer sie in den Green Mountain National Forest fuhr, desto weniger Autos und Lastwagen kreuzten ihren Weg, aber genau das hatte Savannah gesucht – ein paar Tage absolute Ruhe ohne störende Nachbarn und ohne nervige Anrufe oder Besuche. Sie konnte froh sein, dass sie auf die Schnelle das gemütliche, abgeschiedene Blockhaus gefunden hatte, das als Ferienhaus auf einer Internetseite angeboten worden war.
Und abgeschieden war es tatsächlich.
Als Savannah nach insgesamt fünf Stunden Fahrt endlich über den verschneiten Waldweg fuhr, der zu der versteckten Hütte führte, die sie für die kommenden Tage gemietet hatte, musste sie unweigerlich an diverse Horrorfilme denken, für die das Blockhaus als Drehort hätte herhalten können. Völlig einsam und abgelegen stand es mitten in einem dichten Wald, war aus massiven Holzstämmen gebaut, besaß eine robuste Veranda sowie einen steinernen Kamin an der linken Außenseite der Hütte und wirkte charmant, wenn man davon absah, dass sich vermutlich jeder Bombenleger die Finger nach diesem Blockhaus geleckt hätte, um hier einen Anschlag vorzubereiten.
Obwohl ihr Mietwagen Winterreifen hatte, schlitterte sie mit dem Toyota über die verschneite Einfahrt, rutschte seitlich weg und verpasste die Veranda haarscharf, bevor sie beinahe im Dickicht landete. Penny, die aus ihrem Schlaf erwacht war, bellte aufgeregt, während Savannah mit klopfendem Herzen und zitternden Händen überlegte, was sie tun sollte, nachdem sie mit dem Mietwagen beinahe ihre Unterkunft gerammt hätte.
„Sch, Baby“, erklärte sie ihrer Hündin, die noch immer ekstatisch bellte und nicht verstand, dass sie und ihr Frauchen nur ganz knapp einem Zusammenstoß mit ihrem Ferienhaus entgangen waren. „Mommie kriegt das schon hin, Schätzchen. Warte ein Minütchen“, flötete sie und überlegte, ob sie das Auto nicht einfach an Ort und Stelle stehen lassen sollte. Obwohl sie – weiß Gott – keine gute Fahrerin war, ahnte sie jedoch, dass es vermutlich nicht besonders klug wäre, das Auto auf der schrägen Anhöhe, auf der es gerade stand, stehen zu lassen. Also biss sie in den sauren Apfel und legte den Rückwärtsgang ein.
Leider schien dies nicht zu helfen, da sich das Auto nicht von der Stelle bewegen wollte.
Noch während Savannah befürchtete, dass der Wagen zur Seite rutschen könnte und Penny und sie in diesem Toyota entweder zu Tode gequetscht oder erfrieren würden, schaltete sie in den Drive-Modus. Mit einem harten Ruck schoss der Wagen nach vorn.
Erschrocken schrie sie unwillkürlich auf, während das Auto blitzartig über den verschneiten Untergrund schoss, und trat auf die Bremse. Noch als Savannah befürchtete, den Mietwagen gegen einen der massiven Bäume zu rammen, drehte sich das Auto um neunzig Grad und kam plötzlich zu stehen – direkt hinter dem Haus.
Ihr Atem kam stoßweise, ihr Mund war staubtrocken und ihr Herz schlug in Rekordgeschwindigkeit, was kein Wunder war, immerhin war Savannah für ein paar Sekunden davon überzeugt gewesen, in Kürze vor ihren Schöpfer zu treten.
Penny dagegen kläffte vor Begeisterung und randalierte in ihrer Transportbox, aus der sie anscheinend so schnell wie möglich befreit werden wollte.
Mit zitternden Fingern zog Savannah die Handbremse und schaltete den Motor aus, während sie ihrem Schöpfer dankte, dass sie sich und ihren süßen Hund nicht umgebracht hatte. Was dachte sie sich auch dabei, als schlechteste Autofahrerin der Welt durch Schnee und Eis zu fahren?
Als sie ausstieg, wäre sie beinahe ausgerutscht, was vermutlich nicht nur mit dem Schnee unter ihren Schuhen zu tun hatte, sondern auch mit ihren zittrigen Knien. Eisige Kälte schlug ihr entgegen, die sie frösteln ließ.
Noch immer bellte Penny wie verrückt und wollte offensichtlich aus ihrer Transportbox befreit werden. Anscheinend hatte ihre Hündin noch nicht bemerkt, wie kalt es hier war. Auch in New York konnte es wahnsinnig kalt werden, und die jährlichen Schneestürme waren im Big Apple nicht zu unterschätzen, aber hier in der einsamen Natur kam Savannah die Kälte um einiges bedrohlicher vor als in Manhattan, wo man dem eisigen Wind rasch entkommen konnte, indem man bei Max Brenner eine heiße Schokolade trinken ging.
Savannah wickelte sich in ihren Mantel hinein, zog die Schultern hoch und bemerkte, dass ihr Atem zu kleinen Dampfschwaden wurde, sobald sie ausatmete.
Dank des Mondlichts war es hell genug, dass sie nicht nur diese Dampfschwaden sehen, sondern auch die Rückseite des Blockhauses erkennen konnte. Angesichts der Kälte und der Rutschpartie ihres Mietwagens waren Savannah kurzzeitig Zweifel an ihrem Plan gekommen, hier die nächsten Tage zu verbringen, jedoch bemerkte sie die stabile Bauweise des Hauses und sagte sich, dass sie im Inneren ganz sicher nicht erfrieren würde. Und dank der Beschreibung und der Fotos aus dem Internet wusste sie auch, dass es in der Blockhütte an Komfort nicht fehlte. Offenbar gab es sogar einen Whirlpool und eine voll ausgestattete Küche, auch wenn Savannah vor allem Fertiggerichte mitgebracht hatte, die sie in den kommenden Tagen essen würde.
Weil Penny noch immer kläffte und dabei regelrecht bedrohlich klang, befreite Savannah sie aus ihrer Transportbox und beobachtete ihre kleine Hündin, die beinahe im Schnee versank und anschließend eher skeptisch die nähere Umgebung erkundete. Mit einem schwachen Lächeln verfolgte Savannah, wie Penny mit ihrem niedlich wackelnden Schwänzchen in einem Radius von nicht mehr als fünf Metern alles beschnüffelte, die Nase in den Schnee steckte und ihr dann einen vorwurfsvollen Blick schenkte.
Dieser Blick konnte nur eines bedeuten.
Penny gehörte nämlich nicht zu den Hunden, die wahllos jeden Busch anpinkelten, unverhohlen gegen Hydranten urinierten oder ihr großes Geschäft in aller Öffentlichkeit verrichteten, sondern sie bevorzugte ein wenig Privatsphäre. Diese Marotte hatte sogar schon so weit geführt, dass Savannah in diverse Büsche des Central Parks gestolpert und dabei einen Obdachlosen beim Zähneputzen gestört hatte, als sie Pennys Hinterlassenschaften beseitigen wollte.
„Okay, ich schaue schon nicht hin“, murmelte sie ihrer Hündin zu, verdrehte die Augen und machte sich daran, das Gepäck aus dem Kofferraum zu hieven und auf die Veranda der Blockhütte zu schleppen, damit Penny sich unbeobachtet fühlen und Pipi machen konnte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie das gesamte Gepäck aus dem Auto geschafft hatte, und sie wäre das eine und auch andere Mal beinahe ausgerutscht. Vermutlich hätte sie weit weniger mitnehmen und mit leichterem Gepäck reisen sollen.
Wie in der Bestätigungsmail ihrer Mieterin beschrieben fand Savannah den Schlüssel an einem Haken hinter dem seitlichen Brennholzlager und schloss die Haustür auf.
Sobald sie den Lichtschalter gefunden hatte und die untere Etage erhellt wurde, blieb ihr der Mund offenstehen, denn die Fotos auf der Internetseite hatten nicht gelogen. Das Innere der Blockhütte war einfach wunderschön.
Der Holzfußboden, die großen Glasfronten, der steinerne haushohe Kamin und die dicken Holzbalken unter dem Dach machten einen wundervollen gemütlichen Eindruck – genauso wie die gesamte Einrichtung. Savannah sah den offenen Küchenbereich, die großen Ledersessel und die breite Couch vor dem Kamin sowie den langen Esstisch mit den dick gepolsterten Stühlen und wusste augenblicklich, dass sie sich hier heimisch fühlen würde. Für eine Person und eine Malteserhündin von gerade einmal drei Kilogramm war das Haus, das laut Beschreibung über drei Schlafzimmer im oberen Stockwerk verfügte, vermutlich ein bisschen zu groß, aber Savannah würde sich bei dem Schnäppchenpreis und diesem traumhaften Haus nicht beschweren.
Das Geräusch winziger Pfoten auf dem rustikalen Holzfußboden war zu hören, als Penny neben ihr das Haus betrat. Wie nicht anders zu erwarten, begann ihre Hündin augenblicklich, jede Ecke zu beschnüffeln, und fand offenbar den grob gemusterten Teppich am interessantesten, der bis zu der hölzernen Freitreppe führte, über die man in das obere Stockwerk kam.
Lächelnd betrachtete Savannah ihre winzige Hündin und fragte sie belustigt: „Glaubst du, dass wir es hier in den kommenden Tagen aushalten, Penny?“
Natürlich antwortete das weiße Fellknäuel nicht, aber die Begeisterungsfähigkeit, mit der sie die untere Etage erkundete, sprach für sich.
Nachdem Savannah alle Koffer und Taschen ins Haus geschafft und voller Dankbarkeit bemerkt hatte, dass jemand vor ihrer Ankunft nicht nur die Heizung angestellt hatte, sondern auch so aufmerksam gewesen war, den Kühlschrank mit einigen Lebensmitteln und Weißwein zu bestücken sowie das Bett im großen Schlafzimmer zu beziehen, schlüpfte sie in ihren Flanellpyjama. Die obere Etage hatte sie ebenfalls bereits kurz inspiziert, würde sich jedoch morgen im Tageslicht eingehend umsehen. Jetzt machte sie Penny erst einmal ein bisschen was zu essen, öffnete für sich selbst eine Flasche Wein und genehmigte sich zum Schluss eine Avocadomaske, die angeblich Wunder wirken sollte, wenn man sie über Nacht trug. Da der Stress der letzten Tage ihrer Haut nicht gutgetan hatte, brauchte Savannah alle Feuchtigkeit, die sie kriegen konnte.
Zwei Gläser Wein später verkroch sie sich in das riesige Bett und bemerkte zufrieden, wie sich Penny an ihre Füße kuschelte. Hier ließ es sich aushalten, sagte sie sich, als sie prompt einschlief.
Savannah hatte das Gefühl, gerade erst ins Bett gegangen zu sein, als sie schlaftrunken wach wurde und sich im ersten Moment orientierungslos fragte, wo sie sich befand. Es dauerte einige Sekunden, bis sie sich erinnerte, wo sie war.
Außer Pennys Schnarchen war es geradezu gespenstisch ruhig – wenn man von dem merkwürdigen Kratzen einmal absah, das von draußen kam.
Nein, es war kein Kratzen, sondern klang viel eher nach … Schritten.
Blinzelnd und mit angehaltenem Atem saß sie plötzlich aufrecht im Bett und lauschte den Geräuschen von draußen. Um sie herum war es stockfinster.
Vermutlich spielte ihre Fantasie ihr einen Streich, weil sie es nicht gewohnt war, in absoluter Ruhe zu schlafen, und weil die Vorstellung, allein in einer Blockhütte mitten im Wald zu schlafen, doch ein bisschen gruselig war. Sie war sich jedoch sicher, dass niemand …
Wieder erklang das Geräusch schwerer Schritte – so als würde jemand auf der Veranda stehen und sich den Schnee von den Schuhen klopfen. Obwohl es in ihrem Schlafzimmer kuschelig warm war, gefror ihr das Blut zu Eis und ihr Magen krampfte sich zusammen.
Einbrecher.
O Gott! Jemand versuchte, in ihr Ferienhaus einzubrechen!
Hastig griff sie nach rechts, um nach ihrem Handy zu tasten, damit sie die Polizei anrufen konnte, als ihr einfiel, dass sie das Mobiltelefon in der unteren Etage auf dem Tisch hatte liegen lassen.
Bevor sie darüber nachdenken konnte, schlüpfte sie schon aus dem Bett, in dem Penny weiterhin selig schlief, und schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinunter. Sobald sie den nervös hin und her flackernden Schein einer Taschenlampe bemerkte, der von draußen kam, verharrte sie mitten im Schritt. Erschrocken, wenn nicht sogar mit einem Anflug von Panik, hielt Savannah die Luft an. Ihre Gedanken rasten, während sie sich fragte, was sie tun sollte. Offenbar machte sich tatsächlich ein Einbrecher an der Haustür zu schaffen, um in die Hütte einzudringen und sie auszurauben. Und sie war völlig allein. Allein und unbewaffnet. Nur sie und Penny …
Penny.
Bei dem Gedanken, dass der Einbrecher ihrer süßen winzigen Hündin wehtun könnte, wusste Savannah, dass sie etwas tun musste. Sie konnte nicht zulassen, dass Penny ein Leid geschah.
Dummerweise hatte Savannah keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, was sie tun sollte, um sich und ihre Hündin gegen den Einbrecher zu verteidigen, weil die Haustür bedenklich zu wackeln begann. Wie es aussah, wollte sich der Einbrecher jetzt mit Gewalt Zutritt zur Blockhütte verschaffen.
Savannah rannte die Treppe hinunter und griff sich den erstbesten Gegenstand, der an der Garderobe neben der Eingangstür hing – einen Schuhanzieher. Der war ungefähr so lang wie ihr Unterarm, bestand aus Plastik und war vermutlich weit weniger wirkungsvoll als der Baseballschläger, der zur Abschreckung neben ihrer Wohnungstür in Manhattan stand. Savannah hatte jedoch keine Zeit mehr, sich etwas anderes zu suchen, da die Haustür geöffnet wurde und der Einbrecher schwer atmend und mit schweren Schritten die Blockhütte betrat.
Ihr Herz raste, während sie sich in Erinnerung rief, was sie irgendwann einmal in einem Selbstverteidigungskurs für Frauen gelernt hatte.
Nutzt das Überraschungsmoment .
Schreit Feuer anstatt nach Hilfe .
Ein Mann, dem in die Eier getreten wurde, kann euch nicht mehr vergewaltigen .
Mit einem Schrei warf sie sich auf ihn.